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Psychologie: Töchter und Väter - mit Literaturbeispielen

Die verschiedenen Familienkonstellationen und Rollenspiele zur Ausbildung einer ausgeglichenen Seele

2. Teil. Die Schmerzen bei der Wandlung von Amazone / Puella in die Ganzheitlichkeit

Kapitel 6. Die Wut



Literaturbeispiel: Gebrüder Grimm: "Der Froschkönig"
Literaturbeispiel: Mythos von "Amor und Psyche"
Literaturbeispiel (extrem): Griechische Tragödie: "Medea"
Literaturbeispiel: griechische Sage: "Die Danaiden"

von Michael Palomino (2004 / 2007)

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6. Die Wut

Wut kann Befreiung sein. Manche Frauen unterdrücken Schmerz und Zorn. Dann wendet sich der Zorn nach innen und äussert sich in körperlichen Symptomen, in depressiven Selbstmordgedanken etc. mit Lähmung des Lebens und der Kreativität als Folge. Andere lassen ihre Wut heraus, überfahren Menschen mit ihrer Wut. Aus ihrer Verletzung heraus verletzen sie andere, in diffuser Weise, formlos, explosiv.

Die Energie aus der Wut setzt bei richtigem Einsatz ihr Potential als Frauen frei. Die Wut kann als zentrale Kraft für die Erlösung des Vaters und die Verwandlung des Weiblichen wirken.

Viele Frauen haben aber Angst vor ihrer eigenen Wut und unterdrücken sie, denn wenn der Vater sich selbst vor Wut verzehrt, bleibt die ungelöste Wut des Vaters auf der Tochter sitzen, so z.B. Wutausbrüche des Vaters, Wut in passiver, zurückgenommener Art, in starr kontrollierter Art. So blockieren sich die Frauen ihre eigenes Potential und die Befreiung bleibt aus.

Der Vater zerstört durch Zorn oder Passivität das Gleichgewicht der Tochter und produziert in der Tochter die stille Wut

Der Vater hat durch grenzenlosen Zorn oder durch kalte Passivität der Tochter die Ordnung, die Stabilität und die vertrauensvolle Beziehung zur Welt zerstört. Oft ist auch das Verhältnis zur Sexualität und zu den schöpferischen Kräften bedroht. Die männliche Seite und die durch Sexualität freigelegten Energien sind der Tochter dann suspekt und oft gelähmt.

Frauen haben aus Angst vor dem eigenen Zorn die Tendenz, die eigene Wut zu verschleiern. Dieses Verschleiern von Wut kennt viele Arten der Kompensation:

-- Alkohol: Wut kann im Suff herauskommen, aber nicht bewusst
-- Fresssucht: ist eine Art, seiner eigenen Meinung "Gewicht" zu verleihen

-- Leiden unter Hypochondrie: Erleben von körperlicher Schwäche und Krankheiten, die in Wirklichkeit angestaute Energie überdecken (Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Magengeschwüre, Kolitis [Dickdarmentzündung] und andere Magenbeschwerden. Häufig verschwinden diese Leiden, wenn die Wut akzeptiert wird

-- Depression
-- Angstzustände: verdecken oft einen Zorn, in dem man vor Hilflosigkeit zittert
-- Selbstmordgedanken: können einen mörderischen, nach innen gewandten Zorn verschleiern
-- sich erpresst fühlen, ohne erpresst zu werden: Dahinter versteckt sich der Zorn auf andere
-- viele Frauen verschleiern ihre Wut mit sexueller Verführung

-- viele Frauen verschleiern ihre Wut mit Zurückweisung von allen Beziehungen
-- manche Frauen sind Provokateure, lassen andere Menschen ihre eigene Wut ausagieren
-- manche Frauen haben verbitterte, zynische Haltung, distanzieren sich völlig von Männern, wollen so den Männern ihre Abhängigkeit von ihnen heimzahlen. Folge: Oft kommt es zu zwanghaftem einkaufen und Geldausgeben

-- Besessenheit von Schuldgefühlen: verschleiert ebenfalls Wut, so schränkt sich die Betroffene unentwegt selber ein
-- die intellektuelle Art, Zorn zu verschleiern: "über alles Bescheid wissen", und damit andere einschüchtern, oder: einen kritischen Angriff starten, der emotional nicht wirklich trifft, aber die andere Person hilflos macht

-- Märtyrertum
-- Askese
-- puritanisches Arbeitsethos
-- stolz auf eigenes Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein

-- Haltung: "Ich bin eben so, wie ich bin", die Betroffene hat Angst vor dem Risiko, sich verletzlich zu zeigen.

