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17. Künstlerisches Lesenlernen

Präsentation von Michael Palomino (Juli 2007)

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aus: Wirkungen der Schule im Lebenslauf. Ein Quellenlesebuch der Pädagogik Rudolf Steiners, bearbeitet von Karl Rittersbacher; Zbinden-Verlag, Basel 1975



Intellektualistisches Buchstabenlernen - künstlerisches Buchstabenlernen

"Lasse ich das Kind denken, lehre ich das Kind zum Beispiel rein denkerisch schreiben, indem ich mir sage: Die Buchstaben sind da, das Kind muss diese Buchstaben lernen, dann beschäftige ich dieses Kind intellektualistisch, dann züchte ich in ihm die Sklerose, wenigstens die Neigung dazu; denn es gibt keine innere Beziehung des (S.107) Menschen zu diesen jetzt entwickelten Buchstaben. Die sind kleine Dämonen für die menschliche Natur. Man muss erst die Brücke, den Übergang dazu finden. Diese Brücke, diesen Übergang, findet man, wenn man das Kind zunächst sich künstlerisch betätigen, mit künstlerischem Sinn malen, zeichnen lässt, was aus seiner innersten Natur an Linien, an Farben förmlich von selbst von dem Kinde aufs Papier geht. Dann entsteht immer, wenn man das Kind künstlerisch sich betätigen lässt, innerlich das Gefühl - und auf dieses Gefühl kommt es an - dass man durch die künstlerische Betätigung zu reich ist als Mensch. Durch den Verstand verarmt man seelisch, durch den Verstand wird man innerlich öde; durch das künstlerische Handhaben wird man innerlich reich, und man bekommt das Bedürfnis, nun diesen Reichtum etwas abzuschwächen. Und dann lenkt sich das Bildhaft-Künstlerische, das man erlebt, von selbst zu den ärmeren Begriffen und Ideenentwicklungen."
(S.107-108; D12, 8. Vortrag)

"Das ist der Grund, warum in der Waldorfschule zunächst gerade im Anfang des schulmässigen Alters auf das Künstlerische und nicht auf das Intellektualistische dieser hohe Wert gelegt wird, warum zunächst das Bildhafte, das Unintellektualistische den Unterricht beherrscht, und warum im Verkehr des Lehrers mit dem Kinde überall Musikalisches, eben Rhythmisch-Taktmässiges hineingetragen wird, damit gerade dasjenige Mass von Intellektualität erzeugt wird, zu dem das Kind dann selber das Bedürfnis hat, und damit die geistige Erziehung zugleich die beste Körpererziehung wird."
(S.108; D12, 8. Vortrag)

"Von der Bilderschrift ist die Welt ausgegangen. Indem wir die Schrift an das Kind heranbringen, müssen wir auch wiederum von dem Bilde ausgehen. Wir befolgen daher in Stuttgart, in der Waldorfschul-Erziehungskunst dies, dass wir überhaupt nicht mit den Buchstaben als solchen, sondern dass wir künstlerisch mit dem Mal- und Zeichenunterricht beginnen. Das ist schwierig bei dem Kinde, das mit 6 oder 7 Jahren die Schule betritt; aber die Schwierigkeit wird überwunden werden. Und sie wird überwunden, wenn wir in der richtigen Weise mit unserer Autorität neben dem Kinde so stehen, dass das Kind tatsächlich in sich das Gefühl bekommt: Das, was der Erzieher aus der Farbe, aus der Form heraus bildet, das will ich auch nachmachen, denn ich will so werden wie er. - Auf diesem Umwege muss alles erlernt werden."
(S.135; A4 VI., 2. Vortrag)

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