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23-02-2012: <Mujeres 'caderonas' son más inteligentes> - y tienen bebes más inteligentes - omega 3 en la grasa de la cadera
23.2.2012: <Frauen mit breiten Hüften sind intelligenter> - und haben intelligentere Kinder - Omega-3-Fettsäuren im Hüftfett
aus: Trome online: Mujeres escaderonas son más inteligentes; 23.2.2012;
http://trome.pe/familia/1378322/noticia-mujerescaderonas-son-mas-inteligentes
<Un reciente estudio reveló que aquellas que tienen “caderas anchas” tienen un mayor coeficiente intelectual.
Para aquellas que se sienten cohibidas por unas caderas protuberantes, un reciente estudio reveló que las mujeres caderonas son más inteligentes que el resto.Científicos de la universidad de Pittsburgh diagnosticaron un curioso e interesante hallazgo que ha roto mitos durante esta semana: las mujeres con caderas anchas y cintura refinada tienen un mayor coeficiente intelectual.
Alrededor de 16 mil mujeres (niñas, adolescentes y adultas) hicieron parte de un estudio que comparó medidas corporales con pruebas de inteligencia.
Los resultados explican que una de las causas que determina la inteligencia en las mujeres y sus hijos es la proporción que marca el contorno de su cintura: que sea menor en unas 0,6 y 0,7 veces al de su cadera.
[Grasa alrededor de las caderas con ácidos grasos omega 3 - alrededor de la cintura con omega 6]
La acumulación de grasa en el cuerpo femenino en la zona de las caderas y la cintura, contiene altos niveles de ácidos grasos de omega -3, relacionados directamente con el desarrollo del cerebro. La grasa alrededor de la cintura es rica en ácidos grasos de omega-6, los que obstaculizan el desarrollo cerebral.
La investigación también afirma que estas mujeres de caderas protuberantes dan a luz a hijos con importantes niveles de inteligencia.>
<Eine kürzlich veröffentlichte Studie deckte auf, dass Frauen mit "ausladenden Hüften" einen höheren Intelligenzquotienten haben.
Für jene, die sich wegen hervortretenden Hüften gehemmt fühlen, sollen sich nun freuen: Eine kürzlich gemachte Studie hat entdeckt, dass Frauen mit weiten Hüften intelligenter sind als der Rest.
Wissenschaftler der Universität Pittsburgh haben eine kuriose und interessante Entdeckung gemacht, und nun sind alle Mythen widerlegt: Frauen mit weiten Hüften und vornehmer Taille haben einen höheren Intelligenzquotient.
Ungefähr 16.000 Frauen (Mädchen, Jugendliche und Erwachsene) haben an einer Studie teilgenommen, die die Körpermasse mit dem Intelligenzquotient verglich.
Die Resultate geben an, dass eine der Gründe für die Intelligent bei den Frauen und den Kindern die Proportion mit der Taille ist: Das Verhältnis zum Hüftumfang sollte ungefähr 0,6 bis 0,7 sein.
[Fett um die Hüfte mit Omega-3-Fettsäuren, Fett um die Hüfte mit Omega-6-Fettsäuren]
Die Ansammlung von Fett im weiblichen Körper in der Hüftzone und an der Taille enthält hohe Grade an Omega-3-Fettsäuren, die direkt mit der Gehirnentwicklung verbunden sind. Das Fett um die Taille ist reich an Omega-6-Fettsäuren, die die Gehirnentwicklung behindern.
Die Untersuchung bestätigt auch, dass diese Frauen mit ausladenden Hüften Kinder gebären, die wichtige Intelligenz-Niveaus aufweisen.>
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25.2.2012: Grosshirn ohne Sauerstoffversorgung - Pflegefall
aus: Der Standard online: Apallisches Syndrom: Großhirn-Ausfall bedeutet Pflegebedürftigkeit; 25.2.2012;
http://derstandard.at/1329870335458/Apallisches-Syndrom-Grosshirn-Ausfall-bedeutet-Pflegebeduerftigkeit
<Interview
Wenn ein Mensch so wie der niederländische Prinz Friso ins Koma fällt, sind die Prognosen meist düster.Berlin - Bei einer schweren Schädigung des Großhirns durch Sauerstoffmangel bleibe ein Patient häufig ein Pflegefall, sagte Hans-Christian Koennecke, Neurologe und Chefarzt am Vivantes-Klinikum in Berlin-Friedrichshain.
Was bedeutet es, wenn Mediziner sich nicht sicher sind, ob ein Patienten wieder aus einem Koma erwacht?
Koennecke: "Die Ärzte müssen sich nach ihren Untersuchungen sehr sicher sein, dass er einen ganz schweren Hirnschaden durch Sauerstoffmangel davongetragen hat. Das ist leider eine der häufigeren Formen, die wir auf Intensivstationen bei Patienten sehen, die zum Beispiel einen Herzstillstand hatten: Die Großhirnrinde ist durch Sauerstoffmangel zerstört. Sie macht uns aber zum Menschen - im Großhirn entstehen Sprache, Bewusstsein, Gefühle oder Bewegung."
Was bedeutet der Ausfall des Großhirns für einen Patienten?
Koennecke: "Es gibt ja noch den Hirnstamm, der zum Beispiel Atmung, Verdauung und Kreislauf reguliert. Dieser Teil des Gehirns ist etwas weniger empfindlich gegenüber Sauerstoffmangel und kann erhalten bleiben. Dann entsteht häufig ein sogenanntes appallisches Syndrom. Das heißt Wachkoma, auch wenn dieses Wort ein Widerspruch in sich ist. Der Begriff kommt daher, dass diese Patienten die Augen öffnen. Sie atmen selbst und gucken an die Decke, aber ihre Augen konzentrieren sich auf nichts, sie fixieren nicht. Amerikanische Mediziner sagen zu diesem Zustand: "Die Lichter sind an, aber niemand ist zu Hause." Wenn die Diagnose stimmt, bekommen solche Patienten bewusst nichts mehr mit."
Weiß man das ganz genau?
Koennecke: "Das ist in der Tat nicht immer eindeutig zu klären. Es gibt viele Untersuchungen, um herauszufinden, ob und wie solche Patienten reagieren. Manchmal stößt man dabei sogar noch auf eine Reaktionsfähigkeit des Großhirns. Es ist dann aber oft nicht eindeutig zu sagen, ob das bewusste Wahrnehmungen sind oder Reflexe."
Wie helfen Ärzte bei einem apallischen Syndrom?
Koennecke: "Es ist nicht selten ein vorübergehender Zustand - aber damit ist das Problem nicht gebannt. Manchmal finden sich nach Tagen oder Wochen erste Hinweise darauf, dass jemand wieder anfängt zu reagieren. Aber wenn er längere Zeit im Wachkoma war, wird er nicht plötzlich aufwachen und fragen: "Wo bin ich?" Patienten, die aus dem Wachkoma wieder "auftauchen", sind fast immer weit davon entfernt, wieder normal zu werden. Sie können meist nur eingeschränkt kommunizieren, können sich nicht allein ernähren, nicht laufen, sind also äußerst pflegebedürftig. Mit einer solchen Hirnschädigung bleibt ein Mensch ein Schwerstpflegefall."
Und wer entscheidet, wie lange ein Mensch so lebt? Der Patient kann es ja nicht.
Koennecke: "Das ist eine Zwickmühle, in der wir häufig sind. Sehr viele Menschen sorgen heute glücklicherweise mit Patientenverfügungen vor oder sprechen in ihren Familien für einen solchen Fall über ihren Willen. Wenn jemand nicht mit einer schwersten Behinderung und Pflegebedürftigkeit überleben will, dann kann man sich frühzeitig für ein Zurückfahren der therapeutischen Leistungen entscheiden - indem man zum Beispiel Infekte nicht mehr behandelt oder die künstliche Ernährung einstellt."
Und wenn es keine Patientenverfügung gibt?
Koennecke: "Dann ist es schwierig. Es hängt ein bisschen von der Ursache und vom Alter des Patienten ab. Ein 80-Jähriger würde wahrscheinlich nicht lange mit einem apallischen Syndrom überleben - jüngere Menschen können das aber. Da ist man häufig zurückhaltend, die Therapie frühzeitig einzustellen, auch wenn die Prognose sehr ungünstig ist. Es ist oft zu früh zu sagen: Das wird gar nichts mehr. Eine solche Situation ist eine schwierige Gratwanderung, nicht nur für Ärzte, auch ganz besonders für die Angehörigen." (APA)>
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Hirn: Vergesslichkeit durch eine Tür - der psychische Zusammenhang der Vergesslichkeit beim Gang von Raum zu Raum: Das Gehirn bündelt "Erinnerungspakete" und heftet Gedanken auch an die Umgebung
aus: Welt online: Psychologie: Warum Türen unsere Erinnerungen löschen; 17.3.2012;
http://www.welt.de/wissenschaft/article13926397/Warum-Tueren-unsere-Erinnerungen-loeschen.html
<US-Forscher fanden heraus, dass Türen echte Erinnerungskiller sein können. Das Gehirn ordnet Gedanken einem Raum zu. Wechselt man das Zimmer, ist der Gedanke manchmal einfach weg.
