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DIE HÖLLE IST DA - und alle schauen zu

40c. Atommülllager

Also, da kann ALLES passieren in so einem Atommülllager. Das sind nicht einfach Legosteine oder so!
Michael Palomino, 24.11.2022

Schweiz: Karte mit Standorten
                für Atommülllager in der Nordschweiz   Atommülllager Schema
Schweiz: Karte mit Standorten für Atommülllager in der Nordschweiz [2] - Atommülllager Schema [3]

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

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24.11.2022: Die atomare Strahlung in Atommülllagern NIMMT ZU statt ab
Michael Palomino,
                      Porträt mit Inkakreuz, Mutter Erde und Webseiten

Leute, es geistern seit einigen Jahren Meldungen herum, dass die atomare Strahlung in Atommülllagern ZUNIMMT statt abnimmt:

24.11.2022: Meldungen über Atommülllager, wo die radioaktive Strahlung STEIGT
https://duckduckgo.com/?q=atomm%C3%BClllager+strahlung+steigt&t=h_&ia=web

Die Strahlung in Atommülllagern ist
                          ERHÖHT und nimmt NICHT AB, Beispiele Asse in
                          Deutschland und in den "USA"
Die Strahlung in Atommülllagern ist ERHÖHT und nimmt NICHT AB, Beispiele Asse in Deutschland und in den "USA" [1]


Es kann jede/r einen Geigerzähler kaufen und selber Radioaktivität messen:
-- z.B. auf Ebay: https://www.ebay.at/sch/i.html?_from=R40&_trksid=p3519243.m570.l1313&_nkw=geigerz%C3%A4hler+&_sacat=0



Hier sind Meldungen über Atommülllager:

20 minuten online, Logo
21.9.2009: Die Abfall-Mafia entsorgt Giftmüll und Atommüll im Mittelmeer und in anderen Meeren:
Den Staat kümmerts nicht: Mittelmeer als Endlager für radioaktive Abfälle?
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/31649945

Haupttäter ist die Ndrangheta-Mafia, die systematisch das Mittelmeer zwischen Neapel und Sizilien verseucht. Die Umweltschutzorganisation Legiambiente hat keine Chance gegen die Mafia, die von der kriminell-korrupten Berlusconi-Regierung in Rom gedeckt wurde. Siehe: Giftmüllverseuchtes Italien: Italien Meldungen 04

Der Artikel:

<Jahrelang hat ihn kaum einer ernst genommen, aber jetzt haben sich die schlimmsten Befürchtungen des Umweltschützers Sebastiano Venneris bestätigt: Die Mafia nutzt das Mittelmeer offenbar schon seit Jahrzehnten als Deponie für giftige Abfälle, auch radioaktive.

Sebastiano Venneri mit Mikrophon
Sebastiano Venneri mit Mikrophon [2]

28 Kilometer vor der Küste entdeckte die Staatsanwaltschaft von Paola in Kalabrien das Wrack der «Cunsky». Ihre Ladung: 120 Behälter voller Atommüll. Nach Aussagen eines geständigen Mittäters hatten die Mafiosi das Schiff in den 90er-Jahren dort versenkt.

Es ist wohl nur der Beginn einer Enthüllungsstory, die sich bereits wie ein Fass ohne Boden ausnimmt. Unter den Wogen des Mittelmeers lagert jede Menge Gift, mindestens seit 1992 und ohne jede Überwachung.

Venneri ist Vize-Chef der Umweltorganisation Legambiente, die schon seit 1994 versucht, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Mafia-Praktiken mit den toxischen Abfällen zu lenken.

Noch viele andere Fälle

Es bedurfte jedoch der Aussage eines reumütigen Verbrechers, bis die Ermittler Anfang September ihren erschreckenden Fund in 500 Meter Tiefe machten. Mittlerweile geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es noch mindestens 32 weitere Fälle gibt.

«Es war im Januar, ungefähr halb acht Uhr abends», erinnerte sich der ehemalige Angehörige der kalabresischen Mafia-Organisation 'Ndrangheta, als er 2006 vor der Mailänder Staatsanwaltschaft sein Geständnis zur Versenkung der «Cunsky» zu Protokoll gab.

«Wir hatten Sprengkapseln dabei», fuhr er fort, und schilderte dann, wie die Organisation den Frachter zum Sinken brachte. Der Sprengstoff sei aus den Niederlanden gekommen, der Atommüll sei norwegischen Ursprungs gewesen, fügte er noch hinzu.

Und dann verriet er den Ermittlern, wo genau sie die «Cunsky» vor der Küste Kalabriens suchen müssten. Mehr als drei Jahre später, am 12. September 2009, entdecken sie schliesslich das Wrack.

Atommüll nach Afrika

Doch der Mafia-Aussteiger war damit noch nicht am Ende seiner Enthüllungen angelangt. In der Woche nach dem Fund berichtete er der italienischen Presse von weiteren Aktivitäten des organisierten Verbrechens. So habe die 'Ndrangheta tausende Fässer mit radioaktivem Inhalt nach Afrika gebracht.

Unter den Augen der italienischen Armee seien diese im damals von Italien kontrollierten Hafen des somalischen Bosasso zum Verschwinden gebracht worden.

Auch als an der Nordküste Siziliens Atommüll aus dem 1995 gesunkenen Frachter «Koralin» gefunden wurden, schien das die italienischen Behörden nicht sonderlich zu interessieren. Das Justizministerium in Rom schloss damals die Akten.

Ein ehemaliger Staatsanwalt aus Kalabrien wirft dem Ministerium ausserdem vor, die Bereitstellung von 50 000 Euro für nähere Ermittlungen «ohne die geringste Erklärung» verweigert zu haben.

Gift in der Nahrungskette

Vielleicht sei der italienische Staat nur sorglos, sagt Umweltschützer Venneri dazu. «Man sollte aber auch die Möglichkeit nicht verkennen, dass die Affären unter den Teppich gekehrt werden sollten.»

Für die Badegäste des Mittelmeers besteht nach Venneris Aussage durch die giftigen und strahlenden Abfälle keine unmittelbare Gefahr. Anders sieht es jedoch mit der Tierwelt aus - und damit im weiteren Verlauf der Nahrungskette auch für Menschen. Wer Fisch aus dem Mittelmeer verspeise, der «riskiert es, giftige Stoffe auf dem Teller wiederzufinden», sagt Venneri.

(sda)>



20 minuten online, Logo

Griechenland 12.10.2009: Die Regierung will mit Italien nach Atommüll im Mittelmeer suchen - und Giftmüll der Pharmaindustrie ist auch zu haben:
Verseuchtes Mittelmeer: Atommüll am Traumstrand
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/Atommuell-am-Traumstrand-14043408

Kommentar
Keine Angst, alle Bemühungen, Giftschiffe zu bergen oder Atommüll zu bergen werden von Berlusconis "Umweltministerium" [auf dessen Anweisung] torpediert (!). Siehe das Buch "Die Müll-Mafia" von Sandro Mattioli und Andrea Palladino - Amazon-Link.

Der Artikel:

<Jetzt reagiert auch Griechenland im Mafia-Atommüll-Skandal: Die griechische Atombehörde hat Italien zur gemeinsamen Suche nach Gift-  und Atommüll-Wracks imMittelmeer aufgefordert. Die Strände im Westen Griechenlands seien von radioaktiven Abfällen verseucht.

Das Wrack des Frachters
                          "Cunsky" vor Kalabriens Küste,
                          vermutlich mit Gift- oder Atommüll beladen
Ein am 14. September 2009 veröffentlichtes Bild zeigt das Wrack des Frachters «Cunsky» [3], der sich etwa 20 Seemeilen vor Cetraro in einer Tiefe von rund 500 Metern befindet. Das vermutlich mit Giftmüll beladene Wrack des Frachters ist vor der kalabrischen Mittelmeerküste entdeckt worden.

«Es besteht die Notwendigkeit einer gemeinsamen Suche nach radioaktivem Material», sagte der Chef der Behörde für Atomenergie, Christos Chousiadis. Im September hatten italienische Ermittler das Wrack eines vermutlich mit Gift- oder Atommüll beladenen Frachters vor der kalabrischen Küste entdeckt. Der ermittelnde Staatsanwalt von Paola, Bruno Giordano, ging seinerzeit von weit mehr als 30 solchen Giftwracks im Mittelmeer aus.

Ein reumütiges Mitglied der kalabrischen Mafia «'Ndrangheta» namens Francesco Fonti hatte die Ermittler auf die Spur des gefährlichen Schiffes gebracht. Der Mafioso hatte vom Frachter «Cunsky» berichtet, der mit 120 Fässern Atommüll beladen gewesen und 1993 mit seiner Hilfe versenkt worden sei.

Die «Cunsky» war mit anderen drei Frachtern in den Jahren 1988 und 1989 von der italienischen Regierung eingesetzt worden sein, um radioaktiven Müll aus dem Libanon zu entsorgen. Offiziell war sie im Januar 1992 verschrottet worden.

Giftmüll am Traumstrand

Laut Fonti wurde in griechischen Gewässern auf ähnliche Weise Giftmüll vor allem der Pharma-Industrie versenkt. Die Firmen sollen der Mafia zwischen 1,5 und 15 Millionen Euro pro versenktes Schiff gezahlt haben.

«Griechenland muss über alle möglichen Fundstellen von Giftwracks informiert werden», forderte Chousiadis. Die italienische Umweltorganisation Legambiente hatte von sieben Giftschiffen in unmittelbarer Nähe der griechischen Inseln Paxos, Kefalonia und Zakynthos an der Westküste Griechenlands gesprochen.

Italien leitete inzwischen weitere Ermittlungen ein, um zunächst die bisher nicht einwandfrei geklärte Identität des Schiffes festzustellen.

(sda)>




Spiegel online, Logo

13.10.2009: Frankreichs Atommüll in Sibirien unter freiem Himmel - Frankreich ohne Endlager:
Umstrittene Transporte: Frankreich lädt radioaktives Material in Sibirien ab
https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/umstrittene-transporte-frankreich-laedt-radioaktives-material-in-sibirien-ab-a-654843.html

<Frankreich lagert nach Medienberichten grosse Mengen radioaktiver Substanzen in Sibirien ab. Es geht um hundert Tonnen Uran pro Jahr, die aus der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague stammen. Auch in der Mittelmeerregion beschäftigt Atommüll die Behörden.

Paris - Die Zeitung "Libération" und der Fernsehsender Arte haben brisante Transporte aufgedeckt, die in Frankreich derzeit für Diskussionen sorgen. Knapp 13 Prozent der französischen Atomabfälle, so die Recherchen, werden derzeit nach Russland geschafft. Konkret geht es um gut hundert Tonnen Uran pro Jahr. Sie stammen aus der Wiederaufbereitungsanlage in La Hague.

Die Transporte selbst sind unstrittig, ganz anders als die Bezeichnung des Materials: In Russland soll das Material erneut angereichert werden, darauf legt der französische Stromriese EDF besonderen Wert. "Es wird kein Atommüll von EDF nach Russland transportiert", sagte eine Firmensprecherin. Im Übrigen gehöre das Material gemäß der weltweiten Gepflogenheiten nicht mehr EDF, sondern dem russischen Unternehmen Tenex.

Die Journalisten halten dagegen, dass etwa 90 Prozent der Transporte aus Frankreich als stark abgereichertes Uran zurückbleiben. Nach ihren Informationen wird das schwach radioaktive Material im Atomzentrum Sewersk, früher Tomsk-7, in Containern unter freiem Himmel gelagert.

In Atomkraftwerken der kommenden Generation - die französischen Behörden gehen von einem Bau um das Jahr 2040 aus - soll das abgereicherte Uran als Brennstoff eingesetzt werden. Derzeit kann es jedoch nicht verwertet werden. Die Anti-Atombewegung fordert deswegen, abgereichertes Uran nicht mehr als Wertstoff, sondern als Atommüll einzustufen. Dann dürfte es allerdings nach der Baseler Konvention über den Export gefährlicher Abfälle nicht mehr nach Russland exportiert werden.

Frankreich hat wie Deutschland bislang kein Endlager für seinen Atommüll. Von den 1150 Tonnen gebrauchten Brennstoffes, die jährlich anfallen, werden 850 Tonnen im nordfranzösischen La Hague aufbereitet. Der Rest wird in Kühlbecken zwischengelagert.>



<Seit mehr als einem Jahr versucht der Asse-Ausschuss, Schlampereien rund um das einsturzgefährdete alte Salzbergwerk aufzuklären. Während Jürgen Rüttgers sich im Zeugenstand kaum an etwas erinnern kann, sorgen zahlreiche Krebsfälle im Umfeld des maroden Atommüllendlagers für Unruhe.

Im Schatten der Asse [ein Ex-Salzbergwerk, die als Atommülllager dient] ist die Gefahr, an Krebs zu erkranken, deutlich erhöht.

Im Umfeld des maroden Atomendlagers Asse bei Wolfenbüttel ist eine erhöhte Zahl von Leukämie-Fällen festgestellt worden. Dies teilte das niedersächsische Umweltministerium in Hannover auf Anfrage mit und bestätigte damit einen Bericht des NDR. Ministeriumssprecher Thomas Spieker sagte, Auswertungsergebnisse des Epidemiologischen Krebsregisters des Landes hätten Hinweise auf ein gehäuftes Auftreten von Leukämie-Erkrankungen insbesondere bei Männern ergeben.

"Eine Ursache dafür kann bisher nicht festgestellt werden", sagte Spieker. Die Auswertung sei noch nicht abgeschlossen: "Wir wissen daher noch nicht, welchen Einfluss zum Beispiel Lebensalter und Berufstätigkeit auf Erkrankungen haben".

Der Sprecher des Ministeriums versicherte, Transparenz sei jetzt "oberstes Gebot". Die Landesregierung werde den Landkreis bei einer "zügigen und ergebnisoffenen Ursachenabklärung unterstützen". Der Landkreis Wolfenbüttel habe bereits eine Arbeitsgruppe eingerichtet unter Einbeziehung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) und des Landesgesundheitsamtes. Nach Angaben des Sprechers ist die Erkrankungshäufigkeit für Leukämie bei Männern im Umfeld des Lagers Asse doppelt so hoch wie üblich, bei Frauen gebe es dagegen nur eine "nicht signifikante Erhöhung". Dagegen sei die Erkrankungsrate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen verdreifacht.

In dem maroden ehemaligen Salzbergwerk Asse sind zwischen 1967 und 1978 rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelaktivem Atommüll eingelagert worden. Der Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz, plant wegen Wassereinbrüchen und Einsturzgefahr derzeit, das komplette Lager zu räumen.

Große Erinnerungslücken

Jürgen Rüttgers war von 1994 bis 1998 als Bundesforschungsminister mit den Abläufen in der Asse betraut.

Unterdessen hat die Befragung des ehemaligen Bundesforschungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) als Zeuge im Asse-Untersuchungsausschuss des niedersächsischen Landtags keine neuen Erkenntnisse gebracht. Rüttgers konnte sich nur noch rudimentär daran erinnern, was in seiner Amtszeit im Atommülllager Asse passiert ist. "Die Vorgänge sind zwischen 12 und 16 Jahren her", sagte Rüttgers.

Insgesamt sei er nur drei Mal mit Vorgängen aus der Asse befasst gewesen, sagte Rüttgers. Er konnte sich auch nicht daran erinnern, ob er bei seinem Amtsantritt 1994 über die Existenz der 126.000 Fässer in der maroden Schachtanlage informiert wurde. "Ich möchte ausdrücklich festhalten, dass ich heute hier als Zeuge geladen bin und nicht als Beschuldigter", sagte Rüttgers. Der CDU-Politiker war von November 1994 bis Oktober 1998 als Bundesforschungsminister mit dem Atommülllager befasst.

"Jetzt muss Frau Merkel liefern"

Bereits im Vorfeld der Vernehmung von Rüttgers hatten sich die Mitglieder des Asse-Ausschusses im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung einstimmig darauf geeinigt, das Bundeskanzleramt in Berlin auf die Herausgabe von Akten zur Asse zu verklagen. Das Kanzleramt verweigert die Vorlage von Akten seit einem Jahr.

Der Landtag wird die entsprechenden Schreiben für eine Klage jetzt vorbereiten. Hintergrund für die Entscheidung ist ein Gutachten des Braunschweiger Staatsrechtlers Prof. Edmund Brandt. Er hatte im Auftrag der Landtags-Grünen in seiner Expertise festgestellt, dass das Kanzleramt die Arbeit des Untersuchungsausschusses behindert. "Jetzt muss Frau Merkel liefern", sagte Stefan Wenzel, Fraktionschef der Grünen.

Der Asse-Ausschuss versucht seit mehr als einem Jahr, Versäumnisse und Schlampereien rund um das einsturzgefährdete alte Salzbergwerk in Wolfenbüttel aufzuklären. In der Schachtanlage lagern 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll. Der Ausschuss hatte zuletzt im August Akten zum Atommülllager Asse angefordert. Trotz mehrfacher Aufforderung hat das Kanzleramt aber bisher nur einen kleinen Aktenbestand übermittelt.

dpa/AFP>




Und endlich kommt auch ein weiteres Tabu bei der Atomkraft zur Sprache:

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Schweiz 7.4.2011: <Unklare Kosten für Endlagerung>





n-tv online, Logo

Deutschland 14.4.2011: Im Atommülllager Asse verdoppelt sich die Cäsiumverstrahlung in drei Jahren, ohne dass jemand weiss, warum:
Radioaktivität in drei Jahren verdoppelt: Cäsium-Aktivität in Asse steigt
http://www.n-tv.de/politik/Caesium-Aktivitaet-in-Asse-steigt-article3108061.html

<Wieder einmal zeigt die Asse deutlich, dass die Endlagerung des Atommülls eines der größten Probleme ist. Jetzt muss das Bundesamt für Strahlenschutz mitteilen, dass in 750 Metern Tiefe in dem maroden Atommüllendlager die Cäsium-137-Aktivität deutlich gestiegen ist. Der Wert liegt 24 Mal über der Freigrenze. Die Ursache ist unbekannt.

Im maroden Atommülllager Asse in Niedersachsen ist in 750 Meter Tiefe die Cäsium-Aktivität deutlich gestiegen. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat in einem alten Bohrloch, das der frühere Asse-Betreiber Helmholz-Zentrum München 2008 eingerichtet hatte, eine Konzentration des radioaktiven Stoffes von 240.000 Becquerel pro Liter (Bq/l) gemessen. Der Wert liege 24 Mal über der erlaubten Freigrenze, sagte ein BfS-Sprecher.

Das sei der bislang höchste Wert von Cäsium 137 in einer Lösungsprobe, der in dem unterirdischen Salzstock nach dem Ende der Einlagerung im Jahr 1978 gemessen wurde. Der Grund der höheren Werte sei unbekannt. Das BfS habe sichergestellt, dass niemand mit der verstrahlten Lösung direkt in Kontakt kommt und dass keine Kontamination nach außen geschleppt werden kann.

Aus der Kammer 12 wird seit Jahren Wasser gedrückt und sammelt sich vor der Kammer. Der genaue Grund ist unbekannt. 2008 hatte die damals zuständige Helmholtz-Gesellschaft in dem gleichen Bohrloch noch eine Aktivität von etwa 90.000 Bq/l, also dem 9fachen Wert über der Freigrenze, gemessen. Damit habe sich die Casium-Konzentration an dieser Messstelle innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppelt, teilte das BfS mit. Zusätzlich zu Cäsium 137 wurde in der Lösung das Radionuklid Kobalt 60 gemessen, allerdings nur in einer geringen Höhe von 10,5 Bq/l, hieß es.

In dem früheren Bergwerk lagern rund 126.000 Behälter mit schwach und mittelradioaktivem Abfall, die in einer bisher einmaligen Aktion in den kommenden Jahren wieder geborgen werden sollen. Zuvor sollen Experten untersuchen, in welchem Zustand die entsorgten Atommüllfässer sind, die in diversen Kammern lagern.

"Die Zeitbombe Asse tickt"

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Ute Vogt forderte nach Bekanntwerten der hohen Kontamination eine umfassende Aufklärung von der Bundesregierung. Die schwarz-gelbe Koalition müsse klarstellen, dass sie sich bei ihrer angeblichen Neuausrichtung in der Energiepolitik vor der Endlagerfrage nicht drücke.

Die atompolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, erklärte: "Die Kontaminationen nehmen zu, die Zeit läuft davon. Das Bundesumweltministerium und das niedersächsische Umweltministerium müssen dafür sorgen, dass jetzt mit den erforderlichen Arbeiten für die Rückholung zügig begonnen werden kann. Die Zeitbombe Asse tickt."

Atomkraftgegner scheitern in Gorleben

Die Erkundung von Gorleben als Endlagerstandort für radioaktive Abfälle kann derweil fortgesetzt werden. Atomkraftgegner scheiterten mit ihrem Antrag auf eine vorläufige Unterbrechung der Arbeiten, teilte das Verwaltungsgericht Lüneburg mit.

"Die dem Bundesamt für Strahlenschutz erteilte Verlängerung des Rahmenbetriebsplanes und der zur Durchführung der Arbeiten für zwei Jahre zugelassene Hauptbetriebsplan verletzen die Antragsteller nicht in ihren subjektiven Rechten", entschied die 2. Kammer. Weder seien dadurch die Schutzgüter Leben und Gesundheit tangiert, noch seien die Salzabbaurechte der Antragsteller betroffen. Für das Erkundungsbergwerk sei zudem eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht erforderlich. (Az: 2 B 12/11 und 2 B 13/11 vom 14. April 2011)

Im September vergangenen Jahres hatte das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Clausthal-Zellerfeld den Rahmenbetriebsplan für weitere 10 Jahre bis Ende September 2020 verlängert. Außerdem wurde für die Erkundungsarbeiten ein Hauptbetriebsplan für die Dauer von zwei Jahren zugelassen.

