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DIE HÖLLE IST DA - und alle schauen zu

40. Atomkraftwerke (AKWs) und die Folgen (Teil 7)

Krebs heilt: mit Natron oder mit Blutgruppenernährung oder mit weiteren Heilmitteln (bittere Aprikosenkerne, Cannabisöl, Mistel etc.)., Leukämie soll mit MMS heilen.

Messungen von Greenpeace mit katastrophal hohen, radioaktiven Werten - das Corium - Fische mit bis zu 16.000 Becquerel - japanische Zensur - Deutschland 10 Tage lang mit nur 4 Atomkraftwerken - der Rückbau des AKWs Rheinsberg: Brennstäbe brauchen 5 Jahre, das Reaktordruckgefäss 50 Jahre zum Abklingen, der Rückbau dauert 24 oder mindestens 30 Jahre bei über 500 Mio. Euro Kosten - RWE will AKW in Holland bauen - Philippinen stellt Atomruine als Attraktion aus - Rücktritt von Tepco-Chef Shimizu - CSU stimmt für Ausstiegsjahr 2022 - Endlager Gorleben wurde nach "unbekannten Kriterien" ausgesucht - Japan, Südkorea und China glauben immer noch an eine "Atomsicherheit" - Tanks in Fukushima sind randvoll - Kernschmelze in den ersten zwei Tagen in drei Reaktoren bestätigt - Schülerdemo in Bern - ganz Japan ist atomkorrupt - Pseudo-Stresstest in der EU: Die Betreiber kontrollieren sich selbst - Cäsium in Fukushima - Plastikplanen in Fukushima - Schweiz will Atomausstieg für 2050 oder 2034 - das Meer und die Meerestiere bei Fukushima sind weiter mit Jod und Cäsium verseucht





Video-Link: Die Atomkraft ist eine Falle für die Menschheit: http://www.youtube.com/watch?v=j6Nic4s_pPI

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

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Einleitung

Japan wird radioaktiv verseucht und verseucht die ganze Welt.

Michael Palomino, 16.5.2011

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20 minuten
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Fukushima 1 am 25.5.2011: Cäsium 134: 18-facher Cäsiumwert am Reaktor 1 - 7,5-facher Cäsiumwert am Reaktor 4:
Katastrophe in Japan: Cäsium 134 strahlt über Atomruine hinaus
http://www.20min.ch/news/dossier/japanbeben/story/28493409

<Die Serie hoher Strahlenmesswerte am japanischen Atomkraftwerk Fukushima setzt sich fort. Besonders die hohe Cäsium-Konzentration macht der Tepco sorgen.

Am Reaktor 1 der Atomruine überschreite die Konzentration von radioaktivem Cäsium den Grenzwert um das 18-fache, teilte der Kraftwerksbetreiber Tepco am Mittwoch mit. Auch über dem Reaktor 4 fand Tepco 7,5-mal mehr Cäsium 134 als erlaubt, wie das Fernsehsender NHK am Mittwoch berichtete. Über dem Reaktor 1 wurde demnach eine Konzentration von 360 Becquerel Cäsium 134 pro Kubikmeter Luft gemessen. Tepco rechnet damit, dass die Brennstäbe dort weitgehend geschmolzen sind.

Am Dienstag hatte der Beitreiber zugegeben, dass auch die Kerne der beiden anderen aktiven Reaktoren im Atomkraftwerk Fukushima 1, in den Meilern 2 und 3, bereits vor Wochen teilweise geschmolzen seien.

Im abgeschalteten Reaktor 4 werden alte Brennstäbe gelagert. Die Experten nehmen laut NHK an, dass die dort gemessene erhöhte Strahlung aus dem Abklingbecken und aus dem benachbarten Reaktor 3 stamme. Der Betreiber wolle die Reaktoren nun mit Polyester-Planen abdecken, um eine weitere Verbreitung radioaktiver Substanzen über die Luft zu verhindern, hiess es weiter.

Tepco hatte am Dienstag erklärt, die geschmolzene Masse werde nun ausreichend gekühlt und die Lage sei stabil. Experten hatten bereits vermutet, dass es eine Kernschmelze nicht nur im ersten Reaktor, sondern auch in den Blöcken 2 und 3 von Fukushima 1 gegeben hatte.

(sda)>

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In Fukushima wird weiterhin gebastelt:

Basler
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Fukushima 1 am 25.5.2011: Tepco will die Reaktoren mit Plastikplanen (Polyester-Planen) abdecken, um den Austritt von Radioaktivität zu verhindern:
Fukushima-Reaktoren sollen abgedeckt werden
http://bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/FukushimaReaktoren-sollen-abgedeckt-werden/story/30540056

Es folgt die totale Illusion aus der Hilflosigkeit. Mit Plastikplanen wird der Austritt von Radioaktivität sicher nicht verhindert.

Der Artikel:

<Am Reaktor 1 des AKW Fukushima überschreitet die Konzentration von radioaktivem Cäsium den Grenzwert um das 18-fache. Betreiberin Tepco will nun mit Plastik-Planen Schlimmeres verhindern.

Kraftwerkbetreiberin Tepco versucht Risse zu schliessen: Der zerstörte Reaktor 1 in Fukushima.

Die Grenzwerte sind nicht nur beim Reaktor 1 des AKW Fukushima massiv überschritten. Auch über dem Reaktor 4 fand die Betreiberfirma Tepco 7,5-mal mehr Cäsium 134 als erlaubt, wie der Fernsehsender NHK heute berichtete. Über dem Reaktor 1 wurde demnach eine Konzentration von 360 Becquerel Cäsium 134 pro Kubikmeter Luft gemessen. Tepco rechnet damit, dass die Brennstäbe dort weitgehend geschmolzen sind.

Gestern erst hatte der Beitreiber zugegeben, dass auch die Kerne der beiden anderen aktiven Reaktoren im Atomkraftwerk Fukushima 1, in den Meilern 2 und 3, bereits vor Wochen teilweise geschmolzen seien.

Polyester-Planen sollen es richten

Im abgeschalteten Reaktor 4 werden alte Brennstäbe gelagert. Die Experten nehmen laut NHK an, dass die dort gemessene erhöhte Strahlung aus dem Abklingbecken und aus dem benachbarten Reaktor 3 stamme. Der Betreiber wolle die Reaktoren nun mit Polyester-Planen abdecken, um eine weitere Verbreitung radioaktiver Substanzen über die Luft zu verhindern, hiess es weiter.

Tepco hatte gestern erklärt, die geschmolzene Masse werde nun ausreichend gekühlt und die Lage sei stabil. Experten hatten bereits vermutet, dass es eine Kernschmelze nicht nur im ersten Reaktor, sondern auch in den Blöcken 2 und 3 von Fukushima 1 gegeben hatte. (pbe/sda)>

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20 minuten
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Schweiz 25.5.2011: Atomausstieg im Jahre 2050 mit Sparmassnahmen, erneuerbaren Energien und mehr Forschung und Zusammenarbeit mit der Wirtschaft:
AKW-Ausstieg: Das ist die Strategie des Bundesrats
http://www.20min.ch/news/dossier/atomenergie/story/Das-ist-die-Strategie-des-Bundesrats-23279723

Nur die Aufwindröhre am Berghang wird nirgendwo geplant... schon komisch.

Der Artikel:

<Den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie will der Bundesrat mit der Energiestrategie 2050 erreichen. Er setzt dabei auf einen Mix aus zahlreichen Massnahmen.

Im Vordergrund der bundesrätlichen Energiestrategie steht ein Effort beim Stromsparen und bei den erneuerbaren Energien. Zudem will der Bundesrat eine ökologische Steuerreform prüfen lassen.

Wie er in seinen Medieninformationen schreibt, lässt der Bundesrat prüfen, ob er für den auf 2 bis 4 Milliarden Franken veranschlagten Umbau der Stromversorgung eine Förderabgabe beziehungsweise einen Stromrappen einführen will. Konkrete Vorschläge dazu will der Bundesrat im Herbst vorlegen.

Gemäss der bundesrätlichen Ausstiegsstrategie muss die Schweiz in den nächsten Jahren vor allem auch Strom sparen. Laut heutigen Prognosen steigt die Stromnachfrage bis ins Jahr 2050 auf jährlich rund 90 Milliarden Kilowattstunden (2010: rund 60 MilliardenKilowattstunden).

Stromkonsum stabilisieren

Der Bundesrat will diesen Trend mittels Effizienzmassnahmen brechen. Ziel sei, den Stromverbrauch einigermassen zu stabilisieren, sagte Energieministerin Doris Leuthard vor den Medien in Bern.

Der Bundesrat möchte dazu unter anderem die Mindestanforderungen für Geräte verschärfen, Bonus-Malus-Mechanismen einführen sowie die Informationskampagnen der Energie-Sparagentur EnergieSchweiz ausbauen.

Gleichzeitig will der Bundesrat das Stromangebot verbreitern. Der Bundesrat will dabei vor allem auf den Ausbau der Wasserkraft und der erneuerbaren Energien setzen. Dazu dient in erster Linie die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV).

Gaskombikraftwerke nicht prioritär

Es brauche aber auch einen Ausbau der fossilen Stromproduktion. Hier steht aber für den Bundesrat nicht der Bau von Gaskombikraftwerken im Vordergrund, sondern die Stromproduktion durch Wärmekraftkopplung. An den klimapolitischen Zielen wolle er festhalten, schreibt der Bundesrat in den Medienunterlagen.

Damit die Stromversorgung mit diesem Strommix überhaupt funktionieren kann, will der Bundesrat die Stromnetze ausbauen. Dazu brauche es sogenannt intelligente Netze, die eine Optimierung des Stromsystems ermöglichten. Das Schweizer Netz müsse dazu optimal an das europäische Netz sowie an das künftige europäische «Supergrid» angebunden werden.

Noch dieses Jahr strebt der Bundesrat in diesem Zusammenhang den Abschluss der Strom-Verhandlungen mit der EU an. Ausserdem soll die Zusammenarbeit mit den Nachbarländern ausgebaut werden.

Forschung intensivieren

Zur Unterstützung des Umbaus des Energiesystems will die Regierung auch die Energieforschung verstärken. Dazu sollen die Aktivitäten der Eidgenössischen Technischen Hochschulen und in den Fachhochschulen überprüft sowie die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Wirtschaft und Verwaltung verstärkt werden. Für Pilot- und Demonstrationsanlagen will der Bund die nötigen Mittel zur Verfügung stellen.

Ganz allgemein soll die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen. Bund, Kantone, Städte und Gemeinden sollen ihren Eigenbedarf an Strom und Wärme weitgehend durch erneuerbare Energien decken. Auch die Wirtschaft wird aufgefordert, Massnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs zu treffen.

(sda)>

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Andere Meldungen besagen einen Atomausstieg der Schweiz bis 2034:

Spiegel
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25.5.2011: <AKW vom Netz - Schweiz plant Atomausstieg - bis 2034>
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,764914,00.html

<Die Schweiz wagt den Ausstieg aus der Kernenergie, lässt sich aber reichlich Zeit dabei. Die Regierung in Bern hat beschlossen, die fünf Meiler nicht zu erneuern. Die erste Anlage wird im Jahr 2019 abgeschaltet, der Rest bis 2034.

Bern - Alle fünf Atomkraftwerke der Schweiz sollen vom Netz - auch wenn es bis zu Abschaltung des letzten Meilers noch eine Weile dauern wird. Das sieht ein Beschluss der Regierung, des Bundesrates, vom Mittwoch vor. Am Ende ihrer Betriebsdauer sollen die bestehenden AKW nicht ersetzt werden. Die sieben Kabinettsmitglieder zeigten sich überzeugt, dass "ein schrittweiser Ausstieg technisch möglich und auch wirtschaftlich tragbar" sei.

Die Regierung geht dabei von einer Laufzeit von 50 Jahren aus. Entsprechend seines Baujahrs soll der Reaktor Beznau I im Jahr 2019 als erster vom Netz gehen. Beznau II und Mühlberg sollen 2022 und Gösgen 2029 folgen. Als letzter Atomreaktor soll Leibstadt im Jahr 2034 stillgelegt werden.

Über die Schweizer Atompolitik entscheiden das Parlament sowie das Volk in Abstimmungen. Die Abgeordneten sollen bis Mitte Juni über den Atomausstieg befinden.

Von den fünf Schweizer Atomkraftwerken an vier Standorten liegen drei im Grenzbereich zu Süddeutschland. Für eine vorzeitige Stilllegung sieht die Regierung derzeit trotz des schweren Atomunfalls in Japan keinen Anlass. Die Schweiz hatte ihre Atomkraftwerke gerade erst einem sogenannten Stressdienst unterworfen. Danach könnten alle vorerst am Netz bleiben, hiess es danach - trotz Schwachstellen bei der Lagerung von Brennelementen.

Mit einem schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie steht nach Ansicht des Bundesrates die erforderliche Zeit für die Umsetzung einer neuen Energiepolitik und den Umbau des Energiesystems zur Verfügung.

Schweizer setzen auf Energie aus Wasserkraft

Derzeit werden etwa 60 Prozent des Stroms in der Schweiz durch Wasserkraft und wenige andere Energieträger sowie 40 Prozent durch Atom erzeugt. Die Regierung will auf den Ausbau der Wasserkraft und anderer erneuerbarer Energien sowie notfalls auf den Import von Strom setzen, um den Wegfall der Atomkraftwerke auszugleichen.

In ihrer Erklärung forderte sie die Städte und Kommunen auf, ein Beispiel zu setzen, indem sie einen grösstmöglichen Teil ihres Strom- und Wärmebedarfs aus erneuerbaren Quellen deckten. Die Regierung appellierte auch an die Industrie, ihren Energieverbrauch zu reduzieren.

Die Regierung zeigte sich überzeugt, dass der Atomausstieg Firmen im Bereich der Umwelttechnologien stärken und damit Arbeitsplätze schaffen werde. Sie rechnet für den Bau neuer Kraftwerke und für Massnahmen zur Stromeinsparung mit jährlichen Kosten in Höhe von 0,4 bis 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Zuletzt hatten vor allem Wirtschaftsverbände Bedenken wegen einer möglichen Energieknappheit und stark steigender Stromkosten angemeldet, sollte es zu einem überhasteten Atomausstieg kommen.

jok/dpa/AFP>

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Spiegel
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Fukushima 1 am 26.5.2011: <Greenpeace-Studie: Meeresfrüchte vor Fukushima massiv verstrahlt> bis zum 60-Fachen über dem Grenzwert
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,765138,00.html

<Die AKW-Katastrophe von Fukushima wirkt sich messbar auf die Meereswelt aus: Laut einer Untersuchung von Greenpeace liegt die Belastung mit radioaktiven Partikeln bei Fischen, Seetang und Krebstieren teilweise 60-mal höher als die erlaubten Grenzwerte.

