24.11.2005:
Mädchenbeschneidung ist schwere Körperverletzung am
Kind
aus: UNICEF: Jährlich drei Millionen Mädchen
beschnitten; Basler Zeitung, 24.11.2005;
http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=C1BE69E9-60CF-2062-F4798973AB66A0C7
<Köln.
DPA/baz. Drei
Millionen Mädchen werden nach einer
UNICEF-Studie jedes
Jahr beschnitten. Die Zahl liege höher als
bisher angenommen, teilte UNICEF am Donnerstag in Köln
mit. "Wir müssen die Frauen stärken, damit sie ihre
Dorfgemeinschaften überzeugen, diese Jahrtausende alte
Tradition hinter sich zu lassen", sagte Kirsten
Leyendecker vom Kinderhilfswerk der Vereinten
Nationen. Betroffen seien Frauen in 28 Ländern Afrikas
und des Nahen und Mittleren Ostens. In neun Ländern
gebe es Anzeichen für einen Rückgang.
Bislang
gingen Experten von jährlich zwei Millionen
Beschneidungen von Mädchen aus. Eine genauere
Datenauswertung habe nun aber die höhere Zahl ergeben,
teilte UNICEF mit.
In Ägypten,
Guinea und Sudan werden demnach
mindestens 90 Prozent aller Mädchen beschnitten. Die
Praxis reicht von der Abtrennung der Vorhaut der Klitoris
bis zur Entfernung der Klitoris und der Schamlippen. Die
Mädchen erleiden, abgesehen von der lebenslangen
Verstümmelung, akute Schmerzen, Schockzustände und starke
Blutungen.>
*****
Schweden 2006: Somalier wird
verurteilt, die Tochter in Afrika zur Beschneidung
gezwungen zu haben
aus:
Knast für Beschneidung der Tochter; BLICK, 26.06.2006;
http://www.blick.ch/news/ausland/news16346
<STOCKHOLM – Wegen Beschneidung
seiner Tochter ist ein gebürtiger Somalier in Schweden
zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Der 41-Jährige
mit schwedischer Staatsangehörigkeit wurde für
schuldig befunden, während eines Besuchs in Mogadischu
im Januar 2005 die Beschneidung des damals 13 Jahre
alten Mädchens forciert zu haben. Er habe seine
Tochter bei dem Eingriff selbst festgehalten, hiess es
in der Anklage. Das Gericht in Göteborg befand den
Mann ferner schuldig, seine Tochter zu der Reise nach
Somalia gezwungen zu haben. Zusätzlich zu der
Haftstrafe wurde er dazu verurteilt, dem Mädchen
Schadensersatz in Höhe von 346.000 Kronen (55.000
Franken) zu leisten. Beschneidungen von Frauen gelten
in Schweden schon seit 1982 als Straftat. Dennoch war
dies das erste Mal, dass ein solcher Fall vor einem
schwedischen Gericht verhandelt wurde.>
Schlussfolgerung
Der Somalier will sich nicht in Europa integrieren,
sondern er will die Lebensformen aus Afrika nach Europa
importieren. Die Integrationsarbeit hat absolut versagt.
*****
"USA" 2006: Äthiopier
wird wegen Klitorisentfernung verurteilt
aus: Tochter mit Schere Klitoris entfernt, 1.11.2006
<LAWRENCEVILLE (USA) – Im vermutlich ersten
US-Strafprozess um Genitalverstümmelung bei einem kleinen
Mädchen ist ein äthiopischer Einwanderer verurteilt
worden. Die Geschworenen in Lawrenceville im US-Staat
Georgia befanden den 30-Jährigen am Mittwoch der schweren
Körperverletzung und Misshandlung schuldig. Er hatte nach
Überzeugung der Anklage 2001 seiner damals zweijährigen
Tochter mit einer Schere die Klitoris entfernt. Die
weibliche Genitalverstümmelung wird der
Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes zufolge vor
allem in Afrika praktiziert, kommt aber auch auf der
arabischen Halbinsel und in Teilen Asiens vor. Die Praxis
wird über ethnische, kulturelle und religiöse Grenzen
hinweg angewandt.>
Schlussfolgerung
Der Äthiopier will sich nicht in den "USA" integrieren,
sondern er will die Lebensformen aus Afrika in die "USA"
importieren. Die Integrationsarbeit hat absolut versagt.
*****
Mädchenbeschneidung
2007:
Es passiert alle 10 Sekunden
aus: Es passiert alle 10 Sekunden; UNICEF
Schweiz, Faltblatt Mädchenbeschneidung 2007
[Die falschen
Versprechungen an die Mädchen]
Text des Faltblatts:
Sie sagen: Du wirst eine Frau sein.
Sie sagen: Wir werden stolz auf dich sein.
Sie sagen: Du wirst sehr schön sein.
Und wenn du heiratest, wirst du deinem Mann
gefallen.
Was als Traum beginnt, wird jedes Jahr für drei
Millionen Mädchen zur Folter. Stoppen Sie die
Mädchenbeschneidung jetzt!
Faltblatt von UNICEF Februar
2007: Karte mit Mädchenbeschneidung weltweit.
Grosser Schwerpunkt ist Affrika.
Das Mädchen weiss nicht, was ihm angetan werden wird.
Seine Schwestern haben "es" vielleicht schon hinter sich,
aber sie schweigen. Vater und Mutter diskutieren "es"
während Wochen, aber das Kind tappt im Dunkeln. Wenn "es"
vorüber ist, wird das Mädchen eine stolze Frau sein. So
viel versteht das Kind.
Und dann geschieht "es". Das lockende Geheimnis entpuppt
sich. Und was übrig bleibt, sind grauenhafte Schmerzen,
ein Gefühl von Verrat. Die Demütigung, nur um den Preis
dieser Hölle als Frau zu gelten.
Mädchenbeschneidung ist ein Tabu, noch immer. Allein schon
der Begriff führt in die falsche Richtung, denn
Mädchenbeschneidung ist nicht einfach ein harmloser,
hygienisch motivierter Eingriff, sondern eine schwere
Körperverletzung mit entsprechend tragischen Folgen. "Das
anatolische Äquivalent bei einem Mann", erläutert die
sudanesische Chirurgin Nahid Toubia, "wäre die Amputation
des Gliedes, und dies ohne jede Betäubung, mit einer
schmutzigen Glasscherbe."
Was passiert genau? - [drei
Arten von Mädchenbeschneidung / Infibulation]
Drei Millionen Mädchen werden jährlich beschnitten. Wenn
"es" passiert, sind sie zwischen vier und vierzehn Jahre
alt. In 80 Prozent aller Fälle werden ihnen die Klitoris
und die kleinen Schamlippen vollständig entfernt. Manchmal
beschränkt man sich auf die Entfernung der Klitorisspitze,
manchmal geht man noch weiter und schneidet auch die
grossen Schamlippen weg.
Übrig bleibt bei der so genannten Infibulation nur ein
ganz kleiner Ausgang für Urin und das Menstruationsblut.
Die erdrückende Mehrheit dieser grausamen Verstümmelung
findet unter Umständen statt, die für die betroffenen
Mädchen lebensgefährlich und absolut traumatisierend sind.
Von Betäubung keine Spur. Als Instrumente werden
Rasierklingen, Messer, Scherben, spitze Steine oder die
Deckel von Konservendosen eingesetzt. Vernäht werden die
Wunden mit Darmsaiten oder Dornen.
Lebenslange Folgen -
[lebenslange Beschwerden im Alltag nach der
Mädchenbeschneidung]
Frauen, die in ihrer Kindheit beschnitten wurden, leiden
ihr Leben lang an den Folgen. Ständige Infektionen,
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Komplikationen bei der
Geburt von Kindern, Schmerzen beim Wasserlassen und der
Menstruation gehören zum Alltag beschnittener Frauen.
Untersuchungen haben ausserdem ergeben, dass es einen
signifikanten Zusammenhang gibt zwischen Beschneidung und
Depression, Psychosen, Angstzuständen und ähnlichen
psychischen Schwierigkeiten.
Menschen sind nicht aus
Stein - [der vorgegebene Grund: Heiratschancen erhöhen]
Mädchenbeschneidung muss nicht sein. Obwohl sie von
Angehörigen mehrerer Religionen, u.a. auch von Christen,
praktiziert wird, wird sie von keiner Religion
vorgeschrieben. Menschen sind nicht aus Stein. Die meisten
Eltern, die eine Beschneidung anordnen, tun dies im
Glauben, ihrer Tochter etwas Gutes zu tun. Sie wollen z.B.
ihre Heiratschancen erhöhen.
Die gesetzliche Lage in der
Schweiz genügt nicht - [die weiblichen Geschlechtsorgane
sind im Strafgesetzbuch nicht erwähnt]
Mädchen werden, obwohl von keiner Religion verlangt,
weltweit genital beschnitten. Als Folge der
Migrationsströme wird die Mädchenbeschneidung auch in
Europa praktiziert. Verschiedene Länder haben sie als
eigene Bestimmung in die Strafgesetzgebung aufgenommen.
UNICEF Schweiz hat 2006 umfassende Abklärungen zur
Strafbarkeit der Beschneidung von Mädchen in unserem Land
vorgenommen. Sie zeigen, dass die zwei schwersten Formen
der weiblichen Genitalverstümmelung den Straftatbestand
der schweren Körperverletzung erfüllen.
Die beiden weiteren Formen aber sind jeweils im Einzelfall
zu beurteilen. Trotz der Schwere des Eingriffes würden sie
lediglich als qualifizierte einfache Körperverletzung
gelten.
Von einer ausdrücklichen Erwähnung der weiblichen
Genitalverstümmelung im Schweizerischen Strafgesetzbuch
ginge aber eine nicht zu unterschätzende präventive
Wirkung und wichtige Symbolik aus, die den Kampf gegen
dieses grausame Ritual erheblich erleichtern kann.
UNICEF setzt auf gesetzliche Regelungen und Prävention -
auch in der Schweiz. Die Information und Aufklärung über
die gesetzliche Lage und die gesundheitlichen Folgen sowie
die Sensibilisierung der betroffenen
Migrationsgemeinschaften wird UNICEF Schweiz auch 2007
fortsetzen. Um diese Arbeit leisten zu können, sind wir
auf Ihre Hilfe angewiesen.
UNICEF setzt sich dafür ein, dass Mädchenbeschneidung
überall auf der Welt gesetzlich verboten wird. Die
Strafnorm ist ein erster Schritt, aber Kriminalisierung
allein nützt wenig. Was hilft, sind Wissen, Aufklärung und
der Beweis, dass mit dem Verzicht auf die Beschneidung von
Mädchen viel Leid verhindert werden kann. Auch Sie können
das Leid vieler Mädchen verhindern: Mit einer Spende an
UNICEF. Danke für Ihre Unterstützung. Herzlichen Dank für
Ihr Engagement.
Was UNICEF alles gegen
Mädchenbeschneidung unternimmt
UNICEF hat sich zum Ziel gesetzt, die Mädchenbeschneidung
bis 2015 zu überwinden. Ein ambitiöses Ziel, das nur
gelingen kann, wenn wir alle am gleichen Strick ziehen.
Mittel und Wege sind:
-- Druck auf die nationalen Gesetzgeber, um ein Verbot der
Mädchenbeschneidung zu erreichen. Bisher erfolgreich waren
die Initiativen von UNICEF in Senegal, Burkina Faso,
Ghana, Togo, Guinea, Djibouti und in der
Zentralafrikanischen Republik
-- Unterstützung von lokalen Frauengruppen, die das
Schweigen b rechen und sich für den Schutz der Mädchen
einsetzen
-- Stützung der Frauengruppen durch Kampagnen in den
Massenmedien. So konnte die Beschneidungsrate in Äthiopien
innerhalb kurzer Zeit von 92% auf 73% gesenkt werden
-- Gespräche mit Religionsführern. Die Ächtung der
Mädchenbeschneidung durch Imam as-Asghar hat in Ägypten zu
einem deutlichen Rückgang der Praxis geführt
-- Sammeln von Forschungsdaten: Mehr wissen heisst mehr
helfen. Das gilt insbesondere für gesundheitliche und
psychische Folgen bei bereits beschnittenen Mädchen und
Frauen
-- Promotion [Förderung] alternativer Übergangsrituale wie
z.B. Klitoriswaschung
-- Umschulung von Beschneiderinnen, um deren
Erwerbslosigkeit vorzubeugen [Umschulung z.B. auf
Hühnerzucht]
-- Moralische und materielle Unterstützung aller Personen,
die sich - oftmals unter schwierigen Bedingungen - gegen
die Mädchenbeschneidung einsetzen.
*****
11.8.2007: <13-jährige
Ägypterin stirbt bei Beschneidung>
<KAIRO – Ein 13 Jahre altes Mädchen
in Ägypten ist bei der Beschneidung gestorben. Der
Todesfall in der Provinz Gharbija ist bereits der zweite
binnen zwei Monaten. Der Fall kam der unabhängigen
Tageszeitung «Al Masri al Jum» zufolge auf, als der
Vater des Mädchens am Freitag einen Totenschein
beantragte und darin einen natürlichen Tod vermerkt
haben wollte.
Gegen ihn nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf,
ebenso gegen den Arzt, der die Operation durchführte. Sein
Krankenhaus sei geschlossen worden, berichtete die
staatliche Zeitung «Al Gomhoria» weiter. Im Juni war ein
zwölfjähriges Mädchen an den Folgen der
Genitalverstümmelung gestorben. Der Fall hatte öffentlich
Empörung ausgelöst, die Regierung verbot daraufhin die
Beschneidung von Mädchen endgültig.