Gegen eine Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten klagten daraufhin im Oktober vor dem Verwaltungsgericht Andreas Graf von Bernstorff und sein Sohn Fried, der Elbfischer Christian Köthke, die Salinas GmbH und die Kirchengemeinde Gartow, die ebenfalls Salzrechte besitzt.

dpa>





n-tv online, Logo

17.4.2011: Merkel will den Atomausstieg - die Parteien bremsen - FDP will keinen Energie-Soli - die wahren Kosten der Kernkraft: doppelt so teuer wie die Wasserkraft:
Greenpeace: Doppelt so teuer wie Waserkraft: Ausstieg geht Schwarz-Gelb zu schnell
http://www.n-tv.de/politik/Ausstieg-geht-Schwarz-Gelb-zu-schnell-article3125111.html

<Kanzlerin Merkel überfordert mit der Schnelligkeit des Atomausstiegs ihre Koalition. Union und FDP streiten um Kosten und Tempo, die Liberalen wollen auf keinen Fall den Umstieg durch höhere Steuern finanzieren. Die Grünen bezeichnen die Debatte allerdings als Panikmache und Greenpeace rechnet die wahren Kosten der Kernkraft vor.

Der Zeitplan für die Gesetze zur Energiewende stößt in der Koalition auf Vorbehalte: Unions-Fraktionsvize Michael Fuchs und Bundestagspräsident Norbert Lammert äußerten Zweifel, ob das vorgesehene Tempo hinzukriegen sei. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich mit den Ländern darauf verständigt, im Juni innerhalb weniger Tage mehrere Gesetzesänderungen durch die parlamentarischen Gremien zu peitschen. Unstimmigkeiten gibt es zudem in der Frage, wie der schnellere Atomausstieg und der Ausbau von Ökostrom finanziert werden sollen.

Nach der Übereinkunft von Merkel und den Ministerpräsidenten bleiben Kabinett, Bundestag und Bundesrat zwischen dem 6. und 17. Juni nur elf Tage Zeit, um alle Gesetzesänderungen zu beschließen. "Der Zeitplan ist extrem ambitioniert. Es sollte aber Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehen", warnte Fuchs in der "Welt am Sonntag". Auch Parlamentspräsident Lammert will sich dem Zeitplan nicht ohne weiteres fügen. Zwar sei mit den Kommissionen für Reaktorsicherheit und Ethik vereinbart worden, im Mai zu Schlussfolgerungen zu kommen. "Wie viel Zeit der Bundestag anschließend braucht, um ein Gesetzgebungsverfahren sorgfältig zu beraten, entscheiden wir dann, wenn der Gesetzentwurf vorliegt", sagte der CDU-Politiker der "Welt". Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, nannte den Zeitplan unseriös. Es handele sich um eine Entmündigung des Parlaments. "Merkel will ihre eigene Partei überrumpeln, weil sie Widerstand fürchtet."

FDP sperrt sich gegen Steuer

Fuchs beklagte zudem, über die Kosten der Energiewende bestehe noch völlige Unklarheit. Bislang sei von einer Summe zwischen drei und fünf Milliarden Euro im Jahr die Rede. "Das ist heftig." Einen Ausstieg zu jedem Preis dürfe es aber nicht geben. Der designierte FDP-Chef Philipp Rösler schloss für seine Partei Steuererhöhungen zur Finanzierung des Umstiegs aus. "Ich bin gegen einen Energie-Soli", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Auch eine höhere Neuverschuldung komme nicht infrage, um den notwendigen Netzausbau zu finanzieren.

Das Geld müsse an anderer Stelle im Bundeshaushalt eingespart werden, forderten neben Rösler auch Fraktionschefin Birgit Homburger und Generalsekretär Christian Lindner. Der CDU-Haushaltsexperte Norbert Barthle und Unions-Fraktionschef Volker Kauder schlossen Steuererhöhungen zur Finanzierung der Energiewende zwar ebenfalls aus. Ein neues Sparpaket sei aber nicht notwendig, sagte Barthle der "Passauer Neuen Presse". Nicht auszuschließen sei dagegen, dass eventuelle Mehrkosten "ein Stück weit von den Verbrauchern zu tragen sein werden".

Grüne warnen vor Panikmache

Merkel zeigte sich überzeugt, dass die Kosten für die Verbraucher überschaubar bleiben werden. Eine genaue Auskunft sei aber erst im Rahmen des Gesamtkonzepts möglich, erklärte die CDU-Chefin. SPD-Chef Sigmar Gabriel mahnte im NDR, die Kosten dürften nicht allein dem Stromkunden aufgebürdet werden. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin warnte die Regierung vor Panikmache zu den Kosten des Atomausstiegs. Selbst nach Zahlen des Wirtschaftsministeriums werde jeder deutsche Haushalt nur mit 1,50 Euro pro Monat zusätzlich belastet, sagte er dem "Tagesspiegel am Sonntag". Gebot der Stunde müsse der Abbau ökologisch schädlicher Subventionen sein. Dagegen forderte Fuchs in der "Bild am Sonntag" neue Subventionen für energieintensive Betriebe wie Aluminium- und Stahlhersteller.

Umweltminister Norbert Röttgen will bis Mitte Juni ein neues Atomgesetz mit einem festen Ausstiegsdatum. Die Endlagerung spielt dabei aber bislang eine untergeordnete Rolle. Deren Kosten und Wirkungen sind aber nur schwer abschätzbar. An diesem Montag kommt die von der Bundesregierung eingesetzte Ethik-Kommission zu ihrer ersten, dreitägigen Klausur auf Schloss Liebenberg etwa 50 Kilometer nördlich von Berlin zusammen. Der Vorsitzende der Entsorgungskommission, Sailer, sagte: "Wenn man ein neues Atomgesetz macht, sollte da reingeschrieben werden, dass man einen Fahrplan für die Endlagerung braucht." In den nächsten 20 bis 25 Jahren müsse man zu einem genehmigungsfähigen Projekt für ein Endlager für hoch radioaktive Abfälle kommen.

Der Chef eines der großen Energieversorgungsunternehmen warnte nach Informationen der "Bild am Sonntag" in vertraulicher Runde davor, der private Stromkunde müsse sich wegen des Atomausstiegs auf eine Preiserhöhung von 70 Prozent einstellen. Damit kämen auf jeden Bürger im Schnitt zusätzlich knapp 18 Euro pro Monat zu. Nach Darstellung eines RWE-Sprechers könnte der Konzern jedoch vom Abschalten einiger Atomanlagen wegen dann steigender Strompreise auch profitieren.

"Alle Kosten einrechnen"

Die Umweltorganisation Greenpeace erklärte dagegen, würden alle Kosten und staatlichen Förderungen einberechnet, sei Atomstrom zum Beispiel doppelt so teuer wie Wasserkraft. Nach einer Studie kostet eine Kilowattstunde Windstrom 7,6 Cent, Wasserstrom 6,5 Cent, Kohlestrom 12,1 und Atomstrom 12,8 Cent. "Die ganze Energiedebatte krankt daran, dass für Atom und Kohle die tatsächlichen gesellschaftlichen Kosten nicht ehrlich beziffert werden", kritisierte Robert Werner, Vorstand von der Energiesparte Greenpeace Energy. Die Deutsche Umwelthilfe warnte in einer Erklärung davor, die "von interessierter Seite forcierte unseriöse Kostendebatte als Handbremse gegen die Umsetzung einer umfassenden Energiewende einzusetzen".

Um Einnahmeausfälle durch abgeschaltete Atomkraftwerke auszugleichen, erwägt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble offenbar eine Erhöhung der Kernbrennstoffsteuer. Im Ministerium werde geprüft, ob Haushaltslücken auf diese Weise von den Unternehmen zumindest teilweise ausgeglichen werden könnten, berichtete der "Spiegel". Ein Ministeriumssprecher wollte dies weder dementieren noch bestätigen.

rts/dpa/AFP>




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Deutschland 25.4.2011: Atommüll in Asse 30 Jahre gelagert - und niemand weiss, wie das jetzt dort in der Kammer 12 aussieht:
Atommüll: Die unbekannte Gefahr der Asse-Kammer 12
http://www.welt.de/politik/deutschland/article13258863/Die-unbekannte-Gefahr-der-Asse-Kammer-12.html

<Autor: Ulrich Exner

Asse ist einer der grössten Umweltskandale Deutschlands. Niemand weiss, wie es in Kammer 12 nach 30 Jahren aussieht – nun soll sie angebohrt werden.

Und dann steht man da, in seiner weissen Bergmannskluft, 750 Meter unter der Erde, in einem alten Salzstollen, und starrt auf ein Loch im Fussboden. Kreisrund, neun Zentimeter Durchmesser, vielleicht einen Meter tief. Wenn man mit einer Taschenlampe reinleuchtet, kann man eventuell ahnen, dass es etwas feucht ist da unten.

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Man soll ja nicht reinfassen. Also guckt man, sieht nichts, spürt nichts. Es ändert sich auch nichts. Der Dosimeter baumelt weiter um den Hals und zeigt brav 0,000 an. Keine Strahlung. Keine Gefahr?

Ein Liter radioaktive Lauge

Das kleine Loch in der Sohle der Asse hat für sehr grosse Aufregung gesorgt. Vor gut einer Woche hat man hier bei einer Routinebohrung einen Liter radioaktive Lauge gefunden. Gemessen wurden 240.000 Becquerel von Cäsium 137. 240.000 Becquerel!

Das hörte sich ja fast schon nach Fukushima an, nach Notstand und 1000 Toten. Die Telefone standen jedenfalls nicht mehr still an diesem 14. April im Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), das unter dem Rubrum "Asse II" pflichtgemäss die nüchterne Meldung "Gestiegene Cäsium-Aktivität in einer Kontrollbohrung" herausgegeben hatte.

Im Radio hörte sich das dann deutlich drastischer an, und auch mancher Anrufer beim Bundesamt klang so, als wollte er jetzt am liebsten die Koffer packen und abhauen. Der zweite Satz der Meldung, "Keine zusätzlichen Risiken für Beschäftigte und Umwelt", wurde schlicht ignoriert. Oder angezweifelt. Oder gleich gar nicht geglaubt.

Wie das so ist in Deutschland, spätestens seit Tschernobyl. Also steht man da. 750 Meter unter der Erde. Vor einem leeren Loch. Mit einem Dosimeter, das null Komma null anzeigt.

Es ist kein Wunder, dass sich die Menschen Gedanken machen hier im Südwesten Niedersachsens. In Remlingen, Gross Denkte, Kissenbrück und so weiter. Einer Handvoll Käffer, die sich zur Samtgemeinde Asse zusammengeschlossen haben und in denen man ziemlich im Ungewissen lebt. Passiert da unten was? Passiert da nichts? Und wenn doch: Was passiert?

Wenn man hinfährt, über Braunschweig nach Wolfenbüttel, dann fällt einem zuerst die Jägermeister-Zentrale auf und dann noch die Schilder, die den Weg durch frühlingsgrüne Wiesen zu den Jägermeister-Produktionsstätten weisen.

Früher hiess es offiziell "Forschungsbergwerk" Asse

Im Vorbeifahren denkt man kurz an den seligen Günter Mast und an die Trikots von Eintracht Braunschweig. An lustige Werbekampagnen. Gab es das eigentlich: "Ich trinke Jägermeister, weil ... die Asse gleich um die Ecke liegt"?

Aber dann zeigt auch schon ein grosses, schrillgelbes A oben am Rande des kurzen Bergrückens, der dem Schacht seinen Namen gegeben hat, dass man da ist am "Endlager Asse". Das hat früher offiziell "Forschungsbergwerk" Asse geheissen. Aber das war bestenfalls die halbe Wahrheit, eher ein Viertel davon.

Die 126.000 Fässer mehr oder weniger unordentlich deklarierten Atommülls, die man hier zwischen 1965 und 1978 eher rüde als sorgfältig stapelte, häufelte, abkippte, dienten nicht der Wissenschaft. Sie waren eher Abfallprodukte einer Wissenschaft, die der Kernenergie diente. Und die wollte das strahlende Zeug loswerden, möglichst heimlich, still und leise. Auch jenseits von Recht und Gesetz. Auf jeden Fall aber im Sinne eines grösseren Ganzen, der Energieversorgung der Zukunft.

Die Gesellschaft für Strahlenforschung, die dem Bund gehörte zu allem Überfluss und die die alten Salzstollen aufgekauft hatte, leistete dafür sehr gute Dienste. Gut 80.000 Tonnen mittel und schwach strahlende Abfälle aus Atomkraftwerken, Kernforschungszentren, Wiederaufarbeitungsanlagen wurden in dünnwandige, gelbe Stahlfässer verpackt, zur Asse verfrachtet und dort abgeworfen.

Zunächst unentgeltlich, später gegen eine geringe Gebühr, aber immer noch ohne gesetzliche Grundlage. Als die Mitte der 70er-Jahre geschaffen wurde, stopfte man lieber noch rein, was gerade ging, und machte die Asse dann schnell dicht. Die Zugänge zu den 13 Kammern mit Atommüll wurden meterdick mit Beton gepfropft. Und dann tat man so, als sei nichts, probierte noch ein bisschen Verschlusstechniken im Salz. Und liess den lieben Gott einen guten Mann sein.

Man hatte ja auch anderes im Kopf in dieser Zeit. Gerade in der Politik. Es war die Zeit der RAF, die Zeit der Bedrohung. Auch die Zeit der leichtfertigen Verdächtigung. Bist du nicht für mich, dann bist du gegen mich. Es ging immer gleich ums Ganze damals. Um "Revolution" und "Staatsräson". Für die Asse, für die Frage, wohin man denn mit den strahlenden Resten der Kernforschung sollte, blieb da wohl eher wenig Zeit.

Ein paar Meter hinter dem leeren Bohrloch zeigt eine Ytong-Wand die Stelle des Schachtes, hinter der die Kammer 12 der Asse liegt. Davor hat sich ein sogenannter Laugensumpf gebildet, ein Tümpel, in dem man auch strahlendes Caesium 137 nachweisen kann.

Noch so ein Menetekel, das mit "Kontrollgebiet radioaktiv" warnend in Worte gefasst wird. Und anhand dessen man eine lange Geschichte darüber verfassen könnte, auf welch unterschiedlichen Wegen Flüssigkeit in einen Salzstock gelangen kann.

Sie kann zusammen mit anderen Stoffen von Bergleuten eingebracht werden. Es kann auch Grundwasser von aussen eindringen, was deutlich gefährlicher ist. Der Schacht Asse I gleich in der Nähe wurde schon 1906 wegen zu starken Laugenzuflusses geschlossen. Dennoch wurde das Bergwerk 1972 vom damaligen Forschungsstaatssekretär Klaus von Dohnanyi (SPD) für "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" dauerhaft für trocken erklärt. Inzwischen ist man schlauer.

Schon seit 1988 fliesst stetig Wasser von aussen in die Grube, derzeit noch weitab des Atommülls; aber wie lange das so bleibt, weiss kein Mensch. Es gibt Gutachten, nach denen die Asse noch bis 2020 "standsicher" ist, andere sprechen von 2014.

Man versucht derzeit alles, um das Bauwerk einigermassen zu stabilisieren. Um Zeit zu gewinnen. Irgendwann aber, das kann man sich denken, wenn man die verbogenen Stahlträger und vom Druck des Gebirges verformten Ziegelsteinwände hier unten anguckt, bricht die Grube ein. Die Kontrolle über den Müll, die man jetzt noch hat, wäre wahrscheinlich verloren.

Bohrlöcher, Laugentümpel und krumme Wände

Man braucht also gar nicht zu lange in der Nähe eines leeren Loches auf der Sohle einer Schachtanlage zu verbringen, um zu verstehen, warum die Menschen in der Region oberhalb der Asse "grosse Hoffnung darauf setzen, dass das Zeug wieder rausgeholt wird", wie es David McAllister (CDU) beschreibt.

Niedersachsens Ministerpräsident hat sich abseits aller Terminkalender unlängst selbst die Asse angeschaut. Bohrlöcher, Laugentümpel, krumme Wände, lange Risse im Salzgestein, Dosimeter, die null anzeigen; er hat mit Leuten gesprochen, die sich auskennen, und weiss jetzt, was hier los ist. Was sich die Menschen wünschen, die hier leben. Entweder das Zeug kommt raus. Oder man redet nicht mehr drüber. Aber das wäre ja auch unerträglich.

Also redet man doch und trifft sich regelmässig in der "Begleitgruppe Asse". Das ist so eine Art "runder Tisch", ein Forum zur Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses ehemals verfeindeter Gruppen, wie bei Stuttgart 21, nur ohne Kameras und Heiner Geissler.

Bund und Land, eher schwarz-gelb, sind ebenso vertreten wie das Bundesamt für den Strahlenschutz (BfS), inzwischen zuständig für das "Endlager Asse", mit einem Chef, den ehemals Rot-Grün eingesetzt hat. Man kabbelt sich immer noch ganz gern, traut sich auch nicht wirklich über den Weg. Aber man nimmt das Problem Asse ernst mittlerweile.

Auf allen Seiten, immerhin. Der Landrat von der SPD ist da, alle anderen Parteien auch, Bürgerinitiativen, Wissenschaftler. Sie alle hätten sich früher tagelang ergebnislos streiten können über ein leeres Bohrloch. Aber die Zeiten ändern sich ja. Auch das wird gerade dokumentiert im Jägermeister-Land.

McAllister, der nach-nach-nach-nach-Nachfolger von Albrecht

David McAllister zum Beispiel, Nach-nach-nach-nach-Nachfolger des Atomkraftfans und Parteifreunds Ernst Albrecht, steht jetzt vor dem Sitzungssaal des "Trainings- und Weiterbildungszentrums Wolfenbüttel" und lobt die Asse-Begleitgruppe als "modellhaft auch für andere Regionen in Europa, wo es darum geht, Fehler der Vergangenheit aufzuarbeiten".

Das ist nun eine gehobene Form der Entschuldigung, aber der Ministerpräsident hat ja auch noch die Genehmigung zum "Anbohren" der Asse-Kammern 7 und 12 mitgebracht, worauf man hier einigermassen lange gewartet hat. Es wäre der Beginn einer "Faktenerhebung", die irgendwann in das erklärte Ziel der Begleitgruppe münden soll: die Rückholung der Fässer aus der Asse. So etwas hat es noch nicht gegeben auf der Welt.

80.000 Tonnen strahlendes Irgendwas

Also freut sich der Sprecher der Bürgerinitiativen über McAllisters Genehmigung so sehr von Herzen, dass Ostern und Weihnachten in diesem Jahr doch auf einen Tag fallen. Auch die schwarze Umweltstaatssekretärin und der im schwarz-gelben Lager nicht unbedingt beliebte BfS-Präsident Wolfram König vertragen sich demonstrativ.

Der Landrat ist sich im Anschluss an den Besuch sogar sicher, dass die Menschen in seiner Region akzeptieren werden, dass der alte Atommüll in ein Zwischenlager im Landkreis Wolfenbüttel gebracht werden müsste. Möglichst nah dran am Schacht. Wenn man die 80.000 Tonnen strahlendes Irgendwas denn tatsächlich eines Tages rausbekommt aus der Asse.

Kammer 12 ist seit 30 Jahren verschlossen

Die turnhallengrossen Kammer 12, 750 Meter unter der Erde, vielleicht 20 Meter entfernt vom leeren Loch, ist seit 30 Jahren verschlossen. Niemand weiss, wie es aussieht hinter dem "Pfropfen". Welche Hohlräume sich gebildet haben, welche Gase, welche chemischen Verbindungen. Ob die Fässer geplatzt, ihr Inhalt womöglich mit Salz und Berg verklumpt ist.

Ob sie tatsächlich rückholbar sind. Am Ende weiss man noch nicht mal, wie gefährlich es tatsächlich wäre, wenn doch alles hier unten bleiben müsste. Findet man die Radioaktivität dann in 150 Jahren im Wolfenbütteler Kopfsalat? Oder, der Scherz liegt leider nahe, gar im Jägermeister?

Bestätigt sich der Verdacht, dass die Krebsrate schon gestiegen ist, strahlungsbedingt, in den umliegenden Gemeinden? Oder findet man im Grunde immer was, wenn man nur genau genug hinguckt? Es gibt jedenfalls deutlich mehr Fragen als Antworten hier im Landkreis Wolfenbüttel.

Die Strahlenschützer vom Endlager Asse haben am vergangenen Montag noch einmal eine kleine Menge Lauge aus dem leeren Loch geholt. 0,3 Liter, 80 000 Becquerel Strahlung von Cäsium 137. Mehr als in japanischem Salat; aber nur ein Drittel des Werts, den man vier Tage zuvor ermittelt hatte. Aber ist das jetzt eine gute Nachricht?

"Glückauf!", verabschieden sich die Kumpel hier unten im Schacht. Glückauf, der alte Bergmannsgruss. Der passt ganz gut für die Zukunft der Asse.>



Spiegel
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Deutschland 22.5.2011: Endlager Gorleben soll nach "unbekannten Kriterien" ausgesucht worden sein:
Endlager-Debatte: Strahlenschutz-Chef fordert Alternativen zu Gorleben
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,764119,00.html

Kommentar
Hier offenbart sich endlich die korrupte Atomindustrie: "Unbekannte Kriterien" heisst, dass die Atom-Manager sich gesagt haben: "Es wird schon gehen, wir müssen gar nicht erst untersuchen". Die Manager haben die Strahlung gar nicht ernst genommen. Unverantwortlicher geht es nicht.

