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27. Hohes Alter

Präsentation von Michael Palomino (Juli 2007)

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aus: Wirkungen der Schule im Lebenslauf. Ein Quellenlesebuch der Pädagogik Rudolf Steiners, bearbeitet von Karl Rittersbacher; Zbinden-Verlag, Basel 1975


Greisenalter im Geist

"Betrachten Sie nämlich das erst in die Welt gekommene Kind, betrachten Sie es in seinen Formen, in seinen Bewegungen, in seinen Lebensäusserungen, im Schreien, im Lallen und so weiter, dann bekommen Sie ein Bild mehr des Menschenleibes. Aber Sie bekommen dieses Bild des Menschenleibes auch nur vollständig, wenn Sie es beziehen auf das mittlere und auf das greise Lebensalter des Menschen. Im mittleren Lebensalter ist der Mensch mehr seelisch, im Greisenalter ist er am meisten geistig. Das letztere könnte leicht angefochten werden. Selbstverständlich werden da manche sagen: Aber viele Greise werden doch wieder ganz schwachgeistig! Das ist insbesondere ein Einwand des Materialismus gegen das Seelisch-Geistige, dass man im Alter wieder schwachgeistig wird, und mit einer wahren Beharrlichkeit dozieren ja die Materialisten, dass selbst ein so grosser Geist wie Kant in seinem Alter schwachsinnig geworden wäre. Dieser Einwand der Materialisten und diese Tatsache sind richtig. Allein, was sie beweisen wollen, beweisen sie nicht. Denn auch Kant war, als er vor der Todespforte stand, weiser, als er in seiner Kindheit war; nur war in seiner Kindheit sein Leib imstande, alles aufzunehmen, was aus seiner Weisheit kam; dadurch konnte es bewusst werden im physischen Leben. Im Greisenalter dagegen war der Leib unfähig geworden, das auch aufzunehmen, was der Geist ihm lieferte. Es war der Leib kein richtiges Werkzeug des Geistes mehr. Daher konnte auf dem physischen Plan Kant nicht mehr zum Bewusstsein dessen kommen, was in seinem Geiste lebte. Trotz der scheinbaren Tragkraft des eben gekennzeichneten Einwandes muss man sich ja doch klar darüber sein, dass man im Alter weise, geistvoll wird, dass man sich den Geistern nähert." (S.36; D3, Band 1, 7.Vortrag)

Greisenalter: Erkennen und Fühlen sind zusammengewachsen

"Anders wird das beim Greise [im Gegensatz zum Baby, das Bewegungen und Gefühl nicht auseinanderhalten kann]. Beim ihm [beim Greis]  ist das Entgegengesetzte der Fall: Denkendes Erkennen und Fühlen sind zusammengewachsen, und das Wollen tritt in einer gewissen selbständigen Art auf. Es verläuft also der menschliche Lebensgang in der Weise, dass das Fühlen, welches zuerst an das Wollen gebunden ist, sich allmählich im Laufe des Lebens vom Wollen loslöst. Und damit haben wir es gerade vielfach im Erziehen zu tun: mit dem Loslösen des Fühlens vom Wollen." (S.36; D3, Band 1, 7. Vortrag)

"Warum hören wir dem Greise zu, auch wenn er uns von seinen Lebenserfahrungen erzählt? Weil er im Laufe seines Lebens sein persönliches Empfinden verbunden hat mit seinen Begriffen und Ideen. Er erzählt uns nicht Theorien, er erzählt uns das, was er persönlich an Gefühlen hat anknüpfen können an die Ideen und Begriffe." (S.38; D3, Band 1, 7. Vortrag)

"Und während wir Runzeln bekommen und kahlköpfig werden dem physischen Leibe nach, werden wir, oder können wir wenigstens dem ätherischen Leibe nach immer pausbackiger und blühender werden." Der sich entwickelnde Geist durch Erkenntnis im Leben wird zum "Quell der Verjüngung" (S.90; A2)

Segnende Worte durch ältere Leute, die höhere Mächte der Welt akzeptieren

"Wir wissen, es gibt Leute, welche, wenn sie ein gewisses Lebensalter erreicht haben, für die Umgebung, in der sie sich aufhalten, eine Wohltat sind, deren Worte gar nicht viele zu sein brauchen: Sie wirken wie segnend, ihre Worte. Es ist etwas, das die Stimme durchdringt, es ist nicht der Inhalt der Worte. Es ist ein Segen für die Menschen, in der Zeit der Kindheit in die Nähe solcher Menschen zu kommen. Wenn wir zurückgehen bei solch einem 50-, 60-Jährigen und schauen, was ihm im kindlichen Leben zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife gegeben worden ist, was er gelernt hat, so kommen wir darauf, dass er verehren gelernt hat, ein Verehren im Moralischen, das ihn in der richtigen Weise aufschauen lehrte, religiös zu den höheren Mächten der Welt; ein Mensch, der in der richtigen Weise, wenn ich so sagen darf, beten lernte."
(S.138; A4 VI., 2. Vortrag)

Die Jugend wird das Alter verehren, wenn die Jugendlichen die Fähigkeiten erkennen

"Denn vielfach sagen die Leute: Ja, heute versteht die Jugend das Alter nicht, weil das Alter nicht versteht, jung zu sein mit der Jugend. - Das ist aber nämlich gar nicht wahr. Nichts (S.202) davon ist wahr. Sondern die Jugend erwartet vom Alter, dass das Alter nun in der richtigen Weise die altgewordene Körperlichkeit benutzt. Da sieht die Jugend im Alter etwas ganz anderes, als was sie selber hat: Dann auch stellt sich die selbstverständliche Verehrung des Alters ein. [...] Darum handelt es sich nicht, dass das Alter heute zu wenig jugendlich ist, sondern das Alter ist viel zu kindlich geblieben: Das ist [es], was heute die Schwierigkeiten macht. Also, man bezeichnet vielfach mit dem allerbesten Willen das, was ist, durch das Entgegengesetzte." (S.203)
(S.202-203; D11, 8. Vortrag)
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