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Estés: Tiefenpsychologie für Frauen und Lebensläufe in Märchen
Das Erkennen negativer Lebenssituationen - die Befreiung vom Terror-Mann oder von Terror-Müttern. Märchenbeispiele
1.Kapitel: Die wilde Frau steht wieder auf - stoppt die Unterdrückung durch die Terror-Kirche
von Michael Palomino (1994 / 2004)
Zusammenfassung aus: Clarissa Pinkola Estés: Die Wolfsfrau. Die Kraft der weiblichen Urinstinkte. Wilhelm Heyne Verlag, München, 1992
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1.Kapitel: Die wilde Frau steht wieder auf - stoppt die Unterdrückung durch die Terror-Kirche
Literaturbeispiele:
-- Überlieferung: La Loba (die Frau, die aus Knochen wieder Tiere auferstehen lassen kann)
-- Geschichte: Die vier Rabbiner (der verschiedene Umgang mit Erkenntnis)
Einleitung: Der Gesang über den Knochen
Altertum: Vorstellung, dass der Mensch drei Gehörgänge hat:
-- ein Gehörgang für die normalen Alltagsgeräusche und für die normalen Gespräche
-- ein zweiter Gehörgang für alle wissenswerten und lernenswerten Klanglaute
-- ein dritter Gehörgang ist eine Art Seelenkanal für direktes Weiterleiten spontaner Eingebungen, so: Die Seele kann hören, was als nächstes zu tun sei.
Die heutigen Märchen sind fast alle zensiert
Die Märchen wurden fast alle aus religiösen Gründen "bereinigt", so dass ihre Grundsubstanz kaum noch durch die späteren Überlagerungsschichten hindurchscheint, so bei Grimm und anderen:
-- heidnische, vorchristliche Symbolik wird gefliessentlich ausgelassen oder in eine christliche Symbolik umgewandelt. Folgen:
o alte Heilerin wird böse Hexe
o Naturgeist wird Engel
o der Schleier des heidnischen Einweihungsrituals wird zum trivialen Taschentuch
-- sexuelle oder obszön anmutende Elemente im Märchen werden ganz eliminiert
-- hilfreiche Fabeltiere, die einem den Weg in die Unterwelt der eigenen Seelentiefen weisen können, werden in sinnlos grausame Teufel oder Dämonen verwandelt
-- Auslöschen alter femininer Gottheiten der weiblichen Einweihungsriten und Heilmethoden.
Tabelle: Der religiöse Kahlschlag durch die Terror-Kirche an den Märchen
Märchensymbolik im Altertum
Märchensymbolik nach der christlichen Zensur
Heilerin
böse Hexe
Naturgeist
Engel
Schleier des heidnischen Einweihungsrituals
triviales Taschentuch
sexuelle oder obszön anmutende Elemente
---
hilfreiche Fabeltiere, die den Weg in die Unterwelt oder in die Tiefen der Seele zeigen
sinnlos grausame Teufel oder Dämonen
alte, feminine Gottheiten der weiblichen Einweihungsriten
---
alte, feminine Heilmethoden
---
Folgen der Zensur:
-- es geht den Frauen ein unermesslich lehrreicher Schatz an allen lehrreichen Geschichten über Sex, Liebe, Eheleben, Schwangerschaft, Gold und Geld verloren
-- die weibliche Transformation und die weibliche Sichtweise um den Tod geht verloren.
Gemäss Estés ist aber die Rekonstruktion der Märchen möglich.
Das Geheul: Die Auferstehung der wilden Frau
Die Pueblo-Indianer und die Latino-Feldarbeiter im Süden und im Südwesten der "USA" erzählen viele "wahre", "selbst erlebte" Geschichten vom "Loba Girl", dem Mädchen, das sich in einen Wolf verwandeln konnte, weil es in Wirklichkeit eine Wölfin war, die die menschliche Gestalt annehmen konnte.
Sie erzählen Geschichten von dem "Knochenvolk", einer Sippe von Eingeweihten, die aus den Knochen toter Menschen oder Tiere ein lebendiges Geschöpf machen können.
Eine Geschichte des "Knochenvolkes" ist La Loba (die Wolfsfrau).
Literaturbeispiel: La Loba
Loba ist eine alte, über alles behaarte und fette Frau in einer Höhle, sucht Aas, Knochen, Schlangenhäute. Wenn ein Wolfskelett zusammengesammelt ist, lässt sie ihre faltigen Hände darüber schweben und singt. Das Gerippe setzt Fleisch an und Haut, wird zum Tier und springt durch den Canyon davon. Am Horizont verwandelt sich der Wolf in eine Frau, die sich laut auflachend schüttelt und hinter dem Horizont verschwindet.
