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Umfrage: Asoziale, diskriminierende Pflasterstein-Beläge

von Michael Palomino (2003)


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Im Zuge einer Petition gegen Pflasterstein-Beläge im März 2003 mit 541 Unterschriften an das Hochbau- und Planungsamt Basel, Rittergasse 4, kam die folgende Umfrage zustande. Die Unterschreibenden konnten Begründungen für ihre Antipathie gegen Pflasterstein-Beläge ankreuzen. Sie konnten auch ankreuzen, wie sie sich den Spalenberg, eine wichtige, aber steile Fussgängerzone in Basel, am besten vorstellen, deren Pflästerung mit Pflastersteinen bis heute in Planung ist. Das Thema wurde in der Basler Tagespresse mehrfach, aber nur in Hinsicht auf Stadtbild und Finanzausgaben thematisiert.

Sammelorte waren:
 4.3.2003: Spalenberg;  7.3.2003: alkoholfreies-rauchfreies Lokal Elim;  8.3.2003: Petersplatz Flohmarkt und Rheinuferpromenade;  10.3.2003: Rheinuferpromenade und Elim;  11.3.2003: Marktplatz / Rümelinsplatz und Rheinuferpromenade;  14.3.2003: vor MANOR an der Ecke Greifengasse / Utengasse und im Restaurant Hirscheneck;  15.3.2003: Claraplatz vor der UBS (starke Bise, letzte Frage blieb überdurchschnittlich unbeantwortet).

Praktisch waren Sammelorte, wo gleichzeitig Teerbelag, Platten und Pflastersteine angebracht waren. Die Unterschriften sind im Petitionsbüro des Rathauses Basel am Marktplatz abgegeben. Die Datenrecherche nahm 10 Tage bis zum 24.3.2003 Zeit  in Anspruch.


Kommentare der Befragten über Pflasterstein-Beläge

Befürworter von Pflastersteinen
Die BefürworterInnen von Pflastersteinbelag konnten regelmässig nur angeben
-- viele: Pflastersteine sehen "schön" aus
-- einige: Pflastersteine sind praktisch bei Demonstrationen als Wurfgeschosse gegen die Polizei
-- einige: Pflastersteine wirken gegen die Hitze im Sommer (negatives Beispiel: Paradeplatz in Zürich mit neuem Schwarzbelag)
-- ein Vater mit Kinderwagen: Pflastersteine bewirken bei Kinderwagen mit grossen Rädern, dass das Kleinkind durch das Holpern oft sofort einschläft
-- generell befanden v.a. Männer zwischen 20 und 50 Pflastersteine als "schön", also Menschen ohne Bildung im Sozialbereich.

Stimmenthaltungen
-- das Thema Pflastersteine sei "nicht so wichtig" oder "nicht wichtig" und gaben keine Unterschrift ab, meist Männer zwischen 20 und 50
-- viele Befragte gaben einen Zwiespalt zwischen Ästhetik und Argumenten zu, unterschrieben aber nicht, oft Frauen zwischen 20 und 40.

GegnerInnen von Pflastersteinen
Vor allem die älteren Leute, RollstuhlfahrerInnen und Leute mit Kinderwagen zeigten sich entnervt von der Politik des Hochbau- und Planungsamtes in Basel, das immer mehr Strassen in Basel mit Pflastersteinen pflastern lässt. Die Diskussionen sollen endlich aufhören, meinten viele, auch, was die Freie Strasse betrifft. Basel macht sich bei einem grossen Teil der Bevölkerung mehr und mehr unbeliebt, je mehr Pflastersteine in Strassen angebracht werden. Der Basler Münsterplatz z.B. ist mit seinem Kopfsteinpflaster für ältere Leute, RollstuhlfahrerInnen und viele Kinderwagen quasi unpassierbar geworden. Ein Kind ca. 9 Jahre gab an, es stolpere immer bei Pflastersteinen.

