24.11.2022: Die atomare Strahlung in
Atommülllagern NIMMT ZU statt ab
Leute, es geistern seit einigen Jahren Meldungen
herum, dass die atomare Strahlung in Atommülllagern
ZUNIMMT statt abnimmt:
24.11.2022: Meldungen über
Atommülllager, wo die radioaktive Strahlung STEIGT
https://duckduckgo.com/?q=atomm%C3%BClllager+strahlung+steigt&t=h_&ia=web
Die Strahlung in Atommülllagern ist ERHÖHT und
nimmt NICHT AB, Beispiele Asse in Deutschland und
in den "USA" [1]
21.9.2009:
Die Abfall-Mafia entsorgt Giftmüll und
Atommüll im Mittelmeer und in anderen
Meeren: Den Staat kümmerts
nicht: Mittelmeer als Endlager für radioaktive
Abfälle?
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/31649945
Haupttäter ist die Ndrangheta-Mafia, die
systematisch das Mittelmeer zwischen Neapel und
Sizilien verseucht. Die Umweltschutzorganisation
Legiambiente hat keine Chance gegen die Mafia,
die von der kriminell-korrupten
Berlusconi-Regierung in Rom gedeckt wurde.
Siehe: Giftmüllverseuchtes Italien: Italien
Meldungen 04
Der Artikel:
<Jahrelang hat ihn kaum einer ernst
genommen, aber jetzt haben sich die
schlimmsten Befürchtungen des Umweltschützers
Sebastiano Venneris bestätigt: Die Mafia nutzt
das Mittelmeer offenbar schon seit Jahrzehnten
als Deponie für giftige Abfälle, auch
radioaktive.
Sebastiano
Venneri mit Mikrophon [2]
28 Kilometer vor der Küste
entdeckte die Staatsanwaltschaft von Paola in
Kalabrien das Wrack
der «Cunsky». Ihre Ladung: 120 Behälter
voller Atommüll. Nach Aussagen eines geständigen
Mittäters hatten die Mafiosi das Schiff in den
90er-Jahren dort versenkt.
Es ist wohl nur der Beginn
einer Enthüllungsstory, die sich bereits wie ein
Fass ohne Boden ausnimmt. Unter den Wogen des
Mittelmeers lagert jede Menge Gift, mindestens
seit 1992 und ohne jede Überwachung.
Venneri ist Vize-Chef der
Umweltorganisation Legambiente, die schon seit
1994 versucht, die Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit auf die Mafia-Praktiken mit den
toxischen Abfällen zu lenken.
Noch viele andere Fälle
Es bedurfte jedoch der Aussage
eines reumütigen Verbrechers, bis die Ermittler
Anfang September ihren erschreckenden Fund in
500 Meter Tiefe machten. Mittlerweile geht die
Staatsanwaltschaft davon aus, dass es noch
mindestens 32 weitere Fälle gibt.
«Es war im Januar, ungefähr
halb acht Uhr abends», erinnerte sich der
ehemalige Angehörige der kalabresischen Mafia-Organisation
'Ndrangheta, als er 2006 vor der
Mailänder Staatsanwaltschaft sein Geständnis zur
Versenkung der «Cunsky» zu Protokoll gab.
«Wir hatten Sprengkapseln
dabei», fuhr er fort, und schilderte dann, wie
die Organisation den Frachter zum Sinken
brachte. Der Sprengstoff sei aus den
Niederlanden gekommen, der Atommüll sei
norwegischen Ursprungs gewesen, fügte er noch
hinzu.
Und dann verriet er den
Ermittlern, wo genau sie die «Cunsky» vor der
Küste Kalabriens suchen müssten. Mehr als drei
Jahre später, am 12. September 2009, entdecken sie schliesslich
das Wrack.
Atommüll nach Afrika
Doch der Mafia-Aussteiger war
damit noch nicht am Ende seiner Enthüllungen
angelangt. In der Woche nach dem Fund berichtete
er der italienischen Presse von weiteren
Aktivitäten des organisierten Verbrechens. So
habe die 'Ndrangheta tausende Fässer mit
radioaktivem Inhalt nach Afrika gebracht.
Unter den Augen der
italienischen Armee seien diese im damals von
Italien kontrollierten Hafen des somalischen
Bosasso zum Verschwinden gebracht worden.
Auch als an der Nordküste
Siziliens Atommüll aus dem 1995 gesunkenen Frachter «Koralin»
gefunden wurden, schien das die italienischen
Behörden nicht sonderlich zu interessieren. Das
Justizministerium in Rom schloss damals die
Akten.
Ein ehemaliger Staatsanwalt
aus Kalabrien wirft dem Ministerium ausserdem
vor, die Bereitstellung von 50 000 Euro für nähere Ermittlungen «ohne
die geringste Erklärung» verweigert zu haben.
Gift in der Nahrungskette
Vielleicht sei der
italienische Staat nur sorglos, sagt
Umweltschützer Venneri dazu. «Man sollte aber
auch die Möglichkeit nicht verkennen, dass die
Affären unter den Teppich gekehrt werden
sollten.»
Für die Badegäste des
Mittelmeers besteht nach Venneris Aussage durch
die giftigen und strahlenden Abfälle keine
unmittelbare Gefahr. Anders sieht es jedoch mit
der Tierwelt aus - und damit im weiteren Verlauf
der Nahrungskette auch für Menschen. Wer Fisch
aus dem Mittelmeer verspeise, der «riskiert es,
giftige Stoffe auf dem Teller wiederzufinden»,
sagt Venneri.
(sda)>
Griechenland
12.10.2009: Die Regierung will mit Italien
nach Atommüll im Mittelmeer suchen - und
Giftmüll der Pharmaindustrie ist auch zu
haben: Verseuchtes
Mittelmeer: Atommüll am Traumstrand
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/Atommuell-am-Traumstrand-14043408
Kommentar
Keine Angst, alle Bemühungen, Giftschiffe zu
bergen oder Atommüll zu bergen werden von
Berlusconis "Umweltministerium" [auf dessen
Anweisung] torpediert (!). Siehe das Buch "Die
Müll-Mafia" von Sandro Mattioli und Andrea
Palladino - Amazon-Link.
Der Artikel:
<Jetzt reagiert auch Griechenland im
Mafia-Atommüll-Skandal: Die griechische
Atombehörde hat Italien zur gemeinsamen Suche
nach Gift- und Atommüll-Wracks
imMittelmeer aufgefordert. Die Strände im Westen
Griechenlands seien von radioaktiven Abfällen
verseucht.
Ein am
14. September 2009 veröffentlichtes Bild zeigt
das Wrack des Frachters «Cunsky» [3], der sich
etwa 20 Seemeilen vor Cetraro in einer Tiefe von
rund 500 Metern befindet. Das vermutlich mit
Giftmüll beladene Wrack des Frachters ist vor
der kalabrischen Mittelmeerküste entdeckt
worden.
«Es besteht die Notwendigkeit
einer gemeinsamen Suche nach radioaktivem
Material», sagte der Chef der Behörde für
Atomenergie, Christos Chousiadis. Im September
hatten italienische Ermittler das Wrack eines
vermutlich mit Gift- oder Atommüll beladenen
Frachters vor der kalabrischen Küste entdeckt.
Der ermittelnde Staatsanwalt von Paola, Bruno
Giordano, ging seinerzeit von weit mehr als 30
solchen Giftwracks im Mittelmeer aus.
Ein reumütiges Mitglied der
kalabrischen Mafia «'Ndrangheta» namens
Francesco Fonti hatte die Ermittler auf die Spur
des gefährlichen Schiffes gebracht. Der Mafioso
hatte vom Frachter «Cunsky» berichtet, der mit
120 Fässern Atommüll beladen gewesen und 1993
mit seiner Hilfe versenkt worden sei.
Die «Cunsky» war mit anderen
drei Frachtern in den Jahren 1988 und 1989 von
der italienischen Regierung eingesetzt worden
sein, um radioaktiven Müll aus dem Libanon zu
entsorgen. Offiziell war sie im Januar 1992
verschrottet worden.
Giftmüll am Traumstrand
Laut Fonti wurde in
griechischen Gewässern auf ähnliche Weise
Giftmüll vor allem der Pharma-Industrie
versenkt. Die Firmen sollen der Mafia zwischen
1,5 und 15 Millionen Euro pro versenktes Schiff
gezahlt haben.
«Griechenland muss über alle
möglichen Fundstellen von Giftwracks informiert
werden», forderte Chousiadis. Die italienische
Umweltorganisation Legambiente hatte von sieben
Giftschiffen in unmittelbarer Nähe der
griechischen Inseln Paxos, Kefalonia und
Zakynthos an der Westküste Griechenlands
gesprochen.
Italien leitete inzwischen
weitere Ermittlungen ein, um zunächst die bisher
nicht einwandfrei geklärte Identität des
Schiffes festzustellen.
(sda)>
13.10.2009:
Frankreichs Atommüll in Sibirien unter freiem
Himmel - Frankreich ohne Endlager: Umstrittene Transporte: Frankreich lädt
radioaktives Material in Sibirien ab
https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/umstrittene-transporte-frankreich-laedt-radioaktives-material-in-sibirien-ab-a-654843.html
<Frankreich
lagert nach Medienberichten grosse Mengen
radioaktiver Substanzen in Sibirien ab. Es
geht um hundert Tonnen Uran pro Jahr, die aus
der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague
stammen. Auch in der Mittelmeerregion
beschäftigt Atommüll die Behörden.
Paris - Die Zeitung "Libération" und der
Fernsehsender Arte haben brisante Transporte
aufgedeckt, die in Frankreich derzeit für
Diskussionen sorgen. Knapp 13 Prozent der
französischen Atomabfälle, so die Recherchen,
werden derzeit nach Russland geschafft. Konkret
geht es um gut hundert Tonnen Uran pro Jahr. Sie
stammen aus der Wiederaufbereitungsanlage in La
Hague.
Die Transporte selbst sind unstrittig, ganz
anders als die Bezeichnung des Materials: In
Russland soll das Material erneut angereichert
werden, darauf legt der französische Stromriese
EDF besonderen Wert. "Es wird kein Atommüll von
EDF nach Russland transportiert", sagte eine
Firmensprecherin. Im Übrigen gehöre das Material
gemäß der weltweiten Gepflogenheiten nicht mehr
EDF, sondern dem russischen Unternehmen Tenex.
Die Journalisten halten
dagegen, dass etwa 90 Prozent der Transporte aus
Frankreich als stark abgereichertes Uran
zurückbleiben. Nach ihren Informationen wird das
schwach radioaktive Material im Atomzentrum
Sewersk, früher Tomsk-7, in Containern unter
freiem Himmel gelagert.
In Atomkraftwerken der
kommenden Generation - die französischen
Behörden gehen von einem Bau um das Jahr 2040
aus - soll das abgereicherte Uran als Brennstoff
eingesetzt werden. Derzeit kann es jedoch nicht
verwertet werden. Die Anti-Atombewegung fordert
deswegen, abgereichertes Uran nicht mehr als
Wertstoff, sondern als Atommüll einzustufen.
Dann dürfte es allerdings nach der Baseler
Konvention über den Export gefährlicher Abfälle
nicht mehr nach Russland exportiert werden.
Frankreich hat wie Deutschland
bislang kein Endlager für seinen Atommüll. Von den
1150 Tonnen gebrauchten Brennstoffes, die jährlich
anfallen, werden 850 Tonnen im nordfranzösischen
La Hague aufbereitet. Der Rest wird in Kühlbecken
zwischengelagert.>
Wolfenbüttel bei Braunschweig (Deutschland)
25.11.2010: In der Gegend des Atommülllagers Asse
steigt die Rate für Blutkrebs (Leukämie) deutlich
an: Rund um die Asse: Hinweise auf
gehäufte Krebsraten
http://www.n-tv.de/politik/Hinweise-auf-gehaeufte-Krebsraten-article2009351.html
Kommentar
Zu Atomkraftwerken gehört auch das Atommülllager, und
auch dort steigen die Krebsraten, zum Beispiel rund um
das Atommülllager Asse. Ob dies auch für andere
Atommülllager gilt, ist noch nicht erforscht, wird aber
sicher erforscht werden, ob das generell so sagbar ist.
Der Artikel:
<Seit mehr als einem Jahr versucht der
Asse-Ausschuss, Schlampereien rund um das
einsturzgefährdete alte Salzbergwerk aufzuklären.
Während Jürgen Rüttgers sich im Zeugenstand kaum an
etwas erinnern kann, sorgen zahlreiche Krebsfälle im
Umfeld des maroden Atommüllendlagers für Unruhe.
Im Schatten der Asse [ein Ex-Salzbergwerk, die als
Atommülllager dient] ist die Gefahr, an Krebs zu
erkranken, deutlich erhöht.
Im Umfeld des maroden Atomendlagers Asse bei Wolfenbüttel
ist eine erhöhte Zahl von Leukämie-Fällen festgestellt
worden. Dies teilte das niedersächsische
Umweltministerium in Hannover auf Anfrage mit und
bestätigte damit einen Bericht des NDR.
Ministeriumssprecher Thomas Spieker sagte,
Auswertungsergebnisse des Epidemiologischen
Krebsregisters des Landes hätten Hinweise auf ein gehäuftes
Auftreten von Leukämie-Erkrankungen insbesondere bei
Männern ergeben.
"Eine Ursache dafür kann bisher nicht festgestellt
werden", sagte Spieker. Die Auswertung sei noch nicht
abgeschlossen: "Wir wissen daher noch nicht, welchen
Einfluss zum Beispiel Lebensalter und Berufstätigkeit
auf Erkrankungen haben".
Der Sprecher des Ministeriums versicherte, Transparenz
sei jetzt "oberstes Gebot". Die Landesregierung werde
den Landkreis bei einer "zügigen und ergebnisoffenen
Ursachenabklärung unterstützen". Der Landkreis
Wolfenbüttel habe bereits eine Arbeitsgruppe
eingerichtet unter Einbeziehung des Bundesamtes für
Strahlenschutz (BfS) und des Landesgesundheitsamtes.
Nach Angaben des Sprechers ist die Erkrankungshäufigkeit
für Leukämie bei Männern im Umfeld des Lagers Asse
doppelt so hoch wie üblich, bei Frauen gebe es dagegen
nur eine "nicht signifikante Erhöhung". Dagegen sei die
Erkrankungsrate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen
verdreifacht.
In dem maroden ehemaligen Salzbergwerk Asse sind
zwischen 1967 und 1978 rund 126.000 Fässer mit schwach-
und mittelaktivem Atommüll eingelagert worden. Der
Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz, plant wegen
Wassereinbrüchen und Einsturzgefahr derzeit, das
komplette Lager zu räumen.
Große Erinnerungslücken
Jürgen Rüttgers war von 1994 bis 1998 als
Bundesforschungsminister mit den Abläufen in der Asse
betraut.
Unterdessen hat die Befragung des ehemaligen
Bundesforschungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) als Zeuge
im Asse-Untersuchungsausschuss des niedersächsischen
Landtags keine neuen Erkenntnisse gebracht. Rüttgers
konnte sich nur noch rudimentär daran erinnern, was in
seiner Amtszeit im Atommülllager Asse passiert ist. "Die
Vorgänge sind zwischen 12 und 16 Jahren her", sagte
Rüttgers.
Insgesamt sei er nur drei Mal mit Vorgängen aus der
Asse befasst gewesen, sagte Rüttgers. Er konnte sich
auch nicht daran erinnern, ob er bei seinem Amtsantritt
1994 über die Existenz der 126.000 Fässer in der maroden
Schachtanlage informiert wurde. "Ich möchte ausdrücklich
festhalten, dass ich heute hier als Zeuge geladen bin
und nicht als Beschuldigter", sagte Rüttgers. Der
CDU-Politiker war von November 1994 bis Oktober 1998 als
Bundesforschungsminister mit dem Atommülllager befasst.
"Jetzt muss Frau Merkel liefern"
Bereits im Vorfeld der Vernehmung von Rüttgers hatten
sich die Mitglieder des Asse-Ausschusses im
nicht-öffentlichen Teil der Sitzung einstimmig darauf
geeinigt, das Bundeskanzleramt in Berlin auf die
Herausgabe von Akten zur Asse zu verklagen. Das
Kanzleramt verweigert die Vorlage von Akten seit einem
Jahr.
Der Landtag wird die entsprechenden Schreiben für eine
Klage jetzt vorbereiten. Hintergrund für die
Entscheidung ist ein Gutachten des Braunschweiger
Staatsrechtlers Prof. Edmund Brandt. Er hatte im Auftrag
der Landtags-Grünen in seiner Expertise festgestellt,
dass das Kanzleramt die Arbeit des
Untersuchungsausschusses behindert. "Jetzt muss Frau
Merkel liefern", sagte Stefan Wenzel, Fraktionschef der
Grünen.
Der Asse-Ausschuss versucht seit mehr als einem Jahr,
Versäumnisse und Schlampereien rund um das
einsturzgefährdete alte Salzbergwerk in Wolfenbüttel
aufzuklären. In der Schachtanlage lagern 126.000 Fässer
mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll. Der
Ausschuss hatte zuletzt im August Akten zum
Atommülllager Asse angefordert. Trotz mehrfacher
Aufforderung hat das Kanzleramt aber bisher nur einen
kleinen Aktenbestand übermittelt.
dpa/AFP>
Und endlich kommt auch ein weiteres
Tabu bei der Atomkraft zur Sprache:
Schweiz 7.4.2011:
<Unklare Kosten für Endlagerung> http://www.20min.ch/news/schweiz/story/12433017
<Die Kosten für den Rückbau der fünf AKW und
die Entsorgung der radioaktiven Abfälle müssen
laut Kernenergiegesetz die Betreiberfirmen
übernehmen. Gemäss Berechnungen von 2006 sollen
diese insgesamt 15,5 Milliarden Franken betragen.
Damit die Rückstellung dieser grossen Summe durch
die Betreiberfirmen gesichert ist, hat der Bund
zwei Fonds geschaffen, den Stilllegungs- und der
Entsorgungsfonds über 2,2 beziehungsweise 13,4
Milliarden Franken. In diese bezahlen die
AKW-Betreiber laufend Beiträge ein, die so
berechnet sind, dass am Ende der vorgesehenen
50-jährigen Laufzeit der Kraftwerke das nötige
Geld vorhanden sein soll.
Greenpeace hegt allerdings Zweifel, ob dieser Betrag
reichen wird. Insbesondere beim Bau des geologischen
Tiefenlagers für radioaktive Abfälle seien die
Unsicherheit sehr gross, sagt Leo Scherer. «Die
Kosten können dabei auch 50 oder 100 Prozent höher
liegen, als heute berechnet.» Es gebe weltweit keine
Erfahrungen - zumindest nicht bei vergleichbarer
Geologie. Scherer fordert deshalb, die Beiträge der
Betreiberfirmen zu erhöhen. «Nicht benötigtes Geld
zurückzugeben, ist einfacher, als Nachforderungen zu
stellen.»
Dass die Kostenberechnung mit Unsicherheiten
behaftet sind, bestätigt auch BFE-Direktor Walter
Steinmann: «Deshalb werden diese regelmässig
überprüft. Ob die 15,5 Milliarden Franken
tatsächlich reichen, können wir aber nicht mit
absoluter Sicherheit sagen.» Er hat jedoch keine
Bedenken, dass die Betreiberfirmen fehlendes Geld
nachschiessen würden - selbst in Milliardenhöhe.
Denn die AKW-Betreiber Axpo, BKW und Alpiq befinden
mehrheitlich in Besitz von Kantonen und Gemeinden.
Für den Fall, dass eine Firma Konkurs geht, verweist
Steinmann auf Artikel 80 des
Kernenergiegesetzes, der eine solidarische
Haftung der anderen AKW-Betreiber vorsieht. (mdr)
>
Deutschland
14.4.2011: Im Atommülllager Asse verdoppelt sich die
Cäsiumverstrahlung in drei Jahren, ohne dass jemand
weiss, warum: Radioaktivität in drei
Jahren verdoppelt: Cäsium-Aktivität in Asse steigt
http://www.n-tv.de/politik/Caesium-Aktivitaet-in-Asse-steigt-article3108061.html
<Wieder einmal zeigt die Asse deutlich, dass die
Endlagerung des Atommülls eines der größten Probleme
ist. Jetzt muss das Bundesamt für Strahlenschutz
mitteilen, dass in 750 Metern Tiefe in dem maroden
Atommüllendlager die Cäsium-137-Aktivität deutlich
gestiegen ist. Der Wert liegt 24 Mal über der
Freigrenze. Die Ursache ist unbekannt.
Im maroden Atommülllager Asse in
Niedersachsen ist in 750 Meter Tiefe die
Cäsium-Aktivität deutlich gestiegen. Das Bundesamt für
Strahlenschutz (BfS) hat in einem alten Bohrloch, das
der frühere Asse-Betreiber Helmholz-Zentrum München
2008 eingerichtet hatte, eine Konzentration des
radioaktiven Stoffes von 240.000 Becquerel pro Liter
(Bq/l) gemessen. Der Wert liege 24 Mal über der
erlaubten Freigrenze, sagte ein BfS-Sprecher.
Das sei der bislang höchste Wert von
Cäsium 137 in einer Lösungsprobe, der in dem
unterirdischen Salzstock nach dem Ende der Einlagerung
im Jahr 1978 gemessen wurde. Der Grund der höheren
Werte sei unbekannt. Das BfS habe sichergestellt, dass
niemand mit der verstrahlten Lösung direkt in Kontakt
kommt und dass keine Kontamination nach außen
geschleppt werden kann.
Aus der Kammer 12 wird seit Jahren
Wasser gedrückt und sammelt sich vor der Kammer. Der
genaue Grund ist unbekannt. 2008 hatte die damals
zuständige Helmholtz-Gesellschaft in dem gleichen
Bohrloch noch eine Aktivität von etwa 90.000 Bq/l,
also dem 9fachen Wert über der Freigrenze, gemessen.
Damit habe sich die Casium-Konzentration an dieser
Messstelle innerhalb von drei Jahren mehr als
verdoppelt, teilte das BfS mit. Zusätzlich zu Cäsium
137 wurde in der Lösung das Radionuklid Kobalt 60
gemessen, allerdings nur in einer geringen Höhe von
10,5 Bq/l, hieß es.
In dem früheren Bergwerk lagern rund
126.000 Behälter mit schwach und mittelradioaktivem
Abfall, die in einer bisher einmaligen Aktion in den
kommenden Jahren wieder geborgen werden sollen. Zuvor
sollen Experten untersuchen, in welchem Zustand die
entsorgten Atommüllfässer sind, die in diversen
Kammern lagern.
