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18. Künstlerischer Rechenunterricht

Präsentation von Michael Palomino (Juli 2007)

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aus: Wirkungen der Schule im Lebenslauf. Ein Quellenlesebuch der Pädagogik Rudolf Steiners, bearbeitet von Karl Rittersbacher; Zbinden-Verlag, Basel 1975



Abstrakter Rechenunterricht tötet die Seele des Kindes und produziert Materialisten

"Denn von all den Dingen, welche dem Menschen so furchtbar schaden, ist dasjenige, was aus dem Rechenunterricht kommt, bei vielen Menschen das Allerschädlichste. Die Art, nach der wir rechnen lernen, ist in der Regel gegen die menschliche Natur. Denn alles dasjenige, was heute bei vielen Menschen als eine Neigung zum Materialismus auftritt, das ist im Grund genommen nichts anderes als ein Ergebnis eines verfehlten Rechenunterrichts so gerade um das 9. Lebensjahr herum."
(S.141; D5, 9. Vortrag)

Schöpferisches Rechnen lernen von der Division aus: Die Einheit wird geteilt

"Die Einheit ist dasjenige, was zunächst vorgestellt werden soll auch vom Kinde als ein Ganzes. Irgend etwas, was es auch ist, ist eine Einheit. Nun, wenn man genötigt ist, die Sache durch Zeichnen zu vergegenwärtigen, muss man eine Linie hinzeichnen; man kann auch einen Apfel benützen, um dasselbe zu machen, was ich jetzt mit der Linie machen werde. Da ist 1, und nun geht man von dem Ganzen zu den Teilen, zu den Gliedern, und jetzt hat man aus 1 eine 2 gemacht. Die Einheit ist geblieben. Die Einheit ist in 2 geteilt worden. Man hat die Einheit 'entzwei' geteilt (S.142), dadurch ist das 2 entstanden. Nun geht man weiter, es entsteht durch weitere Gliederung die 3. Die Einheit bleibt immer als das Umfassende bestehen; und so schreitet man weiter durch die 4, 5, und man kann zugleich durch andere Mittel eine Vorstellung hervorrufen, wie weit man die Dinge zusammenhalten kann, die auf die Zahlen sich beziehen. Man wird dabei die Entdeckung machen, dass eigentlich der Mensch in Bezug auf das Anschauliche der Zahl beschränkt ist. [...] Also das rein additive Zählen, das ist dasjenige, was erst in zweiter Linie kommen darf; denn das ist eine Tätigkeit, die lediglich hier im physischen Raume eine Bedeutung hat, während das Gliedern der Einheit eine solche innere Bedeutung hat, dass es wiederum fortschwingt im ätherischen Leib, auch wenn der Mensch nicht dabei ist." (S.143)
(S.142-143; D12, 10. Vortrag)

"Also ist es ausserordentlich wichtig, dass man, wie man beim Fahren die Pferde nicht beim Schwanze aufzäumt, sondern beim Kopfe, ebenso seelisch mit dem Rechnen vorgehe; dass man tatsächlich von der Summe, die eigentlich in allem immer gegeben ist, von dem Ganzen ausgeht: Das ist das Reale. 18 Äpfel, die sind das Reale, - nicht die Addenden sind das Reale; die verteilen sich nach den Lebensverhältnissen in der verschiedensten Weise. So dass man also ausgeht von dem, was immer das Ganze ist, und übergeht zu den Teilen. Dann wird man den Weg wiederum zurückfinden zu dem gewöhnlichen Addieren."
(S.144; D12, 10. Vortrag)

"Ebenso wird der Unterricht in einer ganz besonderen Weise belebt, wenn man die anderen Rechnungsarten vom Kopf, wo sie heute vielfach (S.144) stehen, wiederum auf die Beine stellt; wenn man zum Beispiel darauf hinarbeitet, das Kind dazu zu bringen, dass es sagt: 'Wenn man 7 hat, wie viel muss man wegnehmen, damit man 3 bekommt?' - nicht: 'Was bekommt man, wenn man 7 vier wegnimmt?', sondern umgekehrt: 'Wenn man 7 hat' ... das ist das Reale, - und was man bekommen will, ist wiederum das Reale."
(S.145; D12, 10. Vortrag)

"Beim Dividieren vorgehen, nicht fragen: Was entsteht, wenn man 10 in 2 teilt?, sondern: Wie muss man 10 teilen, damit man 5 bekommt? Man hat ja das Reale als Gegebenes, und im Leben soll dasjenige herauskommen, was dann eine Bedeutung hat. Zwei Kinder sind da, unter denen sollen 10 Äpfel geteilt werden, jedes soll 5 bekommen: Das sind die Realitäten. Was man dazu tun muss, das ist das Abstrakte, das in die Mitte hineinkommt. So sind die Dinge immer unmittelbar dem Leben angepasst. Gelingt einem dieses, dann ergibt sich, dass wir dasjenige, was wir heute in additiver Weise, in rein äusserlich nebeneinanderfügender Weise vielfach vornehmen und wodurch wir ertötend wirken, gerade im rechnenden Unterricht als Belebendes haben."
(S.145; D12, 10. Vortrag)

Künstlerische angewandte Geometrie in Geschichte wirkt besser als trockene Geometrie nach Französisch

"Ein Kind, dem im Geschichtsunterricht zu seiner Freude plötzlich von der Fabrikation des Sofas erzählt wird, und von da ausgehend vielleicht gesprochen wird von orientalischen Teppichmustern, aber alles das so, dass das Kind wirklich einen Überblick hat, das verdaut besser als ein Kind, das einfach nach der französischen Stunde eine Geometriestunde bekommt. Es wird auch leiblich gesünder sein. Wir können so den Unterricht innerlich hygienisch gut gestalten.

Jetzt haben ja ohnehin die meisten Menschen allerlei Verdauungsstörungen, Störungen des Leibes, die vielfach von unserem unnatürlichen Unterrichten herrühren, weil wir uns mit unserem Unterrichten nicht anpassen können dem, was das Leben fordert. Am schlimmsten sind ja die höheren Töchterschulen in dieser Hinsicht eingerichtet. Und wenn einmal jemand kulturhistorisch den Zusammenhang der Frauenkrankheiten mit der Didaktik des höheren Töchterschulwesens studieren wird, dann wird das ein ganz interessantes Kapitel werden."
(S.121; D3, Band II, 12. Vortrag)

"Man empfindet Qualen, weil die Dinge so unpraktisch wie möglich niedergeschrieben sind, weil eigentlich dieses Kopierbuch mindestens auf ein Viertel reduziert werden könnte. Und das rührt lediglich davon her, dass der Unterricht im letzten Volksschuljahr nicht in der entsprechenden Weise eingerichtet (S.122) ist. Denn das kann einfach nicht ohne fast unüberwindliche Schwierigkeiten für die späteren Lebensalter nachgeholt werden. Sie können nicht einmal in der Fortbildungsschule nachholen, was in dieser Zeit versäumt worden ist, weil eben die Kräfte, die sich da entwickeln, versanden und später nicht mehr so vorhanden sind." (S.123)
(S.122-123; D3, Band II., 12. Vortrag)

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