Die Kommentare  der Unterschreibenden über die asozialen Pflastersteine habe ich jeweils direkt aufnotiert, u.a.:

-- eine Fasnachtsgruppe: "d'Pfläschterli das wänn mir nid / das isch ä Schitt / am Spalebärg erscht rächt nid!" (Pflastersteine wollen wir nicht, das ist Scheisse, am Spalenberg erst recht nicht) (10.3.2003)
-- Pflastersteine sind für modische Damenschuhe ungeeignet (10.3.2003)
-- eine Toilette am Rheinufer bei der Florastrasse wäre eine bessere Investition als die Pflastersteine überall (10.3.2003)
-- Pflastersteine machen Fussbeschwerden, die Frau muss Pflästerungen konsequent ausweichen (10.3.2003)
-- Tetra-/Paraplegiker mit Lähmung ab dem Bauchraum können die Blase nicht beherrschen. Pflastersteine lösen dann immer Wasserlassen aus, wenn man mit dem Rollstuhl drüberfährt, und  für Spazierfahrten braucht es einen Katheter (10.3.2003)
-- Pflasterstein-Beläge wirken "aufgesetzt" (10.3.2003)
-- Pflasterstein-Beläge sehen schön aus, sind aber unpraktisch (10.3.2003)
-- eine Frau gab an, sie habe "Rollstuhlaugen", weil ihr Pflegesohn im Rollstuhl sei (11.3.2003)
-- "Ich zie jetz denn us Basel wäg, wenns so witergoot" (Ich ziehe jetzt dann aus Basel weg, wenn das so weiter geht) (14.3.2003)
-- Schwarzbelag wirkt aber auch unpersönlich (14.3.2003)
-- "Pfläschterli? das isch idiotisch [...] Mittelalter? do kasch jo grad no Droschke aaschaffe!" (Pflastersteine? das ist idiotisch [...] Mittelalter? Da kannst du ja gerade noch Droschken anschaffen!) (14.3.2003)
-- "Dr Heimatschutz isch mängisch es Theater" (Der Heimatschutz ist manchmal ein Theater) (14.3.2003)
-- "Pfläschterli? Ich knick denn um" (Pflastersteine? Ich knicke dann um) (14.3.2003)
-- ein Mädchen: "Pflaschterstai? Do schtolpere ich immer" (Pflastersteine? Da stolpere ich immer) (14.3.2003)
-- "Pfläschterli sind idiotisch!" (14.3.2003)
-- "Der Spalenberg hat schon so schöne Häuser, da muss man nicht auch noch den Boden anschauen" (14.3.2003)
-- "Do unterschrib ich sofort, mi Soon isch im Rollschtuel" (Da unterschreibe ich sofort, mein Sohn ist im Rollstuhl) (14.3.2003)
-- "Pfläschterli, das isch ekelhaft" (15.3.2003)
-- "Ich bi fascht emol gflooge" (Ich bin fast einmal umgefallen) (15.3.2003)
-- "Pflaschterschtai sind horndumm!" (Pflastersteine sind horndumm, in Anspielung auf die Dummheit eines "Hornochsen") (15.3.2003) 
-- "de Spaleberg mues menschefründlig sii" (der Spalenberg muss menschenfreundlich sein) (15.3.2003)
-- "Pflaschterschtai isch e Saich und e Schmarre und nid nötig" (Pflastersteine sind ein Piss und ein Schmarren und nicht nötig) (15.3.2003)
-- über Pflastersteine: "das isch biirewaich, was das Baudep mängisch macht" (das ist hirnlos, was das Baudepartement manchmal macht) (15.3.2003)
-- "Pflaschterschtai sind Kabis" (Pflastersteine sind das völlig falsche Mittel) (15.3.2003)
-- Frau an zwei Krücken: man bleibt auf Pflastersteinen mit den Stöcken hängen (15.3.2003)
-- "Pflaschterschtai isch Schoofseggelzüg, wo me nümm laufe kaa" (Pflastersteine sind Hundsfottszeug, wo man nicht mehr laufen kann) (15.3.2003)
-- "Pflaschterschtai: das isch nid nöötig" (Pflastersteine: das ist nicht nötig) (15.3.2003)
-- "Me mues jo bald mit de Bärgschue id Schtadt" (man muss ja bald mit Bergschuhen / Wanderschuhen in die Stadt) (15.3.2003)

Auffällig ist, dass die GegnerInnen von Pflastersteinen nur 2-3mal erwähnten, dass allfällige Velofahrer, Skater oder Roller-Blader ein Problem seien. Gleichzeitig gaben 3-5 GegnerInnen von Pflastersteinen an, sie würden selbst mit dem Velo oder den Roller-Blades den Spalenberg hinabfahren, in beiden Fällen also verschwindend geringe Zahlen.