[Die Autorin Leonard vergisst völlig, dass ein Staat aber ohne Disziplin nicht funktionieren kann, und dass ohne gewisse revolutionäre Impulse in der Gesellschaft gar kein Fortschritt möglich ist. Es ist nicht jeder revolutionäre oder märtyrerische Impuls negativ zu sehen!].


Kein Verarbeiten von Zorn bei der Puella: lieber die völlige Hilflosigkeit
Die Puella hat Angst vor einer feurigen, wütenden Selbstbehauptung. Folge: Die Puellas versuchen immer, den anderen zu beschwichtigen und sich anzupassen. Sie verbergen ihre Wut unter einem gefälligen Auftreten. Am Ende fühlen sie sich von ihrem Selbst entfremdet und betrogen, treten ihre Energie an andere ab. Sie verlieren ihre seelische Mitte und haben das Gefühl der Schwäche und Hilflosigkeit.

Kein Verarbeiten von Zorn bei Amazonen: Der Zorn bleibt unter dem Panzer
Die Amazone unterdrückt den Zorn bei äusserlich starker Erscheinung. Sie errichtet eine Mauer zwischen dem Selbst und den anderen. Der Zorn wird unter den Amazonenpanzer geschoben. Dabei entsteht keine positive Kraft, denn der Panzer ist im Weg.

Das Wutpotentials richtet sich gegen den Partner
Wenn das grosse Wutpotential aus einer negativen Vaterbeziehung stammt, richtet sich diese Wut folglich auch gegen die Liebhaber. Es ist die nicht integrierte Wut aus der Kindheit. Somit ist die Amazone nicht imstande, mit kleinen Problemen in der Partnerschaft positiv umzugehen, weil die Wut dominiert (Trinken, Wutanfälle, Depressionen). Es folgen unbewusste Angriffe auf den Partner, unbarmherziges Kritisieren, was jede Möglichkeit der Liebe zerstört.

aber:
-- hinter der Wut stehen oft Tränen
-- unterhalb des Zorns liegen Verwundbarkeit und die Möglichkeit der Zärtlichkeit und Intimität.

Wut über den Vater
Hat die Betroffene die Wut des Vaters als Ablehnung und Verlassenwerden erlebt, dann werden manchmal die Tränen und die Zärtlichkeit zusammen mit der Wut verschleiert.

Wenn die Betroffene also lernen kann, sich zu ihrer Wut in ein Verhältnis zu setzen, so kann das ihre zärtliche Seite und die Möglichkeit einer intimen Beziehung öffnen.

Wenn die Betroffenen ihren Zorn zum Ausdruck bringen können, dann öffnen sich die Frauen auch sexuell mehr. Das Loslassen im Zorn führt zu einer tiefen Liebeserfahrung.


Wut über die Mutter
Wenn die Mutter Wut in der Familie zerstreut, ist der Vater meist mitbetroffen. Fall der Tochter René:
Der Vater hat dann gewöhnlich Angst vor der eigenen Wut, stellt sich der Wut der Mutter nicht entgegen, ist nett und entgegenkommend zu den Kindern. Das gute Verhältnis zwischen Vater und Kindern steigert die Wut der Mutter, Eifersucht.

Die Kinder sind in der Klemme. Die Tochter versucht wie der Vater, gefällig zu sein, kann es der Mutter aber nie recht machen. Wenn die Tochter ins Teenageralter kommt, dreht die Mutter durch vor Eifersucht, flüchtet in Alkohol, Selbstmordversuche, Nervenzusammenbruch. Der Vater setzt dem Verhalten der Mutter keine Grenzen. René sucht sich Ersatzmütter, entwickelt Anpassungsfähigkeit, entgegenkommen, Verantwortungsbewusstsein [als leidende, stille Amazone].

