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Ausgleichende Sprache zwischen den Geschlechtern

Wie die männliche Herrschaft zu Ende geht und die gemeinsame Regierung mit Mann und Frau auch in der Sprache zum Ausdruck kommt

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

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Einleitung

Was sich im deutschen Sprachraum immer mehr durchsetzt - die linguistische Gleichberechtigung von Mann und Frau - ist in anderen Kulturregionen alles andere als üblich. Die deutsche Kultur kann auf ihre Bemühungen, in der Sprache eine linguistische Gleichberechtigung der Geschlechter zu schaffen, wirklich stolz sein. Einzig der Umstand, dass die drei hauptsächlich deutschsprachigen Länder keinen gemeinsamen Nenner für dieses Vorhaben finden, trübt ein wenig. Jeder braut in seiner eigenen Küche, und das ist doch ein bisschen schade.

Michael Palomino, 7.12.2011

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Der Standard online, Logo

7.12.2011: Korrekturen im Text der österreichischen Nationalhymne: Nicht nur "grosse Söhne", sondern auch "grosse Töchter" - aus "Bruderhöre" wird "Jubelchöre"

aus: Der Standard online: Österrich ist jetzt "Heimat grosser Töchter"; 7.12.2011;
http://derstandard.at/1323222517110/Bundeshymne-Oesterreich-ist-jetzt-Heimat-grosser-Toechter

<Seit Mittwoch ist es fix: Jetzt werden auch die Töchter besungen.

Regierung beschloss mit den Stimmen der Grünen neuen Text - "Jubelchöre" ersetzen "Bruderchöre".

Wien - Die "großen Söhne" müssen sich ihren Ruhm ab Jänner mit den "großen Töchtern" teilen. Der Nationalrat hat mit den Stimmen von Koalition und Grünen der "Vertöchterung" der Bundeshymne zugestimmt. Widerstand kam von Freiheitlichen und BZÖ. Die FPÖ wollte zur Textänderung eine Volksabstimmung abhalten, die freiheitliche Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner nannte die Umtextung "kulturlos". Eine Hymne sei "kein Sprachbasteltext". Seitens des BZÖ erklärte der Abgeordnete Stefan Petzner die Änderung für unnötig und erwartet, dass der alte Text weitergesungen wird: "Wir singen, was wir wollen." Klüger wäre für ihn - wenn schon - gleich eine ganz neue Hymne gewesen. Sein Ausgangspunkt: Rainhard Fendrichs "I am from Austria".

Ganz anders die Stimmen aus der Koalition: VP-Frauensprecherin Dorothea Schittenhelm, die vor dem Sommer in einer Art Guerilla-Aktion am eigenen Klub vorbei mit Ex-Frauenministerin Maria Rauch-Kallat und den SPÖ- und Grünen Frauen die Änderung initiiert hatte, meinte, wenn eine Hymne Jubel- und Preisgesang sei, dann solle das nicht nur für die Männer, sondern auch für die Frauen gelten. Dass man große Töchter in Österreich habe, sei ja wohl unbestritten.

Weniger Testosteron für bessere Zusammenarbeit

Im schwarzen Klub, der ja dem Ansinnen der eigenen Frauensprecherin anfangs nicht nur Gutes abgewinnen konnte, gab es letztlich keine Gegenstimme. Zu jenen, die die Abstimmung ausließen, gehörten BZÖ-Obmann Josef Bucher und Ex-Sozialministerin Ursula Haubner, die sich in ihrem Redebeitrag entgegen der offiziellen Bündnislinie zumindest nicht explizit negativ zur Umtextung geäußert hatte.

Eindeutig war die Stimmung bei Rot und Grün. SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm nannte die Verankerung der Töchter "richtig und wichtig". Es sei gut, dass es heute gelinge, auch die "zweite Hälfte der Menschheit" in die Hymne zu integrieren. Grünen-Frauensprecherin Judith Schwentner verstand die Aufregung nicht nur wegen des einen Wortes "Töchter". Offenbar hätten die Freiheitlichen und das BZÖ Angst. Dabei glaube sie, dass weniger Testosteron im Hohen Haus zu einer konstruktiveren Zusammenarbeit führen würde.