Der Artikel:

<Ist der Salzstock Gorleben geeignet als atomares Endlager? Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, will seine Hand dafür nicht ins Feuer legen: Der Standort sei nach "unbekannten Kriterien" ausgesucht worden. Alternativen müssten offen diskutiert werden.

Köln - Der Chef des Bundesamts für Strahlenschutz, Wolfram König, will bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll auch Alternativen zum Standort Gorleben prüfen. "Wir brauchen ein systematisches Verfahren, das nach den Sicherheitsanforderungen aufgestellt ist", sagte König im Deutschlandfunk.

Gorleben sei vor mehr als 30 Jahren nach "bis heute unbekannten Kriterien" ausgesucht worden, sagte der Behördenchef. Es sei bis zum Schluss nicht geklärt worden, wie sich eigentlich der Standort Gorleben bei dem Vergleich herauskristallisiert habe.

Ob Gorleben geeignet sei, lasse sich noch nicht abschliessend beurteilen. Diese Einschätzung begründet König so: "Gorleben hat aber nicht nur ein fachliches Problem eventuell, es gibt dort durchaus Schwachpunkte, die man untersuchen muss, wie zum Beispiel ein fehlendes zweites Deckgebirge über dem Salzstock."

König zog eine Parallele zwischen dem geplanten Endlager und dem Streit um das Bauprojekt "Stuttgart 21". In beiden Fällen müsse die Planung transparent gemacht werden. Bei der Endlager-Suche müsse offen kommuniziert werden, nach welchen Kriterien ein Standort ausgewählt wurde, wie man die Ergebnisse bewertet habe. König kritisiert: "Das ist im Fall Gorleben leider nicht passiert. Dort hat man, bewusst übrigens, die Öffentlichkeit bisher nicht beteiligt in einem formalisierten Verfahren."

Einige Forscher schlagen als Alternative Kurzzeit-Endlager für hochradioaktiven Müll vor - so sei der Atommüll sicher untergebracht, bis man Lösungen für die Ewigkeit finde.

lis/AFP>





Basler
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17.7.2011: Schweizer Regierung verschweigt "Atomfabrik" zum Verschweissen des hochradioaktiven Abfalls:
Bund verheimlichte Atomfabrik
http://bazonline.ch/schweiz/standard/Bund-verheimlichte-Atomfabrik/story/19021425

<Laut eines Zeitungsberichtes will die Nagra an einem möglichen Standort für ein Lager auch gleich eine «heisse Zelle» bauen. Die Erkenntnis sorgt für rote Köpfe und wirft Fragen auf.

Umfrage

Würden Sie in der Nähe einer Atomfabrik wohnen?

Ja: 24.2%

Nein: 75.8%


Auf der Suche nach einem Tiefenlager für radioaktive Abfälle hat der Bund gegenüber der Öffentlichkeit bisher ein brisantes Thema verheimlicht. Das schreibt die «SonntagsZeitung».

Das Bundesamt für Energie und die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) planen am Entsorgungsplatz in der Schweiz eine sogenannte «heisse Zelle». Das ist ein Hochsicherheitsgebäude, in dem stark radioaktive Brennelemente verarbeitet und in Endlagerbehälter verschweisst werden sollen. Bisher war bloss von einer Verpackungsanlage die Rede gewesen.

Strahlensicheres Spezialgebäude

Der Plan sieht gemäss der «SonntagsZeitung» so aus, dass Brennelemente per Bahn in sogenannten Castorbehältern angeliefert würden. Die soliden Behälter eignen sich zwar für Transport des strahlenden Materials, für die Lagerung sind sie jedoch zu schwer.

Im künftigen Lager müsste der radioaktive Müll deshalb in kleinere Container verpackt werden. Diese Arbeit würde dann von Robotern in einem Hochsicherheitsgebäude ausgeführt werden. Ein solcher Trakt muss streng bewacht werden, komplett strahlensicher und gegen Terroranschläge geschützt sein, hebt die Zeitung hervor.

Gegenüber der «SonntagsZeitung» bestätigte die Nagra den Plan. Die Anlage werde analog zum Zwischenlager in Würenlingen «als heisse Zelle ausgelegt werden – vermutlich aber grösser», so Nagra-Sprecher Heinz Sager.

Die Politik ist überrascht

Vertreter und Bürger der möglichen Standortgebiete sind überrascht. «Die Bevölkerung geht davon aus, dass der radioaktive Abfall bereits fertig verpackt im Lager ankommt und dort sogleich in den Untergrund verfrachtet wird», sagt die Schaffhauser SP-Kantonsrätin Martina Munz gegenüber der «SonntagsZeitung».

Eine solche Anlage berge ein viel höheres Gefahrenpotenzial als ein Aufbewahrungsort für Abfälle, wie dies die Nagra bisher dargestellt habe, so Munz gegenüber der Zeitung.

«Für uns ist neu, dass es eine Nuklearanlage geben wird», sagt die Schaffhauser Regierungsrätin Ursula Hafner-Wipf. Auch der grüne Konstanzer Landtagsabgeordnete Siegfried Lehmann staunt: «Ich bin seit Jahren als Vertreter auf der deutschen Seite in diesen Prozess der Lagersuche involviert. Von einer oberirdischen nuklearen Anlage wusste ich nichts.»

Fragen müssen auf den Tisch

Die Frage bleibt, wie es möglich ist, dass die Nagra die Öffentlichkeit bisher nicht im Detail über diese hochsensible Anlage informiert hat. Walter Wildi, Professor für Geologie an der Universität Genf sagt gegenüber der «SonntagsZeitung»: «Dieser Frage sind die Behörden und die Nagra bisher immer ausgewichen.»

Doch jetzt müssten die Fragen auf den Tisch. «Es ist wichtig für die Bevölkerung zu wissen, dass sie nicht einfach einen Bahnhof als Umladestation erhält, sondern eine Kernanlage». so der ehemalige Präsident er Kommission für die Sicherheit von Kernanlagen.

Denn, vieles muss noch geklärt werden, schreibt die «SonntagsZeitung». Zum Beispiel die Frage, wie gross die Distanz einer solchen Anlage zu Wohnhäusern und Schulen haben muss, oder ob sie in einem Gebiet liegen darf, unter dem es Trinkwasservorkommen gibt.

Deutschland zeigt sich überrascht

Es sei möglich, dass bisher zu wenig verständlich informiert wurde, sagt das Bundesamt für Energie zu den Recherchen der Zeitung. «Wir werden Lehren daraus ziehen», sagt der zuständige Chefbeamte Michael Aebersold.

Unterdessen bittet der Baden-Württembergische Umweltminister Franz Untersteller Bundesrätin Doris Leuthard schriftlich um einen Termin, um die Fragen zum Tiefenlager zu besprechen. Zudem verlangt der grüne Minister, dass nicht nur deutsche Bürger im Umkreis von 5 Kilometern, sondern von 30 Kilometern bei der Standortsuche mitreden dürfen. (pbe)>



Wenn Atommüll gelagert wird, entwickelt sich MEHR Radioaktivität - Beispiel Gorleben:

n-tv online,
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Deutschland 25.8.2011: <Energie: Gestiegene Strahlenwerte am Zwischenlager Gorleben>
http://www.n-tv.de/ticker/Gestiegene-Strahlenwerte-am-Zwischenlager-Gorleben-article4142051.html

<Gorleben (dpa) - Bei Messungen am Atommüllzwischenlager Gorleben sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Strahlenwerte festgestellt worden. Das niedersächsische Umweltministerium geht aber davon aus, dass dadurch der nächste Castor-Transport mit Atommüll nach Gorleben nicht gefährdet ist. Der Halbjahreswert für Neutronenstrahlung am Zaun des Zwischenlagers lag im vorigen Jahr bei 0,23 Millisievert, jetzt bei 0,27 Millisievert. Erlaubt ist ein Wert von 0,30. Der genaue Grund für die gestiegenen Messwerte sei noch unklar.

Quelle: n-tv.de / dpa>




Financial
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Deutschland 26.8.2011: Am Eingang zum Zwischenlager Gorleben steigt die Strahlung, und keiner weiss warum:
Atommüllzwischenlager: Strahlung in Gorleben rätselhaft hoch
aus: Financial Times Deutschland online: http://www.ftd.de/wissen/technik/:atommuellzwischenlager-strahlung-in-gorleben-raetselhaft-hoch/60095817.html

<Im Herbst soll der nächste Castor in das niedersächsische Zwischenlager rollen. Messwerte vom Zaun der Anlage gefährden dieses Vorhaben: die Strahlenbelastung nähert sich dem zulässigen Höchstwert - und keiner weiß warum.

Bei Messungen am Atommüllzwischenlager Gorleben sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Strahlenwerte festgestellt worden. Das niedersächsische Umweltministerium geht dennoch davon aus, dass dadurch der nächste Castor-Transport mit Atommüll nach Gorleben in diesem Herbst nicht gefährdet ist. Das sagte eine Sprecherin am Donnerstag.

Der Halbjahreswert für Neutronenstrahlung am Zaun des Zwischenlagers lag nach Angaben des Ministeriums im vorigen Jahr bei 0,23 Millisievert, in diesem Jahr bei 0,27 Millisievert. Auf das Jahr betrachtet ist dort ein Wert von 0,30 Millisievert erlaubt. Der genaue Grund für die gestiegenen Messwerte sei noch unklar, sagte die Sprecherin. Es sei aber möglich, dass die Steigerung daraus resultiere, dass ein Messpunkt um vier Meter versetzt worden sei und dadurch etwas näher an der Halle mit den Castor-Behältern liege.

Das NDR-Fernsehmagazin "Hallo Niedersachsen" zitierte einen internen Vermerke der Behörde, die für die Messungen verantwortlich ist. In dem Vermerk des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) heißt es, nach den aktuellen Werten sei nicht auszuschließen, dass die erlaubte Jahresdosis für 2011 überschritten werden könnte. Eine Einlagerung weiterer Castor-Behälter wäre dann nicht zulässig, heißt es weiter.

Umweltministerium überlegt Renovierung Die Sprecherin des Umweltministeriums wies darauf hin, dass die Grenzwerte für das Zwischenlager Gorleben deutlich schärfer seien als für andere deutsche Atomanlagen an vergleichbarer Stelle - dort gelte in der Regel ein Jahresgrenzwert von 1,0 statt wie in Gorleben von 0,3 Millisievert. Um den nächsten Castor-Transport dennoch in das Zwischenlager bringen zu können, sei es denkbar, die Neutronenstrahlung durch zusätzliche Abschirmmaßnahmen abzufangen, sagte sie. Eine wirksame Maßnahme könnte auch die Umstellung der Behälter innerhalb des Lagers sein, um den Abstand zum Zaun des Betriebsgeländes zu erhöhen, wo gemessen wird.

Die Grünen im niedersächsischen Landtag forderten umgehend, den nächsten Castor-Transport nach Gorleben für den Herbst abzusagen. Die Werte seien ein Alarmsignal. Fraktionschef Stefan Wenzel warnte Landesregierung und Atomindustrie davor, weitere Einlagerungen durch Tricks und Manipulationen ermöglichen zu wollen. Die Umstellung von Behälter sei eine "abenteuerliche Überlegungen".

Die endgültige Entscheidung, ob es in diesem Jahr einen Castor-Transport nach Gorleben gibt, fällt nach Angaben aus dem Ministerium im Oktober.>



20 minuten
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1.9.2011: "USA", Ostküste: Atommüllfässer wurden durch Erdbeben verschoben:
US-Ostküste: Atommüll-Tonnen von Erdbeben verrückt
http://www.20min.ch/news/dossier/atomenergie/story/11860408

<Das Erdbeben an der US-Ostküste hat in einem AKW für eine Schrecksekunde gesorgt. tonnenschwere Atommüll-Behälter bewegten sich mehrere Zentimeter.

Das Erdbeben an der US-Ostküste hat in einem Atomkraftwerk tonnenschwere Atommüll-Behälter zentimeterweit von der Stelle bewegt. «Sie blieben aber aufrecht stehen und sind intakt», sagte ein Sprecher des AKW-Betreibers Dominion Resources der Zeitung «Richmond Times-Gazette».

Den Angaben zufolge verrückten die Erschütterungen alle 25 in der Anlage eingelagerten Behälter um bis zu elf Zentimeter. Diese sind fünf Meter hoch, wiegen 115 Tonnen und stehen auf einer Betonschicht.

Das Kernkraftwerk in North Anna im US-Bundesstaat Virginia steht seit dem Erdbeben am 23. August still. Der Standort liegt nur knapp 20 Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt, das eine Stärke von 5,8 erreichte.

Nach der Naturkatastrophe im März in Japan, bei der ein Tsunami eine Kernschmelze in mehreren Reaktoren ausgelöst hat, schürte der Vorfall auch in den USA die Diskussion über die Sicherheit der Energietechnik.

(sda)>




Welt online,
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Deutschland 2.9.2011: Weniger Mädchengeburten rund um das Atommülllager Gorleben:
Atomlager: Rund um Gorleben werden weniger Mädchen geboren
http://www.welt.de/politik/article13581589/Rund-um-Gorleben-werden-weniger-Maedchen-geboren.html

<Im Umkreis von 35 Kilometern um Gorleben werden seit der Lagerung von Atommüll weniger Mädchen geboren. Die Ursache dafür ist noch nicht bekannt.

Das Landesgesundheitsamt in Hannover hat das verschobene Geschlechterverhältnis bestätigt.

Nach der Einlagerung der ersten Castor-Behälter im Zwischenlager Gorleben hat sich in der Region das Geschlechterverhältnis bei Geburten zuungunsten der Mädchen verschoben. Das stellt ein unveröffentlichter Bericht des Landesgesundheitsamtes in Hannover fest, der der Nachrichtenagentur dapd vorliegt.

Das Amt analysierte Geburten im 35-Kilometer-Radius um Gorleben in vier Bundesländern. Dort wurden vor der ersten Castor-Einlagerung auf 100 Mädchen 101 Jungen geboren, danach jedoch auf 100 Mädchen 109 Jungen. Statistisch kommen bundesweit 105 Jungen auf 100 Mädchen zur Welt.

Es gebe nunmehr einen „unabhängigen Nachweis, dass um das Transportbehälterlager Gorleben Verschiebungen im sekundären Geschlechterverhältnis seit 1996 zu beobachten sind“, heißt es in dem Bericht. Damit sei jedoch „noch kein Beweis in Richtung auf eine stattgefundene Strahlenbelastung im Niedrigdosisbereich“ durch das Castor-Lager Gorleben gegeben.

Das sogenannte sekundäre Geschlechterverhältnis bezieht auf die Verteilung der Geschlechter bei der Geburt.

Effekt auch bei anderen Atomanlagen

Der erste Castor-Behälter mit hochradioaktivem Müll erreichte 1995 Gorleben. Das Landesgesundheitsamt vergleicht die Geburten um Gorleben in den Jahren 1991 bis 1995 mit denen in den Jahren 1996 bis 2009. Der Bericht für das niedersächsische Sozialministerium überprüft vorangegangene Berechnungen des Biostatistikers Hagen Scherb vom Helmholtz Zentrum München.

Scherb hatte auch für die Umgebung anderer deutscher Atomanlagen ein Defizit an Mädchen bei den Geburten festgestellt.

Die statistischen Hauptaussagen von Scherb für das niedersächsische Gebiet um Gorleben hätten Bestand, stellt der Bericht fest. Das habe Veranlassung dafür gegeben, die Auswertungen auf das in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt gelegene Gebiet um Gorleben auszudehnen.

Im gesamten 35-Kilometer-Radius um Gorleben wurden dem Bericht zufolge von 1991 bis 2009 knapp 27.000 Kinder geboren. Bis 1995 zählte das Amt dabei 3.558 Mädchen und 3.600 Jungen, ab 1996 dann 9.437 Mädchen und 10.323 Jungen.

Keine höhere Strahlung feststellbar

Die nachgewiesene Verschiebung im Geschlechterverhältnis müsse getrennt von Scherbs These diskutiert werden, dass Radioaktivität das Geschlechterverhältnis bei Geburten verändern könne, betont der Bericht allerdings. Um das Zwischenlager Gorleben sei keine relevante zusätzliche Exposition der Bevölkerung durch Strahlung beobachtet worden.

Nach Angaben des Landesgesundheitsamtes wurde der Bericht mit dem Titel „Veränderungen im sekundären Geschlechterverhältnis in der Umgebung des Transportbehälterlagers Gorleben ab 1995“ im Juli abgeschlossen.

Derzeit liege er den Auftraggebern vor und solle in einigen Wochen veröffentlicht werden, sagte ein Sprecher des Amtes. Das Zwischenlager Gorleben hatte zuletzt durch eine erhöhte Strahlung am Zaun seines Geländes Schlagzeilen gemacht.

dapd/sara>



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Deutschland 5.10.2011: Trotz aller Risiken soll der Salzstock von Gorleben weiter Atommüll-Endlager sein:
100.000 Kubikmeter Uran-Abfall: Gorleben soll mehr leisten
http://www.n-tv.de/politik/Gorleben-soll-mehr-leisten-article4456446.html

Fototext: 1983 war entschieden worden, dass Gorleben als Endlager erforscht wird.

Der Artikel:

<Um den Salzstock Gorleben als Standort für ein mögliches Atommüll-Endlager wird seit 30 Jahren gestritten. Gutachter widersprechen Gutachtern. Klar ist heute, Gorleben war von Anfang an politisch gewollt. Ein Neustart nach einer Endlager-Suche gilt als wahrscheinlich. Dennoch plant die Bundesregierung weiter mit Gorleben. Dabei treten jetzt ganz neue Dimensionen zutage.

Ende November könnte der nächste Castor-Transport nach Gorleben starten. Im Vorfeld werfen Gegner den Behörden vor, frisierte Messwerte um das Atommülllager verbreitet zu haben. Auch die SPD-Bundestagsfraktion dringt auf eine rasche Begutachtung möglicher Strahlengefahren durch den Bundestags-Umweltausschuss. Dort wiederum tritt zutage, was bisher bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager schief gelaufen ist.

Der Ausschuss zeige die ganzen Fehler bei der bisherigen Endlagersuche auf: Manipulationen, Mauscheleien und vor allem mangelnde Transparenz. Die Grünen streiten parteiintern, ob bei einem Neustart neue Standorte mit Gorleben verglichen werden sollen oder ob man das Endlagerprojekt im Wendland gleich beerdigt. Grüne, SPD und Linke wollen zur Durchleuchtung der 90er Jahre auch die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) noch hören, in deren Amtszeit das Projekt vorangetrieben wurde, bevor Rot-Grün einen Erkundungsstopp verfügte. An Gorleben, so heißt es immer wieder, sei aus politischen Gründen und nicht nach wissenschaftlichen Kriterien festgehalten worden.

Während Niedersachsen sich damals bereit erklärte, ein Endlager zu errichten, geht die heutige Regierung auf Distanz, wohlwissend, dass bei einem Neustart zwar Gorleben ausscheiden, aber die schon vor 35 Jahren favorisierten anderen 41 Salzstöcke in Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg wieder zum Thema werden könnten.

Gorleben könnte noch mehr Atommüll aufnehmen

Würde die Entscheidung doch auf Gorleben hinauslaufen, könnten dort mehr radioaktive Abfälle eingelagert werden als bisher offiziell bekannt. Zu dem hochradioaktiven Müll sollen auch bis zu 100.000 Kubikmeter abgereichertes Uran hinzukommen, das nicht in das Endlager Konrad für schwach- und mittelradioaktive Abfälle gebracht werden kann. Dies geht aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums an die Grünen-Abgeordnete Sylvia Kotting-Uhl hervor.

Die Mengen würden bei weiten das Volumen hochradioaktiver Abfälle übertreffen, die auf 29.000 Kubikmeter geschätzt werden. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) rechnet zudem mit bis zu 5000 Kubikmetern Abfällen mit geringer Wärmeentwicklung, die nicht für Schacht Konrad geeignet sind. Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) geht hier von bis zu 8800 Kubikmetern aus. Hinzu kommen graphithaltige Abfälle von 500 bis 1000 Kubikmetern.

14 Kilometer lang und 4 Kilometer breit

Alle anderen schwach- und mittelradioaktiven Abfälle aus kerntechnischen Anlagen sollen nach Schacht Konrad gehen. Dieses Lager ist frühestens 2014 startklar. Der Salzstock Gorleben gilt als groß genug, um solche zusätzlichen Mengen aufzunehmen. Allerdings ist bisher unklar, welche zusätzlichen Sicherheitsanforderungen notwendig wären. In der Vergangenheit wurde auch über eine "Ein-Endlager-Lösung" diskutiert - aber letztlich beschlossen, nicht hochradioaktive Abfälle in Schacht Konrad in Salzgitter einzulagern.