René hat ihre erste Heirat mit einem "ewigen Jüngling", nie Streit, aber Mangel an Tiefe. Dann Bindung mit einem praktischen Typ, der aber Tadel bei Misslingen austeilt, viele Kämpfe, kann weder mit seinem noch mit ihrem Zorn umgehen. Es folgen Analyse und Therapie.

René muss lernen, sich zur Wehr zu setzen. Aber Kämpfe machen ihr insgeheim Angst, denn sie befürchtet, wie ihre Mutter zu werden, denn es gab ja sonst kein Vorbild. Einziges Vorbild ist die Mutter, die die ganze Familie tyrannisiert hat, mit ihrer primitiven Wut. René muss mit der Angst umgehen lernen, so wie die Mutter zu werden, ohne es zu werden. Sie muss neues Selbstvertrauen aufbauen. Sie muss lernen, sich selbst und anderen Grenzen zu setzen, sagen lernen: "Nein, da kann ich nicht." Um Grenzen zu setzen, muss sie sich selbst aber einen Wert geben, sich für ein besseres Schicksal einsetzen, quasi gegen "Gott" wüten, um das Bewusstsein auf eine höhere Ebene zu heben.



Bewältigen der Wut über die Eltern-Psychosen und deren Umwandlung in schöpferische Energie

Der Prozess läuft in mindestens zwei Stufen ab:
1. Herauslassen der Wut
2. Verwandlung dieser Kraft in schöpferische Energie.

1. Herauslassen der Wut
Gefühlsausbrüche beherrschen lernen als Akt der Selbstbehauptung - Grenzen setzen - Erfahren der vollen Kraft ihrer eigenen Macht und Stärke.

Literaturbeispiel: Märchen: "Froschkönig"
Die Prinzessin wirft den Frosch an die Wand. Damit haben sich die weiblichen Gefühle durchgesetzt. Der Frosch verwandelt sich in einen Prinzen und wird ihr Geliebter.

Also: Erst durch das Herauslassen und die Bewältigung der Wut ergibt sich auch die Möglichkeit einer intimen Beziehung.


2. Verwandlung der Kraft der Wut in schöpferische Energie

Literaturbeispiel: Mythos von "Amor und Psyche"
Der Mythos gibt den Hinweis zum Zugang zur Wut und deren Umwandlung:
-- die Beziehung zwischen Psyche und Eros geht verloren
-- Psyche versucht, die Beziehung wieder zu gewinnen und muss die Aufgaben von der eifersüchtigen Mutter von Eros erfüllen, eine davon: Ein goldenes Vlies von wilden Widdern bringen
-- Psyche meint, sie kann die Aufgabe nie erfüllen, will sich im Fluss ertränken
-- da hilft eine melodische Stimme aus dem Schilfrohr und sagt, es gebe einen Weg, sie solle warten , bis die Wildheit der Widder am Abend vorbei sei, dann:

"Schüttle das Laub des benachbarten Haines auf, und du wirst das wollige Gold finden, das überall an den gebogenen Zweigen hängt."

Das Rezept ist also ein geduldiges Warten, um Zugang zu der mörderischen Energie zu bekommen, so dass eine indirekte Näherung möglich wird. Das direkte Konfrontieren mit der Wut würde nur Tod und Zerstörung bringen.

Die zerstörerische Wut einer Frau
ist durch so tiefe Wunden so explosiv, dass sie alle Beziehungen zerschlägt. Wurzeln einer solchen Wut sind die Gefühle des Verlassenseins, des Verrats und der Zurückweisung. Die Wut kann auf die Beziehung zum Vater zurückgehen und in gegenwärtigen Beziehungen sich immer wiederholen. Mit

der Wut vermischen sich Eifersucht und Rachsucht. Diese Kombination zerstört jede Beziehung, zerstört auch die Fähigkeit, sich selbst zu lieben.

Literaturbeispiel (extrem): Griechische Tragödie: "Medea"
Medea wird vom Geliebten Jason verraten, so dass Medea aus Rache ihre eigenen Kinder tötet, um Jasons Selbstwertgefühl zu schaden.

Deutung:
Hysterische Ausbrüche, Selbstmorddrohungen und Selbstmordversuche. So wird die Beziehung zerstört.


