aus: Wirkungen der Schule im
Lebenslauf. Ein Quellenlesebuch der Pädagogik Rudolf
Steiners, bearbeitet von Karl Rittersbacher;
Zbinden-Verlag, Basel 1975
Ernährung und Gesundheit
in den Unterricht einflechten
"Werden die Kinder nicht in diesen Jahren über Ernährungs-
und Gesundheitsverhältnisse (S.123) unterrichtet, dann
müssen sie sich später erst durch Lesen oder durch
Mitteilungen von anderen darüber unterrichten. Was später,
nach der Geschlechtsreife, über Ernährungs- und
Gesundheitsverhältnisse auf irgendeinem Wege an den
Menschen herankommt, das erzeugt in ihm den Egoismus. Es
kann gar nicht anders, als den Egoismus erzeugen. Wenn Sie
eine Ernährungs-Physiologie, wenn Sie einen Abriss von
Regeln für Gesundheitspflege lesen, dann machen Sie sich -
das liegt einfach in der Natur der Sache - durch diese
Lektüre egoistischer, als Sie vorher gewesen sind. Dieser
Egoismus, der fortwährend ausgeht von unserer
verstandesgemässen Bekanntschaft mit unserer eigenen
Pflege, dieser Egoismus muss ja gerade durch die Moral
bekämpft werden. Brauchten wir uns nicht physisch zu
pflegen, so brauchten wir ja seelisch keine Moral zu
haben." (S.124)
(S.123-124; D3, Band II., 14. Vortrag)
"In der Naturgeschichte, in dem physikalischen Unterricht,
auch in dem Unterricht, der die Geographie sehr
verbreitert, sogar in (S.124) dem geschichtlichen
Unterricht, überall lässt sich Ernährungs- und
Gesundheitslehre einflechten. Sie werden daraus ersehen,
dass es nicht notwendig ist, es als Lehrgegenstand in den
Schulplan aufzunehmen, und dass vieles so im Unterrichte
leben muss, dass wir es eben in den Unterricht einfliessen
lassen." (S.125)
(S.124-125; D3, Band II., 14. Vortrag)
"Wenn wir als Fachlehrer der Geographie oder der
Geschichte dressiert sind, dann werden wir nicht diese
Geistesgegenwart entwickeln, denn dann haben wir nur das
Bestreben, von Anfang der Geschichtsstunde an bis zum Ende
der Geschichtsstunde Geschichte zu treiben. Und da können
dann jene ausserordentlich unnatürlichen Verhältnisse
eintreten, deren schädliche Wirkungen auf das Leben noch
gar nicht voll in Betracht gezogen werden."
(S.125; D3, Band II., 14. Vortrag)
"Und wenn Sie Ihrem Unterrichtsstoff überall etwas
Gefühlsmässiges anhängen, dann bleibt das, was durch den
Unterricht erreicht werden soll, durch das ganze Leben
hindurch. [...] Sie müssen versuchen, anschaulich, aber
gefühlsmässig anschaulich, Geographie, Geschichte,
Naturgeschichte in den letzten Schuljahren vorzubringen.
Zum Phantasiemässigen muss das Gefühlsmässige kommen."
(S.125; D3, Band II., 14. Vortrag)
[Aber Achtung: Die Schüler und Schülerinnen werden es sich
nicht nehmen lassen, die Gefühle der Lehrperson
"hochzunehmen", wenn die Lehrperson zu viel Gefühle zeigt.
Dies vergisst Steiner...]