Tokio - Umweltaktivisten haben in Meeresfrüchten nahe dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima hohe Strahlenbelastungen gemessen. Bei 14 von 21 untersuchten Proben hätten die radioaktiven Partikel die gesetzlichen Grenzenwerte für den Verzehr überschritten, teilte die Umweltorganisation Greenpeace Japan am Donnerstag mit.

Zu den analysierten Lebensmitteln gehörten Seetang und Krebstiere. Auch Fische, die in 22 bis 60 Kilometern Entfernung des Atomkraftwerks gefangen wurden, seien untersucht worden. Greenpeace fand erhöhte Werte für Jod 131, Cäsium 134 und Cäsium 137. Bei Seetang seien Werte für radioaktives Jod gemessen worden, die mehr als dem 60-fachen der Grenzwerte entsprechen.

Das Kraftwerk war am 11. März bei einem schweren Beben und einem anschliessenden Tsunami stark beschädigt worden. Seither tritt Radioaktivität aus. Der AKW-Betreiber Tepco hatte Anfang April damit begonnen, schwach radioaktives Wasser aus dem Kraftwerk in den Pazifik zu pumpen. Tepco wollte so für höher belastetes Wasser Platz schaffen, das ins Meer sickerte.

Anfang Mai war Greenpeace mit einem Schiff vor der Küste Fukushimas unterwegs. Dort sammelten Experten nach eigenen Angaben zwei Wochen lang Proben. Teilweise sei die radioaktive Verseuchung von Meeresalgen so hoch gewesen, dass eine Messung nicht möglich war.

Greenpeace: Tepco hat bewusst getäuscht

Zudem erhob Greenpeace schwere Vorwürfe gegen Tepco: Der Konzern soll bereits wenige Stunden nach dem Erdbeben vom 11. März von den Kernschmelzen in Fukushima gewusst haben. Die japanische Bevölkerung und die internationale Gemeinschaft seien bewusst getäuscht worden, so die Umweltschutzorganisation am Donnerstag in Hamburg.

Innerhalb der ersten 24 Stunden des Unfalls habe Tepco direkten Zugang zu Daten gehabt, die die rasch ansteigenden Temperaturen im Druckbehälter sowie eine Kernschmelze offensichtlich gemacht hätten, heisst es in der Studie. Die radioaktive Verseuchung der AKW-Beschäftigten, der Region um die Atomanlagen und des Meerwassers seien in Kauf genommen worden.

Der AKW-Betreiber Tepco hatte am Dienstag erstmals zugegeben, dass es nicht nur in Reaktor 1, sondern auch in den Reaktoren 2 und 3 "sehr wahrscheinlich" zu Kernschmelzen gekommen sei. Zuvor hatte Japans Regierungschef Naoto Kan vor dem Parlament eingeräumt, die Bevölkerung wegen der ihm vorliegenden Tepco-Angaben "vollkommen falsch" über die Atomkatastrophe in Fukushima unterrichtet zu haben.

ulz/dpa/AFP>

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Welt online,
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Fukushima 1 am 26.5.2011: <Fukushima: Aus dem Auffanggebäude fliesst radioaktives Wasser> ins Meer
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article13396195/Aus-dem-Auffanggebaeude-fliesst-radioaktives-Wasser.html

<Tepco muss weitere Rückschläge hinnehmen: Wieder fliesst radioaktives Wasser aus dem zerstörten AKW Fukushima ins Meer.

Im havarierten Atomkraftwerk von Fukushima gibt es neue Rückschläge: Aus einem Auffanggebäude tritt offenbar radioaktiv verseuchtes Wasser aus, wie der Betreiber Tepco mitteilte. Der Wasserstand dort sei gesunken.

Umweltschützer warnen vor einem wachsenden Risiko, dass das kontaminierte Wasser in den nahe gelegenen Pazifik und ins Grundwasser gelangt.

Um das Kernkraftwerk unter Kontrolle bekommen, wurden gewaltige Wassermengen zur Kühlung der drei betroffenen Reaktoren hineingepumpt. Sie wurden anschliessend in einer improvisierten Speicheranlage aufbewahrt.

Verseuchte Meerestiere enteckt

Die Befürchtungen scheinen berechtigt. Die Umweltaktivisten haben in Meeresfrüchten nahe dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima hohe Strahlenbelastungen gemessen. Bei 14 von 21 untersuchten Proben hätten die radioaktiven Partikel die gesetzlichen Grenzenwerte für den Verzehr überschritten, teilte die Umweltorganisation Greenpeace Japan mit.

Zu den analysierten Lebensmitteln gehörten Seetang und Krebstiere. Auch Fische, die in 22 bis 60 Kilometern Entfernung des Atomkraftwerks gefangen wurden, seien untersucht worden.

Das Kraftwerk war am 11. März bei einem schweren Beben und einem anschliessenden Tsunami stark beschädigt worden. Seither tritt Radioaktivität aus.

Grenzwerte um das 60-fache erhöht

Fukushima-Betreiber Tepco hatte Anfang April damit begonnen, schwach radioaktives Wasser aus dem Kraftwerk in den Pazifik zu pumpen. Tepco wollte so für höher belastetes Wasser Platz schaffen, das ins Meer sickerte.

Greenpeace fand erhöhte Werte für Jod 131, Cäsium 134 und Cäsium 137. Bei Seetang seien Werte für radioaktives Iod gemessen worden, die mehr als dem 60-fachen der Grenzwerte entsprechen.

Greenpeace-Experte Jan van de Putte äusserte sich besorgt über die „sehr hohen Jod-Konzentrationen“ in einigen Algenproben. Er fordert die Regierung dazu auf, Informationen über die ins Meer gelangte Menge an Radioaktivität zu veröffentlichen.

Greenpeace wirft Tepco Verschleierung vor

Heinz Smital, Greenpeace-Experte für Atomfragen, warf Tepco eine falsche Informationspolitik vor. Die Firma wolle die Menschen glauben machen, dass die Atomkraft auch nach dem Unglück von Fukushima beherrschbar sei. Greenpeace wolle nun eine Studie über die Versäumnisse von Tepco an die deutsche Ethikkommission übergeben.

Anfang Mai war Greenpeace mit einem Schiff vor der Küste Fukushimas unterwegs. Dort sammelten Experten nach eigenen Angaben zwei Wochen lang Proben. Teilweise sei die radioaktive Verseuchung von Meeresalgen so hoch gewesen, dass eine Messung nicht möglich war.

Die dreifache Kernschmelze

Fukushima steht für den grössten Atomunfall seit der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986. Tepco und die japanische Regierung haben wegen ihrer zögerlichen Informationspolitik heftige Kritik ausgelöst.

So hatte die Betreibergesellschaft erst in dieser Woche zugegeben, dass es in den drei Reaktoren zu einer Kernschmelze kam. Sie bestätigten damit viel früher getroffene Einschätzungen zahlreicher unabhängiger Experten.

Einer Umfrage der Zeitung „Asahi“ zufolge lehnen mittlerweile 42 Prozent der Japaner die Atomkraft ab. Vor der Katastrophe waren es nur 18 Prozent.

dpa/dapd/kami>


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n-tv online,
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19.5.2011: Das verseuchte Japan nach den Kernschmelzen in Fukushima - Greenpeace hat gemessen - die Fehlinformationen von Tepco - hochgradig verseuchtes Wasser floss wochenlang ins Meer - sieben radioaktive "Quellen" - das Corium - der Boden des AKW Fukushima ist durchlöchert wie ein Sieb - Fische mit 14.000 bis 16.000 Becquerel - das Meer ist in "Hotspots" verstrahlt - Krankheitserscheinungen in Jahrzehnten - Japan verweigert die Aufstellung eines Messnetzes:
Geopfert für die Atomindustrie: Japan handelt wider besseres Wissen
http://www.n-tv.de/politik/dossier/Japan-handelt-wider-besseres-Wissen-article3372321.html

Japans Bevölkerung wird planmässig verstrahlt und somit geopfert. Auch der gesamte Nord-Pazifik wird planmässig geopfert. Die "USA" und Kanada hätten das Recht, gegen Japan den Krieg zu erklären, tun aber nichts.

Der Artikel:

<Greenpeace weist schon im April weit ausserhalb der 30-Kilometer-Sperrzone radioaktive Substanzen in der Luft nach und fordert einen weiteren Sperrbereich um das AKW Fukushima. Jetzt muss die japanische Regierung eingestehen, dass Weidegras in 60 Kilometern Entfernung kontaminiert ist. Damit ist das Gift schon längst in die Nahrungskette gelangt. Eine Ausweitung der Sperrzone erfolgt hingegen nicht. Christoph von Lieven, Energieexperte der Umweltschutzorganisation Greenpeace, wirft der japanischen Regierung und der AKW-Betreiberfirma Tepco vor, die Menschen für den Fortbestand der Atomindustrie zu opfern.

n-tv.de: Mehr und mehr gelangen genauere Informationen über das Reaktorunglück in Japan an die Öffentlichkeit. Seit den Explosionen in Fukushima werfen Sie der Betreiberfirma vor, Fehlinformationen zu verbreiten und Erkenntnisse zurückzuhalten. Sehen Sie sich jetzt in Ihren Vorwürfen bestätigt?

Christoph von Lieven: Für uns war es natürlich interessant zu erleben, wie Tepco eingeknickt ist und jetzt, mehr als zwei Monate nach der Reaktorkatastrophe allmählich mit der Wahrheit rausrückt. Sie haben eingestehen müssen, dass alles, was sie bislang über den Hergang der Kernschmelze gesagt haben, einfach falsch war. Demnach soll es schon unmittelbar nach der Umweltkatastrophe zu einer solch gewaltigen Kernschmelze gekommen sein, dass der Reaktordruckbehälter und der Sicherheitsbehälter des Reaktors 1 Lecks gekommen haben. Wahrscheinlich ist auch in den Reaktoren 2 und 3 die Kernschmelze schon erfolgt. Das Meerwasser, das kurz nach den Explosionen zur Kühlung eingesetzt wurde, hat also nicht die Aussenhüllen der Reaktoren gekühlt, wie damals berichtet, sondern direkt die offenliegenden Brennstäbe. Damit lief hochgradig verseuchtes Wasser tage- und wochenlang in den Boden und ins Meer.

Auch wir haben damals nur die Tepco-Informationen über den Sprecher der japanischen Regierung erhalten. Niemand anderes als die Kraftwerksarbeiter selbst hatten dort Zugang. Was sagen die Japaner jetzt über den Informations-GAU? 

Die Menschen vor Ort trauen der Regierung und Tepco nicht mehr über den Weg. Kurz nach dem Unglück haben sich alle an den Strohhalm, an die Legislative, geklammert. Jetzt sind die Leute nur noch enttäuscht, nachdem ihnen erst gar nichts und dann die Unwahrheit gesagt wurde. Neu ist für Japan in diesem Zusammenhang, dass die Menschen jetzt auch gegen Atomkraft aufbegehren. Das war bislang keine ausgesprochen japanische Tugend. Inzwischen gibt es mehrere grössere Organisationen, auch Mütterorganisationen, die von der japanischen Regierung verlangen, keine Geschäfte mehr mit der Atomindustrie einzugehen. Vor Fukushima gab es in Japan höchstens regionalen Widerstand in den Orten mit Atomkraftwerken. Jetzt gibt es Proteste, die zentral gesteuert werden und die auch die Regierung ordentlich unter Druck setzen.

Wie ist der aktuelle Stand im havarierten Kraftwerk, hat sich die Situation verbessert?

Mit den durch die Explosionen zerstörten Reaktoren gibt es jetzt sieben offene Quellen, aus denen in den Blöcken 1 bis 4 Radioaktivität in Grössenordnungen entweicht. Bislang war immer nur die Rede davon, dass im Abklingbecken des Reaktors 4 Brennelemente zur Auskühlung lagern. Solche Abklingbecken befinden sich aber auch in den Reaktoren 1 bis 3 – und das alles unter freiem Himmel. Niemand weiss bislang wirklich, wie viel Radioaktivität schon freigesetzt wurde. Hinzu kommen noch die überfluteten Keller der Anlagen, die mit tausenden von Tonnen hochkontaminierten Wassers gefüllt sind. Ohne Unterlass gelangt Wasser mit radioaktiven Partikeln in den Boden und ins Meer. Die Situation hat sich überhaupt nicht verbessert.

Tepco will in absehbarer Zeit die Kraftwerksruine gesichert haben. Ist das realistisch?

Der AKW-Betreiber will uns jetzt wieder weismachen, dass sie bis Januar 2012 die Lage in Fukushima in den Griff bekommen wollen. Solche Aussagen sind hochgradig unseriös, suggerieren sie doch eine Art Sicherheit, dass doch nicht alles so schlimm ist. Nach der nun bestätigten Kernschmelze wissen wir, dass die zu einem Klumpen verschmolzene Masse – das Corium – bestehend aus dem Brennstoff und dem Metall, das den Kern umgab, noch viele Jahre gekühlt werden muss. Das ist nicht wie heisses Eisen, das irgendwann kalt wird. Hier handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess unter ständiger Wärmeentwicklung. Ohne ausreichende Kühlung kann sich sogar verfestigtes Corium wieder selbst verflüssigen. Und das ohne weitere Energiezugabe. Verflüssigt sich die Masse wieder, setzt sie zudem hochgiftige Dämpfe frei.

Wie würde Ihr Zeitplan aussehen?

Weil die kritischen Bereiche in Fukushima weiterhin nicht zugänglich sind, handelt es sich bei allen Aussagen nur um Schätzungen. Beim Reaktorunglück in Three Mile Island in Harrisburg 1979 dauerte die Kühlung fünf Jahre. Erst nach zehn bis 15 Jahren konnte das verbrannte Material entsorgt werden. Und wir wissen heute, dass der Schaden in Harrisburg gemessen an Fukushima viel kleiner war. Dort war beispielsweise der Reaktorboden nach der Kernschmelze noch intakt, eine Kühlung konnte erfolgen. In Fukushima sind die Böden durchlöchert, das Kühlwasser fliesst immer wieder ab. Jetzt einen Zeitplan aufzustellen und zu behaupten, so machen wir das, diesen technischen Weg gehen wir, ist hochgradig unseriös. Niemand kennt die genauen Daten, niemand weiss, in welchem Zustand die Reaktorsicherheitsbehälter sind. Auch wenn Tepco inzwischen zugibt, dass es Lecks gibt, weiss niemand, wie diese geschlossen werden können. Niemand auf der Welt hat bisher Erfahrungen damit.

Die Behörden in der Präfektur Miyagi – also weit ausserhalb der Sperrzone – haben deutlich überhöhte Strahlenwerte in Weidegras entdeckt. Sie haben bereits im April gefordert, die Evakuierungszone deutlich auszuweiten.

