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Estés: Tiefenpsychologie für Frauen und Lebensläufe in Märchen
Das Erkennen negativer Lebenssituationen - die Befreiung vom Terror-Mann oder von Terror-Müttern. Märchenbeispiele
6.Kapitel: Zum richtigen Rudel finden: Zugehörigkeit als Segen
von Michael Palomino (1994 / 2004)
Zusammenfassung aus: Clarissa Pinkola Estés: Die Wolfsfrau. Die Kraft der weiblichen Urinstinkte. Wilhelm Heyne Verlag, München, 1992
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6.Kapitel: Zum richtigen Rudel finden: Zugehörigkeit als Segen
Literaturbeispiel: Märchen: Das hässliche Entlein (und die schwierige Reintegration)
-- Problem des Ausgestossenseins
-- Problem des verhaltensauffälligen Kindes
-- Probleme der Mutter des verhaltensauffälligen Kindes.
Literaturbeispiel: Märchen: Das hässliche Entlein
Schon das Ei ist grösser als die anderen. Das Ei muss länger gebrütet werden. Die ältliche Entendame rät, das Ei erst gar nicht auszubrüten, denn es sei ein Putenei. Die Entenmutter brütet es trotzdem aus. Beim Schlüpfen ist es ein Entlein, ein grosses, unansehnliches Geschöpf, die Haut von rot-blauen Blutgefässen durchzogen, die Augen schimmern rosarot, die Füsse haben eine ungesunde, blässliche, grau-violette Farbe. Die Mutter hat Sorge und Scham, aber es ist kein Truthahn.
Reaktion der Gemeinschaft: Die Mutter wird ausgelacht, das Entlein sei eine Missgeburt. Die Mutter versucht die positiven Eigenschaften des Entleins zu betonen: die Grösse, die zukünftige Stärke. Trotzdem wird das Entlein wie ein Aussätziges behandelt, von allen Futterstellen verjagt und hat ein qualvolles Leben. Es wird immer schwächer und mutloser. Die Mutter wird auch immer schwächer und ruft aus: "Ich wünschte, du würdest einfach verschwinden." Das Entlein geht daraufhin in die Fremde, hat fast alle Federn ausgerupft, kann nicht fliegen, humpelt umher, und kommt in einer flachen Seenlandschaft an.
Zwei Ganter entdecken es, lachen es aus und werden abgeschossen. Das Entlein überlebt und sucht eine Unterkunft. Es findet eine schiefe Lehmhütte, in der eine zerlumpte Frau wohnt, mit einer struppigen Katze und einem schielenden Huhn. Die Katze fängt Mäuse und Ratten, der Huhn legt Eier. Das Entlein kommt, da freut sich die Alte auf Eier des Entleins oder auf den Entenbraten. Das Entlein bekommt einen Platz im Stall. Das Huhn und die Katze verstossen das Entlein, denn es sei zu nichts Nutze. Das Entlein wandert weiter, sieht einen Vogelschwarm in Richtung Süden ziehen, aber das Entlein muss bleiben, kann nicht fliegen
Das Entlein taucht in einem Teich ab und will mit angehaltenem Atem überwintern. Als sich Eis bildet, rettet ein Bauer das Entlein, nimmt es nach Hause, aber das Entlein benimmt sich schlecht in der Stube, provoziert Staub auf der Butter und landet im Milchtopf. Die Bauernfrau verscheucht das Entlein.
insgesamt zieht das Entlein von Schlupfloch zu Schlupfloch. Inzwischen wächst es heran. Im Frühling wird es von 3 Schwänen auf einem See entdeckt. Es gesellt sich mit Todesangst zu ihnen. Da sieht es sein Spiegelbild im Wasser, und das Entlein erkennt: Es ist ein schöner Schwan wie die anderen geworden. Die anderen putzen es sogar. Es kommt zum gemeinsamen Flug, und bei der Ankunft am Ufer rufen die Kinder aus: "Ein neuer weisser Schwan ist gekommen!"
Das Exil des unangepassten Kindes im psychologischen Gefängnis
Szene des Märchens:
Von Vornherein wird das Entlein als hässlich angesehen und wird wehrlos der Umwelt ausgeliefert, fühlt sich unerklärlicherweise verdammt, ohne dass man ihm eine Chance gibt.