Verbesserungs- und Gestaltungsvorschläge der Befragten waren:

-- Treppe mit weiten Stufen wie im Basler Totengässlein auf 1/3 der Breite, damit alte Leute den Spalenberg auch noch benutzen können (8.3.2003)
-- heller Teerbelag statt schwarzer Teerbelag, weil heller Teerbelag im Sommer weniger heiss wird (8.3.2003)
-- farbigen Belag violett/hellblau/ev. orange (8.3.2003)
-- Platten werden am Berg instabil bei Sandbasis (8..2003)
-- bei Veloständern sind einbetonierte Pflastersteine gut, damit der Ständer bei heissem Teer nicht einsinkt (10.3.2003)
-- man könne auch gleich eine Naturstrasse oder einen Feldweg machen (10.3.2003)
-- Trottoirs entfernen (14.3.2003)
-- man muss einen Schwarzbelag finden, der nicht heiss wird im Sommer (14.3.2003)
-- man solle einen Grünbelag machen (14.3.2003)
-- man solle ein schönes griechisches Mosaik am Spalenberg machen (14.3.2003)
-- Lugano: man solle Granit machen wie in Lugano (14.3.2003)
-- Köln und Hannover: haben die ganze Fussgängerzone mit Platten in verschiedenen Farben (14.3.2003)
-- Berlin: man solle grosse, rauhe Platten  machen wie in Ost-Berlin (14.3.2003)
-- in Frankreich: gibt es viele Fussgängerzonen mit rötlichen Platten (14.3.2003)
-- Trottoirs entfernen (15.3.2003)


Umfrage: Begründungen gegen Pflasterstein-Beläge

Die Unterschreibenden konnten angeben, wieso sie gegen Pflasterstein-Beläge sind:

1.  weil man das Geld für Pflastersteine anders viel besser verwenden kann
2. weil Strassen mit Pflastersteinen für Fussgänger nicht mehr sicher sind und nicht fasnachtsfreundlich sind
3. weil Strassen mit Pflastersteinen nicht velofreundlich sind und nicht rollstuhlfreundlich sind[1]
4. weil das Stadtbild nicht von Pflastersteinen, sondern vom Erhalt der alten Bausubstanz abhängt
5. weil Pflastersteine mit der Zeit dunkelgrau bis schwarz werden wie am Marktplatz und bei Regen glitschig werden
6. weil Verkehr auf Pflastersteinen massiv mehr Lärm macht
7. andere Gründe

Ausserdem konnten die Befragten angeben, wie sie sich den Spalenberg vorstellen:
Kosten pro m2:
a) Schwarzbelag: 52 Fr.
b) Platten 12,6 mal 12,6/25 mal 25 cm: 52-58 Fr.
c) Pflastersteine 6 mal 6 cm: 165 Fr.

Reparaturkosten:
a) Schwarzbelag: aufwändig, teuer
b) Platten: schnell, billig
c) Pflastersteine: schwierig, teuer

(Angaben von Aymonod, Tiefbau, Pratteln, Hardstr. 32, Tel. 061-821 61 73)

Die Unterschriften

Spalenberg 4.3.2003

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung (mehrfach möglich)

Wunsch für Spalenberg: 32

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

b+c

a+b+c

32

0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

32

16

5

16

7

9

9

8

3

21

5

-

6

-

-

-

-

Rauchfreies Café Elim 7.3.2003

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung (mehrfach möglich)

Wunsch für Spalenberg: 32

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

b+c

a+b+c

9

0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

9

5

1

1

1

2

2

-

1

1

1

-

6

-

-

-

-

Petersplatz 8.3.2003

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung (mehrfach möglich)

Wunsch für Spalenberg: 89

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

b+c

a+b+c

89

0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

89

52

46

52

30

33

26

17

7

54

3

-

30

1

1

-

-

Rheinufer 8.3.2003

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung (mehrfach möglich)

Wunsch für Spalenberg: 31

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

b+c

a+b+c

31

0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

31

23

9

23

10

15

13

9

1

17

3

-

11

-

-

-

-


Rheinufer 10.3.2003

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung (mehrfach möglich)

Wunsch für Spalenberg: 95

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

b+c

a+b+c

91

4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

95

44

32

52

19

20

23

18

14

39

19

-

34

1

1

1

-


Beiz Elim 10.3.2003

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung (mehrfach möglich)