Ja, wir hatten Messungen in Fukushima-City vorgenommen, also rund 60 Kilometer vom Kraftwerk entfernt, und schon damals erhöhte Werte festgestellt. Unsere Messungen hat die Regierung nicht anerkannt, und auf Tepcos Daten verwiesen.

Sie haben auch Messungen in Meerwasser durchgeführt. Wie waren dort die Ergebnisse und wie hat die Regierung darauf reagiert?

Wir haben radioaktiv kontaminierte Algen nachgewiesen und das genau dokumentiert. Die japanische Regierung gab daraufhin lediglich eine Empfehlung aus, in den betroffenen Gebieten nicht mehr zu ernten. Ein Verbot gibt es aber nicht. Man muss sich auch nicht einbilden, dass die Verseuchung auf das Gebiet der Sperrzone beschränkt bleibt. So wurden bereits Fische in über 60 Kilometern Entfernung von Fukushima gefangen und untersucht, die mit 14.000 bis 16.000 Becquerel pro Kilogramm verseucht waren. Gesetzlich erlaubt sind in Japan maximal 300 Becquerel. Wir werden in Kürze neue Berichte vorlegen von Messungen, die wir in grossen Entfernungen von 30-Kilometer-Sperrzone vorgenommen haben.

Kann man davon ausgehen, dass beispielsweise das Meerwasser in weiterer Entfernung des AKW immer sauberer wird?

Nein, es ist ein Trugschluss, dass sich mit der Entfernung die giftigen Substanzen sozusagen verwässern. Tatsächlich ist es so, dass sich radioaktive Partikel nicht gleichmässig verteilen. Wir haben richtige Wolken nachweisen können, die sich in sogenannten Hotspots niedersetzen. Man muss wirklich die kompletten Gebiete ausmessen, bevor man sie freigibt. Und auch dann sind noch weitere Veränderungen möglich, der Prozess im AKW ist ja noch lange nicht abgeschlossen.

Tausende Japaner leben in Notunterkünften, sie drängen, sie wollen nach Hause. Wird sich ihr Wunsch erfüllen und was kommt auf die Menschen noch zu?

Auch hier ist es schwierig, zuverlässige Aussagen zu treffen. Fakt ist, dass die japanische Regierung die Evakuierung der betroffenen Gebiete erst spät und dann nicht ausreichend angewiesen hat. Dadurch sind viele tausend Menschen schon jetzt hohen Gesundheitsrisiken ausgesetzt worden. Wir wissen ja, dass gesundheitliche Schädigungen in den seltensten Fällen sofort Wirkung zeigen. Häufig dauert es Jahre und Jahrzehnte, bis die Zellstörungen zutage treten. Dafür gibt es Beweise, dafür muss man nur nach Tschernobyl schauen. Im weiteren Umfeld gibt es dort keine Familie, die nicht einen adäquaten Krankheitsfall aufweisen kann. Was das jetzt für Japan bedeutet, kann niemand genau beantworten.

Tepco hatte versucht, im Reaktor 2 die Strahlenwerte zu messen, die soll wegen "technischer Widrigkeiten" gescheitert sein. Warum gibt es keine zuverlässigen Messwerte?

Aufnahmen konnte der Mini-Computer machen, Messungen offenbar nicht.

Das mit den beschlagenen Scheiben am Minicomputer war wahrscheinlich wieder so eine Ausrede. Aber mal im Ernst, es ist heute schon längst möglich ein Messnetz aufzubauen. Erst recht in einem Land, das so dicht mit Atomkraftanlagen bebaut ist wie Japan. Es ist natürlich auch möglich, Messungen durchzuführen und diese Messungen auch sofort transparent der Wissenschaftsgemeinde oder wem auch immer zur Verfügung zu stellen. Dass Tepco oder auch die japanischen Regierung das nicht macht, zeigt, dass sie Angst davor haben, jemand anderes könne Schlüsse aus den Daten ziehen, die ihnen nicht recht wären. Ich kann gar nicht sagen, was ich davon halten soll.

Verbrennen die Verantwortlichen wissentlich ihre Leute?

Ja. Sie setzen die Menschen, die dort leben, erheblichen Gefahren aus, um die Atomindustrie zu retten. Das ist unverantwortlich.

Mit Christoph von Lieven sprach Peter Poprawa>


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Welt online,
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Deutschland 19.5.2011: Von 17 sind 10 Tage lang nur noch 4 Atomkraftwerke am Netz:
Atomenergie: Plötzlich sind nur noch vier deutsche AKW am Netz
http://www.welt.de/wirtschaft/article13382257/Ploetzlich-sind-nur-noch-vier-deutsche-AKW-am-Netz.html

<Autor: Daniel Wetzel

Da waren es nur noch vier: Die überwiegende Mehrheit der deutschen Atommeiler ist bereits abgeschaltet. Ab Samstag sind nur noch Brokdorf (o.M.), Grundremmingen B (3.v.o.l.), Isar 2 (3.v.o.M.) und Neckarwestheim 2 (u.l.) am Netz.

So schnell kann Atomausstieg gehen: Von Samstag an sind nur noch vier von 17 Atommeilern am Netz. Es drohen ernste Stromengpässe, wenn das Wetter nicht mitspielt.

Ab dem kommenden Wochenende ist Deutschland für einige Tage grösstenteils atomstromfrei. Im Laufe des Samstags nimmt der Betreiber RWE sein Atomkraftwerk Emsland – mit 1400 Megawatt einer der leistungsstärksten deutschen Meiler – für die routinemässige Revision vom Netz.

Es ist das 13. Atomkraftwerk in Deutschland, das innerhalb weniger Wochen seinen Betrieb einstellt. Danach sind in Deutschland für einen Zeitraum von mindestens zehn Tagen nur noch vier von 17 Atomkraftwerken in Betrieb. Dies wird ein Testfall für die sichere Stromversorgung in Deutschland.

Käme es aufgrund der fehlenden Kapazitäten zu einem instabilen Netzbetrieb oder sogar zu einem flächendeckenden Stromausfall, einem so genannten Blackout, könnte das der Debatte über die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingeleitete „Atomwende“ eine völlig neue Richtung geben.

Die Netzbetreiber bereiten sich auf eine aussergewöhnliche Situation vor: Normalerweise deckt die Atomkraft knapp 25 Prozent des deutschen Strombedarfs. Dass drei Viertel dieser nuklearen Kraftwerkskapazitäten stillstehen, gab es bisher noch nie. Von 20.470 Megawatt installierter AKW-Leistung produzieren ab dem nächsten Wochenende nur noch 5400 Megawatt auch wirklich Strom, bereitgestellt von den verbleibenden Reaktorblöcken Brokdorf, Isar 2, Gundremmingen C und Neckarwestheim 2.

Der Grund für die ungewohnte Angebotsverknappung am Strommarkt: Bundeskanzlerin Merkel hatte Mitte März unter dem Eindruck des japanischen Reaktorunfalls von Fukushima die sieben ältesten deutschen Atomkraftwerke für einen Zeitraum von drei Monaten stilllegen lassen. Die Bundesregierung hatte dieses „Moratorium“ ungeachtet der Tatsache angeordnet, dass in diesem Dreimonatszeitraum fünf weitere Reaktoren zu Revisions- und Wartungszwecken heruntergefahren werden sollten und das AKW Krümmel wegen Pannen seit Jahren vom Netz ist.

Wartung wird nicht verschoben

Die Kraftwerksbetreiber hatten es aus gutem Grund abgelehnt, die langfristig im Voraus geplanten Revisionen nur wegen des amtlich verhängten Moratoriums zeitlich zu verschieben. Denn eine Verschiebung der Wartungsarbeiten wäre ein Kompromiss zulasten der Sicherheit gewesen, wie er nach Fukushima schon gar in der Öffentlichkeit nicht mehr vermittelbar gewesen wäre.

Aus diesem Grund stellt am Samstag, voraussichtlich im Laufe des Nachmittags, auch das AKW Emsland seinen Betrieb für rund drei Wochen ein. Während der jährlichen Routine-Untersuchung sollen unter anderem 44 der 193 Brennelemente ausgetauscht werden. Ausserdem wollen Experten die übrigen Brennelemente und Teile des Kern- und Reaktordruckbehälters unter die Lupe nehmen. 41 ältere Steuerelemente sollen gegen neue ausgewechselt werden, eine Hauptkühlpumpe und Schweissnähte im Kühlsystem kommen ebenfalls auf den Prüfstand. Das alles braucht seine Zeit.

Wenn die Grundlast fehlt

Wie sicher die Stromversorgung noch ist, wenn der grösste Teil der Kraftwerke fehlt, die normalerweise für die stabilisierende „Grundlast“ im Leitungsnetz sorgen, kann niemand mit Gewissheit voraussagen. Je grösser der Anteil von volatilem, schwankenden Wind- und Sonnenstrom ist, desto schwieriger ist es aber für die Systemführer in den Netz-Leitwarten, das Stromangebot mit der Stromnachfrage stets so im Einklang zu halten, dass es nicht zu einem plötzlichen Frequenzabfall kommt.

Die grossen Übertragungsnetzbetreiber vermeiden dennoch das Wort von einem möglichen Blackout. „Die Situation ist angespannt, aber unter Kontrolle“, sagt etwa Joachim Vanzetta, Leiter Systemführung der RWE-Netztochter Amprion. Von einer „sehr, sehr schwierigen Situation“, spricht Volker Kamm von „50 Hertz“, der früheren Vattenfall-Netztochter: „Die Sicherheitsreserven sind aufgebraucht.“

Wie viel Windkraft- und Fotovoltaik-Anlagen derweil zur Bedarfsdeckung und Netzstabilität beitragen können, hängt vom Wetter ab. Für Samstag früh erwartet der Deutsche Wetterdienst selbst an der Küste geringe Windgeschwindigkeiten von zwei bis drei Metern pro Sekunde: Kaum genug, die Rotoren in Schwung zu bringen.

Immerhin ab dem späten Nachmittag könnte sich aber das über dem Nordatlantik liegende Tiefdruckgebiet „Schwiedhard“ dem osteuropäischen Hoch „Xaveria“ soweit annähern, dass die rund 21.000 deutschen Windturbinen doch noch etwas mehr zutun bekommen und entsprechend mehr zur Stromversorgung Deutschlands beitragen können. Der Beitrag der Solarenergie bleibt schlecht vorhersagbar: Es soll über weiten Teilen Deutschlands bewölkt und gewittrig mit kurzen sonnigen Momenten bleiben.

Weil Wind- und Sonnenstrom die wegfallende Atomenergie ganz offenbar in dieser Situation nicht ersetzen kann, hat der Netzbetreiber TenneT bereits zu einer teuren Notlösung gegriffen: Das Unternehmen beantragte bei der E.on AG, die ebenfalls langfristig geplante Revisionsabschaltung des Steinkohlekraftwerks Staudinger 5 um einige Wochen, auf den 2. Juli zu verschieben. Man brauche den Kohlestrom zumindest noch solange, bis die Revision des bayerischen Atomkraftwerks Grafenrheinfeld abgeschlossen sei und der Meiler wieder ans Netz gehe, hiess es.

Die nicht unerheblichen Kosten, die E.on durch die kurzfristige Verschiebung der Reparaturarbeiten am Kohlekraftwerk entstehen – muss der Netzbetreiber TenneT nach geltendem Recht ersetzen, kann sich den Betrag aber nach zwei Jahren durch eine Erhöhung der Netzentgelte von den Verbrauchern wieder holen.>

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Und nun kommt eine Hammer-Meldung, denn der Atomausstieg dauert dann mindestens noch einmal 30 Jahre:

Financial Times Deutschland online, Logo

19.05.2011: Der Rückbau deutscher Atomkraftwerke dauert 30 Jahre - das hat der Konsument nicht gewusst!
Ende eines AKWs: Wenn Kerntechniker wehmütig werden
aus: Financial Times Deutschland online: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:ende-eines-ak-ws-wenn-kerntechniker-wehmuetig-werden/60054741.html
Teil 2: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:ende-eines-ak-ws-wenn-kerntechniker-wehmuetig-werden/60054741.html?page=2

<Bei einem Ausflug ins stillgelegte Kernkraftwerk Rheinsberg erfährt die Atombranche, was ihr bevorsteht. Drei Jahrzehnte dauert der Rückbau der deutschen Atomkraftwerke - und es gibt immer weniger Fachkräfte.

von Nikolai Fichtner 

[Das Atomforum in Berlin]

Sicher ist sicher, haben sie sich beim Atomforum gedacht. Man muss in diesen Tagen ja mit dem Schlimmsten rechnen. Darum sitzt in der ersten Reihe ein junger Mann im Anzug. Er ist dafür zuständig, die Polizei anzurufen, wenn Atomkraftgegner den Bus blockieren. Immerhin, von den Insassen geht keine Gefahr aus. Zehn Männer, eine Frau, Wissenschaftler, Ingenieure, Kraftwerksbauer, alles Freunde der Kernkraft. Als Teilnehmer der Jahrestagung Kerntechnik im Berliner Kongresszentrum mussten sie sich an diesem Morgen trotzdem schon gründlichst auf Waffenbesitz durchsuchen lassen.

Doch die Gegner haben Besseres zu tun. Der Bus fährt ungestört nach Rheinsberg, ins alte Kernkraftwerk. "Ich will das noch mal sehen, bevor es ganz weg ist", sagt einer. "Es ist ja auch ein Stück Zeitgeschichte." Für die Kerntechniker führt diese Reise in eine Vergangenheit, die zugleich ihre Zukunft ist. Die ersten sieben Stilllegungen stehen wohl unmittelbar bevor, die nächsten zehn sind nur noch eine Frage von Jahren. Der Rückbau wird das nächste Grossprojekt der Branche.
Atomausstieg Merkels sieben Atommeiler auf einen Streich.

[Die Fahrt zum stillgelegten Atomkraftwerk Rheinsberg]

Die Fahrt führt vorbei an brandenburgischen Windrädern und Kiefernwäldern. Hundert Kilometer nördlich von Berlin rattert der Bus erst über einsame Betonplatten. Dann hält er vor Mauer und Stacheldraht. Auf dem Schild steht "Energiewerke Nord GmbH". Aber drinnen spürt man vor allem die "VEB Kernkraftwerke Bruno Leuschner".

"Herzlich willkommen im Kernkraftwerk Rheinsberg", sagt Michael Schönherr. Er ist Anlagenleiter und seit 1979 hier tätig. Er ist ein Herr mit grauen Haaren, grauer Jacke und sächsischem Akzent, der an diesem Tag auffällig gut gelaunt klingt. Der Besuch der Kollegen Kerntechniker gehört zu den Highlights im Leben eines Rückbauers. Schönherr bittet in einen Konferenzraum, der die DDR wieder auferstehen lässt. An der Wand hängt ein Ölgemälde von 1966, proletarischer Realismus. Es zeigt muskulöse Arbeiter beim Kraftwerksbau. Schönherr erzählt, wie es dann 1990 stillgelegt werden musste, "aus politischen Gründen". Die Runde nickt verständnisvoll.

