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Schlägertypen aus Österreich

von Michael Palomino

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22.5.2011: <Ausschreitungen in österreichischer Liga - Wiener Derby wird abgebrochen>

aus: n-tv online; 22.5.2011;
http://www.n-tv.de/sport/fussball/Wiener-Derby-wird-abgebrochen-article3394771.html

<Das Wiener Lokalderby zwischen Rapid und Austria gilt als prestigeträchtigstes Duell im österreichischen Fußball. Als Gastgeber Rapid in der 26. Minute bereits 0:2 zurückliegt, entladen enttäuschte Fans ihren Frust und stürmen das Spielfeld. Die Partie muss abgebrochen werden.

Nach Ausschreitungen ist das Wiener Fußball-Derby zwischen den Traditionsclub Rapid und Austria abgebrochen worden. Zahlreiche Rapid-Hooligans, von denen einige auch vermummt waren, stürmten nach dem 2:0 für die Gäste in der 26. Minute auf den Rasen des Hanappi-Stadions. Die Spieler beider Mannschaften flüchteten sofort in die Kabine. Rund 300 Polizisten versuchten, der Lage Herr zu werden, konnten aber offenbar keine friedliche Fortsetzung garantieren.

„Beide Mannschaften und wir Schiedsrichter wollten weiterspielen. Aber es ist an der Aussage der Sicherheitskräfte gelegen, dass die Sicherheit im Stadion nicht mehr gewährleistet werden kann, daher der Abbruch“, sagte Schiedsrichter Thomas Einwaller. Sollte die Partie des vorletzten Spieltages am „grünen Tisch“ zugunsten des bisherigen Tabellen-Dritten Austria gewertet werden, würde die Entscheidung über den österreichischen Meister erst in der letzten Runde am Mittwoch fallen.

dpa>

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Der Standard
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25.11.2011: Düstere Vergangenheit mit schlagendem Heimpersonal und schlagenden Lehrpersonen in Österreich - Studie

aus: Der Standard online: Vorwürfe gegen Schulen: "Die Lehrer haben einfach geprügelt"; 25.11.2011;
http://derstandard.at/1319183841667/Vorwuerfe-gegen-Schulen-Die-Lehrer-haben-einfach-gepruegelt

<Irmtraut Karlsson, ehemalige rote Sozial- und Frauenpolitikerin, sagt, dass Kinder nicht nur in Heimen misshandelt wurden.

Karlsson fordert ein Umdenken im Umgang mit Kindern: "Ich frage mich, was im Kopf eines Lehrergewerkschafters vorgeht, wenn er von Durchgriffsrecht gegen undisziplinierte Kinder spricht."

Standard: Sie haben 1974 einen Bericht über Missstände in städtischen Kinderheimen erstellt. Schließen Sie aus, dass es heute in Institutionen Übergriffe gibt?

Karlsson: Solche systematisch über Jahre gehende Übergriffe gibt es, so glaube ich, nicht mehr. Andererseits gibt es noch immer Institutionen, wo schwere Übergriffe möglich wären. Also geschlossene Internate zum Beispiel. Darum muss man immer schauen, dass solche Einrichtungen offen sind, dass das Kind viele Bezugspersonen hat. Was mir derzeit viel mehr Sorgen macht, ist der oberösterreichische Fall, wo ein Schuldirektor einen Siebenjährigen geschlagen haben soll. Indirekt gibt er es zu, die Republik sagt hingegen, das Kind ist schuld, es hätte provoziert. Und es gibt keinen Aufschrei gegen eine derartige Auffassung von professioneller Pädagogik.

Standard: Laut Zahlen des Netzwerks Kinderrechte finden in Österreich 68 Prozent die "g'sunde Watsch'n" in Ordnung, in Schweden nur 18 Prozent. Was ist das? Woran liegt das? Ist das Tradition?

Karlsson: Wir haben eine sehr kurze demokratische Tradition - unterbrochen von zwei Diktaturen. Nach dem Ersten Weltkrieg hat man im roten Wien eine Glöckel'sche Schulreform versucht. Diese Revolution im Denken hat es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben. Es gab nie eine Aufarbeitung des faschistischen Erziehungsideals. Jetzt sehen wir die Folgen.

Standard: Sie haben in Ihrer Studie 14 von 34 Kinderheimen als Kindergefängnisse qualifiziert. Gab es vorher Gerüchte, dass es Kindern in städtischen Heimen schlecht ergeht?