Laut einer UNICEF-Studie aus dem Jahr 2003 waren 97
Prozent aller verheirateten Frauen beschnitten. Einer
kürzlich veröffentlichten Untersuchung des ägyptischen
Gesundheitsministeriums zufolge ist davon jedes zweite
Mädchen zwischen zehn und 18 Jahren betroffen.>
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Genitalverstümmelung
im Kanton Zürich 16.11.2007: Somalia-Eltern liessen
2-jährige Tochter beschneiden
aus: Zürich: Eltern wegen Genitalverstümmelung vor
Gericht;
20 minuten online, 16.11.07,
http://www.20min.ch/news/zuerich/story/23755141
<Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat gegen ein
Elternpaar wegen der Genitalverstümmelung ihrer Tochter
ein Strafverfahren eingeleitet. Es ist das erste Mal, dass
dieser Strafbestand im Kanton Zürich vor Gericht kommt.
Die beiden aus Somalia stammenden 45-Jährigen hatten ihr
damals zweijähriges Mädchen vor elf Jahren an ihrem
Wohnort im Zürcher Oberland beschneiden lassen, wie die
Staatsanwaltschaft IV des Kantons Zürich heute mitteilte.
Die Eltern des Opfers waren am vergangenen 22. Oktober in
Untersuchungshaft genommen und nun wieder freigelassen
worden. Sie sind weitgehend geständig. Nicht gefasst
worden ist die Person, die die Beschneidung durchgeführt
hat.
Laut dem zuständigen Staatsanwalt Michael Scherrer ist der
Name zwar bekannt, es handle sich aber um einen häufigen
Namen, der nicht gesichert sei. Die Staatsanwaltschaft
geht davon aus, dass die erfahrene Person weitere
Beschneidungen durchgeführt hat. Sie sei den Eltern von
jemandem des entsprechenden Kulturkreises empfohlen
worden. Zu der Festnahme der Eltern war es gekommen, weil
ein Arzt die Verstümmelung bei einer ärztlichen Kontrolle
festgestellt und Meldung erstattet hatte.
Es handelt sich um die erste Eröffnung eines
Strafverfahrens wegen schwerer Körperverletzung im
Zusammenhang mit einer Beschneidung im Kanton Zürich.
Quelle: AP>
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Barbarische
Mädchenbeschneidung alle 11 Sekunden
aus: 20 minuten
online: Barbarisches Ritual. Alle elf Sekunden eine
Genitalverstümmelung; 5.2.2009;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Alle-elf-Sekunden-eine-Genitalverstuemmelung-31872663
<Diesen Tag wird Jawahir Cumar wohl nie vergessen.
Gerade fünf Jahre war die junge Somalierin alt,als ihre
Grossmutter sie zu einem Arzt brachte. Unter Vollnarkose
und mit sterilen chirurgischen Instrumenten verstümmelte
der Mediziner ihr äusseres Geschlecht. «Damit hatte ich
wohl noch Glück im Unglück», sagt die heute 32-Jährige.
Denn viele der schätzungsweise 140 Millionen Betroffenen
müssen die barbarische Tortur der weiblichen
Beschneidung im Busch oder Hütten mit Glasscherben,
Rasierklingen und kleinen Klappmessern bei vollem
Bewusstsein ertragen.
Immer wieder sterben Mädchen dabei an
dem hohen Blutverlust und Infektionen, erklären die
Hilfsorganisationen anlässlich des «Internationalen Tags
gegen Genitalverstümmelung» am Freitag.
«Man redet nicht gern über das Thema,
weil es unangenehm ist, aber für viele afrikanische
Frauen ist dieses grausame Ritual leider noch immer
Alltag», sagt Cumar, die mit 13 Jahren nach Deutschland
kam. 1996 gründete sie hier den Verein «stop mutilation»
und widmet sich seitdem dem Schicksal beschnittener
Frauen.
Drei Millionen Beschneidungen im
Jahr
Im Durchschnitt alle elf Sekunden
müssen laut Terres des Femmes Mädchen zwischen 4 und 13
Jahren erdulden, dass sogenannte Beschneiderinnen Teile
ihrer Klitoris und der inneren Schamlippen abtrennen. Im
schlimmsten Fall wird die verbliebene Haut bis auf eine
winzige Öffnung zugenäht, um die Jungfräulichkeit der
Mädchen vor der Ehe zu garantieren.
Auch das Kinderhilfswerk UNICEF
schätzt, dass jährlich drei Millionen Mädchen in
mindestens 26 Ländern Afrikas und im Jemen an ihren
Genitalien beschnitten werden - obwohl die schmerzvolle
Prozedur inzwischen fast überall verboten wurde.
Quelle: AP>
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Beschneidungs-Gegnerin
von Beschneiderinnen gefoltert
aus: spiegel online: GENITALVERSTÜMMELUNG: Rache der
Beschneiderinnen; 15.2.2009
Bedroht und nackt durchs Dorf getrieben: Verfechter der
Genitalverstümmelung haben in Sierra Leone eine
Journalistin malträtiert. In Afrika ist die Beschneidung
von Frauen und Mädchen grausamer Alltag - auch in
Deutschland sind rund 20.000 Frauen beschnitten.
Hamburg - Manja Balama-Samba steht noch immer unter
Schock, wenige Tage nach ihrem Horrortrip. "Ich bin mit
meinen Nerven am Ende", sagt die Journalistin am Telefon
zu SPIEGEL ONLINE. Seit kurzem ist sie zurück in Freetown,
der Hauptstadt Sierra Leones. Balama-Samba sagt, sie sei
immer noch in Gefahr, doch schweigen will sie nicht.
Mit drei Kolleginnen wurde die Radio-Reporterin vor einer
Woche verschleppt und gezwungen, sich auszuziehen. Ihre
gesamte Ausrüstung wurde zerstört. Danach musste
Balama-Samba nackt durch die Strassen Kenemas laufen, eine
Stadt im Osten Sierra Leones, rund 200 Kilometer von
Freetown entfernt. "Ich hatte riesige Angst und flehte die
Entführerinnen an, mich gehen zu lassen", erzählt
Balama-Samba.
Doch erst nach Protesten des Journalistenverbandes wurden
sie und ihre Mitstreiterinnen von Polizisten befreit. Eine
Bondo-Geheimgesellschaft von Beschneiderinnen statuierte
ein Exempel an der Journalistin, sie sollte ihrer Ehre
beraubt werden. In Radiosendungen hatte sie zuvor kritisch
über Genitalverstümmelungen berichtet - zuletzt am
Internationalen Tag "Null Toleranz gegen
Genitalverstümmelung". Offen bekannte sich am Montag die
Chefin der Bondo-Gruppe, Haja Massah Kaisamba, zu der
Verschleppung. Die Frauen seien "in Gewahrsam genommen
worden, weil sie sich im Radio unvorteilhaft geäussert
haben", sagte sie.
Kaisamba ist eine von etwa 50.000 Beschneiderinnen in dem
kleinen westafrikanischen Land. Sierra Leone hat fünf
Millionen Einwohner. Die Geheimbünde sind stark wie
nirgendwo sonst in Afrika, ihre Mitglieder geniessen ein
hohes gesellschaftliches Ansehen und verdienen
überdurchschnittlich. Sierra Leones Politiker trauen sich
bislang nicht, kritisch gegen die mächtigen Vereinigungen
vorzugehen.
Doch nach dem Verbrechen vom Wochenende hoffen
Menschenrechtsaktivisten auf eine Verbesserung der Lage.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen mahnte in einer
Erklärung, "die schändlichen Taten beschädigen in hohem
Mass das Image Sierra Leones". In mehreren Treffen mit den
regionalen Paramount Chiefs, den Oberhäuptern in der
Provinz, wollen Menschenrechtler nun über das Verbrechen
von Kenema und die Genitalverstümmelung sprechen.
Balama-Samba ist allerdings skeptisch. Bislang habe die
Polizei nichts unternommen, in einer Presseerklärung
bestreitet Kenemas Polizeichef sogar, dass sie nackt
durchs Dorf getrieben wurde. Auch bei ihrer
Berichterstattung habe sie das Einverständnis des
Gemeindeoberhauptes gehabt, sagt Balama-Samba, dennoch sei
sie entführt und misshandelt worden.
94 Prozent der Frauen in Sierra Leone sind beschnitten
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
sind bis zu 140 Millionen Frauen weltweit beschnitten. In
Sierra Leone sind es laut Uno-Angaben 94 Prozent der
Frauen und Mädchen im Alter von 15 bis 49 Jahren. Die
Beschneidung bedeutet unvorstellbare Qualen, wird häufig
mit Rasierklingen oder Glasscherben vorgenommen - und
führt nicht selten zum Tod.
Laut Terre des Femmes werden alle elf Sekunden auf der
Welt einem Mädchen gewaltsam die Klitoris und Teile der
Schamlippen abgeschnitten. Die Frauenrechtsorganisation
geht davon aus, dass allein in Deutschland rund 20.000
betroffene Frauen leben. Hinzu kommen die Frauen, die
illegal hierzulande leben oder aber die deutsche
Staatsangehörigkeit besitzen.
20.000 Frauen in Deutschland - das ist nur die
Untergrenze, schätzt Terre des Femmes.
4000 Mädchen unter 15 Jahren sind ausserdem dem Risiko
ausgesetzt, illegal in Deutschland oder aber in den Ferien
im Herkunftsland der Eltern verstümmelt zu werden -
teilweise auch dann, wenn die Eltern die grausame Praxis
ablehnen, sich aber beispielsweise die Grossmutter als
Hüterin der Tradition versteht und ein Mädchen beschneiden
lässt, während die Eltern abgelenkt sind.
"Das Thema Genitalverstümmelung ist in Europa vor allem
ein Thema durch die Migration. Mit dem Überschreiten der
Grenze hört das Problem nicht automatisch auf", sagt
Franziska Gruber, Referentin gegen die weibliche
Genitalverstümmelung bei Terre des Femmes. In den
vergangenen Jahren hat die Organisation in verschiedenen
Fällen Anzeigen gegen Arztpraxen erstattet, die illegal
Beschneidungen in Deutschland durchführen sollen. Alle
Verfahren mussten aus Mangel an Beweisen schliesslich
eingestellt werden.
Zumeist wird die Beschneidung bei Mädchen im Alter bis 15
Jahre vorgenommen. Die gesundheitlichen und psychischen
Folgen sind dramatisch: ständige Entzündungen im
Genitalbereich, Inkontinenz, starke Schmerzen beim
Geschlechtsverkehr, hohe Gefahr von HIV-Infektion. Bei der
Menstruation kann das Blut nicht abfliessen, bei einer
Geburt ist das Leben von Mutter und Kind in Gefahr. [1]
Ann-Marie Caulker sagt, sie werde bis zum Ende ihres
Lebens gegen Genitalverstümmelung kämpfen. Die 39-Jährige
leitet eine lokale Frauenrechtsorganisation in Freetown,
die Katanya Women's Development Association. Sie hat die
Qualen selbst durchlitten, als kleines Mädchen wurde sie
von ihrer Stiefmutter gewaltsam beschnitten. Seit Tagen
verhandelt sie mit den Paramount Chiefs über Konsequenzen
aus den Übergriffen auf die Journalistinnen. "Ich hoffe,
wir können etwas erreichen", sagt Caulker, die selbst
schon beinahe einmal Opfer von Racheaktionen der
Beschneiderinnen wurde.
Doch über Nacht werden sich die Beschneidungspraktiken in
Sierra Leone kaum ändern lassen. Christiane Braun arbeitet
an einer Studie über Genitalverstümmelungen in dem
westafrikanischen Land und sagt, die Beschneidung sei
nicht nur ein Teil afrikanischer Kultur, sondern auch ein
bedeutender Wirtschaftsfaktor: "Menschenrechtler müssen
äusserst vorsichtig vorgehen", sagt Braun, die an der
Universität Erlangen studiert und derzeit ihre
Magisterarbeit in Freetown schreibt - Thema: "Die Ökonomie
der Beschneidung". Die Geheimbünde seien eine Möglichkeit
für Frauen, der Herrschaft der Männer zu entfliehen.
Beschneiderinnen verdienen recht gut, während Frauen im
traditionellen Familienbild Sierra Leones nur die Rolle
der Hausfrau zukommt.
"Es nutzt nichts, nur mit den Frauen zu sprechen"
Die Hilfsorganisationen reden daher bei ihrer Arbeit in
den Dörfern und Provinzen nicht von Genitalverstümmelung,
sondern versuchen, mit den Frauen über die katastrophalen
Folgen der Beschneidung zu reden, erklärt Braun. "Vor
allem wird über die Gefahr von HIV-Infektionen und die
Rolle der Frau in der Gesellschaft gesprochen."
"In der Aufklärungsarbeit ist es wichtig, alle Gruppen mit
einzubeziehen. Es nutzt nichts, nur mit den Frauen zu
sprechen und sie über die gesundheitlichen Folgen
aufzuklären", ergänzt Terre-des-Femmes-Aktivistin Gruber.
Ihre Organisation führt gemeinsam mit Unicef und der WHO
Aufklärungsprojekte in Afrika durch. Was nützt die
Aufklärung der Frauen, wenn eine Mutter befürchten muss,
ihre Tochter nicht verheiraten zu können, weil sie nicht
beschnitten ist - und als Hure beschimpft wird?