Der Salzstock Gorleben galt vielen Experten daher zuletzt als überdimensioniert. Er ist etwa 14 Kilometer lang und bis zu 4 Kilometer breit. Er reicht aus 3,5 Kilometern Tiefe hinauf bis auf etwa 260 Meter unter der Oberfläche. Das "Erkundungsbergwerk" umfasst zwei Schächte von 840 und 940 Metern Tiefe. In seine Erkundung sind bereits mehr als 1,5 Milliarden Euro investiert worden.

ppo/dpa>




Ein Atommülllager kann heftige Arbeit verursachen:

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Deutschland 6.10.2011: Atommüll im Lager Asse soll "geborgen" werden - und das dauert 10 Jahre:
Marodes Bergwerk: Bergung des Asse-Atommülls wird mehr als zehn Jahre dauern
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,790274,00.html

<Die Bergung des Atommülls aus dem Zwischenlager Asse hat noch nicht begonnen, und schon drohen neue Verzögerungen: Das Bundesamt für Strahlenschutz geht davon aus, dass die Rückholung des strahlenden Abfalls mehr als zehn Jahre in Anspruch nehmen wird.

Remlingen - Die Bergung des Atommülls aus dem maroden Lager Asse bereitet weiterhin Probleme. Nach einer Schätzung des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) dürfte es wegen zahlreicher Unwägbarkeiten mehr als ein Jahrzehnt dauern, ehe die Abfälle aus dem ehemaligen Bergwerk herausgeholt sind. "In zehn Jahren werden wir eine Rückholung nicht abgeschlossen haben", sagte BfS-Präsident Wolfram König im niedersächsischen Remlingen.

Bis 1978 wurden in dem früheren Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel 126.000 Behälter mit schwach- und mittelradioaktivem Müll abgekippt. Nach schweren Versäumnissen wurde dem Betreiber, dem Helmholtz-Zentrum München, 2009 die Verantwortung entzogen und dem BfS übertragen. In das Lager dringen täglich geschätzte 12.000 Liter Wasser ein.

Das Umweltministerium hatte bezweifelt, dass angesichts des Zeitdrucks wegen der Einsturzgefahr und anderer Probleme die Bergung machbar ist. "Auch bei der Rückholung gibt es offene Punkte, die die Realisierbarkeit schwieriger als geplant gestalten und sogar in Frage stellen könnten", schrieb Umweltstaatssekretärin Ursula Heinen-Esser an den Umweltausschuss des Bundestags. SPD und Grüne dringen darauf, rasch mit der Rückholung des Mülls zu beginnen.

Noch in diesem Jahr könnte endlich mit einer Probebohrung in eine verschlossene Kammer begonnen werden, doch das BfS muss zunächst 1400 Einzelschritte und 32 Auflagen abarbeiten. Um den mittel- und schwachradioaktiven Müll bergen zu können, soll ein neuer Schacht etwa 500 Meter vom Bergwerk entfernt gebaut werden.

Wohin mit dem Müll?

Insgesamt müssen bis zu 100.000 Tonnen Atommüll geborgen werden, die zunächst in einem eigenen Zwischenlager gelagert werden sollen. Unklar ist, in welches Endlager der Asse-Müll kommen könnte, da das Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle, Schacht Konrad, nach der bisherigen Genehmigung diese Mengen nicht aufnehmen kann. Die Bergung könnte mehrere Milliarden Euro kosten und soll zum Teil durch die Einnahmen aus der Brennelementesteuer bezahlt werden.

Für das BfS ist es ein Wettlauf mit der Zeit. Das Wasser gefährdet die Standfestigkeit des einsturzgefährdeten Bergwerks. Zudem drückt das Gebirge massiv. "Wir wissen, dass wir eine Aktivität haben, die nicht beruhigt", sagte König. Man hoffe, dass man mit Stabilisierungsmaßnahmen das Werk noch für mehr als zehn Jahre sichern könne. Das oberste Ziel sei es, die Asse sicher zu schließen. Eine Rückholung des Atommülls gewähre die beste Langzeitsicherheit vor Strahlung.

Die SPD-Kreistagsabgeordnete Heike Wiegel, die auch Mitglied der Bürgerinitiative AufpASSEn ist, betonte mit Blick auf die Zweifel des Bundesumweltministeriums: "Wenn es so dargestellt wird, dass die Rückholung nicht möglich ist, dann liegt es am Geld oder am Nichtwollen".

mbe/dpa>




In Deutschland ist das Atommülllager Asse ein Schwimmbad geworden:

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Atommülllager Asse 27.12.2011: Es dringt so viel Wasser ein, dass die Flutung bevorsteht:
Aussagen zu Asse bleiben Mangelware:
Atomkraftgegner fürchten Flutung
http://www.n-tv.de/politik/Atomkraftgegner-fuerchten-Flutung-article5085751.html

<Atomkraftgegner geben einer Bergung des Atommülls aus dem maroden Lager Asse bei Wolfenbüttel keine Chance mehr. Sie vermuten, dass die Zeit gegen die Rückholung der Fässer arbeite. Täglich sickern große Mengen Wasser in das Bergwerk ein, so dass am Ende eine Flutung der Anlage statt der Bergung der Fässer bevorzugt werden könnte.

Atomkraftgegner fürchten, dass die rund 126.000 Atommüllfässer aus dem einsturzgefährdeten Lager Asse bei Wolfenbüttel nun doch nicht geborgen werden sollen. Sie warfen Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) vor, die Rückholung des Mülls zu verzögern und zu torpedieren. Offensichtlich werde statt der Bergung inzwischen eine Flutung des maroden Lagers bevorzugt, kritisierte der Asse-Koordinationskreis, in dem sich atomkritische Gruppen zusammengeschlossen haben.

Das Lager gilt als stark einsturzgefährdet, täglich sickert Wasser von außen ein. Für Wirbel gesorgt hatte zuletzt ein Vermerk des Bundesamtes für Strahlenschutz zur bergtechnischen Sicherheit der Grube. Darin hatte es geheißen, es könnten bis Ende 2012 Dinge eintreten, die eine Rückholung des Mülls unmöglich erscheinen ließen.

Daraufhin hatte der scheidende niedersächsische Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) erklärt, es gebe keine Chance mehr für eine Bergung des Atommülls. Stattdessen sei so schnell wie möglich ein sicherer Verschluss der Asse notwendig. Das Ziel, den Müll zu bergen, scheine angesichts von Bedenken des Bundesamtes für Strahlenschutzes nicht mehr erreichbar.

Rückholung als beste Option

Die Atomkraftgegner warfen Röttgen vor, er arbeite seit fast zwei Jahren gegen die Rückholung des Mülls. Röttgen habe sich auch noch nie vor Ort über die Lage in dem alten Bergwerk informiert. Auch das niedersächsische Umweltministerium verzögere durch seine Genehmigungs- und Auflagenpraxis eine Rückholung des Mülls.

Im Januar 2010 hatte das Bundesamt für Strahlenschutz das Ergebnis eines Vergleichs von verschiedenen Möglichkeiten zur Sicherung des einsturzgefährdeten Lagers vorgestellt. Eine Rückholung der Atommüllfässer wurde damals als beste Option präsentiert. Zur Alternative standen eine Verfüllung der Stollen oder die Umlagerung der Müllfässer in tiefere Schichten des alten Salzbergwerks.

dpa>



Atommülllager sind NICHT SICHER - Beispiel Brunsbüttel in Deutschland:

Welt
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7.3.2012: Atommüllfässer können rosten und Risse bekommen - Beispiel Brunsbüttel:
Brunsbüttel: Atommüll-Fässer rosten im Boden vor sich hin
http://www.welt.de/regionales/hamburg/article13908578/Atommuell-Faesser-rosten-im-Boden-vor-sich-hin.html

<Bereits im Dezember waren Korrosionen und Risse an einem Fass festgestellt worden. Vattenfall informierte die zuständigen Behörden aber erst jetzt.

Die Atomaufsicht in Kiel hat die Umlagerung von Atommüllfässern in Gusscontainer auf dem Gelände des stillgelegten Atomkraftwerks Brunsbüttel gestoppt. Es seien korrodierende Stahlblechfässer entdeckt worden, teilte der für die Atomaufsicht zuständige Justizminister Emil Schmalfuß (parteilos) am Mittwoch in Kiel auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz mit. „Wichtig ist zunächst, dass keine unzulässige Radioaktivität freigesetzt wurde und keine Gefahr für Mitarbeiter und Anwohner besteht“, betonte Schmalfuß.

Starke Korrosion und Risse an einem entleerten Fass

In den in unterirdischen Kavernen gelagerten rund 500 Fässern befinden sich schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus dem Reaktorbetrieb. Dazu gehören Filterharze und Verdampferkonzentrate. Diese Abfälle werden zur Zeit auf die Endlagerung im Schacht Konrad vorbereitet und dafür in Gusscontainer umgefüllt.

Am 10. Januar 2012 wurden nach Angaben der Atomaufsicht vom TÜV Nord im Rahmen regelmäßiger Kontrollen bei einem bereits entleerten Fass sehr starke Korrosion und eine Zerstörung des Fassmantels festgestellt.

Der Fassinhalt sei zuvor ordnungsgemäß in der hierfür vorgesehenen Umsauganlage aufgefangen worden.

Ein Austritt von Radioaktivität beim Anheben oder Absetzen möglich

„Nach sorgfältiger Auswertung aller bisher vorliegenden Informationen haben wir aber festgestellt, dass weitere Fässer zum Teil erhebliche Korrosionserscheinungen aufweisen“, erklärte Schmalfuß. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass bei Handhabungen wie dem Anheben, Umsetzen oder Absetzen solcher Fässer radioaktive Stoffe freigesetzt werden.

Vom Betreiber Vattenfall erwarte das Ministerium, sich zur unterbliebenen Meldung dieses Vorfalls zu äußern, so Schmalfuß weiter. „Obwohl die Zerstörung des Fasses von der Betreibergesellschaft – laut deren Unterlagen – bereits am 15. Dezember 2011 festgestellt wurde, sind wir darüber nicht informiert worden – da es sich nach Ansicht der Betreiberin nicht um ein meldepflichtiges Ereignis handele.“

dpa/cal>



Greenpeace warnt: Rückbau von AKWs kostet MILLIARDEN - und die Lagerung von Atommüll NOCHMALS MILLIARDEN:

Die Welt
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Die nackte Wahrheit über Lager und Rückbau 11.4.2012: <Greenpeace-Studie: AKW-Abriss könnte Bürger Milliarden kosten> - und die "Endlagerung" kostet noch einmal Milliarden und niemand will bezahlen
http://www.welt.de/wirtschaft/energie/article106173123/AKW-Abriss-koennte-Buerger-Milliarden-kosten.html

<Die Umweltorganisation Greenpeace fürchtet, dass die Kosten für den Rückbau alter Atomkraftwerke aus dem Ruder laufen könnten. Die Rückstellungen der Energiekonzerne reichten nicht aus.

Von Jens Twiehaus

Der Abriss alter Atomkraftwerke und die Endlagerung von Strahlenmüll könnte einer Studie von Greenpeace zufolge die Steuerzahler ab 2022 teuer zu stehen kommen. Dann endet die entsprechende Vereinbarung, wonach alle vier Energiekonzerne beim Rückbau für ihre jeweiligen Kernkraft-Tochterfirmen einstehen müssen, wie die Autorin der Studie, Bettina Meyer, erläuterte.

Greenpeace forderte deshalb, die Konzerne sollten die von ihnen zur Seite gelegten Milliarden für die Endlagerung von Atommüll in einen öffentlichen Fonds einzahlen. Das Geld für die Demontage könnte bei den Unternehmen bleiben.

Die Bundesregierung wies den Vorschlag für einen Staatsfonds umgehend zurück. Auch das Deutsche Atomforum als Interessenvertretung der Energiekonzerne hält jedoch am bisherigen System fest.

"Die AKW-Betreiber haben sich in der Vergangenheit zu ihrer Verantwortung bekannt und werden das uneingeschränkt auch in Zukunft tun", sagte Atomforums-Präsident Ralf Güldner. Er sah kein Risiko, dass die Kosten aus dem Ruder laufen könnten. Durch die Erfahrungen beim Rückbau könnten die Aufwendungen "zuverlässig eingeschätzt werden".

44 Milliarden Euro für Demontage und Lagerung

Greenpeace hält Kosten von 34 Milliarden Euro für den Abbau und die Endlagerung für realistisch. Dennoch rechnen die Umweltexperten auch mit einem hohen Risiko, die die Ausgaben schnell auf 44 Milliarden Euro katapultieren könnten. Die jahrzehntelangen Arbeiten könnten gar bis zu 60 Milliarden erfordern, sagte Greenpeace-Energieexperte Thomas Breuer.

Die Energiekonzerne halten laut Atomforum derzeit rund 30 Milliarden Euro bereit, haben Greenpeace-Schätzungen zufolge aber vergangenes Jahr weitere drei bis vier Milliarden angesammelt. Diese Rückstellungen seien intransparent, kritisierte Greenpeace. Sie seien in der Bilanz jedes Konzerns verbucht – mit ihnen könnten die Firmen aber weiter wirtschaften.

Umweltschützer befürchten, die Energiekonzerne könnten sich bei den Kosten für den Rückbau alter Atomkraftwerke aus der Verantwortung stehlen. Meyer zufolge wäre es denkbar, dass sich ein Energiekonzern von seiner Atomsparte trenne. Weil diese Sparte ohne laufendes Atomkraftwerk kein Geld mehr verdiene, lebte sie fortan nur von den Rücklagen.

"Kommen unvorhergesehene Kosten, sind sie pleite", sagte Meyer. Möglich wäre dieses Szenario ab April 2022 - dann laufe eine entsprechende Solidarvereinbarung aus dem Jahr 2001 aus, die die Konzerne an die Entsorgungspflichten ihrer Atom-Tochterfirmen binde.

Greenpeace fordert Verpflichtung der Konzerne

Den Steuerzahlern drohe dann ein "finanzielles Desaster", warnte Breuer. Er forderte die Bundesregierung auf, die Konzerne dauerhaft per Gesetz und nicht nur per Vereinbarung zum Bezahlen zu verpflichten.

"Auch nach dem Verschluss des Endlagers müssen Konzerne für die weiteren Kosten aufkommen", sagte Breuer. Er unterstützt deshalb das von der Autorin Meyer vorgeschlagene Fondsmodell. Die Idee ist einem bereits in der Schweiz bestehenden Fonds entlehnt.

In den Fonds sollen schon bestehende Rückstellungen fließen und weitere zehn Milliarden "frisches Geld". Davon solle die Endlagerung finanziert werden – der Fonds müsse also über Jahrzehnte eine sichere Anlage bieten. Wer den Stock auffülle, wenn das Geld doch nicht ausreicht oder ein Börsencrash Kapital vernichtet, konnte Breuer nicht sagen.

dapd>



Wer an einem Atomlager lebt, muss damit rechnen, dass weniger Mädchen geboren werden:

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27.4.2012: Region Gorleben: Weniger Mädchen geboren - empfindliches X-Chromosom, wegen Niedrigstrahlung aus dem Atomlager:
Ist es die Radioaktivität in Gorleben? Weniger Mädchen geboren
http://www.n-tv.de/politik/Weniger-Maedchen-geboren-article6135881.html

<Es ist ein Effekt, den Kritiker der Kernenergie schon länger beschreiben. Radioaktive Strahlung führt dazu, dass weniger Mädchen geboren werden, sagen sie. Ein Mathematiker weist dies nun statistisch nach. Ausgerechnet rund um das Atomzwischenlager Gorleben sind die Zahlen auffällig verschoben.

Nicht nur der große GAU richtet Schaden auch, auch niedrige Strahlung hat offenbar Wirkungen auf den Menschen.

In der Region rund um das Atommüll-Zwischenlager im niedersächsischen Gorleben haben Wissenschaftler statistische Belege für einen Geburtenschwund bei Mädchen gefunden. So seien seit der Einlagerung der ersten Castor-Behälter mit hochradioaktiven Abfällen im Jahr 1995 fast 1000 Mädchen weniger zur Welt gekommen als in vergleichbaren Zeiträumen vorher, sagte Hagen Scherb, Mathematiker am Helmholtz-Zentrum München, in Berlin.

"Dieser Effekt in der Geburtenstatistik ist knallhart", sagte Scherb. "Das kann kein Zufall sein, obwohl man den Mechanismus nicht kennt." Doch welchen anderen Grund könnte es geben, wenn die ersten Castoren 1995 anrollen - und die auffällige Mädchenlücke 40 Kilometer rund um Gorleben 1996 beginnt? Bis 2010 fehlten bereits 1000 Mädchen in der Statistik, betont Scherb.

Empfindliches X-Chromosom

Eine solche "Geschlechterlücke" lasse sich auch an anderen Atomstandorten nachweisen - allerdings nicht so deutlich wie 40 Kilometer rund um Gorleben. Der Berliner Charité-Humangenetiker Karl Sperling vermutet, dass radioaktive Strahlung - auch unterhalb der Grenzwerte - das väterliche X-Chromosom schädigen kann. Weibliche Embryonen, die durch dieses Chromosom entstehen, könnten deshalb vermehrt absterben. Das Y-Chromosom des Vaters sei kleiner und nicht so komplex, berichtete Sperling. Vermutlich funktioniere die Zeugung deshalb fehlerfreier - aber es entstünden eben nur Jungen.

Die Deutsche Umwelthilfe fordert von der Bundesregierung eine umfassende wissenschaftliche Aufklärung dieser statistischen Auffälligkeiten.

Auch das niedersächsische Landesgesundheitsamt kam im September 2011 zu dem Ergebnis, dass sich seit der ersten Einlagerung von Castoren in Gorleben im Umland das Geschlechterverhältnis verändert hat. Vor der Einlagerung wurden auf 100 Mädchen rund 101 Jungen geboren - danach auf 100 Mädchen 109 Jungen. Der statistische Mittelwert liegt bundesweit bei 100 Mädchen auf 105 Jungen. Der Bericht betonte jedoch, damit sei noch kein Beweis auf eine erfolgte Strahlenbelastung im Niedrig-Dosisbereich durch das Lager Gorleben gegeben.

Nichts Neues

Bereits im März hatte der Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz, Sebastian Pflugbeil, bei n-tv.de darauf hingewiesen, dass die mögliche Veränderung des Verhältnisses von geborenen Jungen zu geborenen Mädchen ein Indikator für Strahlenschäden sein könnte. Strahlen schädigten vor allem die weiblichen Embryonen, es werden weniger Mädchen geboren, so der Physiker. Pflugbeil bezog sich damals auf Erfahrungen, die nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl gemacht wurden.

Quelle: n-tv.de, sba>




Bei einem Atomlager werden weniger Mädchen geboren:

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Gorleben 27.4.2012: Seit der Existenz des Atomlagers werden weniger Mädchen geboren - wie in Testregionen für Atomwaffen und in der Region Tschernobyl - Grenzwert ist hinfällig - 100:101 wird 100:109 - alte Berechnungsmodelle sind hinfällig:
Atomlager: Phänomen der "verlorenen Mädchen" von Gorleben
http://www.welt.de/gesundheit/article106234193/Das-Phaenomen-der-verlorenen-Maedchen-von-Gorleben.html

<Seit Beginn der Castor-Transporte werden in der Region [Gorleben] auffällig weniger Mädchen geboren. Dieses Phänomen ähnelt frappierend den Ergebnissen in Atomwaffentest-Regionen sowie rund um Tschernobyl.

In der Region rund um das Atommüll-Zwischenlager Gorleben haben Wissenschaftler statistische Belege für einen Geburtenschwund bei Mädchen gefunden. So seien seit der Einlagerung der ersten Castor-Behälter mit hochradioaktiven Abfällen im Jahr 1995 fast 1000 Mädchen weniger zur Welt gekommen als in vergleichbaren Zeiträumen vorher, sagte Hagen Scherb, Mathematiker am Helmholtz-Zentrum München.

Das Phänomen der "verlorenen Mädchen" hätten die Wissenschaftler auch in Atomwaffentest-Regionen sowie rund um Tschernobyl nach der Reaktorkatastrophe 1986 festgestellt, teilte die Deutsche Umwelthilfe mit – allerdings nicht so deutlich wie 40 Kilometer rund um Gorleben.

Der Berliner Charité-Humangenetiker Karl Sperling vermutet, dass radioaktive Strahlung – auch unterhalb der Grenzwerte – das väterliche X-Chromosom schädigen kann. Weibliche Embryonen, die durch dieses Chromosom entstehen, könnten deshalb vermehrt absterben. Während es über den statistischen Befund keinen Streit gebe, bezeichne aber die herkömmliche Strahlenwissenschaft die Ursachen als spekulativ.

Kein Beweis

Die Deutsche Umwelthilfe fordert von der Bundesregierung eine umfassende wissenschaftliche Aufklärung dieser statistischen Auffälligkeiten.

Auch das niedersächsische Landesgesundheitsamt kam im September 2011 zu dem Ergebnis, dass sich seit der ersten Einlagerung von Castoren in Gorleben im Umland das Geschlechterverhältnis verändert hat. Vor der Einlagerung wurden auf 100 Mädchen rund 101 Jungen geboren – danach auf 100 Mädchen 109 Jungen. Der statistische Mittelwert liegt bundesweit bei 100 Mädchen auf 105 Jungen.

Der Bericht betonte jedoch, damit sei noch kein Beweis auf eine erfolgte Strahlenbelastung im Niedrig-Dosisbereich durch das Lager Gorleben gegeben.