Man musste damals überlegen, ob Fremdfirmen den Rückbau übernehmen oder die eigenen Leute. Das war auch eine psychologische Frage. Können die, die immer produzieren wollten, auch entsorgen? Es gibt Techniker, die diese Umstellung nicht schaffen. Die Rheinsberger entschieden sich, ihr Kraftwerk selbst abzubauen. "Wir mussten lernen, dass der Rückbau genauso wichtig und anspruchsvoll ist wie der Betrieb", sagt Schönherr.>


Teil 2: <Die lange Geschichte der Stilllegung> - [Beispiel des Rückbaus des AKW Rheinsberg: Abklingen von Brennstäben dauert 5 Jahre lang, das Abklingen des Reaktordruckgefässes dauert 50 Jahre lang - der Rückbau eines AKWs dauert 24 oder mindestens 30 Jahre - über 500 Mio. Euro Kosten]

Zusammenfassung:
-- 5 Jahre müssen die Brennelemente abklingen
-- 5 Jahre dauert die Genehmigung für den Rückbau
-- Teile werden zerlegt und dekontaminiert oder muss ins Zwischenlager
-- jeder Schritt muss TÜV-geprüft vor sich gehen
-- das Atomkraftwerk Rheinsberg lief 24 Jahre - und der Rückbau dauert noch einmal 24 Jahre, mit über 500 Mio. Euro Kosten
-- oder der Rückbau dauert mindestens 30 Jahre
-- das Reaktordruckgefäss muss im Zwischenlager Greifswald noch 50 Jahre abklingen

<Dann erzählt er von der Stilllegung, es ist eine lange Geschichte. Fünf Jahre allein hat es gedauert, bis die Brennelemente ausreichend abgeklungen waren und die Genehmigungen für den Rückbau vorlagen. Seit 1995 arbeiten sie sich langsam vor. Die grossen Teile werden in kleine zerlegt und immer wieder auf Radioaktivität geprüft. Was strahlt, wird dekontaminiert. Was dann immer noch strahlt, muss ins Zwischenlager. Jeder Schritt wird TÜV-geprüft und atomrechtlich genehmigt, ein langwieriges Verfahren. Besonders mühsam ist es, das marode Endlager abzubauen, das die DDR in ein paar Hallen hinter dem Kraftwerk anlegen liess.

Bis 2014 werde man schon noch brauchen, sagt Schönherr. 24 Jahre. So lange wie der Reaktor lief, so lange dauert nun sein Rückbau. Mehr als 500 Mio. Euro wird er kosten.

Nach dem Vortrag bittet Schönherr zum Kraftwerksrundgang. "Die spektakulären Dinge sind weg", sagt er entschuldigend. Immerhin gibt es noch das Bedienpult, mit dem die Brennstäbe ausgewechselt wurden - "für die Besucher". Von hier kann man durch meterdickes Bleiglas in den Reaktorraum gucken. 40 Meter hoch - und ganz leer. Vom Reaktordruckgefäss mussten sie sich 2007 trennen, der Transport war das letzte grosse Highlight. Jetzt liegt das Teil neben den anderen DDR-Reaktoren im Zwischenlager bei Greifswald und klingt noch 50 Jahre ab. "Wir sagen immer, unserer ist der Schönste", sagt Schönherr.

Die Gäste aus dem Bus kennen diesen Ingenieursstolz. Ihrer wird gerade ziemlich verletzt, seit ausgerechnet die Physikerin Angela Merkel sich von der Kernkraft verabschiedet hat. Wegen Fukushima! Ein junger Kraftwerksbauer kann da sehr böse werden. "Die Japaner haben geschlampt", sagt er. "Das war kein Restrisiko, das war kriminell."

Er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Deutschen das noch verstehen. Und wenn nicht? Dann müsse er eben im Ausland bauen, sagt er. Oder eben doch im Rückbau. Das Land jedenfalls wird ihn brauchen in den nächsten 30 Jahren. So lange wird der Rückbau mindestens dauern. Und es gibt nicht viele Fachkräfte in seinem Alter. In seinem Studiengang war der junge Mann der einzige. Und die 140 Mitarbeiter aus Rheinsberg werden kaum noch helfen können. Sie sind mit ihrem Kraftwerk alt geworden.>

Kommentar
Es wird nicht erwähnt, wer den Rückbau bezahlt.
Michael Palomino, 19.5.2011

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Aber dieser Atomausstieg in Deutschland scheint doch etwas gelogen, wenn man die nächste Meldung betrachtet:

Basler
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19.5.2011: RWE plant neues Atomkraftwerk in Holland:
Deutscher Stromkonzern schiebt das Atomrisiko nach Holland ab
http://bazonline.ch/ausland/europa/Deutscher-Stromkonzern-schiebt-das-Atomrisiko-nach-Holland-ab/story/20064953

<Während die deutsche Regierung die Pläne für einen Ausstieg aus der Atomenergie vorantreibt, will der Stromversorger RWE offenbar ein AKW in den Niederlanden bauen. In Deutschland sorgt dies für Aufregung.

Nur 180 Kilometer liegen zwischen dem niederländischen Borssele und der deutschen Grenze. Doch energiepolitisch trennen die beiden Nachbarländer Welten: Während die deutsche Regierung über den Atomausstieg diskutiert, wollen die Niederländer an der Atomenergie festhalten. Genau dies versucht sich nun der deutsche Energiekonzern RWE zunutze zu machen: Er treibt offenbar Pläne für die Beteiligung am Bau eines neuen Atommeilers im niederländischen Dorf voran – und verlagert damit gewissermassen das Problem von Deutschland nach Holland. Als «Trick mit der Grenze» bezeichnet die «Süddeutsche Zeitung» dieses Vorgehen, nachdem der «Spiegel» die angeblichen Pläne von RWE diese Woche publik gemacht hat.

Aktionäre kritisieren RWE

Der neue Meiler soll 1000 bis 1600 Megawatt Strom produzieren und 5 Milliarden Euro kosten. Die Arbeiten sollen bereits 2015 beginnen. Beteiligt sich RWE am Bau, könnte künftig Strom aus den Niederlanden in die Bundesrepublik fliessen. Bereits gesichert hat sich das Unternehmen aus Essen eine Beteiligung von 30 Prozent am bestehenden Kernkraftwerk am gleichen Standort. Es ist das einzige AKW in den Niederlanden. RWE hat sich mit dem Energieversorger Delta auf eine Summe von 600 Millionen Euro geeinigt.

Dass RWE an der Atomkraft festhalten will, sorgt bei den Aktionären des zweitgrössten deutschen Stromversorgers für Unmut. An der Hauptversammlung wurde die Unternehmensführung dafür kritisiert. Die «Süddeutsche Zeitung» spricht von «einer gewissen Sturheit», mit der sich RWE-Chef Jürgen Grossmann «als unbedingter Freund der Atomkraft gebe». Dass sich RWE in Borssele tatsächlich am Bau eines zweiten Meilers beteiligt, ist allerdings offiziell noch nicht bestätigt worden. Das Unternehmen gibt sich zu den Gerüchten zugeknöpft. «Es gibt hierzu überhaupt keinen Beschluss», sagte ein RWE-Sprecher gegenüber der «Welt». (miw)>


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Spiegel
                online, Logo

Philippinen 19.5.2011: Atomkraftwerk am Meer wird sarkastische Touristenattraktion:
Philippinen: AKW-Ruine Bataan wird Touristenattraktion
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,763438,00.html

Fototext: Fischer vor dem AKW Bataan: Einziger Meiler der Philippinen wird Touri-Spot

Der Artikel:

<Die Katastrophe von Fukushima gab den Ausschlag: Die Regierung der Philippinen wird das nie in Betrieb genommene Atomkraftwerk auf Bataan einmotten. Künftig sollen Touristengruppen durch die Anlage geführt werden - als Warnung vor den Gefahren der Kernenergie.

Das einzige AKW der Philippinen, das Bataan Nuclear Power Plant (BNPP), ist nie hochgefahren worden, hat nie einen Watt Strom produziert - und wird es auch nicht mehr. Vielmehr soll die Anlage auf der Halbinsel Bataan laut bald Ziel von Touristen sein, die die über ein Vierteljahrhundert alten Kontrollräume und den Reaktor besichtigen können.

In Zeiten der Ölkrise hatte der berüchtigte Präsident Ferdinand Marcos 1976 den Bau, nur 60 Kilometer von der Hauptstadt Manila entfernt, veranlasst. 1984 war der Meiler für rund 2,3 Milliarden Dollar fast vollendet, seine Fertigstellung allerdings wurde nach Marcos' Sturz von seiner Nachfolgerin Corazon Aquino 1986 gestoppt. Der Grund: die grosse Erdbebengefahr, aktive Vulkane in der Nähe wie der 1991 ausgebrochene Pinatubo und Sicherheitsbedenken in Zusammenhang mit einem Korruptionsskandal.

Dennoch wurde das AKW aufwendig und unter Millionen-Einsatz erhalten. Und immer wieder erwog die Regierung seine Inbetriebnahme: "Wir erleben eine Renaissance der Kernenergie, viele Länder der Region setzen auf Atomstrom", sagte der zuständige philippinische Minister Angelo Reyes etwa 2009 den Medien. Er habe keine Bedenken wegen drohender Erdbeben, denn die Anlage habe ja in den vergangenen 20 Jahren allen Beben und Taifunen widerstanden.

Seit dem Störfall von Fukushima im März sieht die Welt anders aus - und das BNPP wird endgültig stillgelegt. "Das AKW Bataan soll die weltweite Gemeinschaft vor der Atomkatastrophe warnen, die die Menschen in Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima getroffen hat", sagte Ronald Tiotuico, ein regionaler Tourismusamtdirektor, der Zeitung "Philippine Star". Touristen sollten nun das AKW besichtigen können und sehen, "wie die Atomenergie auf der ganzen Welt die Lebensqualität der Menschen bedroht, wenn sie unsachgemäss eingesetzt wird."

"Es ist ein Lernexperiment", sagte Tiotuico der Nachrichtenagentur AFP, "Sie können all die Maschinen, all die Ausrüstung sehen und lernen, was in Fukushima passiert ist und was in Bataan nicht mehr passieren wird." Der Besuch sei ungefährlich, meint der Tourismusdirektor, denn die Brennstäbe seien schon seit langer Zeit entfernt.

Der Bataan-Aufenthalt soll allerdings laut dem "Philippine Star" nur im Rahmen von Touren möglich sein, auf denen Touristengruppen auch historische Sehenswürdigkeiten und Strände ansteuern.

abl>

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20 minuten
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Fukushima 1 am 20.5.2011: Rücktritt des Tepco-Chefs Masataka Shimizu:
Katastrophe in Japan: Chef von AKW-Betreiber Tepco tritt zurück
http://www.20min.ch/news/dossier/japanbeben/story/14918866

<Tepco-Präsident Masataka Shimizu will mit seinem Rücktritt die Verantwortung für die AKW-Katastrophe übernehmen.

Zehn Wochen nach Beginn der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima zieht der Kraftwerksbetreiber Tepco personelle Konsequenzen. Konzernchef Masataka Shimizu wurde entlassen.

Als Topmanager habe er die volle Verantwortung zu übernehmen, sagte der 66-jährige Shimizu am Freitag in Tokio. Die Atomkatastrophe bescherte dem grössten Energieversorger Japans einen Rekordverlust.

«Wir haben beschlossen, dass die Leitung die volle Verantwortung übernehmen sollte», begründete der schon lange umstrittene Shimizu seine Entlassung. Tepco war heftig dafür kritisiert worden, nur in Scheibchen über die Vorgänge in den havarierten Reaktoren informiert zu haben.

Konzernchef Shimizu hatte sich zwei Tage nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe vom 11. März für die Havarie des Atomkraftwerks Fukushima 1 entschuldigt. Danach war er krank geworden und wochenlang nicht zu sehen, während ein Tepco-Sprecher Tag für Tag neue Schreckensmeldungen über die Vorgänge in den Reaktoren verkünden musste.

Vertrauen verloren

Ende März wurde Shimizu hospitalisiert. Erst am 11. April trat er wieder öffentlich auf. «Die Öffentlichkeit hat das Vertrauen in die Atomenergie verloren», stellte er am Freitag fest. Deshalb muss jetzt auch der Leiter von Tepcos Atomabteilung, Sakae Muto, seinen Hut nehmen.

Laut Tepco soll Shimizu nach der Hauptversammlung Ende Juni durch den geschäftsführenden Direktor Toshio Nishizawa ersetzt werden. Es sei sein «Schicksal, in diesen schweren Zeiten unsere Bemühungen zu leiten», sagte der künftige Tepco-Chef. Auch er entschuldigte sich für die grösste Atomkatastrophe seit dem Reaktorunglück von Tschernobyl vor 25 Jahren.

100 Milliarden Entschädigung

Der Verlust des Kraftwerksbetreibers für das abgelaufene Geschäftsjahr bis Ende März beläuft sich auf 1,25 Billionen Yen (rund 13,5 Mrd. Franken) und ist damit der höchste eines japanischen Unternehmens ausserhalb der Finanzbranche, der je verbucht werden musste.

Eingerechnet sind die Kosten für die Stilllegung von vier der sechs Reaktoren von Fukushima 1 sowie für die Reparatur von Wärmekraftwerken, deren Inbetriebnahme einen Engpass bei der Stromversorgung verhindern soll.

Auch die Kosten für die Kühlung der Reaktoren und der Abklingbecken sowie für die Entsorgung von tausenden Kubikmetern kontaminierten Wassers wiegen schwer.

Um die Opfer von Fukushima schnell entschädigen zu können, erhält Tepco Vorauszahlungen vom Staat. Analysten zufolge könnten die Entschädigungszahlungen bis zu 10 Billionen Yen (107,8 Mrd. Franken) erreichen.

Kein Ausblick

Tepco werde die vier Reaktoren verschrotten, der Plan, zwei weitere zu bauen, sei hinfällig, teilte das Unternehmen mit. Einen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr wagte Tepco nicht. Die Aktionäre werden keine Dividende erhalten. Dies war zuletzt 1951 der Fall, in dem Jahr, in dem Tokyo Electric Power Company (Tepco) gegründet worden war.

Der Wert der Tepco-Aktie an der Börse in Tokio sank am Freitag weiter. Seit der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe vom 11. März, die den schweren Atomunfall in Fukushima auslöste, ging der Wert der Aktie bereits um mehr als 80 Prozent zurück.

