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Estés: Tiefenpsychologie für Frauen und Lebensläufe in Märchen
Das Erkennen negativer Lebenssituationen - die Befreiung vom Terror-Mann oder von Terror-Müttern. Märchenbeispiele
11.Kapitel: Hitzezeit: Eine heilsame Sexualität
von Michael Palomino (1994 / 2004)
Zusammenfassung aus: Clarissa Pinkola Estés: Die Wolfsfrau. Die Kraft der weiblichen Urinstinkte. Wilhelm Heyne Verlag, München, 1992
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11.Kapitel: Hitzezeit: Eine heilsame Sexualität
Literaturbeispiele:
-- Geschichte: Demeter (macht die ganze Erde unfruchtbar - Hades muss Persephone herausgeben)
-- Geschichte: Coyote Dick (und sein Schwanz in den Brennnesseln)
-- Wahre Geschichte: ein "amerikanischer" General in Afrika - die afrikanischen Frauen (schwarze Frauen verbergen ihre Sexualität gegenüber einem General nicht und trotzen dem Befehl des weissen Kolonial-Gouverneurs)
Die "schmutzigen" Göttinnen - die weibliche Sinnlichkeit
Die weibliche Sinnlichkeit ist gemäss Estés wie ein Geschöpf: neugierig, kontaktfreudig, lustvoll, mit einem Verhalten von fordernd/mitreissend-hingebungsvoll bis abwartend. Die Sinnlichkeit registriert Geräusche, Berührungen, Geschmäcker, Gerüche, visuelle Schönheit. Die Sinnlichkeit reagiert auch auf die ausgestrahlten Gedanken und Empfindungen anderer Lebewesen.
Sinnlichkeit ist wie eine konstante unterirdische Glut, erzeugt zyklisch grössere Hitzeaufwallungen. Folge ist die sexuelle Erregung. Die Glut ist im Zustand intensiver, sinnlicher Empfänglichkeit, die sich bei entsprechender Stimulation in Form von Sexualität entlädt. Die Glut kann aber auch andere kreative Formen annehmen.
An dieser Stelle wird nur ein Aspekt der weiblichen Sinnlichkeit besprochen, der häufig unterdrückt wird. Zu Zeiten der kultischen Verehrung von Fruchtbarkeitsgöttinnen wurde jeder Aspekt der Sexualität als heilig verehrt. Sexuelles wurde mit unschuldigem Humor ausgestattet, wurde in in Kunstgegenständen zum Ausdruck gebracht, war naturgegebener Bestandteil eines göttlichen ganzen.
Das Wort "obszön" - die falsche "Damenhaftigkeit" schränkt ein - die Befreiung
"ob" ist ein altes hebräisches Stammwort, heisst "Magier", "Zauberin" oder "Hexe".
"Obszöne" Worte sind nur zu bestimmten Zeiten oder zu bestimmten Momenten obszön, dann wieder nicht. Obszönes ist urwüchsig, oft auch komisch, wie ein heilsamer Naturbursche, der die Frau schamlos an die richtigen Stelle kitzelt.
Die von der "Zivilisation" gelehrte "Damenhaftigkeit" ist absolut falsch am Platz, wirkt wie ein Würgegriff gegen die Weiblichkeit, nimmt den Frauen die Luft zum Atmen. Frauen sollen ihre Freiheiten ilm Gefühlsbereich behalten, sollen alles fühlen können, beim Lachen, mit sinnlichem Humor, so dass der ganze Körper jeweils Erleichterung verspürt.
Geschichten berichten von den "schmutzigen Göttinnen". Diese Göttinnen sind die Verkörperung des heilsamen und daher heiligen und verehrungswürdigen sexuellen Elements in der wilden Frau. Ein spanischer Spruch sagt: "Dice entre las piernas" (deutsch: "Sie lässt die Geschlechtsorgane zwischen den Beinen sprechen").
Die griechische Göttin Baubo / Jambe
ist die Göttin der Obszönität, trägt mit dem älteren Namen "Jambe". Die Griechen übernahmen die Gottheit der Sexualität und der Fruchtbarkeit von weitaus älteren Kulturen. Der Baubo-Kult drückte sich aus in Tempeln und Malereien mit Darstellungen von Frauentorsos ohne Arme und Köpfe mit liebevoll definierten Brüsten und breit gespreizten Beinen. Der Baubo-Kult wurde wiederholt bekämpft und zerstört. er liegt unter Erdschichten und Waldseen in Europa und im Nahen Osten begraben. IN den griechischen Mythen ist ein Baubo-Fragment enthalten, in den Mythen von der Götterwelt des Olymp und in den homerischen Hymnen: Demeter.
Literaturbeispiel: Geschichte: Demeter
Demeter ist die Erdenmutter. Ihre Tochter Persephone riecht im Garten an einer Knospe. Ein Erdbeben produziert eine Kluft. Da kommt der Hades, der Gott der Unterwelt hervor, in einer schwarzen Karosse, von vier gespenstischen Pferden gezogen. Der Hades entführt die Persephone mit einem Griff in die Unterwelt, und die Kluft schliesst sich wieder. Persephone ruft, und der Ruf widerhallt im Innern der Erde. Demeter hört den Ruf und sucht Persephone. Demeter fliegt tagelang über der Erde umher, wütet, weint, klagt und fleht um Gnade für ihre Tochter. Sie verflucht alles, was auf der Erde fruchtbar ist: "Stirb, stirb, stirb!" Da werden alle Menschen unfruchtbar und haben keine Kinder mehr. Die Pflanzen werden unfruchtbar und es wächst kein Weizen mehr. Es kommen keine neuen Blüten mehr, die Knospen bleiben zu. Die Erde stirbt.