[Veraltete Berechnungsmodelle berücksichtigen neue Erkenntnisse nicht]

Der Berliner Epidemiologe Christoph Zink kritisiert laut Umwelthilfe, dass die zur Berechnung von Strahlendosen und Grenzwerten verwendeten Modelle zahlreiche Erkenntnisse der modernen Strahlenbiologie und die klinischen Erfahrungen seit Tschernobyl nicht berücksichtigten. Das gesicherte Wissen der Strahlenbiologie sei weit kleiner als bisher geglaubt. Aber es sei längst groß genug, um viele heute noch gültige Annahmen als falsch zu erkennen.

dpa/epd/cl>



Atommülllager Asse ist ein Schwimmbad geworden - niemand weiss, wohin mit den Fässern:

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Atommülllager Asse 1.6.2012: <126.000 Fässer Atommüll in der Asse. Alles muss raus - bloß wohin?>

aus: n-tv online; 1.6.2012;

von Johannes Graf

<Umweltminister Altmaier besucht die Asse. Womit er dort konfrontiert wird, sind die Spuren eines Zeitalters, in dem sich die Deutschen über die kommenden Generationen zu wenige Gedanken gemacht haben. Aufschub gibt es keinen mehr, die strahlenden Fässer müssen gehoben werden. Doch so einfach dürfte das nicht werden.

Die Botschaft ist klar: Bergmannsohn Peter Altmaiers macht die Asse zur Chefsache. Rund um Asse Krebsraten sind dramatisch angestiegen.  Die Asse ist eine Zeitbombe.

Es sind die gelben Zeugen einer Zeit, in der die Menschen so manches noch anders sehen, so manches Risiko des technischen Fortschritts nicht abschätzen können - oder wollen. Im ehemaligen Bergwerk Asse tickt die atomare Zeitbombe. Seit Jahrzehnten liegen hier in einem Salzstock mindestens 126.000 gelbe Fässer mit strahlendem Abfall.

Zwischen 1967 und 1978 bringt man, sorglos wie zu dieser Zeit üblich, die Tonnen einfach hierhin. Atomindustrie, Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen nutzen über Jahre hinweg die Möglichkeit, hier kostenlos ihren radioaktiven Müll loszuwerden. Und die Politik lässt es zu, ohne die Folgen im Blick zu haben.

Daumendrücken für die Rückholaktion

Das Problem fällt nun dem neuen Bundesumweltminister Peter Altmaier auf die Füße. Sein Vorgänger, Norbert Röttgen, lässt in dieser Sache die Zügel über Monate schleifen. Erst vor wenigen Wochen stattet Röttgen dem nuklearen Problemfall in Niedersachsen einen ersten Besuch ab. Da ist er schon zweieinhalb Jahre im Amt.

Altmaier legt da ein anderes Tempo vor. Er hat noch nicht einmal den Überblick, was bis zum Ende der Legislatur noch zu leisten ist, einen Zehn-Punkte-Plan dazu will er noch vor der Sommerpause vorlegen. Doch für einen Besuch des überirdisch durchaus idyllischen Harzausläufers findet er schon jetzt Zeit.

Man dürfe solch offenen Wunden in der Natur nicht einfach hinnehmen, findet der Saarländer. "Ich kann nicht versprechen, dass Sie mit allem einverstanden sind, was ich tun werde", sagt Altmaier bei seiner Ankunft an dem Atommülllager. Und: "Drücken Sie uns die Daumen, wir haben sehr viel Arbeit vor uns."

Fässer einfach in die Tiefe geworfen

Das ist alles soweit löblich. Doch Daumen drücken dürfte bei den Problemen in der Asse wohl kaum reichen. Hier lagern Tonnen schwach- und mittelradioaktiver Abfälle. In besonders tief liegenden Kammern, rund 750 Meter unter der Oberfläche, liegt die Mehrzahl der Fässer mit weniger aktiven Rückständen. Sie stammen aus der Wiederaufbereitungsanlage des ehemaligen Kernforschungszentrums Karlsruhe, der ehemaligen Kernforschungsanlage Jülich und aus Kernkraftwerken. In den Metall- oder Betonbehältern sind, wahllos gemischt, Laborabfälle, Schutt und Schrott. Aus der Anfangszeit der Einlagerung soll es auch mit flüssigen Giften gefüllte Gebinde geben.

Auf einer zweiten Ebene, rund 250 Meter darüber, befindet sich der mittelradioaktive Teil des Atommülls. Fast alles, was hier vor sich hin strahlt, kommt aus Karlsruhe. Bis vor wenigen Jahren gab es Verwirrung darüber, wie viele Fässer hier tatsächlich liegen. 2010 wurde die Inventarliste noch einmal überprüft und bekannt, dass es nicht nur rund 1300 200-Liter-Behälter sind, sondern wohl über 16.000.

Wie in den 60er und 70er Jahren üblich, gehen die Arbeiter mit dem strahlenden Gut alles andere als zimperlich um. Anfangs stapeln sie die Fässer fein säuberlich und aufrecht stehend. Später legen sie sie, um den Raum der Kammern besser ausnutzen zu können. Als die Hohlräume dann schon fast voll sind, lassen sie die Fässer über Salzrutschen einfach in die Löcher fallen. In welchem Zustand die Fässer seither sind, weiß kein Mensch.

Ignorieren, vertuschen, vertagen

Denn ab Ende der 70er Jahre entschließt man sich dazu, keinen weiteren Atommüll mehr dort zu verklappen. Manch einer ahnt da schon, dass in der Tiefe ein Problem schlummert, das die Region noch über Jahrtausende belasten wird. Die in der Tiefe liegenden Fässer sind vermutlich gerostet, Tag für Tag dringen bis zu 12.000 Liter Wasser in das Bergwerk ein. In Salzlauge ausgewaschen könnten radioaktive Substanzen ins Grundwasser gelangen. Erdbewegungen machen den Salzstock instabil, er droht einzustürzen - mit unabsehbaren Folgen für die Biosphäre.

Die Behörden beteuern zwar, dass in der Umgebung des Lagers bislang keine Kontamination mit radioaktiven Substanzen festgestellt werden kann. Daten des Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen sprechen jedoch eine andere Sprache. Sie weisen ein deutlich vermehrtes Auftreten von Krebserkrankungen in der Region aus - eine mögliche Folge radioaktiver Strahlung.

Und die Politik? Die hat das unangenehme Problem über Jahre ignoriert, vertuscht, vertagt. Mit dem unvermeidlichen Eingeständnis, auf die Frage nach der Zukunft des Atommülls keine Antwort zu haben, gewinnt man keine Wahlen. Immerhin übertrug man die Verantwortung für das marode Untertagebauwerk der Bundesanstalt für Strahlenschutz (BfS), anerkennend, dass ein atomares Problem vorliegt.

Kommt mit Altmaier eine "Lex Asse"?

Doch das macht die Situation nicht leichter. Denn seither wird die Anlage nach deutschem Atomrecht behandelt. Und das ist ziemlich restriktiv. Besuchergruppen konnten zuvor ohne weiteres scharenweise das Bergwerk besichtigen. Heute gehen mit den stark reglementierten Besuchen eingehende Strahlenschutzmaßnahmen einher. Vernünftig zwar, aber auch Ausdruck dessen, was die Rückholung des Strahlenmülls jetzt so schwierig macht.

Denn seit Monaten tritt das BfS auf der Stelle. Hohe rechtliche und technische Hürden verzögern den Ablauf. Die Behörde soll prüfen, ob und wenn ja, bis wann die Fässer aus der Tiefe geholt werden können. Doch schon alleine die Genehmigung für diese Tests zu bekommen, gestaltet sich schwierig. Um die ausgewählte Kammer 7 anbohren zu dürfen, musste ein Forderungskatalog von fast 1000 Seiten abgearbeitet werden.

Nun, just einen Tag vor dem Besuch des neuen Ministers, sind die Genehmigungsvoraussetzungen plötzlich erfüllt, heißt es. Ein, zwei wütende Anrufe des neuen Ressortchefs dürften da wohl ihr Übriges getan haben. Dass es jetzt auch so zügig weiter geht, hoffen die Anwohner. Eine "Lex Asse" wird von ihnen schon seit langem gefordert. Ziel ist, die bürokratischen Vorgaben so stark zu vereinfachen. Und damit dem Zeitplan ein Schnippchen zu schlagen, der zuletzt für so viel Aufsehen sorgte.

Wohin mit den Tonnen?

Eines der wenigen Verdienste Röttgens um die Asse ist es, dass erstmals detailliert aufgeschlüsselt werden muss, in welchem Zeitrahmen eine mögliche Rückholung erfolgen kann. Das Ergebnis, das seit wenigen Tagen vorliegt, ist ernüchternd. Bis 2036 kann die Aktion schlimmstenfalls dauern. Experten befürchten, dass bis dahin der Salzstock schon längst eingestürzt ist. Alleine dieses Jahr werden 100 Millionen Euro in die Stützungsbauten gesteckt. Doch irgendwann können auch die womöglich nicht mehr verhindern, dass die Kammern überflutet werden.

Die Atomfässer müssen also so schnell wie möglich raus aus der Asse. Doch wenn das nicht möglich ist, was dann? Szenarien, die Asse einfach mit Zement zuzuschütten, kursieren immer wieder. Das wäre in den Augen von Umweltschützern und Anwohnern eine weitere Bankrotterklärung des Atomzeitalters.>

Aber auch wenn die Bergung gelingt, steht ein schwieriges Problem bevor. Wohin mit den eingelagerten Abfällen? Die Region stellt sich schon darauf ein, dass auf absehbare Zeit ein überirdisches Zwischenlager akzeptiert werden müsste. Aber dann? Die Politik muss das bald beantworten. Die Asse ist eben nur eines der vielen Themen, die Peter Altmaier jetzt auf die Füße fallen.>




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22.9.2012: Atomlager Asse ist einsturzgefährdet und läuft mit Wasser voll - Vorschlag, "die Asse" zu "verfüllen":
"Mission Impossible" in Asse: Atommüll für immer versenkt?
aus: n-tv: http://www.n-tv.de/politik/Atommuell-fuer-immer-versenkt-article7290391.html
<Das Umweltministerium will den radioaktiven Müll aus dem Salzbergwerk in Asse zurückholen. Ein Berater zweifelt nun an den Erfolgsaussichten dieser Aktion. Er tendiert dazu, die Lagerstätten für immer zu versiegeln.

Der Vorsitzende der Entsorgungskommission (ESK) des Bundes, Michael Sailer, hat Zweifel an der Rückholbarkeit der Atommüll-Fässer aus dem Bergwerk Asse geäußert. "Die Rückholung entwickelt sich immer mehr zur 'Mission Impossible'", sagte Sailer der "Frankfurter Rundschau". Im Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel lagern rund 126.000 Atomfässer, die nach den Plänen des Bundesumweltministeriums geborgen und in ein anderes Endlager gebracht werden sollen.

Das Bergwerk drohe einzustürzen und mit Wasser vollzulaufen, sagte Sailer. Die Wassermenge, die in die Asse gelange, könne "plötzlich rasant ansteigen". Derzeit werde das Wasser in der Asse aufgefangen, übertage gebracht und entsorgt. "Bei deutlich größeren Mengen wäre das nicht mehr durchführbar", warnte Sailer. Es bestehe dann die Gefahr, dass Radioaktivität unkontrolliert ins Grundwasser gelange.

Der ESK-Chef schlägt als Alternative vor, Barrieren vor die Asse-Kammern zu bauen, in denen Atommüll lagert. Parallel sollten möglichst viele der Hohlräume im Bergwerk mit Feststoff verfüllt werden. Der Vorteil sei, dass im Falle eines "Absaufens" der Asse jede bis dahin realisierte Maßnahme die Gefahr für das Grundwasser mindere. Beim Konzept der Rückholung hingegen "müssten schon mindestens drei Viertel des Atommülls geborgen sein, um die Grundwasser-Gefährdung deutlich zu senken". Das könne 30 bis 40 Jahre dauern.

Die Fässer sollen nach den Plänen des Bundesumweltministeriums in ein anderes Endlager kommen. Seit dem Frühjahr stockt die Rückholung, weil eine Passage des Werks wegen Einsturzgefahr gesperrt werden musste.

Quelle: n-tv.de, AFP>




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27.9.2012: Untersuchungsausschuss zu Gorleben: "Merkel wollte Gorleben um jeden Preis":
Kanzlerin vor Ausschuss: "Merkel wollte Gorleben um jeden Preis"
www.welt.de/politik/deutschland/article109491804/Merkel-wollte-Gorleben-um-jeden-Preis.html

<Zum zweiten Mal muss sich Angela Merkel vor einem Untersuchungsausschuss rechtfertigen. Dieses Mal geht es um das Endlager in Gorleben und die Frage, warum Merkel andere Standorte ignorierte.

Die SPD verlangt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Aufklärung in der Frage, ob sie als Umweltministerin in den 90er-Jahren eine Prüfung von Alternativen für ein Atommüll-Endlager verhindert hat.

"Sie wollte Gorleben um jeden Preis", sagte die SPD-Obfrau im Gorleben-Untersuchungsausschuss, Ute Vogt. Die Kanzlerin muss am heutigen Donnerstag in dem Bundestagsgremium Rede und Antwort stehen. Trotz Vorschlägen von Wissenschaftlern habe Merkel die Suche nach Alternativen abgelehnt.

"Es gab 1995 die Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, wo andere Standorte als ebenfalls untersuchungswürdig eingestuft worden sind", sagte Vogt. "Ihre Feststellung war aber nach Veröffentlichung der Studie: Gorleben bleibt erste Wahl."

Und dies obwohl Gorleben gar nicht mit den anderen 40 Standorten verglichen worden sei. Dabei habe es mehrere Standorte gegeben, die durchaus besser als Gorleben geeignet hätten sein können.

Zweiter Auftritt vor Untersuchungsausschuss

Es ist der zweite Auftritt Merkels in einem Untersuchungsausschuss des Bundestags. Am 10. Februar 2011 wies sie im Kundus-Ausschuss Vorwürfe zurück, sie habe Informationen über zivile Opfer bei dem Luftschlag in Afghanistan aus wahltaktischen Gründen zurückgehalten.

Merkel hatte jüngst in der Bundespressekonferenz betont, die Zeiten hätten sich seit ihrer Zeit als Umweltministerin nunmal geändert. Es gebe heute eine Bewegung, auch andere Standorte zu prüfen.

Allerdings gibt es noch immer keine Einigung zwischen Bund und Ländern auf eine neue, bundesweite Suche nach einer Lagerstätte für hoch radioaktive Abfälle. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hatte immer wieder eine baldige Einigung in Aussicht gestellt, aber erst gerade vertagte er den Termin für ein womöglich entscheidendes Treffen auf Oktober.

Die Erkundungen in Gorleben können vorerst fortgesetzt werden. Das niedersächsische Umweltministerium stimmte der dazu nötigen Verlängerung des sogenannten Hauptbetriebsplans für das Bergwerk bis Ende des Jahres zu, teilte eine Sprecherin in Hannover am Mittwoch mit.

"Keine große Sensation"

In Gorleben wurden bisher 1,6 Milliarden Euro investiert. Der Salzstock soll bei einem Neustart zwar im Rennen bleiben, er könnte aber im Vergleich mit anderen Optionen durch das Sieb fallen. Grüne, Linke und SPD halten ihn nicht dicht genug, um Atommüll für immer und ewig von der Umwelt abzuschirmen.

Die SPD-Politikerin Vogt rechnet nicht damit, dass es für Merkel im Ausschuss eng werden könnte. "Ich glaube nicht, dass es die große Sensation gibt, die die Kanzlerin ins Wanken bringen wird. Sie hat insofern nicht die Schlüsselentscheidung bei Gorleben, weil die eigentliche Standortentscheidung schon früher getroffen worden ist."

Es gehe aber schon darum zu sagen, dass sie als Umweltministerin die Chance gehabt hätte, Alternativen zu prüfen. "Und sie hätte die Pflicht gehabt, diese zu prüfen, bevor sie sagt, Gorleben ist erste Wahl."

Mit der Befragung der Kanzlerin endet die Zeugenvernehmung des seit 2010 tagenden Ausschusses. Er befasst sich mit der Frage, ob besonders CDU-Regierungen Einfluss genommen haben, um Gorleben trotz aller Eignungszweifel als Endlager für hoch radioaktive Abfälle durchzudrücken.

Zwei Millionen Euro hat Ausschuss verschlungen

Mehr als 50 Zeugen wurden gehört und 2800 Aktenordner beigezogen. Rund zwei Millionen habe der Ausschuss gekostet, schätzt ein Mitglied. Vogt betonte, eine politische Einflussnahme sei bewiesen, kritische Forscher seien ignoriert worden.

Die Opposition fordert von Merkel neben den Ungereimtheiten bei der Studie zu alternativen Endlagerstandorten Klarheit, warum sie das Erkundungskonzept in Gorleben ändern ließ.

Da mehrere Grundstücksbesitzer ihre Salzrechte nicht abtreten wollten, sollte nur noch der nordöstliche Teile erkundet werden. Die Grünen werfen Merkel vor, sie habe auf Kosten der Sicherheit eine Billig-Lösung angestrebt. Die Union weist das strikt zurück, ihr Obmann Reinhard Grindel (CDU) hält den ganzen Ausschuss für überflüssig.

Der Grünen-Fraktionschef und frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin kritisierte im Gespräch mit der "Passauer Neuen Presse" (Donnerstag), es gebe kein atomrechtliches Genehmigungsverfahren für Gorleben.

"Angela Merkel hat mit ihren Entscheidungen 1994 einen Schwarzbau in Gorleben auf den Weg gebracht", sagte Trittin.

dpa/pku>




Risse in Atommülltanks in den "USA":

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Atommülllager in Hanford ("USA") 23.2.2013: Undichte Atommülltanks in den "USA" in Hanford, Washington State:
Zu alte Behälter: Undichte Atommülltanks in US-Atomanlage
http://www.20min.ch/ausland/news/story/16451120
<In der amerikanischen Atomanlage Hanford im US-Staat Washington sind sechs unterirdische Tanks mit nuklearem Abfall undicht. Gouverneur Jay Inslee nannte die Nachricht am Freitag «beunruhigend».

n der vergangenen Woche war zunächst bekanntgeworden, dass einer von 177 Tanks mit Atommüll leckt. Die Behälter, die meisten einwandig, sind inzwischen weit über ihre vorgesehene Nutzungsdauer von 20 Jahren hinaus. In ihnen befinden sich Millionen von Litern eines hoch radioaktiven Gebräus aus Jahrzehnten der Plutoniumproduktion für Atomwaffen.

Gouverneur Inslee erklärte nach einem Treffen mit dem US-Energierminister Steven Chu, dieser habe ihm gesagt, dass die Lecks in den anderen Tanks erst nicht erkannt wurden, weil die grafische Darstellung des Pegelstands in den Tanks falsch interpretiert wurde. Eine erneute Überprüfung der Daten habe aber klar aufgezeigt, dass mehrere Tanks offenbar Flüssigkeit verlören. Das lasse befürchten, dass mehr als sechs Tanks betroffen seien, sagte Inslee. Ihm sei aber versichert worden, dass keine unmittelbare Gefahr für Menschen bestehe, und dass es Jahre dauern könne, bis die ausgetretene Flüssigkeit das Grundwasser oder den Columbia River erreiche.

Die US-Regierung schuf den Nuklearkomplex Hanford in den 1940er Jahren als Teil des streng geheimen Manhattan-Projekts zum Bau der Atombombe. Der erste Nuklearreaktor der Welt, Reaktor B, befindet sich auf dem Gelände. Es bestehen Pläne, Reaktor B zu einem Nationalpark zu machen.

Sanierung wird Jahrzehnte dauern

Die Anlage wird seit Jahren saniert, die Tankanlage mit dem Atommüll soll geschlossen werden, um den Columbia River zu schützen. Seit 1998 ist das eigens dafür geschaffene Büro für den Schutz des Flusses im Energiedepartement mit der Schliessung der Tankanlage betraut.

Dazu wird eine Anlage gebaut, die die Millionen Liter flüssigen Atommüll in eine glasartige Masse für eine sichere Lagerung umwandeln soll. Ihre Kosten sind auf 12,3 Milliarden Dollar veranschlagt - die Bauarbeiten sind hinter dem Zeitplan und die Kosten schon um Milliarden darüber gestiegen.

Insgesamt wendet die US-Regierung jährlich zwei Milliarden Dollar für die Sanierung der Hanford-Anlagen auf, in der 40 Jahre lang Plutonium produziert wurde - sie wird mehr als vier Jahrzehnte dauern.

(bem/sda)>



Die Schweiz hat massenweise Atommüll im Meer versenkt - das Meer als Atommülllager missbraucht:

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25.4.2013: <Versunkene Altlast: Schweiz soll Atommüll aus dem Meer bergen>
http://www.20min.ch/schweiz/news/story/12487938

<von L. Hanselmann
-

5341 Tonnen radioaktive Abfälle kippte die Schweiz seit 1969 in den Atlantik. Neue Aufnahmen zeigen, dass die Fässer noch intakt sein können. Umweltschützer fordern jetzt Massnahmen.

Während in der Schweiz intensiv um Atomendlager unter der Erde gestritten wird, geht der Atommüll unter dem Wasser fast vergessen. Dabei hat die Schweiz zwischen 1969 und 1982 einen grossen Teil ihrer radioaktiven Abfälle im Meer versenkt – ganz legal. Erst 1992 beschloss der Bundesrat, auf die sogenannte Verklappung zu verzichten.

Bis dahin hatten die europäischen Staaten bereits satte 222'732 Fässer mit Atommüll in den Nordatlantik und den Ärmelkanal geworfen. Was heute mit diesen ist, weiss niemand. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA ging bis vor Kurzem davon aus, dass sie durchgerostet sind und sich der atomare Inhalt im Meer verflüssigt habe. Doch jetzt fanden deutsche Filmer bei einer anderen Dumping-Stelle im Ärmelkanal intakte Fässer.