(sda)>

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n-tv online,
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Deutschland 20.5.2011: Bayern beschliesst den Atomausstieg für das Jahr 2022 - die CSU hinkt Merkel 22 Jahre hinterher:
Ab 2022 keine AKW mehr in Bayern - CSU einigt sich auf Ausstiegsjahr
http://www.n-tv.de/politik/CSU-einigt-sich-auf-Ausstiegsjahr-article3385521.html

<Im Vorfeld der Vorstandsklausur der CSU flogen die Giftpfeile hin und her: Atomausstieg Bayerns bis zum Jahr 2022, so der Plan von Parteichef Seehofer. "Grosse Fragezeichen" sahen einige hinter dem Konzept. Doch in der Idylle des Klosters Andechs zeigen sich alle plötzlich einig. "Es geht um das politische Signal", sagt Landtagsfraktionschef Schmid.

Trotz vereinzelter kritischer Stimmen will der CSU-Vorstand am Freitag das Energiekonzept der Partei beschliessen und damit als Ziel für den Atomausstieg das Jahr 2022 festlegen. CSU-Chef Horst Seehofer sagte vor Beginn einer Vorstandsklausur im Kloster Andechs, er gehe von einer breiten Unterstützung aus. Vor allem in der CSU-Landesgruppe gibt es aber Zweifel an der Machbarkeit des vorgesehenen Zeitplans. Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt erklärte sich mit dem von Seehofer gewünschten Ausstiegsjahr 2022 jedoch einverstanden: "Ich glaube, dass das Jahr 2022 ein sehr realistischer Zeitpunkt ist, den wir auch halten können", sagte die Bundestagsabgeordnete. Landtagsfraktionschef Georg Schmid erklärte den Atomausstieg zur "herkulischen Aufgabe", betonte aber die Bedeutung. "Es geht um das politische Signal, und darum werden wir heute Konsens haben."

Zuvor hatte CSU-Vorstandsmitglied Stephan Mayer gesagt, in der Landesgruppe im Bundestag sei es "vorherrschende Auffassung", besser auf ein Ausstiegsdatum im Energiekonzept zu verzichten. Zudem sagte FDP-Fraktionschef Thomas Hacker, dass die Liberalen in der schwarz-gelben Koalition nicht mitziehen werden. Am nächsten Dienstag soll auch das bayerische Kabinett entscheiden. Wegen des Widerstands der FDP wird es wohl keine Festlegung mehr auf ein von Seehofer gewünschtes Datum geben.

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima im März war die CSU von ihrem bisher atomfreundlichen Kurs abgerückt. Das federführend von CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt erarbeitete Energiekonzept sieht "spätestens" für 2022 den Atomausstieg vor. In Bayern soll die Stromerzeugung aus Kernenergie durch einen deutlichen Ausbau von Gaskraftwerken sowie eine Förderung der erneuerbaren Energien wie Windkraft und Photovoltaik gelingen. Bis 2020 sollen über die Hälfte der Stromerzeugung in Bayern aus erneuerbaren Energien kommen, derzeit sind es 25 Prozent. Das Gelingen des Umstiegs auf die Erneuerbaren soll alle drei Jahre evaluiert werden.

Kommunen sollen selbst entscheiden

Seehofer sagte, "wir haben eine Zäsur in der Energiepolitik Deutschlands". Zur Umsetzung der Pläne sei aber das Mitmachen der Bevölkerung nötig, die etwa in Windkraft und Solaranlagen investieren soll. "Aber ich denke, das wird uns gelingen."

CSU-Generalsekretär Dobrindt sagte, es solle in der Hand der Kommunen vor Ort liegen, ob sie etwa Windkrafträder bauen wollen. In dem Konzept gebe es keine Befehle von oben. Damit reagierte die CSU auf die anhaltende Skepsis in der bayerischen Bevölkerung und auch in der CSU-Führung selbst gegenüber Windkrafträdern. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer sagte am Freitag etwa im Bayerischen Rundfunk, beim Gedanken an Windräder auf den Bergen laufe es ihm "eiskalt" den Rücken runter.

Trotz der Einigkeit in der CSU-Landesgruppe bestehen nach wie vor Zweifel an der Machbarkeit des Zieljahres 2022. Verbraucher-Staatssekretär Gerd Müller sagte in Andechs zur Realisierbarkeit: "Da gibt es grosse Fragezeichen." Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt sagte, es handle sich bei der Festlegung um "äusserst ehrgeizige Ziele". Hasselfeldt äusserte sich zurückhaltend, ob das Jahr 2022, wie in Bayern, auch tatsächlich die Zielmarke der Bundesregierung wird. Es handle sich bei dem Dobrindt-Papier nur um ein Konzept. Entscheidend sei, was später im Gesetz stehe.

AKW-Mitarbeiter protestieren

Vor dem Kloster demonstrierten Befürworter für einen Beibehalt der Kernenergie. Sie trugen Buttons mit der Aufschrift "Atomkraft ja bitte" und übergaben Dobrindt eine Unterstützerliste pro Kernkraft mit 6230 Unterschriften. CSU-Chef Seehofer sicherte den Demonstranten, vorwiegend AKW-Mitarbeiter und deren Angehörige, zu, für sie sollten nach dem Abschalten der Atomkraftwerke Jobalternativen entstehen.

rpe/AFP/dpa>

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Schweiz 21.5.2011: Bundesrätin Leuthard will den Atomausstieg bis 2040:
Atomkraft in der Schweiz: Leuthard will den Atomausstieg bis 2040
http://www.20min.ch/news/schweiz/story/Leuthard-will-den-Atomausstieg-bis-2040-10847935

<Bundesrätin Doris Leuthard plant, bis in 30 Jahren auf die Atomenergie in der Schweiz zu verzichten. Ihre Partei, die CVP, will noch einen Schritt weiter gehen.

Lange wollte die Energieministerin nicht mit der Strategie für die Zukunft der Atomenergie in der Schweiz festlegen. Jetzt hat sich auch Doris Leuthard für einen schrittweisen Atomausstieg bis 2040 entschieden. Gemäss Recherchen der «SonntagsZeitung» und der «NZZ am Sonntag» will sie das sogenannte «Szenario 2» am Mittwoch in der Atomausstiegssitzung des Bundesrats vorschlagen. Wie mehrere regierungsnahe Quellen gegenüber den beiden Zeitungen bestätigen, hat Leuthard diesen Vorschlag im bundesrätlichen Energieausschuss ihren Kollegen Johann Schneider-Ammann und Micheline Calmy-Rey präsentiert.

Unklar bleibt laut der «SonntagsZeitung» allerdings, ob sich die Energieministerin nicht noch eine Hintertür offen halten will: Insider wollen wissen, dass Leuthard den Ausstieg zwar zur Leitschnur der Energiepolitik machen will, diesen aber noch nicht gesetzlich festschreiben will, wie das Parteien von links bis zur BDP fordern.

Damit ist allerdings noch nicht sicher, dass der Bundesrat am Mittwoch einen definitiven Atomausstieg beschliessen wird. Denn in der Landesregierung wird derzeit auch ein Szenario mit einem Atommoratorium für die nächsten zehn Jahre diskutiert, wie das der Wirtschaftsverband Economiesuisse fordert. Diese Position soll allen voran von den freisinnigen Bundesräten Johann Schneider-Ammann und Didier Burkhalter vertreten werden.

CVP will Mühleberg stilllegen

CVP-Parteichef Christophe Darbellay präsentiert dazu ein eindeutiges Positionspapier zum Atomausstieg. Es fordert unter dem Stichwort «Szenario 2 plus» einen «Verzicht auf den Ersatz der bestehenden Kernkraftwerke am Ende ihrer Betriebszeit, spätestens 2040». Gleichzeitig fordert die CVP Massnahmen für einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien.

Das Papier geht noch weiter: Es regt die vorzeitige Abschaltung des AKW Mühlebergs an: «Für Mühleberg stellt sich aufgrund der festgestellten Mängel und der erforderlichen Nachrüstungsinvestitionen ernsthaft die Frage nach einer vorzeitigen Stilllegung.» Die Partei fordert zudem die periodische Überprüfung und allfällige Abschaltung aller AKWs, die noch am Netz sind. Schliesslich verpflichtet es die Partei darauf, neue Gesuche für AKWs abzulehnen.

(aeg)>

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n-tv online,
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Deutschland 21.5.2011: Eine Woche lang nur 4 Atomkraftwerken am Netz:
Energie: Für eine Woche nur vier Atomkraftwerke am Netz
http://www.n-tv.de/ticker/Fuer-eine-Woche-nur-vier-Atomkraftwerke-am-Netz-article3386686.html

<Berlin (dpa) - Von heute an sind für rund eine Woche nur noch vier der 17 deutschen Atomkraftwerke am Netz. Die Bundesnetzagentur rechnet nicht damit, dass die Stromversorgung deshalb zusammenbricht. Die Energiekonzerne sehen hingegen die Gefahr eines Blackouts. Das RWE-Kernkraftwerk Emsland wird in den nächsten drei Wochen routinemässig überprüft. Acht der Kraftwerke wurden im Rahmen des Atommoratoriums abgeschaltet, vier weitere werden gewartet. Eins davon, Gundremmingen B, ist ab 26. Mai wieder am Netz.

Quelle: n-tv.de / dpa>

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Spiegel
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Deutschland 22.5.2011: Endlager Gorleben soll nach "unbekannten Kriterien" ausgesucht worden sein:
Endlager-Debatte: Strahlenschutz-Chef fordert Alternativen zu Gorleben
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,764119,00.html

Kommentar
Hier offenbart sich endlich die korrupte Atomindustrie: "Unbekannte Kriterien" heisst, dass die Atom-Manager sich gesagt haben: "Es wird schon gehen, wir müssen gar nicht erst untersuchen". Die Manager haben die Strahlung gar nicht ernst genommen. Unverantwortlicher geht es nicht.

Der Artikel:

<Ist der Salzstock Gorleben geeignet als atomares Endlager? Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, will seine Hand dafür nicht ins Feuer legen: Der Standort sei nach "unbekannten Kriterien" ausgesucht worden. Alternativen müssten offen diskutiert werden.

Köln - Der Chef des Bundesamts für Strahlenschutz, Wolfram König, will bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll auch Alternativen zum Standort Gorleben prüfen. "Wir brauchen ein systematisches Verfahren, das nach den Sicherheitsanforderungen aufgestellt ist", sagte König im Deutschlandfunk.

Gorleben sei vor mehr als 30 Jahren nach "bis heute unbekannten Kriterien" ausgesucht worden, sagte der Behördenchef. Es sei bis zum Schluss nicht geklärt worden, wie sich eigentlich der Standort Gorleben bei dem Vergleich herauskristallisiert habe.

Ob Gorleben geeignet sei, lasse sich noch nicht abschliessend beurteilen. Diese Einschätzung begründet König so: "Gorleben hat aber nicht nur ein fachliches Problem eventuell, es gibt dort durchaus Schwachpunkte, die man untersuchen muss, wie zum Beispiel ein fehlendes zweites Deckgebirge über dem Salzstock."

König zog eine Parallele zwischen dem geplanten Endlager und dem Streit um das Bauprojekt "Stuttgart 21". In beiden Fällen müsse die Planung transparent gemacht werden. Bei der Endlager-Suche müsse offen kommuniziert werden, nach welchen Kriterien ein Standort ausgewählt wurde, wie man die Ergebnisse bewertet habe. König kritisiert: "Das ist im Fall Gorleben leider nicht passiert. Dort hat man, bewusst übrigens, die Öffentlichkeit bisher nicht beteiligt in einem formalisierten Verfahren."

Einige Forscher schlagen als Alternative Kurzzeit-Endlager für hochradioaktiven Müll vor - so sei der Atommüll sicher untergebracht, bis man Lösungen für die Ewigkeit finde.

lis/AFP>

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n-tv online,
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22.5.2011: Lebensmüde Regierungen: Japan, Südkorea und China bleiben auf Atomkurs mit einem Abkommen über "Atomsicherheit":
Erdbeben: Japan bleibt mit China und Südkorea auf Atomkurs
http://www.n-tv.de/ticker/Japan-bleibt-mit-China-und-Suedkorea-auf-Atomkurs-article3394711.html

<Tokio (dpa) - Japan bleibt wie seine Nachbarn China und Südkorea auf Atomkurs - trotz der verheerenden Katastrophe von Fukushima. Die Staats- und Regierungschefs der drei Länder vereinbarten in Tokio eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Atomsicherheit. Es sei gerade in Zeiten von Katastrophen wichtig, «sich gegenseitig zu helfen», heisst es in einer gemeinsamen Erklärung. Zuvor hatten die Führer Chinas und Südkoreas den Japanern bei einem gemeinsamen Besuch in den Katastrophengebieten ihren Beistand bekundet.

Quelle: n-tv.de / dpa>

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Spiegel
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Fukushima 1 am 23.5.2011: <Tanks für radioaktives Wasser sind randvoll> und es fehlen mehr Tanks
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,764428,00.html

Kommentar
Und es wird lange verschwiegen, dass die Tanks schludrig und schnell gebaut worden sind, bald Risse aufweisen, und dass der Boden um das AKW Fukushima durch das hohe Wassergewicht EINSINKT.

Fototext: Reaktor im AKW Fukushima: Tanks für strahlendes Wasser drohen überzulaufen.

Der Artikel:

<Barrieren, Auffangbecken, ein riesiges Stahlfloss, Spezialpumpen im Dauereinsatz: Mit allen Mitteln versuchen Ingenieure, die radioaktiven Wassermassen im Atomkraftwerk Fukushima in den Griff zu bekommen. Jetzt quellen die Tanks doch über - eine Lösung ist nicht in Sicht.

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Tokio - Im schwer beschädigten Atomkraftwerk Fukushima stehen die Ingenieure vor einem neuen Problem: Die Tanks, die radioaktives Wasser aus den Reaktoren aufnehmen, sind fast voll. Kraftwerksbetreiber Tepco erklärte am Montag, die Lager würden in vier Tagen kein weiteres Wasser mehr aufnehmen können. Eine Lösung des Problems scheint bisher nicht in Sicht, denn das System zur Wiederaufarbeitung von Wasser ist noch nicht einsatzbereit.

Mehr als 80.000 Tonnen radioaktives Wasser müssen die Männer der Betreibergesellschaft Tepco dekontaminieren. Die Brühe wird aus den Reaktoren gepumpt, deren Kühlsysteme bei dem schweren Erdbeben vom 11. März und dem nachfolgenden Tsunami zerstört wurden. Zunächst musste Tepco Teile des radioaktiven Wassers ins Meer leiten . Ursprünglich war vorgesehen, dass die Tanks bis zum Beginn der Wiederaufbereitung Mitte Juni genutzt werden sollten. Dieser Plan scheint nun zu scheitern.