Karlsson: Ja, darum wurde die Heimkommission ins Leben gerufen, die dann 1971 einen hübschen Katalog über bessere Ausbildung, Öffnung der Heime, Erziehung zur Selbstverantwortung der Kinder erarbeitet hat. Meine Idee war, in den Heimen zu schauen, wie viel umgesetzt worden ist. Diese Studie wurde dann veröffentlicht. Das ist dem Mut des damaligen Leiters des Instituts für Stadtforschung zu verdanken.

Standard: Haben Sie Schwierigkeiten wegen der Studie gekriegt?

Karlsson: Im Vergleich zu dem, was den Opfern in den Heimen passiert ist, war es ein Klacks. Drohbriefe mit Hinweis auf die Amtsverschwiegenheit, Verweigerung einer Dienstbeschreibung zu meiner Gehaltsvorrückung als Beamtin. Unangenehm, aber nicht lebenszerstörend wie die Methoden in den Heimen.

Standard: Elfriede Jelinek hat im "Falter" berichtet, wie man sie als Fünfjährige im St.-Anna-Kinderspital seelisch misshandelt hat. Erst kirchliche Heime, dann städtische, jetzt Spitäler. Was kommt als Nächstes?

Karlsson: Der Schulbereich ist überhaupt noch nicht aufgearbeitet. Die Lehrer haben einfach geprügelt - und denen ist nichts passiert. Darum bewegt mich auch die Geschichte in Oberösterreich so. Dort wurde der Lehrer einfach in Pension geschickt.

Standard: Ute Bock hat erzählt, dass im Heim in Biedermannsdorf, in dem sie als Erzieherin war, in den 1960er-Jahren Nazis gearbeitet haben. Sie sprachen nur von einer "Ausbildung der Erzieher im Nazi-Geist". Was stimmt?

Karlsson: Das muss man in Altersgenerationen sehen. Mir wurde ja auch immer vorgeworfen, dass es 1974 keine Nazis mehr gegeben habe. Aber 50-Jährige, die damals in einem Heim gearbeitet haben, sind vom Naziregime ausgebildet worden, das ihnen Gehorsam und Disziplin eingetrichtert hat.

Standard: Befürchten Sie, dass die Opfer im Zuge der Aufarbeitung ein weiteres Mal traumatisiert werden?

Karlsson: Diejenigen, die sich öffentlich geäußert haben und zu denen ich Kontakt hatte, sind sehr starke Menschen. Die sind schon durch alle Arten von Anschuldigungen und Verdächtigungen gegangen. Schlimm sind die Aufspürer, die im medialen Wettkampf um den schlimmsten Fall stehen. Da können Opfer reintaumeln, die das nicht durchstehen.

Standard: Sind Sie für eine Verlängerung der Verjährungsfrist?

Karlsson: Es gehört alles aufgearbeitet. Der Wilhelminenberg ist nur die Spitze eines Eisbergs. Aber auf Teufel komm raus das Strafmaß zu erhöhen wäre gegen meine rechtspolitische Haltung. Wenn ein Opfer einen Strafprozess will, muss der auch Aussicht auf Erfolg haben. Da darf Verjährung keine Rolle spielen.

Standard: Sollte es Änderungen beim Schadenersatz geben?

Karlsson: Ja, das würde nämlich den Opfern etwas bringen.

Standard: Ging Gewalt in Heimen immer auch mit sexuellen Übergriffen einher?

Karlsson: Nein. Die hat nur immer die Spießer in ihrer Morgenzeitung am meisten aufgegeilt. Die anderen Formen von Gewalt interessieren schon viel weniger. Etwa, dass Kinder aufspringen mussten, sobald ein Erwachsener den Raum betritt. Oder dass vor dem Kind abschätzig über dessen Eltern geredet wurde. Das waren Demütigungsrituale, die kaum jemand als Unrecht empfand. Bei der sexuellen Gewalt dagegen war auch damals allen bewusst, dass sie Unrecht tun.

Standard: Sie haben stets kritisiert, dass die Reformen viel zu lange gedauert haben. Woran lag das?

Karlsson: Die Leute waren alle Beamte. Zum Beispiel gab es im Heim in Eggenburg einen äußerst problematischen Erzieher. Eine Suspendierung wurde mit dem Argument abgelehnt, er habe gerade begonnen, ein Haus zu bauen und habe Kinder.

Standard: Hat sich da etwas im Umgang mit Kindern gesellschaftlich so entwickelt, wie Sie es sich 1974 gewünscht hätten?

Karlsson: Eine Zeitlang waren wir optimistisch. Aber wenn man heute Bilder aus Schulen sieht, dann sieht man immer noch wie in der Monarchie die Bankreihen und den Frontalunterricht. Das ist Zurichtungspädagogik. Und ich frage mich, was im Kopf eines Lehrergewerkschafters vorgeht, wenn er von "Durchgriffsrecht" gegen undisziplinierte Kinder spricht.