Niemand weiss, was mit den Fässern ist

Ob und wie gefährlich deren Inhalt heute noch ist, ist umstritten. Offiziell war in den Fässern schwach- bis mittelradioaktiver Abfall aus der Atomindustrie, der Forschung und der Medizin. Die Schweiz entsorgte gemäss dem Eidgenössischen Nuklearinspektorat Ensi vor allem Tritium, das beispielsweise als Abfallprodukt bei der Herstellung von Leuchtfarben und Ionisationsmeldern anfiel. Unter den versenkten 5341 Tonnen waren zudem Handschuhe, Schutzanzüge oder Filter aus der Atomindustrie.

Kritiker befürchten aber, dass zumindest einige der 222'732 Fässer auch hoch radioaktiven Müll enthalten. Zwar massen Forscher bei den Dumping-Stellen im Rahmen eines Überwachungsprogramms der OECD, an dem sich auch die Schweiz beteiligte, nur schwache Strahlungswerte. Doch seit bald 20 Jahren hat niemand mehr die Fässer untersucht.

Schweiz soll gefährliche Fässer bergen

Das soll sich nun ändern: In Deutschland verlangen Grüne und Umweltschützer, dass die Fässer aus dem Ärmelkanal entfernt werden. Und auch in der Schweiz werden Massnahmen gefordert. «Aus den Augen, aus dem Sinn ist ein sehr gefährliches Credo. Die Fässer sollten untersucht und, sofern sie sich als potenziell gefährlich herausstellen, geborgen werden, sagt Sabine von Stockar von der Schweizerischen Energie-Stiftung.

Ins gleiche Horn bläst Greenpace: «Es braucht unbedingt ein Monitoring, wenn nötig auch eine Bergung. Wir müssen wissen, was mit der Radioaktivität passiert und welche negativen Auswirkungen sie auf die Meeresfauna hat», so Sprecherin Sibylle Zollinger. Noch weiter geht der Grüne Nationalrat und Atomkritiker Geri Müller: Für ihn ist die Schweiz gesetzlich verpflichtet, den Atommüll zu bergen. «Es muss alles zurück bis aufs letzte Gramm.»

Atomlobby sieht keine Gefahr

Die Schweiz soll eine entsprechende internationale Mission anstossen, fordert Müller – finanziert durch die Verursacher des Mülls. «Die Bergung darf keine Frage der Kosten sein, solange der Atomstrom so billig ist.» In der Tat sieht das Kernenergiegesetz eine Entsorgungspflicht vor, die erst erfüllt ist, wenn der radioaktive Abfall in einem geologischen Tiefenlager oder einer Entsorgungsanlage ist. Allerdings gilt das Gesetz erst seit 2003.

Entsprechend sieht Matthias Rey vom Nuklearforum die Atomlobby auch nicht in der Pflicht. Da es sich bei den Abfällen aus der Schweiz nicht um hoch radioaktive Abfälle handle, «gehen wir davon aus, dass eine Bergung des Materials aus der Schweiz nicht nötig ist». Die potenzielle Gefährdung schätzt er in Anbetracht der Tiefe und der natürlichen Radioaktivität des Meerwassers als sehr gering ein. Das Ensi wollte zu dieser Frage nicht Stellung nehmen.>






Basler
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28.10.2013: Sicheres Endlager für Atommüll für 1 Million Jahre gibt es nicht:
Die Mär vom sicheren Endlager
http://bazonline.ch/kultur/kino/Die-Maer-vom-sicheren-Endlager/story/18921908

<In seinem Dokfilm begibt sich der Basler Edgar Hagen auf die Suche nach dem Ort, an dem hochradioaktive Abfälle die erforderlichen eine Million Jahre gelagert werden können. Das Ergebnis ist erschreckend.

Erst 30'000 Jahre ist es her, dass der Neandertaler ausstarb, sogar erst 14'000, als der Rheinfall entstand. Wer will also wissen, was in einer Million Jahren alles passiert? Bis dann wird unter anderem mit 10 bis 15 Eiszeiten gerechnet.

Der unvorstellbar grosse Zeitraum mag mitgeholfen haben, das Problem der Endlagerung lange zu verdrängen. Zu gern hörte man die Zusicherung «machbar!» - in der Schweiz von der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra).

Für jeden, der «Die Reise zum sichersten Ort der Erde» sieht, dürfte die Lage künftig nicht mehr so gemütlich sein. Weltweit wird nach stabilen geologischen Umgebungen für Endlager gesucht. Doch selbst wo man sie gemeint gefunden zu haben, bleiben Unwägbarkeiten. Ist ein praktisch unbevölkerter Standort in der Wüste Gobi in ein paar tausend Jahren noch leer? Wie lange halten die Kupferummantelungen, mit denen die Skandinavier ihre Abfälle vor dem Wasser im Granit schützen wollen?

Hochqualifizierter Reiseleiter

Für seinen Trip nach China, in die USA, Australien, Skandinavien, Grossbritannien, Deutschland und Österreich hat der Regisseur Charles McCombie als Reiseleiter gewinnen können. Dieser hat 1978-1999 für die Nagra am Endlagerprogramm «Projekt Gewähr» gearbeitet und gilt heute weltweit als einer der besten Experten auf diesem Gebiet.

McCombie ist ein Befürworter der zivilen Nutzung von Atomenergie, während der Regisseur Atomkraftwerkgegner ist. Für das Anliegen des Films spielt das aber kaum eine Rolle: Selbst beim sofortigen globalen Ausstieg aus der Atomenergie bleiben die bis heute angefallenen 350'000 Tonnen provisorisch gelagerten hochradioaktiven Abfälle, von denen keiner weiss, wohin damit.

Das heisst, einige Leute, die das zu wissen glauben, hat Hagen schon aufgespürt: Etwa den Bürgermeister von Carlsbad, New Mexiko, der die Bevölkerung mit der Aussicht auf Wohlstand dafür gewinnen konnte, die Gemeinde als Standort anzubieten. Oder den Bürgermeister der schwedischen Stadt Östhammar, dem dasselbe gelungen ist.

Undemokratische Schweiz?

Freilich dürften ein sicherer Standort und eine willige Gemeinde selten zusammen auftreten. In nicht-demokratischen Staaten sei die Standortfindung deshalb vermutlich leichter, sagt Ju Wang, Direktor des chinesischen Endlagerprogramms, im Film.

Seltsamerweise ist die Schweiz in diesem Zusammenhang ein beinahe nicht-demokratischer Staat: Im Moment haben Standortkantone und -regionen kein Vetorecht. «Absurd» findet McCombie. Dies insbesondere, weil oberirdische Verpackungsanlagen vorgesehen sind, in denen radioaktive Abfälle auf ihre Tiefenlagerung vorbereitet werden - keine behagliche Vorstellung für die betroffene Bevölkerung.

Versündigung an künftigen Generationen

Regisseur Hagen enthält sich aber des Kommentars, sein Ehrgeiz gilt dem Zeigen. Nicht nur von aktuellen Projekten in aller Welt, sondern auch von vergangenen Sünden. Zu sehen sind beispielsweise Archivaufnahmen von einem Schiff, das hochaktiven Atommüll in Fässern ins Meer wirft und dabei ein Greenpeace-Boot versenkt. Und Unterwasseraufnahmen dieser Fässer, geborsten und leer.

Einen Rückblick gibt es auch auf das Projekt Yucca Mountain, ab 1987 von 2000 Wissenschaftlern evaluiert, 2002 von George W. Bush gestartet und 2009 von Barack Obama gestoppt - unter anderem, weil der Berg in einem Erdbebengebiet liegt.

«Unfassbar, dass man einen so offensichtlichen Fehler machen kann», sagt ein Fachmann im Film grinsend. Doch wenn schon so offensichtliche Mängel übersehen werden, wie viele verborgene lauern noch auf dem Gebiet? (sda)>




Heise online, Logo

11.3.2014: Wiederaufbereitung, Atommülllager, Tschernobyl und Fukushima: <WDR: Schäden durch Atomkraft summieren sich auf eine Billion Dollar>

aus: Heise online; 11.4.2014;
http://www.heise.de/newsticker/meldung/WDR-Schaeden-durch-Atomkraft-summieren-sich-auf-eine-Billion-Dollar-2140104.html

<Allein mit AKW sowie Wiederaufbereitungs-Anlagen und Atommülllagern, die nie oder nur kurze Zeit in Betrieb waren, wurden laut WDR mehr als 500 Milliarden US-Dollar in den Sand gesetzt. Hinzu kommen die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima.

In ihrer 60-jährigen Geschichte hat die Atomkraft weltweit Schäden in Höhe von mehr als einer Billion US-Dollar verursacht. Das hat der WDR-Hörfunk nach eigenen Angaben herausgefunden. Die Summe setze sich aus den Folgen von Unfällen, Katastrophen und Fehlinvestitionen zusammen.

Weltweit gebe es mehr als einhundert Atomkraftwerke sowie zahlreiche Wiederaufbereitungs-Anlagen und Atommülllager, die nie oder nur kurze Zeit in Betrieb waren. Allein dadurch seien mehr als 500 Milliarden US-Dollar in den Sand gesetzt. Hinzu kommen die Kosten der Atomkatastrophen von Fukushima und Tschernobyl sowie die Beseitigung von Altlasten wie etwa des Atommülllagers Asse und des Uranabbaus in Wismut.

In Deutschland beziffere sich der Schaden durch unproduktive Atomprojekte auf über 150 Milliarden US-Dollar. Als Beispiele für solche Fehlinvestitionen in Deutschland nennt der WDR den "Schnellen Brüter" in Kalkar, den Hochtemperatur-Reaktor in Hamm-Uentrop und die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf.

In Japan wird heute der Opfer der Erdbeben-, Tsunami- und Atomkatastrophe vor genau drei Jahren gedacht. Dabei kamen fast 20.000 ums Leben. Mehr als 100.000 Menschen leben noch in Behelfsunterkünften. (anw)>




Infosperber
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Atommülllager gesucht in F 11.3.2018: Frankreich hat sich Atommüll organisiert - und werden ihn nie mehr los - statt Freie Energie zu installieren...
Frankreich: Ein Land versinkt im nuklearen Abfall
https://www.infosperber.ch/Artikel/Umwelt/Frankreich-Ein-Land-versinkt-im-nuklearen-Abfall

<Tobias Tscherrig / 11. Mrz 2018 - Frankreichs Atompolitik ist eine Sackgasse. Sie führt zu einer Vielfalt von nuklearen Abfalltypen. Die bestehenden Lager sind voll.

[Stresstest ab 2011 nicht bestanden]

58 Reaktoren beliefern die Französische Republik mit Strom. Nach der Katastrophe von Fukushima wurden sie im Rahmen von europaweiten Kontrollen überprüft. Das Ergebnis: Alle Reaktoren fielen negativ auf, jeder wies grössere Mängel auf. Selbst das beste französische Kernkraftwerk lag mit fünf Rügen weit unter dem europäischen Schnitt. Umweltverbände kritisierten den «Stresstest» der Anlagen, dieser habe grösstenteils nur auf dem Papier stattgefunden.

Auf Frankreichs Druck wurden in der gesamten EU nur 38 von 134 Kernkraftwerken inspiziert. Acht weitere Anlagen kamen dazu – nachdem es heftige Kritik gegeben hatte. Zusammen mit Grossbritannien ist Frankreich auch dafür verantwortlich, dass terroristische Anschläge und Cyberattacken aus dem Prüfkatalog gestrichen wurden. Erneut hagelte es Kritik.

2015 schienen sich die französischen Behörden zu besinnen. Sie erliessen ein Energiewendegesetz, mit dem der Anteil an Strom, der aus Kernkraftwerken gewonnen wird, bis 2025 von 75 auf 50 Prozent gesenkt werden sollte. Ein Ziel, das deutlich verfehlt wird. So gab Umweltminister Nicolas Hulot im November 2017 bekannt, der Teilausstieg aus der Atomenergie müsse um bis zu zehn Jahre nach hinten verschoben werden. Dies, weil es bislang keine klare Strategie gebe, wie die Reduktion des Atomstroms erreicht werden könne.

Frankreich hat den Atomausstieg verschlafen, dabei ist es im weltweiten Vergleich das Land mit dem höchsten prozentualen Anteil an erzeugtem Atomstrom.

Behörden vermehren Typen der radioaktiven Abfälle - [Versprechungen sind Politik, um das Atommüllproblem zu verschleiern]

Die Abhängigkeit Frankreichs von Atomstrom führt zu weiteren – teils kuriosen – Problemen. So verpasste sich Frankreich im Jahr 2006 per Gesetz eine Wiederaufbereitungspolitik. Im Gesetzestext sind radioaktive Stoffe als Stoffe deklariert, «bei denen ein späterer Gebrauch nach einer Behandlung vorgesehen ist». Damit hatten sich die französischen Behörden auf den Standpunkt gestellt, dass die Wiederaufbereitung von gebrauchten nuklearen Brennstoffen der einzige Weg ist und das eines Tages alle gebrauchten Brennstäbe wiederverwertet werden.

«Bis jetzt reichte es beinahe aus, zu versprechen, man werde die Brennstoffe wiederverwerten», sagt Yves Marignac, Direktor der von den Stromkonzernen unabhägigen WISE-Paris gegenüber «reporterre». «Dann werden die Brennstoffe als wertvoller Stoff angesehen.» Yannick Rousselet, Kampagnenbeauftragter «nuklear» bei Greenpeace ergänzt: «Das macht weder ökonomisch noch ökologisch Sinn.» Denn dafür bräuchte es eine Lösung, mit welcher das Material lange und in grösstmöglicher Sicherheit gelagert werden kann. Ein Problem, an dem sich die Behörden die Zähne ausbeissen.

Bei der Wiederaufbereitung und Umwandlung von atomaren Brennstoffen entstehen neue, hochgiftige Stoffe, die nicht mehr verwertet werden können. Mit der Installation der Wiederaufbereitungsindustrie vermehrten die französischen Behörden die unterschiedlichen Typen der radioaktiven Abfälle. Auch deshalb ist die Frage der radioaktiven Abfälle in Frankreich unüberschaubar geworden. Dazu kommt, dass die französischen Behörden und die involvierten Firmen lieber im Geheimen verhandeln, eine öffentliche Debatte findet – mangelnds Information – kaum statt.

Beispiel La Hague: Frankreichs Zwischenlager sind voll

Nach dem Gebrauch der nuklearen Brennstoffe lagern sie während einigen Jahren neben den Reaktoren in Wasserbecken. Erst dann sind sie transportfähig und werden in die Wiederaufbereitungs-Fabriken von La Hague gebracht. Die giftigen Abfallstoffe, die bei der Wiederaufbereitung entstehen, werden in Paketen versiegelt. Sie warten darauf, in den Tiefen von Cigéo, einem geplanten Zentrum für die Lagerung von radioaktiven Abfällen, auf ewig versenkt zu werden. Allerdings existiert noch keine Bewilligung für den Bau und den Betrieb von Cigéo, diese soll erst Mitte 2019 angefragt werden.

Deshalb bleiben die nuklearen Abfälle in den Wasserbecken von La Hague. Die Anlage besteht aus vier Becken, die zwischen den Jahren 1976 und 1985 erbaut wurden. Sie wird vom Industrie-Konzern Areva betrieben – und sie ist überlastet.

Die operationelle Lagerobergrenze liegt bei rund 12'350 Tonnen, Ende 2016 lagerten in La Hague bereits 9778 Tonnen radioaktive Abfälle. Damals schätzten Areva und die französische Elektrizitätsgesellschaft Élétricité de France SA (EDF), dass noch 7.4 Prozent der Lagerfläche übrig sind. Keine beruhigenden Zahlen – immerhin erreichen das Lager pro Jahr rund 150 Tonnen radioaktive Abfälle.

Atommülllager im AOC-Weinabbaugebiet

Das Problem der vollen Zwischenlager quält die französischen Behörden seit über 20 Jahren. Statt aber den Atomausstieg vorzubereiten, wurden die Becken in La Hague besser abgedichtet, worauf ihre zulässige Höchstbelastung beinahe verdoppelt wurde. Eine Lösung auf Zeit.

Im Jahr 2000 wurde auch die EDF mit der Tatsache konfrontiert, dass die Kapazitäten der Lagerungsbecken neben den 58 Reaktoren an ihre Grenzen stossen. Um die Kapazitäten zu erhöhen, wollte EDF die Becken ebenfalls besser abdichten. ASN, die französische Behörde für nukleare Sicherheit, erteilte keine Bewilligung. Also mussten andere Wege gefunden werden, vor allem, da die Sicherheitsbehörde die französische Elektrizitätsgesellschaft im Jahr 2011 beauftragte, ihren Umgang mit nuklearen Brennstoffen zu ändern. Zwischen Areva, EDF und ASN fanden Verhandlungen statt. Als Resultat sollte Areva in La Hague ein neues Becken bauen. Allerdings erklärte das Unternehmen, es hätte keine finanziellen Möglichkeiten – die Verantwortung fiel an die Elektrizitätsgesellschaft zurück.

Insgesamt dauerte die Diskussion um das neue Becken in La Hague drei Jahre. Nun muss die Elektrizitätsgesellschaft Nägel mit Köpfen machen. Sie plant zurzeit ein neues Beckenlager, in dem die giftigen Abfälle «zentralisiert und gelagert» werden sollen. Gemäss den Recherchen von «reporterre» soll das Lager auf dem Gelände der nuklearen Zentrale zur Produktion von Energie (CNPE) in Belleville-sur-Loire gebaut werden.

Die Pläne von EDF und ASN sind dank den Recherchen von «reporterre» aufgedeckt worden. Weder die Einwohner von Belle-sur-Loire, noch die lokalen Behörden waren darüber informiert. Dabei scheinen sich EDF und ASN bereits festgelegt zu haben. Das Gelände der CNPE punktet mit einer zentralen Lage und einem Anschluss an das Eisenbahnnetz. Ausserdem verfügt das Areal über Platzreserven, es umfasst 170 Hektaren. Perfekte Voraussetzungen. Damit würde das neue Atommülllager aber auch mitten zwischen die Abbaugebiete der AOC-Weine «Sancerre» und «Pouilly fumé» gebaut.

Unterwasserlagerung birgt grosse Risiken

Die Unterwasserlagerung von nuklearen Abfällen ist risikoreich: Die giftigen Stoffe müssen mehrere Meter unter Wasser permanent gekühlt werden, im Falle eines Temperaturanstiegs könnten sie enorm viel radioaktives Material in die Atmosphäre abgeben. Als nach der Katastrophe von Fukushima das Lagerungsbecken von Reaktor 4 Gefahr lief, sein Wasser zu verlieren, stockte der ganzen Welt der Atem. Wäre es zur Katastrophe gekommen, hätte die gesamte Bevölkerung im Umkreis von 250 Kilometern evakuiert werden müssen.

Ausserdem fehlen in Frankreich bei vielen Becken elementare Schutzmassnahmen. So bemängelte etwa Greenpeace in einem Report zuhanden der Regierung etwa die fehlenden Abschirmungen der Becken und die Verletzbarkeit durch externe Angriffe und Flugzeugabstürze.

In der geplanten Anlage von Belleville-sur-Loire ist die Sicherheitsfrage noch wichtiger, da hier Gemische aus Uran und Plutonium eingelagert würden. Auch wenn sie bereits gebraucht und nun unter Wasser eingelagert wurden, bleiben sie wegen ihrer Radioaktivität und ihrer «lebendigen» Hitze während mehreren Tausend Jahren gefährlich. Zwar könnten Teile davon mit viel Aufwand wiederverwertet werden, die Kernkraftbetreiber haben aber kaum die Mittel, diesen finanziellen Kraftakt zu stemmen.

«Das ist eine Omertà»

In den Korridoren des Instituts für Strahlenschutz und nuklearer Sicherheit (IRSN) ist das Projekt eines zentralen Lagerbeckens für radioaktive Abfälle längst Thema. Trotzdem ziehen es die Branchenexperten vor, den geplanten Standort geheim zu halten. Wie IRSN gegenüber «reporterre» mitteilt, werde man über das Dossier nicht informieren. EDF teilt «reporterre» in einem Schreiben mit, «dass zurzeit verschiedene Standorte zur Umsetzung des Projekts geprüft werden, zurzeit aber noch keine Entscheidung gefallen ist.» In einem weiteren Schreiben vermerkt EDF, man habe die Installation des Beckens in Belleville-sur-Loire «weder bestätigt noch abgestritten.»

Guillaume Blavette vom Kollektiv «Stop-EPR» sagt gegenüber «reporterre», vom Projekt sei die Allgemeinheit betroffen. Statt Transparenz gebe es aber eine Omertà. «Die Nuklearbranche sagt, sie habe sich geändert und geöffnet. Allerdings hat sich die Situation in diesem Dossier seit 1973 nicht geändert.» Darüber zeigt sich Marignac im «reporterre»-Artikel nicht erstaunt. «Auch wenn es sich offiziell nicht um eine Abfalldeponie handelt, wird es kompliziert werden, den betroffenen lokalen Behörden und den Bewohnern des betroffenen Gebiets zu verkünden, dass man ihnen den Abfall von allen anderen Zentralen bringen wird, um ihn in einem Becken zu lagern, das ein Sicherheitsrisiko darstellt.»

