Kontakt / contact     Hauptseite / page
                  principale / pagina principal / home     zurück / retour / indietro / atrás / back
<<     >>

Psychologie: Töchter und Väter - mit Literaturbeispielen

Die verschiedenen Familienkonstellationen und Rollenspiele zur Ausbildung einer ausgeglichenen Seele

1. Teil: Die Vaterfiguren als Faktor der Mädchenerziehung

Kapitel 3. Das ewige Mädchen

Literaturbeispiel: Gebrüder Grimm: Märchen "Dornröschen" und "Aschenputtel"

Aschenputtel lässt sich von Tauben
                          helfen
Aschenputtel lässt sich von Tauben helfen
3.1. Das Püppchen
Literaturbeispiel: Henrik Ibsen: Schauspiel "Ein Puppenhaus"

3.2. Das Mädchen aus Glas
Literaturbeispiel: Tennessee Williams: Drama "Die Glasmenagerie"

3.3. Der Höhenflug: Donna Juana, Meisterin der Verkleidung
Literaturbeispiel: Anaïs Nin: Roman: "Ein Spion im Haus der Liebe"

3.4. Die Aussenseiterin: Der Aussenseiter-Vater produziert Aussenseiter-Töchter
Literaturbeispiel: "Puellae" bei Dostojewski

3.5. Die Heilung der Puellae
Literaturbeispiel: Gebrüder Grimm: "Rumpelstilzchen

von Michael Palomino (2004 / 2007)

Teilen:

Facebook







aus: von Linda Leonard; Kösel-Verlag, München, ohne Jahr

3. Das ewige Mädchen

Das Erleben des ewigen Mädchens im Märchen

Literaturbeispiel: Grimm: Märchen "Dornröschen"

Der König vergisst, zur Taufe seiner Tochter die mächtigste Fee einzuladen. Folge: Diese weibliche Kraft fehlt. Folge: Dornröschen fällt in einen 100-jährigen Schlaf, Entrückung, bis ein Prinz Dornröschen aus dem Schlaf holt.

Dornröschen tanzt mit dem Prinzen,
                        Titelblatt Dornröschen tanzt mit dem Prinzen, Titelblatt

Solche Märchen mit psychotischen Rollen geben den Kindern falsche Vorbilder und falsche Vorstellungen, wie das Leben ist. Solche Märchen können gefährlich sein, wenn sie in der Pubertät nicht als Rollenspiele erkannt werden.

Literaturbeispiel: Grimm: Märchen "Aschenputtel"

Der Vater lässt sich von der zweiten Ehefrau beherrschen. Folge: Die Tochter wird von der eifersüchtigen Stiefmutter dazu verurteilt, Aschenputtel zu sein (Lumpenkleider, Magd). Aschenputtel werden Erbsen in die Asche geschüttet, die sie aufsammeln muss. Tauben helfen ihr beim Aufsammeln der Erbsen. Eines Tages kommt ein Prinz für Aschenputtel.

Aschenputtel lässt sich von Tauben
                        helfen Aschenputtel lässt sich von Tauben helfen

Schwach sein und sich helfen lassen? Manche Lebenssituationen sind wirklich so. Aber die Mädchen sollen bitte nicht die Vorstellung entwickeln, es werde immer geholfen, wenn man sich schwach stellt.

Deutungen:

Bei Dornröschen herrscht ein mächtiger Vater, der König ist.
Bei Aschenputtel ist der Vater ein passiver, schwacher Puer-Vater, seine Frau bestimmt im Haus.

Beide Male werden die Töchter in minderwertige Stellungen verwiesen. Am Ende werden beide Töchter von Prinzen gerettet.

Deutung der Märchen für die Realität
Das Muster ist oft dasselbe wie im Märchen: Die Frauen leben in Passivität, suchen dann Sicherheit und Geborgenheit in der Ehe. Die meisten Frauen haben dann das Gefühl, dass sie sich selbst verraten haben.

