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DIE HÖLLE IST DA - und alle schauen zu

40. Atomkraftwerke (AKWs) und die Folgen (Teil 3)

Die japanische Regierung bekommt das AKW Fukushima weiterhin nicht in den Griff -

Krebs heilt: mit Natron oder mit Blutgruppenernährung oder mit weiteren Heilmitteln (bittere Aprikosenkerne, Cannabisöl, Mistel etc.)., Leukämie soll mit MMS heilen.


Japanische Atomkraftwerkgegner
                            im Jahre 2011
Japanische Atomkraftwerkgegner im Jahre 2011. Foto AFP



Video-Link: Die Atomkraft ist eine Falle für die Menschheit: http://www.youtube.com/watch?v=j6Nic4s_pPI

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

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Einleitung

In Fukushima werden Risse gefunden und können nicht abgedichtet werden. Japan steuert auf eine grosse Völkerwanderung zu.

Michael Palomino, 3.4.2011


25.3.2011: Fukushima-Ticker: Dampf bei Block 1 - Russland und Hongkong verfügen Importstop - Flaschenwasser knapp - Meersalz verkrustet Brennstäbe - verstrahltes Wasser nahe Tokio - verstrahlte Arbeiter - verstrahltes Meer - Plutoniummessungen geheim - Medwedew-Forderung nach AKW-Verbot in Erdbebengebieten - Lebensmittelkontrollen - verstrahltes Gemüse

aus: aus: n-tv online: http://www.n-tv.de/Spezial/Liveticker-bis-einschliesslich-27-Maerz-article2968181.html

00.00 Erstmals Dampf über Block 1 +++
Aufnahmen des Fernsehsenders NHK zeigen, wie weißer Dampf über den Reaktorblöcken 1, 2 und 4 aufstieg. Es sei das erste Mal, dass dies auch bei Block 1 beobachtet werde, berichtete der Sender. Die Arbeiten zur Eindämmung des Nuklearunglücks in Japan sind derweil noch immer unterbrochen.

00.21 Hongkong stoppt Lebensmittel-Einfuhr +++
Hongkong hat die Einfuhr von Lebensmitteln aus fünf japanischen Präfekturen untersagt. Die Regelung betreffe landwirtschaftliche Produkte wie Milch, Fleisch und Gemüse sowie Fisch und Meeresfrüchte aus den Regionen Fukushima, Ibaraki, Tochigi, Gunma and Chiba, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Das Einfuhrverbot gelte für alle Produkte, die nach dem 11. März geerntet, verarbeitet oder verpackt worden seien.

01.05 Tokio: Wasser in Flaschen wird knapp +++
Nach der Warnung vor radioaktivem Jod im Leitungswasser der japanischen Hauptstadt Tokio gibt es in den Geschäften kaum noch abgefülltes Wasser in Flaschen. Viele Bewohner der Hauptstadt versuchten daraufhin, in Online-Shops Wasser zu bestellen. Das verfügbare Angebot reiche aber nicht für alle aus, berichtet der Fernsehsender NHK.

02.30 Salz könnte Komplikationen verursachen +++
Der ehemalige Reaktorsicherheitschef des US-Konzerns General Electric warnt vor neuen Risiken im Atomkraftwerk Fukushima. Nach der Kühlung der Anlagen mit Meerwasser hätten sich in den Reaktoren große Mengen Salz angesammelt, das die Brennstäbe verkrusten und damit die Wasserkühlung blockieren könne, sagt Richard Lahey der "New York Times". General Electric hat das grundlegende Design der Siedewasserreaktoren in Fukushima entwickelt.

04.10 Tokio: Wasser in Nachbarregion verstrahlt +++
Auch in einer Nachbarregion zu Tokio ist das Trinkwasser verstrahlt. In einer Wasseraufbereitungsanlage in Kawaguchi seien erhöhte Werte festgestellt worden, meldet die Nachrichtenagentur Kyodo. Demnach überschreitet die Strahlung mit 120 Becquerel an radioaktivem Jod leicht die für Säuglinge erlassenen Grenzwerte

05.33 Trinkwasser-Belastung gesunken +++
In der japanischen Hauptstadt Tokio ist die Belastung des Leitungswassers mit radioaktivem Jod wieder unter den für Säuglinge festgelegten Grenzwert gesunken. Am Vortag hatten die Behörden deutlich erhöhte Werte registriert und daraufhin empfohlen, Kinder unter zwölf Monaten kein Leitungswasser trinken zu lassen.

07.35 Drei Fukushima-Arbeiter gefährlich verstrahlt +++
Drei Arbeiter in dem havarierten AKW Fukushima 1 haben eine außerordentlich hohe Strahlendosis abbekommen. Sie seien an Reaktor 3 bis zu 180 Milisievert ausgesetzt gewesen, teilt die Atomsicherheitsbehörde NISA mit. Zwei von ihnen seien mit Verbrennungen an den Beinen ins Krankenhaus gebracht worden.

10.30 Russland stoppt Nahrungsimporte aus vier Regionen +++
Nach der Atom-Katastrophe in Japan stoppt Russland die Einfuhr von Lebensmitteln aus vier Regionen des asiatischen Landes. Wegen möglicher radioaktiver Belastung seien der Verkauf und die Verarbeitung von Nahrungsmitteln, die nach dem 11.  März aus den Regionen Fukushima, Ibaraki, Tochigi und Gunma  importiert worden seien, verboten worden, teilt die Verbraucherschutzbehörde in Moskau mit. An der Grenze werde die Einfuhr ohne Tests auf mögliche  Strahlenbelastung gestoppt.

14.51 Erhöhte Radioaktivität im Meer bei Fukushima +++
Die Strahlenbelastung im Meer nahe dem japanischen Krisenmeiler Fukushima Eins steigt weiter. Wie der Stromkonzern Tepco mitteilt, werden im Meer in der Nähe der Abflussrohre der Reaktorblöcke 1 bis 4 etwa um das 150-fach erhöhte Werte von radioaktivem Jod-131 gemessen. Dies sei die höchste Belastung, die bis jetzt im Meer gemessen wurde, heißt es.

17.15 IPPNW verlangt die Veröffentlichung von Plutonium-Messungen +++
Reinhold Thiel, Vorstandsmitglied der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, sorgt sich um die Gefahren, die aus dem Block 3 des AKW Fukushima drohen. Der Block enthält  plutoniumhaltige MOX-Brennelemente und "dort steigt immer wieder schwarzer Rauch auf. Meine Sorge ist, dass dort längst größere Mengen Plutonium freigesetzt sein könnten." Die IPPNW fordert die Bundesregierung auf, sich für eine umgehende Veröffentlichung der sicher schon vorhandenen Plutonium-Messdaten einzusetzen.

18.36 Russland fordert strengere Regeln für AKW +++
Russland fordert strengere und international einheitliche Regeln für Atomkraftwerke. Kremlchef Dmitri Medwedew ruft in Moskau zu weltweiten Beschränkungen für den AKW-Bau in Erdbebengebieten auf. Das Unglück in Fukushima zeige, dass solche zusätzlichen Anforderungen nötig seien, sagt Medwedew in einer Videobotschaft.

22.00 EU ordnet Zwangskontrollen für Lebensmittel aus Japan an +++
Lebensmittel aus Japan dürfen nicht mehr ohne weiteres in die Europäische Union gebracht werden. Deutschland und die 26 anderen EU-Mitgliedstaaten verständigen sich auf neue strenge Regeln. Sie sehen Zwangskontrollen für Lebensmittel aus zwölf Präfekturen vor. Die Tests auf Radioaktivität müssen bereits in Japan selbst erfolgen. Über das Ergebnis wird eine schriftliche Erklärung verlangt.

22.44 Gemüse aus Tokio verstrahlt +++
Erstmals wird auch bei Gemüse aus Tokio Strahlung oberhalb des zulässigen Grenzwerts festgestellt. In einer Kohl-Pflanze aus dem Stadtteil Edogawa sei zu viel radioaktives Cäsium enthalten gewesen, teilt das japanische Gesundheitsministerium mit. Laut der Nachrichtenagentur Kyodo hatte die Probe eine Strahlung von 890 Becquerel - erlaubt sind 500. Die Pflanze stammte aus einer wissenschaftlichen Zucht und war nicht für den Verkauf bestimmt.

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Financial Times Deutschland online,
                Logo

25.3.2011: Drei deutsche Redereigesellschaften boykottieren den Hafen von Tokio: Hapag-Lloyd, Claus-Peter Offen und Hamburg Süd

aus: Financial Times Deutschland; 25.3.2011;
http://www.ftd.de/politik/international/:chronik-zur-katastrophe-in-japan-japans-regierung-empfiehlt-verlassen-der-evakuierungszone/60030083.html?page=2

<Wegen der Atomkatastrophe in Japan steuern große deutsche Reedereien unter anderem den Hafen in Tokio vorerst nicht mehr an. Diesen Schritt hätten die Schifffahrtsgesellschaften Hapag-Lloyd, Claus-Peter Offen und Hamburg Süd bis auf weiteres beschlossen, bestätigte ein Sprecher des Verbands Deutscher Reeder am Donnerstag. Betroffen sei mitunter auch der Hafen von Yokohama, der sich ebenfalls an der Ostküste des Landes befindet.