Deutung:
-- bei Mädchen: Mädchen mit stark ausgeprägten Urinstinkten sind total "verkehrte" Kinder, werden wegen "Eigensinn" bestraft, eingesperrt und wie Haustiere behandelt, denn Neugier, Phantasie und gewisse Exzentrik sind den "Normalmenschen" unbequem, und so blockieren sie das Schöpferische. Das Mädchen bekommt beigebracht, dass eine selbständige Psyche verboten sei. Das Mädchen beginnt zu glauben, es sei schwach, hässlich und inakzeptabel, und es verbreitet sichHoffnungslosigkeit. Egal, was das Mädchen unternimmt, die Situation bleibt dieselbe, ändert sich nicht.
Folge für auffallende Mädchen: Die Mädchen werden zum Aussenseiter-Dasein verurteilt, denn es ist keine Entfaltung in der Gemeinschaft möglich, weil es den Normen der Gemeinschaft nicht als "typisch" entspricht. Für die Gemeinschaft darf kein Mädchen das Erwartungsgefüge sprengen, sonst wird es in das enge, psychologische Gefängnis eingesperrt, v.a. wenn Eltern gewisse Vorstellungen haben für selbst nicht erreichte Ziele ihres Lebens.
Weitere Folge für auffallende Mädchen: Das Kind muss die Intelligenz seiner Seele verleugnen lernen, um angepasst zu erscheinen, v.a. wenn das Kind ein "Engel" oder sehr "mädchenhaft" sein soll. Die Eltern verlangen gleichzeitig vom Kind, dass es die psychischen Gewalttaten der Eltern übersieht. Sie wehren sich zuerst, dann verstummen sie.
Folge: Das Kind verkapselt sich seelisch in sich selbst und wandert ins seelische Exil, oder es sucht das äussere Exil bei den typischen Randfiguren der Gesellschaft, denn es sucht immer nach einem Schlupfloch und nach Anerkennung.
[Für Buben gibt Estés keine Erklärung ab].
Die Flucht ins innere Exil
kann zu hinreichendem Selbstvertrauen führen, um die äussere Umgebung und das kulturpolitische Bewusstsein der Umwelt positiv zu beeinflussen. Dazu sind ungefähr 75% des Selbstvertrauens nötig.
Die verschiedenen Arten der Bemutterung
Die interne Mutterfigur
Jedes Kindverinnerlicht das Verhalten der Mutter, die Eigenheiten, die Grundeinstellungen. Es bildet sich eine interne Mutterfigur. Dabei kommt es zum Vermischen der internen Mutterfigur mit anderen einflussreichen Mutterfiguren aus der Umgebung.
Diese interne Mutterfigur lebt auch nach der Problemlösung mit der Mutter in einem fort. Diese interne Mutterfigur regiert weiter, auch wenn man sich allgemein weiterentwickelt hat. Jung: Das sei der Mutterkomplex, das Gesamtbild der Mutter. Diese interne Mutter wie die eigentliche Mutter ist eine wesentliche Komponente der weiblichen Psyche und muss analysiert werden, um souverän zu werden.
Die ambivalente Mutter
Die Mutter erlebt ob einem "hässlichen Entlein" eine Zerreissprobe. Wenn sie sich für das Entlein einsetzt, ist der Ruf der ganzen Familie dahin, wenn sie das Entlein verstösst, dann verstösst sie gegen ihre grundlegenden Mutterinstinkte. Si kommt in eine Zwangslage. Die Mütter um sie herum versuchen in der Folge, ihren Kindern "gesittetes" gesellschaftlich akzeptables Benehmen einzubläuen.
Dieselbe Zwangslager kommt in vielerlei Variationen vor: bei Entscheiden zu Kunstformen, bei Weltanschauungen, Religionen, politischen Überzeugungen etc. Folge ist auf alle Fälle ein seelischer und spiritueller Tod auf der einen oder auf der anderen Seite. Noch im 19.Jh. landeten Frauen mit individuellen Lebenseinstellungen und mit Widerstand gegen Normen auf dem Scheiterhaufen und wurden verbrannt.
Die Mutter im Märchen scheut die Auseinandersetzung, verzichtet auf ihre Rechte, auf ihre eigenen Gedanken, und auf das Äussern der eigenen Gedanken sowieso.
Der Wachstumsweg der ambivalenten Mutter wäre gemäss Estés, männlich-aggressive Qualitäten zu entwickeln, die die Gesellschaft aber unter Strafe verbietet: Vehemenz, Standhaftigkeit, durchtriebene Bissigkeit, Furchtlosigkeit, beherztes Eingreifen, wohlfundierte "Heldentaten". Dies ist das beste Gegenmittel bei lähmender Ambivalenz.