Wenn die Kultur Fügsamkeit, Anpassungsfähigkeit, Sanftmut oder Jugendliche Süsse preist, bleiben die Frauen in der Entwicklungsstufe des Mädchens stecken. Die Frauen ziehen es vor, nicht erwachsen zu werden, wie Peter Pan.

[Die Prinzen-Rettung ist im Leben sehr selten, v.a. deswegen, weil sich die "Prinzen" oft als "normale" Männer herausstellen, die den Vorstellungen der träumerischen, von den Märchen verblendeten Frauen nicht entsprechen].


Vorteile und Reize, ein ewiges Mädchen zu sein
-- die Frau wird als süsses, junges Ding bewundert
-- in wichtigen Entscheidungen kann sich die Frau immer auf einen Stärkeren verlassen
-- die Frau schwärmt in romantischen Phantasien von ihrem Prinzen, von der Erlösung
-- die Frau schwebt in Wunschvorstellungen

Konsequenzen für ein ewiges Mädchen
-- Aufgeben der Selbständigkeit
-- passives, abhängiges Leben
-- keine persönliche und berufliche Entwicklung
-- keine Arbeit an der eigenen Identität
-- kein Herausfinden, wer sie wirklich ist
-- Bezug der Identität aus den Projektionen anderer: Sie wird gestempelt zur z.B. Femme fatale, brave Tochter, charmante Ehefrau und Gastgeberin, schöne Prinzessin, Muse, tragische Heldin
-- die Frau verharrt in der Schwäche, kein Wahrnehmen von Kraft, keine Stärke und Verantwortung
-- wie eine Puppe erlaubt sie den anderen, aus ihrem Leben zu machen, was sie wollen.



Beispiele von Frauen als ewiges Mädchen

3.1. Das Püppchen
Eine Frau, die in der geistigen Entwicklung als "Püppchen" steckenbleibt, wird das Abbild dessen, was der Liebhaber von ihr erwartet. Gegen aussen: erfolgreich, erscheint als mächtige Prinzessin. Innerlich: Identität zerbrechlich, denn sie ist nur für andere da, weiss nicht, wer sie wirklich ist, gleicht einem Fotomodell. Viele Frauen verbringen ihr Leben so, bis plötzlich die Scheidung in den mittleren Jahren folgt. Dann ist keine Kraft da, weil keine Entwicklung durchgemacht worden ist.

Püppchen: Miss Universe 2006 aus
                          Puerto Rico, Fotomodell
Püppchen: Miss Universe 2006 aus Puerto Rico, Fotomodell
Püppchen, z.B. Barbies, alle mit
                            unrealistischen hellen Augen
vergrössernPüppchen, z.B. Barbies, alle mit unrealistischen hellen Augen


Literaturbeispiel: Henrik Ibsen: Schauspiel "Ein Puppenhaus"

Hauptperson ist Nora, eine reizende Ehefrau, die alles tut, was der Ehemann will, die sich für ihn kostümiert, trägt Kosenamen wie "scheuer kleiner Liebling", "kleines Eichhörnchen", "kleine Lerche", "Singvögelchen" usw. Sie ist für den Mann eine Puppe, ein Spielzeug.

Standpunkt des Mannes: Nora muss beschützt werden, denn sie ist unfähig, praktisch zu handeln, könne nicht mit Geld umgehen, könne keine Entscheidungen treffen, könne keine Verantwortung tragen. Der Mann zu Nora: "... ich werde dein Wille und auch dein Gewissen sein."