Mit der Entscheidung gingen die Reeder deutlich über die Empfehlung der Bundesregierung hinaus, sagte der Verbandssprecher. Diese habe lediglich empfohlen, ein Gebiet im Umkreis von 100 Kilometern um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima zu meiden. Der Hafen von Tokio ist der viertgrößte des Landes und befindet sich etwa 250 Kilometer südlich des AKW.>

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gmx Nachrichten, Logo

25.3.2011: Greenpeace verlangt die Einstufung von Fukushima als Stufe 7 (Supergau) wegen der Menge ausgetretener Radioaktivität:
Greenpeace: In Japan schlimmstmöglicher Unfall erreicht
aus: gmx Nachrichten:
http://www.gmx.net/themen/nachrichten/erdbeben/447eu7g-ist-der-super-gau-schon-da?CUSTOMERNO=21628409&t=de1635681818.1301839801.e9f32b07

<Angesichts neuer Schreckensmeldungen aus Fukushima drängt die Umweltschutzorganisation Greenpeace auf die sofortige Einstufung des Reaktorunfalls in die höchste internationale Alarmkategorie.


weiter lesen: http://www.gmx.net/themen/nachrichten/erdbeben/447eu7g-ist-der-super-gau-schon-da#.A1000146

Wegen der großen Menge freiwerdender Radioaktivität müsse die Internationale Atomenergiebehörde IAEA das Unglück nun als schlimmstmögliches Szenario der Stufe 7 auf ihrer Störfallskala ("katastrophaler Unfall") werten, erklärte Greenpeace in Hamburg. Stufe 7 der international einheitlichen sogenannten INES-Skala der IAEA war bislang erst einmal bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 ausgerufen worden.

Der Atomunfall von Fukushima wird von den japanischen Behörden bislang in der fünften Kategorie der insgesamt siebenstufigen Alarmskala eingeordnet ("ernster Unfall"). Die Einstufung soll sich unter anderem daran orientieren, wie viel radioaktives Material freigesetzt wird und wie weit es sich verteilt.


weiter lesen: http://www.gmx.net/themen/nachrichten/erdbeben/447eu7g-ist-der-super-gau-schon-da#.A1000146

Am Freitag hatten die japanischen Behörden mitgeteilt, dass in Fukushima inzwischen auch Schäden an dem Druckbehälter von Reaktor drei nicht ausgeschlossen werden könnten. In dessen Brennstäben befindet sich unter anderem das besonders gefährliche Plutonium. "Weit entfernt" von dem Reaktor sei eine stark erhöhte Strahlung gemessen worden. Die Evakuierungszone rund um das Kraftwerk rund 250 Kilometer nördlich von Tokio wurde am Freitag auf 30 Kilometer ausgeweitet.

"Die höchste Stufe der Unfallskala der IAEA ist jetzt erreicht", erklärte Greenpeace-Kernphysiker Heinz Smital in Hamburg. "Es sind derart große Mengen an Radioaktivität freigesetzt worden, dass die derzeitige Katastrophe im Akw Fukushima 1 jeden Vergleich sprengt." Er berief sich dabei auf eine Studie für Greenpeace, die Daten des französischen Instituts für Atomsicherheit (IRSN) und der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auswertete. Demnach sei die Menge von freigesetzten radioaktiven Substanzen wie Cäsium 137 und Jod 131 so groß, dass eine Einstufung auf der INES-Stufe 7 nötig sei.


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Cäsium 137 und Jod 131 treten bei Unfällen in Atomkraftwerken als erstes in besonders großen Mengen aus. Greenpeace und Atomexperten anderer Organisationen warnen seit längerem davor, dass der radioaktive Gesamtinhalt des Kraftwerks von Fukushima den des Meilers von Tschernobyl weit übersteigt. Dort sei 1986 ein Reaktor havariert, während in Japan drei vor einer Katastrophe stünden.

© AFP>


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n-tv online, Logo

25.3.2011: Der Supergau ist schon lange da - und nun tritt auch verstrahltes Wasser aus:
Neue Schreckensmeldungen aus Fukushima: Verstrahltes Wasser dringt aus Lecks
http://www.n-tv.de/Spezial/Lage-in-Fukushima-wird-schlimmer-article2939396.html

<Rund um die Uhr kämpfen in Japan Techniker gegen die Kernschmelze. Unter Kontrolle ist trotzdem nichts: Radioaktives Wasser bringt die Arbeiten in Fukushima zum Stillstand. Messungen im Wasser des mit Plutonium-Brennstäben ausgestatteten Meilers zeigen eine 10.000-fache Radioaktivität an. Für Experten ist der Super-GAU schon da. Ministerpräsident Kan wiegelt jedoch weiter ab.

Trotz des verzweifelten Kampfs gegen die atomare Super-Katastrophe spitzt sich die Lage in Fukushima zu. Zwei Reaktoren des Atom-Wracks sind ohne jede Kühlung. An mehreren Stellen stand Wasser, das 10.000-fach stärker strahlte als gewöhnlich. "Die Regierung tut das Äußerste, um die Situation unter Kontrolle zu bringen", versicherte Japans Ministerpräsident Naoto Kan zwei Wochen nach dem Groß-Beben. Die Zahl der Erdbeben- und Tsunami-Toten stieg über 10.000. In Deutschland kamen minimale Mengen Radioaktivität aus Japan an.

Regierungschef Kan räumte in seiner Ansprache ein, die Lage in Fukushima sei weiter "sehr ernst": "Wir sind noch nicht in einer Position, in der wir optimistisch sein können." Er dankte ausdrücklich den Einsatzkräften am Krisen-AKW: Sie riskierten ihr Leben. Die Verstrahlten hätten sein Mitgefühl.

Störfall der Stufe 7

Die Umweltorganisation Greenpeace forderte, die AKW-Havarie auf die höchste Stufe der internationalen Atomunfallskala einzuordnen. Das wäre Stufe 7 der Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES). Aus der Atomanlage seien schon jetzt entsprechend große Mengen an Radioaktivität entwichen, teilte Greenpeace mit. Die japanischen Behörden sprechen bisher nur von Stufe 5. Andere Atom-Experten meinten aber auch bereits, der Super-GAU sei schon da.

Stufe 7 der international einheitlichen sogenannten INES-Skala der IAEA war bislang erst einmal bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 ausgerufen worden. Greenpeace beruft sich auf eine Studie, die Daten des französischen Instituts für Atomsicherheit (IRSN) und der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auswertete. Demnach sei die Menge von freigesetzten radioaktiven Substanzen wie Cäsium 137 und Jod 131 so groß, dass eine Einstufung auf der INES-Stufe 7 nötig sei.

Cäsium 137 und Jod 131 treten bei Unfällen in Atomkraftwerken als erstes in besonders großen Mengen aus. Greenpeace und Atomexperten anderer Organisationen warnen seit längerem davor, dass der radioaktive Gesamtinhalt des Kraftwerks von Fukushima den des Meilers von Tschernobyl weit übersteigt. Dort sei 1986 ein Reaktor havariert, während in Japan drei vor einer Katastrophe stünden.

Strahlendes Wasser im Keller

Radioaktiv belastetes Wasser stoppte die Einsätze der Arbeiter an den Reaktoren 1 und 2, wie die Nachrichtenagenturen Kyodo und Jiji Press berichteten. Es wurde im Untergeschoss der Turbinenräume entdeckt - genau wie am Donnerstag bei Block 3. Die Techniker mussten sich zurückziehen. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Betreiberfirma Tepco meldete, war im Wasser an Meiler 1 eine Radioaktivität, die 10.000 Mal so hoch war wie üblich.

Greenpeace-Atom-Experte Christoph Lieven sagte: "Die Lage wird leider immer dramatischer." Die Kernschmelze finde sicherlich schon statt.

Die beiden Arbeiter, die am Donnerstag in einem Keller neben Reaktor 3 verstrahlt wurden, standen nach Angaben der Betreiberfirma Tepco in Wasser mit einer Radioaktivität von 3,9 Millionen Becquerel pro Kubikzentimeter. Auch dieser Wert sei etwa 10.000 Mal so hoch wie in solchen AKW üblich. Die Atomsicherheitsbehörde NISA hatte von einer Dosis von 170 bis 180 Millisievert gesprochen, die die Arbeiter abbekamen.

In die Körper der Arbeiter sind vermutlich radioaktive Partikel eingedrungen. Die Männer zeigten aber keine Frühsymptome von Strahlenkrankheit und benötigten deshalb keine weitere Behandlung, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf das nationale Institut für Strahlenforschung. Die Männer könnten ohne fremde Hilfe gehen und könnten wahrscheinlich am Montag entlassen werden. Zurzeit werden die Arbeiter aus dem Krisenmeiler Fukushima im Strahleninstitut in Chiba behandelt.

Dezentrale Versorgung der Opfer

Künftig will die japanische Regierung Strahlenopfer dezentralisiert versorgen. Ab einer Zahl von 100 stark verstrahlten Opfern sollen die Patienten auf mehrere Klinken verteilt werden. Das einzige spezialisierte Strahlenforschungsinstitut in der Region könne nicht mehr Patienten aufnehmen, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Regierungskreise.

Neben dem nationalen Strahlenforschungsinstitut in der Stadt Chiba im Osten Japans ist nur ein Strahlenzentrum in Hiroshima in Westjapan für extreme Notfälle eingerichtet. Neunzehn weitere Provinzhospitäler können aber ebenfalls Strahlenerkrankungen behandeln. Bei einer geringen Anzahl von Fällen können die Patienten vor Ort dekontaminiert und dann nach Chiba verlegt werden, berichtete Kyodo.

Arbeiter, Feuerwehrleute oder Soldaten, die am Reaktor arbeiten, müssen behandelt werden, wenn sie einer Strahlung von mehr als 250 Millisievert ausgesetzt sind. Die Regierung hatte den Grenzwert aufgrund der Krisensituation angehoben.

Reaktorbehälter wahrscheinlich beschädigt

Vermutlich seien an Block 3 der Reaktorbehälter oder das Abklingbecken für abgebrannte Kernbrennstäbe beschädigt, berichtete der Betreiber Tepco. Die Atomaufsichtsbehörde NISA fügte an, das Wasser in dieser Anlage komme vermutlich vom Kern des Reaktors. Auch diese Berichte schürten neue Angst vor einer Kernschmelze.

Nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA in Wien sind noch viele Vorarbeiten nötig, bevor Ingenieure die vermuteten Lecks in den Reaktoren 1, 2 und 3 untersuchen und eventuell abdichten können. "Wir wissen nicht, wie lange es noch Austritt geben wird", sagte Graham Andrew, Technikexperte der IAEA.