Wer voller Tatendrang von einem Raum in einen anderen geht, hat oft schlagartig vergessen, was er dort eigentlich wollte. Schuld ist die Funktionsweise unseres Gehirns.
Das Gehirn koppelt einen Gedanken oft an das Zimmer, in dem er entstand. Daher falle es einem Menschen manchmal schwer, sich an etwas zu erinnern, das er sich in einem anderem Raum vorgenommmen habe, berichtet das Magazin "Psychologie heute" mit Verweis auf eine US-Studie.
Der Grund: Das Gehirn bündelt Erinnerungspakete - allerdings nicht unbedingt nach inhaltlichen Gesichtspunkten, sondern manchmal auch nach anderen Kapiteln. So seien für die Erinnerungsstruktur oft auch räumliche Gegebenheiten entscheidend.
Die Forscher an der University of Notre Dame (US-Staat Indiana) baten für drei Experimente jeweils rund 60 Menschen Gedächtnisübungen machen. Unter anderem sollten sie Gegenstände in verschiedene Kisten verstauen und sich später daran erinnern - einige Probanden im selben Raum, andere im Nebenraum.
Türen sind Erinnerungskiller
Der Test ergab: Türen können Erinnerungskiller sein. Bei den Teilnehmern, die durch eine Tür gehen mussten, waren die Erinnerungen eher verblasst als bei denen, die im selben Raum blieben. Die Forscher nennen das einen "räumlichen Aktualisierungseffekt".
Auch die Rückkehr in den Raum des Gedankens helfe nicht viel, berichten die Wissenschaftler um Gabriel Radvansky. Die Experimente hätten gezeigt, dass das Gehirn die zum Zimmer gehörenden Gedanken mit dem Überschreiten der Türschwelle regelrecht wegordne. Einmal archiviert, seien sie nicht so leicht wieder abrufbar. Die Studie ist im "The Quarterly Journal of Experimental Psychology" veröffentlicht.
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2.4.2012: Mit einem Stromfluss werden schwere Aufgaben plötzlich leicht lösbar - Steigern der Problemlösungskompetenz
aus: Der Standard online: Kreativitäts-Booster: "Unlösbare" Aufgabe wird nach Stromfluss durch Gehirn plötzlich lösbar; 2.4.2012;
http://derstandard.at/1333185085649/Kreativitaets-Booster-Unloesbare-Aufgabe-wird-nach-Stromfluss-durch-Gehirn-ploetzlich-loesbar
<Allan Snyder (links) und Richard Chi fanden heraus, dass sanfte Gehirn-Stimulation mit Strom die Problemlösungs-Kompetenz ihrer Versuchspersonen erhöht.
Australische Forscher legen Spannung an die Köpfe von Testpersonen und kommen zu erstaunlichen Ergebnissen.
Australische Forscher haben mit einem aktuellen Experiment einen erstaunlichen Effekt bestätigt: Legt man eine schwache Stromspannung an das Gehirn einer Testperson, erhöht dies deren kreative Fähigkeiten bei der Lösung von Problemen. Die beiden Neurowissenschaftler Richard Chi und Allan Snyder von der Universität Sydney konfrontierten eine Reihe Probanden mit einer scheinbar unlösbaren Aufgabe: Sie sollten neun im Quadrat angeordnete Punkten mit nur vier geraden Strichen verbinden, ohne dabei abzusetzen.
In der Gruppe, die zuvor keine oder eine nur kurzzeitige Strombehandlung erhalten hatte, war kein einziger in der Lage, das Rätsel zu lösen. Anders fiel das Ergebnis bei jenen aus, deren Gehirne die Versuchsleiter unter Strom gesetzt hatten. 33 rechtshändige Personen erhielten je eine Elektrode über dem vorderen Teil des linken und des rechten Schläfenlappens an den Kopf geklebt. Nachdem zwischen diesen beiden Polen für zehn Minuten ein sanfter Strom von einigen Mikroampere pro Quadratzentimeter geflossen war, gelangten 14 Versuchspersonen - das sind immerhin 40 Prozent - zu einer Lösung - die übrigens darin bestand, dass zwei Striche das Quadrat verlassen.
Die beiden Neurowissenschaftler, die ihre Studie im Fachmagazin "Neuroscience Letters" veröffentlichten, wiederholten damit ein Experiment, das bereits fast zwei Jahre davor dazu führte, dass die beteiligten Probanden kreativere Denkwege beschritten. Für Chi und Snyder liegt eine Erklärung dieses Phänomens in der unterschiedlichen Aufgabenteilung des Gehirns. Während der linke Schläfenlappen für das Denken in gängigen Mustern zuständig ist, ist der rechte Schläfenlappen für kreative Lösungen verantwortlich. Der elektrische Strom könnte die Erregbarkeit der Neuronen auf der linken Seite vorübergehend senken und auf der rechten Seite erhöhen. "Das könnte es den Menschen erleichtern, die selbst auferlegten Beschränkungen ihres Geistes zu entkommen", meint Snyder. (red, derstandard.at, 2.4.2012)
Abstracts
Neuroscience Letters: Brain stimulation enables the solution of an inherently difficult problem
PLoS ONE: Facilitate Insight by Non-Invasive Brain Stimulation>
26.4.2012: Gehirnwachstum durch Frühförderung
aus: Der Standard online: Frühkindliche Förderung: "Frühe Förderung macht Gehirn leistungsfähiger"; 26.4.2012;
http://derstandard.at/1334796180866/Fruehkindliche-Foerderung-Fruehe-Foerderung-macht-Gehirn-leistungsfaehiger
<Interview |
Sind Kinder Reizen ausgesetzt, kann das Gehirn besser wachsen, sagt die Neurolinguistin Manuela Macedonia.
Manuela Macedonia: "Es geht in erster Linie darum, dass optimale kindliche Entwicklung kein Zufall bleibt, wie es bisher gewesen ist, und dass man sensible Entwicklungsphasen mit viel Wissen über das Gehirn gekonnt begleitet. Nur so kann das Potenzial jedes Kindes zur optimalen Entwicklung kommen."
Nicht allein unsere genetische Veranlagung bestimmt die Leistungsfähigkeit des Gehirns. Es ist vor allem die frühkindliche Förderung, die zu einer besseren Vernetzung der Gehirnzellen führt. Kinder, die früh gefördert werden, haben auch später bessere Chancen, sich neues Wissen anzueignen. "Es geht in erster Linie darum, dass optimale kindliche Entwicklung kein Zufall bleibt", sagt Manuela Macedonia, Wissenschaftlerin am Max-Planck Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, im Interview mit derStandard.at. Reize und die Umwelt beeinflussen die Gehirnentwicklung: "Wolfgang Amadeus Mozart wäre niemals Mozart geworden, wenn er als Sohn eines Senners im Salzburger Land ohne Zugang zu Musikinstrumenten aufgewachsen wäre."derStandard.at: Warum soll man eine Fremdsprache in frühen Kinderjahren lernen?
Macedonia: Das Gehirn verändert sich mit der Zeit, und es wird leistungsfähiger, wenn Sie es früh lernen lassen. Ein Kind, das eine Zweitsprache mit zwei oder drei Jahren erlernt, erwirbt nicht nur die sprachliche Kompetenz, es stärkt seine "Hardware", also sein Gehirn. Später kommt ihm diese Veränderung zugute, das Kind wird weitere Sprachen leicht lernen. Das System Gehirn wächst mit der Aufgabe, es steigert sich mit dem Lernen, mit der Herausforderung.
derStandard.at: Gilt das nur im Bereich der Sprache?
Macedonia: Es gilt in anderen Bereichen genauso. Nehmen wir zum Beispiel die Musik: Ein Konzertpianist verfügt über ungehörige motorische Fertigkeiten. Wenn ein Kind tatsächlich mit drei Jahren bereits am Klavier sitzt, hat es die Chance, diese Fertigkeiten zu erwerben und dadurch Konzertpianist zu werden. Fängt das Kind erst mit zehn, zwölf Jahren an, Klavier zu lernen, wird es möglicherweise ein sehr gutes Amateurniveau erreichen, aber niemals zur Spitze gehören - statistisch gesehen. Natürlich sind Ausreißer in der Statistik immer möglich.
Wolfgang Amadeus Mozart wäre niemals Mozart geworden, wenn er als Sohn eines Senners im Salzburger Land ohne Zugang zu Musikinstrumenten aufgewachsen wäre. Dasselbe gilt für Hermann Maier, der mit drei Jahren seine ersten Ski unter dem Weihnachtsbaum fand und täglich auf dem Schnee unterwegs war.
derStandard.at: Die Umwelt beeinflusst also stärker die Entwicklung des Gehirns als die genetische Veranlagung?