Also: Wer allein ist in der Wüste, hat Glück, wenn er eine Loba-Frau findet, die demjenigen etwas vom Leben der Seele zeigt.
Deutung:
-- Knochen: werden jahrelang gesammelt und neu belebt
-- über den Knochen singen bedeutet, dem Abgestorbenen, den Überresten, dem Verwundeten und Kaputten neues Seelenleben einhauchen. Es ist seelische Tiefenarbeit, die jeder für sich selber tun muss in der Wüste, alleine, an seiner eigenen Psyche
-- die weise Alte: ist ein Urbild, das bei allen Völkern und zu allen Zeiten in Hunderten von Variationen auftaucht, ist da Symbol für instinktives Urwissen, für grundlegende Seelenkenntnis.
Lebenserfahrung: La que sabe [diejenige, die viel weiss, die Wissende]
Eine alte Mexikanerin aus dem Südwesten der "USA" erzählt über ihr Leben. La que sabe hat das Geschlecht der Frauen am Anfang der Schöpfung aus einer Falte ihrer göttlichen Fusssohle geschaffen. Deswegen seien die Frauen von Natur aus so klug, weil sie essentiell aus der hochempfindlichen Sohlenhaut als sinnliches Wahrnehmungsorgan bestehen.
Die Mexikanerin über Schuhe: Sie konnte sich nie daran gewöhnen, mit Augenbinden an den Füssen durch die Welt zu gehen.
Estés: La Loba ist in jeder Frau vorhanden - magische Orte für die geistigen Verbindungen
und braucht v.a. einen psychischen Ort, einen so genannten mysteriösen Bereich
-- wo das Instinktive, das noch Ungezähmte und Wildnatürliche in den bewussten Verstand übergeht
-- wo das Psychische zu Hause ist: wo das "Ich" und das "Du" miteinander verbunden sind
-- wo der Geist einer Frau in Gestalt einer Wölfin der Freiheit entgegenstrebt.
Es ist ein Ort des unfassbar Grenzenlosen, erreichbar durch Poesie, Musik, beim Tanzen, in der Liebe, durch Meditation, oder durch Geschichtenhören und Geschichtenerzählen.
An diesem Ort soll das körperliche Immunsystem verwurzelt sein, zusammen mit allen archetypischen Bildern und Instinkten, z.B. das instinktive Streben nach Gottesbewusstsein, die instinktive Sehnsucht nach Freiheit.
Anzeichen: Das körperliche Immunsystem ist durch bewusste Gedanken positiv wie negativ beeinflussbar.
Also: La Lobas Stimme bzw. ihr Gesang kann schwache, totgeglaubte Teile der Psyche wieder beleben und stärken. Jede Frau hat Zugang zu dieser Ebene, kann eine tagtägliche Auferstehung bedeuten, man erkennt sich selbst als Wissende, als eigene La Loba.
Gefahr kommt auf, wenn man in rauschhafte Wahnvorstellungen abgleitet. Dieses Thema, wenn unreife Menschen Einblick in den Bereich des namenlos Wunderbaren gewinnen, wird in der Geschichte von den vier Rabbinern thematisiert.
Literaturbeispiel: Geschichte: Die vier Rabbiner [der Umgang mit Erkenntnis]
Vier Rabbiner werden von einem Engel in die 7.Kammer des 7.Himmels getragen und sehen dort das heilige Rad des Hesekiel. Rückkehr der Rabbiner, dann schlagen sie verschiedene Entwicklungen ein:
Der erste Rabbiner:
verliert bereits auf der Heimreise den Verstand und irrt nur noch brabbelnd vom göttlichen Glanz geblendet durchs Land.
Der zweite Rabbiner:
will keine Probleme, zeigt sich unbeeindruckt und sagt: "Ach was, das haben wir doch nur geträumt!"
Der dritte Rabbiner.
wird fanatisch, hält bald überall Vorträge über Sinn und Bedeutung seines Erlebnisses, provoziert so Streit mit den anderen Gelehrten.
Der vierte Rabbiner:
wird zum Dichter, verfasst Dankeslieder am Fenster seiner Kammer über die Tauben im Kirschbaum, über die kleine Tochter in der Wiege, und über alle Sterne in der Nacht.
Deutung und Analyse über die vier Rabbiner
Das Umgehen mit dem Glück gelingt nur dem vierten Rabbiner. Er kann mit seinem Glück positiv umgehen.
Was keinen Sinn hat:
-- allzu grosse Faszination und Fanatismus: gibt mehr Leid als Segen
-- kritischer Zynismus und Abkehr vom Erkannten ergeben Ratlosigkeit und auch Leid beim Gegenüber.