Der IAEA-Sicherheitssprecher Denis Flory erklärte, es müssten noch einige Schritte unternommen werden, bevor die Ingenieure in Fukushima untersuchen könnten, ob tatsächlich Lecks vorhanden sind. Zunächst müssten die Reaktoren weiter gekühlt werden, um überhaupt erst eine Umgebung zu schaffen, in der Menschen innerhalb des Reaktors arbeiten und den Schaden beurteilen könnten. "In dieser Phase sind wir noch lange nicht", sagte Flory.

Block 3 gilt wegen seines Plutonium-Gehalts als besonders gefährlich. In den nächsten Tagen treibt der Wind die radioaktiven Partikel aus den Unglücksreaktoren jedoch auf das offene Meer - und nicht etwa in Richtung der Millionenstadt Tokio.

Eine Notwendigkeit, die 20-Kilometer-Evakuierungszone um das AKW auszuweiten, sieht Japans Regierung weiter nicht. Regierungssprecher Yukio Edano empfahl jedoch den Menschen im 30-Kilometer-Radius, freiwillig in weiter entfernte Regionen zu gehen.

Über 10.000 Tote

Die Zahl der Opfer nach Beben und Tsunami hat nach Medienberichten inzwischen die Marke von 10.000 Toten überschritten. Der Fernsehsender NHK berichtete von 10.035 Opfern am Freitagmorgen (Ortszeit). Rund 17.500 Menschen gelten als vermisst. Noch immer leben mehr als 240.000 Menschen in Notunterkünften. Es fehlt weiter an Wasser, Heizmaterial, Treibstoff und Medikamenten.

Die Lebensmittelkontrollen in Deutschland wie in der gesamten EU werden angesichts des Atomunglücks verstärkt. "Künftig dürfen Lebensmittel aus den betroffenen japanischen Regionen nur noch in Deutschland eingeführt werden, wenn sie in Japan streng kontrolliert und zertifiziert wurden", teilte Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner mit. Erstmals wurde in Deutschland radioaktives Jod aus Japan gemessen. Die Dosis sei absolut unbedenklich, sagte eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums. Die Ankunft der radioaktiven Partikel war von Fachleuten erwartet worden.

dpa/rts/AFP>

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Welt online, Logo

Fukushima 25.3.2011: 10.000-fach erhöhte Strahlung in Reaktoren 1 und 3
10.000-fach erhöhte Strahlung in weiterem Reaktor
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article12951573/10-000-fach-erhoehte-Strahlung-in-weiterem-Reaktor.html

<Die Situation im AKW Fukushima spitzt sich zu. Mehrere Arbeiter wurden radioaktiv verstrahlt. Alle Informationen im Live-Ticker.

16.00 Uhr: Im Wasser des Reaktorblocks 1 in Fukushima wird eine 10.000-fach erhöhte Strahlung gemessen, meldet die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Betreiberfirma Tepco. Zuvor wurde bereits an Reaktor 3 im Wasser eine Radioaktivität festgestellt, die 10.000 Mal so hoch war wie üblich.>

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n-tv online, Logo

25.3.2011: Fukushima-Arbeiter mit verbrannter Haut durch Gammastrahlung:
Kein Schutz vor Gammastrahlung: Radioaktivität verbrennt die Haut
http://www.n-tv.de/wissen/Radioaktivitaet-verbrennt-die-Haut-article2944821.html

<von Jana Zeh

Die Arbeiter vor Ort sind extrem hohen radioaktiven Strahlungen ausgesetzt. Die Messwerte, die vom Kernkraftwerke gemeldet werden, sind bedrückend. Bisher sollen 17 Arbeiter eine erhöhte Strahlenbelastung abbekommen haben. "Schon nach einigen Stunden werden diese Menschen trotz der Schutzanzüge beträchtliche gesundheitliche Schäden davon tragen", erklärt Sebastian Pflugbeil, Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz im Gespräch mit n-tv.de die Lage der Männer. Zwei Arbeiter mussten kürzlich mit Verbrennungen an den Füßen  in eine Spezialklinik eingeliefert werden. Ihnen lief radioaktiv verseuchtes Wasser bei Reparaturen in die Schuhe. Die Verbrennungen seien schwer, ihr Zustand jedoch stabil, lauten die offiziellen Meldungen aus Japan.

Normale Behandlung der Verbrennungen

"Die verletzten Arbeiter werden vor Ort wahrscheinlich wie andere Patienten mit Verbrennungen behandelt", mutmaßt Dr. Gunnar Hille, Leiter des Fachbereiches Nuklearmedizin am Vivantes-Klinikum in Neukölln in einem Gespräch mit n-tv.de. Die therapeutischen Maßnahmen im Krankenhaus richten sich nach der Stärke der Verbrennungen. Zuerst werden die Ärzte versuchen, sämtliches radioaktives Material mit viel Wasser, das gesondert entsorgt werden muss, von der Haut abzuspülen. Ist der Verbrennungsgrad so stark, dass Haut bis in tiefere Schichten abgestorben ist, dann muss diese von Chirurgen entfernt und die Wunden dementsprechend versorgt werden.

Je stärker die Verbrennungen durch Radioaktivität sind, umso geringer sind die Aussichten auf Heilung. Bei sehr starken Verbrennungen reichen die Heilungskräfte des Körpers meistens nicht aus. Die geschädigten Gliedmaßen müssen in diesem Fall amputiert werden. Die Spätfolgen sind kurz nach den Verbrennungen nicht vorhersagbar.

Drei verschiedene Formen von Radioaktivität

Die Verbrennungen durch Radioaktivität sind durchaus mit Sonnenbränden vergleichbar, denn auch die Strahlung der Sonne kann so stark sein, dass Hautzellen bis in tiefe Schichten hinein komplett zerstört werden. Bei Strahlungen kommt es immer auf die Dauer und die Stärke der Bestrahlung an.

Bei radioaktiven Strahlenverbrennungen kommt es auch auf die Art der Strahlung an. Es gibt insgesamt drei verschiedene Strahlungsarten, die allerdings in Kernkraftwerken gleichzeitig auftreten können. Die Reichweite der Alphastrahlung beispielsweise beträgt nur wenige Zentimeter, das bedeutet, dass die geladenen Teilchen nur in die oberen Hautschichten eindringen können. Man spricht von einer sehr geringen Durchdringbarkeit der Alphastrahlung. Vor Alphastrahlung kann man sich dementsprechend relativ gut abschirmen. Bereits ein Blatt Papier kann die positiv geladenen Teilchen stoppen. Eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen wirken die geladenen Teilchen der Alphastrahlung wegen ihrer hohen Teilchenenergie allerdings zerstörerisch und können zu Tumoren führen.

Die Betastrahlung hat eine Reichweite von rund 10 Zentimetern, da die geladenen Teilchen relativ klein sind und nur durch Stoffe mit hoher Dichte, wie zum Beispiel Blei, abgebremst werden können. Betastrahlung hat also eine höhere Durchdringbarkeit als Alpahstrahlung. Sind Menschen direkt dieser Strahlung ausgesetzt, können schwere Verbrennungen der Haut und später Hautkrebs entstehen. Trifft Betastrahlung direkt auf die Augen, kann es zu Linsentrübungen kommen. Werden sogenannte Betastrahler über die Luft, Wasser oder Nahrung direkt in den Körper aufgenommen, wirken sie dort überaus zerstörerisch und können Krebs verursachen.

Gammastrahlung durchdringt alles

Die Gammastrahlung hat die höchste Durchdringungskraft. Wie weit diese energiereiche, elektromagnetische Wellenstrahlung genau reicht, ist nicht bekannt. Vor Gammastrahlung kann man sich nur schwer abschirmen, da diese Strahlung nicht aus Teilchen besteht, sondern aus extrem kurzwelligem Licht, das noch besser als Röntgenstrahlen die Materie durchdringt. Es gibt also keinen Stoff, der vollständig vor Gammastrahlung schützt. Selbst Stahl und Beton können nur einen Teil der Wellen aufhalten.

Wird Gammastrahlung von einem Körper aufgenommen, kommt es zu sogenannten Sekundärstrahlungen, bei denen Elektronen und Röntgenstrahlen freigesetzt werden. Dadurch werden die Zellen, sobald sie sich teilen, mit falschen chemischen Informationen versorgt und mutieren. Das Erbgut der betroffenen Zellen verändert sich. Erst wenn sich die Zellen teilen, entstehen die Symptome der sogenannten Strahlenkrankheit, die von Übelkeit nach geringer Dosis Gammastrahlung bis hin zum baldigen Tod nach intensiver Bestrahlung führen kann. Gering geschädigte Zellen werden zu bösartigen Tumoren.

Egal wie gut die Arbeiter auf dem Gebiet des Kernkraftwerkes in Fukushima mit Schutzkleidung, Atemmasken und Strahlenzählern ausgestattet sind, vor der Gammastrahlung können diese Vorsorgemaßnahmen nicht schützen. Sie stellt dementsprechend die größte unsichtbare Gefahr für die Menschen vor Ort dar. Viele der Helden von Fukushima sind schon jetzt dem frühen Tode geweiht.>

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n-tv
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25.3.2011: Und es gibt noch mehr AKWs in Erdbebenzonen, und sogar am Meer:
Wo die Erde bebt: Atomkraftwerke in riskanter Lage
http://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/wissen/Atomkraftwerke-in-riskanter-Lage-article2925556.html

Texte einer Bilderfolge:

[Die Situation in Baden-Württemberg mit Erdbeben bis Stärke 5,1]

<Das Reaktorunglück von Fukushima zeigt einmal mehr, dass Kernenergie eine riskante Technologie ist. Besonders gross ist die Gefahr, wenn sich wie in Fukushima die Reaktoren in Erdbebengebieten befinden. Die Gefahr eines Erdbebens bei uns [in Deutschland] ist relativ gering, da Deutschland direkt auf einer Kontinentalplatte liegt. Doch gerade im Südwesten der Republik können Beben auftreten. Das Atomkraftwerk Neckarwestheim nördlich von Stuttgart, das nach dem Reaktorunglück von Fukushima vom Netz genommen wurde, steht in einem Erdbebengebiet. Auch der Reaktor des AKW Mülheim-Kärlich bei Koblenz steht auf gefährlichem Boden. Das Kernkraftwerk Biblis befindet sich zwar nicht unmittelbar in der gefährlichen Zone, doch auch hier wurden schon Beben der Stärke 3,4 gemessen. Experten bezeichnen das Erdbebenrisiko in Deutschland zwar als überschaubar, dennoch kommt es bei uns etwa alle zehn Jahre zu einem Beben der Stärke 5,1 auf der Richterskala. Der Kerntechnische Ausschuss (KTA) schreibt vor, dass deutsche Nuklearanlagen Belastungen standhalten müssen, die über die Stärke eines Erdbebens, die Forscher für das jeweilige Gebiet erwarten, hinausgehen.