Die Behöden flüchten sich in Geheimhaltung – obwohl das Projekt seit Jahren diskret vorbereitet wird. In einem Schreiben von Juni 2013 fragt die Sicherheitsbehörde beim EDF an, sie solle ihre Strategie der Lagerung von gebrauchten Brennstoffen ändern und neue Gegebenheiten schaffen, die es ermöglichen sollen, die Bedürfnisse zu decken. Einige Jahre später wurde im nationalen Plan zu radioaktiven Stoffen (PNGMDR) festgehalten, das EDF solle eine neue Strategie für die Lagerung von gebrauchten Brennstoffen präsentieren. Im Bericht wird auch ein Zeitplan für die Schaffung von neuen Lager-Kapazitäten vorgegeben. Die Frist lief am 31. März 2017 ab.

Seit der Veröffentlichung der «reporterre»-Recherchen regt sich in der Region «Centre-Val de Loire» Widerstand. Die gewählten Politiker deponierten bei der Regierung den Wunsch, das Becken zur Lagerung des Atommülls in einer anderen Region zu bauen. Centre-Val de Loire sei mit insgesamt vier nuklearen Kraftwerken bereits heute die am meisten belastete Region von Frankreich. Es sei inakzeptabel, die Gegend nun noch zusätzlich mit einem nationalen Lager von Atommüll zu belasten. Überhaupt: Die weitreichenden Auswirkungen auf die Region und die Bewohner seien erst gar nicht untersucht worden. «Wir werden das nicht akzeptieren.»

Es sind diese kritischen Stimmen, die Behörden und Atombranche mit ihrer Intransparenz verhindern wollten.


Die Dokumentation «Le Grand Mensonge» behandelt vor allem die Gefahr von Terroranschlägen auf Kernkraftwerke, zeigt aber auch die Intransparenz von Frankreichs Behörden beim Thema Kernenergie.




Sputnik-Ticker
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Verbrennung von Atommüll: Atommülllager soll überflüssig werden 12.5.2019: Neuer AKW-Typ "Dual Fluoid Reactor" (DFR) mit radioaktivem Flüssig-Brennstoff - flüssiges Blei und 10.000 Röhren notwendig:
Atomkraft, ja bitte! Neuer Reaktor beseitigt strahlenden Müll
https://de.sputniknews.com/wissen/20190512324901381-atomkraft-neuer-reaktor-beseitigt-strahlenden-muell/

„Atomkraft? Nein, danke!“ Das denken sich viele angesichts der Unfälle in Tschernobyl und Fukushima oder angesichts des Problems der Endlagerung radioaktiver Stoffe für Jahrtausende. Doch was wäre, wenn es gar nicht zur Kernschmelze mit ihren fatalen Folgen kommen kann und ein Reaktor keine langlebigen strahlenden Abfälle produziert? Genau in diese Richtung geht eine Entwicklung namens „Dual Fluid Reactor“ (DFR) vom Berliner Institut für Festkörper-Kernphysik.

„Unser Reaktorkern kann nicht schmelzen, weil der Brennstoff schon geschmolzen ist“, bemerkt Götz Ruprecht, Kernphysiker und Miterfinder des Dual-Fluid-Reaktors gegenüber Sputnik. Als Brennstoff kommen dabei flüssige radioaktive Salze oder verflüssigte radioaktive Metalle infrage.

Funktionsweise: Zwei Flüssigkeiten treffen sich im Kern

Im Gegensatz zum lange bekannten Flüssigsalzreaktor treffen sich im Reaktorkern allerdings zwei Flüssigkeitskreisläufe. In dem einen zirkuliert der radioaktive Brennstoff, im anderen bewegt sich geschmolzenes Blei, das die Wärme des Brennstoffs aufnimmt und sie aus dem Kern weiter transportiert. Für einen besonders effizienten Wärmeaustausch verlaufen die beiden Flüssigkeiten parallel zueinander in ca. 10.000 Röhren. Das Blei transportiert die Wärme dann weiter zu einem weiteren Wasser- oder Kohlenstoffdioxid-Kreislauf und letzterer treibt schließlich eine Turbine an, wodurch Strom entsteht.

In der Grafik ebenfalls zu sehen: Ein weiterer Kreislauf, in dem kurzlebige Elemente zirkulieren, und der als eine Art Vorwärmer für das Blei fungiert. Daraus lässt sich schon erahnen, dass der neue Reaktortyp auf die Vermeidung der Endlagerung angelegt wird. „Dass man langlebige Abfälle produziert, liegt an der unvollständigen Verbrennung“, erklärt Ruprecht. „Das ist ein Relikt aus der Zeit der militärischen Nutzung, als man sich leider für feste Brennelemente entschieden hatte. Das hat strategische Gründe gehabt, denn die ersten Druckwasserreaktoren wurden in U-Booten betrieben. Man hat an Land dann die Brennelemente produziert wie ein Magazin und dann die U-Boote bestückt.“

Für das Militär sei das praktisch gewesen, aber für den zivilen Bereich brauche es die Stäbe nicht, denn diese sind das Gegenteil von effizient. Ruprecht vergleicht den Prozess mit einem Köhlerofen, in dem aus Holz Kohle hergestellt wird. Beim Reaktor mit Brennelementen würde bildlich gesprochen die Wärme des verkohlenden Holzes genutzt und dann die eigentliche Kohle weggeschmissen. „Man verbrennt nur fünf Prozent des Brennstoffs, der in den Brennelementen ist, und der Rest, der gut spaltbar wäre, aber eben nicht in diesem Reaktortyp, wird nicht nur weggeschmissen, sondern muss auch endgelagert werden.“

100-prozentige Verbrennung möglich

Das Kreislaufprinzip löse dieses Problem. Bei jedem Durchlauf werde das Gemisch aufbereitet, gereinigt, Spaltprodukte abgeführt und nicht verbrannte wieder dem Kreislauf zugeführt. Das Prinzip, das hier auch für Trennung der beiden Brennstoffkreisläufe sorgt, ist vergleichbar mit einem Raffinerieturm. Je nach Dichte und Siedepunkt trennen sich die verschiedenen Komponenten auf verschiedener Höhe.

„Im Ergebnis hat man dann, wenn man das lange genug macht, annäherungsweise 100-prozentige Verbrennung“, betont der Kernphysiker. Der Brennstoff könnte bis zu 20fach ausgenutzt werden und der Abfall könne drastisch reduziert werden. Außerdem kann der DFR auch Atommüll konventioneller Kraftwerke auf diese Weise weiterverwenden. Natürlich blieben auch nach etlichen solchen Zyklen langlebige Nuklide übrig, aber für diese gibt es ein angeschlossenes Zwischenlager im DFR, in dem diese maximal 300 Jahre verbleiben sollen – im Gegensatz zu den hundertausenden Jahren, die Brennstäbe verlangen.

„Radioaktives Material gilt dann als zerfallen, wenn die Aktivität unter die des entsprechenden natürlichen geförderten Urans fällt – und das ist nach 300 Jahren erreicht“, so Ruprecht.

Im Notfall läuft die Flüssigkeit einfach ab

Für den Fall, dass es im Kreislauf unerwartet heiß wird, gibt es auch eine recht simple Lösung: das überhitzte Salz bringt eine Schmelzsicherung zum Schmelzen und läuft in unterkritische Behälter ab, in denen es wieder abkühlt. Bei Bedarf kann es wieder hoch in den Kreislauf gepumpt werden. Die Rohre selbst sollen aus einem höchst korrosionsbeständigen Material sein, das in der Industrie für die Beförderung von höchst ätzenden Säuren verwendet wird. Im Idealfall sollen solche Rohre bis zu 60 Jahre halten, im schlimmsten Fall sollte ein Austausch alle 20 Jahre erfolgen. Bei den geringen Maßen des Reaktors – drei Meter Durchmesser – ist das mit keinen großen Materialverlusten verbunden. Der Reaktorkern selbst ist in der Produktion teuer, dafür entfallen aber Aufbereitung, komplizierte Sicherheitsvorrichtungen und die Endlagerung, was für große Einsparungen nach dem Bau sorgen soll.

Bei der Trennung der Spaltprodukte können außerdem wertvolle Edelmetalle gewonnen werden ebenso wie radioaktive Isotope für den medizinischen Gebrauch. So soll ein DFR jährlich 300 Gramm Molybdän 99 produzieren, was ein Vielfaches des Weltbedarfs decken würde.

Kernenergie ist die effizienteste erneuerbare Energie

Für Ruprecht führt kein Weg an der Kernenergie vorbei. „Ich und meine Kollegen sehen das – um mit Frau Merkel zu sprechen – als alternativlos an“, betont er. Denn mit den erneuerbaren Energien allein sei die Klimawende nicht zu stemmen. „Das ist physikalischer Fakt, denn man kann damit keine grundlastfähigen Kraftwerke bauen.“ Fossile Träger würden eines Tages auch erschöpft sein, was bleibe, seien nukleare Träger. „Da reichen die Ressourcen aus. Man kann tiefer graben, um das Uran aus der Erde zu holen oder aus dem Meerwasser zu extrahieren“, so der Kernphysiker. So sei der Bedarf für Millionen von Jahren gedeckt. „Sie wissen ja vielleicht, wie erneuerbare Energien definiert sind. Energien, die sich aus Ressourcen speisen, die weit über den menschlichen Zeithorizont reichen. Da kann man die Kernenergie getrost dazu zählen. Wir sehen Kernenergie als erneuerbare Energie“, schließt Ruprecht.

Für die weitere Entwicklung und Sicherheitsstudien werden allerdings Mittel gebraucht. Für den Bau des ersten solchen Reaktors veranschlagt Ruprecht etwa zehn Jahre. Die Entwicklungskosten dürften sich auf zehn Milliarden Euro belaufen. Das Patent für diesen Reaktortyp ist in Japan, Europa und seit letztem Jahr auch in Russland positiv geprüft. In den USA sollte eine Genehmigung bald auch kommen.>



Sputnik-Ticker
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8.6.2019: Neue Trennverfahren soll Atommüll um 80% reduzieren - der DFR-Reaktor produziert gar keinen Atommüll mehr:
Das Ende des Endlagers? Neue Trenneinheit entsorgt massiv Atommüll
https://de.sputniknews.com/wissen/20190608325161637-neue-trenneinheit-entsorgt-massiv-atommuell/

Der patentierte Dual-Fluid-Reaktor (DFR) soll idealerweise bis zu 100 Prozent des radioaktiven Brennstoffs in einem Kreislauf umsetzen. Im Realbetrieb erzeugt er zwar Abfälle, aber mit einer Lebensdauer von maximal einigen 100 Jahren. Deswegen ist beim DFR-Konzept ein Zwischenlager für diese Stoffe bereits im Kraftwerk integriert. So versprechend das klingt: Ob der Reaktor in Deutschland gebaut wird, steht damit nicht fest

Für die hohe Effizienz des Reaktors ist ein Baustein verantwortlich, der die Auftrennung des radioaktiven Stoffgemisches vornimmt, die PPU (Pyrochemical Processing Unit, zu Deutsch etwa: Pyrochemische Trenneinheit). Auch wenn der DFR nie gebaut werden sollte, könnte die PPU in der Atommüllfrage eine entscheidende Rolle spielen, denn mit ihr lässt sich das Endlager-Problem deutlich verkleinern.

„Beim geologischen Endlager muss man zwei Probleme lösen, die nicht so gut miteinander vereinbar sind“, erklärt Götz Ruprecht, Miterfinder des DFR, das Grundproblem gegenüber Sputnik. „Man muss die wärmeentwickelnden Abfälle tief unter der Erde lagern und dadurch dürfen die Abstände der Fässer oder Castoren nicht zu eng sein. Man muss das Endlager so dimensionieren, dass die Wärmeentwicklung gehandhabt werden kann. Andererseits sind auch nicht stark wärmeentwickelnde Stoffe drin, die eine schwache, aber genügend große Aktivität haben. Die sind alle miteinander vermischt, diese Stoffe. Man muss also das Endlager auslegen auf Wärmeentwicklung und auf lange geologische Lagerung zugleich.“

Die Lösung: Stoffgemisch trennen – Lager auf 20 Prozent verkleinern

Ein benutztes Brennelement besteht zu 95 Prozent aus Uran-238 sowie zu einem Prozent aus Uran-235. Das Uran lässt sich prinzipiell nach Wiedergewinnung weiterverwenden. Weitere drei Prozent umfassen Spaltprodukte, von denen die meisten innerhalb von 300 Jahren weiter in stabile Atomkerne zerfallen. Lediglich bei einem Prozent handelt es sich um sehr langlebige Stoffe, die Transurane, zu denen etwa das Plutonium gehört.

Die PPU trennt dieses Gemisch auf. Dazu wird es zunächst in ein Chlorsalz umgewandelt und dann bei Temperaturen unterhalb von 2000 Grad Celsius zum Sieden gebracht. Vergleichbar sei die Funktionsweise der PPU einer Rektifikationskolonne in einer Erdölraffinerie, allerdings im Gegensatz zu dieser sehr kompakt. Die Bestandteile des Salzes verdampfen, kondensieren in Abhängigkeit von ihrem Siedepunkt auf verschiedener Höhe und laufen in getrennten Fraktionen aus der PPU heraus.

Dieser Prozess trennt bei laufendem DFR den Brennstoffkreislauf fortwährend auf, kann aber auch vom Reaktorbetrieb unabhängig zum Einsatz kommen, um die Bestandteile von Atommüll aus Leichtwasser-Reaktoren voneinander zu scheiden. Durch diese Trennung wird der Atommüll aufgeteilt in weiter verwendbares Uran, in kurzlebige Stoffe, deren Aktivität nach 300 Jahren abgeklungen ist und in sehr langlebige Stoffe, die der eigentliche Anlass für ein Endlager sind.

Die größten Wärmeerzeuger sind die kurzlebigen Strahler. Da sie nicht in das Endlager wandern, muss dieses nicht mehr auf eine dermaßen hohe Wärmeentwicklung ausgerichtet werden, die Abstände zwischen den Containern schrumpfen zusammen. Das Endlager selbst lässt sich durch den Einsatz einer PPU Ruprecht zufolge bei geeigneter Lagerlogistik in den ersten Jahrhunderten auf 20 Prozent herunter reduzieren.

Bonus: Edelmetalle aus radioaktiven Abfällen abgreifen

„Unter den Elementen, die in 100 bis 300 Jahren entnommen werden können, befinden sich auch sehr wertvolle Edelmetalle, die in der Industrie hochgefragt sind“, hebt Ruprecht weiter hervor. Dazu zählen Rhodium, Ruthenium und Palladium. Rhodium sei deutlich teurer als Platin merkt Armin Huke an, Geschäftsführer des Instituts für Festkörper-Kernphysik, an dem der DFR und die PPU konzipiert wurden. Es handle sich bei den Abfällen keineswegs um giftigen Schwermetallmüll, diese verfügten über eine „sehr geringe Giftigkeit“.

>>>Andere Sputnik-Artikel: 32 Jahre Tschernobyl-Gau: Kritik und Warnungen an Kiew aus Bundestag<<<

Allerdings stehe der Wert der darin enthaltenden Edelmetalle in keinem Verhältnis zu den Möglichkeiten des DFR: „Da bei der Kernkraftnutzung der Massenumsatz sehr gering ist, haben diese Metalle zwar wirtschaftlich einen erheblichen Wert, aber ihr Marktwert ist vergleichsweise verschwindend zu dem Marktwert der Energie, den die Kernspaltung vorher erzeugt hat“, so Huke.

Nur im Kraftwerkverbund: Für Medizin wichtiges Molybdän

Für die Medizin ist das metastabile Technecium-99-Isotop von großer Bedeutung. Dieses entsteht aus dem Isotop Molybdän-99 und wird in sogenannten Technicium-Generatoren vom Molybdän getrennt und in der Radiologie als Radiotracer etwa bei der Krebsdiagnostik eingesetzt. Das metastabile Technecium-99 hat noch eine kürzere Halbwertszeit als Molybdän-99.

Die Trenneinheit kann auch Molybdän-99 aus dem radioaktiven Gemisch entnehmen, allerdings nur im Verbund mit dem Reaktorkern und Kreislaufsystem des DFR. Denn bis der Atommüll bei der PPU angekommen ist, ist das wertvolle Molybdän längst zerfallen.

„Das Molybdän war im Grunde der Anlass, dass der DFR entwickelt wurde“, merkt Ruprecht an. Denn vor etwa zehn Jahren sei es zur Technecium-Krise in der Medizin gekommen. Grund dafür: Fast zeitgleich wurden zwei Forschungsreaktoren zu Wartungszwecken geschlossen. „In dem Moment wurde den Medizinern bewusst, dass sie ihr ganzes Molybdän-99 für Nordamerika und Europa nur aus diesen beiden Reaktoren beziehen. Und da wurde ihnen auch bewusst, dass das Zeug zerfällt. Nach wenigen Tagen gab es eine Molybdän-Krise und die Krankenhäuser konnten nicht versorgt werden“, so Ruprecht.

Also habe man sich Gedanken gemacht, ob Molybdän auch anders hergestellt werden kann. Das Institut für Festkörper-Kernphysik verfolgte dabei eine mögliche Herstellung mittels Beschleuniger. Das Endergebnis war der Dual-Fluid-Reaktor. „Ein Reaktor könnte im Grunde den ganzen Weltbedarf decken“, so Ruprecht.

Eine Studie zur PPU wurde laut Huke vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWI) gefördert. Die Forscher verbinden mit dieser Studie eine Hoffnung auf eine Anschlussförderung. Das würde wiederum den Bau solcher Aufbereitungsanlagen näher rücken.



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ATOMMÜLL IM MEER VERSENKT: Russland, GB (1950-1963), Schweiz (1966-1982) usw. - schwach und mittelradioaktiver Abfall mit Halbwertszeit von 70 Tagen bis 30 Jahren:
Wie die Schweiz tausende Tonnen Atommüll im Meer entsorgte
https://volksbetrugpunktnet.wordpress.com/2019/11/13/wie-die-schweiz-tausende-tonnen-atommuell-im-meer-entsorgte/

Film: „Versenkt und Vergessen – Atommüll vor Europas Küsten“ (2013)

<Die Schweiz war nicht immer so rücksichtsvoll mit der Natur, wie sie es heutzutage ist. Bis zum Jahr 1982 hatte sie nämlich insgesamt 5321 Tonnen radioaktiver Atomabfälle in Meer geworfen. Der Zustand der Behälter bleibt unbekannt. Die „Neue Zürcher Zeitung“ veröffentlicht Informationen zu dieser Entsorgungs und wie man heute damit umgeht.

Die Schweiz gehörte zu den größten Lieferanten von Atommüll – den sie im Meer entsorgen. Innerhalb von zwölf Jahren haben die Schweizer ganze 23 Sendungen geschickt. Mit einem Güterzug von Siggenthal (Aargau) war schwacher und mittelstarker Atommüll in Metallfässern – in Beton oder Bitumen eingegossen – transportiert worden. An der niederländischen Küste wurden die Fässer auf Frachtschiffe geladen und im Nordatlantik versenkt. Dies berichtet die Schweizer Zeitschrift „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) in einem Artikel am Montag.

Diese Art der Entsorgung von radioaktivem Müll war in den Jahren 1966 bis 1982 die günstigste und Lösung. Damit war die Schweiz auch nicht alleine: Es war eine gängige Lösung vieler Staaten mit Atommüll so umzugehen. Der weltweite Spitzenreiter ist Russland (bzw. damals die Sowjetunion), welches für insgesamt 44,8 Prozent der Strahlung in Meeren verantwortlich ist. Knapp gefolgt von Großbritannien mit 41,4 Prozent. Die Schweiz selbst steht auf dem dritten Platz und macht 5,2 Prozent der Strahlung in den Weltmeeren und ganze 9,8 Prozent der im Nordatlantik aus.

Über 5000 Tonnen Atommüll auf dem Meeresboden

Der Müll liege nach Angaben der NZZ auf etwa 3600 bis 4750 Meter Tiefe. 7420 Fässer wurden laut Dokumenten auf diese Weise entsorgt und somit hat die Schweiz ganze 5321 Tonnen an Atommüll versenkt. Dies betrage eine Radioaktivität von 4419,3 Terabecquel. Die Fässer beinhalteten kein hochaktives Material, sondern schwache bis mittelstarke Beta-Gamma-strahlende und tritiumhaltige Abfälle. Der Müll stamme hauptsächlich aus dem Eidgenössischen Institut für Reaktorforschung und dem AKW-Betrieb. Der restliche Prozentsatz kommt aus der Medizin, der Forschung, der Industrie und Abfällen der Produktion von Leuchtfarben und Ionisationsmeldern.

In den 1980er Jahren begannen die ersten Protestaktionen gegen diese Umgangsweise mit radioaktivem Material. Von der Organisation Greenpeace veranstaltet, stellten sich Aktivisten auf Schlauchboten unter die Kräne der Frachtschiffe und verhinderten somit den Müllabwurf. Diese Protestaktion verhalf schließlich auch dazu, dass es zu einem Abbruch dieser Entsorgungsstrategie im Jahr 1983 kam.

Was passiert heute mit den Fässern?

Der Film „Versenkt und Vergessen – Atommüll vor Europas Küsten“ von 2013 führte erneut zu einem Skandal, bei welchem Unterwasseraufnahmen die große Anzahl solcher Fässern zeigten. Dabei sind nicht nur Schweizer Behälter, sondern auch die 61.550 Fässer der Briten, die sie in den Jahren 1950-1963 im Meer versenkt hatten. Es entstand also eine Debatte über das Schicksal dieser radioaktiven Behälter. Der Zustand dieser sei laut der NZZ unbekannt, da Behörden kein Interesse daran zeigten, intakte Behälter zu bergen.