"Die Zeitbombe Asse tickt"
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Ute
Vogt forderte nach Bekanntwerten der hohen
Kontamination eine umfassende Aufklärung von der
Bundesregierung. Die schwarz-gelbe Koalition müsse
klarstellen, dass sie sich bei ihrer angeblichen
Neuausrichtung in der Energiepolitik vor der
Endlagerfrage nicht drücke.
Die atompolitische Sprecherin der
Grünen im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, erklärte:
"Die Kontaminationen nehmen zu, die Zeit läuft davon.
Das Bundesumweltministerium und das niedersächsische
Umweltministerium müssen dafür sorgen, dass jetzt mit
den erforderlichen Arbeiten für die Rückholung zügig
begonnen werden kann. Die Zeitbombe Asse tickt."
Atomkraftgegner scheitern in
Gorleben
Die Erkundung von Gorleben als
Endlagerstandort für radioaktive Abfälle kann derweil
fortgesetzt werden. Atomkraftgegner scheiterten mit
ihrem Antrag auf eine vorläufige Unterbrechung der
Arbeiten, teilte das Verwaltungsgericht Lüneburg mit.
"Die dem Bundesamt für
Strahlenschutz erteilte Verlängerung des
Rahmenbetriebsplanes und der zur Durchführung der
Arbeiten für zwei Jahre zugelassene Hauptbetriebsplan
verletzen die Antragsteller nicht in ihren subjektiven
Rechten", entschied die 2. Kammer. Weder seien dadurch
die Schutzgüter Leben und Gesundheit tangiert, noch
seien die Salzabbaurechte der Antragsteller betroffen.
Für das Erkundungsbergwerk sei zudem eine
Umweltverträglichkeitsprüfung nicht erforderlich. (Az:
2 B 12/11 und 2 B 13/11 vom 14. April 2011)
Im September vergangenen Jahres
hatte das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie
in Clausthal-Zellerfeld den Rahmenbetriebsplan für
weitere 10 Jahre bis Ende September 2020 verlängert.
Außerdem wurde für die Erkundungsarbeiten ein
Hauptbetriebsplan für die Dauer von zwei Jahren
zugelassen.
Gegen eine Wiederaufnahme der
Erkundungsarbeiten klagten daraufhin im Oktober vor
dem Verwaltungsgericht Andreas Graf von Bernstorff und
sein Sohn Fried, der Elbfischer Christian Köthke, die
Salinas GmbH und die Kirchengemeinde Gartow, die
ebenfalls Salzrechte besitzt.
dpa>
17.4.2011: Merkel
will den Atomausstieg - die Parteien bremsen - FDP
will keinen Energie-Soli - die wahren Kosten der
Kernkraft: doppelt so teuer wie die Wasserkraft: Greenpeace: Doppelt so
teuer wie Waserkraft: Ausstieg geht Schwarz-Gelb zu
schnell
http://www.n-tv.de/politik/Ausstieg-geht-Schwarz-Gelb-zu-schnell-article3125111.html
<Kanzlerin Merkel überfordert mit der
Schnelligkeit des Atomausstiegs ihre Koalition. Union
und FDP streiten um Kosten und Tempo, die Liberalen
wollen auf keinen Fall den Umstieg durch höhere
Steuern finanzieren. Die Grünen bezeichnen die Debatte
allerdings als Panikmache und Greenpeace rechnet die
wahren Kosten der Kernkraft vor.
Der Zeitplan für die Gesetze zur Energiewende
stößt in der Koalition auf Vorbehalte:
Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs und Bundestagspräsident Norbert Lammert
äußerten Zweifel, ob das vorgesehene Tempo
hinzukriegen sei. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte
sich mit den Ländern darauf verständigt, im Juni
innerhalb weniger Tage mehrere Gesetzesänderungen
durch die parlamentarischen Gremien zu peitschen.
Unstimmigkeiten gibt es zudem in der Frage, wie der
schnellere Atomausstieg und der Ausbau von Ökostrom
finanziert werden sollen.
Nach der Übereinkunft von Merkel und
den Ministerpräsidenten bleiben Kabinett, Bundestag
und Bundesrat zwischen dem 6. und 17. Juni nur elf
Tage Zeit, um alle Gesetzesänderungen zu beschließen.
"Der Zeitplan ist extrem ambitioniert. Es sollte aber
Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehen", warnte Fuchs
in der "Welt am Sonntag". Auch Parlamentspräsident
Lammert will sich dem Zeitplan nicht ohne weiteres
fügen. Zwar sei mit den Kommissionen für
Reaktorsicherheit und Ethik vereinbart worden, im Mai
zu Schlussfolgerungen zu kommen. "Wie viel Zeit der
Bundestag anschließend braucht, um ein
Gesetzgebungsverfahren sorgfältig zu beraten,
entscheiden wir dann, wenn der Gesetzentwurf
vorliegt", sagte der CDU-Politiker der "Welt". Der
Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion,
Thomas Oppermann, nannte den Zeitplan unseriös. Es
handele sich um eine Entmündigung des Parlaments.
"Merkel will ihre eigene Partei überrumpeln, weil sie
Widerstand fürchtet."
FDP sperrt sich gegen Steuer
Fuchs beklagte zudem, über die
Kosten der Energiewende bestehe noch völlige
Unklarheit. Bislang sei von einer Summe zwischen drei
und fünf Milliarden Euro im Jahr die Rede. "Das ist
heftig." Einen Ausstieg zu jedem Preis dürfe es aber
nicht geben. Der designierte FDP-Chef Philipp Rösler
schloss für seine Partei Steuererhöhungen zur
Finanzierung des Umstiegs aus. "Ich bin gegen einen
Energie-Soli", sagte er der "Passauer Neuen Presse".
Auch eine höhere Neuverschuldung komme nicht infrage,
um den notwendigen Netzausbau zu finanzieren.
Das Geld müsse an anderer Stelle im
Bundeshaushalt eingespart werden, forderten neben
Rösler auch Fraktionschefin Birgit Homburger und
Generalsekretär Christian Lindner. Der
CDU-Haushaltsexperte Norbert Barthle und
Unions-Fraktionschef Volker Kauder schlossen
Steuererhöhungen zur Finanzierung der Energiewende
zwar ebenfalls aus. Ein neues Sparpaket sei aber nicht
notwendig, sagte Barthle der "Passauer Neuen Presse".
Nicht auszuschließen sei dagegen, dass eventuelle
Mehrkosten "ein Stück weit von den Verbrauchern zu
tragen sein werden".
Grüne warnen vor Panikmache
Merkel zeigte sich überzeugt, dass
die Kosten für die Verbraucher überschaubar bleiben
werden. Eine genaue Auskunft sei aber erst im Rahmen
des Gesamtkonzepts möglich, erklärte die CDU-Chefin.
SPD-Chef Sigmar Gabriel mahnte im NDR, die Kosten
dürften nicht allein dem Stromkunden aufgebürdet
werden. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin warnte die
Regierung vor Panikmache zu den Kosten des
Atomausstiegs. Selbst nach Zahlen des
Wirtschaftsministeriums werde jeder deutsche Haushalt
nur mit 1,50 Euro pro Monat zusätzlich belastet, sagte
er dem "Tagesspiegel am Sonntag". Gebot der Stunde
müsse der Abbau ökologisch schädlicher Subventionen
sein. Dagegen forderte Fuchs in der "Bild am Sonntag"
neue Subventionen für energieintensive Betriebe wie
Aluminium- und Stahlhersteller.
Umweltminister Norbert Röttgen will
bis Mitte Juni ein neues Atomgesetz mit einem festen
Ausstiegsdatum. Die Endlagerung spielt dabei aber
bislang eine untergeordnete Rolle. Deren Kosten und
Wirkungen sind aber nur schwer abschätzbar. An diesem
Montag kommt die von der Bundesregierung eingesetzte
Ethik-Kommission zu ihrer ersten, dreitägigen Klausur
auf Schloss Liebenberg etwa 50 Kilometer nördlich von
Berlin zusammen. Der Vorsitzende der
Entsorgungskommission, Sailer, sagte: "Wenn man ein
neues Atomgesetz macht, sollte da reingeschrieben
werden, dass man einen Fahrplan für die Endlagerung
braucht." In den nächsten 20 bis 25 Jahren müsse man
zu einem genehmigungsfähigen Projekt für ein Endlager
für hoch radioaktive Abfälle kommen.
Der Chef eines der großen
Energieversorgungsunternehmen warnte nach
Informationen der "Bild am Sonntag" in vertraulicher
Runde davor, der private Stromkunde müsse sich wegen
des Atomausstiegs auf eine Preiserhöhung von 70
Prozent einstellen. Damit kämen auf jeden Bürger im
Schnitt zusätzlich knapp 18 Euro pro Monat zu. Nach
Darstellung eines RWE-Sprechers könnte der Konzern
jedoch vom Abschalten einiger Atomanlagen wegen dann
steigender Strompreise auch profitieren.
"Alle Kosten einrechnen"
Die Umweltorganisation Greenpeace
erklärte dagegen, würden alle Kosten und staatlichen
Förderungen einberechnet, sei Atomstrom zum Beispiel
doppelt so teuer wie Wasserkraft. Nach einer Studie
kostet eine Kilowattstunde Windstrom 7,6 Cent,
Wasserstrom 6,5 Cent, Kohlestrom 12,1 und Atomstrom
12,8 Cent. "Die ganze Energiedebatte krankt daran,
dass für Atom und Kohle die tatsächlichen
gesellschaftlichen Kosten nicht ehrlich beziffert
werden", kritisierte Robert Werner, Vorstand von der
Energiesparte Greenpeace Energy. Die Deutsche
Umwelthilfe warnte in einer Erklärung davor, die "von
interessierter Seite forcierte unseriöse Kostendebatte
als Handbremse gegen die Umsetzung einer umfassenden
Energiewende einzusetzen".
Um Einnahmeausfälle durch
abgeschaltete Atomkraftwerke auszugleichen, erwägt Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble offenbar eine Erhöhung der
Kernbrennstoffsteuer. Im Ministerium werde
geprüft, ob Haushaltslücken auf diese Weise von den
Unternehmen zumindest teilweise ausgeglichen werden
könnten, berichtete der "Spiegel". Ein
Ministeriumssprecher wollte dies weder dementieren
noch bestätigen.
rts/dpa/AFP>
Deutschland 25.4.2011: Atommüll in Asse 30 Jahre
gelagert - und niemand weiss, wie das jetzt dort in
der Kammer 12 aussieht: Atommüll: Die unbekannte Gefahr der Asse-Kammer 12
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13258863/Die-unbekannte-Gefahr-der-Asse-Kammer-12.html
<Autor: Ulrich Exner
Asse ist einer der grössten
Umweltskandale Deutschlands. Niemand weiss, wie es in
Kammer 12 nach 30 Jahren aussieht – nun soll sie
angebohrt werden.
Und dann steht man da, in seiner weissen
Bergmannskluft, 750 Meter unter der Erde, in einem alten
Salzstollen, und starrt auf ein Loch im Fussboden.
Kreisrund, neun Zentimeter Durchmesser, vielleicht einen
Meter tief. Wenn man mit einer Taschenlampe
reinleuchtet, kann man eventuell ahnen, dass es etwas
feucht ist da unten.
Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Man soll ja nicht
reinfassen. Also guckt man, sieht nichts, spürt nichts.
Es ändert sich auch nichts. Der Dosimeter baumelt weiter
um den Hals und zeigt brav 0,000 an. Keine Strahlung.
Keine Gefahr?
Ein Liter radioaktive Lauge
Das kleine Loch in der Sohle der Asse hat für sehr
grosse Aufregung gesorgt. Vor gut einer Woche hat man
hier bei einer Routinebohrung einen Liter radioaktive
Lauge gefunden. Gemessen wurden 240.000 Becquerel von
Cäsium 137. 240.000 Becquerel!
Das hörte sich ja fast schon nach Fukushima an, nach
Notstand und 1000 Toten. Die Telefone standen jedenfalls
nicht mehr still an diesem 14. April im Bundesamt für
Strahlenschutz (BfS), das unter dem Rubrum "Asse II"
pflichtgemäss die nüchterne Meldung "Gestiegene
Cäsium-Aktivität in einer Kontrollbohrung" herausgegeben
hatte.
Im Radio hörte sich das dann deutlich drastischer an,
und auch mancher Anrufer beim Bundesamt klang so, als
wollte er jetzt am liebsten die Koffer packen und
abhauen. Der zweite Satz der Meldung, "Keine
zusätzlichen Risiken für Beschäftigte und Umwelt", wurde
schlicht ignoriert. Oder angezweifelt. Oder gleich gar
nicht geglaubt.
Wie das so ist in Deutschland, spätestens seit
Tschernobyl. Also steht man da. 750 Meter unter der
Erde. Vor einem leeren Loch. Mit einem Dosimeter, das
null Komma null anzeigt.
Es ist kein Wunder, dass sich die Menschen Gedanken
machen hier im Südwesten Niedersachsens. In Remlingen,
Gross Denkte, Kissenbrück und so weiter. Einer Handvoll
Käffer, die sich zur Samtgemeinde Asse
zusammengeschlossen haben und in denen man ziemlich im
Ungewissen lebt. Passiert da unten was? Passiert da
nichts? Und wenn doch: Was passiert?
Wenn man hinfährt, über Braunschweig nach
Wolfenbüttel, dann fällt einem zuerst die
Jägermeister-Zentrale auf und dann noch die Schilder,
die den Weg durch frühlingsgrüne Wiesen zu den
Jägermeister-Produktionsstätten weisen.
Früher hiess es offiziell "Forschungsbergwerk" Asse
Im Vorbeifahren denkt man kurz an den seligen Günter
Mast und an die Trikots von Eintracht Braunschweig. An
lustige Werbekampagnen. Gab es das eigentlich: "Ich
trinke Jägermeister, weil ... die Asse gleich um die
Ecke liegt"?
Aber dann zeigt auch schon ein grosses, schrillgelbes
A oben am Rande des kurzen Bergrückens, der dem Schacht
seinen Namen gegeben hat, dass man da ist am "Endlager
Asse". Das hat früher offiziell "Forschungsbergwerk"
Asse geheissen. Aber das war bestenfalls die halbe
Wahrheit, eher ein Viertel davon.
Die 126.000 Fässer mehr oder weniger unordentlich
deklarierten Atommülls, die man hier zwischen 1965 und
1978 eher rüde als sorgfältig stapelte, häufelte,
abkippte, dienten nicht der Wissenschaft. Sie waren eher
Abfallprodukte einer Wissenschaft, die der Kernenergie
diente. Und die wollte das strahlende Zeug loswerden,
möglichst heimlich, still und leise. Auch jenseits von
Recht und Gesetz. Auf jeden Fall aber im Sinne eines
grösseren Ganzen, der Energieversorgung der Zukunft.
Die Gesellschaft für Strahlenforschung, die dem Bund
gehörte zu allem Überfluss und die die alten Salzstollen
aufgekauft hatte, leistete dafür sehr gute Dienste. Gut
80.000 Tonnen mittel und schwach strahlende Abfälle aus
Atomkraftwerken, Kernforschungszentren,
Wiederaufarbeitungsanlagen wurden in dünnwandige, gelbe
Stahlfässer verpackt, zur Asse verfrachtet und dort
abgeworfen.
Zunächst unentgeltlich, später gegen eine geringe
Gebühr, aber immer noch ohne gesetzliche Grundlage. Als
die Mitte der 70er-Jahre geschaffen wurde, stopfte man
lieber noch rein, was gerade ging, und machte die Asse
dann schnell dicht. Die Zugänge zu den 13 Kammern mit
Atommüll wurden meterdick mit Beton gepfropft. Und dann
tat man so, als sei nichts, probierte noch ein bisschen
Verschlusstechniken im Salz. Und liess den lieben Gott
einen guten Mann sein.
Man hatte ja auch anderes im Kopf in dieser Zeit.
Gerade in der Politik. Es war die Zeit der RAF, die Zeit
der Bedrohung. Auch die Zeit der leichtfertigen
Verdächtigung. Bist du nicht für mich, dann bist du
gegen mich. Es ging immer gleich ums Ganze damals. Um
"Revolution" und "Staatsräson". Für die Asse, für die
Frage, wohin man denn mit den strahlenden Resten der
Kernforschung sollte, blieb da wohl eher wenig Zeit.
Ein paar Meter hinter dem leeren Bohrloch zeigt eine
Ytong-Wand die Stelle des Schachtes, hinter der die
Kammer 12 der Asse liegt. Davor hat sich ein sogenannter
Laugensumpf gebildet, ein Tümpel, in dem man auch
strahlendes Caesium 137 nachweisen kann.
Noch so ein Menetekel, das mit "Kontrollgebiet
radioaktiv" warnend in Worte gefasst wird. Und anhand
dessen man eine lange Geschichte darüber verfassen
könnte, auf welch unterschiedlichen Wegen Flüssigkeit in
einen Salzstock gelangen kann.
Sie kann zusammen mit anderen Stoffen von Bergleuten
eingebracht werden. Es kann auch Grundwasser von aussen
eindringen, was deutlich gefährlicher ist. Der Schacht
Asse I gleich in der Nähe wurde schon 1906 wegen zu
starken Laugenzuflusses geschlossen. Dennoch wurde das
Bergwerk 1972 vom damaligen Forschungsstaatssekretär
Klaus von Dohnanyi (SPD) für "mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit" dauerhaft für trocken
erklärt. Inzwischen ist man schlauer.
Schon seit 1988 fliesst stetig Wasser von aussen in
die Grube, derzeit noch weitab des Atommülls; aber wie
lange das so bleibt, weiss kein Mensch. Es gibt
Gutachten, nach denen die Asse noch bis 2020
"standsicher" ist, andere sprechen von 2014.
Man versucht derzeit alles, um das Bauwerk
einigermassen zu stabilisieren. Um Zeit zu gewinnen.
Irgendwann aber, das kann man sich denken, wenn man die
verbogenen Stahlträger und vom Druck des Gebirges
verformten Ziegelsteinwände hier unten anguckt, bricht
die Grube ein. Die Kontrolle über den Müll, die man
jetzt noch hat, wäre wahrscheinlich verloren.
Bohrlöcher, Laugentümpel und krumme Wände
Man braucht also gar nicht zu lange in der Nähe eines
leeren Loches auf der Sohle einer Schachtanlage zu
verbringen, um zu verstehen, warum die Menschen in der
Region oberhalb der Asse "grosse Hoffnung darauf setzen,
dass das Zeug wieder rausgeholt wird", wie es David
McAllister (CDU) beschreibt.
Niedersachsens Ministerpräsident hat sich abseits
aller Terminkalender unlängst selbst die Asse
angeschaut. Bohrlöcher, Laugentümpel, krumme Wände,
lange Risse im Salzgestein, Dosimeter, die null
anzeigen; er hat mit Leuten gesprochen, die sich
auskennen, und weiss jetzt, was hier los ist. Was sich
die Menschen wünschen, die hier leben. Entweder das Zeug
kommt raus. Oder man redet nicht mehr drüber. Aber das
wäre ja auch unerträglich.
Also redet man doch und trifft sich regelmässig in der
"Begleitgruppe Asse". Das ist so eine Art "runder
Tisch", ein Forum zur Verbesserung des gegenseitigen
Verständnisses ehemals verfeindeter Gruppen, wie bei
Stuttgart 21, nur ohne Kameras und Heiner Geissler.
Bund und Land, eher schwarz-gelb, sind ebenso
vertreten wie das Bundesamt für den Strahlenschutz
(BfS), inzwischen zuständig für das "Endlager Asse", mit
einem Chef, den ehemals Rot-Grün eingesetzt hat. Man
kabbelt sich immer noch ganz gern, traut sich auch nicht
wirklich über den Weg. Aber man nimmt das Problem Asse
ernst mittlerweile.
Auf allen Seiten, immerhin. Der Landrat von der SPD
ist da, alle anderen Parteien auch, Bürgerinitiativen,
Wissenschaftler. Sie alle hätten sich früher tagelang
ergebnislos streiten können über ein leeres Bohrloch.
Aber die Zeiten ändern sich ja. Auch das wird gerade
dokumentiert im Jägermeister-Land.
McAllister, der nach-nach-nach-nach-Nachfolger von
Albrecht
David McAllister zum Beispiel,
Nach-nach-nach-nach-Nachfolger des Atomkraftfans und
Parteifreunds Ernst Albrecht, steht jetzt vor dem
Sitzungssaal des "Trainings- und Weiterbildungszentrums
Wolfenbüttel" und lobt die Asse-Begleitgruppe als
"modellhaft auch für andere Regionen in Europa, wo es
darum geht, Fehler der Vergangenheit aufzuarbeiten".
Das ist nun eine gehobene Form der Entschuldigung,
aber der Ministerpräsident hat ja auch noch die
Genehmigung zum "Anbohren" der Asse-Kammern 7 und 12
mitgebracht, worauf man hier einigermassen lange
gewartet hat. Es wäre der Beginn einer "Faktenerhebung",
die irgendwann in das erklärte Ziel der Begleitgruppe
münden soll: die Rückholung der Fässer aus der Asse. So
etwas hat es noch nicht gegeben auf der Welt.
80.000 Tonnen strahlendes Irgendwas
Also freut sich der Sprecher der Bürgerinitiativen
über McAllisters Genehmigung so sehr von Herzen, dass
Ostern und Weihnachten in diesem Jahr doch auf einen Tag
fallen. Auch die schwarze Umweltstaatssekretärin und der
im schwarz-gelben Lager nicht unbedingt beliebte
BfS-Präsident Wolfram König vertragen sich demonstrativ.
Der Landrat ist sich im Anschluss an den Besuch sogar
sicher, dass die Menschen in seiner Region akzeptieren
werden, dass der alte Atommüll in ein Zwischenlager im
Landkreis Wolfenbüttel gebracht werden müsste. Möglichst
nah dran am Schacht. Wenn man die 80.000 Tonnen
strahlendes Irgendwas denn tatsächlich eines Tages
rausbekommt aus der Asse.
Kammer 12 ist seit 30 Jahren verschlossen
Die turnhallengrossen Kammer 12, 750 Meter unter der
Erde, vielleicht 20 Meter entfernt vom leeren Loch, ist
seit 30 Jahren verschlossen. Niemand weiss, wie es
aussieht hinter dem "Pfropfen". Welche Hohlräume sich
gebildet haben, welche Gase, welche chemischen
Verbindungen. Ob die Fässer geplatzt, ihr Inhalt
womöglich mit Salz und Berg verklumpt ist.