[Die Situation in Frankreich: Fessenheim]

Kritischer ist die Situatino in unserem Nachbarland Frankreich. Das AKW Fessenheim im südlichen Elsass schätzen Atomgegner als extremes Sicherhetisrisiko ein, da dort sogar Erdstösse der Stärke 7,5 möglich sind. [In der Region Fessenheim-Müllheim bebt die Erde jede Woche mit Stärken zwischen 2 bis 4. Viele Häuser haben Risse in den Wänden wegen dieser vielen Erdbeben, und eigentlich ist die Gegend nicht bewohnbar].

[Spanien: Cofrentes; Slowenien: Krsko; Türkei: Projekt Akkuyu]

Das Kernkraftwerk Cofrentes in Spanien liegt direkt auf einer Erdbebenlinie...

... und auch der Meiler im slowenischen Krsko stellt ein Sicherheitsrisiko dar. Nur 100 Kilometer entfernt eeignete sich im Jahr 2004 ein Erdbeben der Stärke 5. Der Reaktor blieb damals glücklicherweise unbeschädigt.

In der Türkei gingen die Bürger kurz nach den Vorkommnissen in Japan gegen den Bau des Atomkraftwerkes Akkuyu auf die Strasse. In der Region ereignete sich 1999 ein Erdbeben der Stärke 7,8. 20.000 Menschen wurden getötet [weil die Häuser zum Teil aus Beton mit salzhaltigem Sand vom Strand gebaut worden waren]. Ministerpräsident Erdogan hielt auch nach dem Super-GAU in Fukushima nichts davon ab, seine ehrgeizigen Baupläne weiter umzusetzen. "Es gibt keine Investitionen ohne Risiko", sagte er.

[Armenien: Mezamor; Bulgarien: Belene ist im Bau]

Das Kernkraftwerk Mezamor in Armenien ist Sicherheitsexperten seit langem ein Dorn im Auge. Bei einem Erdbeben der Stärke 6,9 mussten im Dezember 1988 die Reaktoren schon einmal abgeschaltet werden.

In Nordbulgarien soll 2014 der Meiler Belene ans Netz gehen. Das Gebiet wurde 2009 von einem Beben der Stärke 5,3 heimgesucht. Ministerpräsident Bojko Borissow erklärte gelassen: "Wir wollen, dass es das AKW Belene gibt. Wer möchte denn kein Atomkraftwerk haben?" Auch in Deutschland wurde gegen den Bau des AKW Belene demonstriert. Der Grund: Der Energiekonzern RWE beteiligt sich zu 49 Prozent an dem risikoreichen Projekt.

[Iran: Bushehr - und in der Provinz Chuzestan ist etwas im Bau]

Im Hinblick auf Erdbeben befindet sich der Iran in einer ungünstigen Lage: Im Süden und im Westen des Landes stossen die Arabische und die Eurasische Platte aufeinander - hohes Risiko also. Mit dem AKW Bushehr ging 2010 der erste Meiler ans Netz, ein zweiter in der Provinz Chuzestan soll 2017 folgen.

[Philippinen: Bataan; Taiwan: Nanwan Beach in Kenting; China: Provinz Sichuan; Indien: AKW-Projekt in Jaitapur an der Küste]

Das Kernkraftwerk Bataan in der gleichnamigen philippinischen Provinz wurde zwar schon vor 20 Jahren fertiggestellt, aber bis hetue nicht in Betrieb genommen. Der Meiler liegt mitten im Erdbebengebiet, direkt am Fusse eines Vulkans.

Der Inselstaat Taiwan liegt wie Japan auf einem Vulkangürtel, dem pazifischen Feuerring. In diesem Gebiet gibt es immer wieder Tsunamis und Erdbeben. In Taiwan stehen drei Atomkraftwerke, eines davon am Nanwan Beach in Kenting [direkt am Meer].

Im Mai 2008 entging China knapp einem GAU: In der Provinz Sichuan, in der mehrere Nuklearanlagen stehen, kam es zu einem schweren Erdbeben der Stärke 7,9. Trotz des Unglücks von Fukushima beschloss der Kongress nun den Bau von 32 neuen Kraftwerken.

Die indische Regierung um Premierminister Singh, hier mit Nicolas Sarkozy [Foto], plant die Errichtung der leistungsstärksten Nuklearanlage der Welt. Gebaut werden soll das Kraftwerk vom französischen Areva-Konzern. Indische Kernkraftgegner stemmen sich gegen dieses Vorhaben. Das Kernkraftwerk Jaitapur soll an der Ostküste des Landes, rund 300 Kilometer südlich der Hauptstadt Mumbai, entstehen. Von 1985 bis 2005 gab es dort rund 90 Erdbeben. Das stärkste Beben ereignete sich 1993. Damals wurde ein Wert von 6,3 auf der Richterskala gemessen.

["USA": San Onofre und Diablo Canyon; Mexiko: AKW Laguna Verde direkt am Meer]

US-Präsident Obama sagte seinen Landsleuten nach der Katastrophe in Japan zu, alle Kernkraftwerke überprüfen zu lassen - obwohl sie sicher seien. Mit den Meilern San Onofre und Diablo Canyon befinden sich zwei der 104 US-amerikanischen AKW unmittelbar im kalifornischen Erdbebengebiet und sind aufgrund ihrer Lage am Meeer auch den Gefahren eines Tsunamis ausgesetzt.

Ebenfalls gefährdet: Das mexikanische AKW Laguna Verde, das direkt am Meer liegt. An der Ostküste von Mexiko treffen die Pazifische und die Nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinander, deshalb komt es in der Region auch immer wieder zu schweren Beben.>

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Hier kreierte jemand eine alternative Karte mit angeblichen Live-Strahlenangaben:

http://www.rdtn.org/

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Spiegel
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Fukushima 25.3.2011:
Plutonium-Mischoxid-Brennstäbe in Meiler 3:
AKW Fukushima: Sorgenfall Reaktor 3
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,753117,00.html

<Von Cinthia Briseño

Im japanischen Unglücks-AKW Fukushima wird immer deutlicher: Reaktor 3 ist das gefährlichste Problem. Möglicherweise ist der Druckbehälter beschädigt - und ausgerechnet in diesem Meiler wird neben Uran auch das hochgiftige Plutonium verwendet.

Die Hiobsbotschaft kam am Freitagmorgen um 8.02 Uhr: "Der Reaktordruckbehälter im Block 3 der havarierten Atomanlage Fukushima I ist nach Angaben der Betreiberfirma Tepco möglicherweise beschädigt", meldete die Nachrichtenagentur AFP. Eine Beschädigung sei "möglich", sagte ein Tepco-Sprecher. In Reaktor 3 befinden sich - anders als in den anderen fünf Reaktoren des Kraftwerks Fukushima I - sogenannte Mischoxid-Brennstäbe. Sie enthalten neben Uran auch Plutonium, ein hochradioaktives, extrem giftiges Schwermetall.

Um 9.35 Uhr aber meldete die Agentur Reuters: "Für Block 3 gibt es nach Angaben der Atomsicherheitsbehörde keine Hinweise auf ein Auseinanderbrechen des Reaktors." Später, um 11.06 Uhr, legt Reuters nach: Risse im Container von Reaktor 3 und den Druckbehältern seien unwahrscheinlich.

Zwei Quellen, zwei Aussagen. Ist der Reaktordruckbehälter nun beschädigt oder nicht? Falls ja, wie schwer? Und welche Auswirkungen hat das - für die Arbeiter vor Ort, für die Reparaturen an den anderen Reaktoren, für die gesamte Anlage, für die Umwelt, für die japanische Bevölkerung und möglicherweise den Rest der Welt?

Es gibt immer noch keine Klarheit

Zwei Wochen sind nach dem verheerenden Erdbeben in Japan und dem Beginn des Reaktorunfalls vergangen. Klarheit über den tatsächlichen Zustand der Anlage gibt es bisher nicht. Auf unzähligen Kanälen laufen Informationsschnipsel ein. Sie alle geben einen kurzen und lokal begrenzten Ist-Zustand wieder - manchmal richtig, manchmal falsch. Einen Überblick zu gewinnen oder daraus gar mögliche Folgen abzuleiten, ist äußerst schwierig.

Die Frage, ob das Kernkraftwerk überhaupt noch unter Kontrolle zu bringen ist, bleibt von den meisten Experten unbeantwortet. Die Lage in Fukushima I, so fasst es der japanische Premierminister Naoto Kan zusammen, sei auch zwei Wochen nach dem Beben noch immer "äußerst unvorhersehbar".

Unvorhersehbar ist auch, welche Gesundheitsschäden die Arbeiter vor Ort davontragen. Drei von ihnen bekamen am Freitag beim Kabellegen im Maschinenhaus bei Block 3 Strahlungsdosen von mehr als 170 Millisievert ab. Zwei erlitten sogar eine Kontamination der Haut an den Beinen und dadurch Verbrennungen. Jetzt forderte die Atomaufsichtsbehörde die Betreiberfirma Tepco auf, die Sicherheitsbedingungen für die in der Anlage arbeitenden Techniker zu verbessern. Eine Untersuchung solle klären, warum die drei Mitarbeiter verstrahlt wurden.