Das Einfügen in eine Kultur, die nicht zu einem passt, ist grausam. Der eigenen Seele wird dadurch unheimlichen Schaden zugefügt. Eine solche Normkultur ist grausam, ist eine Kulturkrankheit. Solche Kulturkrankheiten existieren z.B. in den "USA" mit der Indianerausrottung, mit Sklavenhandel, und in aller Welt werden die Söhne meist noch zum Militär gezwungen, und die Partnerwahl ist in der Mehrheit der Kulturen noch unfrei statt frei.
Die gebrochene Mutter: Die Ambivalenz setzt sich durch
Die Gemeinde greift die Mutter so lange wegen des "hässlichen Entleins" an, bis sie zusammenbricht. Als Folge verliert das Entlein bzw. das fremdartige Kind seinen einzigen Verbündeten im Leben. Das "Entlein" flüchtet und wird dadurch nicht nur "hässlich", sondern auch noch fremd in der neuen Flucht-Gesellschaft. Die Mutter hat ihre Rolle als "Bemutternde" verloren und es kommt zum Nervenzusammenbruch. Das Gefüge der Familie ist zerstört, und das Gefüge der Instinkte sind zerstört. Die Ambivalenz des geringsten Widerstandes setzt sich durch.
Alleinerziehende Mütter
sind noch heute meist zur Randexistenz gezwungen, leben im kulturellen Exil, sind Bürger zweiter und dritter Klasse und müssen manche Demütigungen aushalten.
Der Vater der "Entchen" ist nicht da, sondern vor dem "hässlichen Entchen" geflüchtet
Im Märchen kommt der Vater nirgends vor. Wo ist er denn? Er ist schon lange vorher zusammengebrochen und unfähig, eine Familie mit einem ungewöhnlichen Kind zu unterstützen. Der Vater ist eine schattenhafte Randfigur. Im Notfall kann man sich kaum oder überhaupt nicht auf ihn verlassen.
Die Kinder einer gebrochenen Mutter
Die Kinder verinnerlichen die gebrochene Mutter. Das Selbstwertgefühl ist nicht intakt, sondern droht, bei Herausforderungen zusammenzubrechen, ist innerlich immer wieder eine Entscheidung zwischen leben und sterben. Das Kind fühlt sich als Frau später aussätzig.
Forderung an das Leben: das richtige Rudel suchen
denn sonst bleibt das "Entchen" Aussenseiter, der es sonst schon ist. Das "Rudel" zu suchen ist ein lebensnotwendiger Schritt, denn sonst lernt das "Entchen" nie, für sich selbst zu sorgen.
Die Kind-Mutter und die unbemutterte Mutter - die versagende Gesellschaft
Im Märchen ist die Entenmutter naiv, fragil, in vieler Hinsicht selbst noch ein Kind.
Die Mutter ist selbst als Kind zu wenig bemuttert worden, und sie wurde während der Schwangerschaft / während des Brütens überhaupt nicht bemuttert. Dies ist deswegen schlimm, weil das notwendige Lebenswissen nicht weitergegeben wird, das durch ältere Frauen der Dorfgemeinschaft weitergegeben wird.
Es kommt zur völligen körperlichen Überforderung und zur psychischen Überbelastung. Dies ist eine Tragödie, denn das fehlende Wissen verursacht Verhaltensstörungen und produziert eine zerbrechliche Kind-Mutter, die aufs Kind übertragen wird. Dies ist eine Tragödie von enormen Ausmassen, denn der Rückhalt von etwas reiferen Frauen am Anfang der Kindererziehung ist unverzichtbarer Zuspruch. Deswegen ist es auch Brauch, Patenonkel oder Patentanten zu ernenne, die da sind, wenn Hilfe nötig ist. Eine Kind-Mutter kann so den Übergang zur reifen Mutter schaffen, zur instinktiven, mütterlichen Frau.
Kind-Mütter und unbemutterte Mütter haben unreife und naive Wunschvorstellungen an das Kind. Diese Mütter sind aber auch sehr verletzt, halten sich selbst z.T. für nicht liebenswert, lehnen die Liebe des Kindes ab und verlieren so den Zugang zu ihrer eigenen mütterlichen Komponente. Die Psyche der Kind-Mutter schwankt. Manchmal möchte sie jedem alles recht machen, aber die wahren Bedürfnisse werden bei den anderen durch solche Mütter nie befriedigt.
Das Kind der Kind-Mutter landet so verwirrt und verunsichert in den Fettnäpfchen, wo die Kind-Mutter am sensibelsten reagiert. Es entwickelt sich ein ungewolltes Missverhalten.
Szene im Märchen:
Das Entlein ist bei der Bauernfamilie. Ohne es zu merken quält die Kind-Mutter ihre Sprösslinge mit einer nicht enden wollenden Folge von heissen und kalten Wechselbädern, denn am einen Tag werden sie durch Wärme und Zuwendung und Versprechungen verwöhnt, dann wieder bestraft, weil sich seelischer Geist zeigt, den die Mutter nicht akzeptiert.