Ob sie tatsächlich rückholbar sind. Am Ende weiss man
noch nicht mal, wie gefährlich es tatsächlich wäre, wenn
doch alles hier unten bleiben müsste. Findet man die
Radioaktivität dann in 150 Jahren im Wolfenbütteler
Kopfsalat? Oder, der Scherz liegt leider nahe, gar im
Jägermeister?
Bestätigt sich der Verdacht, dass die Krebsrate schon
gestiegen ist, strahlungsbedingt, in den umliegenden
Gemeinden? Oder findet man im Grunde immer was, wenn man
nur genau genug hinguckt? Es gibt jedenfalls deutlich
mehr Fragen als Antworten hier im Landkreis
Wolfenbüttel.
Die Strahlenschützer vom Endlager Asse haben am
vergangenen Montag noch einmal eine kleine Menge Lauge
aus dem leeren Loch geholt. 0,3 Liter, 80 000 Becquerel
Strahlung von Cäsium 137. Mehr als in japanischem Salat;
aber nur ein Drittel des Werts, den man vier Tage zuvor
ermittelt hatte. Aber ist das jetzt eine gute Nachricht?
"Glückauf!", verabschieden sich die Kumpel hier unten im
Schacht. Glückauf, der alte Bergmannsgruss. Der passt ganz
gut für die Zukunft der Asse.>
Deutschland 22.5.2011: Endlager Gorleben soll
nach "unbekannten Kriterien" ausgesucht worden sein: Endlager-Debatte: Strahlenschutz-Chef fordert
Alternativen zu Gorleben
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,764119,00.html
Kommentar
Hier offenbart sich endlich die korrupte Atomindustrie:
"Unbekannte Kriterien" heisst, dass die Atom-Manager
sich gesagt haben: "Es wird schon gehen, wir müssen gar
nicht erst untersuchen". Die Manager haben die Strahlung
gar nicht ernst genommen. Unverantwortlicher geht es
nicht.
Der Artikel:
<Ist der Salzstock Gorleben geeignet als
atomares Endlager? Wolfram König, Präsident des
Bundesamtes für Strahlenschutz, will seine Hand dafür
nicht ins Feuer legen: Der Standort sei nach
"unbekannten Kriterien" ausgesucht worden.
Alternativen müssten offen diskutiert werden.
Köln - Der Chef des Bundesamts für Strahlenschutz,
Wolfram König, will bei der Suche nach einem Endlager
für hochradioaktiven Atommüll auch Alternativen zum
Standort Gorleben prüfen. "Wir brauchen ein
systematisches Verfahren, das nach den
Sicherheitsanforderungen aufgestellt ist", sagte König
im Deutschlandfunk.
Gorleben sei vor mehr als 30 Jahren nach "bis heute
unbekannten Kriterien" ausgesucht worden, sagte der
Behördenchef. Es sei bis zum Schluss nicht geklärt
worden, wie sich eigentlich der Standort Gorleben bei
dem Vergleich herauskristallisiert habe.
Ob Gorleben geeignet sei, lasse sich noch nicht
abschliessend beurteilen. Diese Einschätzung begründet
König so: "Gorleben hat aber nicht nur ein fachliches
Problem eventuell, es gibt dort durchaus Schwachpunkte,
die man untersuchen muss, wie zum Beispiel ein fehlendes
zweites Deckgebirge über dem Salzstock."
König zog eine Parallele zwischen dem geplanten
Endlager und dem Streit um das Bauprojekt "Stuttgart
21". In beiden Fällen müsse die Planung transparent
gemacht werden. Bei der Endlager-Suche müsse offen
kommuniziert werden, nach welchen Kriterien ein Standort
ausgewählt wurde, wie man die Ergebnisse bewertet habe.
König kritisiert: "Das ist im Fall Gorleben leider nicht
passiert. Dort hat man, bewusst übrigens, die
Öffentlichkeit bisher nicht beteiligt in einem
formalisierten Verfahren."
Einige Forscher schlagen als Alternative Kurzzeit-Endlager
für hochradioaktiven Müll vor - so sei der Atommüll
sicher untergebracht, bis man Lösungen für die Ewigkeit
finde.
lis/AFP>
17.7.2011: Schweizer Regierung verschweigt
"Atomfabrik" zum Verschweissen des hochradioaktiven
Abfalls: Bund verheimlichte Atomfabrik
http://bazonline.ch/schweiz/standard/Bund-verheimlichte-Atomfabrik/story/19021425
<Laut eines Zeitungsberichtes will
die Nagra an einem möglichen Standort für ein Lager auch
gleich eine «heisse Zelle» bauen. Die Erkenntnis sorgt
für rote Köpfe und wirft Fragen auf.
Auf der Suche nach einem Tiefenlager für radioaktive
Abfälle hat der Bund gegenüber der Öffentlichkeit bisher
ein brisantes Thema verheimlicht. Das schreibt die
«SonntagsZeitung».
Das Bundesamt für Energie und die Nationale
Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle
(Nagra) planen am Entsorgungsplatz in der Schweiz eine
sogenannte «heisse Zelle». Das ist ein Hochsicherheitsgebäude,
in dem stark radioaktive Brennelemente verarbeitet und
in Endlagerbehälter verschweisst werden sollen.
Bisher war bloss von einer Verpackungsanlage die Rede
gewesen.
Strahlensicheres Spezialgebäude
Der Plan sieht gemäss der «SonntagsZeitung» so aus,
dass Brennelemente per Bahn in sogenannten
Castorbehältern angeliefert würden. Die soliden Behälter
eignen sich zwar für Transport des strahlenden
Materials, für die Lagerung sind sie jedoch zu schwer.
Im künftigen Lager müsste der radioaktive Müll deshalb
in kleinere Container verpackt werden. Diese Arbeit
würde dann von Robotern in einem Hochsicherheitsgebäude
ausgeführt werden. Ein solcher Trakt muss streng bewacht
werden, komplett strahlensicher und gegen
Terroranschläge geschützt sein, hebt die Zeitung hervor.
Gegenüber der «SonntagsZeitung» bestätigte die Nagra
den Plan. Die Anlage werde analog zum Zwischenlager in
Würenlingen «als heisse Zelle ausgelegt werden –
vermutlich aber grösser», so Nagra-Sprecher Heinz Sager.
Die Politik ist überrascht
Vertreter und Bürger der möglichen Standortgebiete sind
überrascht. «Die Bevölkerung geht davon aus, dass der
radioaktive Abfall bereits fertig verpackt im Lager
ankommt und dort sogleich in den Untergrund verfrachtet
wird», sagt die Schaffhauser SP-Kantonsrätin Martina
Munz gegenüber der «SonntagsZeitung».
Eine solche Anlage berge ein viel höheres
Gefahrenpotenzial als ein Aufbewahrungsort für Abfälle,
wie dies die Nagra bisher dargestellt habe, so Munz
gegenüber der Zeitung.
«Für uns ist neu, dass es eine Nuklearanlage geben
wird», sagt die Schaffhauser Regierungsrätin Ursula
Hafner-Wipf. Auch der grüne Konstanzer
Landtagsabgeordnete Siegfried Lehmann staunt: «Ich bin
seit Jahren als Vertreter auf der deutschen Seite in
diesen Prozess der Lagersuche involviert. Von einer
oberirdischen nuklearen Anlage wusste ich nichts.»
Fragen müssen auf den Tisch
Die Frage bleibt, wie es möglich ist, dass die Nagra
die Öffentlichkeit bisher nicht im Detail über diese
hochsensible Anlage informiert hat. Walter Wildi,
Professor für Geologie an der Universität Genf sagt
gegenüber der «SonntagsZeitung»: «Dieser Frage sind die
Behörden und die Nagra bisher immer ausgewichen.»
Doch jetzt müssten die Fragen auf den Tisch. «Es ist
wichtig für die Bevölkerung zu wissen, dass sie nicht
einfach einen Bahnhof als Umladestation erhält, sondern
eine Kernanlage». so der ehemalige Präsident er
Kommission für die Sicherheit von Kernanlagen.
Denn, vieles muss noch geklärt werden, schreibt die
«SonntagsZeitung». Zum Beispiel die Frage, wie gross die
Distanz einer solchen Anlage zu Wohnhäusern und Schulen
haben muss, oder ob sie in einem Gebiet liegen darf,
unter dem es Trinkwasservorkommen gibt.
Deutschland zeigt sich überrascht
Es sei möglich, dass bisher zu wenig verständlich
informiert wurde, sagt das Bundesamt für Energie zu den
Recherchen der Zeitung. «Wir werden Lehren daraus
ziehen», sagt der zuständige Chefbeamte Michael
Aebersold.
Unterdessen bittet der Baden-Württembergische
Umweltminister Franz Untersteller Bundesrätin Doris
Leuthard schriftlich um einen Termin, um die Fragen zum
Tiefenlager zu besprechen. Zudem verlangt der grüne
Minister, dass nicht nur deutsche Bürger im Umkreis von 5
Kilometern, sondern von 30 Kilometern bei der
Standortsuche mitreden dürfen. (pbe)>
Wenn Atommüll gelagert wird, entwickelt sich MEHR
Radioaktivität - Beispiel Gorleben:
Deutschland 25.8.2011: <Energie: Gestiegene
Strahlenwerte am Zwischenlager Gorleben>
http://www.n-tv.de/ticker/Gestiegene-Strahlenwerte-am-Zwischenlager-Gorleben-article4142051.html
<Gorleben (dpa) - Bei
Messungen am Atommüllzwischenlager Gorleben sind im
Vergleich zum Vorjahr gestiegene Strahlenwerte
festgestellt worden. Das niedersächsische
Umweltministerium geht aber davon aus, dass dadurch der
nächste Castor-Transport mit Atommüll nach Gorleben
nicht gefährdet ist. Der Halbjahreswert für
Neutronenstrahlung am Zaun des Zwischenlagers lag im
vorigen Jahr bei 0,23 Millisievert, jetzt bei 0,27
Millisievert. Erlaubt ist ein Wert von 0,30. Der genaue
Grund für die gestiegenen Messwerte sei noch unklar.
Quelle: n-tv.de / dpa>
Deutschland 26.8.2011: Am Eingang zum
Zwischenlager Gorleben steigt die Strahlung, und
keiner weiss warum: Atommüllzwischenlager: Strahlung in Gorleben rätselhaft
hoch
aus: Financial Times Deutschland online:
http://www.ftd.de/wissen/technik/:atommuellzwischenlager-strahlung-in-gorleben-raetselhaft-hoch/60095817.html
<Im Herbst soll der nächste
Castor in das niedersächsische Zwischenlager rollen.
Messwerte vom Zaun der Anlage gefährden dieses
Vorhaben: die Strahlenbelastung nähert sich dem
zulässigen Höchstwert - und keiner weiß warum.
Bei Messungen am Atommüllzwischenlager Gorleben
sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Strahlenwerte
festgestellt worden. Das niedersächsische
Umweltministerium geht dennoch davon aus, dass dadurch der
nächste Castor-Transport mit Atommüll nach Gorleben in
diesem Herbst nicht gefährdet ist. Das sagte eine
Sprecherin am Donnerstag.
Der Halbjahreswert für
Neutronenstrahlung am Zaun des Zwischenlagers lag
nach Angaben des Ministeriums im vorigen Jahr bei
0,23 Millisievert, in diesem Jahr bei 0,27
Millisievert. Auf das Jahr betrachtet ist dort ein
Wert von 0,30 Millisievert erlaubt. Der genaue Grund
für die gestiegenen Messwerte sei noch unklar, sagte
die Sprecherin. Es sei aber möglich, dass die
Steigerung daraus resultiere, dass ein Messpunkt um
vier Meter versetzt worden sei und dadurch etwas
näher an der Halle mit den Castor-Behältern liege.
Das NDR-Fernsehmagazin "Hallo
Niedersachsen" zitierte einen internen Vermerke der
Behörde, die für die Messungen verantwortlich ist. In
dem Vermerk des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft,
Küsten- und Naturschutz (NLWKN) heißt es, nach den
aktuellen Werten sei nicht auszuschließen, dass die
erlaubte Jahresdosis für 2011 überschritten werden
könnte. Eine Einlagerung weiterer Castor-Behälter wäre
dann nicht zulässig, heißt es weiter.
Umweltministerium
überlegt Renovierung Die Sprecherin des
Umweltministeriums wies darauf hin, dass die
Grenzwerte für das Zwischenlager Gorleben deutlich
schärfer seien als für andere deutsche Atomanlagen an
vergleichbarer Stelle - dort gelte in der Regel ein
Jahresgrenzwert von 1,0 statt wie in Gorleben von 0,3
Millisievert. Um den nächsten Castor-Transport dennoch
in das Zwischenlager bringen zu können, sei es
denkbar, die Neutronenstrahlung durch zusätzliche
Abschirmmaßnahmen abzufangen, sagte sie. Eine wirksame
Maßnahme könnte auch die Umstellung der Behälter
innerhalb des Lagers sein, um den Abstand zum Zaun des
Betriebsgeländes zu erhöhen, wo gemessen wird.
Die Grünen im niedersächsischen
Landtag forderten umgehend, den nächsten
Castor-Transport nach Gorleben für den Herbst
abzusagen. Die Werte seien ein Alarmsignal.
Fraktionschef Stefan Wenzel warnte Landesregierung und
Atomindustrie davor, weitere Einlagerungen durch
Tricks und Manipulationen ermöglichen zu wollen. Die
Umstellung von Behälter sei eine "abenteuerliche
Überlegungen".
Die endgültige Entscheidung, ob
es in diesem Jahr einen Castor-Transport nach Gorleben
gibt, fällt nach Angaben aus dem Ministerium im
Oktober.>
1.9.2011: "USA", Ostküste: Atommüllfässer wurden
durch Erdbeben verschoben: US-Ostküste: Atommüll-Tonnen von Erdbeben verrückt
http://www.20min.ch/news/dossier/atomenergie/story/11860408
<Das Erdbeben an der US-Ostküste hat in einem AKW
für eine Schrecksekunde gesorgt. tonnenschwere
Atommüll-Behälter bewegten sich mehrere Zentimeter.
Das Erdbeben an der US-Ostküste hat in einem
Atomkraftwerk tonnenschwere Atommüll-Behälter
zentimeterweit von der Stelle bewegt. «Sie blieben
aber aufrecht stehen und sind intakt», sagte ein
Sprecher des AKW-Betreibers Dominion Resources der
Zeitung «Richmond Times-Gazette».
Den Angaben zufolge verrückten die Erschütterungen
alle 25 in der Anlage eingelagerten Behälter um bis zu
elf Zentimeter. Diese sind fünf Meter hoch, wiegen 115
Tonnen und stehen auf einer Betonschicht.
Das Kernkraftwerk in North Anna im US-Bundesstaat
Virginia steht seit dem Erdbeben am 23. August still.
Der Standort liegt nur knapp 20 Kilometer vom
Epizentrum des Bebens entfernt, das eine Stärke von
5,8 erreichte.
Nach der Naturkatastrophe im März in Japan, bei der
ein Tsunami eine Kernschmelze in mehreren Reaktoren
ausgelöst hat, schürte der Vorfall auch in den USA die
Diskussion über die Sicherheit der Energietechnik.
(sda)>
Deutschland 2.9.2011: Weniger Mädchengeburten
rund um das Atommülllager Gorleben: Atomlager: Rund um Gorleben werden weniger Mädchen
geboren
http://www.welt.de/politik/article13581589/Rund-um-Gorleben-werden-weniger-Maedchen-geboren.html
<Im Umkreis von 35 Kilometern
um Gorleben werden seit der Lagerung von Atommüll
weniger Mädchen geboren. Die Ursache dafür ist noch
nicht bekannt.
Das Landesgesundheitsamt in Hannover hat das verschobene
Geschlechterverhältnis bestätigt.
Nach der Einlagerung der ersten Castor-Behälter im
Zwischenlager Gorleben hat sich in der Region das
Geschlechterverhältnis bei Geburten zuungunsten der
Mädchen verschoben. Das stellt ein unveröffentlichter
Bericht des Landesgesundheitsamtes in Hannover fest, der
der Nachrichtenagentur dapd vorliegt.
Das Amt analysierte Geburten im 35-Kilometer-Radius um
Gorleben in vier Bundesländern. Dort wurden vor der
ersten Castor-Einlagerung
auf 100 Mädchen 101 Jungen geboren, danach jedoch
auf 100 Mädchen 109 Jungen. Statistisch kommen
bundesweit 105 Jungen auf 100 Mädchen zur Welt.
Es gebe nunmehr einen „unabhängigen Nachweis, dass um
das Transportbehälterlager Gorleben Verschiebungen im
sekundären Geschlechterverhältnis seit 1996 zu
beobachten sind“, heißt es in dem Bericht. Damit sei
jedoch „noch kein Beweis in Richtung auf eine
stattgefundene Strahlenbelastung
im Niedrigdosisbereich“ durch das Castor-Lager
Gorleben gegeben.
Das sogenannte sekundäre Geschlechterverhältnis
bezieht auf die Verteilung der Geschlechter bei der
Geburt.
Effekt auch bei anderen Atomanlagen
Der erste Castor-Behälter mit hochradioaktivem Müll
erreichte 1995 Gorleben. Das Landesgesundheitsamt
vergleicht die Geburten um Gorleben in den Jahren 1991
bis 1995 mit denen in den Jahren 1996 bis 2009. Der
Bericht für das niedersächsische Sozialministerium
überprüft vorangegangene Berechnungen des
Biostatistikers Hagen Scherb vom Helmholtz Zentrum
München.
Scherb hatte auch für die Umgebung anderer deutscher
Atomanlagen ein Defizit an Mädchen bei den Geburten
festgestellt.
Die statistischen Hauptaussagen von Scherb für das
niedersächsische Gebiet um Gorleben hätten Bestand,
stellt der Bericht fest. Das habe Veranlassung dafür
gegeben, die Auswertungen auf das in Brandenburg,
Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt gelegene Gebiet
um Gorleben auszudehnen.
Im gesamten 35-Kilometer-Radius um Gorleben wurden dem
Bericht zufolge von 1991 bis 2009 knapp 27.000 Kinder
geboren. Bis 1995 zählte das Amt dabei 3.558 Mädchen und
3.600 Jungen, ab 1996 dann 9.437 Mädchen und 10.323
Jungen.
Keine höhere Strahlung feststellbar
Die nachgewiesene Verschiebung im
Geschlechterverhältnis müsse getrennt von Scherbs These
diskutiert werden, dass Radioaktivität das
Geschlechterverhältnis bei Geburten verändern könne,
betont der Bericht allerdings. Um das Zwischenlager
Gorleben sei keine relevante zusätzliche Exposition der
Bevölkerung durch Strahlung beobachtet worden.
Nach Angaben des Landesgesundheitsamtes wurde der
Bericht mit dem Titel „Veränderungen im sekundären
Geschlechterverhältnis in der Umgebung des
Transportbehälterlagers Gorleben ab 1995“ im Juli
abgeschlossen.
Derzeit liege er den Auftraggebern vor und solle in
einigen Wochen veröffentlicht werden, sagte ein Sprecher
des Amtes. Das Zwischenlager Gorleben hatte zuletzt durch
eine erhöhte Strahlung am Zaun seines Geländes
Schlagzeilen gemacht.
dapd/sara>
Deutschland
5.10.2011: Trotz aller Risiken soll der Salzstock
von Gorleben weiter Atommüll-Endlager sein: 100.000 Kubikmeter
Uran-Abfall: Gorleben soll mehr leisten
http://www.n-tv.de/politik/Gorleben-soll-mehr-leisten-article4456446.html
Fototext: 1983 war entschieden worden, dass Gorleben als
Endlager erforscht wird.
Der Artikel:
<Um den Salzstock Gorleben als
Standort für ein mögliches Atommüll-Endlager wird
seit 30 Jahren gestritten. Gutachter widersprechen
Gutachtern. Klar ist heute, Gorleben war von Anfang
an politisch gewollt. Ein Neustart nach einer
Endlager-Suche gilt als wahrscheinlich. Dennoch
plant die Bundesregierung weiter mit Gorleben. Dabei
treten jetzt ganz neue Dimensionen zutage.
Ende November könnte der nächste Castor-Transport
nach Gorleben starten. Im Vorfeld werfen Gegner den
Behörden vor, frisierte
Messwerte um das Atommülllager verbreitet zu
haben. Auch die SPD-Bundestagsfraktion dringt auf eine
rasche Begutachtung möglicher Strahlengefahren durch
den Bundestags-Umweltausschuss. Dort wiederum tritt
zutage, was bisher bei der Suche nach einem
Atommüll-Endlager schief gelaufen ist.
Der Ausschuss zeige die ganzen
Fehler bei der bisherigen Endlagersuche auf:
Manipulationen, Mauscheleien
und vor allem mangelnde Transparenz. Die Grünen
streiten parteiintern, ob bei einem Neustart neue
Standorte mit Gorleben verglichen werden sollen oder
ob man das Endlagerprojekt im Wendland gleich
beerdigt. Grüne, SPD und Linke wollen zur
Durchleuchtung der 90er Jahre auch die damalige
Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) noch hören,
in deren Amtszeit das Projekt vorangetrieben wurde,
bevor Rot-Grün einen Erkundungsstopp verfügte. An
Gorleben, so heißt es immer wieder, sei aus
politischen Gründen und nicht nach wissenschaftlichen
Kriterien festgehalten worden.
Während Niedersachsen sich damals
bereit erklärte, ein Endlager zu errichten, geht die
heutige Regierung auf Distanz, wohlwissend, dass
bei einem Neustart zwar Gorleben ausscheiden, aber die
schon vor 35 Jahren favorisierten anderen 41
Salzstöcke in Niedersachsen, Bremen,
Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt und Brandenburg wieder zum Thema werden
könnten.
Gorleben könnte noch mehr Atommüll
aufnehmen
Würde die Entscheidung doch auf
Gorleben hinauslaufen, könnten dort mehr radioaktive
Abfälle eingelagert werden als bisher offiziell
bekannt. Zu dem hochradioaktiven Müll sollen auch bis
zu 100.000 Kubikmeter abgereichertes Uran hinzukommen,
das nicht in das Endlager Konrad für schwach- und
mittelradioaktive Abfälle gebracht werden kann. Dies
geht aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums an
die Grünen-Abgeordnete Sylvia Kotting-Uhl hervor.