Die Lage im Reaktorblock 3 ist auch deshalb besonders beunruhigend, weil dort seit einigen Monaten nicht nur Uran-, sondern auch Mox-Brennelemente eingesetzt werden. Derartige Brennstäbe sind weltweit in vielen Druckwasser- und Siedewasserreaktoren im Einsatz. Auch in Deutschland wurden bis 2008 insgesamt neun AKW teilweise mit Mox-Elementen betrieben. Sie bergen aber ein größeres Risiko, denn sie haben einen höheren Anteil an Plutonium 239.

Die Inhalation von 40 Milliardstelgramm Plutonium 239 genügt, um eine akute Strahlenbelastung von 15 Millisievert im Körper zu verursachen (siehe Kasten links). Zudem ist Plutonium 239 ein hochgiftiges Schwermetall, das sich in Knochen festsetzen kann, und eines, das erst nach 24.110 Jahren zur Hälfte zerfallen ist.

Eine Beschädigung ist "möglich"

Eine größere Freisetzung von Plutonium in die Umwelt wäre deshalb "äußerst bedenklich", wie Joachim Knebel, Reaktorexperte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), bereits vor einigen Tagen sagte. Ob Plutonium 239 aus Reaktor 3 freigesetzt werden kann oder nicht, ist derzeit nicht klar. Das hängt vor allem davon ab, wie stark der Reaktordruckbehälter sowie der Sicherheitsbehälter in Mitleidenschaft gezogen wurden. Radioaktives Plutonium gehört zu den Alphastrahlern.>

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Spiegel online, Logo

25.3.2011: Deutsche CDU-FDP-Atom-Regierung will weiterhin AKWs exportieren:
Atomkraft: Schwarz-Gelb hält an AKW-Export fest
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,753188,00.html

<Von Ralf Beste

Brasilianisches AKW Angra: Technik und Kredit aus Deutschland.

Neuer Zweifel an Merkels Abkehr von der Atomkraft: Im Haushaltsausschuss schmettert Schwarz-Gelb den Antrag der Opposition ab, Export-Bürgschaften für den Bau des brasilianischen Atomkraftwerks Angra 3 zu stoppen.

Berlin - Trotz ihrer angekündigten Abkehr von der Atomkraft in Deutschland will die Bundesregierung offenbar im internationalen Nukleargeschäft alle Optionen wahren. Mit den Stimmen von Union und FDP lehnte der Haushaltsausschuss des Bundestags vorige Woche den Antrag der drei Oppositionsfraktionen ab, die Zusage einer Hermes-Exportbürgschaft für den Bau eines Atomkraftwerks in Brasilien zu stornieren.

Die Bundesregierung hatte vor einem Jahr zugesagt, den Bau des Atomkraftwerks Angra 3 nahe der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro mit einer Milliardenbürgschaft zu subventionieren. Gebaut wird das Werk vom deutsch-französischen Konsortium Areva/Siemens. Der Grünen-Haushaltspolitiker Sven Kindler kritisierte, die Regierung entscheide weiterhin im "Zweifel für die Atomlobby".

Nach einem Gutachten des Instituts für Sicherheitstechnik ergeben sich aus der Lage des geplanten Kraftwerkblocks in Brasilien für die Anwohner im Falle eines GAUs große Risiken. Radioaktiv verseuchte Luft würde direkt auf das benachbarte Angra dos Reis wehen, dessen Stadtzentrum zudem wegen seiner Lage auf einer Halbinsel nur über ein einzige Straße evakuiert werden könne.

Auch die Beamten der Bundesregierung zeigen sich von der Katastrophe in Japan nicht sehr beeindruckt. Laut einer Tischvorlage des Bundesfinanzministeriums für die Ausschusssitzung am vorigen Mittwoch ist sich die Bundesregierung zwar "der besonderen Sensibilität von Nuklearprojekten bewusst". Die brasilianische Regierung werde wegen etwaiger "Auswirkungen" der "Ereignisse in Japan" konsultiert. Ansonsten aber werde abgewartet, ob die neuen Bemühungen um international einheitliche Sicherheitsstandards für Atomkraftwerke erfolgreich seien. Über das weitere Vorgehen bei Angra 3 werde man "im Lichte dieser Entwicklungen" entscheiden.>

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Financial Times Deutschland
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Fukushima 25.03.2011: Es werden Lecks in den Reaktoren befürchtet
Chronik zur Katastrophe in Japan: Lecks an Reaktoren - die Ereignisse vom Freitag
aus: Financial Times Deutschland online: http://www.ftd.de/politik/international/:chronik-zur-katastrophe-in-japan-lecks-an-reaktoren-die-ereignisse-vom-freitag/60030598.html#gmap-0-Fukushima Daiichi (Reaktor 1)

<In vier Reaktoren des Unglücks-AKW Fukushima I steht stark verstrahltes Wasser in bis zu 1,5 Meter tiefen Pfützen. Die IAEA vermutet, dass die radioaktiven Teilchen nicht aus Abklingbecken, sondern von aktiven Brennstäben stammen.>

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20 minuten
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26.3.2011:
Riss in Reaktor 3 von Fukushima 1 befürchtet:
Katastrophe in Japan: Radioaktive Spuren in China gemessen
http://www.20min.ch/news/ausland/story/-Koennen-nicht-optimistisch-sein--24960936

<Schlechte Nachrichten aus Fukushima: Die Radioaktivität im AKW steigt und steigt. Das Personal musste evakuiert werden. Auch China stiegen die Luftwerte von Jod 131.

Nach der Atomkatastrophe in Japan sind geringe radioaktive Spuren auch in Chinas Nordosten entdeckt worden. Die Luftwerte von Jod 131 in der Provinz Heilongjiang liegen laut den Behörden aber «unter einem hunderttausendstel des jährlich zulässigen Grenzwertes».

Sie seien nicht gefährlich, berichtete die chinesische Behörde für die Koordinierung im nuklearen Notfall am Sonntag nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Wegen der minimalen Messwerte gebe es keine Bedrohung der öffentliche Gesundheit, betonte die nationale Gesundheitsbehörde (CDC).

Die chinesischen Behörden beobachteten, inwieweit das Reaktorunglück in Fukushima auch China betreffe. Die Regierung in Peking werde die Informationen «zeitnah» veröffentlichen.

Nach dem Reaktorunglück hatten schon Gerüchte, dass jodiertes Salz gegen radioaktive Strahlung helfen soll, zu einem Ansturm auf Geschäfte in China geführt, so dass Salz vielerorts nicht mehr zu bekommen war.

Evakuierung des Personals

Rapide gestiegene Radioaktivität im havarierten japanischen Kraftwerk Fukushima hat am Sonntag die fluchtartige Evakuierung des Personals erzwungen. Damit wurden auch die Arbeiten unterbrochen, die Kühlung der Anlage wieder in Gang zu bringen. Die japanische Atomsicherheitsbehörde NISA teilte bereits am Samstag mit, die Strahlung in den Reaktorblöcken nehme schnell zu und das Abpumpen radioaktiven Wassers habe Priorität.

Die am Sonntag vom Kraftwerksbetreiber Tepco bekannt gegebenen Messwerte unterstrichen die Dramatik der Lage: Das Wasser im Reaktor zwei sei zehn Millionen Mal höher belastet als normal. Die Radioaktivität in der Luft habe mit 1000 Millisievert in der Stunde das Vierfache des von der Regierung kürzlich heraufgesetzten Grenzwerts für die Belastung von Atomkraftwerksmitarbeitern erreicht, sagte Tepco-Sprecher Takashi Kurita.

Mitarbeiter erleiden Verbrennungen

Die Mitarbeiter, die die Messungen vornahmen, seien aus Reaktorblock zwei geflohen, bevor eine zweite Messung abgeschlossen war, hiess es. Laut NISA stammt die Strahlung überwiegend von radioaktivem Jod-134, das eine Halbwertzeit von 53 Minuten habe. Das Meerwasser war laut NISA mit dem 1250-fachen Wert belastet. Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) erklärten, der Ozean werde die Kontaminierung relativ schnell verdünnen. Die radioaktiven Wasserlachen wurden bereits am Donnerstag entdeckt.

Zwei Arbeiter erlitten im Block 3 Verbrennungen, nach dem sie durch kontaminiertes Wasser gegangen waren. Sie seien einer Strahlung von 2000 bis 6000 Millisievert ausgesetzt gewesen,teilte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) am Sonntag mit. Nach amtlichen Angaben kann diese Strahlenbelastung bei Personen, die ihr mit ganzem Körper ausgesetzt sind, innerhalb kurzer Zeit zu Strahlenkrankheit und Tod führen.

Riss befürchtet

Kabinettssekretär Yukio Edano sagte am Sonntag im japanischen Fernsehen, das extrem radioaktiv verseuchte Wasser stamme «nahezu sicher» aus einem Reaktorkern. Die genaue Ursache sei nicht bekannt. Befürchtet wurde ein Riss oder Bruch in einer der Schutzhüllen um einen Reaktorkern. Sollte tatsächlich der Kern betroffen sein, könnte die Radioaktivität in der Umgebung von Fukushima deutlich ansteigen. Die wahrscheinlichste Folge wäre eine Kontamination des Grundwassers.

Bisher festgestellt wurde eine höhere Strahlenbelastung als normal von Trinkwasser unter anderem im Grossraum Tokio sowie Lebensmitteln wie Milch und verschiedene Gemüsesorten. Abgesagt wurde wegen der hohen Strahlenbelastung vorerst der Plan, kontaminiertes Wasser aus vier der sechs Reaktorblöcke abzupumpen. Zwei zusätzliche Pumpen sollten in der Anlage installiert werden, um das zu beschleunigen - am Wochenende funktionierte nur eine Pumpe, deren Kapazität für die Wassermassen nicht ausreichte.

18 000 Tote erwartet

Der Rückschlag im Kampf gegen eine Atomkatastrophe in Fukushima überschattete die humanitäre Tragödie, die auch zwei Wochen nach dem Erdbeben und Tsunami vom 11. März für die Menschen an der Nordostküste andauerte. Die Zahl der geborgenen Leichen stieg bis Sonntag auf 10 489, mehr als 16 600 Menschen wurden nach Angaben der Polizei vermisst. Es wird erwartet, dass die endgültige Zahl der Toten über 18 000 liegen wird.

