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Bipolare Störung 03: Luchmann empfiehlt absolute Verhaltenskontrolle

von Michael Palomino

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Manisch-Depressive Erkrankungen (bipolar-affektive Störungen) und wirksame kognitiv-behaviorale Rückfallprävention

aus: Dietmar G. Luchmann: Psychologische Wissenschaft verhilft zu Wohlbefinden und längerem Leben. Gesünder und glücklicher - durch Denken. Kognitive Therapie bei Depressionen, neurologischen und chronischen Erkrankungen sowie zur Stress-Immunisierung

http://www.psychotherapie.de/psychotherapie/akademie/98010601.htm

[Nicht erkannte manische Depressionen sind gefährlich für die Betroffenen und die Umwelt]

Manische und depressive Phasen treten bei Betroffenen oft in regelhaften Zyklen einzeln (unipolar) oder im Wechsel zwischen Manie und Depression (bipolar) auf. Die bipolar oder manisch Erkrankten sind häufig kreative und dynamische Personen, die sich in ihrer Manie als (anfänglich) sehr leistungsfähig, produktiv und erfolgreich erleben. Die überschießenden und unkontrollierbar werdenden Aktivitäten können jedoch unbehandelt zu dramatischen Gefährdungen für die erkrankte Person [Herzinfarkt, Raserei etc.] und andere führen.

[Medikamente haben schwere Nebenwirkungen - die Psychotherapie hat keine Nebenwirkungen]

Prof. Dr. med. Kay R. Jamison, Psychiatrie-Professorin an der berühmten Johns Hopkins University School of Medicine und Co-Autorin des anerkannten medizinischen Standardhandbuches über diese Erkrankung, schrieb 1993, aufgrund der überragenden Fortschritte in der neueren Forschung habe sich "ein Großteil des modernen psychiatrischen Denkens von den früheren Einflüssen der Psychoanalyse freigemacht und zu einer mehr biologischen Perspektive bewegt" (S. 3). In der Tat sind die bipolaren und manischen Störungen durch Medikamente (z.B. Lithium) relativ gut zu behandeln. Allerdings sind die Nebenwirkungen häufig beträchtlich, so dass "Psychotherapie ein wichtiger Teil der Behandlung der manisch-depressiven Erkrankung ist" (Jamison 1993, S. 246f.).

[Psychotherapie ist besser, mit niedrigen Lithium-Dosen]
Während eine alleinige psychotherapeutische Behandlung bei diesen Störungen die Ausnahme ist (z.B. bei Medikamentenunverträglichkeit), "häufen sich die Belege, die zeigen, dass Psychotherapie in Verbindung mit einer Medikation das Rückfall-Risiko mindern kann", betont Jamison. Insbesondere, so fährt die Professorin für Psychiatrie fort, "besteht eines der ultimativen Ziele der Anwendung von Psychotherapie bei manisch-depressiven Patienten darin, niedrigere Lithium-Dosen zu ermöglichen, wodurch die kognitiven, stimmungsmäßigen und anderen Nebenwirkungen der Medikamente minimiert werden" (S. 247).

[Umstrukturierung der eigenen Verhaltensmuster - neue Verhaltenstechnik]
Die kognitive Verhaltenstherapie bietet hierbei nicht nur den Vorteil, medikationsspezifische Probleme psychotherapeutisch zu behandeln, sondern sie hat mit Hinblick auf eine Prävention den Vorzug, "den an einer bipolaren affektiven Störung erkrankten Patienten -- durch kognitive Umstrukturierung und Modifizierung seines Selbst-Schemas und -- Erarbeitung eines individuellen Selbst-Kontroll-Inventars zu befähigen, künftigen krankheitswertigen Stimmungsschwankungen im Sinne einer Rückfallprophylaxe mit hinreichender Sensibilität durch Selbst-Monitoring frühzeitig und adäquat begegnen zu können", wie Luchmann 1994b (S. 167) zeigt. [These: Alle chronischen Erkrankungen sind mit Therapie heilbar]Prof. Dr. Joseph R. Scotti von der West Virginia University und seine Kollegen (Scotti 1993, S. 547) definieren den Stand psychotherapeutischer Möglichkeiten derart, dass "die chronischen psychiatrischen Erkrankungen weder 'zu schwer für Verhaltenstherapie' sind noch dass irgendeine 'biologische Basis' für diese Erkrankungen den Einsatz von Verhaltenstherapie als die primäre oder sekundäre Behandlungsoption ausschließen sollte."

[Therapie ersetzt Medikamente und lindert die Erkrankung - Therapie ist rückfallsicherer als Medis ohne Therapie]
Kognitive Therapie kann somit bei chronischen Erkrankungen eine Medikation mit all deren Nebenwirkungen deutlich reduzieren oder ersetzen und langfristig erneute Erkrankungen verhindern bzw. fortbestehende Erkrankungen und die dadurch verursachte Arbeitsunfähigkeit verringern.

Dies gilt im übrigen noch mehr für leichte und mittlere depressive Störungen, bei denen die Anwendung kognitiver Therapie mindestens so wirksam, aber deutlich rückfallsicherer ist als der Einsatz einer antidepressiven Medikation, weil "die ausgezeichnete Wirksamkeit der kognitiven Therapie auch längerfristig gilt" (Grawe u.a. 1994, S. 461).

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