Die Mengen würden bei weiten das
Volumen hochradioaktiver Abfälle übertreffen, die auf
29.000 Kubikmeter geschätzt werden. Das Bundesamt für
Strahlenschutz (BfS) rechnet zudem mit bis zu 5000
Kubikmetern Abfällen mit geringer Wärmeentwicklung,
die nicht für Schacht
Konrad geeignet sind. Die Gesellschaft für
Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) geht hier von bis
zu 8800 Kubikmetern aus. Hinzu kommen graphithaltige
Abfälle von 500 bis 1000 Kubikmetern.
14 Kilometer lang und 4 Kilometer
breit
Alle anderen schwach- und
mittelradioaktiven Abfälle aus kerntechnischen Anlagen
sollen nach Schacht Konrad gehen. Dieses Lager ist
frühestens 2014 startklar. Der Salzstock Gorleben gilt
als groß genug, um solche zusätzlichen Mengen
aufzunehmen. Allerdings ist bisher unklar, welche
zusätzlichen Sicherheitsanforderungen notwendig wären.
In der Vergangenheit wurde auch über eine
"Ein-Endlager-Lösung" diskutiert - aber letztlich
beschlossen, nicht hochradioaktive Abfälle in Schacht
Konrad in Salzgitter einzulagern.
Der Salzstock Gorleben galt vielen
Experten daher zuletzt als überdimensioniert. Er ist
etwa 14 Kilometer lang und bis zu 4 Kilometer breit.
Er reicht aus 3,5 Kilometern Tiefe hinauf bis auf etwa
260 Meter unter der Oberfläche. Das
"Erkundungsbergwerk" umfasst zwei Schächte von 840 und
940 Metern Tiefe. In seine Erkundung sind bereits mehr
als 1,5 Milliarden Euro investiert worden.
ppo/dpa>
Ein Atommülllager kann heftige Arbeit
verursachen:
Deutschland
6.10.2011: Atommüll im Lager Asse soll "geborgen"
werden - und das dauert 10 Jahre: Marodes Bergwerk: Bergung
des Asse-Atommülls wird mehr als zehn Jahre dauern
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,790274,00.html
<Die Bergung des Atommülls aus
dem Zwischenlager Asse hat noch nicht begonnen, und
schon drohen neue Verzögerungen: Das Bundesamt für
Strahlenschutz geht davon aus, dass die Rückholung
des strahlenden Abfalls mehr als zehn
Jahre in Anspruch nehmen wird.
Remlingen - Die Bergung des
Atommülls aus dem maroden Lager Asse bereitet
weiterhin Probleme. Nach einer Schätzung des
Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) dürfte es wegen
zahlreicher Unwägbarkeiten mehr als ein Jahrzehnt
dauern, ehe die Abfälle aus dem ehemaligen Bergwerk
herausgeholt sind. "In zehn Jahren werden wir eine
Rückholung nicht abgeschlossen haben", sagte
BfS-Präsident Wolfram König im niedersächsischen
Remlingen.
Bis 1978 wurden in dem früheren Salzbergwerk Asse bei
Wolfenbüttel 126.000 Behälter mit schwach- und
mittelradioaktivem Müll abgekippt. Nach schweren
Versäumnissen wurde dem Betreiber, dem
Helmholtz-Zentrum München, 2009 die Verantwortung
entzogen und dem BfS übertragen. In das Lager dringen
täglich geschätzte 12.000 Liter Wasser ein.
Noch in diesem Jahr könnte endlich
mit einer Probebohrung in eine verschlossene Kammer
begonnen werden, doch das BfS muss zunächst 1400
Einzelschritte und 32 Auflagen abarbeiten. Um den
mittel- und schwachradioaktiven Müll bergen zu können,
soll ein neuer Schacht etwa 500 Meter vom Bergwerk
entfernt gebaut werden.
Wohin mit dem Müll?
Insgesamt müssen bis zu 100.000 Tonnen Atommüll
geborgen werden, die zunächst in einem eigenen
Zwischenlager gelagert werden sollen. Unklar ist, in
welches Endlager der Asse-Müll kommen könnte, da das
Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle,
Schacht Konrad, nach der bisherigen Genehmigung diese
Mengen nicht aufnehmen kann. Die Bergung könnte
mehrere Milliarden Euro kosten und soll zum Teil durch
die Einnahmen aus der Brennelementesteuer bezahlt
werden.
Für das BfS ist es ein Wettlauf mit
der Zeit. Das Wasser gefährdet die Standfestigkeit des
einsturzgefährdeten Bergwerks. Zudem drückt das
Gebirge massiv. "Wir wissen, dass wir eine Aktivität
haben, die nicht beruhigt", sagte König. Man hoffe,
dass man mit Stabilisierungsmaßnahmen das Werk noch
für mehr als zehn Jahre sichern könne. Das oberste
Ziel sei es, die Asse sicher zu schließen. Eine
Rückholung des Atommülls gewähre die beste
Langzeitsicherheit vor Strahlung.
Die SPD-Kreistagsabgeordnete Heike
Wiegel, die auch Mitglied der Bürgerinitiative
AufpASSEn ist, betonte mit Blick auf die Zweifel des
Bundesumweltministeriums: "Wenn es so dargestellt
wird, dass die Rückholung nicht möglich ist, dann
liegt es am Geld oder am Nichtwollen".
mbe/dpa>
In Deutschland ist das Atommülllager Asse ein Schwimmbad
geworden:
Atommülllager Asse 27.12.2011:
Es dringt so viel Wasser ein, dass die Flutung
bevorsteht: Aussagen zu Asse bleiben Mangelware: Atomkraftgegner
fürchten
Flutung
http://www.n-tv.de/politik/Atomkraftgegner-fuerchten-Flutung-article5085751.html
<Atomkraftgegner geben einer
Bergung des Atommülls aus dem maroden Lager Asse bei
Wolfenbüttel keine Chance mehr. Sie vermuten, dass die
Zeit gegen die Rückholung der Fässer arbeite. Täglich
sickern große Mengen Wasser in das Bergwerk ein, so dass
am Ende eine Flutung der Anlage statt der Bergung der
Fässer bevorzugt werden könnte.
Atomkraftgegner fürchten, dass die rund 126.000
Atommüllfässer aus dem einsturzgefährdeten Lager Asse
bei Wolfenbüttel nun doch nicht geborgen werden sollen.
Sie warfen Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU)
vor, die Rückholung des Mülls zu verzögern und zu
torpedieren. Offensichtlich werde statt der Bergung
inzwischen eine Flutung des maroden Lagers bevorzugt,
kritisierte der Asse-Koordinationskreis, in dem sich
atomkritische Gruppen zusammengeschlossen haben.
Das Lager gilt als stark einsturzgefährdet, täglich
sickert Wasser von außen ein. Für Wirbel gesorgt hatte
zuletzt ein Vermerk des Bundesamtes für Strahlenschutz
zur bergtechnischen Sicherheit der Grube. Darin hatte es
geheißen, es könnten bis Ende 2012 Dinge eintreten, die
eine Rückholung des Mülls unmöglich erscheinen ließen.
Daraufhin hatte der scheidende niedersächsische
Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) erklärt, es
gebe keine Chance mehr für eine Bergung des Atommülls.
Stattdessen sei so schnell wie möglich ein sicherer
Verschluss der Asse notwendig. Das Ziel, den Müll zu
bergen, scheine angesichts von Bedenken des Bundesamtes
für Strahlenschutzes nicht mehr erreichbar.
Rückholung als beste Option
Die Atomkraftgegner warfen Röttgen vor, er arbeite seit
fast zwei Jahren gegen die Rückholung des Mülls. Röttgen
habe sich auch noch nie vor Ort über die Lage in dem
alten Bergwerk informiert. Auch das niedersächsische
Umweltministerium verzögere durch seine Genehmigungs-
und Auflagenpraxis eine Rückholung des Mülls.
Im Januar 2010 hatte das Bundesamt für Strahlenschutz das
Ergebnis eines Vergleichs von verschiedenen Möglichkeiten
zur Sicherung des einsturzgefährdeten Lagers vorgestellt.
Eine Rückholung der Atommüllfässer wurde damals als beste
Option präsentiert. Zur Alternative standen eine
Verfüllung der Stollen oder die Umlagerung der Müllfässer
in tiefere Schichten des alten Salzbergwerks.
dpa>
Atommülllager sind NICHT SICHER - Beispiel Brunsbüttel in
Deutschland:
7.3.2012: Atommüllfässer können rosten und Risse
bekommen - Beispiel Brunsbüttel: Brunsbüttel: Atommüll-Fässer rosten im Boden vor sich
hin
http://www.welt.de/regionales/hamburg/article13908578/Atommuell-Faesser-rosten-im-Boden-vor-sich-hin.html
<Bereits
im Dezember waren Korrosionen und Risse an einem Fass
festgestellt worden. Vattenfall informierte die
zuständigen Behörden aber erst jetzt.
Die
Atomaufsicht in Kiel hat die Umlagerung von
Atommüllfässern in Gusscontainer auf dem Gelände des
stillgelegten Atomkraftwerks Brunsbüttel gestoppt. Es
seien korrodierende Stahlblechfässer entdeckt worden,
teilte der für die Atomaufsicht zuständige
Justizminister Emil Schmalfuß (parteilos) am Mittwoch in
Kiel auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz
mit. „Wichtig ist zunächst, dass keine unzulässige
Radioaktivität freigesetzt wurde und keine Gefahr für
Mitarbeiter und Anwohner besteht“, betonte Schmalfuß.
Starke Korrosion und Risse an einem
entleerten Fass
In den in
unterirdischen Kavernen gelagerten rund 500 Fässern
befinden sich schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus
dem Reaktorbetrieb. Dazu gehören Filterharze und
Verdampferkonzentrate. Diese Abfälle werden zur Zeit auf
die Endlagerung im Schacht Konrad vorbereitet und dafür
in Gusscontainer umgefüllt.
Am 10. Januar
2012 wurden nach Angaben der Atomaufsicht vom TÜV Nord
im Rahmen regelmäßiger Kontrollen bei einem bereits
entleerten Fass sehr starke Korrosion und eine
Zerstörung des Fassmantels festgestellt.
Der Fassinhalt
sei zuvor ordnungsgemäß in der hierfür vorgesehenen
Umsauganlage aufgefangen worden.
Ein Austritt von Radioaktivität beim
Anheben oder Absetzen möglich
„Nach
sorgfältiger Auswertung aller bisher vorliegenden
Informationen haben wir aber festgestellt, dass weitere
Fässer zum Teil erhebliche Korrosionserscheinungen
aufweisen“, erklärte Schmalfuß. Es könne nicht
ausgeschlossen werden, dass bei Handhabungen wie dem
Anheben, Umsetzen oder Absetzen solcher Fässer
radioaktive Stoffe freigesetzt werden.
Vom Betreiber
Vattenfall erwarte das Ministerium, sich zur
unterbliebenen Meldung dieses Vorfalls zu äußern, so
Schmalfuß weiter. „Obwohl die Zerstörung des Fasses von
der Betreibergesellschaft – laut deren Unterlagen –
bereits am 15. Dezember 2011 festgestellt wurde, sind
wir darüber nicht informiert worden – da es sich nach
Ansicht der Betreiberin nicht um ein meldepflichtiges
Ereignis handele.“
dpa/cal>
Greenpeace warnt: Rückbau von AKWs kostet MILLIARDEN - und
die Lagerung von Atommüll NOCHMALS MILLIARDEN:
Die nackte Wahrheit über Lager und Rückbau
11.4.2012: <Greenpeace-Studie: AKW-Abriss könnte
Bürger Milliarden kosten> - und die "Endlagerung"
kostet noch einmal Milliarden und niemand will
bezahlen
http://www.welt.de/wirtschaft/energie/article106173123/AKW-Abriss-koennte-Buerger-Milliarden-kosten.html
<Die Umweltorganisation Greenpeace fürchtet, dass
die Kosten für den Rückbau alter Atomkraftwerke aus
dem Ruder laufen könnten. Die Rückstellungen der
Energiekonzerne reichten nicht aus.
Von Jens Twiehaus
Der Abriss alter
Atomkraftwerke und die Endlagerung von Strahlenmüll
könnte einer Studie von Greenpeace zufolge die
Steuerzahler ab 2022 teuer zu stehen kommen. Dann endet
die entsprechende Vereinbarung, wonach alle vier
Energiekonzerne beim Rückbau für ihre jeweiligen
Kernkraft-Tochterfirmen einstehen müssen, wie die
Autorin der Studie, Bettina Meyer, erläuterte.
Greenpeace
forderte deshalb, die Konzerne sollten die von ihnen zur
Seite gelegten Milliarden für die Endlagerung von
Atommüll in einen öffentlichen Fonds einzahlen. Das Geld
für die Demontage könnte bei den Unternehmen bleiben.
Die
Bundesregierung wies den Vorschlag für einen Staatsfonds
umgehend zurück. Auch das Deutsche Atomforum als
Interessenvertretung der Energiekonzerne hält jedoch am
bisherigen System fest.
"Die
AKW-Betreiber haben sich in der Vergangenheit zu
ihrer Verantwortung bekannt und werden das
uneingeschränkt auch in Zukunft tun", sagte
Atomforums-Präsident Ralf Güldner. Er sah kein Risiko,
dass die Kosten aus dem Ruder laufen könnten. Durch die
Erfahrungen beim Rückbau könnten die Aufwendungen
"zuverlässig eingeschätzt werden".
44 Milliarden Euro für Demontage und
Lagerung
Greenpeace
hält Kosten von 34 Milliarden Euro für den Abbau und die
Endlagerung für realistisch. Dennoch rechnen die
Umweltexperten auch mit einem hohen Risiko, die die
Ausgaben schnell auf 44 Milliarden Euro katapultieren
könnten. Die jahrzehntelangen Arbeiten könnten gar bis
zu 60 Milliarden erfordern, sagte
Greenpeace-Energieexperte Thomas Breuer.
Die Energiekonzerne halten laut Atomforum derzeit rund
30 Milliarden Euro bereit, haben Greenpeace-Schätzungen
zufolge aber vergangenes Jahr weitere drei bis vier
Milliarden angesammelt. Diese Rückstellungen seien
intransparent, kritisierte Greenpeace. Sie seien in der
Bilanz jedes Konzerns verbucht – mit ihnen könnten die
Firmen aber weiter wirtschaften.
Umweltschützer
befürchten, die Energiekonzerne könnten sich bei den
Kosten für den Rückbau alter Atomkraftwerke aus der
Verantwortung stehlen. Meyer zufolge wäre es denkbar,
dass sich ein Energiekonzern von seiner Atomsparte
trenne. Weil diese Sparte ohne laufendes Atomkraftwerk
kein Geld mehr verdiene, lebte sie fortan nur von den
Rücklagen.
"Kommen
unvorhergesehene Kosten, sind sie pleite", sagte Meyer.
Möglich wäre dieses Szenario ab April 2022 - dann laufe
eine entsprechende Solidarvereinbarung aus dem Jahr 2001
aus, die die Konzerne an die Entsorgungspflichten ihrer
Atom-Tochterfirmen binde.
Greenpeace fordert Verpflichtung der
Konzerne
Den
Steuerzahlern drohe dann ein "finanzielles Desaster",
warnte Breuer. Er forderte die Bundesregierung auf, die
Konzerne dauerhaft per Gesetz und nicht nur per
Vereinbarung zum Bezahlen zu verpflichten.
"Auch nach
dem Verschluss des Endlagers müssen Konzerne für die
weiteren Kosten aufkommen", sagte Breuer. Er unterstützt
deshalb das von der Autorin Meyer vorgeschlagene
Fondsmodell. Die Idee ist einem bereits in der Schweiz
bestehenden Fonds entlehnt.
In den Fonds
sollen schon bestehende Rückstellungen fließen und
weitere zehn Milliarden "frisches Geld". Davon solle die
Endlagerung finanziert werden – der Fonds müsse also
über Jahrzehnte eine sichere Anlage bieten. Wer den
Stock auffülle, wenn das Geld doch nicht ausreicht oder
ein Börsencrash Kapital vernichtet, konnte Breuer nicht
sagen.
dapd>
Wer an einem Atomlager lebt, muss damit
rechnen, dass weniger Mädchen geboren werden:
27.4.2012: Region
Gorleben: Weniger Mädchen geboren - empfindliches
X-Chromosom, wegen Niedrigstrahlung aus dem
Atomlager: Ist es die
Radioaktivität in Gorleben? Weniger
Mädchen geboren
http://www.n-tv.de/politik/Weniger-Maedchen-geboren-article6135881.html
<Es ist ein Effekt, den Kritiker der
Kernenergie schon länger beschreiben. Radioaktive
Strahlung führt dazu, dass weniger Mädchen geboren
werden, sagen sie. Ein Mathematiker weist dies nun
statistisch nach. Ausgerechnet rund um das
Atomzwischenlager Gorleben sind die Zahlen auffällig
verschoben.
Nicht nur der große GAU richtet
Schaden auch, auch niedrige Strahlung hat offenbar
Wirkungen auf den Menschen.
In der Region rund um das Atommüll-Zwischenlager im
niedersächsischen Gorleben haben Wissenschaftler
statistische Belege für einen Geburtenschwund bei
Mädchen gefunden. So seien seit der Einlagerung der
ersten Castor-Behälter mit hochradioaktiven Abfällen
im Jahr 1995 fast 1000 Mädchen weniger zur Welt
gekommen als in vergleichbaren Zeiträumen vorher,
sagte Hagen Scherb, Mathematiker am Helmholtz-Zentrum
München, in Berlin.
"Dieser Effekt in der
Geburtenstatistik ist knallhart", sagte Scherb. "Das
kann kein Zufall sein, obwohl man den Mechanismus
nicht kennt." Doch welchen anderen Grund könnte es
geben, wenn die ersten Castoren 1995 anrollen - und
die auffällige Mädchenlücke 40 Kilometer rund um
Gorleben 1996 beginnt? Bis 2010 fehlten bereits 1000
Mädchen in der Statistik, betont Scherb.
Empfindliches X-Chromosom
Eine solche "Geschlechterlücke"
lasse sich auch an anderen Atomstandorten nachweisen -
allerdings nicht so deutlich wie 40 Kilometer rund um
Gorleben. Der Berliner Charité-Humangenetiker Karl
Sperling vermutet, dass radioaktive Strahlung - auch
unterhalb der Grenzwerte - das väterliche X-Chromosom
schädigen kann. Weibliche Embryonen, die durch dieses
Chromosom entstehen, könnten deshalb vermehrt
absterben. Das Y-Chromosom des Vaters sei kleiner und
nicht so komplex, berichtete Sperling. Vermutlich
funktioniere die Zeugung deshalb fehlerfreier - aber
es entstünden eben nur Jungen.
Die Deutsche Umwelthilfe fordert von
der Bundesregierung eine umfassende wissenschaftliche
Aufklärung dieser statistischen Auffälligkeiten.
Auch das niedersächsische
Landesgesundheitsamt kam im September 2011 zu dem
Ergebnis, dass sich seit der ersten Einlagerung von
Castoren in Gorleben im Umland das
Geschlechterverhältnis verändert hat. Vor der
Einlagerung wurden auf 100 Mädchen rund 101 Jungen
geboren - danach auf 100 Mädchen 109 Jungen. Der
statistische Mittelwert liegt bundesweit bei 100
Mädchen auf 105 Jungen. Der Bericht betonte jedoch,
damit sei noch kein Beweis auf eine erfolgte
Strahlenbelastung im Niedrig-Dosisbereich durch das
Lager Gorleben gegeben.
Nichts Neues
Bereits im März hatte der Präsident
der Gesellschaft für Strahlenschutz, Sebastian
Pflugbeil, bei n-tv.de darauf hingewiesen, dass
die mögliche Veränderung des Verhältnisses von
geborenen Jungen zu geborenen Mädchen ein Indikator
für Strahlenschäden sein könnte. Strahlen schädigten
vor allem die weiblichen Embryonen, es werden weniger
Mädchen geboren, so der Physiker. Pflugbeil bezog sich
damals auf Erfahrungen, die nach der Reaktorkatastrophe
von Tschernobyl gemacht wurden.
Quelle: n-tv.de, sba>
Bei einem Atomlager werden weniger
Mädchen geboren:
Gorleben 27.4.2012:
Seit der Existenz des Atomlagers werden weniger
Mädchen geboren - wie in Testregionen für Atomwaffen
und in der Region Tschernobyl - Grenzwert ist
hinfällig - 100:101 wird 100:109 - alte
Berechnungsmodelle sind hinfällig: Atomlager: Phänomen der
"verlorenen Mädchen" von Gorleben
http://www.welt.de/gesundheit/article106234193/Das-Phaenomen-der-verlorenen-Maedchen-von-Gorleben.html
<Seit Beginn der
Castor-Transporte werden in der Region [Gorleben]
auffällig weniger Mädchen geboren. Dieses Phänomen
ähnelt frappierend den Ergebnissen in
Atomwaffentest-Regionen sowie rund um Tschernobyl.
In der Region rund um das
Atommüll-Zwischenlager Gorleben haben Wissenschaftler
statistische Belege für einen Geburtenschwund bei
Mädchen gefunden. So seien seit der Einlagerung der
ersten Castor-Behälter mit hochradioaktiven Abfällen
im Jahr 1995 fast 1000 Mädchen weniger zur Welt
gekommen als in vergleichbaren Zeiträumen vorher,
sagte Hagen Scherb, Mathematiker am Helmholtz-Zentrum
München.
Das Phänomen der "verlorenen Mädchen"
hätten die Wissenschaftler auch in Atomwaffentest-Regionen
sowie rund um Tschernobyl nach der
Reaktorkatastrophe 1986 festgestellt, teilte die
Deutsche Umwelthilfe mit – allerdings nicht so
deutlich wie 40 Kilometer rund um Gorleben.
Der Berliner Charité-Humangenetiker Karl
Sperling vermutet, dass radioaktive Strahlung – auch
unterhalb der Grenzwerte – das väterliche
X-Chromosom schädigen kann. Weibliche
Embryonen, die durch dieses Chromosom entstehen,
könnten deshalb vermehrt absterben. Während es über
den statistischen Befund keinen Streit gebe, bezeichne
aber die herkömmliche Strahlenwissenschaft die
Ursachen als spekulativ.
Kein Beweis
Die Deutsche Umwelthilfe fordert von der
Bundesregierung eine umfassende wissenschaftliche
Aufklärung dieser statistischen Auffälligkeiten.