(sda/dapd)>

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26.3.2011: 1,5 m hoch steht das strahlende Wasser in den Reaktoren von Fukushima 1:
1250fach erhöhte Werte im Meer vor Fukushima: Verstrahltes Wasser steht meterhoch
http://www.n-tv.de/Spezial/Verstrahltes-Wasser-steht-meterhoch-article2948331.html

<Das Atomwrack Fukushima verseucht zunehmend die Umwelt. Die radioaktive Belastung des Pazifiks an der Küste des beschädigten Kraftwerks erreicht einen Höchstwert. Wegen drohender Beschädigung durch Salzkrusten werden die Reaktoren jetzt mit Süß- statt mit Meereswasser gekühlt. In den Erdbebengebieten behindert Schnee die Bergungsarbeiten.

Der Gehalt des strahlenden Isotops Jod-131 im Meer nahe der Atom-Ruine Fukushima 1 hat den zulässigen Grenzwert um das 1250-fache überschritten. Das teilte die Reaktorsicherheitsbehörde (NISA) mit. Zuvor wiesen die 330 Meter südlich der Anlage entnommenen Proben lediglich eine 100 Mal so hohe Strahlenbelastung aus. AKW-Betreiber Tepco räumte ein, dass mit großer Wahrscheinlichkeit radioaktives Wasser aus dem Atomkraftwerk ins Meer geflossen sei.

Die Verseuchung im Pazifik kommt vermutlich daher, dass radioaktives Wasser aus dem Atomwrack ins Meer geflossen ist, wie der japanische AKW-Betreiber Tepco einräumte. Die stark belasteten Wasserproben wurden 330 Meter südlich des Kraftwerks entnommen, das vor mehr als zwei Wochen durch ein Erdbeben und einen Tsunami stark beschädigt worden war. Bisher war im Meerwasser eine 100-fach über dem Grenzwert liegende Strahlenbelastung gemessen worden. Viele Experten gehen jedoch davon aus, dass sich die Konzentration der radioaktiven Substanzen im Meer schnell verdünnt, so dass derzeit keine größere Gefahr für Mensch und Umwelt bestehe. Die Konzentration müsste deutlich höher sein, um von Algen oder Meerestieren aufgenommen zu werden. Zudem betrage die Halbwertszeit von Jod 131 lediglich acht Tage.

Licht in drei Reaktoren

Die Lage im Atomwrack selbst hat sich nach Aussagen eines Regierungssprechers derweil nicht weiter verschlechtert. Es sei derzeit aber nicht möglich, genau zu sagen, wann die Atomkrise vorbei sei, sagte Kabinettssekretär Yukio Edano. Es gab wenigstens einen kleinen Fortschritt: Im Kontrollraum von Reaktor 2 brannte wieder Licht. Damit ist nun in drei Kontrollräumen das Licht wiederhergestellt. Nur im Block 4 gibt es noch kein Licht.

Die Helfer im AKW arbeiten derzeit an zwei Fronten. Einerseits versuchen sie, das radioaktiv verseuchte Wasser aus den Reaktorgebäuden wegzuschaffen. In den Reaktorblöcken 1 bis 4 war zuvor radioaktives Wasser mit teilweise 10.000fach erhöhter Strahlung ausgetreten, das entweder aus dem Reaktorkern oder aus dem Abklingbecken für abgebrannte Kernbrennstäbe stammt. Das verstrahle Wasser in Block 1 des Atomkraftwerks Fukushima enthält hohe Mengen von Cäsium 137, wie es auch nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor nahezu 25 Jahren in großen Mengen in die Umwelt gelangt ist. Die japanische Reaktorsicherheitsbehörde (NISA) veröffentlichte eine Analyse dieses Wassers, wobei acht radioaktive Substanzen festgestellt wurden. An der Spitze der Aktivität steht Cäsium 137 mit 1,8 Millionen Becquerel.

Nach der Aufnahme in den Körper kann Cäsium-137 anstelle des chemisch ähnlichen Elements Kalzium in die Knochen eingebaut werden. Damit würde diese Strahlenquelle die Betroffenen über lange Zeit gefährden, denn erst nach etwa 30 Jahren ist die Hälfte der radioaktiven Atome zerfallen. Im Meer verdünnt sich die Konzentration radioaktiver Substanzen nach Angaben von Experten schnell. Daher droht noch keine unmittelbare Gefahr für Pflanzen und Tiere.

Nach dem Abpumpen sollen die Arbeiten zur Verkabelung der Kühlsysteme fortsetzt werden. Vermutet wird, dass mindestens einer der Reaktormäntel beschädigt ist, was die Angst vor einer Kernschmelze weiter schürte.

Zweiter Schwerpunkt bleibt die Kühlung der Reaktorblöcke 1 bis 3 mit Wasser von außen. Dies soll die drohende Überhitzung stoppen. Wegen der hohen Strahlenbelastung geschah dies nach einem Bericht des Fernsehsenders NHK aus größerer Entfernung als bisher. Zur Kühlung wird inzwischen vermehrt Süßwasser statt Salzwasser eingesetzt. Experten befürchten, dass verdampfendes Meerwasser Salzkrusten zurücklässt, die sich etwa zwischen den heißen Brennstäben festsetzen. Dies würde den Fluss des kühlenden Wassers behindern. Vor allem in den USA hatten sich Experten besorgt über eine Verkrustung der Kernbrennstäbe mit Salz geäußert.

Wasser bis zu 1,50 Meter hoch

Das verstrahlte Wasser am Boden von Räumen in der Nähe des Reaktorbehälters stand in Block 3 nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo 1,50 Meter hoch. In Block 2 waren es 1 Meter, in Block 4 0,80 Meter und in Block 1 wurden 40 Zentimeter gemessen.

Es sei sehr wichtig, das Wasser aus den Turbinengehäusen zu entfernen, bevor die radioaktive Verstrahlung noch weiter steige, teilte die Atomaufsicht mit. Man arbeite daran, das Wasser sicher zu bergen und dabei nicht die Umwelt zu verschmutzen. Temperatur und Druck hätten sich in allen Reaktoren stabilisiert.

Nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sind noch viele Vorarbeiten nötig, bevor Ingenieure die vermuteten Lecks in den Reaktoren untersuchen und eventuell abdichten können. Der IAEA-Sicherheitssprecher Denis Flory erklärte, zunächst müssten die Reaktoren weiter gekühlt werden, um überhaupt erst eine Umgebung zu schaffen, in der Menschen innerhalb des Reaktors arbeiten und den Schaden beurteilen könnten. "In dieser Phase sind wir noch lange nicht", sagte Flory.

Ministerium erhöht Grenzwerte

Seit Beginn der Krise im Atomkraftwerk wurden 17 Arbeiter verstrahlt. Dabei wurden nur diejenigen Unfälle berücksichtigt, bei denen eine Radioaktivität von mehr als 100 Millisievert gemessen wurde - dies entspricht der maximalen Belastung für AKW-Arbeiter über ein ganzes Jahr hinweg.

Allerdings hatte das Arbeitsministerium diesen Grenzwert für Arbeiter in Fukushima auf 250 Millisievert heraufgesetzt. Bei einem Unfall im Turbinengebäude von Block 3 bekamen zwei Arbeiter ohne Schutzstiefel unterhalb ihrer Knöchel eine Strahlenbelastung von 2 bis 6 Sievert (2000 bis 6000 Millisievert) ab.

Die Umweltorganisation Greenpeace hat bereits gefordert, die AKW-Havarie auf die höchste Stufe der internationalen Atomunfallskala einzuordnen. Das wäre Stufe 7 der Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES). Aus der Atomanlage seien schon jetzt entsprechend große Mengen an Radioaktivität entwichen, teilte Greenpeace mit. Die japanischen Behörden sprechen bisher nur von Stufe 5. Andere Atom-Experten meinten aber auch bereits, der Super-GAU sei schon da.

Greenpeace führt Messungen durch

Greenpeace begann damit, in der Umgebung des Atomkraftwerks Fukushima Eins eigene Stahlenmessungen vorzunehmen. Seit dem Beginn der Krise vor zwei Wochen hätten die Behörden offenbar ständig sowohl die Risiken als auch das Ausmaß radioaktiver Verseuchung unterschätzt, erklärte die Umweltorganisation. Mit den eigenen Messungen solle eine Alternative zu den häufig "widersprüchlichen" Angaben der Behörden geschaffen werden, hieß es.

Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt behinderten währenddessen die Aufräumarbeiten im Katastrophengebiet im Nordosten der japanischen Hauptinsel Honshu. "Es ist so kalt, dass wir nichts machen können", sagte ein Überlebender dem Fernsehsender NHK, der zusammen mit seiner Frau in sein beschädigtes Haus zurückkehrte.

Die Bereitstellung von Behelfsunterkünften für die Opfer der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe lief an. Die mit am schwersten getroffene Stadt Rikuzentakata in der Provinz Iwate begann als erste Gemeinde, Anträge für solche Häuser entgegenzunehmen.

Dramatische Lage im Katastrophengebiet

In Japan ist aber nicht nur die Lage an der Atomruine, sondern auch die Lage der direkten Erdbebenopfer immer noch dramatisch. Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt behinderten am Samstag die Aufräumarbeiten im Katastrophengebiet im Nordosten der Hauptinsel Honshu. "Es ist so kalt, dass wir nichts machen können", sagte ein Überlebender dem Fernsehsender NHK. Er war mit seiner Frau in sein beschädigtes Haus zurückkehrt.

Langsam läuft aber die Bereitstellung von Behelfsunterkünften an. Das sind einfache Häuser aus Holz, die individuell genutzt werden können. Die stark verwüstete Stadt Rikuzentakata in der Provinz Iwate nahm am Samstag als erste Gemeinde Anträge für solche Häuser entgegen.

