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präsentiert von Michael Palomino

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26.4.2010: Germanist Büttner meint, Heidi sei aus Deutschland von Hermann Adam von Kamp inspiriert

aus: n-tv online: Kultur: Schweizer Mythos ist angekratztGermanist entdeckt "Ur-Heidi"; 26.4.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/kultur/Germanist-entdeckt-Ur-Heidi-article841322.html

<Ein Germanist versetzt die Schweizer in Aufruhr: Er hat ein deutsches Kinderbuch aus den 1830er Jahren gefunden, das den Heidi-Büchern stark ähnelt. Hat Johanna Spyri abgeschrieben?

Bis heute zieht der Mythos vom Schweizer Waisenkind Heidi Touristen aus aller Welt in die Alpen. Vor majestätischer Bergkulisse, malerischen Holzhäuschen und grasenden Kühen lassen sie sich im "Heididorf" Maienfeld ablichten, wo die Schriftstellerin Johanna Spyri vor 130 Jahren ihren Welterfolg verfasste. Doch Spyris Ruhm ist angekratzt: Sehr zur Empörung vieler Schweizer will der in Zürich lebende deutsche Germanist Peter Büttner herausgefunden haben, dass sich die Autorin von einer deutschen Vorlage zu ihrem 1880 erschienenen Werk inspirieren ließ.

Büttner spricht nicht von Plagiat, verweist aber auf deutliche Parallelen zu einer Art "Ur-Heidi" - einer 50 Jahre zuvor erschienenen und weitgehend in Vergessenheit geratenen Erzählung mit dem Titel "Adelaide, das Mädchen vom Alpengebirge". Die Geschichte von Adelaide, auf die Büttner eher zufällig bei Recherchen in Frankfurt stieß, stammt von dem westfälischen Autor Hermann Adam von Kamp. Bei der Lektüre dieser Schrift sei ihm gleich "dieselbe Erzählstruktur aufgefallen", sagte Büttner. Bereits 1830 habe Kamp von dem kleinen Mädchen Adelaide erzählt, das bei seinem Großvater in den Bergen aufwächst, aus der Heimat fort muss, schrecklich darunter leidet und schließlich doch wieder zurückkehren darf.
"Spyri hat sich inspirieren lassen"

"Ich sage nicht, dass Spyri abgeschrieben hat", betont der Literaturforscher. "Aber ich gehe davon aus, dass sie den Text kannte und sich davon hat inspirieren lassen." Bei seinen Recherchen sei er zudem auf ähnlich verwendetes Vokabular in beiden Texten gestoßen. Auch die Vornamen Adelaide und die davon abgeleitete Koseform Heidi ließen den Germanisten aufhorchen.

Johanna Spyri verfasste 1879 ihren ersten Heidi-Band.

In der Schweiz hat Büttner mit seiner These eine Welle der Empörung losgetreten. Die ähnliche Wortwahl beider Werke sei der damaligen Zeit geschuldet, heißt es unter anderem im "Heididorf" in Graubünden. Und die seriöse "Neue Zürcher Zeitung" zerpflückt sorgsam jeden Beleg, den der deutsche Forscher zur Untermauerung seiner These vorbringt. So wird darauf verwiesen, dass Spyris "Heidi" den zehnfachen Umfang der mutmaßlichen Vorgängerschrift aufweist. Und dass wie Adelaide und Heidi auch zum Beispiel die Kinderbuchheldin Pippi Langstrumpf gern hüpfe und springe. Eine einzige auffällige Übereinstimmung lässt die "NZZ" gelten: Es ist die Stelle, in der beide Mädchen vom Großvater Geld geschenkt bekommen und beide mit ähnlichen Argumenten ablehnen, weil sie sich von der Verantwortung überfordert fühlen.

Germanist will Heidi den Schweizern nicht wegnehmen

Anders als Spyri, nach der in der Schweiz Straßen benannt sind, geriet von Kamp nach seinem Tod im Jahr 1867 in Vergessenheit. Erst die These des deutschen Germanisten lenkt das Augenmerk wieder auf das Werk des Mannes, das in Mülheim an der Ruhr verwaltet wird. Büttner bemüht sich derweil, den Sturm der Entrüstung zu besänftigen, den er entfacht hat. Keinesfalls, so betont er, habe er "den Schweizern ihre Heidi wegnehmen wollen".

André Lehmann, AFP>

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