Macedonia: Ja. Selbstverständlich spielen die Gene eine Rolle, aber in einem viel kleineren Ausmaß, als alle bisher dachten. Selbst wenn Hermann Maier optimale Gene für den Skisport hätte, aber in Hannover aufgewachsen wäre mit einer Woche Skifahren im Jahr in der Flachau, wäre er nie Weltmeister geworden. Wenn ich ein Fremdsprachendesaster bin, hat mein Kind trotzdem die Chance, zum Fremdsprachentalent zu werden, wenn ich es früh genug fördere.
In den kognitiven Neurowissenschaften wird momentan in diesem Bereich intensiv geforscht und es gilt das Motto von Sebastian Seung: "Ich bin nicht mein Genom, ich bin mein Konnektom" - also bin ich die Vernetzung meiner Gehirnzellen. In dieser Vernetzung liegt unser Wissen, unser Charakter, unsere Kompetenz in allen möglichen Bereichen. Durch Reize und Input ensteht die Vernetzung auf der Oberfläche des Gehirns, aber auch die Verdrahtung im Inneren, in der sogenannten weißen Substanz. Je früher gefördert wird, desto besser vernetzt sich das Gehirn.
derStandard.at: Was passiert, wenn die Sprachentwicklung nicht gefördert wird?
Macedonia: Es können Defizite in vielen Bereichen entstehen, zum Beispiel kann der Wortschatz verarmen. Die Komplexität des sprachlichen Ausdrucks nimmt ab, dadurch gelingt die sprachliche Differenzierung von Inhalten nicht immer optimal. Auch Rechtschreibstörungen können ein Produkt mangelnder Sprachförderung in den ersten Lebensjahren sein. Früher tendierte man dazu, das Thema genetischen Defekten zuzuschreiben, mittlerweile weiß man, dass es nicht nur an den Genen liegt, wenn das Kind Probleme im Bereich Legasthenie oder Dyslexie hat.
derStandard.at: Wie wirkt sich der veränderte Konsum von Medien auf die Entwicklung von Sprache aus?
Macedonia: Leider beschäftigen uns elektronische Medien immer mehr und rauben uns Zeit für Wichtiges, mitunter auch für die Kommunikation mit Kindern. Ein Kind lernt Sprache durch die Interaktion mit Bezugspersonen. Wenn diese Interaktion nicht in ausreichendem Ausmaß vorhanden ist, ist die Sprachentwicklung des Kindes defizitär. Ein Kind kann eine Sprache oder eine Fremdsprache leider nicht durchs Fernsehen lernen. Das haben Experimente von Patricia Kuhl gezeigt.
Oft ersetzt die Märchen-CD das Vorlesen des Märchens. Das ist nicht optimal, denn durch das Medium kann das Kind nicht interagieren, nicht fragen, nicht selbst etwas dazu sagen, nicht jene Bereiche sprachlich erweitern, die ihm wichtig sind. Darüber hinaus spielen die Kleinen gerne mit piepsenden Geräten. Sie vergeuden dadurch Zeit für die kommunikative Interaktion mit Erwachsenen - also für ihre Sprachentwicklung.
derStandard.at: Frühkindliche Förderung ist auch ein sozialer Faktor. Wohlhabende oder gut ausgebildete Eltern fangen früher mit der Förderung an.
Macedonia: Ja, leider sprechen die Statistiken für diesen Trend. Deswegen - damit die kognitiven Unterschiede zwischen Wohlhabenden und Nichtwohlhabenden nicht allzu groß werden - ist es wichtig, dass die Möglichkeit einer frühkindlichen Förderung für alle Kinder gegeben ist, das jedes Kind die Chance hat, sich einem Instrument zu nähern, sich ausreichend zu bewegen, eine Zweitsprache kennenzulernen.
Aus diesem Grund bin ich für den Besuch einer Krabbelstube und eines Kindergartens: Dort werden Kinder gezielt gefördert. Selbst die Skeptiker werden zugeben, dass im Kindergarten nicht ferngesehen wird. Optimal wäre die "natürliche" Frühförderung in der Großfamilie, in der sich alle Mitglieder um die Kinder kümmern und sie mit viel Zeit und Liebe durch die ersten Lebensjahre begleiten. Aber das wird in unserer Gesellschaft immer mehr zur Utopie, daher ist die institutionalisierte Frühförderung auf breiter Basis extrem wichtig.
derStandard.at: Was halten Sie davon, einen verpflichtenden Kindergartenbesuch einzuführen?
Macedonia: Nur so kann man ausschließen, dass ein Kleinkind einige Stunden am Tag Fernsehen konsumiert. Im Kindergarten wird das Kind stattdessen sozial interagieren, spielen, basteln, zeichnen, sich bewegen - vielleicht auch eine Zweitsprache lernen. Man muss sich vor Augen halten, dass die ersten fünf Jahre im Leben eines Menschen jene sind, in denen aus Sicht des Gehirns das Lernen optimal funktioniert.
Es ist die "sensible" Phase, von der viele Pädagogen sprechen. Verstreicht diese Zeit ohne optimale Förderung, entstehen Entwicklungslücken, die kaum nachzuholen sind.
derStandard.at: Glauben Sie, dass KindergartenpädagogInnen eine universitäre Ausbildung haben sollten?
Macedonia: Ja, ihre Arbeit ist enorm wichtig für die Entwicklung des jungen Menschen, sie sind sozusagen die wichtigsten Personen außerhalb der Familie in der Entwicklung des Kindes. Daher sollten sie zu "Hightech-Spezialisten des Gehirns" ausgebildet werden, all das verfügbare Wissen über Lernprozesse und kindliche Entwicklung bekommen, damit sie in ihrer Tätigkeit die Entwicklung des Menschen, mit der sie betraut werden, gekonnt einleiten und betreuen, denn sie prägen die Köpfe von morgen. Ihre Arbeit spielt eine enorme Rolle in der Gesellschaft von morgen.
derStandard.at: Was geschieht, wenn frühkindliche Förderung schiefgeht?
Macedonia: Wenn ein Kind in seinen jungen Jahren nicht optimal gefördert wird, werden ihm die Chancen genommen, die es sonst hätte. In puncto Sprache zeigen Studien über die Reifung der weißen Substanz im Gehirn, dass gewisse Prozesse mit fünf Jahren bereits abgeschlossen sind. Eine optimale Entwicklung der Muttersprache findet bis zum fünften Lebensjahr statt. Mit circa zehn Jahren ist die sensible Phase des Spracherwerbsprozesses bereits beendet.
Danach kann zwar noch gelernt werden, aber die Lerneffizienz des Gehirns für diese Fertigkeit nimmt ab. Fördere ich ein Kind in seinen ersten fünf Jahren nicht optimal, wird es sprachlich defizitär bleiben. Das heißt natürlich nicht, dass ihm enorme Nachteile entstehen müssen, aber Vorteile wird es auf keinen Fall haben.
derStandard.at: Sind Sie der Meinung, dass kleine Kinder, so wie in manchen asiatischen Ländern, permanent mit Klavierunterricht oder Fremdsprachenlernen gedrillt werden müssen, damit ihnen keine Chancen verloren gehen?
Macedonia: Oft können sich Menschen nur zwei Gegensätze vorstellen, das heißt, Kinder zu drillen oder sie sich selbst zu überlassen. Es geht aber darum, dass diese wichtigen Entwicklungsphasen erkannt werden und Kindern dementsprechend Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Kinder sollten in ihren ersten Lebensjahren nicht sinnlos Zeit vor dem Fernseher verbringen oder mit einem elektronischen Spiel vergeuden. In dieser Zeit sollten sich die Kleinen bewegen, im Spiel soziale Interaktion betreiben, ins Ballett gehen oder auf einem Pferderücken sitzen und warum nicht auch Englisch spielerisch lernen.
Niemand will Kinder mit Musikunterricht oder Fremdsprachen quälen. Es geht in erster Linie darum, dass optimale kindliche Entwicklung kein Zufall bleibt, wie es bisher gewesen ist, und dass man sensible Entwicklungsphasen mit viel Wissen über das Gehirn gekonnt begleitet. Nur so kann das Potenzial jedes Kindes zur optimalen Entwicklung kommen. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 25.4.2012)
Manuela Macedonia studierte Linguistik, arbeitet am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig und an der Uni Linz. Zusätzlich hält sie Vorträge und arbeitet in der Vermittlung von neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. >
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<Zucker macht dick und verursacht Karies. Doch Forscher vermuten noch ganz andere Wirkungen. Versuche mit Ratten belegen, dass Zuckerlösung die Nager nicht unbedingt schlauer macht.