Aus traditioneller Sicht gelten beschnittene Frauen als
besonders rein, besonders gesund und besonders anständig.
Gruber: "Ein Dorf muss kollektiv beschliessen, die
Genitalverstümmelung aufzugeben."
In Ländern, die Genitalverstümmelungen unter Strafe
gestellt haben - wie Burkina Faso und Ägypten - lässt sich
eine andere, nicht weniger beunruhigende Entwicklung
feststellen: Eltern, die es sich leisten können, lassen
ihre Töchter in Arztpraxen beschneiden - unter Narkose und
hygienischen Bedingungen. Die Praxis der Beschneidung wird
medikalisiert - nicht selten stellen Ärzte die
medizinische Notwendigkeit des Eingriffs fest. Die es laut
WHO nicht gibt.
Mehrere Mädchen sind in den vergangenen Monaten nach dem
Eingriff in einer Arztpraxis gestorben.
Ausserdem gibt es beispielsweise in Sierra Leone die
Tendenz, Mädchen unmittelbar nach der Geburt oder aber in
den ersten Lebensjahren beschneiden zu lassen - um die
nicht selten tödlichen Folgen besser verschleiern zu
können.
Mit AFP, Reuters> [2]
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16.3.2009:
Genitalverstümmelung soll in der Schweiz auch dann
strafbar sein, wenn sie in einem Land ausgeführt
wurde, wo sie noch nicht strafbar ist
<Der Nationalrat will härter gegen die weibliche
Genitalverstümmelung vorgehen: Neu soll in der Schweiz die
Verstümmelung weiblicher Genitalien auch dann strafbar
sein, wenn sie in einem Land begangen wird, in dem sie
nicht strafbar ist.
Genitalverstümmelung soll als
spezifischer Straftatbestand gesetzlich verankert
werden. Die nationalrätliche Rechtskommission hat einen
entsprechenden Vorentwurf zur Änderung des
Strafgesetzbuchs in die Vernehmlassung geschickt, wie
die Parlamentsdienste am Montag mitteilten.
Heute sei die Rechtslage nicht für
alle Formen von Genitalverstümmelung einheitlich. Damit
einhergehende Abgrenzungs- und Beweisschwierigkeiten
sollen mit der Einführung des neuen Straftatbestands
überwunden und zudem soll ein eindeutiges Signal der
Ächtung dieser gravierenden Menschenrechtsverletzungen
gesetzt werden, wie es zur Begründung hiess.
Verstümmelungen weiblicher Genitalien,
die im Ausland begangen wurden, sollen in der Schweiz
auch dann bestraft werden können, wenn sie am Tatort
nicht strafbar sind. Die Vernehmlassung dauert bis zum 22. Juni.
Quelle: AP>
*****
Schaffhauser Regierung
plädiert für Verbot von Genitalverstümmelung im StGB
<In seiner Vernehmlassung an das Eidg. Justiz- und
Polizeidepartement teilt der Regierungsrat mit, dass er
diese Bestrebungen unterstützt, weil der Tatbestand der
Körperverletzung für eine Bestrafung in solchen Fällen
oft nicht ausreiche.
Strafbar soll dabei auch der Täter
sein, der die Tat im Ausland begangen hat. Dabei soll
unberücksichtigt bleiben, ob die Tat am Tatort strafbar
ist.
Quelle: SDA/ATS>
*****
Kenia
23.12.2009: Selbstmord aus Protest gegen
Beschneidung
<Aus Protest gegen die Zwangsbeschneidung seiner
zwölfjährigen Tochter hat sich ein 55 Jahre alter
kenianischer Familienvater selbst getötet. Er hatte der
Dorfgemeinschaft zuvor eine "Lektion" angedroht.
Die Zeitung «Daily Nation» berichtete am Mittwoch, die
Dorfältesten hätten die Beschneidung des Mädchens
angeordnet, obwohl der Vater die Genitalverstümmelung
abgelehnt hatte. Er hatte die Zwölfjährige zu Verwandten
geschickt, damit sie zum Zeitpunkt der jährlichen
Beschneidungszeremonie nicht zu Hause war.
«Niemand hatte einen Verdacht, als er
ein Seil nahm und in Richtung Viehgehege ging», sagte
der Bruder des Mannes dem Blatt. Der Familienvater hatte
der Dorfgemeinschaft mit einer «Lektion» gedroht, sollte
eines seiner Kinder gegen seinen Willen beschnitten
werden.
Hunderte fliehen
Der siebenfache Vater gehörte zur
Volksgruppe der Massai, bei denen die Beschneidung zehn-
bis 13-jähriger Mädchen den Übergang in die Welt der
Frauen markiert. Jedes Jahr fliehen Hunderte Mädchen in
Kirchen und Schulen, um dem Ritual zu entkommen.
In den vergangenen Jahren haben
Menschenrechtsgruppen zusammen mit Stammesgemeinschaften
Alternativriten erarbeitet, um den Mädchen die
gefährliche und schmerzhafte Verstümmelung zu ersparen.
Doch nach wie vor bestehen viele
Eltern und Stammesälteste auf der Einhaltung der
Tradition, bei der den Mädchen Schamlippen und Klitoris
mit Rasierklingen oder Messern entfernt werden.
(sda)>
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Deutschland 12.2.2010:
Gesetzentwurf gegen Mädchenbeschneidung
aus: n-tv online: Politik: Eingang ins
StrafgesetzbuchHarte Strafe für Beschneidung; 12.2.2010; http://www.n-tv.de/politik/Harte-Strafe-fuer-Beschneidung-article725041.html
<Deutschland sagt der weltweit praktizierten
Genitalverstümmelung bei jungen Mädchen und Frauen den
Kampf an. Jährlich fallen weltweit drei Millionen Mädchen
dieser Form der Gewalt zum Opfer.
Das Logo des Vereins "Stop Mutilation" (Stoppt
Beschneidung), der Frauen und Mädchen vor
Genitalbeschneidung retten will.
Die Beschneidung von Frauen und Mädchen soll nach dem
Willen des Bundesrats härter bestraft werden. Die
Länderkammer votierte mehrheitlich dafür, einen
entsprechenden Entwurf in den Bundestag einzubringen.
Baden-Württemberg, Hessen, Bayern, Niedersachsen und
Rheinland-Pfalz hatten den Entwurf im Dezember in den
Bundesrat eingebracht. Demnach soll Genitalverstümmelung
als eigener Straftatbestand in das Strafgesetzbuch
aufgenommen werden, wobei künftig mindestens zwei Jahre
Haft drohen sollen.
In Deutschland leben schätzungsweise 20.000 Frauen, die
eine Beschneidung erlitten haben. Weiteren 4000 Mädchen
und Frauen aus Zuwandererfamilien drohe dieses Schicksal
bei einem Ferienaufenthalt im Herkunftsland, begründeten
die Länder ihren Vorstoß. Vor allem in afrikanischen
Ländern seien Genitalverstümmelungen weit verbreitet,
meist aus religiösen Gründen.
Im Ausland begangene Taten sollen nach deutschem Recht
verfolgt werden können, wenn das Opfer ständig in
Deutschland wohnt. Außerdem soll die Verjährungsfrist erst
beginnen, wenn die Opfer volljährig werden.>
*****
16.12.2010: Schweiz
will die weibliche Beschneidung ausdrücklich verbieten
- Gesetzesvorschlag
<Die Verstümmelung der Genitalien von Frauen und
Mädchen soll in der Schweiz ausdrücklich verboten
werden. Es drohen nun bis zu zehn Jahre Gefängnis.
Der Nationalrat war sich am Donnerstag
einig, ein Signal zu setzen und hiess am Donnerstag die
nötigen Änderungen des Strafgesetzbuches gut, mit 162
gegen 2 Stimmen.
Der Rat und der Bundesrat stimmten
überein, dass die Verstümmelung weiblicher
Geschlechtsorgane in allen Formen geahndet und bestraft
werden sollte. Dies soll auch der Fall sein, wenn in der
Schweiz lebende Personen die Tat im Ausland begehen und
diese dort nicht strafbar ist.
Freiheitsstrafe von bis zu zehn
Jahren
Das Strafmass liegt zwischen einer
Geldstrafe von mindestens 180 Tagessätzen und zehn
Jahren Freiheitsstrafe. Vertreterinnen und Vertreter
aller Fraktionen wollten ein Zeichen setzen gegen die
schmerzhafte und mit hohen Risiken verbundene Prozedur.
Wer sie habe erdulden müssen, leide das ganze Leben lang
darunter.
Bei der juristischen Feinarbeit
schieden sich die Geister: SP, CVP/EV/glp, Grüne, BDP,
FDP unterstützten den Vorschlag der Rechtskommission
(RK), einen neuen Artikel ins Strafgesetzbuch
einzufügen. Damit könnten alle Formen von
Genitalverstümmelung geahndet und angemessen bestraft
werden, sagte RK-Präsidentin Anita Thanei (SP/ZH).
SVP für härtere Strafe
Die SVP dagegen wollte einen neuen
Passus in den Artikel 122 (Schwere Körperverletzung)
schreiben und eine einjährige Freiheitsstrafe als
Mindeststrafe festlegen. Nur mit harten Strafen liessen
sich Genitalverstümmelungen glaubwürdig bekämpfen, sagte
Pirmin Schwander (SVP/SZ) dazu. Die SVP kam aber nicht
durch.
Täter ist, wer die Genitalien einer
Frau oder eines Mädchens verstümmelt, unbrauchbar macht
oder in anderer Weise schädigt. Das gilt auch, wenn die
betroffene Person damit einverstanden ist. Kosmetische
Eingriffe wie Piercings und Tätowierungen sollen dabei
straffrei bleiben.
Die Verjährungsfrist für
Genitalverstümmelungen beträgt 15 Jahre. Ist das Opfer
zur Tatzeit noch nicht 16 Jahre alt, soll die Ahndung
bis zum vollendeten 25. Altersjahr des Opfers möglich
sein. Die auf eine parlamentarische Initiative von Maria
Roth-Bernasconi (SP/GE) zurückgehende Vorlage geht nun
in den Ständerat.
Bestrafung schon möglich
Weibliche Genitalverstümmelung kann in
der Schweiz bereits bestraft werden: 2008 verurteilte
das Zürcher Obergericht zum Beispiel ein somalisches
Elternpaar wegen schwerer Körperverletzung zu einer
bedingten zweijährigen Freiheitsstrafe. Es hatte 1996 in
der Schweiz seine Tochter beschneiden lassen.
Weltweit haben 100 bis 140 Millionen
Frauen und Mädchen verstümmelte Genitalien, wie das
Hilfswerk World Vision unter Berufung auf die
Weltgesundheitsorganisation WHO schreibt.
Genitalverstümmelung werde häufig als Initiationsritual
verstanden und vielfach unter hygienisch bedenklichen
Bedingungen und ohne Narkose durchgeführt.
Das sehr schmerzhafte Ritual besteht
aus der Beschneidung der Klitoris-Vorhaut, der
Entfernung der Klitoris oder dem Beschneiden der
Schamlippen. Als Folge der Einwanderung kommt sie auch
in Industriestaaten vor. In der Schweiz sind nach
Schätzungen des UNO- Kinderhilfswerk UNICEF rund 6700
Frauen und Mädchen betroffen.
(sd)>
*****
4.1.2011: Weniger
Mädchenbeschneidung dank dem Hilfswerk "Menschen für
Menschen"
Die Mädchenbeschneidung in Afrika ist ein riesiges Tabu,
aber nicht mehr so riesig wie auch schon.
aus: Basler Zeitung online: "Wir konnten ein Tabu
brechen"; 4.1.2011;
http://bazonline.ch/leben/gesellschaft/Wir-konnten-ein-Tabu-brechen-/story/28579159
Almaz Böhm, die Frau
von Karlheinz Böhm, kämpft in Äthiopien gegen
Mädchenbeschneidung. Und erklärt, warum sich die Männer
dort gar nicht um dieses Thema kümmern.
[...]
Die Äthiopien-Hilfe der Böhms
Der Schauspieler Karlheinz Böhm (82) hat
Menschen für Menschen 1981 gegründet. Grundstock der
Stiftung waren 1,2 Millionen Mark, die nach einer Wette
bei der Fernsehsendung «Wetten, dass ...?»
zusammengekommen waren. Heute leitet Böhm das Hilfswerk
gemeinsam mit seiner Frau. Almaz Böhm (46) stammt aus
Jijiga im Osten Äthiopiens. Als Agrarexpertin arbeitet sie
auch vor Ort. Menschen für Menschen engagiert sich
ausschliesslich in Äthiopien in den Bereichen
Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit und Rechte der Frau.
Davon profitierten bisher vier Millionen Menschen.
Sie setzen sich sehr gegen
Mädchenbeschneidung und Mädchenheirat ein. Mit welchem
Erfolg?
Nur schon, dass wir diese grossen Tabus brechen konnten,
ist ein Erfolg. Wir haben in Äthiopien wunderbare
Traditionen, aber auch viele schädliche. Und die sind so
schädlich, dass man sie früher nie benannt hat. Sogar in
der Familie nicht. Grotesk ist, dass die Beschneidung
von Frauen durchgeführt wird, um für das Mädchen einen
besseren Platz in der Gesellschaft zu bekommen.
Ausserdem soll gewährleistet werden, dass der Mann, der
dann das Mädchen bekommt, der erste ist, der es berührt.
Deshalb kümmern sich die Männer gar nicht um die
Mädchenbeschneidung. Sie wissen zwar davon, reden aber
nicht darüber.