Besorgt äußerte sich die EU-Kommissarin für Humanitäre Hilfe, Kristalina Georgiewa. Die Menschen in der Katastrophenregion benötigten schnellere Informationen zur radioaktiven Verseuchung ihrer direkten Umgebung, sagte sie nach einem Besuch in der Region. Viele wüssten nicht, wie es in ihrer jeweiligen Gegend speziell aussehe.

Bei dem Erdbeben der Stärke 9,0 und dem dadurch ausgelösten Tsunami am 11. März kamen nach offiziellen Angaben mindestens 10.489 Menschen ums Leben. 16.621 galten immer noch als vermisst, wie es am Samstagabend um 21.00 Uhr Ortszeit hieß.

Der Tsunami hat eine Fläche von rund 470 Quadratkilometern entlang der Küste überflutet, wie die japanische Geodaten-Firma Pasco berichtete. Sie hatte entsprechende Satellitendaten ausgewertet.

Der Wind weht auch in den nächsten Tagen günstig für die Millionen-Metropole Tokio. Radioaktive Partikel aus den Unglücksreaktoren werden aufs Meer getragen, sagte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Samstag in Offenbach voraus. Nur der Küstenstreifen nördlich des Kraftwerks werde vermutlich am Dienstag geringe Mengen radioaktiven Materials abbekommen.

dpa/rts/AFP>


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Financial Times Deutschland online,
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26.03.2011: Die Lage in den Reaktorblöcken in Fukushima 1: Supergau in Reaktor 1,2,3, und 4 möglich
AKW Fukushima in Japan: So ist die Lage in den sechs Reaktorblöcken
aus: Financial Times Deutschland online: http://www.ftd.de/politik/international/:akw-fukushima-in-japan-so-ist-die-lage-in-den-sechs-reaktorbloecken/60031067.html

<Vor allem in den Blöcken 1 bis 4 kämpfen Ingenieure gegen den Super-GAU. Am gefährlichsten ist die Situation in Block 3. FTD.de gibt einen Einblick in das Innere des AKW Fukushima.

Seit Tagen lässt der Betreiber Tepco die Kernreaktoren des Atomkraftwerks in Fukushima mit Wasser kühlen. Das soll eine Überhitzung der sechs Reaktorblöcke verhindern. Die Situation in den Blöcken ändern sich von Tag zu Tag. Auf Grundlage von Angaben der Regierung, der Atomsicherheitsbehörde NISA und des Betreibers Tepco hier eine Übersicht.

Block 1 (Explosion am 12.3.):
Wegen zeitweise steigender Temperatur verstärkte Tepco die Bemühungen, Block 1 von außen mit Meerwasser zu kühlen. In der Folge sank die Temperatur, der Druck stieg aber weiter. Dampf trat aus. Die Kühlung von außen wird seit Freitag mit Süßwasser fortgesetzt, weil das Salzwasser die Brennstäbe beschädigt.

Inzwischen funktioniert die Beleuchtung in Block 1 wieder. Laut Regierung gibt es keine Hinweise auf eine Beschädigung des inneren Reaktorbehälters. Radioaktiv belastetes Wasser im Untergeschoss der Turbinen stoppte die Arbeiten am Freitag. Im Wasser war die Radioaktivität 10.000 Mal so stark wie üblich.

Block 2 (Explosion am 15.3.):
Block 2 wurde bislang ebenfalls mit Meerwasser gekühlt. Auch hier tritt von Zeit zu Zeit Dampf aus. Am Freitag stellte der Betreiber im Untergeschoss der Turbinenräume stark radioaktives Wasser fest - wie in Block 1. Am Samstag soll die Kühlung mit Süßwasser beginnen. Arbeiter stellten zudem im Kontrollraum die Stromversorgung wieder her.

Block 3 (Explosion am 14.3.):
Nachdem am Mittwoch schwarzer Rauch über Block 3 aufgestiegen war, wurden die Arbeiten für einen halben Tag unterbrochen. Die Beleuchtung im Kontrollraum ist intakt, die Kühlung mit Süßwasser begann am Freitag. Block 3 gilt als besonders gefährlich, weil die Brennelemente hochradioaktives Plutonium enthalten.

Am Donnerstag wurden drei Arbeiter bei Kabelarbeiten verletzt. Zwei kamen in eine Spezialklinik. Sie hatten in extrem belastetem Wasser gearbeitet. Vermutlich sind der Reaktorbehälter oder das Abklingbecken für abgebrannte Kernbrennstäbe beschädigt. Womöglich kommt das Wasser vom Kern des Reaktors.

Block 4 (Explosion und Brand am 15.3.):
Der vierte Block des AKW Fukushima stößt regelmäßig Dampf aus. Es gibt Hinweise auf eine Überhitzung des Abklingbeckens für abgebrannte Kernbrennstäbe. Für die kommenden Tage ist eine Kühlung noch mit Meerwasser geplant. Bisher schließt Tepco ein Leck im inneren Reaktorbehälter aus.

Block 5 und 6
Nach Angaben von Tepco ist das reguläre Kühlsystem im Block 5 inzwischen wieder repariert. Eine defekte Pumpe sei ausgetauscht worden, die Kühlung laufe. Block 6 gilt als stabil.>

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Financial Times Deutschland online,
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26.3.2011: Der Wind bläst den radioaktiven Rauch von Fukushima zur Zeit aufs Meer hinaus:
Live-Ticker zur Katastrophein Japan: Wind weht günstig für Tokio
aus: Financial Times Deutschland online; http://www.ftd.de/politik/international/:live-ticker-zur-katastrophe-in-japan-wind-weht-guenstig-fuer-tokio/60031036.html#gmap-0-Fukushima%20Daiichi%20(Reaktor%201)

<14:16 Der Wind weht auch in den nächsten Tagen günstig für die Millionenmetropole Tokio. Radioaktive Partikel aus den Unglücksreaktoren in Fukushima werden auf das Meer getragen. Nur der Küstenstreifen nördlich des Kraftwerks werde vermutlich am Dienstag geringe Mengen radioaktiven Materials abbekommen, sagte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach voraus. Bis dahin trägt der Nordwestwind alles aufs offene Meer hinaus, die radioaktive Fracht werde weit nach Süden und Osten geblasen. Derzeit ist es in der Region um Fukushima weiter winterlich kalt mit Werten um Null Grad am Tag und Nachtfrost. Die Schneeschauer lassen nach. In Tokio herrschen tagsüber etwa zehn Grad und nachts fünf Grad plus.>

Kommentar: Nord-Pazifik wird verstrahlt
Durch diesen radioaktiven Rauch werden Hochseeschiffe verstrahlt, und die ganze Fischwelt im nördlichen Pazifik.
Michael Palomino, 26.3.2020

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n-tv online,
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26.3.2011: 30-km-Verlasszone - strahlendes Wasser - die Kohl-Birne weiterhin für AKWs und unbelehrbar - Strahlung in Deutschland - Strahlung über dem Meer - 10.000-fach verstrahlter Reaktor 1:
Liveticker zu Fukushima bis 27.3.2011
aus: n-tv online: http://www.n-tv.de/Spezial/Liveticker-bis-einschliesslich-27-Maerz-article2968181.html

06.30 Tokio empfiehlt Verlassen der Zone um Fukushima 1 +++
Tokio empfiehlt den Bewohnern des Gebiets in einer Entfernung von bis zu 30 Kilometern um das AKW Fukushima 1, sich freiwillig in weiter entfernte Regionen zu begeben. Eine Ausweitung der 20-Kilometer-Evakuierungszone um das havarierte Atomkraftwerk ist der Regierung zufolge nicht geplant.

07.27 Radioaktives Wasser an Reaktoren 1 und 2 +++
Stark radioaktiv belastetes Wasser stoppt nun auch die Arbeiten an den Reaktoren 1 und 2 im Atomkraftwerk Fukushima 1. Die Arbeiten mussten unterbrochen werden, nachdem dort Wasser mit hoher Radioaktivität gefunden wurde, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo.

10.45 Kohl gegen "Rolle rückwärts" in Atompolitik +++
Altbundeskanzler Helmut Kohl warnt vor einer Kehrtwende in der Atompolitik nach dem GAU in Japan. Er betont, dass sich an der Sicherheit der Kernkraft in Europa nichts geändert habe. "Die Lehre aus Japan darf jetzt nicht die berühmte Rolle rückwärts sein", schreibt Kohl in einem Beitrag für die "Bild"-Zeitung. "Das Leben ist ohne Risiken nicht zu haben", so Kohl. In Deutschland habe sich durch den GAU erst einmal und unmittelbar gar nichts verändert. Die Kernenergienutzung in Deutschland sei durch das Unglück in Japan "nicht gefährlicher geworden, als sie es vorher gewesen ist", schreibt Kohl.

10.55 Verstrahltes Wasser möglicherweise aus Reaktorkern +++
Das radioaktiv belastete Wasser im Reaktor drei des havarierten Atomkraftwerks Fukushima stammt möglicherweise aus dem Reaktorkern. Dies teilt die Betreiberfirma Tepco mit. Kurz zuvor hatte Tepcos Vize-Präsident Sakae Muto in derselben Konferenz erklärt, die Quelle des radioaktiven Wassers in dem Reaktor sei schwer zu bestimmen. Möglicherweise komme es aus dem Abklingbecken. Die japanische Atombehörde erkläre, es sei unwahrscheinlich, dass der Druckbehälter von Reaktor drei beschädigt sei. In dem Behälter befinden sich die Brennstäbe. Reaktor drei enthält Mischbrennstäbe mit hochgiftigem Plutonium.

13.13 Höhere Strahlung in Deuschland +++
Die radioaktive Strahlung nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima erreicht Deutschland. Erstmals seien erhöhte Werte von radioaktivem Jod gemessen worden, sagt eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums. Die Werte lägen aber bei einem Millionstel der üblichen natürlichen Strahlung, die ein Mensch pro Jahr erhalte.

14.32 Wind treibt Strahlenbelastung aufs Meer +++
Der Wind treibt die radioaktiven Partikel aus den japanischen Unglücksreaktoren in den nächsten Tagen auf das offene Meer. Die Millionen-Metropole Tokio werde nicht betroffen sein, sagt Meteorologe Bernd Zeuschner vom deutschen Wetterdienst. Nur am Freitag könne die Region nördlich von Fukushima einen Teil der Stoffe abbekommen.

