aus: von Linda
Leonard; Kösel-Verlag, München, ohne Jahr
10. Die Entdeckung des
weiblichen Geistes
Selbsterfahrung der Autorin
Leonard
Der erste Traum:
Anstoss für Leonard ist ein Traum, in dem ihre
Analytikerin starb. Eine Botin überreichte von der
Analytikern drei Geschenke: Hauptgeschenk: eine riesige,
handgearbeitete, goldene Toilettenmuschel, dann
verschiedene Bilder der Autorin zum Zeitpunkt des
Beginns der Analyse, dann noch Zeitungsausschnitte. Der
Traum wiederholte sich.
Deutung:
Zuerst kommt bitteres Leid, dann das Erkennen der
Chance. Die Toilettenmuschel ist handgefertigt,
symbolisiert die Einheit des "Höchsten und Niedrigsten".
Es ist der Hinweis: Das Erarbeitete der Analyse muss sie
in den Mittelpunkt des Lebens stellen, nicht verdrängen.
Also: Leonard soll der Sehnsucht und der positiven,
spirituellen Seite des Vaters nachgehen und den
weiblichen Geist danach formen.
Der zweite Traum: Leonard bittet die gegenwärtige
Analytikerin, ihre Haare zu schneiden und Dauerwellen zu
legen, damit das Haar mehr Körper, mehr Fülle bekommt.
Deutung:
Leonard ist am Selbstformen der weiblichen Identität,
die Identität soll mehr Dauer und mehr Substanz
verliehen bekommen. Der Hinweis im Traum: Das Geheimnis
bei der Erlösung liegt nicht im Männlichen, sondern im
Weiblichen. Leonard soll aufhören, den Geist auf den
Vater zu projizieren, stattdessen soll sie den Geist im
Weiblichen in sich selbst finden.
Fortschritt der Heilung
Der Fortschritt in einer Therapie geht nicht
männlich-linear, sondern spiralförmig, und die
Hauptprobleme werden immer wieder konfrontiert, jedes
Mal mit einem stärkeren Schmerz. Aber die Perioden des
Schmerzes werden immer kürzer. Am Ende hat die
Therapie-Person genug Stärke, Mut und Fähigkeit
entwickelt, mit den schmerzhaften Themen fertig zu
werden. Nach jeder Runde wird die Qualität des Lebens
harmonischer. Das Bild des zyklischen Lebens, des in
einer zyklischen Zeit verlaufenden Heilungsprozesses,
befreit die Therapie-Person von den Erwartungen des
Ichs. Es darf keine Erwartung geben, dass Probleme für
immer gelöst sein werden.
Im spiralförmigen Therapie-Verlauf spiegelt sich das
Bild der Jahreszeiten. Man muss jede Jahreszeit
annehmen, so wie sie kommt. So entsteht Weisheit und
Stärke. Dabei sollen die Frauen ihre Erfahrungen auf
eigene weibliche Weise ausdrücken. [die Männer?]
Eine Studentengruppe
schildert den weiblichen Geist
-- keine Frau meint, ihre Mutter könne Vorbild für sie
sein
-- alle mussten ihre eigenen Erfahrungen sammeln
-- die Frauen begreifen langsam, dass bisher die Männer
das Weibliche definiert haben und dass die Frauen unter
unbewussten Projektionen lebten
-- die Frauen erkennen die dadurch verzerrten
Anschauungen der Frau wie auch die verzerrten
Anschauungen der inneren weiblichen Seite beim Mann
-- die Frauen müssen erkennen, was ihr Selbst ist, und
was projiziert ist
-- durch diese Differenzierung entwickeln die Frauen
neues Selbstvertrauen
-- die Frauen lernen, die Werte ihrer Seinsweise
auszudrücken
-- dann können die Frauen
daran gehen, die Heilung ihres männlichen Elements
anzugehen, denn durch die Verletzung der
Tochter-Vater-Beziehung ist das Männliche in der Tochter
wie im Vater verletzt.