Auch das niedersächsische
Landesgesundheitsamt kam im September 2011 zu dem
Ergebnis, dass sich seit der ersten Einlagerung von
Castoren in Gorleben im Umland das
Geschlechterverhältnis verändert hat. Vor der
Einlagerung wurden auf 100 Mädchen rund 101 Jungen
geboren – danach auf 100 Mädchen 109 Jungen.
Der statistische Mittelwert liegt bundesweit bei 100
Mädchen auf 105 Jungen.
Der Bericht betonte jedoch, damit sei
noch kein Beweis auf eine erfolgte Strahlenbelastung
im Niedrig-Dosisbereich durch das Lager Gorleben
gegeben.
[Veraltete
Berechnungsmodelle berücksichtigen neue Erkenntnisse
nicht]
Der Berliner Epidemiologe Christoph Zink kritisiert
laut Umwelthilfe, dass die zur Berechnung von
Strahlendosen und Grenzwerten verwendeten Modelle
zahlreiche Erkenntnisse der modernen Strahlenbiologie
und die klinischen Erfahrungen seit Tschernobyl nicht
berücksichtigten. Das gesicherte Wissen der
Strahlenbiologie sei weit kleiner als bisher geglaubt.
Aber es sei längst groß genug, um viele heute noch
gültige Annahmen als falsch zu erkennen.
dpa/epd/cl>
Atommülllager Asse ist ein Schwimmbad
geworden - niemand weiss, wohin mit den Fässern:
Atommülllager Asse
1.6.2012: <126.000
Fässer Atommüll in der Asse. Alles muss
raus - bloß wohin?>
aus: n-tv online; 1.6.2012;
von Johannes Graf
<Umweltminister Altmaier besucht die Asse. Womit er
dort konfrontiert wird, sind die Spuren eines
Zeitalters, in dem sich die Deutschen über die
kommenden Generationen zu wenige Gedanken gemacht
haben. Aufschub gibt es keinen mehr, die strahlenden
Fässer müssen gehoben werden. Doch so einfach dürfte
das nicht werden.
Die Botschaft ist klar: Bergmannsohn
Peter Altmaiers macht die Asse zur Chefsache. Rund um
AsseKrebsraten sind
dramatisch angestiegen. Die
Asse ist eine Zeitbombe. Es sind die gelben Zeugen einer Zeit, in der
die Menschen so manches noch anders sehen, so manches
Risiko des technischen Fortschritts nicht abschätzen
können - oder wollen. Im ehemaligen Bergwerk Asse
tickt die atomare Zeitbombe. Seit Jahrzehnten liegen
hier in einem Salzstock mindestens 126.000 gelbe
Fässer mit strahlendem Abfall.
Zwischen 1967 und 1978 bringt man,
sorglos wie zu dieser Zeit üblich, die Tonnen einfach
hierhin. Atomindustrie, Krankenhäuser und
Forschungseinrichtungen nutzen über Jahre hinweg die
Möglichkeit, hier kostenlos ihren radioaktiven Müll
loszuwerden. Und die Politik lässt es zu, ohne die
Folgen im Blick zu haben.
Daumendrücken für die Rückholaktion
Das Problem fällt nun dem neuen
Bundesumweltminister Peter Altmaier auf die Füße. Sein
Vorgänger, Norbert Röttgen, lässt in dieser Sache die
Zügel über Monate schleifen. Erst vor wenigen Wochen stattet Röttgen
dem nuklearen Problemfall in Niedersachsen einen
ersten Besuch ab. Da ist er schon zweieinhalb Jahre im
Amt.
Altmaier legt da ein anderes Tempo
vor. Er hat noch nicht einmal den Überblick, was bis
zum Ende der Legislatur noch zu leisten ist, einen Zehn-Punkte-Plan dazu will er noch
vor der Sommerpause vorlegen. Doch für einen
Besuch des überirdisch durchaus idyllischen
Harzausläufers findet er schon jetzt Zeit.
Man dürfe solch offenen Wunden in
der Natur nicht einfach hinnehmen, findet der
Saarländer. "Ich kann nicht versprechen, dass Sie mit
allem einverstanden sind, was ich tun werde", sagt
Altmaier bei seiner Ankunft an dem Atommülllager. Und:
"Drücken Sie uns die Daumen, wir haben sehr viel
Arbeit vor uns."
Fässer einfach in die Tiefe
geworfen
Das ist alles soweit löblich. Doch
Daumen drücken dürfte bei den Problemen in der Asse
wohl kaum reichen. Hier lagern Tonnen schwach- und
mittelradioaktiver Abfälle. In besonders tief
liegenden Kammern, rund 750 Meter unter der
Oberfläche, liegt die Mehrzahl der Fässer mit weniger
aktiven Rückständen. Sie stammen aus der
Wiederaufbereitungsanlage des ehemaligen
Kernforschungszentrums Karlsruhe, der ehemaligen
Kernforschungsanlage Jülich und aus Kernkraftwerken.
In den Metall- oder Betonbehältern sind, wahllos
gemischt, Laborabfälle, Schutt und Schrott. Aus der
Anfangszeit der Einlagerung soll es auch mit flüssigen
Giften gefüllte Gebinde geben.
Auf einer zweiten Ebene, rund 250
Meter darüber, befindet sich der mittelradioaktive
Teil des Atommülls. Fast alles, was hier vor sich hin
strahlt, kommt aus Karlsruhe. Bis vor wenigen Jahren
gab es Verwirrung darüber, wie viele Fässer hier
tatsächlich liegen. 2010 wurde die Inventarliste noch
einmal überprüft und bekannt, dass es nicht nur rund
1300 200-Liter-Behälter sind, sondern wohl über
16.000.
Wie in den 60er und 70er Jahren
üblich, gehen die Arbeiter mit dem strahlenden Gut
alles andere als zimperlich um. Anfangs stapeln sie
die Fässer fein säuberlich und aufrecht stehend.
Später legen sie sie, um den Raum der Kammern besser
ausnutzen zu können. Als die Hohlräume dann schon fast
voll sind, lassen sie die Fässer über Salzrutschen
einfach in die Löcher fallen. In welchem Zustand die
Fässer seither sind, weiß kein Mensch.
Ignorieren, vertuschen, vertagen
Denn ab Ende der 70er Jahre
entschließt man sich dazu, keinen weiteren Atommüll
mehr dort zu verklappen. Manch einer ahnt da schon,
dass in der Tiefe ein Problem schlummert, das die
Region noch über Jahrtausende belasten wird. Die in
der Tiefe liegenden Fässer sind vermutlich gerostet,
Tag für Tag dringen bis zu 12.000 Liter Wasser in das
Bergwerk ein. In Salzlauge ausgewaschen könnten
radioaktive Substanzen ins Grundwasser gelangen.
Erdbewegungen machen den Salzstock instabil, er droht
einzustürzen - mit unabsehbaren Folgen für die
Biosphäre.
Die Behörden beteuern zwar, dass in
der Umgebung des Lagers bislang keine Kontamination
mit radioaktiven Substanzen festgestellt werden kann.
Daten des Epidemiologischen Krebsregisters
Niedersachsen sprechen jedoch eine andere Sprache. Sie
weisen ein deutlich vermehrtes Auftreten von Krebserkrankungen
in der Region aus - eine mögliche Folge radioaktiver
Strahlung.
Und die Politik? Die hat das
unangenehme Problem über Jahre ignoriert, vertuscht,
vertagt. Mit dem unvermeidlichen Eingeständnis, auf
die Frage nach der Zukunft des Atommülls keine Antwort
zu haben, gewinnt man keine Wahlen. Immerhin übertrug
man die Verantwortung für das marode Untertagebauwerk
der Bundesanstalt für Strahlenschutz (BfS),
anerkennend, dass ein atomares Problem vorliegt.
Kommt mit Altmaier eine "Lex Asse"?
Doch das macht die Situation nicht
leichter. Denn seither wird die Anlage nach deutschem
Atomrecht behandelt. Und das ist ziemlich restriktiv.
Besuchergruppen konnten zuvor ohne weiteres
scharenweise das Bergwerk besichtigen. Heute gehen mit
den stark reglementierten Besuchen eingehende
Strahlenschutzmaßnahmen einher. Vernünftig zwar, aber
auch Ausdruck dessen, was die Rückholung des
Strahlenmülls jetzt so schwierig macht.
Denn seit Monaten tritt das BfS auf
der Stelle. Hohe rechtliche und technische Hürden
verzögern den Ablauf. Die Behörde soll prüfen, ob und
wenn ja, bis wann die Fässer aus der Tiefe geholt
werden können. Doch schon alleine die Genehmigung für
diese Tests zu bekommen, gestaltet sich schwierig. Um
die ausgewählte Kammer 7 anbohren zu dürfen, musste
ein Forderungskatalog von fast 1000 Seiten
abgearbeitet werden.
Nun, just einen Tag vor dem Besuch
des neuen Ministers, sind die
Genehmigungsvoraussetzungen plötzlich erfüllt, heißt
es. Ein, zwei wütende Anrufe des neuen Ressortchefs
dürften da wohl ihr Übriges getan haben. Dass es jetzt
auch so zügig weiter geht, hoffen die Anwohner. Eine
"Lex Asse" wird von ihnen schon seit langem gefordert.
Ziel ist, die bürokratischen Vorgaben so stark zu
vereinfachen. Und damit dem Zeitplan ein Schnippchen
zu schlagen, der zuletzt für so viel Aufsehen sorgte.
Wohin mit den Tonnen?
Eines der wenigen Verdienste
Röttgens um die Asse ist es, dass erstmals detailliert
aufgeschlüsselt werden muss, in welchem Zeitrahmen
eine mögliche Rückholung erfolgen kann. Das Ergebnis,
das seit wenigen Tagen vorliegt, ist ernüchternd. Bis
2036 kann die Aktion schlimmstenfalls dauern. Experten
befürchten, dass bis dahin der Salzstock schon längst
eingestürzt ist. Alleine dieses Jahr werden 100
Millionen Euro in die Stützungsbauten gesteckt. Doch
irgendwann können auch die womöglich nicht mehr
verhindern, dass die Kammern überflutet werden.
Die Atomfässer müssen also so
schnell wie möglich raus aus der Asse. Doch wenn das
nicht möglich ist, was dann? Szenarien, die Asse
einfach mit Zement zuzuschütten, kursieren immer
wieder. Das wäre in den Augen von Umweltschützern und
Anwohnern eine weitere Bankrotterklärung des
Atomzeitalters.>
Aber auch wenn die Bergung gelingt,
steht ein schwieriges Problem bevor. Wohin mit den
eingelagerten Abfällen? Die Region stellt sich schon
darauf ein, dass auf absehbare Zeit ein überirdisches
Zwischenlager akzeptiert werden müsste. Aber dann? Die
Politik muss das bald beantworten. Die Asse ist eben
nur eines der vielen Themen, die Peter Altmaier jetzt
auf die Füße fallen.>
22.9.2012: Atomlager
Asse ist einsturzgefährdet und läuft mit Wasser voll
- Vorschlag, "die Asse" zu "verfüllen": "Mission Impossible"
in Asse: Atommüll für immer versenkt?
aus: n-tv:
http://www.n-tv.de/politik/Atommuell-fuer-immer-versenkt-article7290391.html <Das
Umweltministerium will den radioaktiven Müll aus dem
Salzbergwerk in Asse zurückholen. Ein Berater zweifelt
nun an den Erfolgsaussichten dieser Aktion. Er
tendiert dazu, die Lagerstätten für immer zu
versiegeln.
Der Vorsitzende der
Entsorgungskommission (ESK) des Bundes, Michael
Sailer, hat Zweifel an der Rückholbarkeit der
Atommüll-Fässer aus dem Bergwerk Asse geäußert. "Die
Rückholung entwickelt sich immer mehr zur 'Mission
Impossible'", sagte Sailer der "Frankfurter
Rundschau". Im Salzbergwerk
Asse II bei Wolfenbüttel lagern rund 126.000
Atomfässer, die nach den Plänen des
Bundesumweltministeriums geborgen und in ein anderes
Endlager gebracht werden sollen.
Das Bergwerk drohe einzustürzen und
mit Wasser vollzulaufen, sagte Sailer. Die
Wassermenge, die in die Asse gelange, könne "plötzlich
rasant ansteigen". Derzeit werde das Wasser in der
Asse aufgefangen, übertage gebracht und entsorgt. "Bei
deutlich größeren Mengen wäre das nicht mehr
durchführbar", warnte Sailer. Es bestehe dann die
Gefahr, dass Radioaktivität unkontrolliert ins
Grundwasser gelange.
Der ESK-Chef schlägt als Alternative
vor, Barrieren vor die Asse-Kammern zu bauen, in denen
Atommüll lagert. Parallel sollten möglichst viele der
Hohlräume im Bergwerk mit Feststoff verfüllt werden.
Der Vorteil sei, dass im Falle eines "Absaufens" der
Asse jede bis dahin realisierte Maßnahme die Gefahr
für das Grundwasser mindere. Beim Konzept der
Rückholung hingegen "müssten schon mindestens drei
Viertel des Atommülls geborgen sein, um die
Grundwasser-Gefährdung deutlich zu senken". Das könne
30 bis 40 Jahre dauern.
Die Fässer sollen nach den Plänen des
Bundesumweltministeriums in ein anderes Endlager kommen.
Seit dem Frühjahr stockt die Rückholung, weil eine
Passage des Werks wegen Einsturzgefahr gesperrt werden
musste.
Quelle: n-tv.de, AFP>
27.9.2012: Untersuchungsausschuss zu Gorleben:
"Merkel wollte Gorleben um jeden Preis": Kanzlerin vor Ausschuss: "Merkel wollte Gorleben um
jeden Preis"
www.welt.de/politik/deutschland/article109491804/Merkel-wollte-Gorleben-um-jeden-Preis.html
<Zum zweiten Mal muss sich Angela Merkel vor einem
Untersuchungsausschuss rechtfertigen. Dieses Mal geht
es um das Endlager in Gorleben und die Frage, warum
Merkel andere Standorte ignorierte.
Die SPD
verlangt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
Aufklärung in der Frage, ob sie als Umweltministerin
in den 90er-Jahren eine Prüfung von Alternativen für
ein Atommüll-Endlager verhindert hat.
"Sie wollte
Gorleben um jeden Preis", sagte die SPD-Obfrau im
Gorleben-Untersuchungsausschuss, Ute Vogt. Die Kanzlerin
muss am heutigen Donnerstag in dem Bundestagsgremium
Rede und Antwort stehen. Trotz Vorschlägen von
Wissenschaftlern habe Merkel die Suche nach Alternativen
abgelehnt.
"Es gab 1995
die Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und
Rohstoffe, wo andere Standorte als ebenfalls
untersuchungswürdig eingestuft worden sind", sagte Vogt.
"Ihre Feststellung war aber nach Veröffentlichung der
Studie: Gorleben bleibt erste Wahl."
Und dies obwohl
Gorleben gar nicht mit den anderen 40 Standorten
verglichen worden sei. Dabei habe es mehrere Standorte
gegeben, die durchaus besser als Gorleben geeignet
hätten sein können.
Zweiter Auftritt vor
Untersuchungsausschuss
Es ist der
zweite Auftritt Merkels in einem Untersuchungsausschuss
des Bundestags. Am 10. Februar 2011 wies sie im
Kundus-Ausschuss Vorwürfe zurück, sie habe Informationen
über zivile Opfer bei dem Luftschlag in Afghanistan aus
wahltaktischen Gründen zurückgehalten.
Merkel hatte
jüngst in der Bundespressekonferenz betont, die Zeiten
hätten sich seit ihrer Zeit als Umweltministerin nunmal
geändert. Es gebe heute eine Bewegung, auch andere
Standorte zu prüfen.
Allerdings
gibt es noch immer keine Einigung zwischen Bund und
Ländern auf eine neue, bundesweite Suche nach einer
Lagerstätte für hoch radioaktive Abfälle.
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hatte immer
wieder eine baldige Einigung in Aussicht gestellt, aber
erst gerade vertagte er den Termin für ein womöglich
entscheidendes Treffen auf Oktober.
Die
Erkundungen in Gorleben können vorerst fortgesetzt
werden. Das niedersächsische Umweltministerium stimmte
der dazu nötigen Verlängerung des sogenannten
Hauptbetriebsplans für das Bergwerk bis Ende des Jahres
zu, teilte eine Sprecherin in Hannover am Mittwoch mit.
"Keine große Sensation"
In Gorleben
wurden bisher 1,6 Milliarden Euro investiert. Der
Salzstock soll bei einem Neustart zwar im Rennen
bleiben, er könnte aber im Vergleich mit anderen
Optionen durch das Sieb fallen. Grüne, Linke und SPD
halten ihn nicht dicht genug, um Atommüll für immer und
ewig von der Umwelt abzuschirmen.
Die
SPD-Politikerin Vogt rechnet nicht damit, dass es für
Merkel im Ausschuss eng werden könnte. "Ich glaube
nicht, dass es die große Sensation gibt, die die
Kanzlerin ins Wanken bringen wird. Sie hat insofern
nicht die Schlüsselentscheidung bei Gorleben, weil die
eigentliche Standortentscheidung schon früher getroffen
worden ist."
Es gehe aber
schon darum zu sagen, dass sie als Umweltministerin die
Chance gehabt hätte, Alternativen zu prüfen. "Und sie
hätte die Pflicht gehabt, diese zu prüfen, bevor sie
sagt, Gorleben ist erste Wahl."
Mit der
Befragung der Kanzlerin endet die Zeugenvernehmung des
seit 2010 tagenden Ausschusses. Er befasst sich mit der
Frage, ob besonders CDU-Regierungen Einfluss genommen
haben, um Gorleben trotz aller Eignungszweifel als
Endlager für hoch radioaktive Abfälle durchzudrücken.
Zwei Millionen Euro hat Ausschuss
verschlungen
Mehr als 50
Zeugen wurden gehört und 2800 Aktenordner beigezogen.
Rund zwei Millionen habe der Ausschuss gekostet, schätzt
ein Mitglied. Vogt betonte, eine politische
Einflussnahme sei bewiesen, kritische Forscher seien
ignoriert worden.
Die
Opposition fordert von Merkel neben den Ungereimtheiten
bei der Studie zu alternativen Endlagerstandorten
Klarheit, warum sie das Erkundungskonzept in Gorleben
ändern ließ.
Da mehrere
Grundstücksbesitzer ihre Salzrechte nicht abtreten
wollten, sollte nur noch der nordöstliche Teile erkundet
werden. Die Grünen werfen Merkel vor, sie habe auf
Kosten der Sicherheit eine Billig-Lösung angestrebt. Die
Union weist das strikt zurück, ihr Obmann Reinhard
Grindel (CDU) hält den ganzen Ausschuss für überflüssig.
Der
Grünen-Fraktionschef und frühere Bundesumweltminister
Jürgen Trittin kritisierte im Gespräch mit der "Passauer
Neuen Presse" (Donnerstag), es gebe kein atomrechtliches
Genehmigungsverfahren für Gorleben.
"Angela
Merkel hat mit ihren Entscheidungen 1994 einen
Schwarzbau in Gorleben auf den Weg gebracht", sagte
Trittin.
dpa/pku>
Risse in Atommülltanks in den "USA":
Atommülllager in Hanford ("USA") 23.2.2013:
Undichte Atommülltanks in den "USA" in Hanford,
Washington State: Zu alte Behälter: Undichte Atommülltanks
in US-Atomanlage
http://www.20min.ch/ausland/news/story/16451120
<In der amerikanischen
Atomanlage Hanford im US-Staat Washington sind sechs
unterirdische Tanks mit nuklearem Abfall undicht.
Gouverneur Jay Inslee nannte die Nachricht am Freitag
«beunruhigend».
n der vergangenen Woche war zunächst bekanntgeworden,
dass einer von 177 Tanks mit Atommüll leckt. Die
Behälter, die meisten einwandig, sind inzwischen weit
über ihre vorgesehene Nutzungsdauer von 20 Jahren
hinaus. In ihnen befinden sich Millionen von Litern
eines hoch radioaktiven Gebräus aus Jahrzehnten der
Plutoniumproduktion für Atomwaffen. InfografikTiefenlager
für Atommüll
Gouverneur Inslee erklärte nach einem Treffen mit dem
US-Energierminister Steven Chu, dieser habe ihm gesagt,
dass die Lecks in den anderen Tanks erst nicht erkannt
wurden, weil die grafische Darstellung des Pegelstands
in den Tanks falsch interpretiert wurde. Eine erneute
Überprüfung der Daten habe aber klar aufgezeigt, dass
mehrere Tanks offenbar Flüssigkeit verlören. Das lasse
befürchten, dass mehr als sechs Tanks betroffen seien,
sagte Inslee. Ihm sei aber versichert worden, dass keine
unmittelbare Gefahr für Menschen bestehe, und dass es
Jahre dauern könne, bis die ausgetretene Flüssigkeit das
Grundwasser oder den Columbia River erreiche.
Die US-Regierung schuf den Nuklearkomplex Hanford in
den 1940er Jahren als Teil des streng geheimen
Manhattan-Projekts zum Bau der Atombombe. Der erste
Nuklearreaktor der Welt, Reaktor B, befindet sich auf
dem Gelände. Es bestehen Pläne, Reaktor B zu einem
Nationalpark zu machen.
Sanierung wird Jahrzehnte dauern
Die Anlage wird seit Jahren saniert, die Tankanlage mit
dem Atommüll soll geschlossen werden, um den Columbia
River zu schützen. Seit 1998 ist das eigens dafür
geschaffene Büro für den Schutz des Flusses im
Energiedepartement mit der Schliessung der Tankanlage
betraut.
Dazu wird eine Anlage gebaut, die die Millionen Liter
flüssigen Atommüll in eine glasartige Masse für eine
sichere Lagerung umwandeln soll. Ihre Kosten sind auf
12,3 Milliarden Dollar veranschlagt - die Bauarbeiten
sind hinter dem Zeitplan und die Kosten schon um
Milliarden darüber gestiegen.
Insgesamt wendet die US-Regierung jährlich zwei
Milliarden Dollar für die Sanierung der Hanford-Anlagen
auf, in der 40 Jahre lang Plutonium produziert wurde -
sie wird mehr als vier Jahrzehnte dauern.
(bem/sda)>
Die Schweiz hat massenweise Atommüll im Meer versenkt -
das Meer als Atommülllager missbraucht:
25.4.2013: <Versunkene Altlast: Schweiz soll
Atommüll aus dem Meer bergen>
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/12487938
<von L. Hanselmann -
5341 Tonnen radioaktive Abfälle kippte die Schweiz seit
1969 in den Atlantik. Neue Aufnahmen zeigen, dass die
Fässer noch intakt sein können. Umweltschützer fordern
jetzt Massnahmen.