  
Ibsen, "Das
                        Puppenhaus", Mann mit Frau Nora,
                        Theaterszene
Ibsen, "Das Puppenhaus", Mann mit Frau Nora, Theaterszene, Theater in der Josefstadt, Wien 8

Noras Handlungen für den Mann: Sie überfordert sich selbst:
-- Nora lügt für ihren Mann
-- Nora nimmt Darlehen für Reise auf wegen einer Krankheit, hält es aber geheim, dass sie für ihn Schulden macht, denn Nora weiss, dass ihr Mann mit seiner "männlichen Unabhängigkeit" zu stolz wäre, er würde das Geld nicht annehmen
-- Nora muss für den Kredit die Unterschrift ihres Vaters fälschen
-- die Schuld wird im Stillen beinahe abbezahlt, dann drohen die Gläubiger mit Enthüllung
-- Nora versucht zuerst, alles geheim zu halten, erkennt dann aber, dass sie damit auch sich selbst verbirgt, ihre Verfehlung, aber auch ihre Stärke und Tüchtigkeit
-- Nora lässt den Dingen schliesslich ihren Lauf.

Die Handlungen von Noras Ehemann nach der Enthüllung des Kredits:
-- der Mann erfährt die Wahrheit, sein Ruf steht auf dem Spiel
-- der Mann wird wütend, sieht sich bestätigt, dass die Frau verantwortungslos sei und erhebt anklagende Reden:
"... Keine Religion, keine Moral, kein Pflichtgefühl"
-- durch einen Gläubiger wird die Krise in der Familie abgewendet.

Die Affäre hat aber Konsequenzen, Nora erkennt ihre Manipulation durch Erziehung
-- Nora konfrontiert ihren Mann, erzählt über ihre eigene Erziehung, wo sie immer die Meinung des Vaters annehmen und ihre eigene Meinung verheimlichen musste, weil sie meinte, der Vater möge sie dann nicht mehr
-- sie wurde zu einem "Puppenkind"
-- Nora kommt zur Erkenntnis, dass sie gar nicht weiss, wer sie ist
-- Nora will sich selbst werden, will ihre eigenen Werte und Ansichten gewinnen
-- Nora entschliesst sich, Mann und Kinder zu verlassen, um auf eigenen Füssen zu stehen.

Deutung der Handlungen: Erkennen und Ausbruch aus der manipulativen Situation
Im Schock wird der Frau klar, dass ihr Leben nicht wirklich ihr gehört, dass sie wie eine Marionette von oben dirigiert wurde. Die Frau bricht aus dem Verhaltensmuster aus, um nicht mehr manipulierbar zu werden. Die Frau muss zur Selbsterkennung beginnen, sich ihre eigenen Werte und ihre eigene Lebensanschauung zu bilden, ihre Macht bewusst anzunehmen und sie schöpferisch und offen einzusetzen.

Fall der gegenseitigen Manipulation Frauen gegen Männer und Männer gegen Frauen
Die Frau ist eine Puppe für die Männer, die Männer sind aber auch Puppen für sie, mit unpersönlichen Beziehungen, typisch für die erste Ehe, die sie schon mit ihrem Vater erlebte. Nach dem Schock kommt die zweite Hälfte des Lebens mit dem Beschluss, die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln, mit dem Kennenlernen eines neues Mannes, der ihre Entwicklung, Charme und Schönheit würdigt.



3.2. Das Mädchen aus Glas

Ein "Mädchen aus Glas" ist das scheue, zerbrechliche Mädchen, das im Abseits des Lebens steht, das oft in einer Welt der Phantasie lebt.

Literaturbeispiel: Tennessee Williams: Drama "Die Glasmenagerie"

Hauptgestalt ist Laura, die typische Tochter eines Puer aeternus, ein charmanter, romanischer Vater, der die Familie verlässt, der aber auch nach dem Verlassen der Familie einen ungeheuren, unbewussten Einfluss auf Laura hat, allein durch das Photo an der Wand. Letzte Botschaft ist eine Ansichtskarte aus Mexiko "Grüss Gott - lebt wohl".

Lauras Mutter ist eine Märtyrerfigur, sie arbeitet unentwegt, lebt in einer Traumwelt, projiziert ihre eigenen Wünsche betreffs des Ehemannes auf Laura. Laura soll die "gefeierte Schönheit" werden wie sie selbst vor der Ehe.