Deutung und Analyse über La Loba
-- La Loba hat Macht über Leben und Tod, lässt sterben und verleiht Leben
-- jede Frau hat diese Fähigkeiten und kann sich abgeschnittene Aspekte wieder ins Leben zurückrufen
-- jede Frau kann Leben spenden und Tod bringen in einem
-- die Arbeit der Frauen ist es, mit weiblicher Einfühlsamkeit herauszufinden, welche Aspekte sterben müssen und wann, welche Aspekte leben sollen und wie.
Die Wolfsfrau singt:
-- Singen aus den Eierstöcken heraus, die das "Licht des ewigen Lebens" enthalten (sagen die Mexikaner)
-- wo ist das "Licht des ewigen Lebens" noch? in Samen, Eizellen, Sperma, Knochen, macht so alles neu.
Knochen als Symbol:
-- sind quasi unzerstörbar, nur mit äusserster Gewalt zerstörbar, sind in Mythen und Volkslegenden ein Symbol für die unzerstörbare Geist-Seele
-- man kann die Geist-Seele verletzen, verkrüppeln, aber sie ist nicht tot zu kriegen, denn sie ist durch La Loba in der Unterwelt geschützt: La Loba sammelt die Knochen totgeglaubter Seelen und haucht ihnen neuen Atem ein.
Wolfsknochen:
repräsentieren den unzerstörbaren Aspekt unseres wilden Selbst, sind Symbol für die Instinktnatur
-- mit dem Streben nach Freiheit
-- mit dem Streben nach spontaner Ursprünglichkeit
-- mit dem Streben gegen Unterwerfung und gegen kulturellen Mord
-- mit dem Streben gegen Unterwerfung unter eine durch Überzivilisierung dem Menschen entfremdete Kultur [wo v.a. die Zahlen über die Menschen herrschen].
Die Frau als La Loba:
-- hat die Fähigkeit, ursprüngliche Anlagen wieder mit Fleisch und "neuen Muskeln" zu versehen, was den Mut zur Selbstveränderung darstellt
-- hat Zugang zu uraltem , instinktiven Wissen, das einem die Tonfolge der Schöpfungshymne eingibt, dadurch Wiederauferstehung, Streben zu neuen Horizonten zu.
Die geistigen Eigenschaften der Frau als La Loba:
-- menschlich zivilisiert bleiben
-- hellwaches, animalisches Selbst bewahren
-- einen hochentwickelten Instinkt bewahren
-- Reisszähne pflegen, die wenn nötig zubeissen können
-- gute Stimmbänder bewahren zum Knurren und Aufheulen
-- ein unendlich weiches Bauchfell bewahren zum Kuscheln
-- eine beinahe unerschöpflich grosszügige Herzenswärme bewahren.
Die Charakteren des Selbst von La Loba:
-- gesundes Selbstwertgefühl
-- heldenhafter Mut
-- sechster Sinn: die Intuition.
Die Intuition
erspürt die Leben-Tod-Leben-Natur der Dinge
-- ist ein Selbst, das mit dem zyklischen Auf und Ab des Lebens vertraut ist und jeden Zyklus akzeptiert
-- die Wolfsfrau beobachtet das Kommen und Gehen aller Dinge, ist Mutter der Leben-Tod-Leben-Natur
-- alle Handlungen um Geschehnisse haben einen Anfang, ein Ende, auf das Ende folgt ein Beginn einer weiteren Handlung, symbolisch in Ausatmen (beenden) - einatmen (beginnen) ableitbar.
Seelenrenovation
solle von Zeit zu Zeit gemacht werden mit einem Rückzug an einen stillen Ort, mit Selbstbefragung
-- muss schonungslos ehrlich sein
-- ist wie alte Knochen zu sammeln, ist wie Psychoanalyse, und wenn alle Knochen oder die wesentlichen Punkte zusammen getragen sind, so wird einem der passende Wiederbelebungsversuch eingegeben, denn die Seele weiss von Natur aus, wie sie sich verströmen muss, was sie tun muss, um neu belebt zu werden.
Der Gang in die Wüste
Die Lebensform wird auf ein Minimum reduziert
-- die mehrheitlichen Lebensvorgänge finden unter der Erde statt, im Untergrund, wie das Seelenleben zahlloser Frauen
-- viele Frauen führen ein Wüstenleben, im Untergrund weit verzweigt
-- manche Frauen fühlen sich in der Einsiedelei heimisch, empfinden dort die grösste Freiheit
-- die meisten Frauen fühlen sich aufgrund alter Verletzungen in die Wüste verbannt
oder
-- die Kultur, in die sie hineingeboren sind, hat ihnen ein ausdrucksstarkes Leben an der Oberfläche versagt.
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