Wunsch für Spalenberg: 3

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

b+c

a+b+c

3

0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3

-

-

2

-

-

-

-

1

-

-

-

3

-

-

-

-


Marktplatz / Rümelinsplatz 11.3.2003

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung (mehrfach möglich)

Wunsch für Spalenberg: 38

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

b+c

a+b+c

37

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

38

19

26

29

16

19

13

6

4

13

4

-

21

-

-

-

-


Rheinufer 11.3.2003

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung  (mehrfach möglich)

Wunsch für Spalenberg: 25

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

b+c

a+b+c

24

1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

25

19

9

17

5

11

7

4

3

12

6

-

7

-

-

-

-


MANOR 14.3.2003

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung (mehrfach möglich)

Wunsch für Spalenberg: 93

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

b+c

a+b+c

89

4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

93

49

48

61

33

32

33

13

10

36

26

-

29

2

-

-

-


Hirscheneck 14.3.2003

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung (mehrfach möglich)

Wunsch für Spalenberg: 8

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

b+c

a+b+c

8

0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

8

6

1

7

2

3

4

-

-

4

-

-

4

-

-

-

-


Claraplatz 15.3.2003

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung (mehrfach möglich)

Wunsch für Spalenberg: 118

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

a od.b

b+c

a+b+c

109

9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

118

60

36

69

26

26

23

10

20

35

13

-

65

3

-

2

-

-



Gesamtbilanz

Unter- schriften

unvollstän dige Unter- schriften

Begründung (mehrfach möglich)[2]

Wunsch für Spalenberg

1

2

3

4

5

6

7

keine Mei- nung

a

b

c

keine Mei- nung

a+b

a+c

a od.b

b+c

a+b+c

522

19

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

541

293

213

330

149

171

154

85

64

232

80

-

216

7

2

2

1

-

Anzahl Meinungen:

1 459

541

Anzahl Meinungen in %

20,1%

14,6 %

22,6%

10,2%

11.7%

10,6%

5,8%

4,4%

42.8%

14,8%

-

39,9%

1,3%

0,4%

0,4%

0,2%

-

 

 

100%

99,8%



Interpretation und Folgerungen aus der Gesamtbilanz

Bei den Begründungen hatten nur 4,4% der Befragten keine Meinung.


35.000 - 40.000 RollstuhlfahrerInnen[3] sind wichtigstes Kriterium

Die GegnerInnen von Pflastersteinen erachten die RollstuhlfahrerInnen und VelofahrerInnen als wichtigstes Kriterium (meist mit Betonung auf RollstuhlfahrerInnen) mit 22,6%. Es folgen das Kriterium der Finanzen (20,1%), der generellen Unsicherheit für FussgängerInnen (14,6%), Kriterium der Glitschigkeit (11,7%), sodann der Lärm des Verkehrs auf Pflastersteinen mit 10,6% und erst zuletzt das Stadtbild mit 10,2%.


RollstuhlfahrerInnen, Kinderwagen und ältere Leute werden immer mehr ausgegrenzt

Bei genauem Hinsehen leuchtet es ein, wieso das Kriterium Rollstuhlfreundlichkeit an erster Stelle steht:

-- Menschen im Rollstuhl haben schon an sich ein schweres Schicksal, somit muss man ihnen das Leben nicht mit Pflasterstein-Belägen noch schwerer machen

-- Anbringen von Pflastersteinen als Strassenbelag oder Trottoirbelag ist eine fahrlässige Begünstigung von Körperverletzung an älteren Menschen

-- eine Fussgängerzone mit Pflastersteinen ist de facto keine Fussgängerzone mehr, weil nicht alle Fussgänger sie benutzen können und für die Betroffenen quasi zu einer Sperrzone wird

-- das Grundbedürfnis des Laufens, sich Bewegens, der Erledigungen und des Einkaufens ist ein Grundrecht

-- die Potentiale der meisten RollstuhlfahrerInnen und  gehbehinderten Menschen bleiben ungenutzt und unentdeckt
-- das "Stadtbild" mit Pflastersteinen ist KEIN Grundbedürfnis, sondern für 1/6 der Bevölkerung ein GrundHindernis


Weitere Ausgrenzungen: Gehbehinderte, Sehbehinderte, Blinde, Kinder zwischen 4 bis 12 Jahre

Pflastersteine machen Fussgängerzonen auch zu Sperrzonen in der Schweiz gegenüber
-- 350.000 Gehbehinderten an einem Stock oder an zwei Stöcken
-- 80.000 Sehbehinderten und  6000 Blinden[4]
mitsamt 35.000 bis 40.000 RollstuhlfahrerInnen also 471.000 bis 476.000 Betroffene oder 6,5 bis 6,6%.