16.5.2012: Rattenversuch: Zu viel Zuckerkonsum verursacht langsameres Denkvermögen - <Ratten schaffen Labyrinth nicht: Zu viel Zucker macht dumm>
aus: n-tv online; 16.5.2012;
http://www.n-tv.de/wissen/Zu-viel-Zucker-macht-dumm-article6273521.html
Zu viel Zucker macht nach einer neuen US-Studie dumm. Forscher der Universität von Kalifornien in Los Angeles gaben zwei Gruppen von Ratten über sechs Wochen fruchtzuckerhaltige Lösung als Trinkwasser. Eine Gruppe bekam zusätzlich das Hirn stärkende Omega-3-Fettsäuren, die andere nicht.
Vor Beginn des Tests mussten die Ratten fünf Tage lang in einem komplizierten Labyrinth trainieren. Nach den sechs Wochen mit der Fruchtzucker-Lösung wurden sie erneut durch das Labyrinth geschickt.
Die Ratten, die keine Omega-3-Säure bekommen hatten, waren dabei auffällig langsamer als die anderen. Ihre Gehirnzellen hätten Probleme gehabt, Signale weiterzugeben, berichteten die Forscher.
Die Ratten hätten "weniger klar denken" und sich schlechter an die sechs Wochen zuvor gelernte Strecke durch den Irrgarten erinnern können, schrieben die Wissenschaftler um Fernando Gomez- Pinilla in einer im "Journal of Physiology" veröffentlichten Studie.
Quelle: n-tv.de, AFP>
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Spitzensport macht nicht gescheit, sondern dumm - weil das Gehirn wegen der Überbeanspruchung des Körpers schrumpft:
17.5.2012: Spitzensport macht dumm: Beispiel: <Ultramarathon: Extremsport lässt das Gehirn schrumpfen> - und erst 8 Monate nach Sportende holt das Hirn wieder auf
aus: Welt online; 17.5.2012;
http://www.welt.de/regionales/hamburg/article106323524/Extremsport-laesst-das-Gehirn-schrumpfen.html
<Der energiehungrige Körper macht vor dem Gehirn nicht Halt. Während des Transeuropa-Laufs ließen sich 40 Sportler untersuchen. Das Ergebnis: Das Gehirn schrumpft an Stellen für komplexe Verarbeitung.
Von Christiane Löll
Ein mobiles Kernspin-Gerät auf einem 40-Tonner-Sattelzug begleitete die Läufer des Transeuropa-Laufes von Süditalien bis zum Norkap. Sie legten dabei knapp 4500 Kilometer in 64 Etappen von durchschnittlich knapp 70 Kilometer zurück. Mehr als 40 Extremsportler ließen vor, während und nach dem Lauf im Jahr 2009 medizinische Aufnahmen im Dienste der Forschung machen. Der Neurologe und Radiologe Wolfgang Freund von der Uniklinik Ulm plante die Studie und schaute sich die Gehirnbilder von 13 Läufern an.
Welt Online: Welche Hypothesen haben Sie vor dem Lauf aufgestellt?
Wolfgang Freund: Schmerzen spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, solch einen Lauf durchzustehen. Daher dachten wir, dass sich die Gehirne der Läufer von denen anderer Menschen in Bereichen, wo Schmerzen verarbeitet werden, unterscheiden. Dies war aber nicht der Fall. Die zweite These war, dass es während des Laufes einen Sog durch den Kalorienverbrauch auf das Hirn geben muss. Der energiehungrige Körper macht vor dem Gehirn nicht Halt, und entzieht ihm Energiebausteine. Diese These hat sich bestätigt: Das Hirnvolumen ging bei den Läufern während des Laufes um sechs Prozent zurück. Die gute Nachricht ist aber: Acht Monate später war alles wieder beim Alten.
Welt Online: Gab es Hirnregionen, die besonders betroffen waren?
Freund: Ja, die Hirnmasse nahm insgesamt ab, aber auch verstärkt in einzelnen Regionen, und zwar im Schläfenlappen und im Hinterhaupthirn. Dies sind Gebiete, in denen komplexere akustische, sprachliche und optische Verarbeitung stattfindet. Dazu gehört beispielsweise, ob ein Gesicht erkannt wird, oder dass ein Mensch ausführlichen Gesprächen folgen kann. Wir haben auch nach Arealen gesucht, die sich dem Schrumpfungstrend widersetzt haben, sozusagen kleine gallische Dörfer. Dabei sind wir aber nicht fündig geworden.
Welt Online: Wie erklären Sie sich das?
Freund: Wir können nichts richtig beweisen, haben aber Erklärungen, die gut passen: Während solch eines Laufes geht es um Durchhalten und den Umgang mit Schmerzen, um ausreichend Essen und anschließend um Ausruhen und Schlafen. Tagsüber gab es mit der Straße ein graues Asphaltband, auf dem zu bleiben die größte Anforderung war. Anscheinend wurden bestimmte komplexe visuelle und andere Fähigkeiten nicht gebraucht, der Körper nahm sich von diesen nicht benötigten Hirnarealen die Energie und setzte sie an anderer Stelle ein. Aber wie gesagt: Die Mangelareale wurden wieder aufgefüllt. Überprüft haben wir auch, ob bei den Läufern bleibende Schäden wie nach einem kleinen Schlaganfall oder Hirnödeme durch die extreme Belastung auftreten. Diese Befürchtung gab es, wir konnten das aber nicht nachweisen. Vermutlich waren die Läufer einfach sehr gut vorbereitet.
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Taiwan 16.5.2012: <Eingeschränkte Motorik: Gentherapie hilft Kindern mit seltener Hirnstörung> - Behebung eines Enzymdefektshttp://derstandard.at/1336697064327/Eingeschraenkte-Motorik-Gentherapie-hilft-Kindern-mit-seltener-Hirnstoerung
<Die Mediziner injizierten Viren in eine Hirnregion, die an der Kontrolle von Bewegungsabläufen beteiligt ist.
Taiwanesische Wissenschafter schleusten ein menschliches Gen in das Gehirn der Kinder ein.
Taipeh - Durch eine Gentherapie haben Wissenschafter die Bewegungsfähigkeit von Kindern mit einer seltenen, schweren Hirnstörung verbessert. Die Forscher von der Nationalen Universität in Taiwan berichten darüber im US-Fachjournal "Science Translational Medicine". Die vier an der Studie beteiligten taiwanesischen Kinder leiden an einem Enzymdefekt, der zu Entwicklungsstörungen vor allem der Motorik führt. Mithilfe von Viren schleuste das Team um Paul Wuh-Liang Hwu ein menschliches Gen in das Gehirn der Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren ein.Ein Kind habe 16 Monate später stehen können, die anderen drei konnten demnach nach einigen Monaten mit Unterstützung sitzen. Bei allen Patienten traten als Nebenwirkung unkontrollierte plötzliche Bewegungen auf, unter anderem im Gesicht, die aber nach einiger Zeit wieder verschwanden. Ein Kind hatte einige Monate Atemaussetzer, eines musste einige Zeit durch eine Sonde ernährt werden. Vor der Gentherapie waren alle Kinder bettlägerig und konnten ihren Kopf nicht halten oder sprechen.
Gestörte Dopamin- und Serotoninproduktion
Bei der seltenen angeborenen Stoffwechselerkrankung handelt es sich um den Mangel an aromatischer L-Aminosäure-Decarboxylase (englisch AADC abgekürzt). Ein Defekt in einem Gen führt dazu, dass die Produktion der wichtigen Nervenbotenstoffe Dopamin und Serotonin gestört ist. Die Symptome bei den Kindern sind unterschiedlich. "Dazu gehören schwerste geistige Entwicklungsverzögerungen und Bewegungsstörungen durch schlaffe oder steife Muskeln, ähnlich einem Parkinson bei Erwachsenen.
Die Kinder haben keinen Tag-und-Nachtrhythmus, schreien viel und verdrehen krampfhaft die Augen", sagte Georg Hoffmann vom Universitätsklinikum Heidelberg. An der Klinik werden nach seinen Angaben die meisten der Kinder betreut, die in Deutschland diagnostiziert werden, das seien ein gutes Dutzend Familien.
Ohne Behandlung erlangen die wenigsten dieser Kinder motorische Fähigkeiten. Es gibt bisher nur unzureichende Therapieansätze mit Medikamenten. "Wir versuchen die klassischen Parkinsonmedikamente so zu dosieren, dass die Symptome besser werden. Ein Kind kann dadurch nun in den Kindergarten gehen, aber die meisten der Kinder behalten die schweren Störungen", sagte Hoffmann. In Taiwan erfassten die Forscher Daten von 30 Kindern mit dem Enzymmangel, zehn von ihnen waren bereits gestorben.
Viren injiziert
In dieser ersten klinischen Studie verwendeten die Wissenschafter um Hwu Adenoviren als Genfähren für AADC. Die Mediziner injizierten sie in eine Hirnregion namens Putamen, die an der Kontrolle von Bewegungsabläufen beteiligt ist. Noch muss überprüft werden muss, welche Menge an dem Adenoviren-AADC-Gemisch nötig ist, um dauerhafte Erfolge zu erzielen. Darüber hinaus habe Dopamin Funktionen in anderen Hirnregionen, und es müsse ermittelt werden, wie die Gentherapie am besten verabreicht werden könne. Die Kinder entwickelten Antikörper gegen die Viren, so dass eine zweite Gabe bei ihnen problematisch werden könnte.