Gibt es heute weniger
Beschneidungen?
Ja, auch weil die Führer der Muslime und der Orthodoxen,
der beiden grössten Religionen Äthiopiens, sich hinter
unsere Kampagne stellten. Sie hatten lange debattiert,
ob nun die Mädchenbeschneidung tatsächlich nicht im
Koran und der Bibel angeordnet sei. Dann kam es zu einer
Kundgebung mit den Medien, und die Glaubensführer
sagten, die Mädchenbeschneidung sei eine schädliche
Tradition und habe nichts mit Religion zu tun. In jenem
Moment stand eine Frau auf und sagte: «Das sagt ihr uns
erst heute?» Da antworteten die Religionsführer: «Ihr
habt uns ja nie gefragt.» Die Imame wie die Priester
wussten Bescheid. Doch selbst sie hatten sich nicht
getraut, das Tabu zu brechen.
Wie kann man als europäische
Hilfsorganisation solche Tabuthemen ansprechen?
Wir werden in Äthiopien nicht als europäische
Organisation wahrgenommen, sondern als äthiopische. Und
Karl wurde immer als Partner gesehen. Er sprach
wochenlang mit den Bauern unter den Bäumen. Die Menschen
spürten, dass er sie kennen lernen wollte. Dann
erzählten sie von ihren familiären Problemen. Deshalb
konnte er als Ausländer Tabus ansprechen. Vielleicht war
es sogar notwendig, dass das eine unabhängige Person
tat. Zudem war er ein Mann.
Hätten Sie die Mädchenbeschneidung
nicht ansprechen können?
Ich hätte mich nicht getraut. Ich wurde so erzogen, dass
man eine Tradition nicht infrage stellt. Alles stimmte,
was die Eltern, die Grosseltern und die Urgrosseltern
sagten. Diskutiert wurde nichts. Jetzt weiss ich, dass
es möglich ist, eine Kultur infrage zu stellen. Und
heute wage ich es, Tabus wie die Mädchenbeschneidung
anzusprechen.
Äthiopien gehört trotzdem noch zu
den ärmsten Ländern und scheint nicht vom Fleck zu
kommen.
Doch, es geht wirtschaftlich besser als vor 20 Jahren.
Und heute gehen mehr Kinder zur Schule als damals. Viele
Erwachsene können nicht lesen, aber bei den Kleinen ist
es besser.
Gemäss einem Bericht von Human
Rights Watch benutzt die äthiopische Regierung
Hilfsgelder, um die Opposition zu unterdrücken. Wer
nicht die Regierungspartei unterstützt, bleibt aussen
vor. Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht?
Nein. Der HRW-Bericht bezieht sich auf die
Entwicklungshilfe, die direkt an den Staat fliesst, sei
es von der Weltbank, den USA oder Grossbritannien. Von
uns geht kein Geld an die Regierung. Wir gehen erst auf
die Behörden zu, wenn wir von den Bewohnern eines Dorfes
gehört haben, dass sie zum Beispiel eine Schule
brauchen.
Äthiopien hat in Sachen
Menschenrechte einen schlechten Ruf. Wie können Sie
mit dieser Regierung zusammenarbeiten?
Menschen für Menschen war stets unabhängig von Politik,
Religion und Wirtschaft. Als Karl erstmals nach
Äthiopien kam, herrschte eine Militärdiktatur. Das war
noch schlimmer als jetzt. Er sagte zu den Behörden:
«Meine Hilfe für die Menschen ist bedingungslos. Meine
einzige Bedingung ist, dassSie mir keine Bedingung
stellen.» Und das haben sie kapiert. Wenn wir aber in
die Bildung investieren, fördern wir auch die
Demokratie.
Es gibt Ökonomen, die fordern, dass
die Entwicklungshilfe eingestellt werde, weil sie
Afrika ärmer und korrupter mache. Was meinen Sie?
Das betrifft vielleicht die staatliche
Entwicklungshilfe. Wir als private Organisation arbeiten
direkt mit den Äthiopiern. Entwicklungshilfe, die von
innen kommt, funktioniert hundertprozentig.
Trotzdem ist das Misstrauen
gegenüber Hilfsorganisationen gross.
Es ist schade, dass alle Hilfswerke in einen Topf
geworfen werden. Es gibt auch in der Wirtschaft und der
Politik gute und schlechte Beispiele. Zu sagen, alle
Wirtschaftsführer seien Gauner, ist auch ungerecht. Wir
haben 254 Schulen gebaut. Pro Jahr erhalten
Hunderttausende Kinder dadurch eine Chance.
Eine letzte Frage: Weshalb reden
Sie von Karl und nicht von Karlheinz, wenn Sie Ihren
Mann meinen?
(Lacht.) Es ist einfacher. Kein Mensch sagt Karlheinz.
Es ist ein so langes Wort. Wie «Tages-Anzeiger». Jeder
sagt Karl. Für uns ist er Karl. (Tages-Anzeiger)>
*****
7.1.2011:
Genitalverstümmelung in Deutschland - und die
Beschneiderin aus Afrika wird extra eingeflogen - oder
das Mädchen wird nach Afrika "gebracht" - und die
Behörden merken es nicht
Was an dieser Meldung verwundert, ist vor allem, dass es
eine Meldung über Deutschland ist, die in einer schweizer
Zeitung steht. Eigentlich sollten die deutschen Zeitungen
hier den Innenminister attackieren, denn der Innenminister
scheint irgendwie ahnungslos, und der
Verteidigungsminister auch: Er verteidigt sein Land gegen
die Beschneiderinnen nicht. Aber lesen Sie selbst:
aus: Basler Zeitung online: "Was hier mit Kindern
geschieht, ist skandalös"; 7.1.2011;
http://bazonline.ch/leben/gesellschaft/Was-hier-mit-Kindern-geschieht-ist-skandaloes/story/25553053
<Genitalvertümmelungen
bei Mädchen und Frauen sind in Deutschland offenbar
weiter verbreitet, als in der Öffentlichkeit bekannt.
Beschneiderinnen werden in gewissen Fällen hierfür extra
eingeflogen.
Nicht nur in Afrika ein Problem: Eine
Rasierklinge, die für Genitalverstümmelungen benutzt
wird.
Nach
Hochrechnungen der Frauenrechtsorganisation Terre des
Temmes müsse davon ausgegangen werden, dass allein im
bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen
mehr als 5'600 Mädchen und Frauen von
Genitalbeschneidungen betroffen oder bedroht seien,
sagte Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens
(Grüne) in Düsseldorf.
Meist würden Mädchen im Alter zwischen
vier und zwölf Jahren zur Beschneidung nach Afrika
gebracht, in anderen Fällen würden Beschneiderinnen
nach Deutschland eingeflogen, sagte die
Betreiberin der landesweit einigen Beratungsstelle zu
Genitalverstümmelungen, Jawahir Cumar.
Oft werden für Beschneidungen
hygienische oder kulturelle Gründe angeführt. Die
Eingriffe sind mit starken Schmerzen verbunden und
können zu schweren körperlichen und psychischen Schäden
führen. «Was hier mit Kindern in einem Alter geschieht,
in dem sie eigentlich beschützt werden müssen, ist
skandalös», sagte Steffens.
Hotline für Betroffene und Opfer
Mit der am Freitag freigeschalteten
anonymen Telefonhotline soll eine neue
Beratungsmöglichkeit angeboten werden. Zielgruppen seien
sowohl Betroffene selbst als auch deren Angehörige,
Erzieher, Lehrer oder Ärzte, sagte Steffens. Betrieben
wird die Hotline vom Verein «Aktion weisses
Friedensband».
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO)
schätzt, dass im Jahr 2008 weltweit zwischen 100 und 140
Millionen Frauen und Mädchen an den Genitalien
beschnitten waren. Auch in Europa sind Schätzungen
zufolge Hunderttausende Frauen betroffen. Verbreitet ist
die Praxis vor allem in Afrika, wo in einzelnen Ländern
bis zu 99 Prozent der weiblichen Bevölkerung beschnitten
werden. Alle zwei Sekunden würde auf der Welt ein
Mädchen beschnitten, sagte Cumar.
[Und Anzeigen gibt es einfach keine]
In Deutschland ist die Beschneidung
eigentlich verboten. Strafverfahren gebe es aber
nicht, weil die meist Minderjährigen ihre Eltern nicht
anzeigten und sich Betroffene oft auch nicht darüber
im Klaren seien, dass Genitalverstümmelungen etwas
Unnormales seien. (jak/dapd)>
*****
Lenzburg (Schweiz)
1.12.2011: Der irakische Vater fragte die Ärztin, ob
sie auch seine Tochter beschneiden könne - strafbar
aus. 20 minuten online: Genitalverstümmelung: Junge
Aargauerin sollte beschnitten werden; 1.12.2011;
http://www.20min.ch/news/schweiz/story/29039370
<von Annette
Hirschberg - Eine muslimische Konvertitin und ihr
irakischer Mann suchten eine Ärztin, um ihre
11-jährige Tochter zu beschneiden. Jetzt wurden sie
vom Bezirksgericht Lenzburg verurteilt.
«Machen Sie auch Beschneidungen von Mädchen?»: Der
Stiefvater wurde wegen Vorbereitungshandlungen zur
Beschneidung verurteilt.
«Sie sind doch Ärztin? Machen Sie auch Beschneidungen von
Mädchen?», fragte eine Person am Telefon eine muslimische
Ärztin. Die Ärztin verneinte sofort vehement. Darauf sagte
die Person: «Ich suche jemand, der das für meine Tochter
machen würde.» Die Ärztin verneinte erneut und beendete
empört den Anruf.
So ähnlich soll sich am Abend des 13. Juni 2007 ein 39 Sekunden dauerndes Gespräch
zwischen einem Elternteil der im Aargau wohnhaften
Familie G. und einer Spitalärztin aus der Ostschweiz
abgespielt haben. Aufgrund dieses Telefonats wurden die
Eltern fünf Tage später von der Aargauer Polizei
abgeholt und die damals 11-jährige Tochter Fatma für 6
Monate in einer Pflegefamilie untergebracht. Seither
muss sie halbjährlich von einem Gynäkologen
kontrollieren lassen, ob ihre Genitalien unversehrt
sind.
Eltern stellen den Sachverhalt
anders dar
2010 wurden die Eltern des Mädchens
wegen Vorbereitungshandlungen zu schwerer
Körperverletzung per Strafbefehl zu einer bedingten
Geldstrafe und einer Busse von 200 und 400 Franken
verurteilt. Weil die Eheleute Burim und Dorothea G.
dieses Urteil nicht hinnehmen wollen, standen sie am
heutigen Donnerstag, 1. Dezember, vor dem Bezirksgericht
Lenzburg.
Aus Sicht des Staatsanwaltes ist
erwiesen, dass der Ehemann und Stiefvater der
11-Jährigen, der damals 32-jährige Iraker Burim G., bei
der Ärztin angerufen hat. Die Ärztin und deren Ehemann,
wollen beide «eine männliche Stimme mit ausländischem
Akzent» erkannt haben. Die Eltern stellen den
Sachverhalt aber anders dar: Von Anfang an behauptete
die damals 49-jährige Mutter, sie habe das Telefonat
gemacht. Sie habe eine tiefe Stimme und werde oft für
einen Mann gehalten.
Ein Familienleben nach strengen
islamischen Regeln
Auch den Inhalt des Gesprächs stellt
die Familienmutter, eine zum Islam konvertierte
Schweizerin mit deutschen Wurzeln, anders dar. Sie habe
sich aus pädagogischen Gründen bei der Ärztin über die
Beschneidung und deren Problematik erkundigen wollen.
«Meine Tochter zu beschneiden war in diesem kurzen
Gespräch kein Thema.» Und: Sie sei gegen Beschneidung.
Dem hält die Gerichtspräsidentin ein Zitat aus einem
Brief entgegen, den Dorothea G. an den leiblichen Vater
von Fatma geschrieben hatte. Dort schrieb sie: «Aus
diesem und nur aus diesem Grund fragte ich die Ärztin,
ob sie meine Tochter beschneiden würde.»
In der Befragung vor Gericht wird
klar, dass Familie G. nach strengen muslimischen
Prinzipien lebt. An Schullagern durfte Fatma kaum je
teilnehmen. Ging sie mit, musste gewährleistet sein,
dass sie dreimal täglich beten kann. Vom
Schwimmunterricht wurden das Mädchen und ihre zwei
Brüder meist dispensiert. Zu Hause wurden intensiv
islamische Rituale gelebt. Der Lehrer von Fatma
berichtete zudem, dass sie bereits als 11-Jährige am
Ramadan fastete und in der Schule keine christlichen
Lieder singen durfte.
«Religiöse Neugier» und
«pädagogisches Interesse»
Für den Anwalt des Ehepaars hat seine
Mandantin glaubhaft dargelegt, dass sie und nicht ihr
Mann der Ärztin angerufen hat. Ihre Tochter zu verletzen
habe sie nie im Sinn gehabt. Das Gericht glaubt
hingegen, dass Burim G. das Telefonat vom 13. Juni 2007
getätigt hat und verurteilt ihn wegen
Vorbereitungshandlungen zu schwerer Körperverletzung zu
einer bedingten Geldstrafe von 150 Tagessätzen à 90
Franken und einer Busse von 400 Franken. Dorothea G.
erhält wegen Irreführung der Rechtspflege eine bedingte
Geldstrafe von 40 Tagessätzen à 10 Franken und eine
Busse von 200 Franken. Der Anwalt des Ehepaars kündigt
an, das Urteil weiterzuziehen.