Die Entwicklung ist absolut pervers: Die Kind-Mutter wird erst durch die sich entwickelnde Tochter auf ihre wilde Wesensnatur aufmerksam gemacht. Die Tochter gibt den Anstoss an die Kind-Mutter, auf Identitätssuche zu gehen. Wenn dieser Schritt erfolgt, kann ein unzerreissbares Band zwischen Mutter und Tochter entstehen, eine absolute Seelenverwandtschaft.
Die Kinder von Kind-Müttern suchen nach wilden Müttern als Basis für den Anstoss an zur Entwicklung der Kind-Mutter
Bevor die zerbrechliche, unreife und unbemutterte Kind-Mutter zu einer Heilung angestossen werden kann, muss sich die Tochter selbst zuerst Ersatzmütter suchen, die von Schmerzen und Herausforderungen wie ein Feuer gestählt sind. Die Augen der Ersatzmutter müssen sehen, ihre Ohren müssen hören, ihre Zunge muss sprechen können, und sie muss das Verständnis haben, Bekanntschaften zu pflegen. Die Tochter muss sich also eine wilde Mutter suchen, und gleichzeitig soll die Beziehung zur eigenen Mutter nicht abgebrochen werden. Die Tochter wird also gleichzeitig Schüler und Lehrer für die eigene Mutter sein, denn von der eigenen Mutter kann man sich nie trennen. Und auch wenn die eigene Mutter noch so destruktiv war, wenn sie psychisch tot war, so kann man sicher sein, dass Seele und Geist sich entwickeln werden, auch wenn die Mutter davon nichts besitzt.
Das Rudel finden: Schlechte Gesellschaft ist keine Lösung - die Wahl durch die Analyse
Szene im Märchen:
Das "Entlein" sucht seine Gesellschaft, wo es sich wohl fühlt.
Deutung:
Es besteht die Gefahr, dass man immer an den falschen Türen klopft und sich um Freunde in nicht passenden Kreisen bemüht. Die falschen Türen sind die, wo man wieder ein Aussenseiter ist. Und es lohnt sich auch nicht, Misshandlungen zu ertragen, nur um ein paar dubiose Liebesbeweise zu erhalten. Die ist wie falsche Medizin. Nur die schonungslose Selbstanalyse wird intuitiv die richtige Lösung für einen aufzeigen. Es wird sich nur so die richtige Medizin finden.
Nichts richtig machen können
Szene des Märchens:
Das Entlein ist bei der Bauernfamilie und macht lauter Fehler.
Deutung:
Das "Entlein" will es allen recht machen. Es gelingt ihm aber überhaupt nichts. , trotz aller Mühe, sich einzufügen. Folge: Die Lage wird nur noch prekärer.
Lösung: Man soll so sein, wie man ist, und die anderen soll man so sein lassen, wie sie sind.
Verkühlte Gefühle, eingefrorene Kreativität durch Ausgestossensein
Szene im Märchen:
Das "Entlein" erfriert fast im Teich.
Deutung:
Das Erfrieren ist die Reaktion auf das Ausgestossensein. Langsam vereist die Seele, die Kreativität und die Gefühle immer mehr. Die Bedürfnisse sind gleichsam eingeschränkt. Es ist passive Aggression, defensiver Zorn.
Szene im Märchen:
Die Eisdecke wächst langsam zu.
Deutung:
Dies ist der Schutzschild. In Wahrheit aber zieht sich die Seele noch mehr zusammen, und das "Entlein" erleidet noch grössere Qualen. Es kommt zur Eigenlähmung der Kreativität. Gegenmittel gegen die Vereisung: Bewegung, das Eis brechen. Wer Glück hat, bekommt dabei auch Hilfe.
Der unbekannte Retter
kommt in höchster seelischer Not, muss nicht von der eigenen Art sein. Im Märchen ist es ein Bauer.
Das Exil als Segen zur Freiheit und Weisheit
Das Exil ist ein besserer Zustand, als schlecht und rassistisch behandelt zu werden. Das Exil ist besser, als sich in eine Zwangsjacke zu verkriechen und die eigene Entwicklung abzuschneiden.
Verkannte Schwanenkinder werden durch eine Art Fegefeuer geschickt, aus dem sie gestärkt und geläutert hervorgehen.