Während in der Schweiz intensiv um Atomendlager unter der
Erde gestritten wird, geht der Atommüll unter dem Wasser
fast vergessen. Dabei hat die Schweiz zwischen 1969
und 1982 einen grossen Teil ihrer radioaktiven Abfälle
im Meer versenkt – ganz legal. Erst 1992 beschloss
der Bundesrat, auf die sogenannte Verklappung zu
verzichten.
Bis dahin hatten die europäischen Staaten bereits
satte 222'732 Fässer mit Atommüll in den Nordatlantik
und den Ärmelkanal geworfen. Was heute mit diesen ist,
weiss niemand. Die Internationale Atomenergiebehörde
IAEA ging bis vor Kurzem davon aus, dass sie
durchgerostet sind und sich der atomare Inhalt im Meer
verflüssigt habe. Doch jetzt fanden deutsche Filmer
bei einer anderen Dumping-Stelle im Ärmelkanal intakte
Fässer.
Niemand weiss, was mit den Fässern ist
Ob und wie gefährlich deren Inhalt heute noch ist,
ist umstritten. Offiziell war in den Fässern schwach-
bis mittelradioaktiver Abfall aus der Atomindustrie,
der Forschung und der Medizin. Die Schweiz entsorgte
gemäss dem Eidgenössischen Nuklearinspektorat Ensi vor
allem Tritium, das beispielsweise als Abfallprodukt
bei der Herstellung von Leuchtfarben und
Ionisationsmeldern anfiel. Unter den versenkten 5341
Tonnen waren zudem Handschuhe, Schutzanzüge oder
Filter aus der Atomindustrie.
Kritiker befürchten aber, dass zumindest einige der
222'732 Fässer auch hoch radioaktiven Müll enthalten.
Zwar massen Forscher bei den Dumping-Stellen im Rahmen
eines Überwachungsprogramms der OECD, an dem sich auch
die Schweiz beteiligte, nur schwache Strahlungswerte.
Doch seit bald 20 Jahren hat niemand mehr die Fässer
untersucht.
Schweiz soll gefährliche Fässer bergen
Das soll sich nun ändern: In Deutschland verlangen
Grüne und Umweltschützer, dass die Fässer aus dem
Ärmelkanal entfernt werden. Und auch in der Schweiz
werden Massnahmen gefordert. «Aus den Augen, aus dem
Sinn ist ein sehr gefährliches Credo. Die Fässer
sollten untersucht und, sofern sie sich als potenziell
gefährlich herausstellen, geborgen werden, sagt Sabine
von Stockar von der Schweizerischen Energie-Stiftung.
Ins gleiche Horn bläst Greenpace: «Es braucht
unbedingt ein Monitoring, wenn nötig auch eine
Bergung. Wir müssen wissen, was mit der Radioaktivität
passiert und welche negativen Auswirkungen sie auf die
Meeresfauna hat», so Sprecherin Sibylle Zollinger.
Noch weiter geht der Grüne Nationalrat und
Atomkritiker Geri
Müller: Für ihn ist die Schweiz gesetzlich
verpflichtet, den Atommüll zu bergen. «Es muss alles
zurück bis aufs letzte Gramm.»
Atomlobby sieht keine Gefahr
Die Schweiz soll eine entsprechende internationale
Mission anstossen, fordert Müller – finanziert durch
die Verursacher des Mülls. «Die Bergung darf keine
Frage der Kosten sein, solange der Atomstrom so billig
ist.» In der Tat sieht das Kernenergiegesetz eine
Entsorgungspflicht vor, die erst erfüllt ist, wenn der
radioaktive Abfall in einem geologischen Tiefenlager
oder einer Entsorgungsanlage ist. Allerdings gilt das
Gesetz erst seit 2003.
Entsprechend sieht Matthias Rey vom Nuklearforum die
Atomlobby auch nicht in der Pflicht. Da es sich bei
den Abfällen aus der Schweiz nicht um hoch radioaktive
Abfälle handle, «gehen wir davon aus, dass eine
Bergung des Materials aus der Schweiz nicht nötig
ist». Die potenzielle Gefährdung schätzt er in
Anbetracht der Tiefe und der natürlichen
Radioaktivität des Meerwassers als sehr gering ein.
Das Ensi wollte zu dieser Frage nicht Stellung
nehmen.>
28.10.2013: Sicheres Endlager für Atommüll für 1
Million Jahre gibt es nicht: Die Mär vom sicheren Endlager
http://bazonline.ch/kultur/kino/Die-Maer-vom-sicheren-Endlager/story/18921908
<In seinem Dokfilm begibt
sich der Basler Edgar Hagen auf die Suche nach dem
Ort, an dem hochradioaktive Abfälle die erforderlichen
eine Million Jahre gelagert werden können. Das
Ergebnis ist erschreckend.
Erst 30'000 Jahre ist es
her, dass der Neandertaler ausstarb, sogar erst 14'000,
als der Rheinfall entstand. Wer will also wissen, was in
einer Million Jahren alles passiert? Bis dann wird unter
anderem mit 10 bis 15 Eiszeiten gerechnet.
Der unvorstellbar grosse Zeitraum mag
mitgeholfen haben, das Problem der Endlagerung lange zu
verdrängen. Zu gern hörte man die Zusicherung «machbar!»
- in der Schweiz von der Nationalen Genossenschaft für
die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra).
Für jeden, der «Die Reise zum sichersten Ort
der Erde» sieht, dürfte die Lage künftig nicht mehr so
gemütlich sein. Weltweit wird nach stabilen geologischen
Umgebungen für Endlager gesucht. Doch selbst wo man sie
gemeint gefunden zu haben, bleiben Unwägbarkeiten. Ist
ein praktisch unbevölkerter Standort in der Wüste Gobi
in ein paar tausend Jahren noch leer? Wie lange halten
die Kupferummantelungen, mit denen die Skandinavier ihre
Abfälle vor dem Wasser im Granit schützen wollen?
Hochqualifizierter Reiseleiter
Für seinen Trip nach China, in die USA,
Australien, Skandinavien, Grossbritannien, Deutschland
und Österreich hat der Regisseur Charles McCombie als
Reiseleiter gewinnen können. Dieser hat 1978-1999 für
die Nagra am Endlagerprogramm «Projekt Gewähr»
gearbeitet und gilt heute weltweit als einer der besten
Experten auf diesem Gebiet.
McCombie ist ein Befürworter der zivilen
Nutzung von Atomenergie, während der Regisseur
Atomkraftwerkgegner ist. Für das Anliegen des Films
spielt das aber kaum eine Rolle: Selbst beim sofortigen
globalen Ausstieg aus der Atomenergie bleiben die bis
heute angefallenen 350'000 Tonnen provisorisch
gelagerten hochradioaktiven Abfälle, von denen keiner
weiss, wohin damit.
Das heisst, einige Leute, die das zu wissen
glauben, hat Hagen schon aufgespürt: Etwa den
Bürgermeister von Carlsbad, New Mexiko, der die
Bevölkerung mit der Aussicht auf Wohlstand dafür
gewinnen konnte, die Gemeinde als Standort anzubieten.
Oder den Bürgermeister der schwedischen Stadt Östhammar,
dem dasselbe gelungen ist.
Undemokratische Schweiz?
Freilich dürften ein sicherer Standort und
eine willige Gemeinde selten zusammen auftreten. In
nicht-demokratischen Staaten sei die Standortfindung
deshalb vermutlich leichter, sagt Ju Wang, Direktor des
chinesischen Endlagerprogramms, im Film.
Seltsamerweise ist die Schweiz in diesem
Zusammenhang ein beinahe nicht-demokratischer Staat: Im
Moment haben Standortkantone und -regionen kein
Vetorecht. «Absurd» findet McCombie. Dies insbesondere,
weil oberirdische Verpackungsanlagen vorgesehen sind, in
denen radioaktive Abfälle auf ihre Tiefenlagerung
vorbereitet werden - keine behagliche Vorstellung für
die betroffene Bevölkerung.
Versündigung an künftigen Generationen
Regisseur Hagen enthält sich aber des
Kommentars, sein Ehrgeiz gilt dem Zeigen. Nicht nur von
aktuellen Projekten in aller Welt, sondern auch von
vergangenen Sünden. Zu sehen sind beispielsweise
Archivaufnahmen von einem Schiff, das hochaktiven
Atommüll in Fässern ins Meer wirft und dabei ein
Greenpeace-Boot versenkt. Und Unterwasseraufnahmen
dieser Fässer, geborsten und leer.
Einen Rückblick gibt es auch auf das Projekt
Yucca Mountain, ab 1987 von 2000 Wissenschaftlern
evaluiert, 2002 von George W. Bush gestartet und 2009
von Barack Obama gestoppt - unter anderem, weil der Berg
in einem Erdbebengebiet liegt.
«Unfassbar, dass man einen so offensichtlichen Fehler
machen kann», sagt ein Fachmann im Film grinsend. Doch
wenn schon so offensichtliche Mängel übersehen werden, wie
viele verborgene lauern noch auf dem Gebiet? (sda)>
11.3.2014: Wiederaufbereitung, Atommülllager,
Tschernobyl und Fukushima: <WDR: Schäden durch
Atomkraft summieren sich auf eine Billion Dollar>
<Allein mit AKW
sowie Wiederaufbereitungs-Anlagen und Atommülllagern,
die nie oder nur kurze Zeit in Betrieb waren, wurden
laut WDR mehr als 500 Milliarden US-Dollar in den Sand
gesetzt. Hinzu kommen die Katastrophen von Tschernobyl
und Fukushima.
In ihrer 60-jährigen Geschichte hat die Atomkraft
weltweit Schäden in Höhe von mehr als einer Billion
US-Dollar verursacht. Das hat der WDR-Hörfunk nach eigenen Angaben
herausgefunden. Die Summe setze sich aus den Folgen von
Unfällen, Katastrophen und Fehlinvestitionen zusammen.
Weltweit gebe es mehr als einhundert Atomkraftwerke
sowie zahlreiche Wiederaufbereitungs-Anlagen und
Atommülllager, die nie oder nur kurze Zeit in Betrieb
waren. Allein dadurch seien mehr als 500 Milliarden
US-Dollar in den Sand gesetzt. Hinzu kommen die Kosten
der Atomkatastrophen von Fukushima und Tschernobyl sowie
die Beseitigung von Altlasten wie etwa des
Atommülllagers Asse und des Uranabbaus in Wismut.
In Deutschland beziffere sich der Schaden durch
unproduktive Atomprojekte auf über 150 Milliarden
US-Dollar. Als Beispiele für solche Fehlinvestitionen in
Deutschland nennt der WDR den "Schnellen Brüter" in
Kalkar, den Hochtemperatur-Reaktor in Hamm-Uentrop und
die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf.
In Japan wird heute der Opfer der Erdbeben-, Tsunami- und
Atomkatastrophe vor genau drei Jahren gedacht.
Dabei kamen fast 20.000 ums Leben. Mehr als 100.000
Menschen leben noch in Behelfsunterkünften. (anw)>
Atommülllager gesucht in F 11.3.2018:
Frankreich hat sich Atommüll organisiert - und werden
ihn nie mehr los - statt Freie Energie zu
installieren... Frankreich: Ein Land versinkt im nuklearen Abfall
https://www.infosperber.ch/Artikel/Umwelt/Frankreich-Ein-Land-versinkt-im-nuklearen-Abfall
<Tobias
Tscherrig / 11. Mrz 2018 - Frankreichs
Atompolitik ist eine Sackgasse. Sie führt zu einer
Vielfalt von nuklearen Abfalltypen. Die bestehenden
Lager sind voll.
[Stresstest ab 2011 nicht
bestanden]
58 Reaktoren beliefern die Französische Republik mit
Strom. Nach der Katastrophe von Fukushima
wurden sie im Rahmen von europaweiten Kontrollen
überprüft. Das Ergebnis: Alle Reaktoren fielen negativ
auf, jeder wies grössere Mängel auf. Selbst das beste
französische Kernkraftwerk lag mit fünf Rügen weit
unter dem europäischen Schnitt. Umweltverbände
kritisierten den «Stresstest» der Anlagen, dieser habe
grösstenteils nur auf dem Papier stattgefunden.
Auf Frankreichs Druck wurden in der
gesamten EU nur 38 von 134 Kernkraftwerken inspiziert.
Acht weitere Anlagen kamen dazu – nachdem es heftige
Kritik gegeben hatte. Zusammen mit Grossbritannien ist
Frankreich auch dafür verantwortlich, dass
terroristische Anschläge und Cyberattacken aus dem
Prüfkatalog gestrichen
wurden. Erneut hagelte es Kritik.
2015 schienen sich die
französischen Behörden zu besinnen. Sie erliessen ein
Energiewendegesetz, mit dem der Anteil an Strom, der
aus Kernkraftwerken gewonnen wird, bis 2025 von 75 auf
50 Prozent gesenkt werden sollte. Ein Ziel, das
deutlich verfehlt wird. So gab Umweltminister Nicolas
Hulot im November 2017 bekannt, der Teilausstieg aus
der Atomenergie müsse um bis zu zehn Jahre nach hinten
verschoben werden. Dies, weil es bislang keine klare
Strategie gebe, wie die Reduktion des Atomstroms
erreicht werden könne.
Frankreich hat den Atomausstieg
verschlafen, dabei ist es im weltweiten Vergleich das
Land mit dem höchsten prozentualen Anteil an erzeugtem
Atomstrom.
Behörden
vermehren Typen der radioaktiven Abfälle -
[Versprechungen sind Politik, um das Atommüllproblem
zu verschleiern]
Die Abhängigkeit Frankreichs von
Atomstrom führt zu weiteren – teils kuriosen –
Problemen. So verpasste sich Frankreich im Jahr 2006
per Gesetz
eine Wiederaufbereitungspolitik. Im Gesetzestext sind
radioaktive Stoffe als Stoffe deklariert, «bei denen
ein späterer Gebrauch nach einer Behandlung vorgesehen
ist». Damit hatten sich die französischen Behörden auf
den Standpunkt gestellt, dass die Wiederaufbereitung
von gebrauchten nuklearen Brennstoffen der einzige Weg
ist und das eines Tages alle gebrauchten Brennstäbe
wiederverwertet werden.
«Bis jetzt reichte es beinahe aus,
zu versprechen, man werde die Brennstoffe
wiederverwerten», sagt Yves Marignac, Direktor der von
den Stromkonzernen unabhägigen WISE-Paris
gegenüber «reporterre».
«Dann werden die Brennstoffe als wertvoller Stoff
angesehen.» Yannick Rousselet, Kampagnenbeauftragter
«nuklear» bei Greenpeace ergänzt: «Das macht weder
ökonomisch noch ökologisch Sinn.» Denn dafür bräuchte
es eine Lösung, mit welcher das Material lange und in
grösstmöglicher Sicherheit gelagert werden kann. Ein
Problem, an dem sich die Behörden die Zähne
ausbeissen.
Bei der Wiederaufbereitung und
Umwandlung von atomaren Brennstoffen entstehen neue,
hochgiftige Stoffe, die nicht mehr verwertet werden
können. Mit der Installation der
Wiederaufbereitungsindustrie vermehrten die
französischen Behörden die unterschiedlichen Typen der
radioaktiven Abfälle. Auch deshalb ist die Frage der
radioaktiven Abfälle in Frankreich unüberschaubar
geworden. Dazu kommt, dass die französischen Behörden
und die involvierten Firmen lieber im Geheimen
verhandeln, eine öffentliche Debatte findet –
mangelnds Information – kaum statt.
Beispiel
La Hague: Frankreichs Zwischenlager sind voll
Nach dem Gebrauch der nuklearen
Brennstoffe lagern sie während einigen Jahren neben
den Reaktoren in Wasserbecken. Erst dann sind sie
transportfähig und werden in die
Wiederaufbereitungs-Fabriken von La Hague
gebracht. Die giftigen Abfallstoffe, die bei der
Wiederaufbereitung entstehen, werden in Paketen
versiegelt. Sie warten darauf, in den Tiefen von Cigéo,
einem geplanten Zentrum für die Lagerung von
radioaktiven Abfällen, auf ewig versenkt zu werden.
Allerdings existiert noch keine Bewilligung für den
Bau und den Betrieb von Cigéo, diese soll erst Mitte
2019 angefragt werden.
Deshalb bleiben die nuklearen
Abfälle in den Wasserbecken von La Hague. Die Anlage
besteht aus vier Becken, die zwischen den Jahren 1976
und 1985 erbaut wurden. Sie wird vom Industrie-Konzern
Areva
betrieben – und sie ist überlastet.
Die operationelle Lagerobergrenze
liegt bei rund 12'350 Tonnen, Ende 2016 lagerten in La
Hague bereits 9778 Tonnen radioaktive Abfälle. Damals
schätzten Areva und die französische
Elektrizitätsgesellschaft Élétricité de France SA
(EDF), dass noch 7.4 Prozent der Lagerfläche übrig
sind. Keine beruhigenden Zahlen – immerhin erreichen
das Lager pro Jahr rund 150 Tonnen radioaktive
Abfälle.
Atommülllager
im AOC-Weinabbaugebiet
Das Problem der vollen
Zwischenlager quält die französischen Behörden seit
über 20 Jahren. Statt aber den Atomausstieg
vorzubereiten, wurden die Becken in La Hague besser
abgedichtet, worauf ihre zulässige Höchstbelastung
beinahe verdoppelt wurde. Eine Lösung auf Zeit.
Im Jahr 2000 wurde auch die EDF mit
der Tatsache konfrontiert, dass die Kapazitäten der
Lagerungsbecken neben den 58 Reaktoren an ihre Grenzen
stossen. Um die Kapazitäten zu erhöhen, wollte EDF die
Becken ebenfalls besser abdichten. ASN, die
französische Behörde für nukleare Sicherheit, erteilte
keine Bewilligung. Also mussten andere Wege gefunden
werden, vor allem, da die Sicherheitsbehörde die
französische Elektrizitätsgesellschaft im Jahr 2011
beauftragte, ihren Umgang mit nuklearen Brennstoffen
zu ändern. Zwischen Areva, EDF und ASN fanden
Verhandlungen statt. Als Resultat sollte Areva in La
Hague ein neues Becken bauen. Allerdings erklärte das
Unternehmen, es hätte keine finanziellen Möglichkeiten
– die Verantwortung fiel an die
Elektrizitätsgesellschaft zurück.
Insgesamt dauerte die Diskussion um
das neue Becken in La Hague drei Jahre. Nun muss die
Elektrizitätsgesellschaft Nägel mit Köpfen machen. Sie
plant zurzeit ein neues Beckenlager, in dem die
giftigen Abfälle «zentralisiert und gelagert» werden
sollen. Gemäss den Recherchen
von «reporterre» soll das Lager auf dem Gelände der
nuklearen Zentrale zur Produktion von Energie (CNPE)
in Belleville-sur-Loire gebaut werden.
Die Pläne von EDF und ASN sind dank
den Recherchen
von «reporterre» aufgedeckt worden. Weder die
Einwohner von Belle-sur-Loire, noch die lokalen
Behörden waren darüber informiert. Dabei scheinen sich
EDF und ASN bereits festgelegt zu haben. Das Gelände
der CNPE punktet mit einer zentralen Lage und einem
Anschluss an das Eisenbahnnetz. Ausserdem verfügt das
Areal über Platzreserven, es umfasst 170 Hektaren.
Perfekte Voraussetzungen. Damit würde das neue
Atommülllager aber auch mitten zwischen die
Abbaugebiete der AOC-Weine «Sancerre» und «Pouilly
fumé» gebaut.
Unterwasserlagerung
birgt grosse Risiken
Die Unterwasserlagerung von
nuklearen Abfällen ist risikoreich: Die giftigen
Stoffe müssen mehrere Meter unter Wasser permanent
gekühlt werden, im Falle eines Temperaturanstiegs
könnten sie enorm viel radioaktives Material in die
Atmosphäre abgeben. Als nach der Katastrophe von
Fukushima das Lagerungsbecken von Reaktor 4 Gefahr
lief, sein Wasser zu verlieren, stockte der ganzen
Welt der Atem. Wäre es zur Katastrophe gekommen, hätte
die gesamte Bevölkerung im Umkreis von 250 Kilometern
evakuiert werden müssen.
Ausserdem fehlen in Frankreich bei
vielen Becken elementare Schutzmassnahmen. So
bemängelte etwa Greenpeace in einem Report zuhanden
der Regierung etwa die fehlenden Abschirmungen der
Becken und die Verletzbarkeit durch externe Angriffe
und Flugzeugabstürze.
In der geplanten Anlage von
Belleville-sur-Loire ist die Sicherheitsfrage noch
wichtiger, da hier Gemische aus Uran und Plutonium
eingelagert würden. Auch wenn sie bereits gebraucht
und nun unter Wasser eingelagert wurden, bleiben sie
wegen ihrer Radioaktivität und ihrer «lebendigen»
Hitze während mehreren Tausend Jahren gefährlich. Zwar
könnten Teile davon mit viel Aufwand wiederverwertet
werden, die Kernkraftbetreiber haben aber kaum die
Mittel, diesen finanziellen Kraftakt zu stemmen.
«Das
ist eine Omertà»
In den Korridoren des Instituts für
Strahlenschutz und nuklearer Sicherheit (IRSN)
ist das Projekt eines zentralen Lagerbeckens für
radioaktive Abfälle längst Thema. Trotzdem ziehen es
die Branchenexperten vor, den geplanten Standort
geheim zu halten. Wie IRSN gegenüber «reporterre»
mitteilt, werde man über das Dossier nicht
informieren. EDF teilt «reporterre» in einem Schreiben
mit, «dass zurzeit verschiedene Standorte zur
Umsetzung des Projekts geprüft werden, zurzeit aber
noch keine Entscheidung gefallen ist.» In einem
weiteren Schreiben vermerkt EDF, man habe die
Installation des Beckens in Belleville-sur-Loire
«weder bestätigt noch abgestritten.»