Laura lebt mit den alten Schallplatten des Vaters, lebt mit einer Menagerie winziger Glastiere, erfindet deren Leben. Lieblingstier ist das Einhorn, das imaginäre Pferd mit einem Horn. Laura erlebt so im wahrsten Sinne des Wortes die Zerbrechlichkeit und die Entrücktheit vom Leben.

Auch körperliche Umstände lassen Laura zerbrechlich erscheinen. Ein Bein ist etwas kürzer als das andere, sie trägt eine Schiene, die für ihre psychische Verkrüppelung steht, ist extrem schüchtern, leidet unter Mangel an Selbstvertrauen, kann weder Schule noch kaufmännische Kurse besuchen, ist die Verkörperung totaler Zerbrechlichkeit.

Menschen wie Laura sind unfähig, in die Welt hinauszugehen und Beziehungen zu Menschen aufzubauen, denn sie sind im gläsernen Berg ihrer Phantasie eingeschlossen.

Der Prinz für Laura, der Laura aus der Phantasiewelt herausholt, ist Jim, ein Freund der Mutter, wird zum Essen eingeladen, ist warmherzig, leutselig, vermittelt Laura den Kontakt zum Leben, den ihr Vater ihr durch das Wegziehen versagte, und den ihr Bruder ihr nicht geben kann, denn er muss sich selbst befreien. Gespräch Laura - Jim, am Ende Tanz. Lauras Schüchternheit schmilzt, dem Einhorn bricht das Horn ab, wird verschenkt. Laura wagt sich in die Sphäre des Lebens und des Handelns hinein.

Das Leben von Glas-Frauen
Viele Frauen leben dieses Muster, man hört nichts von ihnen, weil sie sich verstecken. Bei Konfrontation mit der Wirklichkeit erfolgt der Zusammenbruch der Traumwelt mit Schock und Therapie. Heute verstecken sich die Leute oft in der Welt der Bücher.


3.3. Der Höhenflug: Donna Juana, Meisterin der Verkleidung

verkörpert die Frau, die hoch hinaus will: überschwänglich, spontan, frei, nach aussen führt sie ein wildes, aufregendes Leben, schwebt wie auf Wolken, hat ein schlechtes Verhältnis zu Grenzen und zur praktischen Ordnung sowie zum Körper und zur Zeit. Sie hat keine Führung im Leben, handelt meist intuitiv, hat künstlerische oder mystische Neigungen. Sie lebt nahe dem Bereich des Unbewussten, lebt im kindlichen Höhenflug, sucht nach dem Kitzel der Gefahr.

Literaturbeispiel: Anaïs Nin: Roman: "Ein Spion im Haus der Liebe"
Hauptperson ist Sabina, lebt das Leben eines Spions, sie ist unverbindlich und unwahrhaftig in ihren Beziehungen, muss wie ein Spion leben, um jederzeit fliehen zu können, muss ständig auf der Hut sein, sich nicht zu verraten. Sie wechselt ihre Persönlichkeit wie ein Kaleidoskop [das rohrähnliche Glasspielzeug].

Der Ehemann ist der einzige Ruhepunkt.

Die Frau Sabina kann die Ansprüche des gewöhnlichen, täglichen Lebens nicht ertragen, sie fühlt sich dann wie in einem Gefängnis. Ihre Lichtquelle ist der Mond, denn für alle anderen ist es die Sonne. Sie stellt sich Mondwesen vor, "heimatlos, kinderlos, freie Liebe, nicht an den anderen gebunden". Sie betrügt ihren Mann, sie stürzt sich für jeden Mann in eine andere Kostümierung, die Männer halten sie

jeweils für echt, sie muss dann die Rolle weiter spielen, denn die Männer könnten böse sein und sich betrogen fühlen, wenn sie die Wahrheit wüssten.