Der Zugang zur Umwandlung der Wut in schöpferische Energie

(Fortsetzung von Amor und Psyche)
Für den Zugang zur Umwandlung der Wut in schöpferische Energie gibt es nur eins: Warten auf den Moment, das Vlies zu erlangen, ohne durch ihre rasende Energie zerstört zu werden. Die Betroffene gewinnt so Zugang zu ihrer schöpferischen, "goldenen Energie". Voraussetzungen, um diese schöpferische Energie zu erreichen:
-- Geduld
-- Wissen
-- man muss warten, bis die rechte Zeit gekommen ist
-- man muss die richtige Zeit erkennen.

Von Wut besessen und zu unrechter Zeit den Zugang vollzogen bewirkt eine Explosion: Die Energie ist dann gewöhnlich vergeudet, hat oft die gegenteilige Wirkung

Die Betroffene muss den Sinn der Wut erkennen und soll die verschiedenen Element der Wut differenzieren. Dadurch kommt ein Klärungsprozess zustande, welcher Teil der Wut ist der Frau selber, welcher Teil ist der Zorn auf den Vater etc. Psyches erste Aufgabe ist, einen Haufen Samenkörner sortieren. Die Ameisen helfen ihr dabei, ist bildlich gesehen diese Aufgabe: die Differenzierung der Wut. Es ist eine wichtige und grosse Aufgabe.

Wenn keine Differenzierung der Wut erfolgt, so endet man wie die Danaiden in der griechischen Sage, [wie wenn man ein Fass ohne Boden füllen soll].


Literaturbeispiel: Griechische Sage: "Die Danaiden"

Die Danaiden sind 50 Töchter. Der Vater gibt unwillig die Einwilligung zur Heirat. Jede bekommt in der Hochzeitsnacht ein Schwert umgebunden, um im Auftrag des Vaters in der Hochzeitsnacht den Gatten zu erschlagen. Er lässt damit seine eigene Wut über die Töchter an den Gatten aus.

49 Töchter ermorden ihre Männer, sie alle landen in der Hölle, müssen bodenlose Schalen mit Wasser füllen. Die 50. Tochter verhilft ihrem Mann aus Mitleid zur Flucht. Die Tochter wird nicht in die Hölle verbannt.

Deutung:
Die Töchter, die die Gatten ermorden, werden zu einem höllischen, vergeblichen Dasein verdammt und erleiden den Abbruch der Beziehungen zur ganzen Welt. [Sie haben sich vom Vater benutzen lassen, ohne selbständig zu sein].

Nach der Aufarbeitung der Wut: Ausbilden von innerem Besitz
Beispiel: die 3. Aufgabe von Psyche: Psyche soll eine kristallene Schale mit den Wassern der Quelle der Flüsse der Unterwelt füllen. Die Lage der Quelle ist aber in der höchsten Spalte eines

Felsengebirges, von Drachen bewacht. Psyche wird von Stimmen gewarnt, sie könne die Aufgabe nicht erfüllen. Da kommt Hilfe: Zeus schickt einen Adler, der nimmt die Schale, füllt sie oben an der Quelle mit Wasser, erfüllt für die Psyche die Aufgabe.

Symbolik: der Fluss verbindet das Höchste (die Bergspitze) mit dem Niedrigsten (mit der Unterwelt). Der Fluss ist die strömende Lebensenergie, verbindet Bewusstsein mit Unterbewusstsein. Es erfordert aber Kraft, sich zu erheben und die schöpferischen Energien gezeigt zu bekommen, ohne auf die negativen Stimmen zu hören.

Wut in Form von schöpferisch behaupteter Energie
kann vorkommen in Form von politischen Taten, von künstlerischen Werken, durch die Erziehung eines Kindes, durch eine Beziehung, v.a. durch das eigene Sein, durch die Qualität des eigenen Lebens.

Zustand nach der Transformation der Wut:
Die Frau wird stark, kann mit ihrer schöpferischen Energie und weiblicher Weisheit zum Wachstum beitragen: von sich selbst aus, über andere, über die Kultur allgemein. die Frau setzt weibliche Stärke und Geist frei. Nur so kann die verwundete Frau und die verwundete Vater-Tochter-Beziehung geheilt werden.

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