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19. Der Kausalitätsbegriff und eigenes Urteilen erst ab 12 Jahren

Präsentation von Michael Palomino (Juli 2007)

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aus: Wirkungen der Schule im Lebenslauf. Ein Quellenlesebuch der Pädagogik Rudolf Steiners, bearbeitet von Karl Rittersbacher; Zbinden-Verlag, Basel 1975



Gleichnis zwischen Kind und Blume: Eine Blume blüht auch nicht sofort

"Es kommt darauf an, dass man in der rechten Zeit das Rechte tut für das Kind. Sie können eine Pflanze nicht so wachsen lassen, dass sie gleich Blüte wird. Das Zur-Blüte-Werden, das muss später geschehen. Sie müssen die Pflanze zuerst in der Wurzel pflegen (S.157). Wenn Sie die Wurzel zur Blüte machen wollten, würden Sie einen Unsinn machen. Wenn Sie dem Kinde zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife intellektualistisch formulierte Moralurteile beibringen wollten, so wäre das so, wie wenn Sie die Pflanzenwurzel zur Blüte machen wollten. Sie müssen zuerst den Keim, die Wurzel pflegen; das ist: die Moralität im Gefühl. Wenn das Kind die Moralität im Gefühl gepflegt hat, dann wird es nach der Geschlechtsreife erwachen zur Intelligenz. Und dann setzt es selber dasjenige, was es im Gefühl gehabt hat, nach dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife, durch die Geschlechtsreife bis zur inneren Entwickelung fort. Dann kann in ihm selber erwachen das moralische, intellektuelle Urteil." (S.158)
(S.157-158; A4 VI., 1. Vortrag)

Die Urteilskraft entwickelt sich dann von selbst:
"Dann müssen Sie den Menschen durch die eigene Kraft des menschlichen Wesens selber sein Gefühl in den Intellekt hineintragen lassen."
(S.158; A4 VI., 1. Vortrag)


Schulkinder werden erst mit 12 Jahren für den Kausalitätsbegriff sensibel

"Denn man muss wissen, dass sich etwas erst gegen das 12. Jahr, und zwar sehr nahe am 12. Jahr, in dem Kinde entwickelt, und das ist der Sinn für den Kausalitätsbegriff."
(S.110; D11, 6. Vortrag)

"Da erst können wir darauf rechnen, dass das Kind die gemeiniglichen Zusammenhänge zwischen Ursachen und Wirkungen ins Auge fassen kann."
(S.111; D11, 6. Vortrag)

"Wir werden erst im 14., 15. Jahre reif zu einem persönlichen Urteil. Erst im 14., 15. Jahre kommt der Mensch so weit, dass der Lehrer auf ihn wirken kann, indem er an das Urteil appelliert."
(S.156; D12, 7. Vortrag)

Geschichtliche kausale Zusammenhänge vor dem 12. Altersjahr sind nicht vermittelbar

"Auf der anderen Seite können Sie den Kindern vor diesem Lebensalter gegen das 12. Jahr hin nicht zusammenhänge in der Geschichte begreiflich machen. Da sollen Sie vor die Kinder hinstellen einzelne Menschenbilder, die entweder das Gefallen erwecken durch ihre Güte, ihre Wahrhaftigkeit oder dergleichen, oder das Missfallen erwecken durch das Gegenteil. Auf Gefallen und Missfallen, auf das Gefühls- und Gemütsleben muss auch die Geschichte gestellt werden: geschlossene Bilder von Vorgängen und von Persönlichkeiten, aber Bilder, die in dem Sinne wieder beweglich gehalten werden, wie ich es angedeutet habe. Dagegen kausale Zusammenhänge zwischen dem Früheren und dem Späteren, die können Sie dem Kinde erst beibringen, wenn in ihm (S.111) voranleuchtet dieses Rückläufige des Astralleibes, das dann stärker auftritt nach dem 14. Jahr. So gegen das 12. Jahr hin kommt das Kind in dieses Rückläufige hinein, und man kann dann anfangen, an den Kausalitätsbegriff zu appellieren auch in der Geschichte. [...] Der Astralleib ist der Träger der menschlichen Liebe." (S.112)
(S.111-112; D11, 6. Vortrag)

Fügen Sie dem Kinde die Untat zu, es zu früh kritisieren zu machen, es zu früh auf Ja und Nein abzustimmen, dann stopfen Sie dieses Ja und Nein, diese Kritik, in den Ätherleib hinein. Der ist nicht wohlwollend: Der ist aufsaugend, der ist übelwollend eigentlich, der wirkt zerstörend. Das tun Sie dem Kinde an, wenn Sie zu früh das Ja- oder Nein-Urteil (und ein Ja- und Nein-Urteil ist auch immer in der Kausalitätsvorstellung gelegen) dem Kinde beibringen. [...] Man nimmt die Urteile der anderen nicht mit Liebe auf, sondern mit einer in einem liegenden zerstörerischen Kraft, wenn man die Urteilskraft zu früh entwickelt. Aus solchen Dingen kann man wirklich sehen, wie sehr es darauf ankommt, zur richtigen Zeit das Richtige im schulpflichtigen Alter zu tun."
(S.112; D11, 6. Vortrag)

"... kommt man mit dem Ideengehalt vor dem 12., vor dem 14. Lebensjahre, dann erzieht man Skeptiker, dann erzieht man solche Menschen, die später, statt der gesunden Einsicht gegenüber den anerzogenen Dogmen, Skepsis, zunächst die Skepsis des Gedankens - die macht noch das allerwenigste - dann aber die Skepsis des Gefühles entwickeln, - dadurch wird man ein schlecht fühlender Mensch. Und zuletzt die Skepsis des Willens, - dadurch irrt man wirklich moralisch ab.

Es handelt sich also darum, dass wir unsere Kinder nicht zur Skepsis erziehen dadurch, dass wir zu früh in sie dogmatische Ideale, in sie das Moralisch-Religiöse hineinbringen, sondern dass wir das Moralisch-Religiöse nur in ihr Gefühl hineingiessen. Dann werden die Kinder im rechten Lebensalter erweckt zur eigenen freien Religiosität und Sittlichkeit. Die haben sie dann. Und sie fühlen, dass diese sie erst zum ganzen Menschen macht."
(S.113; D12)

Geschichtliche kausale Zusammenhänge ab dem 12. Altersjahr mit Astralleib

"Wenn Sie es in den Astralleib zur richtigen Zeit hineinpflanzen, dann fügen Sie dem Urteil, auch der Kritik, die Kraft der Liebe bei, die Kraft des Wohlwollens."
(S.112; D11, 6. Vortrag)

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