Deutung:
Es entstehen Liebesängste, wie die Ängste eines Süchtigen oder eines Spielers: Zwang - Drang - Aktion - Depression - Schuldgefühl - Zwang - Sucht nach Liebe. Sabina fühlt die Zersplitterung, die Schwäche in ihrer Wesensmitte. Sie erkennt, dass der Himmel mit seinem Mond keinen Schutz bietet, sondern eine grenzenlose Weite ist, an der sie sich nicht festhalten kann.

Sabina löst sich aus ihrer Phantasie
Sabina ruft anonym an und bittet um Befreiung von den Schuldgefühlen. Antwort: Sie kann sich nur selbst befreien, das werde erst mit der Liebe kommen.

Erkenntnis von Sabina: Alle bisherigen Liebhaber waren ihre Opfer ohne richtige Beziehung: Statt eine Beziehung zu ihnen als Individuen einzugehen und sie zu sehen, wie sie in Wirklichkeit wären, kleidete sie die Männer in das Gewand der Mythen, die sie ausleben wollte.

Wandlung von Sabina:
Begreifen der Kontinuität in der Spannung zwischen Bewegung und Dauerhaftigkeit. Therapie-Mittel ist u.a. die klassische Musik, ein Beethoven-Quartett.

Ein praktischer Fall:
Eine junge Frau lebt im oben beschriebenen Muster, empfindet ihren Wert aufgrund der Anzahl der Männer, mit denen sie schläft sowie ihrer anderen Nationalität. Mit 19 Jahren hat sie schon mit etwa 30 Männern aus ebenso vielen Ländern geschlafen. Gleichzeitig erwartet die Mutter ihre Jungfräulichkeit, der Vater ist emotional nicht vorhanden. Zuerst ist die Tochter der Liebling der Mutter, dann erfolgt die Rebellion, das Ausleben der nicht anerkannten Seite der Tochter. Die junge Frau kippt ins Gegenteil, schläft wahllos mit Männern. Der lockere [und riskante] Lebenswandel ist Rebellion gegen die Mutter, zugleich hindert es sie, eine echte Beziehung zu dem Mann aufzubauen, den sie liebte.


3.4. Die Aussenseiterin: Der Aussenseiter-Vater produziert Aussenseiter-Töchter

Fast immer identifiziert sich die Tochter positiv mit dem Vater. Folge: Wenn die Gesellschaft den Vater ablehnt, dann fühlt sich auch die Tochter abgelehnt. Oder: Die Vater lehnt auch den Vater ab. Die Tochter fühlt sich aber trotzdem von der Gesellschaft ausgeschlossen, das Verhaltensmuster bleibt trotz der gedanklichen Wende, den Vater abzulehnen.

Die Mutter wird dann selbstgerecht, wird zur Kritikerin des schlechten Vaters. Wenn die Tochter dann ähnliche Verhaltensweisen zeigt wie der Vater, folgt die spezielle Züchtigung, dauernde Drohung, dass sie so wie der Vater enden würde. Folge: Rebellion und fast automatisch Wiederholen des Musters des Vaters.

Literaturbeispiel: Dostojewski schildert oft weibliche Charaktere mit süchtigen Vätern. Die Töchter werden zur "puellae"

Diese Charaktere haben oft einen dostojewskischen "Untergrundmenschen", der sich zynisch weigert, Hilfe anzunehmen und sich zu verändern. Diese Opfer-Töchter leben in träger Passivität, mit der Gefahr des Abfalls in Alkohol- und Drogensucht, mit der Gefahr, in die Prostitution abzurutschen, mit Selbstmordphantasien oder Hörigkeit. Manche heiraten einen Mann wie der Vater, verkümmern in Depression und in Masochismus.

In griechischen Termini werden diese Frauen in die "dunkle Unterwelt" von Pluto herabgezogen, wie Persephone, verharren dort mit wenig oder ohne Ich-Stärke. eine entwickelte Seele und Lebens-Erkenntnisse nützen ihnen nichts.