"Eine vernünftige Überlegung wäre, solche Gentherapien bei Krankheiten einzusetzen, die auf einen Gendefekt zurückgehen", sagte Hoffmann. Bis jetzt seien Behandlungserfolge allerdings nur langsam vorangegangen. "Wir müssen abwarten, ob die Ergebnisse reproduzierbar sind, wie sie langfristig ausfallen, und ob das Verfahren aus Taiwan zur Zulassung kommt. Außerhalb der Studie in Taiwan können und dürfen Patienten bis zu einer Zulassung nicht mit dieser Gentherapie behandelt werden." (APA, 16.5.2012)>
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20.5.2012: <Was sich in unserem Hirn tut, wenn wir grübeln> - wenn alte Erlebnisse wieder an die "Oberfläche" kommen - höhere Aktivität der Sprachregion - wenn das Gehirn "spricht"...
aus: Der Standard online; 20.5.2012;
http://derstandard.at/1336697247371/Studie-Was-sich-in-unserem-Hirn-tut-wenn-wir-gruebeln
<Wenn die Gedanken um ein Thema kreisen, geschieht dies "in einem sprachähnlichen Format".
Berlin - "Intrusive Gedanken" werden in der Psychologie solche genannt, die Erlebnisse aus der Vergangenheit wieder an die Oberfläche bringen und zur erneuten Beschäftigung damit zwingen. Manchmal können die unerwünschten Gedanken nicht mehr abgestellt werden - etwa wenn die betroffenen Menschen depressiv sind oder unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden.Doch auch gesunde Menschen können in schwächerem Maße davon betroffen sein, dass ihre Gedanken um ein bestimmtes Thema kreisen - und "grübeln", wie das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung schreibt. Forscher des Instituts sind der Frage nachgegangen, was im Kopf von Menschen vor sich geht, die besonders häufig zum Grübeln neigen. In einer im Fachmagazin "Social Cognitive and Affective Neuroscience" veröffentlichten Untersuchung kommen sie zum Schluss, dass Grübeln mit einer höheren Aktivität in denjenigen Hirnregionen einhergeht, die für die Sprachproduktion zuständig sind.
Die Studie
In der lang angelegten Kognitionsstudie"COGITO" wurden jüngere (20 - 32 Jahre) und ältere Probanden (65 -8 0 Jahre) in 100 Sitzungen über einen Zeitraum von sechs Monaten zum Ausmaß ihres Grübelns an jenen Tagen befragt. Diese Daten wurden als Tendenz zum Grübeln gemittelt und mit der Hirnaktivierung der jeweiligen Probanden während einer kognitiven Aufgabe vor und nach den sechs Monaten in Verbindung gebracht.
Die Erstautorin der Studie, Simone Kühn, berichtet von den Ergebnissen: "Es zeigte sich, dass Probanden mit einer ausgeprägten Tendenz zum Grübeln eine stärkere Aktivität in bestimmten Hirnregionen während der Pausen zwischen den kognitiven Aufgaben aufwiesen." Diese Hirnregionen, in denen Grübler stärkere Aktivität zeigten, der linke inferiore frontale Gyrus und der cinguläre Cortex, seien bisher vor allem mit gesprochener Sprache oder mit stiller innerer Rede und mit Konflikten in Verbindung gebracht worden, so Kühn weiter.
Aus diesen Befunden leiten die Wissenschafter ab, dass Grübeleien bzw. intrusive Gedanken, die sich nicht abstellen lassen, in einem sprachähnlichen Format ähnlich der inneren Rede Ausdruck finden. (red, derStandard.at, 20.5.2012)
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Legasthenie ist auf einen fehlenden Hirnaufbau zurückzuführen:
9.6.2012: Gehirn bei Leseschwäche arbeitet anders: <Buchstabensalat im Gehirn>
aus: Basler Zeitung online; 9.6.2012;
http://bazonline.ch/wissen/medizin-und-psychologie/Buchstabensalat-im-Gehirn/story/23440508
<Von Barbara Reye. Aktualisiert am 09.06.2012 5 KommentareDas siebenjährige Mädchen sitzt in einem Sprachlabor der Universität Zürich und ist am ganzen Kopf mit 128 Elektroden verkabelt. Sie scheinen die Erstklässlerin nicht gross zu stören, denn sie will nun den Kurzfilm von Tom und Jerry auf dem Laptop sehen. Statt der gewohnten Musik zur skurrilen Verfolgungsjagd der beiden Comicfiguren hört sie aus den kleinen Lautsprechern auf dem Tisch aber nur ein Da-da-da-ta-da in unterschiedlicher Reihenfolge.
«Das ist ein passiver Sprachtest, bei dem wir messen, welche Regionen im Gehirn beim Hören von Sprachlauten aktiv sind», sagt Urs Maurer vom Psychologischen Institut der Universität Zürich, der die mehrjährige Studie «Frühenglisch im Gehirn» leitet. Gemeinsam mit seinem Team führt er diese Untersuchungen auch an mehreren Schulen im Kanton Zürich und Bern durch.
Englischtests für Drittklässler
Bei einem weiteren Test sieht das Mädchen nun Wörter auf Deutsch und wortähnliche Zeichen. Wiederholen diese sich, soll sie auf eine Taste drücken. Zudem muss sie in einer anderen Sitzung ohne die Elektroden auf dem Kopf Sätze lesen und beurteilen, ob sie Sinn ergeben. Später, wenn die Schülerin in der dritten Klasse ist, werden ähnliche Tests mit englischen Wörtern durchgeführt.
Ziel der Untersuchung ist es, herauszufinden, wie das Gehirn generell eine Fremdsprache verarbeitet. Und ob Schüler mit Legasthenie oder einem Risiko für eine Leseschwäche auch beim Englischlernen Schwierigkeiten haben. «Je besser wir die neurobiologischen Vorgänge im Gehirn verstehen, desto früher kann man betroffene Kinder auch unterstützen und fördern», betont Maurer, der im kommenden Herbst mit den ersten Englischtests beginnt.
Verunsicherte Schüler
Legasthenie ist eine Störung im Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache. Rund fünf bis zehn Prozent aller Schulkinder sind betroffen. Ihnen fällt es schwer, lesen zu lernen. «Dies hat nichts mit Intelligenz zu tun», betont Maurer. Doch da ein Grossteil des Wissens in der Schule schriftlich vermittelt werde, haben sie erhebliche Nachteile. Häufig seien sie frustriert und verunsichert, was sie vor allem auch psychisch belaste. Denn sie merken selbst, dass sie viel zu langsam lesen.
Mithilfe der Elektroenzephalografie (EEG) misst die Zürcher Forschergruppe den zeitlichen Verlauf der Informationsverarbeitung im Gehirn bei mehr als 100 Schülern. So brauchen Kinder im Durchschnitt 200 Millisekunden, um beispielsweise einen Buchstaben von einem Dreieck zu unterscheiden. Obwohl auch Legastheniker dies ähnlich schnell verarbeiten, reagieren sie im Vergleich zu Nicht-Legasthenikern weniger stark auf Schrift und Wörter.
Um die Ergebnisse von Kindern mit und ohne Legasthenie auch beim Fremdspracherwerb altersgerecht einordnen zu können, stammt bei der aktuellen Zürcher Studie ein Teil der Schüler aus der Kontrollgruppe aus dem Kanton Bern, wo Englisch erst später auf dem Stundenplan steht. Neben den Sprachaufgaben werden am Anfang zusätzlich Verhaltenstests ohne EEG durchgeführt. Ausserdem werden die Eltern zur Entwicklung des Kindes sowie zum Familienhintergrund befragt. Es ist bekannt, dass Legasthenie auch genetisch bedingt sein kann.
Früher erkennen
Oft wird eine Leseschwäche erst am Ende der ersten oder zweiten Klasse festgestellt. Doch eigentlich könnte man Kinder mit einem erhöhten Risiko für Legasthenie schon viel früher erkennen: Kinder, die später in der Schule enorme Schwierigkeiten beim Lesen haben, verarbeiten schon im Kindergarten bestimmte Sprachlaute und Klänge anders als andere Kinder.
Um das genauer zu untersuchen, hatte die Psychologin Nadine Gaab von der Harvard Medical School in Boston vor kurzem Kindergartenkinder mit einer Legasthenie-Familiengeschichte untersucht. Sie unterzog die Kinder einer funktionellen und strukturellen Magnetresonanztomografie. Dabei zeigte sich: Bei Kindergartenkindern haben die gleichen Hirnregionen strukturelle Veränderungen und eine verminderte Aktivität wie bei älteren Kindern und Erwachsenen mit Legasthenie. Besonders betroffen war die Verbindung zwischen dem Occipital-Lappen, der hintersten Region des Grosshirns, und dem Temporal-Lappen, dem seitlichen Teil des Grosshirns.