Dazugerechnet werden müssen auch
-- 678.311 Kinder zwischen 3 und 10 Jahren, deren kleine Schuhe nur auf einem Pflasterstein aufliegen, dauernd zu kippen drohen und allenfalls leicht in Pflasterstein-Ritzen hängen bleiben, sowie

-- ca. 30% der Kinder bis 2 Jahre, die in einem  zusammenklappbaren Kinderwagen mit kleinen Rädern sitzen: von 224.505 sind dies 67.351,5

-- geschätzte 1,2 Angehörige der ausgegrenzten Menschen: 1.149.311 - 1.154.311




Total der durch Pflastersteinbelag Ausgegrenzten und Total der PflastersteingegnerInnen

(CH-Bevölkerung: 7.288.010)

RollstuhlfahrerInnen
35.000
40.000
Gehbehinderte an 1 Stock oder an 2 Stöcken
350.000
Sehbehinderte
80.000
Blinde
6000
Kinder 0-2 Jahre in Klappkinderwagen mit kleinen Rädern
67.351,5
Kindder 3-10 Jahre
678.311
Total der Ausgegrenzten:
1.216.662,5
1.221.662,5
Total der Ausgegrenzten in Prozent (ca. 1/6)
16,69 %
16,76 %



geschätzte 1,2 Angehörige, die von der Ausgrenzung durch Pflastersteinbelag mit betroffen sind
1.459.995
1.465.995
geschätzte VelofahrerInnen gegen Pflastersteine
x
x
Total der PflastersteingegnerInnen geschätzt
2.676.657,5 plus x
2.687.657,5 plus x
Total der PflastersteingegnerInnen in Prozent geschätzt
(mehr als 1/3)
36,73 % plus x
36,88 % plus x


Ausserdem wird mit Pflastersteinen das Respekt-Verhalten zwischen Kindern und älteren Menschen konsequent verhindert, weil sie sich in der Stadt infolge der Ausgrenzungen nie begegnen.

Bei einer Kontrollrecherche ergab sich, dass eidgenössische Statistik- oder Gesundheitsinstitute keine Zahlen über die Anzahl RollstuhlfahrerInnen besitzen. Dieses Tabu kann nicht mehr länger hingenommen werden. [5]

"Stadtbild" ist letztes Kriterium - menschenfeindliches "Mittelalter" - Pflastersteinfirmen
Es zeigt sich, dass das Kriterium "Stadtbild" mit 10,2% für die unterschreibenden PflastersteingegnerInnen kaum wichtig war. Das "schöne" Bild einer "mittelalterlichen" Stadt ist auch aus anderen Gründen m.E. nicht relevant:

-- weil die Menschen im Mittelalter kaum halb so alt wurden wie heute

-- weil Behinderte und Kranke im Mittelalter z.T. aus den Städten verbannt wurden und es kaum Rollstühle gab

-- weil planmässige Diskriminierung herrschte mit Heiratsverboten und Kontaktverboten, Zunftherrschaften, Kirchenherrschaft, sowie aktive Kriegswirtschaft des "blaublütigen" Adels mittels der unteren Schichten als "Untertanen" etc.

Insofern ist die Botschaft  der Umfrage klar, dass der Erhalt der Bausubstanz Priorität haben soll, und dass ein rollstuhl-, kinder- und fussgängerfreundlicher Belag nebendran gehört. Pflastersteinproduzenten behaupten dagegen weiterhin, "Pflastersteine sind ideal für Wege, Plätze"[6], oder: "Pflastersteine aus Naturstein zeichnen sich durch andauernde Schönheit, Farbechtheit und Haltbarkeit aus".[7] Tatsächlich werden dann viele behinderten Menschen, Kinderwagen und Kinder bis 10 Jahren aus Fussgängerzonen ausgegrenzt und VelofahrerInnen eine Holperfahrt zugemutet. Es gilt, sich von dieser asozialen Tradition weltweit zu trennen,

denn:

-- die Verkehrspolitik für den Langsamverkehr mit Pflastersteinen zeugt von soziologischer Unkenntnis