Sie entwickeln durch diesen zwang eine messerscharfe Menschenkenntnis, bilden akute Instinkte an sich selbst aus, die keiner erlangt, der in eine Gemeinschaft eingebunden ist. Im Exil bildet sich also ein besonderer Entwicklungsprozess. Es bildet sich eine starke, einsichtsvolle Persönlichkeit, die mit etwas Übung weise wird. Die wilde, unbezähmbare Psyche macht die Person zu diesen Schritten fähig und lässt sich nicht unterkriegen. Nach diesem Prozess ist dann eine um so intensivere freiheitliche Entfaltung möglich. Im Notfall kann man den Freiraum sich dann selber schaffen. Dann kommen Gleichgesinnte dazu, z.T. sogar von weit her.
In unpassender Gesellschaft sein: mit Katze und Huhn
Szene im Märchen:
Katze und Hund reagieren selbstgerecht, dass alles Fremde minderwertig sei, v.a. die Katze und das Huhn, die aber selbst wasserscheu sind. Beim "Entlein" bildet sich durch die Anschuldigungen ein Schuldkomplex.
Deutung:
Die Frauen sind bis heute bereit, Schuld auf sich zu nehmen, die ihnen gar nicht gehört. Sie verschleiern so ihr eigenes Wesen vor sich selbst und verweigern die Selbstbehauptung. Es ist die totale Selbstverrenkung ohne besseres Wissen, denn sie sind nicht hinreichend bemuttert worden. Im Märchen: Das "Entlein" vollzieht die Selbstverrenkung, nimmt Schuld auf sich, die ihr nicht gehört. Warum? Weil das "Entlein" nicht hinreichend bemuttert worden ist. Es hat nie in Ruhe gelernt, den Instinkten zu vertrauen, sondern lässt sich in die Gesellschaft von Katze und Huhn stellen.
Der heranwachsende Schwan bei Katze und Huhn ist absolut deplatziert. Der Schwan hat seine eigenen Instinkte erarbeitet, hat aber nie gelernt, mit Artgenossen Erfahrungen auszutauschen, weil erohne Mutter aufgewachsen ist, die ihm die grundlegenden Werte vermittelt hätte. Der junge Schwan weiss also nicht, worauf er aufpassen soll. Er weiss sein angeborenes Wissen nicht richtig zu nutzen. Eines Tages kann er Witterung mit Artgenossen aufnehmen und so nach vielen Fehlversuchen Kontakte zu den Artgenossen finden. Dies ist gemäss Estés die nachgeholte Pubertät.
Angedenken und weitermachen
Die Erinnerungen soll man wachhalten. Dies ist gemäss Estés wie Medizin. Durch die Erinnerung ist das Durchhalten der nachgeholten Pubertät möglich, bis man die Gelegenheit zum Aufblühen findet. Feinde werden durch Hartnäckigkeit überwunden, bis der Frühling des Lebens folgt.
Das Erlernen von Seelenliebe - Schönheit entwickeln
Nach dem Auffinden der eigenen Art wird das Misstrauen erst allmählich abgebaut. Man findet allmählich zum eigenen, urinnersten Wesensgrund. Der junge Schwan muss nun die Rolle des "hässlichen Entleins" selbst ablegen.
Als Zeichen der noch nicht abgeschlossenen Verwandlung kann der junge Schwan das von Herzen gemeinte Kompliment noch nicht annehmen. Sein Seelenreflex sagt: Mit was habe ich das verdient? Die Schönheit der Seele zu betrachten wird vermieden. Dabei ernährt sich die Seele von Anerkennung. Der junge Schwan verweigert sich selbst also die Seelennahrung. Somit wird es zur Aufgabe, die eigene Schönheit und Talentiertheit zu erkennen.
Die Schönheit entwickeln:
-- den inneren Anweisungen folgen
-- sich naturgemäss durch die Welt bewegen
-- so entsteht die Anmut.
Der Wechselbalg: Die Möglichkeit der Vertauschung im Spital
Der junge Schwan muss das Mysterium des Andersseins verstehen lernen. Er muss sich von der Familie, die ihn immer verachtete, verabschieden und alle Familenneurosen abstreifen.
Es gilt für solche Schicksale die volkstümliche Vorstellung: Der Storch hat einem wegen eines Windstoss aus Versehen in die falsche Familie getan. Deswegen war es bei den Nachbarn immer viel schöner als zu Hause, und die Eltern mochten den Aussenseiter nicht, was die Dauerkonfrontation zur Folge hatte.
In Realität ist es möglich, dass ein Kind im Spital in der Gebärstation vertauscht worden ist. Dann ist das Kind ein "Wechselbalg". Die Eltern werden durch jede Kleinigkeit gekränkt, weil sie nicht mit den Erwartungen an das Kind zusammenpasst.
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