Literaturbeispiel: Arthur Miller: "Nach dem Sündenfall"
Maggie wächst als uneheliches Waisenkind auf, der Vater setzt sich ab, als sie noch Säugling ist, leugnet dann auch noch die Vaterschaft.

die Mutter verhält sich sehr streng und abweisend.

Maggie entwickelt kein Urteilsvermögen über Männer. Kennenlernen von Quentin, Maggie projiziert auf Quentin die Macht, ihn zu retten, sie übergibt ihm die Verantwortung für ihr Leben. Magie glaubt insgeheim, dass sie nichts Wert ist , nennt sich in Hotels "Miss Nichts".

Deutung:
Die Beziehung zu Quentin ist nur Kompensation für fehlendes Selbstwertgefühl und fehlende Selbstachtung. Maggie muss von Quentin angebetet werden, der es tut.

Fortsetzung: Der Zusammenbruch durch Unausgeglichenheit - Alkoholsucht und Erreichen des Nichts
Entwicklung der Beziehung ist gefährlich, weil die Anbetung nicht konstant stattfindet und das Selbstwertgefühl von Maggie überhaupt nicht konstant ist. Entwicklung von Eifersucht, Verdacht, Verzweiflung, Depression. Die Situation bei Maggie eskaliert, sie flüchtet sich vor ihren eigenen Schwankungen in Alkohol (Sucht, symbolisiert: Abhängigkeit und Bedürfnis nach ständigem und vollkommenem Angenommenwerden). Maggie hat nun die Selbstbestätigung, dass sie mit der Sucht eine "Miss Nichts" ist, das Letzte vom Letzten, ein Opfer der Gesellschaft.

Freisetzung ihres Zynismus, von ihren Aggressionen, Maggie lässt ihre Aggressionen gegen Quentin los, droht mit Selbstmord. Maggie behauptet, er sei der einzige Mensch, der sie retten könne. Quentin aber hält entgegen, sie müsse sich selber retten. Maggie hat sich so sehr mit der Rolle des Opfers identifiziert, dass sie schliesslich Selbstmord begeht.

Maggie verabsolutiert ihre Unschuld und die Opferrolle, aber sie ist auch Verfolgerin von Quentin, sie wird auch schuldig.

Lösung der Verstrickung:
Die Identifizierung als Opfer muss aufgelöst werden. Es wäre Maggies Aufgabe, die zynische Haltung, die Verzweiflung und die Ablehnung in eine Haltung der Hoffnung zu verwandeln, sich selbst und das Leben bewusst zu bejahen.

In einer Zwischenphase einer solchen Befreiung können die betroffenen Frauen aus Scham vor dem Vater lesbisch werden.

Zusammenfassung über "puellae"
Puellae: haben keine Beziehung mehr zum Selbst. Sie sind in einer totalen Verzweiflung, in der Unfähigkeit, eine sinnvolle Art des Lebens zu wählen. Sie sind in einer totalen Schwäche, sie spielen eine Rolle, die andere von ihnen erwarten.

Die Puella als Höhenfliegerin: bleibt auch schwach, da sie ihre Möglichkeiten nicht aktualisiert, sondern nur mit ihnen spielt. Sie treibt ein ständiges Leben im Möglichen, fördert aber die Schwäche, denn sie bringt nichts zuwege, sie wird vom Abgrund des Möglichen verschluckt, behindert die eigene Entwicklung und endet im Frust, dass sie der Welt viel geben kann, aber keine Wege dazu findet. sie endet in der "Verzweiflung der Schwachheit". Folgen sind Spannungen bis zum Selbstmord, Rückzug, Anpassung oder Rebellion, wenn es positiv endet: die Verwandlung.


3.5. Die Heilung der Puellae

Erster Schritt auf dem Weg zur Wandlung: Bewusstwerden, dass man in einem schiefen Verhältnis zum Selbst steht. Das bewusste Benennen ist der erste Schritt der Befreiung von der negativen Struktur. Wissen und Spüren, dass mehr in einem drinsteckt: eine höhere Macht über den Drang des Ich hinaus, diese Macht offenbart sich in Träumen. Diese Phase der Benennung muss durchlitten werden.