Derweil wollen die Vereinten Nationen die Folgen des Austritts von Radioaktivität im havarierten AKW wissenschaftlich untersuchen. Eine Expertenkommission, geleitet von Wolfgang Weiss vom deutschen Bundesamt für Strahlenschutz, rechne bis Mai nächsten Jahres mit ersten Ergebnissen. Das teilte die Uno am Montag in Wien mit. Die volle Beurteilung der Strahlenbelastung werde aber mindestens zwei Jahre dauern.

Die ersten Ergebnisse sollten einen Einblick in das Ausmass der Freisetzung von Radioaktivität in die Atmosphäre und den Ozean erlauben, sagte Weiss. Auch die Strahlenbelastung für die Arbeiter im kaputten Meiler und die Bevölkerung solle untersucht werden. Allerdings schränkte Weiss ein: "Die Beurteilung wird zunächst sehr vage sein."

In der kommenden Woche will das wissenschaftliche Uno-Komitee zu den Effekten atomarer Strahlung (UNSCEAR) bei seinem jährlichen Treffen in Wien festlegen, wie es bei seiner Arbeit zu Fukushima vorgehen wird. Neben seinem Leiter Weiss gehören UNSCEAR zahlreiche weitere Wissenschaftler aus 21 Ländern an. Auch zum Atomunfall 1986 in Tschernobyl hat die Expertenkommission bereits mehrere Berichte erstellt.>


Kommentar
Tepco muss eigentlich auch das Meer selbst dekontaminieren, das durch radioaktives Wasser verseucht wurde. Aber über diese Aufgabe, das Meer wieder herzustellen, so wie es vorher war, wird einfach nicht gesprochen...

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Fukushima 1 am 24.5.2011: Kernschmelze in den ersten zwei Tagen in drei Kernreaktoren bestätigt:
Fukushima: Kernschmelze in zwei weiteren Reaktoren
http://www.20min.ch/news/dossier/japanbeben/story/14334308

<In den Unglücksreaktoren des AKW Fukushima ist das Ausmass der Zerstörung weit grösser als angenommen. Brennstäbe sind in mindestens drei Reaktoren geschmolzen.

Die Brennstäbe in zwei weiteren Reaktoren des havarierten japanischen Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi sind wahrscheinlich grösstenteils geschmolzen. Das teilte Kraftwerksbetreiber Tepco am Dienstag mit. Unternehmenssprecher Aya Omura sagte, das Unternehmen glaube, dass bereits in den Tagen, nachdem das Erdbeben und der Tsunami am 11. März die Kühlsysteme ausser Betrieb gesetzt haben, die meisten Brennstäbe in den Reaktoren geschmolzen seien.

Gemäss der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo handelt es sich um die Reaktoren 2 und 3 aus Fukushima I. Bisher war nur von einer Kernschmelze in Reaktor 1 die Rede.

Nach den nun veröffentlichten Angaben haben in mindestens drei Reaktoren weitgehende Kernschmelzen stattgefunden.

Unabhängige Untersuchung

Die Kernschmelzen seien nicht die Folge des Erdbebens, sondern des darauf folgenden Tsunamis mit bis zu 9-Meter-hohen Wellen, erklärte ein Tepco-Sprecher. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass dies die Krise verschlimmere, da die Brennstäbe seitdem mit Wasser bedeckt und wieder gekühlt wurden, sagte der Sprecher weiter.

Insgesamt gibt es in der Anlage am Pazifik sechs Reaktoren. In den ersten Wochen nach der Katastrophe hatten Tepco und die japanische Regierung stets nur von einer teilweisen Kernschmelze gesprochen. Der Ausfall der Systeme zur Kühlung in Fukushima I verursachte die grösste Atomkatastrophe seit Tschernobyl vor 25 Jahren.

Die japanische Regierung hat deshalb gemäss Kyodo am Dienstag beschlossen, eine unabhängige Untersuchung der Katastrophe durch Dritte zuzulassen, um die notwendigen Lehren aus der Naturkatastrophe zu ziehen. Die Untersuchung wird von Yotaro Hatamura, einem emeritierten Professor der Universität Tokio geleitet. Hatamura hat sich auf die Untersuchung von menschlichen Fehlern spezialisiert.

Thema auch am G-8-Gipfel

Auch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA will die Krise in Fukushima gründlich untersuchen. Ein sechsköpfiges Expertenteam ist in Tokio eingetroffen, um den Besuch einer grösseren Gruppe vorzubereiten. Dieser soll in der Zeit vom 24. Mai bis 2. Juni stattfinden. Der Direktor der IAEA-Abteilung für atomare Sicherheit, Jim Lyons, hatte vor dem Abflug in Wien erklärt, es sei allerdings nicht sicher, ob sie Fukushima selbst besuchen würden, meldet die «Zeit».

Die Atomkatastrophe wird zudem die G-8 an ihrem Gipfeltreffen diese Woche im französischen Deauville beschäftigen. Am Gipfeltreffen geht es zwar primär um das Thema Internet. Allerdings gibt es zwischen Frankreich und Deutschland grössere Differenzen, welche Konsequenzen aus der Katastrophe von Fukushima zu ziehen sind. Während die deutsche Kanzlerin Angela Merkel einen Ausstieg aus der Atomenergie erwägt, will Frankreich weiter auf die Kernkraft setzen und deren Sicherheit erhöhen.

(uwb/dapd)>

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20 minuten
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Bern 24.5.2011: Illegale Demonstration von "gegen tausend Schülern" gegen Atomkraft:
Atomdebatte: Berner Schüler machen gegen AKW mobil
http://www.20min.ch/news/bern/story/11527901

<Statt die Schulbank zu drücken, zogen gegen tausend Schüler durch die Berner Innenstadt. Auf dem Münsterplatz ist es zu einem Zwischenfall gekommen.

«Jugend gegen AKW»: Unter diesem Motto zogen über 1000 Schüler von verschiedenen Schulen in die Innenstadt. Um 10 Uhr haben sich laut Angaben der Organisatoren gegen zweitausend Jugendliche vor der Heiliggeistkirche beim Bahnhof versammelt. Unter riesigem Gejohle und Applaus sind laufend neue Klassen eingetroffen. «AKW Mühleberg sofort abschalten», skandieren die teils blutjungen Kundgebungsteilnehmer.

Die Kundgebung zog dann dann durch die Altstadt zum Bärengraben und von dort zum BKW-Hauptsitz am Viktoriaplatz. Dann gings wieder zurück in die Innenstadt. Auf der kleinen Schanze löste sich der Demonstrationszug auf. In dieser Parkanlage war nach dem Ende des Umzugs ein Konzert geplant.

Kritzel auf der Strasse

Die Kundgebung verlief friedlich, farbenfroh und lautstark. Zahlreiche Teilnehmer kritzelten allerdings immer wieder mit Kreide Parolen auf die Strasse und viele Fassaden. Zudem kam es immer wieder zu Verkehrsbehinderungen. Aufgerufen zum Protest hatte auf der Internetseite Facebook ein Komitee mit dem Namen «Jugend streikt». Um eine Bewilligung hatten die Organisatoren nicht nachgesucht.

Nicht um Bewilligung ersucht

Zur Kundgebung aufgerufen hatte ein anonymes Komitee namens «Jugend streikt» auf der Internetseite Facebook. Es schrieb vor der Kundgebung in einer Mitteilung, auch Schüler dürften ihre Meinung zur Atom-Thematik kundtun. Der Protest sei eine Form der Partizipation.

Mehrere Parteien und Organisationen drückten in einem Beiblatt zu dieser Mitteilung ihre Unterstützung für die Kundgebung aus, so etwa das Grüne Bündnis der Stadt Bern und die JUSO Stadt und Kanton Bern.

Um eine Kundgebungsbewiligung hatten die Organisatoren nicht nachgesucht. Das sei so, sagte Jonas Zürcher am Rand der Kundgebung der Nachrichtenagentur SDA, weil eine Kundgebung so oder so stattgefunden hätte. Zürcher ist Sekretär der JUSO Stadt Bern.

Aus Angst vor allfälligen Konsequenzen hätten die Organisatoren anonym mobilisiert, sagte Zürcher weiter. Er hielt im Verlauf der Kundgebung auf dem Münsterplatz per Megafon eine kurze Rede. Den Energiekonzernen gehe es mit der Atomkraft nur um Profit, der Staat müsse bei Unfällen die Konsequenzen tragen, sagte Zürcher. Atomkraftwerke seien stillzulegen.

Schüler mussten Halbtage nehmen

Im Allgemeinen erhielten die Schüler für die Kundgebung nicht frei. Vielmehr mussten sie einen Halbtag einsetzen. Sonst drohte ihnen eine unentschuldigte Absenz. Darauf einigte sich beispielsweise die Konferenz der Schulleiter der Stadt Bern, wie Co- Präsident Rolf Rickenbach im Vorfeld der Kundgebung auf Anfrage sagte.

Gemäss bernischem Volksschulgesetz sind Eltern berechtigt, ihre Kinder nach vorgängiger Benachrichtigung der Schule an höchstens fünf Halbtagen pro Schuljahr nicht zur Schule zu schicken. Ab dem 10. Schuljahr können Mittelschüler dieses Recht selber ausüben.

(meo/am/sda)>


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Spiegel
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24.5.2011: Japans Korruption mit Atomkraft von Tepco - das ganze Land ist korrumpiert - ganz Japan ist atomkorrupt
Nukleartechnik: Der Atomstaat
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,764069,00.html

<Von Cordula Meyer

Bedingungslos verschrieb sich Japan nach der Ölkrise der Kernkraft. Seitdem hat die Branche das ganze Land korrumpiert, allen voran Fukushima-Betreiber Tepco. Politik, Wissenschaft und Medien sind Mittäter - eine Grosstechnologie hat eine Demokratie unterwandert.

An diesem Freitagmorgen hatte Yukio Yamaguchi die graue Strickjacke zu Hause gelassen und stattdessen den guten dunkelbraunen Anzug angezogen. Er war in den Shinkansen gestiegen, den japanischen Hightech-Schnellzug, Richtung Kashiwazaki-Kariwa. Dort, an der Westküste Japans, steht das grösste Atomkraftwerk der Welt.

Der scheue Physiker mit Hornbrille und grauem Spitzbart ist Anti-Atomkraft-Aktivist des Citizens' Nuclear Information Center. Er war auf dem Weg zu einer Kommission, die sich mit der Erdbebensicherheit von Kraftwerken befasst. Diesmal sollte es beim Treffen mit Tepco, dem Betreiber der Meiler in Kashiwazaki, auch um das Thema Tsunami-Sicherheit gehen. Es war der 11. März.

Kurz vor ein Uhr mittags setzte sich Yamaguchi auf seinen Platz im holzvertäfelten Versammlungssaal in der Präfekturverwaltung in Niigata, erste Reihe, zweiter Platz von links. Aber was half es, vor den gefährlichen Flutwellen zu warnen? "Es lief ab wie immer", sagt Yamaguchi. "Einer gegen ein Dutzend Tepco-Leute. Und die sagten, alles sei in bester Ordnung."

Bis um 14.46 Uhr. Da war es vorbei mit dieser Ordnung. Plötzlich wankte das Sitzungsgebäude. Die Erde bebte, alle liefen nach draussen. Eine Viertelstunde lang blieb die Sitzung unterbrochen, dann kam man erneut zusammen. Ein Tepco-Vertreter betonte noch einmal, wie gut das Werk gegen Erdbeben und Tsunamis gesichert sei.

Keiner im Saal ahnte, dass in eben diesen Minuten 200 Kilometer weiter östlich eine über 14 Meter hohe Welle auf die 6 Meter hohe Schutzmauer von Tepcos zweitgrösstem Atomkomplex zurollte.

Gegen 16 Uhr ging das Treffen in Niigata zu Ende. In dem Moment, in dem Yamaguchi kurz darauf in einem örtlichen Hotel eincheckte - der Shinkansen fuhr wegen des Erdbebens nicht mehr -, informierte Tepco die Regierung: Wir haben die Kontrolle über die Reaktoren in Fukushima Daiichi verloren.

Ein ums andere Mal hat die Realität seither die Sicherheitsparolen der Atomlobby zur Farce gemacht: Schon das Beben liess offenbar die ersten Rohre bersten. Die Brennstäbe schmolzen zu einem glühenden Uranklumpen zusammen. Dieser frass schon früh Löcher in den Boden des Reaktordruckbehälters von Block 1. Und nicht einmal die Gefahr von Dampfexplosionen ist gebannt.

Die Beschwichtigungen von Tepco und der Regierung haben sich als hohl erwiesen. Zehntausende mussten ihre Heimat verlassen, vielleicht für immer. Selbst das fast 40 Kilometer vom Ort der Katastrophe entfernte Bergdorf Iitate muss jetzt evakuiert werden.

Zwei Monate lang beschwichtigte Tepcos Management, wies alle Schuld von sich und versuchte unterdessen vergebens, die havarierten Reaktoren unter Kontrolle zu kriegen. Dann erst, am vergangenen Freitag, erklärten Masataka Shimizu, der Präsident des Konzerns, und sein Vize Sakae Muto schliesslich ihren Rücktritt. Es war vor allem der gewaltige Quartalsverlust von 10,7 Milliarden Euro, der sie zu diesem Schritt zwang.

Dass nun Toshio Nishizawa, ein anderer aus Tepcos Führungsriege, als Präsident nachrücken soll, wird am konzeptlosen Krisenmanagement kaum etwas ändern. Wie bisher wird sich der Krisenstab im ersten Obergeschoss der Tepco-Zentrale in Tokio versammeln. Es ist ein grosser Konferenzraum, Zettel sind von innen an die Fenster geklebt. Um einen halbrunden Tisch sitzen die Top-Leute des Konzerns: Noch leitet Muto, bislang Chef der Nuklearabteilung bei Tepco, die Sitzungen. Links neben ihm sitzt Tsunehisa Katsumata, der Verwaltungsratschef. Meist ist er morgens um neun Uhr da und dann wieder abends von sechs bis sieben. Präsident Shimizu liess sich in letzter Zeit ohnehin nur noch selten blicken, sagt ein Zeuge, der dabei war.

Wer für das Krisenmanagement verantwortlich zeichnet, ist unklar

Um den Konferenztisch herum stehen kleinere runde Tische. Daran sitzen Expertenteams, auch Fachleute der amerikanischen Nuklearaufsicht, Spezialisten des französischen Atomkonzerns Areva und japanische Wissenschaftler. Sie alle starren auf eine grosse Videowand. Dort gibt es Standleitungen in alle Kraftwerke, nach Kashiwazaki zum Beispiel.