-- der Zustand der Fussgängerzonen im reichsten Land der Erde, der Schweiz, muss als "jämmerlich"  und asozial bezeichnet werden

-- die IV-Initiative zur Gleichberechtigung aller behinderten Menschen im öffentlichen Raum ist mehr als berechtigt

-- die Regierungen der schweizer Städte und der Bundesrat verdrängen die Ausgrenzung von 1/6 der Bevölkerung weiterhin, mit Angehörigen schätzungsweise über 1/3 der Bevölkerung

-- es existieren keine "Schweizer Normen" zur Gestaltung von Fussgängerzonen und  keine "Schweizer Normen" über rollstuhlfreundliche Strassengestaltung[8]

-- es existieren  keine "Schweizer Normen" über den Rollstuhlverkehr und den Verkehr Gehbehinderter.[9]

Interpretation des Wunsches für den Spalenberg
Fast die Hälfte der Befragten gaben an, der Spalenberg in Basel solle mit Schwarzbelag so bleiben, wie er ist: 42,8%. Ein relativ grosser Teil der Befragten wollte sich dazu nicht äussern, z.T., weil sie angaben, sich auf dem Gebiet des Strassenbelags nicht auszukennen, oder, weil sie keine Zeit mehr hatten: 39,9%. Platten konnten sich 14,8% vorstellen, während kreative Kombinationen von Schwarzbelag und Platten nur 3, Schwarzbelag oder Platten 2, Schwarzbelag und Pflastersteine ebenfalls 2 Befragte erwähnten, Platten und Pflastersteine in Kombination nur 1. Dies erscheint sehr merkwürdig, weil in Basel viele Plätze, u.a. der Claraplatz und die Tramstation am Marktplatz in Kombination von Platten und Pflastersteinen gestaltet sind. Die Unterschreibenden möchten scheinbar mehrheitlich keine Änderung am Belag des Spalenberg und v.a. ein endgültiges Ende der Diskussion darüber.


Antrag: Neue "Schweizer Norm": Gestaltung von Fussgängerzonen

Es besteht  für ca. 1/6 der schweizer Bevölkerung eine starke Antipathie gegen Pflastersteinbeläge nach "Schweizer Normen" zur Gestaltung von menschenfreundlichen Fussgängerzonen, bei Einschluss von 1,2 Angehörigen pro Betroffenem sind es über 1/3 der Bevölkerung.

Grundsätze zur Gestaltung von Fussgängerzonen

-- Grundsatz: die Bedürfnisse von RollstuhlfahrerInnen, Kinderwagen, Kindern zwischen 3-10 Jahren und älteren Menschen haben Priorität, die Bedürfnisse der FahrradfahrerInnen und der fahrzeugähnlichen Geräten fäG sind bei Schritttempo zu berücksichtigen

-- Ziel ist eine sozial ganzheitliche, moderne, und gleichzeitig "schön" gestaltete Fussgängerzone, die ALLEN Menschen des Langsamverkehrs gerecht wird und doch eine entspannende Atmosphäre schafft

-- Grundsatz: Je rollstuhlfreundlicher eine Strasse gestaltet wird, desto fussgängerfreundlicher wird sie für alle TeilnehmerInnen des Langsamverkehrs

-- Grundsatz: Je rollstuhlfreundlicher eine Strasse gestaltet ist, desto mehr ergibt sich ein eigenes "Stadtbild" und desto prägnanter ist der Unterschied der Atmosphäre, auch ohne Pflastersteinbeläge


Planung von Fussgängerzonen und Recherche der Kriterien

-- Bauämter, Tiefbauämter und Hochbau- und Planungsämter müssen endlich die negativen Kriterien für Pflasterstein-Beläge erwähnen und die Bevölkerung und die Presse entsprechend informieren

-- die Bauämter müssen "Rollstuhlaugen" entwickeln und die Städte auch selbst im Rollstuhl abfahren , um die Bedürfnisse der bis heute diskriminierten RollstuhlfahrerInnen zu registrieren und entsprechend zu bauen

-- rollstuhlfreundliche Trams und Busse haben nur dann einen Sinn, wenn auch die Städte samt Trottoirs und Tramstationen rollstuhlfreundlich sind oder die Trottoirs ausserhalb der Stationen am besten ganz abgeschafft sind