Alle Namen sind geändert.>
*****
3.2.2012:
<Genitalverstümmelung: 155 Millionen Frauen leiden
unter den Folgen> - 8000 pro Tag weltweit
aus: Der Standard onine; 3.2.2012;
http://diestandard.at/1328162501556/Genitalverstuemmelung-155-Millionen-Frauen-leiden-unter-den-Folgen
<Etwa 8.000
Mädchen werden pro Tag der FGM unterzogen - Petra
Bayr verweist darauf, dass in Wien rund 1.900 Frauen
gefährdet sind
Wien - SPÖ-Entwicklungssprecherin
Petra Bayr weist darauf hin, dass Genitalverstümmelung
auch für Frauen in Österreich ein Problem darstellt.
"FGM (Female Genital Mutilation, Anm.) ist kein
afrikanisches oder asiatisches Phänomen", betonte sie
in einer Aussendung zum Internationalen Tag gegen
weibliche Genitalverstümmelung, der am 6. Februar
begangen wird. Auch in Wien seien zirka 1.900 Frauen,
die aus Ländern stammen, wo Genitalverstümmelung
verbreitet ist, einem potenziellen Risiko ausgesetzt,
so Bayr.
Mit dem Ziel, auch "in Österreich
auf dieses Thema aufmerksam zu machen und die
Bevölkerung hinsichtlich weiblicher
Genitalverstümmelung zu sensibilisieren" stellten Bayr
und die Österreichische Plattform gegen weibliche
Genitalverstümmelung "Stop FGM" am Freitag Projekte
zur Bekämpfung von FGM im In- und Ausland vor.
VertreterInnen der Internationalen Organisation für
Migration (IOM) sowie Nichtregierungsorganisationen
wie SONNE-International oder FEM-Süd berichteten etwa
von Projekten in Äthiopien, die mit Aufklärungsfilmen
zu Diskussionen und zum Nachdenken anregen wollen.
Laut dem UNO-Kinderhilfswerk UNICEF
werden etwa drei Millionen weibliche Personen jährlich
einer Genitalverstümmelung unterzogen. Das entspricht
etwa 8.000 Mädchen pro Tag, so die
Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Weltweit
leiden etwa 155 Millionen Frauen unter den Folgen von
FGM.
Schmerz, Depression und
Angst
Mädchenbeschneidungen sind vor allem
in Afrika kulturell tief verwurzelt, auch wenn sie von
keiner Religion vorgeschrieben sind. Der Eingriff
reicht von der Abtrennung der Vorhaut der Klitoris bis
zu deren Entfernung gemeinsam mit den Schamlippen. Die
schlimmsten Folgen hat die sogenannte Infibulation
oder "pharaonische Beschneidung": Dabei werden die
großen Schamlippen beschnitten und die Vagina
anschließend zugenäht. In der Regel wird die Prozedur
unter unzureichenden hygienischen Bedingungen
vorgenommen. Der Eingriff verursacht starke Schmerzen,
Schockzustände und starke Blutungen. Immer wieder
sterben Mädchen an den Folgen, häufig kommt es zu
Infektionen und chronischen Entzündungen. Viele
beschnittene Frauen leiden ihr Leben lang an
Depressionen und Angstzuständen; auch bei Geburten
sind sie vermehrten Risiken ausgesetzt.
Am 6. Februar wird der
Internationale Tag gegen weibliche
Genitalverstümmelung begangen. Dieser Aktionstag wurde
vom "Inter-African Committee on Traditional Practices
Affecting the Health of Women and Children (IAC)" im
Jahr 2004 ausgerufen, um die Weltöffentlichkeit auf
das Problem hinzuweisen. (APA)>
*****
8.2.2012: Die
perversen Rechtfertigungen für Genitalverstümmelungen
an Mädchen - Rechtslücken lassen Genitalverstümmelung
auch in Deutschland zu
aus: n-tv online:
Genitalverstümmelung auch in Deutschland "Ich bin
noch immer traumatisiert"; 8.2.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Ich-bin-noch-immer-traumatisiert-article5430361.html
<Havilatou Bah lebt seit 2008 in Deutschland. In Guinea
ist sie als sechsjähriges Mädchen selbst Opfer einer
Beschneidung geworden.
Im Alter von sechs Jahren wurde
Havilatou Bah Opfer einer Beschneidung. Die Folgen
quälen sie noch immer. Mit Entsetzen musste die
gebürtige Guinearin feststellen, dass die
Genitalverstümmelung auch in ihrer neuen Heimat ein
Thema ist. Mit n-tv.de sprach die heute 20-Jährige
über folgenschweres Traditionsbewusstsein in ihrer
Berliner Community und gefährliche Schlupflöcher im
deutschen Recht. Mit einem Gesetzentwurf wollen die
Grünen den Missstand jetzt bekämpfen.
n-tv.de: Sie sind in Guinea
aufgewachsen. Schon im Alter von sechs Jahren ließen
ihre Eltern Sie beschneiden. Haben Sie den Eingriff
damals als Unrecht empfunden?
Havilatou Bah: Nein. In Guinea werden
fast alle Mädchen beschnitten, das ist ein üblicher
Brauch. Als ich die Operation überstanden hatte, gab es
ein Fest bei uns zu Hause. Familie und Freunde tanzten.
Ich durfte mir ein Mittagessen wünschen. Meine Eltern
waren stolz auf mich.
Waren auch Sie stolz auf sich?
Die Beschneidung war wie eine Prüfung. Ich bekam keine
Betäubung. Trotzdem durfte ich nicht weinen. Denn, wenn
ein Mädchen dabei weint, bringt es Schande über seine
Familie. Das Mädchen muss stark sein. Ja, als ich die
Beschneidung überstanden hatte, war auch ich stolz auf
mich. Außerdem war ich danach frei. Ein unbeschnittenes
Mädchen gilt in Guinea als nicht sauber. Es darf nicht
mit anderen Kindern spielen oder Essen für seinen Papa
kochen.
Wann haben Sie begriffen, was
Ihre Familie ihnen angetan hat?
Als ich das erste Mal mit einem Mann
geschlafen habe. Ich spürte nichts. Darunter leide ich
bis heute.
Nehmen Sie Ihrer Familie das
heute übel?
Manchmal bin ich ihnen böse. Aber ich
kann sie auch verstehen. Bei meiner Großmutter war es
schon so. Bei meiner Mutter. Man kann seine Traditionen
nicht einfach vergessen.
Laut der
Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" droht rund
5000 Töchtern von Zuwanderern eine Beschneidung. Was
haben Sie für Erfahrungen in der Guineischen Community
in Berlin gemacht?
Viele Männer aus Guinea, die hier
leben, bringen ihre traditionelle Denkweise mit. Sie
wollen keine unbeschnittene Frau. Auch im Gespräch mit
Müttern spüre ich, dass viele den Brauch befürworten.
Sie sagen: "Wenn du nicht beschnitten bist, bist du
nicht sauber. Wenn du nicht beschnitten bist, bist du
eine Hure." Die meisten Zuwanderer aus Guinea haben die
Erfahrung gemacht, dass eine unbeschnittene Frau kein
gutes Leben führen kann. Niemand will sie heiraten, ihr
Umfeld meidet sie. Das hat sich bei ihnen eingeprägt.
Haben Zuwanderer aus Guinea
ihre Kinder, die sie in Deutschland zur Welt gebracht
haben, beschneiden lassen?
Viele haben das gemacht. Und viele
wollen es noch tun.
Die Grünen setzen auf mehr
Abschreckung. Wer seine Tochter in Deutschland
beschneiden lässt, soll für eine schwere, nicht mehr
nur eine gefährliche Körperverletzung angeklagt
werden. Zudem soll die Genitalverstümmelung in den
Katalog der Auslandsstraftaten kommen. Mitunter können
Eltern derzeit noch auf Straffreiheit hoffen, wenn sie
ihr Kind in ihrer alten Heimat beschneiden lassen. Was
halten Sie davon?
Die Idee ist gut, aber das Gesetz
allein reicht nicht aus. Schon heute verrät niemand aus
der Community, wenn er bei seinem Urlaub in der Heimat
seine Tochter beschneiden lässt. Auch die Opfer
schweigen. Jugendämter sollten regelmäßig bei Kindern
nachfragen. Zudem müssen Kinderärzte bei ihren
Routineuntersuchungen auch überprüfen, ob ein Mädchen
beschnitten worden ist.
Sie leben seit 2008 in
Deutschland. Sie lernen die Sprache, bereiten sich auf
eine Ausbildung vor. Welche Rolle spielt das Thema
Genitalverstümmelung heute noch für Sie?
Ich muss jeden Tag an meine
Beschneidung denken. Ich erinnere mich an die roten
Gewänder der Frauen, die mich beschnitten. Ich erinnere
mich an die Schmerzen. Ich bin noch immer traumatisiert.
Darum will ich verhindern, dass es anderen Frauen ergeht
wie mir. Eines Tages möchte ich nach Guinea zurückkehren
und gegen diesen Brauch kämpfen.
Mit Havilatou Bah sprach Issio
Ehrich>
*****
1.6.2012: <Frankreich: Eltern wegen Beschneidung
ihrer Töchter verurteilt> - Eltern aus
Guinea müssen hinter Gitter
<Grausames Ritual in
Frankreich: Ein aus Guinea stammendes Paar hat seine
vier Töchter beschnitten. Jetzt wurden die Urteile
gesprochen. Die Eltern wurden zu mehrjähriger Haft
verurteilt - die Staatsanwaltschaft hatte höhere
Strafen gefordert.
Nevers - Die Eltern von vier Töchtern sind am
Freitag im zentralfranzösischen Nevers zu mehrjährigen
Haftstrafen verurteilt worden. Sie hatten die Mädchen
beschnitten. Die weibliche Beschneidung, bei der Mädchen
die Schamlippen abgetrennt werden, ist in Teilen Afrikas
verbreitet und in Frankreich
verboten.
Der aus dem westafrikanischen Guinea
stammende Vater wurde zu fünf Jahren Gefängnis, drei
davon auf Bewährung, verurteilt. Die Mutter erhielt eine
vierjährige Haftstrafe, von der zweieinhalb zur
Bewährung ausgesetzt wurden. Die Staatsanwaltschaft
hatte Strafen in Höhe von acht und sechs Jahren
Gefängnis gefordert, wie "Le Monde" berichtet.
"Es scheint unerträglich, dass
liebende Eltern so etwas machen konnten", sagte die
Anwältin der beiden jüngeren Töchter, die elf und 13
Jahre alt sind. Die beiden 18 und 20 Jahre alten
Töchter, die mit der Volljährigkeit auf eine
Nebenklage verzichteten, verteidigten vor Gericht ihre
Eltern. Die Mutter bedauerte unter Tränen den
Eingriff. "Heute wäre ich weniger passiv. Die
Beschneidung ist nicht gut".
In einigen Ländern Afrikas
gelten unbeschnittene Frauen als "unrein", was ihre
Chancen auf dem Heiratsmarkt schmälert.
kha/AFP>
*****
12.6.2012:
Verstümmelte Klitoris kann man operieren und zum Teil
wiederherstellen
aus: Welt online: Behandlungsmethode: Klitoris-OP
verbessert Leben verstümmelter Frauen; 12.6.2012;
http://www.welt.de/gesundheit/article106496020/Klitoris-OP-verbessert-Leben-verstuemmelter-Frauen.html
<Es ist ein grausames
Ritual: Millionen Mädchen werden weltweit die
Geschlechtsteile verstümmelt. Doch es gibt Hoffnung:
Durch eine neue OP-Technik ist eine beschädigte
Klitoris jetzt heilbar.
Die Jahrtausende alte Tradition, die
Geschlechtsteile von Mädchen zu verstümmeln, hat das
Leben von Millionen junger Frauen zerstört. Die
Ergebnisse einer Studie macht einigen nun Hoffnung.
Ihre Behandlungstechnik könne die Schmerzen
von genital verstümmelten Frauen lindern und ihnen
sexuelles Lustempfinden zurückgeben, berichtet ein
Forscherteam um den Franzosen Pierre Foldès in der
jüngsten Ausgabe des britischen Fachmagazins "The
Lancet".
Für die Untersuchung hatten die
Wissenschaftler 841 Frauen befragt, die sich in
Frankreich 2008 und 2009 einer Klitoris-Operation
unterzogen hatten. Sie gaben ein Jahr nach dem Eingriff
Auskunft über ihr Schmerz- und Lustempfinden.
Frauen erleben
wieder einen Orgasmus
Das Ergebnis: 35 Prozent der Frauen, die
zuvor niemals einen Orgasmus hatten, erlebten danach
regelmäßig oder zumindest eingeschränkt Höhepunkte. Die
Hälfte der Behandelten, die vorher nur eingeschränkt
Orgasmen hatte, hatte danach regelmäßige. Eine
Verschlechterung trat nur bei sehr wenigen Patientinnen
auf. Ein Großteil berichtete zudem über eine
Verringerung von Schmerzen.
"Unsere Erkenntnisse zeigen, dass sich die
Klitoris nach einer Genitalverstümmelung chirurgisch
wiederherstellen lässt", kommentiert der OP-Erfinder
Foldès.
Er macht sich zunutze, dass die Klitoris
zum größten Teil versteckt innerhalb des weiblichen
Körpers liegt und bei einer Beschneidung in der Regel
nur die äußerste Spitze verstümmelt wird. Bei der
Operationstechnik wird ein Teil der im Unterleib
versteckten Klitoris wieder herausgeholt.
