«Natürliches Mineralwasser» zeichne sich durch «ursprüngliche Reinheit» aus. So steht es in der Verordnung über Trink-, Quell- und Mineralwasser. Aber so ist es nicht. Das zeigt eine Untersuchung der Konsumenten-Sendungen «A bon entendeur» und «On en parle» des Westschweizer Radios und Fernsehens RTS.
Vier von zehn
RTS liess zehn Mineralwässer untersuchen – deren sechs stammen aus der Schweiz, zwei aus Deutschland und je eines aus Italien und Frankreich. Vier der Mineralwässer – darunter drei Schweizer – waren verunreinigt:
Am schlechtesten schnitt Henniez ab. Das Mineralwasser aus dem Waadtland enthielt Abbaustoffe von zwei Pestiziden – dem Herbizid Chloridazon und dem Fungizid Chlorothalonil. Chlorothalonil wird vor allem im Getreide-, Kartoffel- und Weinbau eingesetzt sowie auf Golfplätzen. Die EU hat es 2019 als «wahrscheinlich krebserregend» eingestuft und anschliessend verboten. In der Schweiz ist Chlorothalonil seit 2020 ebenfalls verboten. Allerdings ist dazu noch ein Rechtsstreit vor Bundesverwaltungsgericht hängig.
«Ein Tropfen im 50-Meter-Becken»
Henniez hat die präzisen Fragen von RTS nicht beantwortet, sondern festgehalten, dass man das Wasser bedenkenlos trinken könne. Die gefundenen Mengen entsprächen «einem Tropfen in einem 50-Meter-Schwimmbecken mit 2,5 Millionen Litern Wasser».
Ohne Aktivkohlefilter
Henniez sorgte übrigens schon zu Beginn des Jahres für Negativ-Schlagzeilen. Damals deckte die Westschweizer Zeitung «Le Temps» auf, dass Henniez sein Wasser mit Aktivkohlefiltern behandelt hatte (Infosperber berichtete darüber). Ob frühere Henniez-Proben dank der verbotenen Filtration sauber waren, muss offen bleiben. Das Henniez-Mutterhaus Nestlé weigerte sich, die entsprechenden Fragen von RTS zu beantworten.
Pfas im Valser
Ebenfalls verunreinigt war das Wasser von Valser. Es enthielt per- und polyfluorierte Chemikalien – bekannter unter der Abkürzung Pfas. Pfas werden auch als Ewigkeits-Chemikalien bezeichnet, weil sie sehr stabil sind. Sie können zu Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs führen.
Der Coca-Cola-Konzern, zu dem Valser gehört, bezeichnet die gefundenen Verunreinigungen als Ergebnis «der umfassenden Umweltauswirkungen der menschlichen Aktivitäten». Coca-Cola hält zudem fest, es handle sich um «minimale Mengen». Diese seien «keinerlei Gesundheitsrisiko».
Pet und Sagex
Im Swiss Alpina, das Coop in Termen VS abfüllen lässt, und im italienischen San Pellegrino fand RTS Mikroplastik. Im San Pellegrino war es Polystyrol – in der Schweiz auch bekannt unter dem Markennamen Sagex. Im Swiss Alpina war es Pet. Beide Anbieter beteuern, eigene Proben seien sauber gewesen.
«Man fühlt sich betrogen»
Die grüne Neuenburger Ständerätin Céline Vara zeigte sich gegenüber RTS konsterniert über die Ergebnisse: «Man ist enttäuscht und fühlt sich betrogen. Man zahlt für ein Mineralwasser und denkt, es sei frei von Giftstoffen. Das macht einen wütend.» Hinzu kämen ernsthafte Sorgen: «Man weiss, dass diese Produkte krank machen, Krebs fördern, zu Unfruchtbarkeit führen. Und es ist ein weiterer Beweis für das Umwelt-Desaster, das wir heute erleben.»
Auch im Hahnenwasser
Belastet sind übrigens nicht nur die Mineralwässer,
sondern auch das Trinkwasser. Das
zeigte Infosperber schon vor vier Jahren auf.
Der K-Tipp untersuchte letzten Sommer 872
Hahnenwasserproben (Bezahlschranke). Fast 400
waren mit Pfas belastet. Zudem fand der K-Tipp Pfas
in den Eigenmarken-Mineralwässern aus der Landi (es
stammt aus Adelboden BE) und von Spar (es stammt aus
Italien).