-- die Bauämter müssen zu regelmässigen Umfragen verpflichtet werden, und das Bundesamt für Statistik muss die Verkehrszählungen um die Registrierung und Zählung der RollstuhlfahrerInnen ergänzen, um den Erfolg rollstuhlfreundlicher Massnahmen messen zu können

-- die Bauämter müssen für Unfälle, die eindeutig auf unbequeme Beläge zurückzuführen sind wie Pflasterstein-Beläge oder Kopfsteinpflaster, haftbar gemacht werden

Flache Fussgängerzonen

-- Pflasterstein-Beläge müssen sofort verboten werden,  nur noch Platten verwenden, in verschiedenen Grautönen, in Rot, in Grün, in Beige, in Weiss etc., ev. auch in verschiedenen Mischungen möglich, Mosaike möglich, Hauptkriterium: Rutschfestigkeit, Flachheit, Fixierung

-- Pflasterstein-Beläge und Kopfsteinpflaster sind lückenlos durch Platten zu ersetzen, ausser eventuell bei Parkplätzen

-- Trottoirs entfernen, Bänke, Laternen oder alte Pfeiler können Raumbegrenzung übernehmen, Pfleiler ev. mit Ketten

-- Trottoirkanten stadtweit von nur 2cm hoch anbringen, Kanten abschleifen; Trottoirkanten 8-10cm hoch nur an Tram-/ Bushaltestellen stehen lassen bzw. anbringen

-- grosse Plätze mit grösseren Platten belegen und den Platz mit Streifen von Pflastersteinen  gliedern, um fahrzeugähnliche Geräte fäG abzubremsen; Mosaike wie Wappen oder Mandalas etc. bei Bedarf

-- runde oder mehrere Bänke um Bäume und lebendige Brunnen herum, bei Bäumen ist das auch Baumschutz, Brunnen durch helleren Plattenbelag hervorheben

-- Spielecken für Kinder zwischen 2 bis 5 Jahren sind eine Belebung für jede Fussgängerzone

-- VelofahrerInnen und fäG im Schritttempo den Durchlass gestatten (Signalisation: Schritttempo)

-- Begrenzung von Fussgängerzonen mit Schwellen, Schildern oder Sackgassen

-- Zulieferverkehr ist auf eine Gewichtslimite zu beschränken. ES KANN NICHT SEIN, DASS WEGEN AUTOS ODER LASTWAGEN DIE FUSSGÄNGERZONEN NICHT BEHINDERTEN- BZW. ROLLSTUHLFREUNDLICH SIND.


Steile Fussgängerstrecken (z.B. Spalenberg, Basel)

-- Flachbeläge, die nicht heiss werden, und die bei Regen oder bei Schnee garantiert nicht glitschig werden

-- Trottoirs restlos entfernen!

-- ev. Treppen mit weiten Stufen auf 1/4 der Breite anbringen für ältere Leute, die an Steigungen unsicher sind

-- als Gliederung der Fläche kann man Pflastersteinstreifen als Regenwasserrinnen einflechten, eventuell auch Querstreifen im Abstand von 15-20m einflechten zum Abbremsen der fahrzeugähnlichen Geräte fäG


VeloraserInnen und fäGs auf viel benutzten, abschüssigen Strecken in Fussgängerzonen

-- die Bauämter sollen keinesfalls mit dem Anbringen von Pflastersteinen polizeiliche Aufgaben übernehmen wollen

-- das "Herauspflücken" von VelofahrerInnen oder fäGs zu Hauptbenutzungszeiten am Ende von steilen Fussgängerzonen wird bei öfterem Wiederholen seine Wirkung nicht verfehlen

-- überführte RaserInnen auf Velos oder fäGs müssen ihre Sozialkompetenz in Kursen der Polizei aufbessern: Erkennen aller Bedürfnisse aller VerkehrsteilnehmerInnen, von Gefahrenpotential, von kompensativem Verhalten, von Stress, der eigenen Aggressivität und der Gefährlichkeit des eigenen Verhaltens, des schlechten Vorbilds; Krankenkostenberechnungen, Erkennen der verzögerten Wundheilung bei älteren Menschen, Erkennen der Sozialkosten im Falle von Invalidität, Erkennen der Beeinträchtigung des Lebens von Angehörigen Invalider etc.

Anwendung auch in anderen Städten
Diese Leitlinien für Fussgängerzonen können auf der ganzen Welt Anwendung finden, wo die Menschenrechte auf Bewegung für die ca. 1/6 der Menschen einer Gesellschaft bis heute nicht gewährt sind. Nachholbedarf in der Stadtgestaltung besteht in vielen Ländern der Welt, nicht nur in der Schweiz.