Weg auf den OP-Tisch
voller Hindernisse
Wesentlich komplizierter ist der Weg auf
den OP-Tisch. Die Opfer, die meist in ärmeren Ländern
leben, hätten kaum Zugang zur wiederherstellenden
Chirurgie, räumen die Forscher ein. Eingriffe, die das
Leben der Frauen verbessern könnten, seien in
Entwicklungsländern weiterhin nahezu unerschwinglich.
In einigen Ländern klassifizieren
Krankenkassen den Eingriff nicht einmal als medizinisch
notwendig, sondern als Schönheitsoperation. Zudem wird
darauf hingewiesen, dass viele Frauen überhaupt nichts
von möglichen Therapien wissen.
Ob aus religiösen, oder kulturellen
Gründen: Weltweit werden die Geschlechtsteile von
Mädchen oft ohne Betäubung und unter unhygienischen
Bedingungen verstümmelt. Manchmal werden ihnen zudem die
Schamlippen zugenäht und nur eine kleine Öffnung
gelassen.
70 bis 140 Millionen
Frauen betroffen
Nach Angaben der Kinderschutzorganisation
Unicef sind weltweit insgesamt 70 bis 140 Millionen
Frauen betroffen. Viele Opfer leiden ihr ganzes Leben
lang unter den psychischen und körperlichen Folgen der
Beschneidungen, die nicht selten mit Glasscherben,
stumpfen Rasierklingen oder Teilen von Blechdosen
vorgenommen werden.
Vor allem in afrikanischen Ländern ist das
blutige Ritual weit verbreitet. Darüber hinaus sind
einige Fälle von Genitalverstümmelung in Asien, im
Mittleren Osten sowie in Einwandererfamilien in Europa
oder Nordamerika dokumentiert.
Nach Angaben der Hilfsorganisation Target
wird der rund 5000 Jahre alte Brauch noch in rund 35
Ländern praktiziert.>
*****
21.12.2012:
<Erstmals UNO-Resolution gegen weibliche
Genitalbeschneidung>
aus: Der Standard online; 21.12.2012;
http://diestandard.at/1355460331214/Erstmals-UNO-Resolution-gegen-weibliche-Genitalbeschneidung
<Aktivistinnen in Somalia protestieren gegen die
weibliche Genitalbeschneidung: Das Land weist eine der
höchsten Beschneidungs-Raten von Frauen in Afrika auf.
Drei Millionen Mädchen in dreißig
Ländern betroffen
New York - Die Vollversammlung der
Vereinten Nationen hat erstmals in einer Resolution
zum Kampf gegen die weibliche Genitalbeschneidung
aufgerufen. In dem am Donnerstag in New York
verabschiedeten Dokument fordert das Gremium die
internationale Staatengemeinschaft auf, Gesetze gegen
die Beschneidung zu verhängen und deren Einhaltung
streng zu überwachen.
Langzeitfolgen für Betroffene
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International begrüßte
die Resolution. Ihren Angaben zufolge sind rund drei
Millionen Mädchen in fast dreißig Ländern der Welt von
der oftmals mit Tradition oder Religion begründeten
Praxis betroffen. Die Betroffenen leiden oftmals unter
psychischen und körperlichen Langzeitfolgen wie etwa
Problemen bei sexuellen Beziehungen und Geburten. Der
schmerzvolle und riskante Eingriff kann
schlimmstenfalls sogar zum Tod führen. (APA/red, dieStandard.at,
21.12.2012)>
*****
5.7.2013: <Deutschland: Härtere Strafen
bei Genitalverstümmelung>
aus: Der Standard online; 5.7.2013;
http://diestandard.at/1371171749659/Deutschland-Haertere-Strafen-bei-Genitalverstuemmelung?ti=00a758be-3aab-45a2-a876-3b537b66dfab&ti=00a758be-3aab-45a2-a876-3b537b66dfab&at=eb247e17-96af-45d5-8f22-fcf79f2ec1ae
<Der Bundesrat billigt Strafe von bis zu 15
Jahren Haft - In Deutschland sind etwa 30.000 Frauen
betroffen.
Berlin - Die Genitalverstümmelung bei Frauen und
Mädchen wird in Deutschland in Zukunft mit bis zu 15
Jahren Haft bestraft. Der Bundesrat (Länderkammer)
billigte am Freitag die Einführung eines eigenen
Straftatbestands.
Bisher wurde die Verstümmelung weiblicher
Genitalien lediglich als schwere Körperverletzung
mit einer Haft von maximal zehn Jahren geahndet.
Bei dem weltweit in mehr als 30 Ländern
praktizierten Ritual wird die Klitoris teilweise
oder vollständig entfernt.
Zirka 30.000 Betroffene in Deutschland
Die Genitalverstümmelung ist vor allem in Ländern
Afrikas, im Süden der arabischen Halbinsel und in
Teilen Asiens verbreitet. Der Gesetzgeber sah aber
auch in Deutschland Handlungsbedarf: Schätzungen
zufolge leben in Deutschland 30.000 Mädchen und
Frauen, die bereits verstümmelt wurden oder von
dem Eingriff bedroht sind.>
*****
Berlin 11.9.2013: <Klinik für
genitalverstümmelte Frauen in Zehlendorf
eröffnet - Waris Dirie:
"Beschneidung ist Folter und Verbrechen">
Waris Dirie, ehemaliges Model aus Somalia und
Menschenrechtsaktivistin, bei der Eröffnung
eines Centers für Opfer von
Genitalverstümmelungen in Berlin. - Foto: dpa
Mit einer
emotionalen Rede hat das aus Somalia stammende
Top-Model Waris Dirie das europaweit erste
Medizinzentrum für genitalverstümmelte Frauen
im Waldfriede-Krankenhaus in Berlin-Zehlendorf
eröffnet: Der Zehlendorf Blog war vor Ort
dabei.
Die Vorführung ist zu Ende, ein kleiner
Ausschnitt nur aus „Wüstenblume“, die Verfilmung
des autobiografischen Buches von Waris Dirie.
Die entscheidende Szene, die grausamste, für das
Topmodel im Film wie in der Realität „der Tag,
der mein Leben veränderte“: die Beschneidung als
dreijähriges Mädchen, irgendwo in den Wüsteneien
Somalias.
In der Dramaturgie dieses Mittwochabends im
vollbesetzten Vortragssaal des Krankenhauses
Waldfriede ist das der Moment, in dem die
Autorin das Wort ergreifen soll – der Höhepunkt
einer durch den Anlass doch gar nicht
glamourösen Feier, der Eröffnung des „Desert
Flower Center“ in der Klinik an der
Argentinischen Allee.
Hier soll Frauen, die von genitaler
Verstümmelung betroffen sind, geholfen werden,
ganzheitlich, gemeinsam durch Ärzte, Seelsorger,
Sozialarbeiter, Psychologen und
Selbsthilfegruppen.
Langsam erhebt sich Waris Dirie,
UN-Sonderbotschafterin, erfahren in solchen
Auftritten. Auch den Film hat sie bestimmt viele
Male gesehen, präsentierte ihn 2009 bei der
Premiere in Berlin. Dennoch: Jetzt kann sie
nicht weiter, steht hinter dem Pult, tupft die
erste Träne ab, bittet um Geduld – und sinkt leise weinend im
Hintergrund der Bühne zusammen.
Evelyn Brenda geht zu ihr, in Darmstadt
lebende Kenianerin, der in ihrer Heimat das
gleiche Schicksal gedroht hatte, doch ihr Vater
lehnte die Beschneidung ab – etwas, wofür sie
ihm unendlich dankbar ist, wie die gegen
Beschneidung und Zwangsehe engagierte Frau vor
dem Film ebenso temperamentvoll wie die Herzen
gewinnend erzählt hatte. Nun tröstet sie, greift
sich wieder das Mikrofon, spricht erneut über
die Leiden der zig Millionen beschnittenen
Frauen, schafft Raum für Waris Dirie, sich zu
sammeln.
Das gelingt nur mühsam, stammelnd fast beginnt
sie, die Erinnerung hat sie wieder einmal
gepackt, obwohl sie doch, wie sie dann irgendwie
hervorstößt, schon so oft beschlossen hatte, die
Beschneidung, den Schmerz, die Verzweiflung
hinter sich zu lassen. Fast bricht ihre Rede nun
aus ihr heraus, Augenblicksaufnahmen ihres
Kampfes gegen die Verstümmelung, die nicht „Kultur, Religion
oder Tradition“ sei, sondern „Folter und
Verbrechen“. Dieses Urteil hatte auf der
Einladungskarte gestanden, Klinikdirektor Bernd
Quoß hatte es in der Begrüßung zitiert, und so
ähnlich sagt sie es auch jetzt, zusehends
gefasster, energischer, und so mündet die Rede
in ein optimistisches Bekenntnis, wie glücklich
sie sei, hier zu stehen und Träume in Erfüllung
gehen zu sehen. Großer Beifall, Standing
Ovations.
Deutlicher kann man nicht werden, um das
maßlose Leid erfahrbar zu machen, das die
grausamen Rituale der Tradition besonders in
Afrika, aber nicht nur dort, verursachen. Aber
man kann es zeigen, in schockierenden Dia-Serien
von verstümmelten Frauen und rekonstruierenden
Operationen, wie sie der Pariser Chirurg Pierre
Foldès schon tausendfach vollzogen hat und nun
erläutert – Hoffnung dank Skalpell. Später wird
auf dem Podium diskutiert, moderiert von
Tagesspiegel-Redakteur Armin Lehmann. Und es
gibt weitere Grußworte, auch Sir Simon Rattle
hat eines vorbereitet.
In den Krankenzimmern schlafen sie jetzt wohl
schon; besonders zwei Frauen ist das zu
wünschen, aus Dschibuti die eine, aus Äthiopien
die andere. Sie sind die ersten Patientinnen des
„Desert Flower Center“. Heute sollen sie
operiert werden.
Norrköping (Schweden) 15.7.2014: <60
Mädchen genitalverstümmelt> - keine
Anzeigen und kein Schutz
aus: Netzfrauen online: Skandal in Schweden: 60
Mädchen genitalverstümmelt – doch keine Anzeigen
gegen die Täter und kein Schutz für potentielle
Opfer; 15.7.2014;
http://netzfrauen.com/NF/2014/07/15/skandal-schweden-60-maedchen-genitalverstuemmeltdoch-keine-anzeigen-gegen-die-taeter-und-kein-schutz-fuer-potentielle-opfer/
n der schwedischen Stadt Norrköping sind alle 30
Mädchen einer Schulklasse genital verstümmelt
worden, berichtete die Zeitung Norrköpings Tidningar Ende
Juni. Alle Opfer stammen aus Migrantenfamilien, 28
von ihnen aus Somalia und wurden der dort
praktizierten, schwersten Form der Verstümmelung
(Entfernung der gesamten äußeren Genitalien und
Vernähen der Vulva bis auf eine winzige Öffnung)
unterworfen. Aufgedeckt wurden die Verbrechen im
Rahmen eines Pilotprojektes der Stadt, bei dem
Ärzte seit März gezielt Mädchen untersuchen und
seitdem mehr als 60 Fälle von Genitalverstümmelung
feststellten. Obwohl
deutlich wird, dass die Verstümmelungen nur durch
solche medizinischen Untersuchungen entdeckt
werden können, sind sie in Schweden – wie in fast
allen europäischen Ländern – unüblich. Mehr noch:
Im Jahr 2010 war die schwedische Kommune Uppsala
von einem Bundesgericht sogar zu 6.000¤
Schadensersatz wegen Diskriminierung verurteilt
worden, nachdem ein Sozialarbeiter aufgrund des
Verdachts auf Genitalverstümmelung die
Untersuchung eines 10-jährigen Mädchens gegen den
Willen der Eltern veranlasst hatte.
Keine Strafanzeigen – keine Verurteilung der
Täter – kein Schutz für potentielle Opfer
Schweden war das erste europäische Land, das die
Verstümmelung von Mädchen explizit unter Strafe
stellte (1982), mit einem Strafmaß von bis zu 10
Jahren. Doch bis jetzt konnten die Täter ihre
Töchter verstümmeln lassen, ohne strafrechtlich
belangt zu werden. An dieser unrühmlichen
„Tradition” ändern auch die jetzt nachgewiesenen
60 Fälle in Norrköping nichts: Wie die
örtliche Polizei gegenüber der TaskForce
bestätigte, unterließen es die zuständigen
Behörden Anzeige zu erstatten.
Ermittlungsverfahren gegen die Eltern wegen
Anstiftung der Verstümmelung ihrer Töchter sind
daher unmöglich. Verantwortlich für
diese Unterlassung ist zum einen der
schulärztliche Dienst, der die 60 Kinder als Opfer
von Genitalverstümmelung identifizierte. Laut
dessen Leiterin Monika
Sannebrink wurden die Fälle
lediglich dem Sozialen Dienst gemeldet. Eine
Erklärung, weshalb ihre Behörde nicht gleichzeitig
die Polizei einschaltete, kann bzw. will
Sannebrink nicht geben. Dabei ist in Schweden die
Meldepflicht bei Genitalverstümmelungen klar
geregelt – zumindest auf dem Papier: „Jeder, der es unterlässt,
eine verübte oder geplante
Genitalverstümmelung der Polizei zu melden,
macht sich nach §23 des Strafgesetzbuches
strafbar”. Eine Mitarbeiterin des
schulärztlichen Dienstes, Petra Bloom
Andersson, teilte der TaskForce mit,
dass sich ihre Institution an den Vorgaben
des Regierungsauftrages orientiere,
den Bildungsminister Jan
Björklund im letzten Herbst
verabschiedet und Norrköping als Pilotprojekt
bestimmt hat. Nun fehlt in Björklund’s Papier
bezeichnenderweise jeglicher Hinweis bzw.
