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Erziehungsleitsätze für Eltern und Kinder Teil 3:

Das Verstärkerprinzip


von Michael Palomino (2006)

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aus: Arbeitsbücher zur psychologischen Schulung: M. Perrez / B. Minsel / H.  Wimmer: Eltern-Verhaltenstraining. Für Eltern, Erzieher und Erwachsenenbildner; Theoretische Einführung; Otto Müller Verlag, Salzburg, 1974

Die Analyse von Elternverhalten und Kinderverhalten bei Schwierigkeiten


Negative Verstärkung

Unerwünschte negative Verstärkung durch die Eltern und Erziehungspersonen

Generell müssen Erzieher aufpassen, dass sie nicht unfreiwillig unerwünschte Verhaltensweisen fördern (S.15).


Beispiele unerwünschter, negativer Verstärkung

-- Hefte in der Schule zu spät herausnehmen und dies durch eine Extra-Aufmerksamkeit belohnen (S.15)

-- wenn ein Kind nicht gut sprechen kann, ist eine Zeichensprache kontraproduktiv, oder auch, wenn andere Kinder für das sprachschwache Kind sprechen, denn dadurch lernt das sprachschwache Kind die Sprache nicht (S.15)

-- ein Bub, der bei den Eltern Geld klaut und dadurch bei den Schulkameraden in "gutem Ansehen" steht, wird durch die Schulkameraden negativ verstärkt (S.16)

-- eine Lehrerin hat eine rüpelhafte Klasse und verlässt die Schulstunde vorzeitig: Das ist noch eine Belohnung für die unanständigen Kinder (S.17)

-- ein Ehemann beendet den Streit mit der Frau mit einem Geschenk Pralinen: Die Frau streitet mehr, um mehr Pralinen zu bekommen (S.17)

-- wenn die Tochter am Morgen trödelt und die Mutter immer zur Hilfe beansprucht, ist die Hilfe ein negativer Verstärker (S.17). Wenn die Tochter zweimal den Bus zur Schule verpasst hat, lernt sie selber, die Zeit am Morgen einzuteilen (S.17)

-- wenn ein Kind vor dem Einschlafen weint und die Eltern es immer trösten, dann weint das Kind mehr, um mehr getröstet zu werden. Wenn der Trost unterbleibt, weint das Kind nach einer Woche beim Einschlafen nicht mehr (S.19).

Kreisläufe von Verstärkern

Kreisläufe bei positiven Verstärkern

In vielen Fällen verstärken die Kinder das Verhalten der Eltern mit, z.B. durch Lächeln oder Lachen (S.16).

Verschränkung von positiver und negativer Verstärkung

Wenn ein Kind schreit, und die Eltern nehmen es in den Arm und trösten es. So haben die Eltern die negative Handlung Schreien zwar abgestellt, aber das Kind schreit mehr, um mehr im Arm zu sein (S.17).


Die Untersuchungen in der Erziehungsberatung

-- das erwünschte Verhalten und das unerwünschte Verhalten des Kindes müssen genau definiert und beobachtet werden, in allen Details (S.9)

-- unerwünschtes Verhalten des Kindes muss genau abgeklärt werden, nicht generalisieren, sondern genau prüfen, wie häufig und bei welchen Situationen das unerwünschte Verhalten des Kindes auftritt (S.9).


Massnahme: Reduktion von Handlungen durch Nichtbeachtung

Keine Aufmerksamkeit zu schenken reduziert gemäss M. Perrez et.al. das ungewünschte Verhalten (S.12). Bei unerwünschtem Verhalten die Zuwendung zu verweigern und die Handlung zu ignorieren und dann bei gutem Verhalten Log aussprechen funktioniert bei den Kindern gut (S.15).

[Bei grundlegenden Problemen kann diese Nichtbeachtung aber negative Folgen beim Kind haben].

Beispiele der Nichtbeachtung:
-- Baby: bei Babylauten nur emotionslos danebensitzen: Das Baby halbiert in einer Woche die Babylaute (S.12).


Massnahmen treffen: Die "sanfte Lenkung" durch Verstärker

Leistungen und erfreuliche Verhaltensweisen sollen gezielt belohnt, gelobt und anerkannt werden, um erwünschtes Verhalten zu fördern (S.51). Wenn die Anerkennung positiver Taten unterbleibt, interessiert sich das Kind weniger für positive Taten (S.52).

1. Phase: Massnahme: Verstärkungslernen

Die Erziehungspersonen können angenehme Handlungsweisen beim Kind durch Belohnung  unterstützen und so "verstärken" (S.22):

1. soziale "Verstärker": Loben, Streicheln, aufmerksames Zuhören, Beifall klatschen, ermunternd zurufen
2. materielle Verstärker: Geld, Süssigkeiten, Spielsachen, Blumen, Schallplatten
3. Handlungsverstärker: Spielen, TV, Lesen, Kinobesuch, Musik hören (S.11).