[Die Schweinzer lassen die Atomfässer auf dem Meeresboden]

Trotz der Bitten von Greenpeace Schweiz, die Lagerstätten zu überwachen, sieht das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) den Fall für abgeschlossen. Da die Halbwertszeiten der entsorgten Materialien sowieso nur zwischen 70 Tagen und 30 Jahren bestehe, sei das meiste bis zum heutigen Zeitpunkt zerfallen. Laut der NZZ sei deswegen nur ein Achtel bis Sechzehntel der Tritiumbelastung vorhanden. Aufgrund der tiefen Belastung, so sagte das Ensi der NZZ, stelle sich keine Frage nach der Rückholung der Fässer.

https://de.sputniknews.com/panorama/20191113325986168-schweiz-atommuell-meer-entsorgung/




Nördlich Lägern (Schweiz) 7.9.2022: Tiefes Atommülllager soll im nördlichen Kanton Zürich sein:
Standort für Tiefenlager: Atommüll soll nach Nördlich Lägern
https://www.blick.ch/politik/standort-fuer-tiefenlager-atommuell-soll-nach-noerdlich-laegern-id17857116.html

Doch nicht ins Weinland, sondern nach Nördlich Lägern soll der radioaktive Abfall aus den Schweizer Atomkraftwerken. Und: Es soll nicht bloss ein Endlager geben, sondern eine Kombi-Anlage.

Das Schweizer Atommüll-Lager soll im Gebiet Nördlich Lägern im Zürcher Unterland zu stehen kommen, vermeldet der «Tages-Anzeiger». Zumindest deute vieles daraufhin. Das deckt sich mit Blick-Informationen, wonach man sich für ein Endlager in der Region mit dem geringsten Widerstand entschieden habe.

«In allen anderen Regionen, die im Auswahlverfahren sind, auch im nahen Deutschland, sind die Säle voll, wenn es eine Veranstaltung zum Tiefenlager gibt», sagt im «Tages-Anzeiger»-Artikel eine Bäuerin, auf deren Land das Lager gebaut würde, käme es nach Nördlich Lägern. In ihrer Region hingegen interessierten sich nur sehr wenige. Hier kämen «keine 20 Nasen», so die Frau.

Kaum Proteste erwartet

Selbst wenn die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) bald Nördlich Lägern tatsächlich als Standort bekannt geben würde, wird kein Proteststurm erwartet.

Die Nagra hatte den Standort zwischenzeitlich mal aus dem Rennen genommen. Nun ist es wieder unter den Kandidaten. Neuere Studien hätten ergeben, dass das Zürcher Weinland stärker von Erosion betroffen sei und dass ein Lager in Nördlich Lägern hingegen nicht nur bis 700 Meter tief, sondern gar bis zu 900 Meter tief gebaut werden könnte. Damit sei hier genug Platz vorhanden.

Kombi-Lager

Laut dem Artikel deutet vieles darauf hin, dass an dem Ort nicht nur ein Tiefenlager, sondern ein kombiniertes Lager für hoch radioaktiven und schwach bis mittel aktiven Abfall entsteht.

Am Samstag solle die Bevölkerung des betroffenen Standortgebiets informiert werden. (pt)




Schweiz am 10.11.2022: Die Katze ist aus dem Sack: Atommüll-Endlager in Nördlich-Lägern - Verpackung des Atommülls in Würenlingen:
Radioaktive Abfälle: Bund bestätigt: Tiefenlager kommt in Nördlich-Lägern ++ Verpackt wird Atommüll in Würenlingen ++ Betroffene reagieren schockiert
https://www.aargauerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/radioaktive-abfaelle-bund-bestaetigt-tiefenlager-kommt-nach-noerdlich-laegern-verpackt-wird-atommuell-in-wuerenlingen-betroffene-reagieren-schockiert-ld.2341279

Schweiz:
                    Karte mit Standorten für Atommülllager in der
                    Nordschweiz   Atommülllager
                    Schema
Schweiz: Karte mit Standorten für Atommülllager in der Nordschweiz [2] - Atommülllager Schema [3]

Das Schweizer Tiefenlager für Atommüll soll im Gebiet Nördlich Lägern in der Zürcher Gemeinde Stadel gebaut werden. Verpackt werden soll der Atommüll in Würenlingen im Aargau. Nach Spekulationen hat der Bund betroffene Kantone und Grundbesitzer am Samstag informiert.

Samuel Thomi

Die Würfel waren längst gefallen. Doch informiert werden sollte die Öffentlichkeit erst am Montagmorgen. Nachdem verschiedene Medien nach der Vorinformation der Kantone und Grundeigentümer am Samstag jedoch über die Entscheide berichteten, passten der Bund und die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) kurzerhand ihre Kommunikationsstrategie an. Gegenüber CH Media bestätigte Marianne Zünd am Nachmittag die Standortwahl Nördlich Lägern für ein Tiefenlager.

Und der Atommüll dafür solle dereinst in Würenlingen verpackt werden, sagte Zünd in dem Gespräch weiter. Für alle weiteren Details verwies die Kommunikationschefin des Bundesamts für Energie jedoch auf Montag.

Nagra: «Eindeutiger Entscheid»

Kurz darauf informierte dann auch die Nagra knapp über die Hintergründe der Standortwahl. «Die Geologie hat einen eindeutigen Entscheid ermöglicht», heisst es in einer Mitteilung. Und die Nagra zieht aus den jahrelangen Abklärungen folgendes Fazit:

«Nördlich Lägern ist der Standort mit den grössten Sicherheitsreserven.»

Basierend auf dem Evaluationsergebnis will die Nagra bis in zwei Jahren das Rahmenbewilligungsgesuch für ein Tiefenlager ausarbeiten. Dann soll dieses beim Bund eingereicht werden.

Nach dem Bewilligungsprozess - und wohl nach einer Volksabstimmung - soll das Schweizer Tiefenlager für stark und schwach radioaktive Abfälle dann in – respektive unter – der knapp 2000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Zürcher Gemeinde Stadel gebaut werden. Das Gebiet Nördlich Lägern beinhaltet insgesamt jedoch zwölf Gemeinden im Kanton Zürich sowie drei weitere Gemeinden im Kanton Aargau. Zudem grenzt es im Norden an deutsches Gebiet.

Aufatmen können damit die Gemeinden im Zürcher Weinland (die sogenannte Nagra-Region Zürich Nord-Ost) sowie die Gemeinden rund um den Bözberg im Kanton Aargau (sogenanntes Nagra-Projekt Jura Ost).

Würenlingen bleibt wichtiger Standort

Mit der Verpackungsanlage für Atommüll wird der Aargau in Zukunft jedoch gleich doppelt vom Schweizer Tiefenlager für Atommüll betroffen sein. Doch bereits jetzt werden in Würenlingen neben dem Paul Scherrer Institut radioaktive Abfälle aller Art bearbeitet, verpackt und schliesslich zwischengelagert.

Zuerst über die Standortwahl übereinstimmend berichtet hatten am Samstag der Fernsehsender TeleZüri und die Tamedia-Zeitungen. Während der Entscheid für den Standort der künftigen Verpackungsanlage für Atommüll im Aargau weniger überraschend kommt, löst der bereits zuvor bekanntgewordene Tiefenlager-Entscheid bei Politikerinnen und Experten seit Tagen einiges Erstaunen aus.

Erst recht auf Unverständnis stösst der Entscheid beim Verein Nördlich Lägern ohne Tiefenlager (LoTi). Dieser schreibt denn auch am Samstag erstaunt in einer Mitteilung:

«Die Nagra möchte für den Standort, den sie vor wenigen Jahren noch ausrangieren wollte, das Rahmenbewilligungsgesuch ausarbeiten und einreichen.»

Laut LoTi ist das eine «fachlich-geologisch wie politisch irritierende Entwicklung» in der nunmehr 15 Jahre dauernden Standortsuche. Aus diesem Grund stellen die Tiefenlager-Gegner denn auch ähnlich lautende Forderungen an die Transparenz des Auswahlverfahrens und die weiteren Abklärungen wie die Zürcher SP, die Grünen und teilweise sogar die SVP (siehe Kasten unten).

Gegenüber TeleZüri äussern sich Gegner des Tiefenlagers in Nördlich Lägern am Samstag schockiert über die Standortwahl. Die Rede ist von einem «No-Go» respektive einer «unvorstellbaren Kehrtwende» der Nagra in der Projektauswahl. Waren doch bislang die meisten Involvierten davon ausgegangen, das Tiefenlager solle im Zürcher Weinland gebaut werden.

Diese Region galt nämlich seit Jahren als Favorit der Nagra. Anders Nördlich Lägern: Die Gemeinde Stadel war von den Experten für die Suche nach einem Tiefenlager-Standort in einer früheren Runde bereits einmal ausgeschieden worden. Erst auf Druck der betroffenen Kantone wurden die Abklärungen dann nochmals aufgenommen. Und nun soll Nördlich Lägern gar der geeignetste Standort der Schweiz für ein Tiefenlager sein.

Inbetriebnahme frühestens ab dem Jahr 2050

Die Suche nach einem geologischen Tiefenlager für radioaktive Abfälle ist allerdings bereits ein Jahrzehntealter Prozess. Seit 2008 ist das aktuelle Verfahren im Gang. Zuletzt standen noch drei Regionen im Fokus – und zwar im Zürcher Weinland (Zürich Nord-Ost), im Zürcher Unterland (Nördlich Lägern) sowie im Bözberg (Jura Ost). Im Jahr 2024 will die Nagra bei den Bundesbehörden ihr Rahmenbewilligungsgesuch für ein Tiefenlager einreichen. Danach wird der Bundesrat voraussichtlich 2029 darüber entscheiden, ein Jahr später das Parlament.

Zudem ist eine Volksabstimmung über die Standortwahl sehr wahrscheinlich. Diese untersteht nämlich dem fakultativen Referendum. Selbst wenn alles glattgehen sollte: Mit der Inbetriebnahme des Schweizer Tiefenlagers ist frühestens ab dem Jahr 2050 zu rechnen. Der Verschluss des auf Jahrhunderte ausgelegten Gesamtlagers soll dann im Jahr 2115 erfolgen.

Mehr als 50-jährige Suche – für maximal 100 Jahre Lagerung

Allerdings ist auch die Vorgeschichte für ein Tiefenlager in der Schweiz eine äusserst langwierige. Bereits vor 50 Jahren, als die ersten Atomkraftwerke ihren Betrieb aufnahmen, hat der Bund die Suche danach eröffnet. Standen zunächst Standorte in den Alpen im Vordergrund, rückte alsbald jedoch der Wellenberg in den Fokus. Doch die Stimmbevölkerung des Kantons Nidwalden lehnte ein Endlager gleich in zwei Volksabstimmungen ab.

2002 erbrachte die Nagra dann den sogenannten Entsorgungsnachweis: Sie wies nach, dass im Benkener Opalinus-Untergrund ein Lager für hoch radioaktiver Müll machbar ist. Doch unter der Ägide des damaligen Energieministers Moritz Leuenberger entschied der Bundesrat vier Jahre später, die Nagra müsse auch noch weitere Standorte evaluieren.

Seither sucht man auch nicht mehr den Standort für ein Endlager, sondern lediglich einen für ein Tiefenlager. Sprich: Der Atommüll soll nicht definitiv vergraben werden, sondern während 100 Jahren zurückgeholt werden können. Leuenbergers Sachplanverfahren versprach dabei nicht nur mehr Transparenz, sondern auch die Mitwirkung der betroffenen Regionen. Dies als Ausgleich zur Streichung des Vetorechts für Standortkantone.



Das Manöver gegen Nördlich Lägern (Schweiz) 12.11.2022: "Noch vor sieben Jahren wurde Nördlich Lägern aus dem Rennen genommen."
Atommülllager Nördlich Lägern
https://tv.telezueri.ch/talktaeglich/atommuelllager-noerdlich-laegern-147494626

Der Atommüll der Schweiz soll künftig im Gebiet Nördlich Lägern gelagert werden. Gemäss Nagra eigne sich dieser Standort am besten für den Bau eines Tiefenlagers. Dieser Entscheid schockt die Betroffenen und stösst auf Unverständnis: Noch vor sieben Jahren wurde Nördlich Lägern aus dem Rennen genommen. Ist Nördlich Lägern wirklich der sicherste Ort für die Lagerung von atomarem Abfall oder hat die Region schlicht zu wenig Widerstand geleistet? Antworten auf diese dringenden Fragen heute im «TalkTäglich».
Erstausstrahlung:

Gäste:

  • Werner Ebnöther, Verein Nördlich Lägern ohne Tiefenlager LoTi
  • Philipp Senn, Leiter Kommunikation und Public Affairs bei der Nagra

Moderation: Oliver Steffen



Schweiz 12.9.2022: Verpackung des Atommülls in Würenlinger - Tiefenlager in Nördlich Lägern:
Nach Entscheid für Nördlich Lägern und Würenlingen: Diese Fragen zum Atommülllager geben jetzt zu reden
https://www.aargauerzeitung.ch/news-service/inland-schweiz/schweizer-tiefenlager-nach-entscheid-fuer-noerdlich-laegern-und-wettingen-diese-fragen-zum-atommuell-lager-geben-jetzt-zu-reden-ld.2342394?reduced=true

Nach 15 Jahren Suche ist klar: In Würenlingen soll der Schweizer Atommüll verpackt und in Nördlich Lägern in einem Tiefenlager entsorgt werden. Damit wird die Diskussion nun politisch. Die wichtigsten Fragen rund um das Jahrhundertprojekt.

Samuel Thomi und Kari Kälin

Seit Montag ist nun auch offiziell klar: Das Schweizer Tiefenlager für schwach und stark radioaktive Abfälle soll im Gebiet Nördlich Lägern in der Gemeinde Stadel im Zürcher Unterland zu stehen kommen. Die Aufbereitung der Brennstäbe aus den Atomkraftwerken wird davor in der Aargauer Gemeinde Würenlingen stattfinden. Dort steht auch bereits ein Zwischenlager. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

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Hohentengen gg. Schweiz 12.9.2022: Atommülllager in Nördlich Lägern im Kanton Zürich am Rhein stösst sauer auf:
Deutsche sauer wegen geplantem Atommüll-Lager an Grenze
https://www.nau.ch/news/schweiz/deutsche-sauer-wegen-geplantem-atommull-lager-an-grenze-66273782

Fototexte:
1) Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) hat entschiede, ein geologisches Tiefenlager im Gebiet Nördlich Lägern im Stadeler Haberdstal im Kanton Zürich und Aargau zu errichten - wenige Kilometer südlich der baden-württembergischen Gemeinde Hohentengen.
2) Radioaktiver Abfall soll in Zukunft hier in Stadel ZH gelagert werden.

Der Artikel:

Die Schweiz will ihren Atommüll unmittelbar an der deutschen Grenze in Nördlich Lägern vergraben. In Baden-Württemberg verlangt man «angemessene Kompensation».
  • Die Schweiz will ihren radioaktiven Abfall in Nördlich Lägern bei Stadel ZH vergraben.
  • Weil der Ort in unmittelbarer Grenznähe liegt, haben deutsche Gemeinden gar keine Freude.
  • Sie hinterfragen den Entscheid und fordern «angemessene Kompensationszahlungen».

Am Wochenende entschied die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) über den Standort des Atommüll-Endlagers. Die Wahl fiel auf das Gebiet Nördlich Lägern auf dem Gemeindegebiet von Stadel ZH.

Der Atomabfall soll in unmittelbarer Nähe zur deutschen Grenze gelagert werden. Im grossen Kanton ist man kritisch – und äussert Forderungen. Denn: Jetzt gehts ums Geld!

Deutsche Grenzgemeinden wollen Geld sehen

«Bei der Aushandlung von Kompensationszahlungen wollen wir angemessen beteiligt werden, sowohl bei den Verhandlungen als auch im Ergebnis.» Das sagt Martin Steinebrunner von der deutschen Koordinationsstelle Schweizer Tiefenlager (DKST) beim Regionalverband Hochrhein-Bodensee zu der «DPA».

Und weiter: «Manche deutschen Gemeinden liegen näher am Lager als Schweizer Gemeinden, die berücksichtigt werden sollen.»

Eine dieser Gemeinden ist Hohentengen am Hochrhein im Bundesland Baden-Württemberg, welches nur rund zwei Kilometer vom geplanten Endlager entfernt liegt. Bürgermeister Martin Benz hat angekündigt, den Schweizer Entscheidungsträgern «sehr genau auf den Zahn zu fühlen». Man müsse den Entscheid für Nördlich Lägern schon «sehr gut begründen können».

«Der Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger vor radioaktiver Strahlung muss gewährleistet sein. Insbesondere aber auch der Grundwasserschutz», sagt auch die baden-württembergische Landesumweltministerin Thekla Walker im «Spiegel».

Die deutsche Bevölkerung leiste einen grossen Beitrag zur Endlagerung von Schweizer Atommüll. «Dies muss sich aus unserer Sicht zwingend adäquat bei den anstehenden Abgeltungsverhandlungen niederschlagen.»

Schweiz sucht seit 50 Jahren nach Atommüll-Endlager

Die Suche nach einem Standort für die Lagerung radioaktiver Abfälle läuft in der Schweiz schon seit fast 50 Jahren. Das Verfahren wird vom Bundesamt für Energie (BFE) geleitet. Die Wahl von Nördlich Lägern ist insofern überraschend, als dass der Standort zwischenzeitlich eigentlich als ungeeignet eingestuft wurde. Und aus dem Rennen fiel.

Insbesondere die geologischen Untersuchungen in Etappe 3 der Standortsuche würden aber für Nördlich Lägern sprechen. Das erklärte die Nagra am Montag vor den Medien.

Bis das Lager gebaut wird, könnte es indes noch lange dauern: Die Rahmenbewilligungsgesuche werden erst 2024 eingereicht, eine Prüfung wäre wohl erst Ende der 2020er Jahre abgeschlossen.





Stadel in Nördlich Lägern (nördlicher Kanton Zürich, Schweiz) 14.9.2022: Wo das Atomlager kommt, sinken die Immobilienpreise:
Häuser in Nördlich Lägern verlieren wegen Atomlager «sofort» an Wert
https://www.nau.ch/news/schweiz/hauser-in-nordlich-lagern-verlieren-wegen-atomlager-sofort-an-wert-66275905

In Nördlich Lägern wird ein Tiefenlager für Atommüll gebaut. Laut einem Immobilienexperten werden die Immobilienpreise stark sinken – und das ab sofort.
  • In der Gemeinde Stadel ZH, in der Region Nördlich Lägern, wird ein Atommüll-Endlager gebaut.
  • Die Anwohner sind geteilter Meinung, fürchten vor allem das Sinken der Immobilienpreise.
  • Tatsächlich geht ein Experte davon aus, dass die Häuser sofort an Wert verlieren.

In der Region Nördlich Lägern soll bis 2050 ein Tiefenlager für Atommüll gebaut werden. Ab 2045 wird in der Gemeinde Stadel ZH gebaut.

Der Standort wurde von der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) als sicherste Option eingestuft. Trotzdem sind die Anwohner nicht sehr glücklich über den Entscheid, wie eine Umfrage von Nau.ch zeigte.

Ein Anwohner meinte, Angst habe er zwar keine, «für das Prestige von Stadel finde ich es allerdings suboptimal». Eines zeigt sich aber klar: Die meisten fürchten sich vor sinkenden Immobilienpreisen.

Und das nicht ohne Grund, wie sich nun zeigt: Der Wert der örtlichen Immobilien dürfte jetzt schon stark sinken, glaubt ein Experte.

«Wir erwarten sofort eine Korrektur der Immobilienpreise», sagt der Immobilienspezialist Donato Sconamiglio gegenüber SRF. Eine wenige Jahre alte Studie zeige, dass Immobilien im Umkreis von drei bis sechs Kilometern zu einem Atomkraftwerk besonders leiden. Deren Preise würden normalerweise um fünf bis zehn Prozent sinken.

Experte: Wegen Immobilienboom Verluste schnell wieder weg

Ähnliches sei auch bei einem Atommüll-Endlager zu erwarten. Natürlich sei ein Tiefenlager aber «nicht das gleiche wie ein dampfender Kühlturm in Dulliken».

Trotzdem: Bei einem Haus mit Wert von eineinhalb Millionen Franken könnte der Verlust zwischen 70'000 und 150'000 Franken sein. Obwohl das eine hohe Summe ist, beruhigt Sconamiglio: «Wenn der Immobilienboom so weitergeht wie bisher, dann braucht es zwei bis drei Jahre und der Verlust ist wieder weg

Anwohner sollen «sicher nicht verkaufen»

Den Anwohnern empfiehlt er, erst einmal ruhig zu bleiben und abzuwarten. «Ich würde sicher auch nicht verkaufen.»

Zuerst sollte man sich gut informieren und die eigenen Interessen abschätzen. Sconamiglio weist darauf hin, dass der Bund im November eine Veranstaltung plant. «Dort würde ich hingehen und versuchen, meine Interessen wahrzunehmen.»

Oftmals sei das Leben an Standorten mit AKWs oder Atommüll-Endlagern günstiger. Die Gemeinden erhalten Entschädigungen vom Bund und können so die Steuern senken. «Und wenn Sie dann das Gesamtpaket anschauen, dann können Sie auch glücklich in der Nähe eines AKWs wohnen.»





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