Anweisung, die Polizei einzuschalten und ein
Strafverfahren (i.d.R. gegen die Eltern)
einzuleiten, wenn an Mädchen eine
Genitalverstümmelung festgestellt wurde. Auf die
Frage, aus welchem Grund er auf diese wichtige
Obligation verzichtet hat, schweigen Björklund und
sein Ministerium beharrlich. Thomas Leijon - Leiter
des Sozialen Dienstes und ebenfalls verantwortlich
für die fehlenden Anzeigen bei der Polizei – hat
bislang zwar nicht persönlich erörtert, weshalb er
die 60 konkreten Fälle nicht meldete, dafür kennt
Monika Sannebrink die Hintergründe und
schreibt: „Der Soziale Dienst hat
entschieden, dass alle Mädchen verstümmelt
wurden, bevor sie nach Schweden kamen. Deshalb
können die Taten in Schweden nicht
strafrechtlich verfolgt werden.”
Davon abgesehen, dass es alleinige Aufgabe der
Polizei wäre, den Zeitpunkt und sämtliche
Details dieser Verbrechen zu ermitteln – und der
Soziale Dienst daher missbräuchlich seine
Kompetenzen überschreitet, zumal zum Vorteil der
Täter – ist es durchaus möglich, die
Verstümmelungen strafrechtlich zu ahnden, selbst
wenn sie vor der Immigration nach Schweden
verübt wurden.
Das erörterte die Norrköpinger
Staatsanwältin Marie Kronqvist Berg in
einem Interview mit Norrköpings Tidningar. Auch
ihr fehlt das Verständnis dafür, dass die
Strafverfolgungsbehörden nicht umgehend
eingeschaltet wurden, um die nötigen Ermittlungen
für die 60 Verstümmelungsfälle einzuleiten…
Fazit:
1. Schweden verpasst in Norrköping’s 60
nachgewiesenen Fällen von Genitalverstümmelung
an minderjährigen Mädchen die Chance, nach über
30 Jahren endlich ernsthaft und konsequent gegen
diese Verbrechen vorzugehen.
2. Obwohl das schwedische
Strafrecht seit 1982 ein Strafmaß von bis zu 10
Jahren für die Verstümmelung von Mädchen
vorsieht, unterließen es alle involvierten
Behörden, bei der Polizei Anzeige gegen die
Eltern der Opfer zu erstatten, um angemessen
wegen der Anstiftung der Verstümmelung ihrer
Töchter zu ermitteln.
3. Diese Unterlassung bedeutet eine massive
Untergrabung des Rechtssystems und sendet die
folgenschwere Botschaft an die Täter dass sie,
selbst wenn die Verstümmelung ihrer Kinder
eindeutig nachgewiesen wurde, trotz explizitem
Verbot, keine strafrechtlichen Konsequenzen
fürchten müssen. Es reicht bereits die bloße
Behauptung aus, sie hätten die Tat vor der
Immigration nach Schweden verüben lassen: Deutlicher
können die Täter kaum ermutigt werden, auch
weiterhin ihre Töchter der Genitalverstümmelung
zu unterwerfen.
4. Ohne die medizinischen Untersuchungen
hätten diese Fälle nicht aufgedeckt werden
können, d.h. genitale Unversehrtheitskontrollen
gehören zu den wichtigsten Schlüsseln, um Opfer
und Täter (d.h. anstiftende Eltern) zu
identifizieren.Es ist
naheliegend, dass die 60 Mädchen selbst in der
kleinen Stadt Norrköping nur „die Spitze des
Eisberges” darstellen und viele weitere Opfer –
insbesondere all diejenigen, die nachweislich in
Schweden geboren und aufgewachsen sind – noch
unentdeckt sind. Welche tatsächliche Dimension
die Gewalt der Genitalverstümmelung in gößeren
Städten wie Malmö, Göteborg oder Stockholm
erreicht, kann derzeit nur erahnt werden, denn
vergleichbare Untersuchungen gibt es dort nicht.
Doch wir wissen, dass in Europa bis zu 80% der
gefährdeten Mädchen – insbesondere in den
Hochrisikogruppen – tatsächlich verstümmelt
werden.
5. Mit der aktuellen schwedischen Politik
werden nicht nur Verstümmelungstäter vor
angemessener Strafverfolgung bewahrt, es ist
ebenso unwahrscheinlich, dass gefährdete Mädchen
künftig besser geschützt werden: Denn es ist
lediglich geplant, die „Eltern darüber
zu informieren, dass sie ins Gefängnis gehen
können, falls ihre Töchter von einer Reise ins
Heimatland verstümmelt zurückkehren”, wie
Petra Blom Andersson den Medien mitteilte. Diese
Maßnahme geht an der Lebenswirklichkeit vorbei,
denn die Täter handeln keinesfalls
aus Unwissenheit und Studien belegen,
dass sie über die Strafbarkeit der
Verstümmelungen bestens informiert sind.
Allerdings sehen sie sich durch das Ausbleiben
entsprechender Strafverfahren in ihrem Tun
bestätigt.
In Europa werden die Genitalverstümmelungen in den
Migrantenfamilien unvermindert weitergeführt: Bis
zu 80% der hier lebenden Mädchen werden
tatsächlich Opfer. Nur durch gezielte medizinische
Kontrollen kann die Tat aufgedeckt werden. Doch
wenn – wie in Schweden – die Täter-Eltern nicht
bei der Polizei angezeigt und strafrechtlich
belangt werden, wird das Rechtssystem untergraben
und die Täter werden zusätzlich bestärkt. Foto2 –
Das Vorgehen der Behörden in Norrköping orientiert
sich an einem Regierungspapier des
Bildungsministers Jan Björklund. Darin fehlt
jeglicher Hinweis oder Anordnung die Polizei
einzuschalten, wenn Genitalverstümmelungen an
Mädchen festgestellt wurden. Foto3 – Die
Staatsanwältin Marie Kronqvist Berg kann nicht
verstehen, weshalb die 60 Fälle von
Genitalverstümmelung nicht den
Strafverfolgungsbehörden gemeldet wurden. Fotos:
(c) Trocaire, Joakim Blomqvist/Norrköpings
Tidningar, PR Netzfrau Ines Laufer
Bern (Schweiz):
Das Inselspital hat fast jede Woche einen Fall
von Genitalverstümmelung: Weibliche Genitalverstümmelung : Inselspital
behandelt bis zu 40 Opfer pro Jahr
https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/17769961
<Seit 2012 sind Beschneidungen in der
Schweiz verboten. Dennoch ist das grausame
Ritual auch hierzulande Realität. Jährlich
werden im Berner Inselspital bis zu 40 Opfer
behandelt.
In der Schweiz gibt es Schätzungen zufolge rund
15'000 beschnittene Mädchen und Frauen. Immer
wieder versuchen Wanderbeschneider ins Land zu
reisen, um das grausame Ritual zu vollziehen.
So auch in der Stadt Bern: Dreimal in den letzten
zwölf Monaten habe man solchen Praktikern die
Einreise verweigert, sagt Alexander Ott,
Polizeiinspektor und Chef der Fremdenpolizei der
Stadt Bern, der «Berner Zeitung». Gelinge
die Einreise, seien viele Mädchen gefährdet. Laut
Thomas Roth von der NGO Trafficking.ch sind es oft
auch Verwandte, die die Eingriffe durchführen.
Die Angst, ausgestossen zu werden
Seit 2012 steht Genitalverstümmelung in der
Schweiz unter Strafe. Trotzdem werden kaum
Anzeigen erstattet. «Betroffene Mädchen geraten in
einen Loyalitätskonflikt und haben vielfach Angst
davor, aus der Gesellschaft ausgestossen zu
werden, wenn sie die eigene Familie anzeigen»,
sagt Denise Schwegler vom Netzwerk gegen
Mädchenbeschneidung Schweiz. Bei einer
Verurteilung drohe der Familie zudem die
Ausschaffung.
Meist wird die Beschneidung zwischen dem
Vorschulalter und dem Beginn der Pubertät
vorgenommen. «Bei rund der Hälfte der Mädchen, die
ich behandle, ist die Vulva so stark zerstört,
dass sie sogar beim Wasserlösen häufig unter
Schmerzen leiden», sagt Kinder- und
Jugendgynäkologin Irène Dingeldein vom Berner
Inselspital.
Defibulation bei 90 Prozent der Patientinnen
Neben weiteren körperlichen Folgen wie
Unfruchtbarkeit, Komplikationen bei der
Schwangerschaft oder einer eingeschränkten
Sexualität seien die psychischen Schmerzen
besonders schlimm für die Mädchen: «Sie fühlen
sich oftmals minderwertig und unverstanden. Zudem
leiden sie unter starken Schamgefühlen», so
Dingeldein.
[Inselspital: Sprechstunde zu Frauenbeschneidung
seit 2002 - durchschnittlich 40 Patientinnen pro
Jahr neu]
Seit 2002 gibt es in der Frauenklinik des
Inselspitals eine Sprechstunde für Frauen, die
infolge der Beschneidung gesundheitliche
Beschwerden haben. Bis zu 40 neue Patientinnen
werden dort jährlich behandelt, schreibt die
«Berner Zeitung». Annette Kuhn, die Leitende
Ärztin am Zentrum für Urogynäkologie, rät den
Betroffenen zu einer sogenannten Defibulation,
wobei die verwachsenen Genitalien mit einem Laser
wiedergeöffnet werden. 90 Prozent der Patientinnen
würden sich zu diesem Schritt entscheiden – die
Rückmeldungen seien überwiegend positiv, so Kuhn.
Mossad-Deutschland am 13.10.2019:
Genitalverstümmelung ist "in" wie nie zuvor
durch Invasoren aus Somalia, Eritrea und Irak
- Tabu bei Lehrpersonen und ÄrztInnen - Buntes
Berlin plant "Koordinationsstelle": Terre des Femmes: Dramatische Zunahme bei
weiblichen Genitalverstümmelungen in
Deutschland
<Es sind
erschreckende Zahlen: Laut Hochrechnungen der
Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes sind
rund 70.000 Mädchen und Frauen in Deutschland
von Genitalverstümmelung betroffen. Auch in
Berlin nehmen die Fälle zu.
Die NGO Terre des Femmes veröffentlichte am
Donnerstag die jährliche Dunkelzifferstatistik zu
weiblichen Genitalverstümmelungen. Die Zahlen
zeigen eine dramatische Zunahme. Rund 70.000
Mädchen und Frauen sind in Deutschland aktuell
betroffen. Das ist ein Anstieg von acht Prozent
gegenüber dem Vorjahr und ein Anstieg von
unglaublichen 44 Prozent gegenüber 2016.
Die Zahlen der Organisation beruhen auf
Hochrechnungen. Terre des Femmes geht allerdings
davon aus, dass die wahre Zahl sogar höher liegt.
Erschreckend: Auch in Berlin nimmt die Anzahl der
Fälle zu. Es sollen rund 4.000 Frauen von
Beschneidung betroffen sein. Fast 700 Mädchen
seien gefährdet, beschnitten zu werden.
Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von Terre
des Femmes, sagte bei der Vorstellung der
Statistik:
Der Handlungsbedarf ist enorm, um gefährdete
Mädchen zu schützen.
Als Grund für den Anstieg nannte Charlotte
Weil, Referentin zu Genitalverstümmelung bei
Terre des Femmes, die verstärkte Migration aus
Ländern wie Somalia, Eritrea und dem Irak. In
Somalia sind 98 Prozent der Frauen von
Genitalverstümmelung betroffen, in Eritrea 83
Prozent, im Irak sind es acht Prozent.
"Fachkräfte sind nicht fortgebildet oder
sensibilisiert", so Weil. Deutsche Lehrerinnen und
Lehrer seien mit dem Problem überfordert und
wüssten häufig nicht, was zu tun sei, wenn sie
befürchten, dass bei einem Mädchen in der Schule
eine Beschneidung bevorsteht.
"Es ist ein großes Problem, dass Fachkräfte in
Deutschland nicht für das Thema sensibilisiert
sind. Es ist weder Teil des Lehramts-, noch des
Medizinstudiums oder der Hebammen-Ausbildung", so
Weil weiter. Obwohl gerade diese Fachkräfte
höchstwahrscheinlich in ihrem Leben mit
Betroffenen oder Gefährdeten in Kontakt kommen.
Terre des Femmes fordert da auch schon lange,
dass Gelder dafür bereitgestellt werden müssen,
damit diese Fachkräfte fortgebildet werden
können.
Tatsächlich soll es in Berlin ab 2020, als erstem
Bundesland, eine Koordinierungsstelle geben, um
effektiver gegen Genitalverstümmelung vorzugehen.
Die Stelle soll in die betroffenen Gemeinden wie
auch in die Verwaltungen einwirken sowie
bestehende Angebote verknüpfen und ergänzen.