Die US-Studie macht deutlich, dass Legasthenie nicht erst mit dem Eintritt in die Schule beginnt. Die Hirnareale zum Verarbeiten von Sprachklängen waren schon vorher weniger aktiviert. «Viele Faktoren können dabei eine Rolle spielen», sagt Gaab. Die Ursachen von Legasthenie seien sehr vielfältig.
Dennoch gehen Experten davon aus, dass Kinder schon ab dem Säuglingsalter auf das Lesenlernen vorbereitet werden. Zum Beispiel, wenn Babys die ersten Wörter, Lieder oder Geschichten hören, später als Kleinkinder anfangen zu sprechen und im Kindergartenalter Interesse haben, mit den ersten gelernten Buchstaben ihren Namen zu schreiben.
Säuglinge in der Röhre
«Deshalb führten wir auch bereits Studien mit zwölf Monate alten Säuglingen durch, bei denen in der Familie Legasthenie vorkommt», sagt Gaab. Natürlich könnten sie noch keine detaillierten Sprachtests mit ihnen machen. Doch sie würden die Struktur der grauen und weissen Substanz des Gehirns anschauen, während das Baby in der Röhre des Magnetresonanztomografen ruhig schläft. Dies gebe Hinweise darauf, ob das Baby ebenfalls bereits die typischen, für Legasthenie charakteristischen Hirnveränderungen aufweist. Solche Untersuchungen könnten in Zukunft zu Frühförderungsprogrammen führen. Und zwar bevor die Kinder in der Schule ihr Selbstwertgefühl verlieren und von andern fälschlicherweise als dumm und faul abgestempelt werden.
Auch das Mädchen aus Zürich hat als Lese-Neuling am Ende der ersten Klasse enorme Schwierigkeiten, Buchstaben und Symbole visuell zu erkennen und zu verarbeiten. Dennoch ist es jetzt voll bei der Sache und macht den ganzen Nachmittag – mit mehreren Pausen – fleissig mit. «Als Belohnung darf sie sich aus einer kleinen Schatzkiste zum Beispiel Farbstifte aussuchen», sagt Maurer. Eigens für die Fussball-EM erhielten die Kinder derzeit auch Panini-Bilder. Solche Kleinigkeiten würden die Motivation enorm steigern, mehr als drei Stunden lang mitzumachen. (Tages-Anzeiger)>
Dasselbe Thema wurde auch vom Standard kommentiert:
8.6.2012: <Legasthenie: Fehlende Vorverarbeitung im Gehirn>
aus: Der Standard online; 8.6.2012;
http://derstandard.at/1338558961522/Lese-Rechtschreibschwaeche-Legasthenie-Fehlende-Vorverarbeitung-im-Gehirn
<Neurowissenschaftler nehmenneuronale Vorverarbeitung als "Schlüssel zum effizienten und flüssigen Lesen" unter die Lupe.
Wien/Salzburg - Um flüssig zu lesen, braucht es nicht nur die Fähigkeit, ein Wort nach dem anderen zu verarbeiten. Es braucht auch einen neuronalen Prozess, der die Verarbeitung des jeweils nächsten Wortes vorbereitet. Der Erforschung dieser sogenannten "parafovealen Vorverarbeitung" nehmen sich nun Neurowissenschafter der Universität Salzburg an. Neue Erkenntnisse zu den bisher wenig erforschten Abläufen könnten dabei helfen, mehr über die Legasthenie (Dyslexie, Anm.Red.), und die Wirksamkeit von Therapieprogrammen in Erfahrung zu bringen.Das Erkennen einzelner Worte nacheinander sei bereits "sehr gut beforscht", wie der kürzlich auf eine Professur im Fachbereich Psychologie an der Universität Salzburg berufene neurokognitive Psychologe Florian Hutzler erklärte. "Wir wissen sehr viel über den Prozess der Worterkennung und über individuelle Unterschiede, also was gute und dyslektische Leser ausmacht".
Über den "ganz zentralen Aspekt" der parafovealen Vorverarbeitung wisse man hingegen noch wenig. Hinter diesem Begriff verbirgt sich der Beginn der Verarbeitung des jeweiligen Wortes, das als nächstes gelesen wird. Etwa 30 Prozent der Wortverarbeitung finde in der parafovealen Phase statt, wie Hutzler ausführte. Es handle sich daher um einen "Schlüssel zum effizienten und flüssigen Lesen". Das zeige sich vor allem, wenn man diese Art der Vorverarbeitung experimentell ausschalte, denn dann breche der normale Leseprozess zusammen - das Lesen wird "sehr mühsam und langsam".
Ganze Sätze präsentieren
Es sei überraschend, "dass man relativ wenig darüber weiß", so der Forscher. Das liege auch daran, dass eine experimentelle Erforschung schwierig sei. Bei der Verarbeitung einzelner Wörter könne man praktischerweise auch auf einzelne Wörter als Untersuchungsreize zurückgreifen. "Wenn ich wissen will, wie man einen ganzen Satz liest, dann kann ich nicht den gesamten Satz auf einmal darbieten". Man müsse den Satz in einzelne Wörter "zerbrechen" und nacheinander am Bildschirm zeigen, um zu wissen wann die neuronale Verarbeitung jeweils beginnt. Diese Methode sei für die Untersuchung der parafovealen Verarbeitung daher "absolut unangebracht".
"Woran wir gerade arbeiten, ist eine methodische Erweiterung, wo die Versuchspersonen einen ganzen Satz auf einmal präsentiert bekommen. Dann lesen sie den Satz, und wir beobachten mittels eines Eye-Trackers ihre Blickbewegungen", so Hutzler. Das bringt die Wissenschafter in die Lage, genau den Moment zu erkennen, an dem die Vorverarbeitung tatsächlich beginnt. Man könne dann in den Daten danach suchen, wann der Denkprozess beginnt und was im Gehirn dabei passiert. Diese Erweiterung "ermöglicht uns das erste Mal, die parafoveale Vorverarbeitung auch mit neurokognitiven Methoden zu messen".
Die Wissenschaftler beschäftigt die Frage, wie es möglich ist, dass zwei Worte gleichzeitig im Gehirn bearbeitet werden. Sie vermuten, dass es sich dabei um eine Art "unbewusste Verarbeitung" handelt, die in den visuellen Arealen im hinteren Teil des Gehirns stattfindet. "Erst wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das Wort lenken, greift unser Gehirn auf diese Regionen zu und holt sich die dort vorbereiteten Informationen", so Hutzler, der betonte, dass es sich dabei um eine Annahme handelt, die es nun experimentell zu untersuchen gilt.
Unüberschaubares Therapieangebot
In weiterer Folge könnte man versuchen herauszufinden, ob die parafoveale Vorverarbeitung bei Dyslektikern systematisch gestört ist. Gerade die Lese-Rechtschreibschwäche sei momentan ein großes Thema. "Am Markt schwirrt sehr viel an Therapiekonzepten für dyslektische Leser herum". Hier handle es sich um Leute in einer Notsituation, die möglicherweise viel Geld für wirkungslose Trainingsprogramme ausgeben. "Wenn wir es schaffen, systematisch auszuschließen, was nicht die Ursachen für Dyslexie sind, können wir sagen, dass man sich diesen oder jenen Therapieansatz sparen kann", so Hutzler.
Die Forscher konnten etwa in der Vergangenheit entgegen häufiger Behauptungen zeigen, dass Probleme bei der Steuerung der Augenbewegungen nicht ursächlich für Dyslexie sind. Darauf basierend raten sie von Trainingsprogrammen ab, die die Augenbewegungen von Legasthenikern trainieren. (APA, 8.6.2012)>
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Stress und Kummer bei älteren Menschen können die Entstehung einer Demenz begünstigen. Nach Überzeugung von Neurologen ist es deshalb wichtig, auch in höherem Lebensalter auf seine seelische Gesundheit zu achten.
12.6.2012: <Kummer kann Alzheimer begünstigen: Stress fördert Abbau im Gehirn>
aus: n-tv online; 12.6.2012;
http://www.n-tv.de/wissen/Stress-foerdert-Abbau-im-Gehirn-article6471051.html
Senioren, die wenig Kummer oder Stress haben, sind vermutlich besser gegen Alzheimer gewappnet als seelisch besonders belastete Menschen. Stress allein könne zwar keine Demenz auslösen, aber durchaus Abbauprozesse im Gehirn fördern, die zu Demenzsymptomen führen, berichteten argentinische Forscher beim Europäischen Neurologenkongress (ENS) in Prag. Es sei daher wichtig, auch und gerade in höherem Lebensalter mehr auf die seelische Gesundheit zu achten als bislang.