Antrag: neue "Schweizer Norm" für Rollstuhlverkehr
Rollstuhlgerechtes Bauen von Strassen und Häusern muss Standard werden, denn was rollstuhlgerecht gebaut ist, ist auch gleichzeitig behindertenfreundlich, fussgängerfreundlich und kinderfreundlich gebaut.

Antrag: Die Forschung hat Nachholbedarf
-- die technische Forschung ist aufgefordert, Bitumen-Beläge zu entwickeln, die bei Sommerhitze nicht heiss werden, und die nicht krebserregend sind

-- die technische Forschung ist aufgefordert, ästhetisch ansehnliche Platten zu entwickeln,
oo  die günstig sind
oo  die bei Nässe nicht rutschig werden
oo  die gleichzeitig absolut flach verlegt werden können und die auch dann flach bleiben, wenn Zulieferverkehr stattfindet.

-- die technische Forschung ist aufgefordert, ein elastisch-festes Verfahren zur Platten-Verlegung zu entwickeln,
oo  so dass Platten nie wackeln oder nach oben hinausragen
oo  so dass Platten bei hoher Belastung aber gleichzeitig auch nicht brechen

-- die statistische Forschung ist auf nationaler und internationaler Ebene aufgefordert, zuverlässige Statistiken über RollstuhlfahrerInnen zu erstellen, weil Rollstühle für Betroffene ein unentbehrliches Fahrzeug darstellen.


Michael Palomino
Basel, 24.3.2003

an:
-- Hochbau- und Planungsamt Basel-Stadt
-- Stadtbildkommission Basel
-- Grosser Rat, Basel
-- Verkehrsabteilung Polizei Basel-Stadt
-- Polizeidirektor Basel
-- VCS Basel
-- Verkehrskommission Basel-Stadt
-- IG-Fussgängerverkehr Schweiz
-- IG-Velo beider Basel
-- BaZ, Baslerstab, Bundesrat
-- Bundesamt für Strassen ASTRA, Bern
-- Verein schweizerischer Strassenfachleute VSS Zürich
-- BfU Bern
-- Bundesamt für Statistik, Neuenburg
-- Behindertenorganisationen
-- Stadtregierungen.









[1]velofreundlich am Spalenberg: VelofahrerInnen fahren über den Petersgraben abwärts in die Altstadt, kaufen dann ein, Velo wird beim Rückweg dann oft aufwärts gestossen und die Rückfahrt beginnt an der Einmündung Spalenberg / Heuberg; rollstuhlfreundlich gilt auch für kinderwagenfreundlich

[2]1.  weil man das Geld für Pflastersteine anders viel besser verwenden kann; 2. weil Strassen mit Pflastersteinen für Fussgänger nicht mehr sicher sind und nicht fasnachtsfreundlich sind; 3. weil Strassen mit Pflastersteinen nicht velofreundlich sind und nicht rollstuhlfreundlich sind; 4. weil das Stadtbild nicht von Pflastersteinen, sondern vom Erhalt der alten Bausubstanz abhängt; 5. weil Pflastersteine mit der Zeit dunkelgrau bis schwarz werden wie am Marktplatz und bei Regen glitschig werden; 6. weil Verkehr auf Pflastersteinen massiv mehr Lärm macht; 7. andere Gründe

 

[3]Schweizer Baudokumentation: Behindertengerechtes Bauen;  Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen BHI, Kernstr.57, 8004 Zürich, T. 01-299 97 97.

[4]Schweizer Baudokumentation: Behindertengerechtes Bauen; cit.

[5]Statistisches Bundesamt, Bundesamt für Sozialversicherungen, Behinderten-Selbsthilfe St.Gallen, IV-Kassen, Pro Infirmis etc.

[6]Internetangebot: www.terranit.de/pflastersteine.htm

[7]Internetangebot: www.egn-baupartner.de/egn_gartenbau2.htm

[8]telefonische Angabe des Bundesamt für Strassen ASTRA, Herr Haeberli, Bereich Langsamverkehr, Sparte Fussverkehr, 17.3.2003

[9]telefonische Angabe des Bundesamts für Statistik, des Bundesamts für Sozialversicherung, der SUVA Luzern 17.3.2003




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