Auch die Fortbildungen für Fachkräfte sollen hier
koordiniert werden. Rund 120.000 Euro wurden
hierfür jeweils für die Jahre 2020 und 2021 in den
neuen Doppelhaushalt eingestellt, der im Dezember
beschlossen wird. Die Beschneidungen werden im
Ausland durchgeführt – sogenannte
"Ferienbeschneidungen".
Das typische Alter, in dem eine Beschneidung an
Frauen, oder besser Mädchen, vorgenommen wird,
liegt zwischen null und 15 Jahren. Laut Terre des
Femmes seien Fälle von in Deutschland
durchgeführten Beschneidungen nicht bekannt.
Häufig kündigten die Familien ein großes Fest im
Heimatland an, auf das sich die Mädchen sogar
freuten – ohne zu ahnen, was sie wirklich
erwartet.
In den letzten zehn Jahren sei es aber auch
vermehrt zu innereuropäischen
"Beschneidungsreisen" gekommen. Bekannt sind Fälle
in Frankreich, wo Beschneiderinnen eingeflogen
wurden, um gleich mehrere Beschneidungen
durchzuführen.>
Durch die Massenmigration werden bestialische
Riten aus kulturfremden Gegenden ins Land
geschwemmt. Neben der Ausdehnung der
menschenverachtenden Ideologie des Islams nimmt
auch die Zahl der Genitalverstümmelungen zu. In
Berlin werden immer mehr Mädchen und...
Der Sudan hat die Genitalverstümmelung von Frauen
verboten. Der Souveräne Rat hat ein entsprechendes
Gesetzt ratifiziert, welches die gewaltsame Praxis
unter Strafe stellt. Etwa neun von zehn Frauen im
Sudan mussten bisher dieses Ritual über sich
ergehen lassen.
Seit die Problematik der weiblichen
Genitalverstümmelung vor 24 Jahren erstmals im
Bundestag thematisiert wurde, hat die
Bundesregierung nicht eine sinnvolle Maßnahme
umgesetzt, um gefährdete Mädchen zu schützen und
Täter angemessen zu bestrafen. Von Ines Laufer
Das,...
Männer in Gambia sind Vollidioten und gefährden
die Frauen:
Rechtsgruppen sagen, dass die geplante
Aufhebung des Gesetzes von 2015 die
Frauenrechte in der gesamten Region
aushebeln wird. Gambia hat Schritte zur
Aufhebung des Verbots der weiblichen
Beschneidung unternommen. Damit könnte es
das erste Land der Welt sein, das den
gesetzlichen Schutz von Millionen von Frauen
und Mädchen vor dieser Praxis aufhebt.
Das Parlament des westafrikanischen Landes
stimmte am Montag mit 42 zu vier Stimmen für
den umstrittenen Gesetzesentwurf, der ein
bahnbrechendes Verbot der weiblichen
Genitalverstümmelung (FGM) aus dem Jahr 2015
aufhebt, wonach diese Praxis mit bis zu drei
Jahren Gefängnis bestraft werden kann.
Almameh Gibba, die den Gesetzentwurf
eingebracht hatte, argumentierte, das Verbot
verletze die Rechte der Bürgerinnen und
Bürger des überwiegend muslimischen Landes
auf "Ausübung ihrer Kultur und
Religion". "Der Gesetzentwurf
zielt darauf ab, die religiöse Loyalität zu
wahren und kulturelle Normen und Werte zu
schützen", sagte er.
Aktivisten und Menschenrechtsorganisationen
sind jedoch der Meinung, dass die
vorgeschlagene Gesetzgebung jahrelange
Fortschritte rückgängig macht und die Gefahr
besteht, dass die Menschenrechtsbilanz des
Landes Schaden nimmt.
[Genitalverstümmelung ist Kindsmissbrauch
mit tödlicher Gefahr - Männer entscheiden
über Frauen]
Jaha Marie Dukureh von Safe Hands for Girls,
einer Nichtregierungsorganisation, die sich
für die Abschaffung der Genitalverstümmelung
einsetzt, sagte gegenüber Al Jazeera, die
Praxis sei "Kindesmissbrauch". Sie selbst
hat sich dieser Praxis unterzogen und musste
mit ansehen, wie ihre Schwester nach der
Prozedur verblutete. "Die Leute, die FGM in
diesem Land gutheißen, sind zum großen Teil
Männer. Es sind Männer, die nicht dieselben
Erfahrungen gemacht haben wie wir, und
Frauen, die diese Praxis durchgemacht haben,
erzählen ihnen jeden Tag von ihrem Leid und
ihrem Schmerz", sagte sie.
[Kriminelle Geniatlverstümmelung durch 3
Frauen 2023 und Bestrafung]
Die Debatte über die Aufhebung des Verbots,
das vom ehemaligen gambischen Präsidenten
Yahya Jammeh verhängt wurde, der das Land 22
Jahre lang mit eiserner Faust regierte,
bevor er 2016 gestürzt wurde, hat die Nation
gespalten. Die Debatte flammte im August
[2023?] auf, als drei Frauen zu Geldstrafen
verurteilt wurden, weil sie an acht kleinen
Mädchen Genitalverstümmelungen vorgenommen
hatten, und damit die ersten waren, die nach
dem Gesetz verurteilt wurden. Der
Gesetzentwurf wird nun vor der dritten
Lesung zur weiteren Prüfung an einen
Parlamentsausschuss weitergeleitet, was
voraussichtlich drei Monate dauern wird. Der
Ausschuss kann Änderungen an der Maßnahme
vornehmen.
Gesundheitliche Risiken
UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten
Nationen, definiert FGM als "die teilweise
oder vollständige Entfernung der äußeren
weiblichen Genitalien oder andere
Verletzungen der weiblichen Genitalien aus
nichtmedizinischen Gründen". Sechsundsiebzig
Prozent der gambischen Frauen im Alter
zwischen 15 und 49 Jahren haben sich einer
Genitalverstümmelung unterzogen, so ein
Bericht von UNICEF aus dem Jahr 2021. Die
Genitalverstümmelung kann zu schwerwiegenden
gesundheitlichen Problemen wie Infektionen,
Blutungen, Unfruchtbarkeit und
Komplikationen bei der Geburt
führen und beeinträchtigt das sexuelle
Vergnügen. "Der Körper von Mädchen ist ihr
eigener. FGM raubt ihnen die Autonomie über
ihren Körper und verursacht irreversible
Schäden", erklärte das UN-Büro in Gambia auf
X im Vorfeld der Debatte.
#FGM ist eine schädliche
Praxis, die die #Menschenrechte von Frauen
und Mädchen verletzt.
Wir bleiben
supporting🇬🇲 verpflichtet, die Rechte und
die Würde aller Bürger, einschließlich
#Frauen und #Mädchen, zu wahren und zu
schützen.
Lesen Sie die
UN-Erklärung zum vorgeschlagenen
Gesetzentwurf zur Änderung des
Frauengesetzes ⤵ pic.twitter.com/JNNMYjKCVJ
- UN The Gambia
(@UNGambia) February 23, 2024
Die Zahl der Frauen und Mädchen, die sich
weltweit einer Genitalverstümmelung
unterzogen haben, ist von 200 Millionen vor
acht Jahren auf 230 Millionen angestiegen,
berichtete UNICEF diesen Monat. Der größte
Teil dieser Frauen und Mädchen sei in
afrikanischen Ländern zu finden, mit mehr
als 144 Millionen Fällen, gefolgt von mehr
als 80 Millionen in Asien und einer Zahl von
mehr als sechs Millionen im Nahen Osten.
Menschenrechtsgruppen sind der Meinung, dass
der Schritt Gambias einen gefährlichen
Präzedenzfall für die Rechte der Frauen
schaffen wird. "Es besteht die Gefahr, dass
dies nur der erste Schritt ist und dazu
führen könnte, dass andere Rechte wie das
Gesetz über die Kinderehe ausgehebelt werden
... und zwar nicht nur in Gambia, sondern in
der gesamten Region", sagte Divya Srinivasan
von der Frauenrechtsorganisation Equality
Now. Die Kriminalisierung sei ein
entscheidender Schritt im Kampf gegen die
weibliche Beschneidung, sagte Equality Now,
wies aber darauf hin, dass mehr als die
Hälfte der 92 Länder, in denen FGM
praktiziert wird, Gesetze haben, die sie
verbieten.
ENGL orig.:
Rights groups say proposed
rollback of 2015 law will overturn women’s
rights across the region as a whole.
The Gambia has taken
steps towards lifting a ban on female
circumcision, a move that could make it the first
country in the world to reverse legal protections
against the practice for millions of women and
girls.
Politicians in the West
African nation’s parliament voted 42 to four on
Monday to advance the controversial bill, which
would repeal a landmark 2015 ban on female
genital mutilation (FGM) that made the
practice punishable by up to three years in prison
Almameh Gibba, the
legislator who introduced the bill, argued that
the ban violated citizens’ rights to “practice
their culture and religion” in the overwhelmingly
Muslim country. “The bill seeks to uphold
religious loyalty and safeguard cultural norms and
values,” he said.
But activists and rights
organisations say the proposed legislation
reverses years of progress and risks damaging the
country’s human rights record.
A protester opposed to
female genital mutilation holds a placard
outside the National Assembly in Banjul, The
Gambia, on March 18, 2024 [Muhamadou
Bittaye/AFP]
Jaha Marie Dukureh, of
Safe Hands for Girls, an NGO seeking to end FGM,
told Al Jazeera that the practice was “child
abuse”. She, herself, underwent the practice and
watched her sister bleed to death following the
procedure.
“The people who applaud
FGM in this country, a lot of them are men. These
are men who don’t have the same lived experiences
that we do, and women who have been through this
practice continue to tell them every single day
what their suffering is, what their pain is,” she
said.
The debate over repealing
the ban, imposed by former Gambian President Yahya
Jammeh, who ruled the country with an iron
fist for 22 years before being toppled in 2016,
has divided the nation.
The debate flared up in
August, when three women were fined for carrying
out FGM on eight infant girls, becoming the first
people convicted under the law.
The bill will now be sent
to a parliamentary committee for further scrutiny
before a third reading, a process that is expected
to take three months. The committee can make
amendments to the measure.
Health risks
UNICEF, the UN agency for
children, defines FGM as “the partial or total
removal of the female external genitalia or other
injury to the female genital organs for
non-medical reasons”.
Seventy-six percent of
Gambian females aged between 15 and 49 have
undergone FGM, according to a 2021 report by
UNICEF.
It can lead to serious
health problems, including infections, bleeding,
infertility and complications in childbirth, and
impairs sexual pleasure.
“Girls’ bodies are their
own. FGM robs them of autonomy over their bodies
and causes irreversible harm,” said the UN’s The
Gambia office on X ahead of the debate.
#FGM
is a harmful practice that violates women and
girls' #HumanRights.
We remain committed to supporting🇬🇲 efforts
in upholding & protecting the rights and
dignity of all citizens, including #Women
and #Girls.
The number of women and girls who have undergone
FGM worldwide has increased to 230 million from
200 million eight years ago, UNICEF reported this
month.
It said the largest share of those women and
girls were found in African countries, with more
than 144 million cases, followed by more than 80
million in Asia and the number surpassing six
million in the Middle East.
Rights groups believe
that The Gambia’s move will set a dangerous
precedent for women’s rights.
“There’s the inherent
risk that this is just the first step and it could
lead to the rollback of other rights such as the
law on child marriage … and not just in The Gambia
but in the region as a whole,” said Divya
Srinivasan, from women’s rights NGO Equality Now.
Criminalisation was a crucial step in the fight
against female circumcision, Equality Now said,
but noted that more than half of the 92 countries
where FGM is practised have laws banning it.
Erstmals ist in England ein Mann verurteilt
worden, weil er ein junges Mädchen zur
Genitalverstümmelung ins Ausland schicken
wollte. Ein Gericht in Nottingham verurteilte
ihn nun zu viereinhalb Jahren Gefängnis.
“Was Sie getan haben, was Sie geplant hatten,
war barbarisch”, sagte die Richterin. Die Tat
verlange eine abschreckende Strafe. Es
ist die erste Verurteilung in England und
Wales wegen Verschwörung zu weiblicher
Genitalverstümmelung. Der 47-Jährige hatte die
Reise gebucht und bezahlt, um das Mädchen
verstümmeln und zwangsverheiraten zu lassen.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft deckte ein
Zeuge die Pläne auf und meldete den Mann der
Polizei.
“Hätte er mit seinem Plan Erfolg gehabt,
hätte dieses Kind unvorstellbare physische und
psychische Schäden erlitten, sagte eine
Vertreterin der Anklagebehörde CPS. Sie sprach
von einem Meilenstein in der Strafverfolgung.
“Wenn es Beweise gibt, dass Menschen solche
Straftaten geplant haben, werden sie
strafrechtlich verfolgt, ob sie Erfolg haben
oder nicht.”
Mehr als
230 Millionen Mädchen und Frauen betroffen
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation
sind weltweit mehr als 230 Millionen Mädchen und
Frauen an ihren Genitalien verstümmelt. Dabei
werden etwa Klitoris oder auch Vulvalippen
weggeschnitten. Die Prozedur ist in vielen Ländern
verboten, wird aber mitunter trotzdem praktiziert.
Bekannt ist sie auch als “female genital
mutilation (FGM)”.
Im Februar war eine Frau in Großbritannien zu
sieben Jahren Haft verurteilt worden, weil sie ein
kleines Mädchen vor Jahren zur
Genitalverstümmelung nach Kenia gebracht hatte.
Bei dem Eingriff war dem Mädchen die gesamte
Klitoris weggeschnitten worden.