Standard: Glauben Sie, dass Schadenersatz-Geld den Opfern die gewünschte Genugtuung bringt?

Karlsson: Geld allein nicht, aber es kann Therapie ermöglichen, es zeigt Respekt. Der kann auch anders ausgedrückt werden: In Schweden gab es einen Staatsakt wegen Gewalt in Kinderheimen. Die Zeremonie fand in dem Saal statt, in dem die Nobelpreise vergeben werden. Die Königin, Minister und der Parlamentspräsident waren anwesend. Letzterer hat gesagt, "die schwedische Gesellschaft entschuldigt sich". Es wäre schön, wenn auch die österreichische Kirchen- und Staatsspitze etwas Ähnliches arrangieren könnte. (Petra Stuiber/Bettina Fernsebner-Kokert/DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.11.2011)

Zur Person

Irmtraut Karlsson (67), langjährige Nationalratsabgeordnete, SPÖ-Frauensekretärin und Krimi-Autorin, studierte Sozialpädagogik und erstellte 1974 für die Stadt Wien die Studie "Verwaltete Kinder", in der sie Missstände in städtischen Kinderheimen anprangerte.>

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Der Standard
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St. Pölten 25.11.2011: <Gewalt durch Heimerzieher: Tritt gegen Zehnjährigen war "nur Spass"> - das sagt das Gericht

aus: Der Standard online; 25.11.2011;
http://derstandard.at/1319183842605/Gewalt-durch-Heimerzieher-Tritt-gegen-Zehnjaehrigen-war-nur-Spass

<Staatsanwalt stellt Ermittlungen gegen Heimerzieher ein, Kritik der Kinderanwältin.

St. Pölten - Vor einigen Wochen sorgte dieser Fall für öffentliche Empörung: Ein Erzieher in den Kinderwohngemeinschaften Judenau (Bezirk Tulln) hatte im Sommer mit einer Kickbock-Bewegung ein zehnjähriges Kind gegen die Brust getreten. Ein anderes Kind filmte den Vorfall mit dem Handy, die Mutter des Buben erstattete Anzeige. Der Mann wurde vorläufig suspendiert, Polizei und Justiz ermittelten.

Nun hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Begründung: Weder habe sich der Verdacht des "Quälens von Unmündigen" erhärtet noch sei der Tatbestand der Körperverletzung erfüllt worden. Es habe sich lediglich um einen "Spaß", eine "spielerische Rangelei" zwischen Kind und Betreuer gehandelt. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft läuft gegen diese Entscheidung Sturm. Sie habe das Gefühl, dass die Kinder im vorliegenden Fall bei den Ermittlungen "abgeschasselt" worden seien, sagt Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstädt. Die Polizisten, welche die Kinder (es handelt sich um Geschwister) befragten, seien von diesen nicht als Vertrauenspersonen wahrgenommen worden, "sie haben eher Angst gehabt, etwas zu sagen", sagte Holz-Dahrenstädt zum ORF Niederösterreich.

"Demütigender Übergriff"

Bei dem Tritt habe es sich "um einen demütigenden Übergriff" gehandelt. Zudem hätten die Geschwister der Kinderanwaltschaft berichtet, der Tritt sei kein einmaliges Vorkommnis gewesen.

Wolfgang Apfelthaler, Geschäftsführer der Kinder-Wohngemeinschaften in Judenau, "zweifelt" laut ORF an den Aussagen der Kinder. Laut Staatsanwaltschaft ist die Befragung bei der Polizei "kindgerecht durch besonders geschulte Beamte" erfolgt. Erschwert wird die Problematik dadurch, dass die Obsorge für die Kinder beim Jugendamt des Landes liegt, das an den Befragungen der Kinder beteiligt war.

Die Geschwister sind nun in Salzburg untergebracht, was die Besuche bei ihrer leiblichen Mutter erschwert.