Demeter ist in totaler Wut, rauft sich die Haare, zerreisst sich das Gewand. Die Hilfe Dritter ist zwecklos. Da entschliesst sich Baubo, der Demeter zu erscheinen. Demeter ist am Brunnenrand und schreit den Namen ihrer Tochter Persephone hinein. Da erscheint ein Frauentorso ohne Arme, ohne Kopf, macht einen Bauchtanz, mit wippenden Brüsten. Die Brustwarzen sehen aus wie Augen. Demeter bleibt aber düster. Der Torso beginnt nun zu erzählen. Die Vagina und die Schamlippen übernehmen die Funktion von Mundraum und sprechenden Lippen. Die Schamlippen erzählen Witze. Demeter schmunzelt, dann bricht ein Lachen aus ihrem Bauch heraus, so dass beide lachen. Dadurch werden andere Götter herbeigelockt, auch der Hades. er lässt nach einigem Hin und Her die Persephone frei. So wird die Erde wieder fruchtbar.
Die Bauchgöttin Baubo - Frauenthemen
Baubo ist die kopflose Bauchgöttin, die auf jungsteinzeitliche Idole zurückführt. Sie ist das in Stein gemeisselte Sinnbild für alles, was in Frauengesprächen erörtert wird. Baubo repräsentiert Sensibilität und Ausdrucksweise, die von den weiblichen Geschlechtsorganen kommt: vom Uterus, von den Brustwarzen und von allen anderen Geschlechtsorganen der Frau.
Früher fanden rituelle Frauenversammlungen statt. Die Frauen weihten sich gegenseitig in die Mysterien der Femininität ein, tauschten unzensierte Wahrheiten aus, wo jeder lachen durfte und dann gestärkt nach Hause ging.
Das Problem gab es schon im Altertum: Die Männer wurden weggeschickt, wurden zum Fischen oder auf die Jagd geschickt. So entstand eine rein feminine Atmosphäre, die von Zeit zu Zeit als heilsam und befreiend empfunden wurde.
Obszönität als Therapie
Die lustvolle Obszönität ist für Frauen heilsam gegen Depression, kann dabei katapultartig wirken. Tabus werden gebrochen, Respektlosigkeit vor sexuellen Wahrheiten gezeigt, und diese Wahrheiten werden mit Albernheiten etwas harmloser ausgedrückt, als die weibliche Sexualität wirklich ist. Die Frauen lachen über sich selbst. So wird die Libido der Frau stimuliert.
Brustwarzen
werden von Frauen wie die Augen benutzt, sind psychisches Sinnesorgan, reagieren auf Angst, Zorn, Geräusche, Blicke und andere Stimulantien, "sehen" Dinge, die die Augen womöglich übersehen.
Die sprechende Vagina
ist Symbol für fundamentale Wahrheiten und Geschichten aus dem Bereich des Urschlunds, grundehrlich und unverschämt, so wie die Geschichte vom Coyote Dick.
Literaturbeispiel: Geschichte: Coyote Dick und sein Schwanz in den Brennnesseln
Ein hinterlistiger Mexikaner, Coyote Dick, trickst laufend Leute aus, schläft in der Hängematte. dem Penis von Coyote Dick ist es eines Tages zu langweilig. Er krabbelt aus der Hose, hüpft auf die Strasse, hüpft immer weiter und landet aus Versehen in Brennnesseln. Der Schwanz schreit "Hilfe!" Coyote Dick wacht auf, schreit, weil er merkt, dass sein Schwanz ihn verlassen hat, rennt auf die Strasse. Coyote Dick und sein Schwanz schreien beide, dass es über Wald und Flur schallt, bis sie sich wiederfinden. Coyote Dick hebt seinen Schwanz aus den Nesseln und setzt ihn wieder zwischen seinen Beinen an. Seitdem jucken alle Penisse. Deswegen sind die Männer heutzutage so hinter den Frauen her. Es entstand der universelle Riesenschwanz.
Wahre Geschichte: ein "amerikanischer" General in Afrika - die afrikanischen Frauen
Der General der "USA" ist in einem Land in Afrika auf Staatsbesuch. Zum Empfang soll die Bevölkerung an der Strasse stehen. Da gibt es ein Problem: Die Afrikanerinnen haben nicht mehr als Armreifen und Halsketten an, eventuell noch einen Gürtel. Der Gouverneur sagt dem Stammeshäuptling, dass er nicht so viele nackte Frauen sehen wolle. - Der Häuptling ordnet an, die Regierung solle Röcke und Blusen bereitstellen. da werden die Kleider verteilt. Nun stehen alle am Weg. Da stellen die Organisatoren fest, dass die Frauen die Röcke anhaben, die Blusen aber nicht, denn die Blusen hatten ihnen nicht gefallen. Der Gouverneur redet erneut mit dem Häuptling. Da versichert der Häuptling, alle Frauen werden ihre Brust verdecken, wenn der General auftritt. Der Gouverneur fragt: "Kann ich mich darauf verlassen?" - "Hundertprozentig." Der General kommt, und nacheinander reagieren die Frauen: Sie heben nacheinander alle ihren rock hoch, um ihr Gesicht damit zu bedecken.
Sexualität als Farbe im Leben
Die Sexualität bringt immer wieder andere Gesichtspunkte, kann so Medizin für den Geist sein.
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