Untersucht wurden 107 Patienten mit einer möglichen leichten bis mittleren Alzheimererkrankung. Sie waren durchschnittlich 72 Jahre alt, zwischen Diagnose und ersten Symptomen lagen durchschnittlich 2,5 Jahre. Als Vergleichsgruppe dienten gesunde Senioren, die der Gruppe der Kranken in Bezug auf Alter, Geschlechterverteilung und Bildungsniveau entsprachen. Beide Gruppen, beziehungsweise Angehörige oder Pfleger, wurden befragt, ob es in den drei Jahren vor der Diagnose besondere Ereignisse gab.
Drei Viertel seelisch schwer belastet
Es zeigte sich, dass 73 Prozent der Alzheimerpatienten schwer seelisch belastet waren. Am häufigsten kam das durch den Tod der Partnerin oder des Partners, den Tod eines Kindes, Gewalterlebnisse wie ein tätlicher Angriff und Autounfälle mit geringen körperlichen, aber dafür seelischen Folgen. In der Kontrollgruppe waren nur 24 Prozent von solchen Ereignissen betroffen.
Alzheimer ist den Angaben zufolge die weltweit häufigste Demenzerkrankung. Als Risikofaktoren gelten ein höheres Lebensalter, Bluthochdruck, Diabetes oder körperliche und geistige Inaktivität. Was genau Umweltfaktoren wie Stress bei der Entstehung von Alzheimer bewirken, muss den argentinischen Wissenschaftlern zufolge noch erforscht werden.
Quelle: n-tv.de, dpa>
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18.6.2012: Hirn: Meditation führt zu positiven Hirnveränderungen - schnellere Durchleitung von Signalen und Regulierung von Wahrnehmung und Emotionskontrolle
aus: Der Standard online: Meditation führte zu positiven Hirnveränderungen; 18.6.2012;
http://derstandard.at/1338559309103/Testgruppen-Meditation-fuehrte-zu-positiven-Hirnveraenderungen
<Erkenntnis könnte bei der Behandlung psychischer Erkrankungen zum Einsatz kommen.
Washington/Lubbock - Eine Aufmerksamkeitsmeditation verändert in vier Wochen die Nervenfasern einer bestimmte Gehirnregion stärker als eine reine Entspannungsübung. In einem vorderen Teil der Hirnrinde beobachteten US-Forscher nach dem Training eine bessere Isolierung der Nervenzellfortsätze (Axone).Diese Veränderung führe zu einer schnelleren Durchleitung von Signalen, schreiben die Wissenschaftler um Yi-Yuan Tang von der Texas Tech University in Lubbock (US-Staat Texas). Der sogenannte anteriore cinguläre Cortex (Brodmann-Areal 10) wird allgemein mit der Kontrolle von Wahrnehmung und Emotionen in Verbindung gebracht sowie mit der Fähigkeit, Konflikte zu lösen.
Ansatzpunkte
Die Wissenschafter sehen in ihren Ergebnissen einen weiteren Schritt für das bessere Verständnis der Veränderungen von Gehirnstrukturen beim Lernen. Die Studie biete auch mögliche Ansätze zu Therapien für psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depression, Schizophrenie, dem Borderline-Syndrom und der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Bei diesen Erkrankungen sei die Selbstregulierung der Wahrnehmungs- und Emotionskontrolle beeinträchtigt, schreiben die Wissenschafter in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS).
Die Aufmerksamkeitsmeditation beinhaltet neben der Körperentspannung auch Aufmerksamkeitstraining und Tagträume. In einer Studie wurden 45 Studierende der University of Oregon, in einer zweiten Studie 68 Studierende der chinesischen Dalian University of Technology in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe übte Aufmerksamkeitsmeditation, die andere Entspannungsübungen.
In der ersten Studie erstreckte sich das Training über vier Wochen mit insgesamt elf Stunden, in der zweiten Studie über zwei Wochen mit fünf Stunden. Dabei zeigte sich bei der Gruppe mit der Aufmerksamkeitsmeditation nach vier Wochen eine geringere Durchlässigkeit der Zellwände, was für eine bessere Isolierung spricht. (APA, 18.6.2012)
Abstract
PNAS: Mechanisms of white matter changes induced by meditation>
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22.6.2012: <Musizieren verbessert Geschicklichkeit> - das Gehirn wächst mit der Herausforderung
aus: Der Standard online; 22.6.2012;
http://derstandard.at/1339638643046/Neurologie-Musizieren-verbessert-Geschicklichkeit
<Klavierspielen erhöht die motorische Leistungsfähigkeit in beiden Händen.
Gehirn wächst mit der Herausforderung - Messbare Umstrukturierung nach zwei Wochen Klavierspielen.
Prag - Schon zwei Wochen regelmäßiges Klavierüben führt zu einer messbaren Umstrukturierung der grauen Substanz im Gehirn, zu verbesserter Zusammenarbeit zwischen den beiden Gehirnhälften und größerer Geschicklichkeit. Zu diesem Ergebnis kommen Studien italienischer Forschergruppen, die zuletzt auf dem Europäischen Neurologenkongress in Prag vorgestellt wurden. Offenbar wächst das Gehirn mit der Herausforderung: Je komplexer die Aufgabe, desto größer die Veränderung.Testpersonen ohne musikalische Vorerfahrung, die zwei Wochen lang regelmäßig Geläufigkeitsübungen auf einer Keyboard-Tastatur absolvieren, sind danach nicht nur nachweislich geschickter - auch ihre Gehirne haben sich messbar verändert. Das zeigen Studien des Universitätshospital San Raffaele (Mailand, Italien). Beidhändiges Training führt bereits nach derart kurzer Zeit zu einer ausgeglicheneren Aktivität und besseren Zusammenarbeit der Gehirnhälften sowie zu einem feineren Ansprechen der Fingermuskulatur auf Nervenimpulse. Die musikalischen Impulse führen auch zu strukturellen Umbauten der grauen Substanz jener Gehirnregionen, die für die Bewegungskoordination zuständig sind - je komplexer die Aufgabe, desto mehr.
Eine erst in letzter Zeit eingehender erforschte Fähigkeit des Gehirns ist es, sich je nach den gestellten Aufgaben selbsttätig so umzubauen, dass seine innere Struktur und Organisation den Anforderungen am besten entspricht. Diese sogenannte „Neuroplastizität" funktioniert nach klaren Grundsätzen: Gehirnregionen, die häufig genutzt werden, vernetzen sich selbsttätig besser, von weniger genutzten werden gleichsam Ressourcen abgezogen. Die beiden neuen Studien zeigen, dass die Anforderungen musikalischer Übungen ein besonders wirksamer Katalysator zur Selbstoptimierung bestimmter Gehirnleistungen sind.
Durch Klavierspielen zum Gleichgewicht
In der ersten Versuchsanordnung mussten zwölf musikalisch unerfahrene Probanden innerhalb eines Zeitraums von zwei Wochen zehn 35-minütige Übungseinheiten auf einer elektronischen Klaviertastatur absolvieren. Vor Beginn und nach Abschluss des Trainings wurden die Bewegungsfunktionen der Hand untersucht sowie neurophysiologische Tests mit Hilfe eines 32-Kanal-EEG (Elektroenzephalogramm) sowie durch transkraniale Magnetstimulation (TMS) durchgeführt. Ergebnis: Alle Versuchspersonen konnten ihre motorische Leistungsfähigkeit durch das Training dramatisch verbessern, wobei vor allem die Angleichung der Leistungsfähigkeit beider Hände auffiel. „Unsere Resultate zeigen, dass ein beidhändiges Bewegungstraining bei Rechtshändern mit einer signifikanten Verbesserung der Geschicklichkeit der linken Hand einhergeht", so Elise Houdayer vom San Raffaele Krankenhaus in Mailand. "Zehn Tage eines sachkundig gelenkten Bewegungstrainings können offenbar ausreichen, um Veränderungen der kortikalen Plastizität auszulösen, was Ergebnissen ähnlich ist, die von professionellen Musikern berichtet werden."
In der anderen Studie der Abteilung für Neurobildgebung des San Raffaele Krankenhauses unter Massimo Filippi wurden insgesamt 45 musikalisch unerfahrene Testpersonen dazu aufgefordert, mit ihrer rechten Hand auf einer computer-modifizierten Tastatur eine vorgegebene Tonfolge zu spielen, wobei sie rhythmisch den Einsätzen eines Metronoms folgen sollten. Eine Gruppe hörte nur die Einsätze des Metronoms, die zweite zusätzlich einen musikalischen Einsatz im gleichen Rhythmus wie das Metronom und die dritte, als schwierigste Aufgabe, einen musikalische Einsatz in einem rascheren Rhythmus als das Metronom. Eine Übungssitzung dauerte 30 Minuten. Alle Probanden durchliefen innerhalb von zwei Wochen zehn Sitzungen. Vor Beginn und nach Ende dieses Trainings absolvierten alle Probanden einen Geschicklichkeitstest sowie Gehirnuntersuchungen mit modernsten bildgebenden Verfahren.