Guillaume Blavette vom Kollektiv
«Stop-EPR» sagt gegenüber «reporterre», vom Projekt
sei die Allgemeinheit betroffen. Statt Transparenz
gebe es aber eine Omertà. «Die Nuklearbranche sagt,
sie habe sich geändert und geöffnet. Allerdings hat
sich die Situation in diesem Dossier seit 1973 nicht
geändert.» Darüber zeigt sich Marignac im
«reporterre»-Artikel nicht erstaunt. «Auch wenn es
sich offiziell nicht um eine Abfalldeponie handelt,
wird es kompliziert werden, den betroffenen lokalen
Behörden und den Bewohnern des betroffenen Gebiets zu
verkünden, dass man ihnen den Abfall von allen anderen
Zentralen bringen wird, um ihn in einem Becken zu
lagern, das ein Sicherheitsrisiko darstellt.»
Die Behöden flüchten sich in
Geheimhaltung – obwohl das Projekt seit Jahren diskret
vorbereitet wird. In einem Schreiben von Juni 2013
fragt die Sicherheitsbehörde beim EDF an, sie solle
ihre Strategie der Lagerung von gebrauchten
Brennstoffen ändern und neue Gegebenheiten schaffen,
die es ermöglichen sollen, die Bedürfnisse zu decken.
Einige Jahre später wurde im nationalen Plan zu
radioaktiven Stoffen (PNGMDR)
festgehalten, das EDF solle eine neue Strategie für
die Lagerung von gebrauchten Brennstoffen
präsentieren. Im Bericht wird auch ein Zeitplan für
die Schaffung von neuen Lager-Kapazitäten vorgegeben.
Die Frist lief am 31. März 2017 ab.
Seit der Veröffentlichung der
«reporterre»-Recherchen regt sich in der Region
«Centre-Val de Loire» Widerstand. Die gewählten
Politiker deponierten bei der Regierung den Wunsch,
das Becken zur Lagerung des Atommülls in einer anderen
Region zu bauen. Centre-Val de Loire sei mit insgesamt
vier nuklearen Kraftwerken bereits heute die am
meisten belastete Region von Frankreich. Es sei
inakzeptabel, die Gegend nun noch zusätzlich mit einem
nationalen Lager von Atommüll zu belasten. Überhaupt:
Die weitreichenden Auswirkungen auf die Region und die
Bewohner seien erst gar nicht untersucht worden. «Wir
werden das nicht akzeptieren.»
Es sind diese kritischen Stimmen,
die Behörden und Atombranche mit ihrer Intransparenz
verhindern wollten.
Die Dokumentation «Le Grand
Mensonge» behandelt vor allem die Gefahr von
Terroranschlägen auf Kernkraftwerke, zeigt aber auch
die Intransparenz von Frankreichs Behörden beim
Thema Kernenergie.
Verbrennung von Atommüll: Atommülllager
soll überflüssig werden 12.5.2019: Neuer AKW-Typ "Dual
Fluoid Reactor" (DFR) mit radioaktivem
Flüssig-Brennstoff - flüssiges Blei und 10.000 Röhren
notwendig: Atomkraft, ja bitte! Neuer Reaktor beseitigt
strahlenden Müll
https://de.sputniknews.com/wissen/20190512324901381-atomkraft-neuer-reaktor-beseitigt-strahlenden-muell/
„Atomkraft? Nein, danke!“ Das denken sich viele
angesichts der Unfälle in Tschernobyl und Fukushima oder
angesichts des Problems der Endlagerung radioaktiver
Stoffe für Jahrtausende. Doch was wäre, wenn es gar
nicht zur Kernschmelze mit ihren fatalen Folgen kommen
kann und ein Reaktor keine langlebigen strahlenden
Abfälle produziert? Genau in diese Richtung geht eine
Entwicklung namens „Dual Fluid Reactor“ (DFR) vom
Berliner Institut für Festkörper-Kernphysik.
„Unser Reaktorkern kann nicht schmelzen, weil der
Brennstoff schon geschmolzen ist“, bemerkt Götz
Ruprecht, Kernphysiker und Miterfinder des
Dual-Fluid-Reaktors gegenüber Sputnik. Als Brennstoff
kommen dabei flüssige radioaktive Salze oder
verflüssigte radioaktive Metalle infrage.
Funktionsweise: Zwei Flüssigkeiten treffen sich
im Kern
Im Gegensatz zum lange bekannten Flüssigsalzreaktor
treffen sich im Reaktorkern allerdings zwei
Flüssigkeitskreisläufe. In dem einen zirkuliert der
radioaktive Brennstoff, im anderen bewegt sich
geschmolzenes Blei, das die Wärme des Brennstoffs
aufnimmt und sie aus dem Kern weiter transportiert. Für
einen besonders effizienten Wärmeaustausch verlaufen die
beiden Flüssigkeiten parallel zueinander in ca. 10.000
Röhren. Das Blei transportiert die Wärme dann weiter zu
einem weiteren Wasser- oder Kohlenstoffdioxid-Kreislauf
und letzterer treibt schließlich eine Turbine an,
wodurch Strom entsteht.
In der Grafik ebenfalls zu sehen: Ein weiterer Kreislauf,
in dem kurzlebige Elemente zirkulieren, und der als eine
Art Vorwärmer für das Blei fungiert. Daraus lässt sich
schon erahnen, dass der neue Reaktortyp auf die Vermeidung
der Endlagerung angelegt wird. „Dass man langlebige
Abfälle produziert, liegt an der unvollständigen
Verbrennung“, erklärt Ruprecht. „Das ist ein Relikt aus
der Zeit der militärischen Nutzung, als man sich leider
für feste Brennelemente entschieden hatte. Das hat
strategische Gründe gehabt, denn die ersten
Druckwasserreaktoren wurden in U-Booten betrieben. Man hat
an Land dann die Brennelemente produziert wie ein Magazin
und dann die U-Boote bestückt.“
Für das Militär sei das praktisch gewesen, aber für den
zivilen Bereich brauche es die Stäbe nicht, denn diese
sind das Gegenteil von effizient. Ruprecht vergleicht den
Prozess mit einem Köhlerofen, in dem aus Holz Kohle
hergestellt wird. Beim Reaktor mit Brennelementen würde
bildlich gesprochen die Wärme des verkohlenden Holzes
genutzt und dann die eigentliche Kohle weggeschmissen.
„Man verbrennt nur fünf Prozent des Brennstoffs, der in
den Brennelementen ist, und der Rest, der gut spaltbar
wäre, aber eben nicht in diesem Reaktortyp, wird nicht nur
weggeschmissen, sondern muss auch endgelagert werden.“
100-prozentige Verbrennung möglich
Das Kreislaufprinzip löse dieses Problem. Bei jedem
Durchlauf werde das Gemisch aufbereitet, gereinigt,
Spaltprodukte abgeführt und nicht verbrannte wieder dem
Kreislauf zugeführt. Das Prinzip, das hier auch für
Trennung der beiden Brennstoffkreisläufe sorgt, ist
vergleichbar mit einem Raffinerieturm. Je nach Dichte
und Siedepunkt trennen sich die verschiedenen
Komponenten auf verschiedener Höhe.
„Im Ergebnis hat man dann, wenn man das lange genug
macht, annäherungsweise 100-prozentige Verbrennung“,
betont der Kernphysiker. Der Brennstoff könnte bis zu
20fach ausgenutzt werden und der Abfall könne drastisch
reduziert werden. Außerdem kann der DFR auch Atommüll
konventioneller Kraftwerke auf diese Weise
weiterverwenden. Natürlich blieben auch nach etlichen
solchen Zyklen langlebige Nuklide übrig, aber für diese
gibt es ein angeschlossenes Zwischenlager im DFR, in dem
diese maximal 300 Jahre verbleiben sollen – im Gegensatz
zu den hundertausenden Jahren, die Brennstäbe verlangen.
„Radioaktives Material gilt dann als zerfallen, wenn
die Aktivität unter die des entsprechenden natürlichen
geförderten Urans fällt – und das ist nach 300 Jahren
erreicht“, so Ruprecht.
Im Notfall läuft die Flüssigkeit einfach ab
Für den Fall, dass es im Kreislauf unerwartet heiß
wird, gibt es auch eine recht simple Lösung: das
überhitzte Salz bringt eine Schmelzsicherung zum
Schmelzen und läuft in unterkritische Behälter ab, in
denen es wieder abkühlt. Bei Bedarf kann es wieder hoch
in den Kreislauf gepumpt werden. Die Rohre selbst sollen
aus einem höchst korrosionsbeständigen Material sein,
das in der Industrie für die Beförderung von höchst
ätzenden Säuren verwendet wird. Im Idealfall sollen
solche Rohre bis zu 60 Jahre halten, im schlimmsten Fall
sollte ein Austausch alle 20 Jahre erfolgen. Bei den
geringen Maßen des Reaktors – drei Meter Durchmesser –
ist das mit keinen großen Materialverlusten verbunden.
Der Reaktorkern selbst ist in der Produktion teuer,
dafür entfallen aber Aufbereitung, komplizierte
Sicherheitsvorrichtungen und die Endlagerung, was für
große Einsparungen nach dem Bau sorgen soll.
Bei der Trennung der Spaltprodukte können außerdem
wertvolle Edelmetalle gewonnen werden ebenso wie
radioaktive Isotope für den medizinischen Gebrauch. So
soll ein DFR jährlich 300 Gramm Molybdän 99 produzieren,
was ein Vielfaches des Weltbedarfs decken würde.
Kernenergie ist die effizienteste erneuerbare
Energie
Für Ruprecht führt kein Weg an der Kernenergie vorbei.
„Ich und meine Kollegen sehen das – um mit Frau Merkel
zu sprechen – als alternativlos an“, betont er. Denn mit
den erneuerbaren Energien allein sei die Klimawende
nicht zu stemmen. „Das ist physikalischer Fakt, denn man
kann damit keine grundlastfähigen Kraftwerke bauen.“
Fossile Träger würden eines Tages auch erschöpft sein,
was bleibe, seien nukleare Träger. „Da reichen die
Ressourcen aus. Man kann tiefer graben, um das Uran aus
der Erde zu holen oder aus dem Meerwasser zu
extrahieren“, so der Kernphysiker. So sei der Bedarf für
Millionen von Jahren gedeckt. „Sie wissen ja vielleicht,
wie erneuerbare Energien definiert sind. Energien, die
sich aus Ressourcen speisen, die weit über den
menschlichen Zeithorizont reichen. Da kann man die
Kernenergie getrost dazu zählen. Wir sehen Kernenergie
als erneuerbare Energie“, schließt Ruprecht.
Für die weitere Entwicklung und Sicherheitsstudien werden
allerdings Mittel gebraucht. Für den Bau des ersten
solchen Reaktors veranschlagt Ruprecht etwa zehn Jahre.
Die Entwicklungskosten dürften sich auf zehn Milliarden
Euro belaufen. Das Patent für diesen Reaktortyp ist in
Japan, Europa und seit letztem Jahr auch in Russland
positiv geprüft. In den USA sollte eine Genehmigung bald
auch kommen.>
8.6.2019: Neue Trennverfahren soll
Atommüll um 80% reduzieren - der DFR-Reaktor produziert
gar keinen Atommüll mehr: Das Ende des Endlagers? Neue Trenneinheit entsorgt
massiv Atommüll
https://de.sputniknews.com/wissen/20190608325161637-neue-trenneinheit-entsorgt-massiv-atommuell/
Der patentierte Dual-Fluid-Reaktor (DFR) soll
idealerweise bis zu 100 Prozent des radioaktiven
Brennstoffs in einem Kreislauf umsetzen. Im Realbetrieb
erzeugt er zwar Abfälle, aber mit einer Lebensdauer von
maximal einigen 100 Jahren. Deswegen ist beim
DFR-Konzept ein Zwischenlager für diese Stoffe bereits
im Kraftwerk integriert. So versprechend das klingt: Ob
der Reaktor in Deutschland gebaut wird, steht damit
nicht fest
Für die hohe Effizienz des Reaktors ist ein
Baustein verantwortlich, der die Auftrennung des
radioaktiven Stoffgemisches vornimmt, die PPU
(Pyrochemical Processing Unit, zu Deutsch etwa:
Pyrochemische Trenneinheit). Auch wenn der DFR nie
gebaut werden sollte, könnte die PPU in der
Atommüllfrage eine entscheidende Rolle spielen, denn mit
ihr lässt sich das Endlager-Problem deutlich
verkleinern.
„Beim geologischen Endlager muss man zwei Probleme
lösen, die nicht so gut miteinander vereinbar sind“,
erklärt Götz Ruprecht, Miterfinder des DFR, das
Grundproblem gegenüber Sputnik. „Man muss die
wärmeentwickelnden Abfälle tief unter der Erde lagern
und dadurch dürfen die Abstände der Fässer oder Castoren
nicht zu eng sein. Man muss das Endlager so
dimensionieren, dass die Wärmeentwicklung gehandhabt
werden kann. Andererseits sind auch nicht stark
wärmeentwickelnde Stoffe drin, die eine schwache, aber
genügend große Aktivität haben. Die sind alle
miteinander vermischt, diese Stoffe. Man muss also das
Endlager auslegen auf Wärmeentwicklung und auf lange
geologische Lagerung zugleich.“
Die Lösung: Stoffgemisch trennen – Lager auf 20
Prozent verkleinern
Ein benutztes Brennelement besteht zu 95 Prozent aus
Uran-238 sowie zu einem Prozent aus Uran-235. Das Uran
lässt sich prinzipiell nach Wiedergewinnung
weiterverwenden. Weitere drei Prozent umfassen
Spaltprodukte, von denen die meisten innerhalb von 300
Jahren weiter in stabile Atomkerne zerfallen. Lediglich
bei einem Prozent handelt es sich um sehr langlebige
Stoffe, die Transurane, zu denen etwa das Plutonium
gehört.
Die PPU trennt dieses Gemisch auf. Dazu wird es zunächst
in ein Chlorsalz umgewandelt und dann bei Temperaturen
unterhalb von 2000 Grad Celsius zum Sieden gebracht.
Vergleichbar sei die Funktionsweise der PPU einer
Rektifikationskolonne in einer Erdölraffinerie, allerdings
im Gegensatz zu dieser sehr kompakt. Die Bestandteile des
Salzes verdampfen, kondensieren in Abhängigkeit von ihrem
Siedepunkt auf verschiedener Höhe und laufen in getrennten
Fraktionen aus der PPU heraus.
Dieser Prozess trennt bei laufendem DFR den
Brennstoffkreislauf fortwährend auf, kann aber auch vom
Reaktorbetrieb unabhängig zum Einsatz kommen, um die
Bestandteile von Atommüll aus Leichtwasser-Reaktoren
voneinander zu scheiden. Durch diese Trennung wird der
Atommüll aufgeteilt in weiter verwendbares Uran, in
kurzlebige Stoffe, deren Aktivität nach 300 Jahren
abgeklungen ist und in sehr langlebige Stoffe, die der
eigentliche Anlass für ein Endlager sind.
Die größten Wärmeerzeuger sind die kurzlebigen
Strahler. Da sie nicht in das Endlager wandern, muss
dieses nicht mehr auf eine dermaßen hohe
Wärmeentwicklung ausgerichtet werden, die Abstände
zwischen den Containern schrumpfen zusammen. Das
Endlager selbst lässt sich durch den Einsatz einer PPU
Ruprecht zufolge bei geeigneter Lagerlogistik in den
ersten Jahrhunderten auf 20 Prozent herunter reduzieren.
Bonus: Edelmetalle aus radioaktiven Abfällen
abgreifen
„Unter den Elementen, die in 100 bis 300 Jahren
entnommen werden können, befinden sich auch sehr
wertvolle Edelmetalle, die in der Industrie hochgefragt
sind“, hebt Ruprecht weiter hervor. Dazu zählen Rhodium,
Ruthenium und Palladium. Rhodium sei deutlich teurer als
Platin merkt Armin Huke an, Geschäftsführer des
Instituts für Festkörper-Kernphysik, an dem der DFR und
die PPU konzipiert wurden. Es handle sich bei den
Abfällen keineswegs um giftigen Schwermetallmüll, diese
verfügten über eine „sehr geringe Giftigkeit“.
Allerdings stehe der Wert der darin
enthaltenden Edelmetalle in keinem Verhältnis zu den
Möglichkeiten des DFR: „Da bei der Kernkraftnutzung der
Massenumsatz sehr gering ist, haben diese Metalle zwar
wirtschaftlich einen erheblichen Wert, aber ihr
Marktwert ist vergleichsweise verschwindend zu dem
Marktwert der Energie, den die Kernspaltung vorher
erzeugt hat“, so Huke.
Nur im Kraftwerkverbund: Für Medizin
wichtiges Molybdän
Für die Medizin ist das metastabile
Technecium-99-Isotop von großer Bedeutung. Dieses
entsteht aus dem Isotop Molybdän-99 und wird in
sogenannten Technicium-Generatoren vom Molybdän getrennt
und in der Radiologie als Radiotracer etwa bei der
Krebsdiagnostik eingesetzt. Das metastabile
Technecium-99 hat noch eine kürzere Halbwertszeit als
Molybdän-99.
Die Trenneinheit kann auch Molybdän-99 aus dem
radioaktiven Gemisch entnehmen, allerdings nur im
Verbund mit dem Reaktorkern und Kreislaufsystem des DFR.
Denn bis der Atommüll bei der PPU angekommen ist, ist
das wertvolle Molybdän längst zerfallen.
„Das Molybdän war im Grunde der Anlass, dass
der DFR entwickelt wurde“, merkt Ruprecht an. Denn vor
etwa zehn Jahren sei es zur Technecium-Krise in der
Medizin gekommen. Grund dafür: Fast zeitgleich wurden
zwei Forschungsreaktoren zu Wartungszwecken geschlossen.
„In dem Moment wurde den Medizinern bewusst, dass sie
ihr ganzes Molybdän-99 für Nordamerika und Europa nur
aus diesen beiden Reaktoren beziehen. Und da wurde ihnen
auch bewusst, dass das Zeug zerfällt. Nach wenigen Tagen
gab es eine Molybdän-Krise und die Krankenhäuser konnten
nicht versorgt werden“, so Ruprecht.
Also habe man sich Gedanken gemacht, ob Molybdän auch
anders hergestellt werden kann. Das Institut für
Festkörper-Kernphysik verfolgte dabei eine mögliche
Herstellung mittels Beschleuniger. Das Endergebnis war
der Dual-Fluid-Reaktor. „Ein Reaktor könnte im Grunde
den ganzen Weltbedarf decken“, so Ruprecht.
Eine Studie zur PPU wurde laut Huke vom Bundesministerium
für Wirtschaft und Energie (BMWI) gefördert. Die Forscher
verbinden mit dieser Studie eine Hoffnung auf eine
Anschlussförderung. Das würde wiederum den Bau solcher
Aufbereitungsanlagen näher rücken.
ATOMMÜLL IM MEER VERSENKT: Russland, GB
(1950-1963), Schweiz (1966-1982) usw. - schwach und
mittelradioaktiver Abfall mit Halbwertszeit von 70 Tagen
bis 30 Jahren: Wie die Schweiz tausende Tonnen
Atommüll im Meer entsorgte
https://volksbetrugpunktnet.wordpress.com/2019/11/13/wie-die-schweiz-tausende-tonnen-atommuell-im-meer-entsorgte/
Film: „Versenkt und Vergessen – Atommüll vor Europas
Küsten“ (2013)
<Die Schweiz war nicht immer so
rücksichtsvoll mit der Natur, wie sie es
heutzutage ist. Bis zum Jahr 1982 hatte sie
nämlich insgesamt 5321 Tonnen radioaktiver
Atomabfälle in Meer geworfen. Der Zustand der
Behälter bleibt unbekannt. Die „Neue Zürcher
Zeitung“ veröffentlicht Informationen zu dieser
Entsorgungs und wie man heute damit umgeht.
Die Schweiz gehörte zu den größten Lieferanten von
Atommüll – den sie im Meer entsorgen. Innerhalb von
zwölf Jahren haben die Schweizer ganze 23 Sendungen
geschickt. Mit einem Güterzug von Siggenthal
(Aargau) war schwacher und mittelstarker
Atommüll in Metallfässern – in Beton oder Bitumen
eingegossen – transportiert worden. An der
niederländischen Küste wurden die Fässer auf
Frachtschiffe geladen und im Nordatlantik versenkt.
Dies berichtet
die Schweizer Zeitschrift „Neue Zürcher Zeitung“
(NZZ) in einem Artikel am Montag.
Diese Art der Entsorgung von radioaktivem Müll war
in den Jahren 1966 bis 1982 die günstigste und
Lösung. Damit war die Schweiz auch nicht alleine: Es
war eine gängige Lösung vieler Staaten mit Atommüll
so umzugehen. Der weltweite Spitzenreiter ist
Russland (bzw. damals die Sowjetunion), welches für
insgesamt 44,8 Prozent der Strahlung in Meeren
verantwortlich ist. Knapp gefolgt von Großbritannien
mit 41,4 Prozent. Die Schweiz selbst steht auf dem
dritten Platz und macht 5,2 Prozent der Strahlung in
den Weltmeeren und ganze 9,8 Prozent der im
Nordatlantik aus.
Über 5000 Tonnen Atommüll auf dem Meeresboden
Der Müll liege nach Angaben der NZZ auf etwa 3600
bis 4750 Meter Tiefe. 7420 Fässer wurden laut
Dokumenten auf diese Weise entsorgt und somit hat
die Schweiz ganze 5321 Tonnen an Atommüll versenkt.
Dies betrage eine Radioaktivität von 4419,3
Terabecquel. Die Fässer beinhalteten kein
hochaktives Material, sondern schwache bis
mittelstarke Beta-Gamma-strahlende und
tritiumhaltige Abfälle. Der Müll stamme
hauptsächlich aus dem Eidgenössischen Institut für
Reaktorforschung und dem AKW-Betrieb. Der restliche
Prozentsatz kommt aus der Medizin, der Forschung,
der Industrie und Abfällen der Produktion von
Leuchtfarben und Ionisationsmeldern.
In den 1980er Jahren begannen die ersten
Protestaktionen gegen diese Umgangsweise mit
radioaktivem Material. Von der Organisation
Greenpeace veranstaltet, stellten sich Aktivisten
auf Schlauchboten unter die Kräne der Frachtschiffe
und verhinderten somit den Müllabwurf. Diese
Protestaktion verhalf schließlich auch dazu, dass es
zu einem Abbruch dieser Entsorgungsstrategie im Jahr
1983 kam.
Was passiert heute mit den Fässern?