Zweiter Schritt: dieses Leiden akzeptieren.

Dritter Schritt: Erkenntnis, dass wir trotz der Schwäche auch Stärke in uns haben
und schliesslich den Zugang zu dieser höheren Macht. Kierkegaard: Das Verharren in der Schwäche ist in Wahrheit eine Form des Trotzes [sehr zweifelhafte Aussage].

Letzter schritt: besteht darin, die Stärke des Selbst zu akzeptieren, ist ein Akt des Glaubens, der die ganze Stärke des Empfangens erfordert.


Literaturbeispiel zur Heilung von Puellae

Erster Schritt des Bewusstwerdens: Beispiel "Rumpelstilzchen"
Struktur: Ein "puer" als Vater, verspricht dem König aus Wichtigtuerei, er habe eine Tochter, die Stroh zu Gold spinnen könne. Die Tochter ist eine "puella", kann sich nicht wehren. Der König will die Probe. Die Tochter ist hilflos und weint. Da kommt als Hilfe ein Männchen, will einen Preis dafür, zuerst eine Kette, dann einen Ring. Der König will sie heiraten, wenn es ein drittes Mal gelingt. Bedingungen des Männchens: Es will das erste Kind. Die Tochter denkt, das werde schon nie geschehen, gibt in ihrer Hilflosigkeit das Versprechen. Daraufhin wird das Mädchen Königin, bekommt ihr erstes Kind, da will das Männchen das Kind, wenn es ihr nicht gelingt, seinen Namen herauszufinden. Das Mädchen lässt boten ausschicken und den Namen suchen. Der Name wird gefunden, die Tochter sagt dem Männchen, dass es "Rumpelstilzchen" heisst. Folge: Das Rumpelstilzchen wird so wütend, dass es einen Fuss in die Erde stampft, ihn nicht mehr herausziehen kann, uns sich selbst entzwei reisst.

Deutung:
-- das Kind ist Symbol des wahren Potentials des Mädchens.
-- das Rumpelstilzchen stirbt: heisst: der einengende Komplex am Mädchen ist entmachtet.
-- Benennen des Lebensmusters: heisst: man muss nach der Lösung suchen, im Märchen: der Bote sucht für das Mädchen. Durch das Benennen werden neue Perspektiven eröffnet und die nötige Distanz und die Einsicht gewonnen, warum es zum Entwicklungsstillstand kam.

Die nächste Aufgabe ist, die eigene Schwäche, die Verzweiflung und Leiden zu akzeptieren in dem Sinn, dass dieses Leiden einen Sinn hat. Die Puella fühlt sich als Opfer und trotzdem übt sich auf ihre Art Macht und Manipulation aus.


Zusammenfassende Übersicht über die Frauenpsychosen durch Erziehung

Das Püppchen als Höhenfliegerin verführt Männer durch weibliche Reize.

Die Aussenseiterin manipuliert durch selbstzerstörerische Drohungen, oder projiziert Macht auf andere und benutzt die Taktik der Umgarnung.

Das gläserne Mädchen schafft sich eine Atmosphäre von Zerbrechlichkeit und Sensibilität, gibt den anderen somit den Eindruck, sie seien linkisch und tölpelhaft. Die Mitmenschen sollen sich vorkommen wie Elefanten im Porzellanladen.

Die abgegebene Macht der Puella

Die Puella will keine Macht annehmen, sondern immer abhängig sein. Oft ergreift eine andere Gestalt die Macht über ihre Psyche, ein perverser, alter Mann, eine boshafte, zornige Gestalt (wie Rumpelstilzchen). Bei der Analyse ist auch das Auseinandersetzen mit dieser "bösen" Figur nötig. Zum Annehmen des Leidens gehört auch das Ringen mit dieser Gestalt. Meinung von Leonard: Dieser Vorgang der Auseinandersetzung mit der "bösen" Figur ist auf einer tiefen spirituellen Ebene ein Ringen mit dem Teufel.