Aber derzeit schauen sie fast immer nur nach links unten. Dort erscheint das Bild von Masao Yoshida, 56, dem Chef des Werks, der sich aus dem erdbebensicheren Raum des Kraftwerks Fukushima Daiichi meldet. "Yoshida hat es oft schwer, durchzudringen", sagt ein Teilnehmer dieser Treffen. "Die Leute vor Ort müssen sich bemühen rüberzubringen, wie ernst die Lage wirklich ist."

Dabei ist nicht einmal ganz klar, wer für das Krisenmanagement eigentlich verantwortlich zeichnet. Als der SPIEGEL vor wenigen Wochen einen Tepco-Sprecher fragte, wer den Krisenstab leite, hiess die Antwort: "Premierminister Kan." Zur selben Zeit stellte ein Abgeordneter im Parlament diese Frage an die Regierung. Die Antwort: "In erster Linie Tepco." Die Überwachungsbehörde Nisa wiederum liess wissen: "Wir alle unterstützen gemeinsam Tepco bei der Krisenbewältigung."

Die Regierung tut dies insbesondere finanziell: Die ungeheure Summe von 43 Milliarden Euro soll Tepco vor dem Untergang bewahren. "Too big to fail" - die Formel, die in der Finanzkrise den europäischen und amerikanischen Grossbanken das Überleben sicherte, erweist sich nun auch im Fall von Japans grösstem Stromversorger als gültig.

Tepco beliefert 45 Millionen Menschen in der Region Tokio mit Strom

Tepco ist der viertgrösste Stromversorger der Welt, gut 52.000 Menschen arbeiten für den Mammutkonzern, zuletzt setzte er jährlich rund 35 Milliarden Euro um. Vor dem Zweiten Weltkrieg verstaatlichte die Regierung alle Stromunternehmen und fügte sie zu regionalen Monopolisten zusammen. Inzwischen sind die zehn Firmen zwar privat, aber ihre regionale Vorherrschaft haben sie behalten.

Das Industrieministerium hat die Stromfirmen stets als ausführendes Organ der Industriepolitik verstanden, im Gegenzug durften diese sich über garantierte Profite freuen. 45 Millionen Menschen in der Region Tokio beziehen ihren Strom von Tepco. Die Firma ist allgegenwärtig. Sie zahlt für Forschung, für Medien, und mitten im beliebten Tokioter Einkaufsviertel Shibuya errichtete sie ein riesiges Strommuseum.

Nach der Katastrophe von Fukushima liegt nun weit mehr als nur ein Kraftwerk in Trümmern. Ins Wanken geraten ist auch das ganze System, auf das die japanische Atombranche gegründet ist.

"Das Atomdorf": Mit dieser Chiffre wird in Japan eine abgeschottete Elite bezeichnet, die sich rund um den Nuklearkomplex gebildet hat. Zu den Bewohnern gehören die Atomabteilungen von Tepco ebenso wie die zuständigen Bereiche des Industrieministeriums. Aber auch Forscher, Politiker und Journalisten sind Mitglieder im exklusiven Atomclub.>

<2. Teil: "Unser Land hat eine regelrechte Gehirnwäsche erlebt"> - aber auf Atomkraft verzichten will Japan trotzdem nicht - Atomkraft ist "nukleare Risikotechnik"

aus: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,764069-2,00.html

<Immer wieder ist der Aktivist Yamaguchi auf die Mauern gestossen, die dieses Atomdorf fest umschliessen: "Die fühlen sich alle zusammengehörig", sagt er. "Sie haben alle an der Top-Universität in Tokio studiert, und hinterher arbeiten sie bei Tepco oder eben bei der Behörde, die Tepco überwachen soll."

Und beide, Industrie und Behörden, sind wiederum eng mit der Politik verwoben: Das Management von Tepco gehört zu den wichtigen Parteispendern der konservativen Liberaldemokratischen Partei (LDP). Die Gewerkschaft der Beschäftigten in der Stromindustrie wiederum unterstützt die Demokratische Partei (DPJ), der auch Premierminister Kan angehört. Einen atomkritischen Kurs hat sich bislang keine der beiden Parteien geleistet.

Es ist, als wäre Robert Jungks Schreckensvision vom "Atomstaat" Wirklichkeit geworden. Sein Buch mit diesem Titel war einst Pflichtlektüre der deutschen Protestgeneration. Jungk beschreibt darin, wie eine Risikotechnik eine Demokratie zerfressen kann - selbst ohne atomare Katastrophe. Viele Demonstranten, die sich etwa in Brokdorf Wasserwerfern, Schlagstöcken und Nato-Draht gegenübersahen, wähnten sich schon im gefürchteten Überwachungsstaat.

Jungks Vision ist Deutschland am Ende erspart geblieben - für Japan hingegen erweist sie sich als prophetisch. In der japanischen Konsensgesellschaft haben Atomindustrie, Stromversorger, Parteien und Forscher ein unantastbares Refugium geschaffen, das zur Bedrohung für die Demokratie geworden ist.

Das einträchtige Gekungel im Atomdorf, so viel ist sicher, hat der Katastrophe Vorschub geleistet. Maximal 5,70 Meter Höhe könne ein Tsunami in Fukushima erreichen, hatte Tepco errechnet. Das Unternehmen berief sich auf eine Kommission der japanischen Ingenieurgesellschaft. Doch ein Grossteil der 35 Mitglieder der Kommission war früher bei Stromversorgern oder von ihnen finanzierten Think-Tanks beschäftigt.

Selbst viele Medien sind, von der Stromindustrie grosszügig mit Geld bedacht, Teil des Kartells. "Die japanische Öffentlichkeit ist mitverantwortlich für die Katastrophe in Fukushima", urteilt Aktivist Yamaguchi. Die Natur habe den GAU ausgelöst. Aber die Bedingungen dafür habe Japan selbst geschaffen.

Ehrgeizige Ausbaupläne trotz der Katastrophe

Dabei ist kaum ein Land auf der Welt weniger geeignet für die nukleare Risikotechnik als das bebengeplagte Japan. Einer Legende zufolge ruhen die Inseln auf dem Rücken eines riesigen Fischs im Weltmeer. Und dieser Fisch zuckt und zappelt - keine gute Voraussetzung, um die drittgrösste Reaktorflotte der Welt zu betreiben. Mehr Meiler haben nur die USA und Frankreich.

Trotzdem schmiedete Japan bis zur Katastrophe weitere ehrgeizige Ausbaupläne: Bis 2030 sollte sogar jede zweite Kilowattstunde in Japan atomar produziert werden, eine zweistellige Zahl von neuen Reaktoren war dafür geplant.

Vor allem der Ölschock hatte die aufstrebende Industrienation aufgeschreckt. Die Regierung erklärte damals den Aufbau einer mächtigen Nuklearindustrie zur nationalen Aufgabe; seither haben japanische Politiker den Aufstieg und den Wohlstand Japans untrennbar mit der Atomenergie verknüpft.

Berauscht von der Aussicht auf weitgehende Unabhängigkeit von Energierohstoffimporten, entschied sich die japanische Politik sogar für den Einstieg in die Plutoniumwirtschaft. Zu verführerisch schienen die Schnellen Brüter, die mehr Brennstoff erzeugen, als sie verbrauchen.

Während sich die meisten Atomstaaten der Welt von dieser riskanten und teuren Option verabschiedeten (und Deutschland den Schnellen Brüter in Kalkar zum teuersten Freizeitpark aller Zeiten umwidmete), weihte Japan seinen Brutreaktor in Monju ein und legte 1993 den Grundstein zu einer Wiederaufarbeitungsanlange an der Nordspitze von Japans Hauptinsel. Die Anlage in Rokkasho hat bislang über 14 Milliarden Euro gekostet und ist damit eine der teuersten Industrieanlagen der Welt. Regulär gearbeitet hat die Anlage noch nie.

Atomenergie ist Kult

"Unser Land hat eine regelrechte Gehirnwäsche erlebt", sagt Taro Kono, Abgeordneter der konservativen LDP im japanischen Unterhaus. "Atomenergie ist in Japan ein Kult."

Kono, 48, entstammt einer der grossen Politikerdynastien Japans. Seit fast 15 Jahren sitzt er im Parlament, und er ist berüchtigt für seine unabhängige Meinung. Als einer der wenigen seiner Fraktion wagt er es, Japans Atompolitik anzuzweifeln. Gestärkt sieht er sich dabei durch eines der besten Wahlergebnisse Japans. "Nur deshalb kann ich mir meinen atomkritischen Kurs überhaupt leisten", sagt er und lacht.

"Tepco sagt jetzt, dass der Tsunami viel grösser war als erwartet", so Kono. "Aber was war denn zu erwarten?" Festgelegt habe dies eine von den Stromkonzernen dominierte Kommission, in der kaum Erdbeben- und Tsunami-Fachleute sassen. "Sie hat bestimmt, wie gross der Tsunami sein sollte", schimpft Kono. "Deshalb sind die Stromfirmen die Hauptverantwortlichen, so einfach ist das."

Doch Kono hat es schwer, Verbündete zu finden. Denn jede Kritik an der Atomenergie kann in Japan Karrieren von Wissenschaftlern, Journalisten und Politikern beenden.

Auch bis in die Labors der Forscher reicht der Einfluss des Konzerns. Viele Wissenschaftler, vor allem die der Universität von Tokio, sind Tepco zugetan. Denn das Unternehmen fördert die Uni mit Millionenbeträgen und alimentiert eine Vielzahl von Verbänden, Think-Tanks und Kommissionen. Bisher bewährt sich diese Form der Kontaktpflege: Noch ist kein einziger Naturwissenschaftler oder Ingenieur der Universität von Tokio durch kritische Äusserungen zu Tepco aufgefallen.

Millionen für Imagepflege

"Als Atomkritiker wirst du nicht befördert, du wirst nicht einmal Professor, und ganz bestimmt wirst du nicht in wichtige Kommissionen berufen", sagt Kono.

Manchmal immerhin regen sich kurzzeitig Zweifel am System der Kungel-Kommissionen - so, als der Seismologe Katsuhiko Ishibashi vor fünf Jahren aus dem Gremium zurücktrat, das die Sicherheitsregeln für japanische Kernkraftwerke überarbeiten sollte. Von 19 Komiteemitgliedern waren 11 auch Mitglieder in Ausschüssen der japanischen Stromlobby. Die Entscheidungsfindung dort sei "unwissenschaftlich", klagte Ishibashi. "Wenn wir unsere technischen Standards für Atomkraftwerke nicht fundamental verbessern, könnte Japan eine nukleare Katastrophe nach einem Erdbeben erleben", mahnte er schon seinerzeit.

Doch in Japans Öffentlichkeit haben es solche Warnungen schwer. Denn Tepco schüttet sein Atomgeld auch über den Medien aus. Zig Millionen Euro im Jahr lässt sich der Konzern die Imagepflege kosten. Darunter fällt das Sponsoring von Nachrichtensendungen: "News 23" beim Tokioter Sender TBS, "Mezamashi TV" bei Fuji oder "Hodo Station" bei TV Asahi - jeder bekommt etwas ab vom grossen Atomkuchen.

Gern hält sich Tepco Journalisten auch mit Luxusreisen gewogen. Am Tag etwa, als der Tsunami das Kraftwerk Fukushima Daiichi überrollte, war Tepcos Verwaltungsratschef nicht in Japan. In einem schicken chinesischen Hotel leistete er gerade Journalisten auf einer "Studienreise" Gesellschaft.>

<3. Teil: "Aufmüpfige Bürger störten da nur"> - Arroganz und personelle Verbindungen liessen Tepco schalten und walten, wie sie wollte

aus: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,764069-3,00.html

<"Wir haben die Struktur so gebaut, dass jeder ein Interesse hat, Atomkraft zu unterstützen", sagt Kono. Strenge Kontrolleure, kritische Berichterstatter, aufmüpfige Bürger störten da nur.

Dabei hat es an Alarmsignalen nicht gefehlt. Nur Konsequenzen wurden daraus nie gezogen. Der grösste Skandal kam durch einen enttäuschten Angestellten ans Licht: 1989 hatte der Techniker Kei Sugaoka, ein US-Amerikaner japanischer Herkunft, den Reaktor 1 in Fukushima Daiichi, dem heutigen Unglückskraftwerk, inspiziert. Er arbeitete für die Herstellerfirma General Electric (GE).

Sugaoka stutzte, als er Risse am Dampftrockner entdeckte, "ganz ordentliche Dinger", wie er sich heute erinnert. Später fiel ihm auf, dass das Gerät sogar um 180 Grad verdreht eingebaut war. Er informierte seine Vorgesetzten. Daraufhin wartete sein Arbeitstrupp für einige Tage auf Anweisungen - bei voller Bezahlung.

Als die Männer wieder ins Kraftwerk gerufen wurden, hatten sich die Chefs offenbar auf das weitere Vorgehen geeinigt: Sugaokas Vorgesetzter von General Electric habe ihn angewiesen, jene Stellen, auf denen die Risse zu sehen waren, aus dem Inspektionsvideo herauszuschneiden. "Das hat mein Team dann gemacht", sagt der Ingenieur. "Und zwei Mann von Tepco sahen zu."

Ganz geheuer war ihm die Sache allerdings nicht. Er schrieb sich zu Hause auf, was vorgefallen war, und bewahrte die Dokumente auf. 1998 feuerte ihn GE, Sugaoka sann auf Rache: Am 28. Juni 2000 schrieb er einen Brief an die japanische Nuklearüberwachungsbehörde. Er schilderte, was er gesehen hatte. Er schrieb noch drei, vier solcher Briefe.

Sugaokas Enthüllungen erschütterten das Land. Bald wurde klar, dass Tepco systematisch Sicherheitsberichte gefälscht hatte. Der Tepco-Präsident und vier weitere Top-Manager des Konzerns mussten zurücktreten. Die Regierung legte 17 Reaktoren vorübergehend still.

Damals kam auch heraus, dass sich mehrere japanische Tepco-Angestellte mit Sicherheitsbedenken an die Überwachungsbehörde gewandt hatten. Diese leitete die Identität der Nestbeschmutzer umgehend an Tepco weiter - was ein Nisa-Sprecher bestätigt hat.

In Japan blieb der Skandal ohne langfristige Folgen. Vor Ort, in Fukushima, jedoch rief er Eisaku Sato auf den Plan. Sato, der damalige Gouverneur von Fukushima, ist ein distinguierter älterer Herr mit dunkelblauem Sakko, Einstecktuch und silberner Haarwelle. Er liebt Antiquitäten und Golf. Und er ist Gegner der Atomenergie.