Dabei sollen die Massnahmen unbedingt mit den Kindern abgesprochen werden, welche Verstärker eingesetzt werden sollen (S.14). [Die Kinder sind nicht faul, da "mitzumachen". wenn es etwas für sie attraktives zu gewinnen gibt].

Gleichzeitig soll das noch vorhandene negative Verhalten ignoriert werden (S.22).

Dies ist die Basis des Eltern-Verhaltenstrainings (S.22).

Beispiele von Verstärkern
-- Baby: danebensitzen und anlächeln und steicheln bei Babylauten: Das Baby verdoppelt die Babylaute nach 2 Tagen (S.12)
-- Kind 3-6 Jahre alt (Vorschulalter): Belohnung mit Bonbon (materieller Verstärker) (S.13).
-- Kind 5 Jahre alt: loben und streicheln bei gewissen Spieltätigkeiten, z.B. Bauklötze (S.11)
-- Kind ca. 10 Jahre alt: Spielen dürfen nach den Hausaufgaben (S.11)
-- Kind 12 Jahre alt: Taschengeld für kleine Arbeiten (S.11)

Die Verstärkung bzw. Belohnung muss dabei sofort nach der Handlung des Kindes eintreten (S.11). Wenn sie erst einen halben Tag später eintritt, verbindet das Kind die Belohnung mit anderen Handlungen kurz vor der Ausgabe der Belohnung (S.12).

Ein Beruf, der Freude macht, hat alle 3 Arten von Verstärkern: sozial, materiell und die Handlung im sozialen Umfeld (S.11).

Schlagende Kinder mit Verstärker vom Schlagen wegbringen

Ein 5 Jahre altes schlagendes Kind (das selbst einen Schlägervater hat) kann durch materielle Verstärker sofort zu schlagfreiem und drohfreiem Verhalten motiviert werden (S.13).

[Beim Schlägervater oder bei einer Schlägermutter ist dies wohl nicht so leicht...]

Konzentrationsschwäche mit Verstärker abgewöhnen

-- eine gute Vorbereitung vor der Arbeit machen, z.B. den Tisch aufräumen, damit alle Ablenkung wegfällt
-- dann langsam die Konzentration steigern und Belohnung einsetzen (S.14).

2. Phase: Die Abwandlung der Verstärker: Vom materiellen zum sozialen Verstärker

Bei gefestigtem positivem Verhalten soll die Verstärkung ("Immerverstärkung") nur noch gelegentlich gegeben werden ("gelegentliche Verstärkung"), sonst stumpft die Belohnung ab. Mit der Zeit sollen die materiellen Verstärker durch soziale Verstärker abgelöst werden durch natürliche, menschliche Beziehungen (S.13).

Die Belohnungen werden reduziert, das ausgesprochene Lob bleibt gleich (S.14).

3. Phase: Die sozialen Verstärker

Als 3. Phase der Verstärker können [bei Kindern zwischen 4 und 8 Jahren] soziale Verstärker eingesetzt werden, z.B. mit dem Grossvater [oder Eltern] eine Extra-Runde spielen. So kommt es zu einem nachhaltigen Beziehungsaufbau innerhalb der Familie. Dann kann nach dem Erlernen der positiven Verhaltensweisen das Spiel mit anderen Kindern gezielt gefördert werden (S.14).

Beobachten des Kindes während den Massnahmen

-- der Fortschritt in den Situationen soll genau beobachtet werden (S.10)

-- Verhalten genau aufnotieren, z.B. bei einem weinenden Kind beim Einschlafen, das immer getröstet wurde: Die erste Nacht ohne Trost ergibt 2 Stunden Weinen (noch mehr als vorher), 2. Tag 1 Stunde (starke Abnahme), 3. Tag noch 30 Minuten etc. bis zu 0 Weinen (S.19).

Beispiele aller 3 Phasen von positiven Verstärkern

1. Phase: rechtzeitiges Zu-Bett-Gehen belohnen mit Prämiensystem statt Taschengeld und Lob, plus Abzug bei zu spätem Zu-Bett-Gehen

2. Phase: Den Geld-Verstärker reduzieren und einen Sockelbetrag für Taschengeld wieder einführen

3. Phase: Beziehungsverstärker einsetzen und längeres Aufbleiben z.B. am Samstag gestatten etc. (S.22).

[Das Verstärkersystem kann dabei durch die Kinder selbst mit Manövern sabotiert werden, wenn die Eltern nicht von destruktiven Verhaltensweisen ablassen, die weiter Vorbild bleiben].

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