Der Film „Versenkt und Vergessen –
Atommüll vor Europas Küsten“ von 2013 führte
erneut zu einem Skandal, bei welchem
Unterwasseraufnahmen die große Anzahl solcher
Fässern zeigten. Dabei sind nicht nur Schweizer
Behälter, sondern auch die 61.550 Fässer der Briten,
die sie in den Jahren 1950-1963 im Meer versenkt
hatten. Es entstand also eine Debatte über das
Schicksal dieser radioaktiven Behälter. Der Zustand
dieser sei laut der NZZ unbekannt, da Behörden kein
Interesse daran zeigten, intakte Behälter zu bergen.
[Die Schweinzer lassen die Atomfässer auf dem
Meeresboden]
Trotz der Bitten von Greenpeace Schweiz, die
Lagerstätten zu überwachen, sieht das Eidgenössische
Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) den Fall für
abgeschlossen. Da die Halbwertszeiten der
entsorgten Materialien sowieso nur zwischen 70
Tagen und 30 Jahren bestehe, sei das
meiste bis zum heutigen Zeitpunkt zerfallen. Laut
der NZZ sei deswegen nur ein Achtel bis Sechzehntel
der Tritiumbelastung vorhanden. Aufgrund der tiefen
Belastung, so sagte das Ensi der NZZ, stelle sich
keine Frage nach der Rückholung der Fässer.
Nördlich Lägern (Schweiz) 7.9.2022: Tiefes
Atommülllager soll im nördlichen Kanton Zürich sein: Standort für Tiefenlager: Atommüll soll nach Nördlich
Lägern
https://www.blick.ch/politik/standort-fuer-tiefenlager-atommuell-soll-nach-noerdlich-laegern-id17857116.html
Doch nicht ins Weinland, sondern nach Nördlich Lägern
soll der radioaktive Abfall aus den Schweizer
Atomkraftwerken. Und: Es soll nicht bloss ein Endlager
geben, sondern eine Kombi-Anlage.
Das Schweizer Atommüll-Lager soll im Gebiet Nördlich
Lägern im Zürcher Unterland zu stehen kommen, vermeldet
der «Tages-Anzeiger». Zumindest deute vieles daraufhin.
Das deckt sich mit Blick-Informationen, wonach man sich
für ein Endlager in der Region mit dem geringsten
Widerstand entschieden habe.
«In allen anderen Regionen, die im Auswahlverfahren
sind, auch im nahen Deutschland, sind die Säle voll,
wenn es eine Veranstaltung zum Tiefenlager
gibt», sagt
im «Tages-Anzeiger»-Artikel eine Bäuerin, auf
deren Land das Lager gebaut würde, käme es nach Nördlich
Lägern. In ihrer Region hingegen interessierten sich nur
sehr wenige. Hier kämen «keine 20 Nasen», so die Frau.
Kaum Proteste erwartet
Selbst wenn die Nationale Genossenschaft für die
Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) bald Nördlich
Lägern tatsächlich als Standort bekannt geben würde,
wird kein Proteststurm erwartet.
Die Nagra hatte den Standort zwischenzeitlich mal aus
dem Rennen genommen. Nun ist es wieder unter den
Kandidaten. Neuere Studien hätten ergeben, dass das
Zürcher Weinland stärker von Erosion betroffen sei und
dass ein Lager in Nördlich Lägern hingegen nicht nur bis
700 Meter tief, sondern gar bis zu 900 Meter tief gebaut
werden könnte. Damit sei hier genug Platz vorhanden.
Kombi-Lager
Laut dem Artikel deutet vieles darauf hin, dass an dem
Ort nicht nur ein Tiefenlager, sondern ein kombiniertes
Lager für hoch radioaktiven und schwach bis mittel
aktiven Abfall entsteht.
Am Samstag solle die Bevölkerung des betroffenen
Standortgebiets informiert werden. (pt)
Schweiz am 10.11.2022: Die Katze ist aus
dem Sack: Atommüll-Endlager in Nördlich-Lägern -
Verpackung des Atommülls in Würenlingen: Radioaktive Abfälle: Bund bestätigt: Tiefenlager kommt
in Nördlich-Lägern ++ Verpackt wird Atommüll in
Würenlingen ++ Betroffene reagieren schockiert
https://www.aargauerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/radioaktive-abfaelle-bund-bestaetigt-tiefenlager-kommt-nach-noerdlich-laegern-verpackt-wird-atommuell-in-wuerenlingen-betroffene-reagieren-schockiert-ld.2341279
Schweiz: Karte mit Standorten für Atommülllager in der
Nordschweiz [2] - Atommülllager Schema [3]
Das Schweizer Tiefenlager für Atommüll soll im Gebiet
Nördlich Lägern in der Zürcher Gemeinde Stadel gebaut
werden. Verpackt werden soll der Atommüll in Würenlingen
im Aargau. Nach Spekulationen hat der Bund betroffene
Kantone und Grundbesitzer am Samstag informiert.
Samuel Thomi
Die
Würfel waren längst gefallen. Doch informiert werden
sollte die Öffentlichkeit erst am Montagmorgen. Nachdem
verschiedene Medien nach der Vorinformation der Kantone
und Grundeigentümer am Samstag jedoch über die
Entscheide berichteten, passten der Bund und die
Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver
Abfälle (Nagra) kurzerhand ihre Kommunikationsstrategie
an. Gegenüber CH Media bestätigte Marianne Zünd am
Nachmittag die Standortwahl Nördlich Lägern für ein
Tiefenlager.
Und der Atommüll dafür
solle dereinst in Würenlingen verpackt werden, sagte
Zünd in dem Gespräch weiter. Für alle weiteren Details
verwies die Kommunikationschefin des Bundesamts für
Energie jedoch auf Montag.
Nagra:
«Eindeutiger Entscheid»
Kurz darauf informierte
dann auch die Nagra knapp über die Hintergründe der
Standortwahl. «Die Geologie hat einen eindeutigen
Entscheid ermöglicht», heisst es in einer Mitteilung.
Und die Nagra zieht aus den jahrelangen Abklärungen
folgendes Fazit:
«Nördlich Lägern ist der
Standort mit den grössten Sicherheitsreserven.»
Basierend auf dem
Evaluationsergebnis will die Nagra bis in zwei Jahren
das Rahmenbewilligungsgesuch für ein Tiefenlager
ausarbeiten. Dann soll dieses beim Bund eingereicht
werden.
Nach dem Bewilligungsprozess - und wohl nach einer
Volksabstimmung - soll das Schweizer Tiefenlager für stark
und schwach radioaktive Abfälle dann in – respektive unter
– der knapp 2000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden
Zürcher Gemeinde Stadel gebaut werden. Das Gebiet Nördlich
Lägern beinhaltet insgesamt jedoch zwölf Gemeinden im
Kanton Zürich sowie drei weitere Gemeinden im Kanton
Aargau. Zudem grenzt es im Norden an deutsches Gebiet.
Aufatmen können damit die
Gemeinden im Zürcher Weinland (die sogenannte
Nagra-Region Zürich Nord-Ost) sowie die Gemeinden rund
um den Bözberg im Kanton Aargau (sogenanntes
Nagra-Projekt Jura Ost).
Würenlingen
bleibt wichtiger Standort
Mit der Verpackungsanlage
für Atommüll wird der Aargau in Zukunft jedoch gleich
doppelt vom Schweizer Tiefenlager für Atommüll betroffen
sein. Doch bereits jetzt werden in Würenlingen neben dem
Paul Scherrer Institut radioaktive Abfälle aller Art
bearbeitet, verpackt und schliesslich zwischengelagert.
Zuerst über die
Standortwahl übereinstimmend berichtet hatten am Samstag
der Fernsehsender TeleZüri
und die Tamedia-Zeitungen.
Während der Entscheid für den Standort der künftigen
Verpackungsanlage für Atommüll im Aargau weniger
überraschend kommt, löst der bereits zuvor
bekanntgewordene Tiefenlager-Entscheid bei
Politikerinnen und Experten seit Tagen einiges Erstaunen
aus.
Erst recht auf
Unverständnis stösst der Entscheid beim Verein Nördlich
Lägern ohne Tiefenlager (LoTi). Dieser schreibt denn
auch am Samstag erstaunt in einer Mitteilung:
«Die Nagra möchte für den
Standort, den sie vor wenigen Jahren noch ausrangieren
wollte, das Rahmenbewilligungsgesuch ausarbeiten und
einreichen.»
Laut LoTi ist das eine
«fachlich-geologisch wie politisch irritierende
Entwicklung» in der nunmehr 15 Jahre dauernden
Standortsuche. Aus diesem Grund stellen die
Tiefenlager-Gegner denn auch ähnlich lautende
Forderungen an die Transparenz des Auswahlverfahrens und
die weiteren Abklärungen wie die Zürcher SP, die Grünen
und teilweise sogar die SVP (siehe Kasten unten).
Gegenüber TeleZüri äussern sich Gegner des Tiefenlagers in
Nördlich Lägern am Samstag schockiert über die
Standortwahl. Die Rede ist von einem «No-Go» respektive
einer «unvorstellbaren Kehrtwende» der Nagra in der
Projektauswahl. Waren doch bislang die meisten
Involvierten davon ausgegangen, das Tiefenlager solle im
Zürcher Weinland gebaut werden.
Diese Region galt nämlich seit Jahren als Favorit der
Nagra. Anders Nördlich Lägern: Die Gemeinde Stadel war von
den Experten für die Suche nach einem Tiefenlager-Standort
in einer früheren Runde bereits einmal ausgeschieden
worden. Erst auf Druck der betroffenen Kantone wurden die
Abklärungen dann nochmals aufgenommen. Und nun soll
Nördlich Lägern gar der geeignetste Standort der Schweiz
für ein Tiefenlager sein.
Inbetriebnahme
frühestens ab dem Jahr 2050
Die Suche nach einem
geologischen Tiefenlager für radioaktive Abfälle ist
allerdings bereits ein Jahrzehntealter Prozess. Seit
2008 ist das aktuelle Verfahren im Gang. Zuletzt standen
noch drei Regionen im Fokus – und zwar im Zürcher
Weinland (Zürich Nord-Ost), im Zürcher Unterland
(Nördlich Lägern) sowie im Bözberg (Jura Ost). Im Jahr
2024 will die Nagra bei den Bundesbehörden ihr
Rahmenbewilligungsgesuch für ein Tiefenlager einreichen.
Danach wird der Bundesrat voraussichtlich 2029 darüber
entscheiden, ein Jahr später das Parlament.
Zudem ist eine
Volksabstimmung über die Standortwahl sehr
wahrscheinlich. Diese untersteht nämlich dem
fakultativen Referendum. Selbst wenn alles glattgehen
sollte: Mit der Inbetriebnahme des Schweizer
Tiefenlagers ist frühestens ab dem Jahr 2050 zu rechnen.
Der Verschluss des auf Jahrhunderte ausgelegten
Gesamtlagers soll dann im Jahr 2115 erfolgen.
Mehr als
50-jährige Suche – für maximal 100 Jahre Lagerung
Allerdings ist auch die
Vorgeschichte für ein Tiefenlager in der Schweiz eine
äusserst langwierige. Bereits vor 50 Jahren, als die
ersten Atomkraftwerke ihren Betrieb aufnahmen, hat der
Bund die Suche danach eröffnet. Standen zunächst
Standorte in den Alpen im Vordergrund, rückte alsbald
jedoch der Wellenberg in den Fokus. Doch die
Stimmbevölkerung des Kantons Nidwalden lehnte ein
Endlager gleich in zwei Volksabstimmungen ab.
2002 erbrachte die Nagra dann den sogenannten
Entsorgungsnachweis: Sie wies nach, dass im Benkener
Opalinus-Untergrund ein Lager für hoch radioaktiver Müll
machbar ist. Doch unter der Ägide des damaligen
Energieministers Moritz Leuenberger entschied der
Bundesrat vier Jahre später, die Nagra müsse auch noch
weitere Standorte evaluieren.
Seither sucht man auch nicht mehr den Standort für ein
Endlager, sondern lediglich einen für ein Tiefenlager.
Sprich: Der Atommüll soll nicht definitiv vergraben
werden, sondern während 100 Jahren zurückgeholt werden
können. Leuenbergers Sachplanverfahren versprach dabei
nicht nur mehr Transparenz, sondern auch die Mitwirkung
der betroffenen Regionen. Dies als Ausgleich zur
Streichung des Vetorechts für Standortkantone.
Das Manöver gegen Nördlich Lägern
(Schweiz) 12.11.2022: "Noch vor sieben Jahren wurde
Nördlich Lägern aus dem Rennen genommen." Atommülllager Nördlich Lägern
https://tv.telezueri.ch/talktaeglich/atommuelllager-noerdlich-laegern-147494626
Der Atommüll der
Schweiz soll künftig im Gebiet Nördlich Lägern
gelagert werden. Gemäss Nagra eigne sich dieser
Standort am besten für den Bau eines Tiefenlagers.
Dieser Entscheid schockt die Betroffenen und stösst
auf Unverständnis: Noch vor sieben Jahren wurde
Nördlich Lägern aus dem Rennen genommen. Ist
Nördlich Lägern wirklich der sicherste Ort für die
Lagerung von atomarem Abfall oder hat die Region
schlicht zu wenig Widerstand geleistet? Antworten
auf diese dringenden Fragen heute im «TalkTäglich».
Erstausstrahlung:
Gäste:
Werner Ebnöther, Verein
Nördlich Lägern ohne Tiefenlager LoTi
Philipp Senn, Leiter
Kommunikation und Public Affairs bei der Nagra
Moderation: Oliver Steffen
Schweiz 12.9.2022: Verpackung des
Atommülls in Würenlinger - Tiefenlager in Nördlich
Lägern: Nach Entscheid für Nördlich Lägern und Würenlingen:
Diese Fragen zum Atommülllager geben jetzt zu reden
https://www.aargauerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/schweizer-tiefenlager-nach-entscheid-fuer-noerdlich-laegern-und-wettingen-diese-fragen-zum-atommuell-lager-geben-jetzt-zu-reden-ld.2342394?reduced=true
Nach 15 Jahren Suche ist klar: In Würenlingen soll der
Schweizer Atommüll verpackt und in Nördlich Lägern in
einem Tiefenlager entsorgt werden. Damit wird die
Diskussion nun politisch. Die wichtigsten Fragen rund um
das Jahrhundertprojekt.
Samuel Thomi und Kari Kälin
Seit Montag ist nun auch offiziell klar: Das Schweizer
Tiefenlager für schwach und stark radioaktive Abfälle soll
im Gebiet Nördlich Lägern in der Gemeinde Stadel im
Zürcher Unterland zu stehen kommen. Die Aufbereitung der
Brennstäbe aus den Atomkraftwerken wird davor in der
Aargauer Gemeinde Würenlingen stattfinden. Dort steht auch
bereits ein Zwischenlager. Die wichtigsten Fragen und
Antworten im Überblick:
[Für diesen Artikel müssen Sie ein Abo haben].
Hohentengen gg. Schweiz 12.9.2022:
Atommülllager in Nördlich Lägern im Kanton Zürich am
Rhein stösst sauer auf: Deutsche sauer wegen geplantem Atommüll-Lager an Grenze
https://www.nau.ch/news/schweiz/deutsche-sauer-wegen-geplantem-atommull-lager-an-grenze-66273782
Fototexte:
1) Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung
radioaktiver Abfälle (Nagra) hat entschiede, ein
geologisches Tiefenlager im Gebiet Nördlich Lägern im
Stadeler Haberdstal im Kanton Zürich und Aargau zu
errichten - wenige Kilometer südlich der
baden-württembergischen Gemeinde Hohentengen.
2) Radioaktiver Abfall soll in Zukunft hier in Stadel ZH
gelagert werden.
Der Artikel:
Die Schweiz will ihren Atommüll unmittelbar an der
deutschen Grenze in Nördlich Lägern vergraben. In
Baden-Württemberg verlangt man «angemessene Kompensation».
Die Schweiz will
ihren radioaktiven Abfall in Nördlich Lägern bei
Stadel ZH vergraben.
Weil der Ort in
unmittelbarer Grenznähe liegt, haben deutsche
Gemeinden gar keine Freude.
Sie hinterfragen
den Entscheid und fordern «angemessene
Kompensationszahlungen».
Am
Wochenende entschied die Nationale
Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver
Abfälle (Nagra) über den Standort des
Atommüll-Endlagers. Die
Wahl fiel auf das Gebiet Nördlich Lägern
auf dem Gemeindegebiet von Stadel
ZH.
Der Atomabfall soll in
unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze gelagert
werden. Im grossen Kanton ist man kritisch – und
äussert Forderungen. Denn: Jetzt gehts ums
Geld!
Deutsche Grenzgemeinden wollen
Geld sehen
«Bei der Aushandlung von
Kompensationszahlungen wollen wir angemessen
beteiligt werden, sowohl bei den Verhandlungen
als auch im Ergebnis.» Das sagt Martin
Steinebrunner von der deutschen
Koordinationsstelle Schweizer Tiefenlager (DKST)
beim Regionalverband Hochrhein-Bodensee
zu der «DPA».
Und weiter: «Manche deutschen
Gemeinden liegen näher am Lager als Schweizer
Gemeinden, die berücksichtigt werden sollen.»
Eine dieser Gemeinden ist
Hohentengen am Hochrhein im Bundesland
Baden-Württemberg, welches nur rund zwei
Kilometer vom geplanten Endlager entfernt liegt.
Bürgermeister Martin Benz hat angekündigt, den
Schweizer Entscheidungsträgern «sehr genau auf
den Zahn zu fühlen». Man müsse den Entscheid für
Nördlich Lägern schon «sehr gut begründen
können».
«Der Schutz unserer
Bürgerinnen und Bürger vor radioaktiver
Strahlung muss gewährleistet sein. Insbesondere
aber auch der Grundwasserschutz», sagt auch die
baden-württembergische Landesumweltministerin
Thekla Walker im «Spiegel».
Die deutsche Bevölkerung
leiste einen grossen Beitrag zur Endlagerung von
Schweizer Atommüll. «Dies muss sich aus unserer
Sicht zwingend adäquat bei den anstehenden
Abgeltungsverhandlungen niederschlagen.»
Schweiz sucht seit 50 Jahren
nach Atommüll-Endlager
Die Suche nach einem Standort
für die Lagerung radioaktiver Abfälle läuft in
der Schweiz schon seit fast 50 Jahren. Das
Verfahren wird vom Bundesamt für Energie
(BFE) geleitet. Die Wahl von Nördlich Lägern ist
insofern überraschend, als dass der Standort
zwischenzeitlich eigentlich als ungeeignet
eingestuft wurde. Und aus dem Rennen fiel.
Insbesondere die
geologischen Untersuchungen in Etappe 3
der Standortsuche würden aber für Nördlich
Lägern sprechen. Das erklärte die Nagra am
Montag vor den Medien.
Bis das Lager gebaut wird,
könnte es indes noch lange dauern: Die
Rahmenbewilligungsgesuche werden erst 2024
eingereicht, eine Prüfung wäre wohl erst Ende
der 2020er Jahre abgeschlossen.
Stadel in Nördlich Lägern (nördlicher
Kanton Zürich, Schweiz) 14.9.2022: Wo das Atomlager
kommt, sinken die Immobilienpreise: Häuser in Nördlich Lägern verlieren wegen Atomlager
«sofort» an Wert
https://www.nau.ch/news/schweiz/hauser-in-nordlich-lagern-verlieren-wegen-atomlager-sofort-an-wert-66275905
In Nördlich Lägern wird ein Tiefenlager für Atommüll
gebaut. Laut einem Immobilienexperten werden die
Immobilienpreise stark sinken – und das ab sofort.
In der Gemeinde
Stadel ZH, in der Region Nördlich Lägern, wird ein
Atommüll-Endlager gebaut.
Die Anwohner sind
geteilter Meinung, fürchten vor allem das Sinken der
Immobilienpreise.
Tatsächlich geht
ein Experte davon aus, dass die Häuser sofort an Wert
verlieren.
In der Region Nördlich Lägern
soll bis 2050 ein Tiefenlager für Atommüll
gebaut werden. Ab 2045 wird in der Gemeinde Stadel ZH
gebaut.
Der Standort wurde von der
Nationalen Genossenschaft für die Lagerung
radioaktiver Abfälle (Nagra) als sicherste
Option eingestuft. Trotzdem sind die Anwohner
nicht sehr glücklich über den Entscheid, wie eine
Umfrage von Nau.ch zeigte.
Ein Anwohner meinte, Angst
habe er zwar keine, «für das Prestige von Stadel
finde ich es allerdings suboptimal». Eines zeigt
sich aber klar: Die meisten fürchten sich vor
sinkenden Immobilienpreisen.
Und das nicht ohne Grund, wie
sich nun zeigt: Der Wert der örtlichen
Immobilien dürfte jetzt schon stark sinken,
glaubt ein Experte.
«Wir erwarten sofort eine Korrektur
der Immobilienpreise», sagt der
Immobilienspezialist Donato Sconamiglio
gegenüber SRF.
Eine wenige Jahre alte Studie
zeige, dass Immobilien im Umkreis von drei bis
sechs Kilometern zu einem Atomkraftwerk
besonders leiden. Deren Preise würden
normalerweise um fünf bis zehn Prozent sinken.
Experte: Wegen Immobilienboom
Verluste schnell wieder weg
Ähnliches sei auch bei einem
Atommüll-Endlager zu erwarten. Natürlich sei ein
Tiefenlager aber «nicht das gleiche wie ein
dampfender Kühlturm in Dulliken».
Trotzdem: Bei einem Haus mit
Wert von eineinhalb Millionen Franken
könnte der Verlust zwischen 70'000 und 150'000 Franken
sein. Obwohl das eine hohe Summe ist, beruhigt
Sconamiglio: «Wenn der Immobilienboom so
weitergeht wie bisher, dann braucht es zwei bis
drei Jahre und der
Verlust ist wieder weg.»
Anwohner sollen «sicher nicht
verkaufen»
Den Anwohnern empfiehlt er,
erst einmal ruhig zu bleiben und abzuwarten.
«Ich würde sicher auch nicht verkaufen.»
Zuerst sollte man sich gut
informieren und die eigenen Interessen
abschätzen. Sconamiglio weist darauf hin, dass
der Bund im November eine Veranstaltung plant.
«Dort würde ich hingehen und versuchen, meine
Interessen wahrzunehmen.»
Oftmals
sei das Leben an Standorten mit AKWs oder
Atommüll-Endlagern günstiger. Die Gemeinden erhalten
Entschädigungen vom Bund und können so die Steuern
senken. «Und wenn Sie dann das Gesamtpaket anschauen, dann
können Sie auch glücklich in der Nähe eines AKWs wohnen.»