"Niemand hat Tepco kontrolliert"

Nachdem er erfahren hatte, wie achtlos Nisa mit den Klagen aus dem Inneren des Atomdorfs verfahren war, nahm er sich selbst der Sache an. 21 Insider wandten sich in den Jahren 2002 bis 2006 persönlich an Sato. Seine Mitarbeiter trafen sich mit den Informanten konspirativ. Sie nahmen die Beschwerden auf und dokumentierten sie. Erst dann leiteten sie diese an Nisa weiter.

Wenn nach solchen Hinweisen zu lange nichts passierte, fragten seine Leute nach. "Niemand hat Tepco kontrolliert", sagt Sato. "Die Präfektur Fukushima hat übernommen, was eigentlich Nisa machen sollte. Das Hauptproblem war gar nicht Tepco, sondern Nisa. Die haben die Anklagen einfach nicht weitergeleitet."

So eng sind Ministerien, Kontrollbehörden und Stromfirmen verflochten, dass Interessenkonflikte geradezu programmiert sind. Das mächtige Industrieministerium Meti hat die Aufgabe, die Atomindustrie zu fördern. Ziel war es stets auch, Schwellenländer mit Atomtechnik made in Japan zu beglücken. Die Kontrollbehörde Nisa jedoch, die ebendiese Industrie überwachen soll, untersteht dem atomfreundlichen Meti.

Entsprechend lax seien die Kontrollen, berichtet der Atomingenieur Tetsunari Iida. Einst hat er das japanische Pendant zum Castor konstruiert, und noch heute erinnert er sich, wie geschockt er als Berufsanfänger war: "Ich war nur ein 20-jähriger Bengel, aber was ich machte, wurde einfach durchgewinkt", sagt Iida.

Personelle Verbandelung von Industrie und Behörde

Schon vor 20 Jahren habe er erlebt, wie sich AKW-Arbeiter vorher Zeichen gaben, als sich ein Inspektor näherte. Daraufhin habe ein Arbeiter eilig einen leckenden Wärmetauscher blitzsauber gewischt und sei dann verschwunden. Der Inspektor bemerkte die Show, ignorierte sie aber. "Unsere Kontrollen sind ein einziger Schwindel", meint Iida.

So legendär ist die personelle Verbandelung von Industrie und Behörde, dass sie einen eigenen Namen hat: "Amakudari", "vom Himmel herabsteigen", heisst die Praxis, dass Beamte nach ihrem Dienst im Ministerium direkt in lukrative Posten der Stromgiganten wechseln.

Einer der Vizepräsidentenposten bei Tepco etwa ist seit Jahrzehnten für einen Amakudari-Beamten reserviert. Ein Mann namens Takeo Ishihara war Vizestaatssekretär, er galt als "Koordinator der Atompolitik". 1962 heuerte er bei Tepco an, wurde Geschäftsführender Direktor, dann Vizepräsident.

1980 wechselte Energiestaatssekretär Minoru Masuda zu Tepco und machte dort die gleiche Karriere. 1990 und 1999 folgten weitere hohe Beamte. Ein Abgeordneter der Kommunistischen Partei hat im April die Regierung gefragt, ob es sich hier um "reservierte Plätze" handle. Ein Sprecher antwortete, dass "man das so nennen muss".

Im Kraftwerk vor Ort spielt all das ohnehin keine Rolle. Die meisten dort sind Leiharbeiter, Tagelöhner für Sub- oder Subsubunternehmen. Aber auch die hochqualifizierten Spezialisten kommen oft nicht von Tepco, sondern von den Herstellerfirmen Hitachi und Toshiba oder gleich von General Electric aus den USA.

Arroganz und Inkompetenz bei Tepcos Ingenieuren

Gerade diese Experten wissen, wie wenig die Tepco-Manager ihre eigenen Reaktoren kennen. "Die Leute von Tepco", sagt Tsuneyasu Satoh, der viele Jahre als Subunternehmer in Fukushima gearbeitet hat, "das sind die Bürokraten, die mal vorbeikommen, um uns zu sagen, was wir machen sollen."

Bei Tepcos Ingenieuren kommen Arroganz und Inkompetenz zusammen. Als Sugaoka den Fälschungsskandal an die Öffentlichkeit brachte, gestand der Konzern in einer Selbstanalyse sogar selbst erhebliche interne Mängel ein: Tepcos Ingenieure seien "hinsichtlich ihres nuklearen Wissens übertrieben selbstsicher" gewesen, hiess es da. Deshalb hätten sie der Regierung nicht von Problemen berichtet, "solange sie glaubten, die Sicherheit sei gewährleistet".

Schlüsse jedoch zogen weder Tepco noch Nisa aus solchen Einsichten. Auch der Skandal änderte nichts daran, dass der Uraltreaktor 1 in Fukushima Daiichi eine Laufzeitverlängerung von weiteren zehn Jahren bekam. Ja, mehr noch: Die regulären Intervalle, in denen die Kraftwerke inspiziert werden, können nun sogar von 13 auf 16 Monate verlängert werden.

"Das ist die Konsequenz für Tepco aus dem ganzen Skandal", spottet Aileen Mioko Smith, eine Anti-Atom-Aktivistin von Green Action, "neue Standards und im Endeffekt: weniger Inspektionen."

Wenn man den Sprecher von Tepco fragt, ob die Firma schon jemals einen Vorschlag der Anti-Atom-Aktivisten umgesetzt habe, sagt dieser: "Ich verstehe die Frage nicht.">

<4. Teil: Über den Umgang mit Gegnern der Atomindustrie> - Tepco hat bei allen japanischen Medien die Finger im Spiel - Zensur der Medien durch Tepco

aus: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,764069-4,00.html

Selbst nach der Katastrophe versucht die Firma weiter, Journalisten Sand in die Augen zu streuen. Im Erdgeschoss der Tepco-Zentrale kampieren seit zehn Wochen die Reporter der Fernsehsender und grossen Zeitungen. In Pressekonferenzen bekommen sie meist einen Wust vermeintlich präziser Rohdaten serviert. Doch was sollen die Reporter mit Hunderten zusammenhangloser Messwerte anfangen - zumal sich diese nur allzu oft wenig später als völlig falsch erweisen.

Über die Daten reden Tepcos Leute gern, das Thema Verantwortung meiden sie lieber. Amakudari? Parteispenden? Finanzierung von Wissenschaft? Fragen zu all diesen Komplexen beantwortet ein Tepco-Sprecher ähnlich: "No commento."

Der Fernsehjournalist Takashi Uesugi ist einer von jenen, die davon erzählen, wie empfindlich der Stromriese Tepco reagiert, wenn dennoch über Unliebsames berichtet wird. In Japan ist er ein beliebter Fernseh- und Radiomoderator. Seine Sendungen sind politisch, aber unterhaltsam. Er ist ein meist gutgelaunter 43-Jähriger, der gern Golf spielt. Uesugi hatte mit Kernkraft bis zum Unfall in Fukushima nicht viel am Hut.

Nur gegen seine Kollegen bei den grossen Zeitungen hatte er schon länger etwas. Er fand, sie seien bloss die PR-Agenten jener Minister, über die sie berichten. Nach der Katastrophe in Fukushima kampierte auch Uesugi in der Lobby von Tepco, weil er wissen wollte, was im Reaktor passiert.

Am 15. März war er dann um ein Uhr nachmittags beim Tokyo Broadcasting System (TBS) live auf Sendung. Er sagte, dass offenbar Radioaktivität aus Reaktor 3 komme und dass im Ausland darüber berichtet werde. "Eine Selbstverständlichkeit eigentlich", meint er. Nach der Sendung aber sei dann sein Chef zu ihm gekommen und habe ihm gesagt, er sei gefeuert. Seitdem hat Uesugi nicht mehr für TBS gearbeitet. Ein Sprecher der Programmredaktion von TBS sagt, es habe schon vorher intern festgestanden, dass der Sender nicht mehr mit Uesugi zusammenarbeiten werde. Druck von Tepco habe es nicht gegeben.

Uesugi mag daran nicht glauben - zumal er wenig später bei einer weiteren seiner TV-Sendungen Probleme hatte. Auch bei "Asahi Newstar" beendete die Vereinigung der Stromkonzerne das Sponsoring, nachdem Uesugi einen atomkritischen Gast in seine Sendung eingeladen hatte. Aus dem Sender heisst es, man habe das Stromfirmen-Sponsoring ohnehin beenden wollen. Dass Tepco einen Journalisten wie Uesugi unter Druck setzen würde, sei "nicht mal denkbar", sagt ein Tepco-Sprecher.

Eingeschüchtert wird, wer Missständen aufdeckt oder über sie berichtet

Die japanische Regierung hat unterdessen damit begonnen, Internetprovider zu bitten, "falsche Nachrichten" über Fukushima aus dem Netz zu nehmen; die Bevölkerung dürfe nicht unnötig beunruhigt werden. "Das ist schlimmer als in Ägypten und China", sagt Uesugi. Entfernt werden soll alles, was "der öffentlichen Ordnung und Moral schadet".

Dem Umgang der Atomindustrie mit Gegnern hat der Atomkritiker Robert Jungk ein eigenes Kapitel gewidmet. Überschrieben ist es mit: "Die Eingeschüchterten".

Eingeschüchtert wurden die Insider, die von Missständen bei Tepco redeten; eingeschüchtert wurden Journalisten wie Takashi Uesugi, die über diese Missstände berichteten.

Einiges spricht dafür, dass auch Eisaku Sato, der distinguierte Ex-Gouverneur aus Fukushima, ein solches Opfer ist. Sato hatte versucht, der Macht des Atoms etwas entgegenzusetzen. Er hatte sich mit Gouverneuren aus anderen Atompräfekturen verbündet, er hatte versucht, eine atomkritische Achse zu etablieren.

Sato, der kleine Lokalpolitiker, hat Experten aus aller Welt nach Fukushima eingeladen, um eine neue japanische Energiepolitik zu formulieren. Er war vielleicht der einflussreichste japanische Atomkritiker - bis seine politische Karriere 2006 abrupt endete.

Er wurde wegen Korruption festgenommen. Er und sein Bruder, so der Vorwurf, hätten von einer auch für die Präfektur tätigen Baufirma einen überhöhten Preis für ein Grundstück kassiert.

Ein Gericht sprach Sato schuldig, ein Berufungsgericht in Tokio verringerte das Strafmass später - hob aber den Schuldspruch nicht auf. Vor dem Obersten Gerichtshof streitet Sato nun für die Feststellung seiner Unschuld.

Ein früherer Staatsanwalt aus Tokio sagt, dass Satos Bruder durch den Grundstücksverkauf gar keinen Gewinn gemacht habe. Und: Der damalige Staatsanwalt wurde inzwischen seinerseits zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Er hatte bei einer anderen Ermittlung einer beschuldigten hohen Beamtin gefälschte Beweismittel untergeschoben.

Wer aber, wenn nicht Kritiker wie Sato, soll die Verantwortlichen für das Desaster dingfest machen? Die Erklärung, die Ministerpräsident Kan am vergangenen Mittwoch abgab, lässt immerhin hoffen: Er kündigte an, die Kontrollbehörden zu entflechten, die Gebietsmonopole der japanischen Stromversorger aufzubrechen und die Energiepolitik "von Grund auf neu" zu überdenken.

Aileen Mioko Smith, die Aktivistin von Green Action, mag solchen Versprechungen nicht trauen. Ihr graut schon vor dem üblichen Umgang Japans mit einer solchen Katastrophe. "Es wird eine Kommission gebildet, die den Unfall untersuchen soll, und darin sitzen werden genau dieselben Leute, die immer darin sitzen.">


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Pseudo-Stresstest in der EU 24.5.2011: Die AKW-Betreiber kontrollieren "sich selbst", und die Regierung "prüft die Ergebnisse":
AKW-Sicherheit: Stresstest "light" beschlossene Sache
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Stresstest--light--beschlossene-Sache-20091176

<Der Streit um die AKW-Stresstests der EU ist beigelegt. Geprüft werden sollen Naturkatastrophen - nicht aber Terrorgefahren. Die Betreiber kontrollieren sich selbst, die Staaten prüfen die Ergebnisse.

Energiekommissar Günther Oettinger und die Aufsichtsbehörden der Mitgliedstaaten haben sich offenbar darauf geeinigt, dass die Tests mögliche Naturkatastrophen und Unfälle abdecken sollen.

Terrorismus hingegen wird nicht in die Untersuchungen einbezogen, wie die Nachrichtenagentur AFP in Brüssel aus Diplomaten- und Kommissionskreisen erfuhr. Für die Terrorgefahr solle aber eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, hiess es seitens von Diplomaten.

Umfassend unter die Lupe genommen sollen Naturkatastrophen wie Hochwasser und Erdbeben, verlautete in Brüssel. Berücksichtigt werden sollen daneben «die Folgen jeder Art von Unfall, ob menschlichen oder natürlichen Ursprungs».

Das Büro von EU-Energiekommissar Oettinger bestätigte am Dienstagabend die Einigung. Einzelheiten werde Oettinger am Mittwoch mitteilen, sagte eine Sprecherin.

Lehre aus Fukushima

Die Stresstests könnten früheren Angaben zufolge schon Anfang Juni starten. Die Prüfung der rund 140 europäischen Reaktoren war beim EU-Gipfel Ende März als Lehre aus der von einem Erdbeben und einem Tsunami ausgelösten Atomkatastrophe in Japan vereinbart worden.

Lange herrschte jedoch Streit darüber, was der Auftrag bedeutet. Oettinger hatte wiederholt klargemacht, neben Naturkatastrophen müssten auch vom Menschen ausgehende Gefahren berücksichtigt werden, darunter Terrorismus, Cyberattacken und Flugzeugabstürze. Fukushima lehre auch, dass Unerwartetes passieren könnte.

Von den nationalen Regulierern kam namentlich aus Frankreich und Grossbritannien Widerstand. Frankreich machte geltend, die Prüfung von Terrorrisiken benötige mehr Zeit, während Grossbritannien Diplomaten zufolge eine Einmischung in die Kompetenz der nationalen Sicherheit befürchtete.

Bereits Tests in der Schweiz

Auf Oettingers Seite stand insbesondere Österreich. Auch das in Deutschland federführende Bundesumweltministerium unterstützte nach Regierungsangaben von Anfang Mai den Einbezug von menschlichen Risiken, einschliesslich des Terrorismus.

Die Tests sollen einem früheren Kompromisspapier zufolge von den Betreibern der Atomkraftwerke vorgenommen und durch die nationalen Behörden überprüft werden. Danach sollten Experten aus anderen Mitgliedstaaten die nationalen Prüfungen kontrollieren, um Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit zu gewährleisten.

In der Schweiz ergaben bereits durchgeführte Tests in den fünf AKW Schwachstellen bei Lagerung und Kühlung der Brennelemente. Alle Werke dürfen aber weiterhin am Netz bleiben. Sie müssen aber nachweisen, dass sie gegen Naturkatastrophen gerüstet sind.

(sda)>

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