Zwei Änderungen

Geändert wird der Text der Bundeshymne an zwei Stellen. Statt "Heimat bist du großer Söhne" wird künftig in Strophe eins "Heimat großer Töchter und Söhne" gesungen. In der dritten Stufe wiederum werden die "Bruderchöre" durch "Jubelchöre" ersetzt. Text und Melodie der Bundeshymne werden damit erstmals auch gesetzlich verankert.

Gelten wird die neue Hymne ab 1.1.2012. Damit haben wohl die österreichischen Skispringer und Skifahrer als erste Gelegenheit, vom Siegerpodest aus den geänderten Text bekannt zu machen. Einen Vorgeschmack gab es schon am Mittwochabend im Nationalrat. Der Piaristenchor intonierte in der Säulenhalle des Parlaments nach dem Beschluss die neue Version, belauscht unter anderem von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Rauch-Kallat. (APA)>


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Der Standard
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24.4.2012: Geschlechtsneutrales Personalpronomen "hen" im Schwedischen eingeführt

aus: Der Standard online: Schweden: Ringen um geschlechtsneutrales Pronomen; 24.4.2012;
http://diestandard.at/1334796038632/Schweden-fuehrt-geschlechtsneutrales-Pronomen-ein

<"Sie" und "er" bekommen Zuwachs: "Hen" soll Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts eliminieren helfen.

Die politischen Bemühungen, Geschlechterrollen zu dekonstruieren und Diskriminierungen zu eliminieren, sind in Schweden in der Sprache angekommen: Das zeigt ein Eintrag des geschlechtsneutralen Personalpronomens "hen" in die schwedische "Nationalenzyklopädie". In dem Eintrag wird festgehalten, dass "hen" die Pronomen "hon" (sie) und "han" (er) im Bemühen um eine geschlechtsneutrale Ausdrucksweise ergänzen bzw. ersetzen könne. "Hen" ermöglicht die Ansprache einer Person, ohne auf ihr Geschlecht Bezug zu nehmen. Es ist nicht mit "det" (es) zu verwechseln.

Laut einer Stellungnahme des schwedischen Sprachrats wurde der Eintrag in den enzyklopädischen Teil bereits 2009 vorgenommen. "Hen" findet sich aber weiterhin nicht im Wortbuchteil des Nachschlagewerks.

Lange Diskussion

Der Vorschlag kam bereits in den 1960er Jahren durch schwedische SprachwissenschaftlerInnen auf, brauchte allerdings eine Weile, bis er aufgegriffen wurde. Einige Publikationen und jüngst auch ein Kinderbuch haben das Pronomen inzwischen übernommen. Letzterem ist es zu verdanken, dass die Debatte um die Verwendung von "hen" in Schweden derzeit heiß diskutiert wird. Das Kinderbuch "Kivi und der Monsterhund" von Jesper Lundqvist verwendet eine Reihe von geschlechtsneutralen Ausdrücken und Begriffen.

Alter Vorwurf

KritikerInnen der geschlechtsneutralisierenden Sprachgestaltung bezweifeln die Sinnhaftigkeit des neuen Pronomens angesichts der zahlreichen anderen Gleichstellungsbemühungen des Landes. Der schwedische Autor Jan Guillou gibt laut einem Bericht der Onlinecommunity Care2 den "feministischen AktivistInnen" die "Schuld" an der Entwicklung. Es gehe ihnen um die "Zerstörung unserer Sprache", wird er zitiert.

In Schweden wird derzeit auch um eine Aufhebung der Trennung von Buben- und Mädchennamen gekämpft. 170 geschlechtsneutrale Namen gibt es aktuell. (red, dieStandard.at, 24.4.2012)


Erratum:

Der ursprüngliche Titel dieses Artikels lautete "Schweden führt geschlechtsneutrales Pronomen" ein. Der Titel war faktisch falsch, was wir bedauern. Er wurde inzwischen in "Ringen um geschlechtsneutrales Pronomen" verändert.

Link

Care2 - The Women's Rights Cause: Sweden Adopts a Gender-Neutral Pronoun>





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