Kinderanwältin Holz-Dahrenstädt warnt, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, "als Kinder nicht ernstgenommen wurden". Sie fordert eine Reform der Jugendwohlfahrt. Jedes Kind, das in einem Heim aufwachse, müsse eine Vertrauensperson zur Seite gestellt bekommen. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.11.2011)>


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2011: Neue Rubrik des "Standard" über Männergewalt: 65 Tage gegen Gewalt an Frauen

http://www.aoef.at/cms/index.php?option=com_content&view=article&id=2012&Itemid=105&lang=de

von "Autonome, österreichische Frauenhäuser"

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Der Spiegel
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20.6.2012: Systematische Gewalt und Folter in Wiener Kinderheimen

aus: Der Spiegel online: Missbrauch in Wiener Heimen Kinder wurden Opfer systematischer Gewalt; 20.6.2012;
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/kinder-in-wiener-kinderheimen-opfer-von-gewalt-und-misshandlungen-a-840085.html

<Wiener Heimkinder sollen bis vor wenigen Jahrzehnten immer wieder Opfer von gewalttätigem Missbrauch geworden sein. Das berichtet eine Kommission österreichischer Historiker. Die Befunde seien "eine historische Katastrophe". Seit 2010 hatten sich etwa 1100 Betroffene gemeldet.

Wien - Bis vor wenigen Jahrzehnten herrschte in Kinderheimen in der österreichischen Hauptstadt Wien ein Regime der Gewalt und des Schreckens. Dieses Fazit zieht der Bericht einer Untersuchungskommission, der am Mittwoch vorgestellt wurde. Der Historiker und Kommissionsvorsitzende Reinhard Sieder nannte die Befunde "eine historische Katastrophe von eigentlich unglaublichen Ausmaßen".

Die Forscher hatten seit 2010 unter anderem ausführlich mit 20 früheren Heimkindern gesprochen. Untersucht wurden städtische, private und konfessionelle Heime, in die das Wiener Jugendamt im Zeitraum zwischen 1950 und 1979 regelmäßig Kinder schickte. Körperliche und seelische Misshandlungen gehörten demnach in den großen Kinderheimen zum Alltag.

Die Heime seien "totale Institutionen" gewesen, in denen alle Lebenstätigkeiten der Gruppe kontrolliert worden seien, heißt es in dem Bericht. Etwa die Hälfte der Erzieher habe keine oder nur eine minimale Ausbildung gehabt. Das übermäßig strikte Festhalten an einem totalen Regelwerk führte im regulären Betrieb der Heime systematisch zu Nötigungen und Misshandlungen.

Systematische Herabwürdigung

So sei es den Kindern ab mittags verboten gewesen, Wasser zu trinken, um nächtliches Bettnässen zu unterbringen. Dies "zwang die Durst leidenden Kinder, heimlich Wasser zu trinken, und sei es aus der Klomuschel", heißt es in einem Auszug aus dem 500 Seiten langen Dokument, den die österreichische Zeitung "Der Standard" veröffentlichte. Und weiter: "Das Gebot, das zugeteilte Essen aufzuessen, führte zum verbotenen Erbrechen, das ein neuerliches Gebot, das Erbrochene aufzuessen, nach sich zog."

Gewalt und Selbstjustiz sei in den Heimen gängig gewesen, darunter Strafen wie das Eintauchen des Kopfes in die Kloschüssel, das Hinunterstoßen über Treppen, das schwere Verprügeln, beispielsweise mit Reitgerten, Hosengürteln und Linealen. Auch psychisch seien die Kinder durch systematische Herabwürdigung misshandelt worden.

Ehemalige Heimkinder berichteten zudem von sexualisierter Gewalt, die sowohl von Erziehern, Hauspersonal als auch von stärkeren Kindern ausgeübt wurde und von den Heimangestellten beobachtet oder geduldet wurde. Weltliche wie geistliche Erzieher hätten sogenannte Prüfungen der Geschlechtsorgane durchgeführt. Einige der Betroffenen berichteten von der erzwungenen Befriedigung des Täters und Vergewaltigungen.

Taten bleiben ohne juristische Folgen

Von der Wiener Bevölkerung sei das Leid der Kinder ignoriert worden, heißt es in dem Bericht. Jugendstadtrat Christian Oxonitsch zeigte sich erschüttert über den 500 Seiten umfassenden Bericht: "Es sind unfassbare, es sind erschütternde Geschichten, die man hier lesen kann", sagte er der österreichischen Nachrichtenagentur APA

Schon im vergangenen Jahr war ein schockierender Bericht aus einem Wiener Kinderheim an die Öffentlichkeit gekommen. Die Stadt hatte damals eingestanden, dass es in den Heimen sadistische Erziehungsmethoden gegeben hätte.

Seit 2010 können ehemalige Heimkinder in Wien therapeutische Unterstützung oder finanzielle Hilfe beantragen. Bislang meldeten sich rund 1100 Menschen, die in den Heimen Gewalt erlitten, fast die Hälfte von ihnen auch auf der sexuellen Ebene.

Die Fälle in dem Bericht bleiben laut der Kommission allesamt ohne juristische Folgen: Die Straftaten sind verjährt.

usp/dpa>


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