Der letzte Schritt: die Stärke annehmen, nicht aufgeben, keine Flucht, kein Rückzug
keine Anpassung, keine Rebellion, sondern: Die Macht und die Stärke annehmen. Dies ist ein schrittweiser Prozess, der Jahre dauern kann. Überhaupt Macht und Stärke anzunehmen fällt der Puella schwer.

Beispiel eines Mädchens ohne Macht ist das Märchen "Das Mädchen ohne Hände": Das Mädchen führt 7 Jahre lang einen Kampf mit dem Teufel, bis die Vereinigung mit einem König erfolgt. Auf dem Weg dazu geht das Mädchen durch geduldiges Warten im Wald. Das geduldige, verständnisvolle Warten ist also der Schlüssel und der endgültige Vollzug in diesem Heilungsprozess.

<<     >>

Teilen:

Facebook







Bildernachweis
-- Vater und Tochter am Schultisch: http://fp.tsn.at/vs-gilmstrasse/schulklassen/klasse_neumayr/2Klasse20042005/F%C3%BCllfederfest%20am%204.2.2005.htm
-- Vater mit Tochter auf den Schultern: http://www.fotosearch.de/ISH118/42-15350734/
-- Familie auf Velotour: http://www.marcus-kaestner.de/blog/index.php?/archives/131-Happy-Family.html
-- Tochter 14 Jahre: http://www.young.de/profil/index.php?id=258118
-- Maradona Puer aeternus jung mit Weltpokal: http://www.neverlandteam.net/blog/category/noticias-mundiales/
-- Maradona Puer aeternus in Psychiatrie 2007: http://europe.football.fr/2007/03
-- Trinkertyp mit Weinflasche: http://www.guyhelminger.de/Guys_Webpage/Selbstportraets/Fotos/selbstportraet_Trinker.htm
-- Frau reicht den Telefonhöhrer: http://www.teletalk.de/fileadmin/teletalk/TeleTalk-Compact/2006-03-31/newsletter_.htm
-- Mann telefoniert: http://www.evkirche-rv.de/portal/news.php?s=read&id=15
-- strenger Vater Habich, Jg. 1940: http://de.movies.yahoo.com/schauspieler/h/matthias-habich/index-36928.html
-- Hausdrachen Else Kling: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,422035,00.html
-- alter Vater Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt: http://de.wikipedia.org/wiki/Generalfeldmarschall
-- unterwürfige junge Frau aus Peru, Puer aeternus aus "USA", ewiges Mädchen aus Kolumbien: www.latinamericancupid.com
-- alte Hure: http://www.sexwolke.de/katrin-bilder-xxl3.html
-- Rebellin Nina Hagen: http://www.br-online.de/kultur/literatur/lesezeichen/20030309/20030309_2.html

-- Opferung von Iphigenie für Griechenlands Sieg: http://de.wikipedia.org/wiki/Trojanischer_Krieg
-- Macho mit Cabriolet: http://czad.blox.pl/html/1310721,262146,14,15.html?2,2006
-- Harmonie Männlichkeit-Weiblichkeit: 2 Delphine senkrecht: http://www.spirit-feng-shui.at/images/shop/index.html?http://www.spirit-feng-shui.at/images/shop/group_035.html
-- Dornröschen, Titelblatt: http://laserdisc.holin.de/disney.html
-- Aschenputtel lässt sich von Tauben helfen: http://www.maerchenbuehne.at/aschenputtel.html

-- Miss Puerto Rico als Miss Universe 2006: http://512mb.net/journal/entry/miss-puerto-rico-ist-miss-universe-2006/
-- Püppchen "Barbies": http://www.tabazzco.com/
-- Ibsen "Das Puppenhaus": Mann mit Frau Nora, Theaterszene: http://www.eventszene.at/scripts/events.dll/event?si_id=2&help=0&ch_id=0&searchlisted=1&en_id=117763


^