Volumenveränderung der Grauen Substanz
In allen drei Gruppen hatte sich die Geschicklichkeit verbessert. Während kein Einfluss der Klavierübungen auf die Architektur der „Weißen Substanz" des Gehirns nachgewiesen werden konnte, zeigten sich jedoch signifikante Volumenveränderungen der Grauen Substanz in Gehirnbereichen, die für die Bewegungskoordination wesentlich sind. In jener Gruppe, die mit einem rascheren musikalischen Rhythmus als dem vom Metronom vorgegebenen zurechtkommen musste, veränderte sich das Volumen der Grauen Masse in noch größerem Ausmaß. „Musikalische Stimulation während eines Bewegungstrainings verbessert also die motorische Leistungsfähigkeit und beeinflusst die strukturale Plastizität der Grauen Masse, wobei die Komplexität der Aufgabe auch mit einer ausgeprägteren Veränderung der Hirnrinde einhergeht, wie sich im funktionellen MRI zeigt", so Studienleiter Filippi und Präsentatorin Maria Assunta Rocca. (red, 22.6.2012)>
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23.6.2012: <Erste exakte Gehirnkarte für sexuelle Lust und Liebe erstellt>
aus: Der Standard online; 23.6.2012;
http://derstandard.at/1339638596358/Aehnlich-aber-nicht-gleich-Erste-exakte-Gehirnkarte-fuer-sexuelle-Lust-und-Liebe-erstellt
<Forscher: "Liebe ist eine Gewohnheit, die aus sexueller Lust entsteht, wenn diese befriedigt wird".
Genf/Montreal - Was bisher als Gemeinplatz galt, ist nun auch wissenschaftlich bestätigt: Liebe und sexuelle Lust sind nicht das Gleiche - wenngleich sie große Ähnlichkeiten aufweisen. Ein Forscherteam unter Genfer Leitung berichtet, dass Liebe und Lust zwar unterschiedliche Gehirnregionen aktivieren, es dabei jedoch auffällige Überschneidungen gebe. Außerdem gleiche Liebe der Drogenabhängigkeit.Die erste exakte Gehirnkarte für Lust und Liebe hat ein Team um Stephanie Cacioppo von der Universität Genf erstellt. Dafür analysierten die Psychologen 20 frühere Studien, bei denen sich Testpersonen zum Beispiel erotische Bilder oder Fotos von ihren Lebenspartnern angesehen hatten, während ihre Gehirnaktivität gemessen wurde.
Niemand habe bisher die Hirnaktivität bei diesen zwei eng verbandelten Gefühlen verglichen, erklärt Mitautor Jim Pfaus von der kanadischen Concordia Universität in einer Mitteilung der Hochschule. "Wir wussten nicht, was wir zu erwarten hatten." Die Gefühle hätten auch völlig unabhängig voneinander sein können.
Übergang von sexueller Lust in Liebe
Es stellte sich jedoch heraus, dass Liebe und sexuelles Begehren jeweils eigene, aber eng verwandte Gehirnregionen aktivieren. An zwei Gehirnstrukturen, der "Insel" und dem "Striatum", lässt sich der Übergang von sexueller Lust in Liebe nachvollziehen, wie die Wissenschafter jetzt im Fachblatt "Journal of Sexual Medicine" berichten.
Die "Insel" liegt hinter der Schläfe, und wird in neueren Studien mit Liebesempfindungen in Verbindung gebracht. Das "Striatum" liegt im Stirnbereich und ist Bestandteil bedeutsamer neuronaler Regelkreise für Emotionen und Kognition. Es ist unter anderem bei Gefühlen von (Un-)Gerechtigkeit aktiv.
Sexuelle Lust aktiviert im "Striatum" Regionen, die auch bei anderen lustvollen Tätigkeiten aufleuchten, wie Essen oder Sex. Liebe indes aktiviert Gebiete, die eher bei der Konditionierung auf angenehme Reize und der Bildung von Gewohnheiten involviert sind. Wenn somit aus Begehren Liebe wird, werden die Gefühle an andere Gehirnregionen "übergeben".
"Liebe ist eine Gewohnheit"
"Liebe ist eine Gewohnheit, die aus sexueller Lust entsteht, wenn diese befriedigt wird", schließt deshalb Pfaus. Dies sei keine schlechte Sache: Die Gehirnregionen, die bei Liebe in Aktion treten, spielen bei der Paarbindung und Monogamie eine Rolle.
"Während sexuelle Lust ein spezifisches Ziel hat, nämlich die Fortpflanzung, ist Liebe eher abstrakt und komplex", sagte Pfaus. Deshalb sei sie weniger abhängig davon, ob der Partner tatsächlich anwesend sei. Das sei nützlich, da auch Frischverliebte irgendwann wieder einem Broterwerb nachgehen müssen.
Interessanterweise sei im Gehirn der Prozess, wie Liebe zur Gewohnheit wird, jenem ähnlich, wenn Menschen von Drogen abhängig werden, sagte Pfaus. Es sei derselbe Teil des "Striatums" involviert. Somit lässt sich wohl auch die Obsession Liebender für einander mit der Gehirnkarte erklären. (APA/red, derstandard.at, 23.6.2012)
Abstract
The Journal of Sexual Medicine: The Common Neural Bases Between Sexual Desire and Love: A Multilevel Kernel Density fMRI Analysis>========
11.7.2012: <Neurologie: Geizhälse haben weniger graue Hirnsubstanz>
aus: Welt online; 11.7.2012;
http://www.welt.de/wissenschaft/article108264422/Geizhaelse-haben-weniger-graue-Hirnsubstanz.html
<Woher stammt die Veranlagung zu Geiz oder Großzügigkeit? Forscher haben einen überraschenden Zusammenhang zwischen der Größe einer Hirnregion und altruistischem Verhalten entdeckt.
Geizkragen haben weniger graue Hirnsubstanz als Menschen, die so großherzig und selbstlos sind wie einst Mutter Teresa. Zu dieser Ansicht gelangten Forscher der Universität Zürich.
"Das Volumen einer kleinen Hirnregion beeinflusst die Neigung zu altruistischem (uneigennützigem) Verhalten", erklären sie in einer im Fachmagazin "Neuron" veröffentlichten Studie.
"Personen, die sich altruistischer als andere verhalten, haben mehr graue Hirnsubstanz zwischen Scheitel- und Schläfenlappen", erklärten die Forscher.
Zum ersten Mal sei mit der Studie gezeigt worden, dass "ein Zusammenhang besteht zwischen Hirnanatomie, Hirnaktivität und altruistischem Verhalten", erläuterte Teamleiter Ernst Fehr, Direktor des Instituts für Volkswirtschaftslehre und des UBS International Center of Economics in Society.
Versuchspersonen mussten Geldbeträge aufteilen
Die Forscher ließen mehrere Probanden Geldbeträge zwischen sich und einem anonymen Spielpartner aufteilen. Dabei wurde ihre Gehirnaktivität aufgezeichnet. Manche Teilnehmer waren fast nie bereit, zugunsten anderer auf Geld zu verzichten, andere verhielten sich ausgeprägt großherzig.
Aus früheren Studien sei bekannt, dass im Hirn die Übergangsregion zwischen Scheitel- und Schläfenlappen mit der Fähigkeit zusammenhänge, sich in die Lage anderer hineinzuversetzen. Daher vermuteten die Forscher, dass individuelle Unterschiede in dieser Grenzregion mit Verhaltensweisen wie Geiz oder Großzügigkeit zusammenhängen.
Hirnregion bei Egoisten besonders aktiv
Es zeigte sich, dass während der Entscheidungen über die Geldaufteilung bei egoistischen Menschen die kleine Hirnregion hinter dem Ohr schon bei geringen Zuteilungen an andere recht aktiv war. Bei weniger eigennützigen Probanden wurde die Hirnregion erst stärker aktiv, wenn die anderen zugestandenen Geldmittel sehr hoch waren.
"Die Hirnregion ist folglich dann besonders stark aktiviert, wenn Menschen an die Grenzen ihrer Bereitschaft gelangen, altruistisch zu handeln", stellten die Forscher fest. Der Grund sei vermutlich, dass an diesem Punkt die größte Notwendigkeit bestehe, "den natürlichen Egozentrismus des Menschen durch Aktivierung dieser Hirnregion zu überwinden".
Verhalten aber nicht nur biologisch bestimmt
"Das sind aufregende Ergebnisse für uns", sagte Fehr. "Man sollte daraus aber keinesfalls den Schluss ziehen, dass altruistisches Verhalten nur biologisch bestimmt ist."
Das Volumen an grauer Hirnsubstanz werde auch von sozialen Prozessen beeinflusst. Die Forschungsergebnisse werfen, so Fehr, die Frage auf, ob durch geeignetes Training oder soziale Normen das Wachstum von Hirnregionen gefördert werden kann, die für altruistisches Verhalten wichtig sind.
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