16.21 10.000-fach erhöhte Strahlenwerte auch im Reaktor 1 +++
Im Wasser eines zweiten Reaktorblocks in Fukushima ist 10 000-fach erhöhte Strahlung gemessen worden. Dieser Wert sei jetzt am Meiler Nummer 1 aufgetreten, meldet die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Betreiberfirma Tepco. Am Donnerstag war bereits an Reaktor 3 im AKW Fukushima im Wasser eine Radioaktivität festgestellt worden, die 10.000 Mal so hoch war wie üblich.

19.38  Uhr Radioaktive Pfützen in Fukushima +++
Am Atomkraftwerk Fukushima werden an vier Reaktorblöcken Pfützen von radioaktiv belastetem Wasser entdeckt. Wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtet, könnte das Wasser vielleicht aus dem Reaktorkern oder den Abklingbecken für die abgebrannten Kernstäbe gesickert sein.

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n-tv
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27.3.2011: Verstrahltes Meer - stark verstrahltes Wasser - radioaktive Spuren in Frankreich - Reedereien boykottieren Tokio und Yokohama - Süsswasser soll Brennstäbe kühlen:
Liveticker zu Fukushima bis 27.3.2011
aus: n-tv online: http://www.n-tv.de/Spezial/Liveticker-bis-einschliesslich-27-Maerz-article2968181.html

03.13 Mehrwasser radioaktiv stark belastet +++
Im Meerwasser nahe des japanischen Atomkraftwerks Fukushima 1 wird eine Konzentration von radioaktivem Jod 131 gemessen, die um das 1250-fache über dem gesetzlich zulässigen Höchstwert liegt. Das teilt die japanische Atomsicherheitsbehörde mit. Die Probe wurde demnach vom AKW-Betreiber Tepco einige hundert Meter von dem Atomkraftwerk entfernt im Pazifik entnommen.

03.54 Stark radioaktives Wasser entdeckt +++
In Fukushima 1 wird an einer weiteren Stelle stark radioaktiv verseuchtes Wasser entdeckt. Das verseuchte Wasser befinde sich im Keller des Turbinengebäudes von Reaktor 1, sagt ein Sprecher der japanischen Atomsicherheitsbehörde. Es sei noch unklar, woher genau das Wasser stamme.

14.02 Frankreich entdeckt radioaktive Spuren +++
In Frankreich werden erste radioaktive Spuren aus Fukushima nachgewiesen. Wie das Institut für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit (IRSN) in Paris mitteilt, handelt es sich jedoch nur um eine sehr geringe Erhöhung der Konzentration von Jod 131 in der Luft. Es bestehe keinerlei Gefahr für die Umwelt oder die Gesundheit der Bevölkerung. Die Jod 131-Spuren wurden demnach zwischen Montag und Donnerstag von einer IRSN-Messstation auf dem Puy de Dôme im Zentralmassiv gemessen.

16.59 Reedereien meiden Tokio aus Angst vor Strahlung +++
Internationale Reedereien vermeiden es aus Angst vor Strahlenbelastungen, die Häfen von Tokio und Yokohama anzulaufen. Wie die Zeitung "New York Times" schreibt, hätten mehrere große Reedereien den Frachtverkehr gestoppt oder eingeschränkt. Dagegen würden die von Fukushima weiter entfernten Häfen wie Osaka und Kobe weiterhin angelaufen.

19.01 IAEA: Jetzt Süßwasser auf Reaktoren 1, 2 und 3 +++
Das havarierte AKW Fukushima 1 wird nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde jetzt mit Süßwasser gekühlt und nicht mehr mit Salzwasser aus dem Meer. Die japanischen Behörden hätten mitgeteilt, dass die Reaktoren 1, 2 und 3 nun mit Süßwasser gekühlt würden, erklärt die IAEA in Wien. Bei der Nutzung von Salzwasser droht eine Beschädigung des Materials an den Reaktoren.

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n-tv
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27.3.2011: Tepco in Fukushima kann nicht mehr messen - Greenpeace fordert die Ausweitung des Evakuierungsradius - kein Zeitplan - Demonstrationen gegen Atom in Japan:
Immer mehr radioaktives Meerwasser - Messfehler schürt Angst vor Super-GAU
http://www.n-tv.de/Spezial/Messfehler-schuert-Angst-vor-Super-GAU-article2951536.html

[Messfehler von Tepco]

<Chaos in Fukushima: Die radioaktive Verseuchung um das japanische Atomkraftwerk Fukushima erreicht teils extreme Werte, die der AKW Betreiber Tepco jedoch wieder zurücknimmt. Dennoch bleiben sie erschreckend hoch. Tepco entschuldigt sich für den "Messfehler". Das Meer nahe der maroden Meiler ist unterdessen immer stärker belastet.

Der Betreiber des japanischen Unglücks-AKW Fukushima schürt mit falschen Messwerten im In- und Ausland die Angst vor einem Super-Gau. Der Enegierkonzern Tepco nahm am Sonntagabend Angaben über einen dramatischen Anstieg der radioaktiven Strahlung in Reaktor 2 jedoch wieder zurück. Die Strahlung sei zwar Besorgnis erregend hoch, aber nicht so hoch wie zunächst angenommen, sagte der Vizepräsident des Unternehmen, Sakae Muto. Die Radioaktivität im Wasser im Turbinengebäude sei 100.000 Mal höher als normal und nicht zehn Millionen Mal wie am Morgen vermeldet.

Muto entschuldigte sich für den Fehler. Wegen der hohen Werte waren die fieberhaft an einer Reparatur des Meilers arbeitenden Techniker abgezogen worden.

[Anstieg der Verstrahlung des Meerwassers]

Auch im Meerwasser vor dem durch das Beben und den Tsunami schwer beschädigten Atomkraftwerk wurde ein Anstieg der Radioaktivität gemessen.

"Es tut mir sehr leid", sagte der Tepco-Manager zu der neuen Panne des Konzerns, der für sein Krisenmanagement und wegen mangelhaften Wartungen in der Kritik steht. "Ich werde sicherstellen, dass solche Fehler nicht mehr vorkommen." Zuvor war in der Anlage eine Strahlung gemessen worden, die tödlich sein kann. Die UN-Atomaufsicht IAEA zeigte sich daraufhin besorgt. "Das ist ein nach allen Maßstäben sehr schwerer Unfall", sagte der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, der "New York Times". Tepco betonte aber, dass das radioaktive Jod eine Halbwertszeit von weniger als einer Stunde habe. Das bedeutet, dass es innerhalb eines Tages zerfällt. Am Donnerstag waren in Fukushima drei Techniker verstrahlt worden. Sie waren in einem anderen Reaktor mit Wasser in Berührung gekommen, das eine 10.000-fache Strahlung aufwies.

Die Agentur Jiji berichtete von einer Strahlenbelastung von 1000 Millisievert pro Stunde im Wasser von Block 2. Das würde bedeuten, dass ein Arbeiter den bereits angehobenen Grenzwert von 100 auf 250 Millisievert binnen 15 Minuten abbekommen hätte.

Das Wasser in den Turbinenhäusern macht die Arbeit lebensgefährlich. Es sollte dennoch abgepumpt werden, um an der dringend nötigen Verkabelung der Kühlsysteme arbeiten zu können. Wasser steht bis zu einem Meter hoch in den Turbinenhäusern aller vier Reaktorblöcke von Fukushima Eins. Es ist jedoch unterschiedlich stark belastet.

Meereswasser belastet

Aus dem wegen seiner Plutonium-Brennstäbe besonders gefährlichen Reaktor 3 steigt wieder Rauch auf.

Unklar war zunächst, wann die abgezogenen Arbeiter aufgrund der korrigierten Messwerte zurückkehren können. Die seit der Naturkatastrophe vor mehr als zwei Wochen laufenden Versuche, die Anlage rund 240 Kilometer nördlich von Tokio unter Kontrolle zu bringen, mussten immer wieder wegen Explosionen oder gefährlichen Strahlungswerten unterbrochen werden. In der Luft außerhalb der Evakuierungszone rund um Fukushima und in der Millionenmetropole Tokio wurde am Sonntag keine erhöhte Radioaktivität festgestellt.

Die radioaktive Verseuchung des Meerwassers vor der havarierten Anlage stieg aber noch einmal: Tests der japanischen Atomaufsicht ergaben eine um das 1850-fache erhöhte Belastung durch radioaktives Jod. Am Vortag war die Belastung noch um das 1250-fache erhöht.

Vor dem Hintergrund des zunehmend verstrahlten Meerwassers versuchte die japanische Atomaufsicht , die wachsenden Sorgen in der Bevölkerung zu dämpfen. Die Verstrahlung stelle nur ein geringes Risiko für das Leben im Ozean dar, hieß es. Durch die Meeresströmung würden die strahlenden Partikel weggeschwemmt und verdünnt, bevor Fische und Algen sie aufnehmen könnten.

Dennoch dürften die Messergebnisse Ängste in Japan und darüber hinaus schüren - vor radioaktiv verseuchten Lebensmitteln und unkontrollierbaren Folgen der Atomkraft generell. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon stellte sich hinter Forderungen, weltweit die Reaktorsicherheit unter die Lupe zu nehmen.

Greenpeace für größeren Evakuierungsradius

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat eine Ausweitung der Evakuierungszone rund um das AKW gefordert. Nach Angaben von Greenpeace herrscht in dem Ort Iitate 40 Kilometer nordwestlich des Kraftwerks eine Strahlenbelastung von bis zu zehn Microsievert pro Stunde. Eine solcher Wert mache eine Evakuierung notwendig. Vor allem für Kinder und Schwangere sei es nicht sicher, weil sie bereits innerhalb weniger Tage der jährlich erlaubten Strahlenbelastung ausgesetzt seien, teilte Greenpeace-Strahlenexperte Jan van de Putte mit.

Um das Kraftwerk gilt derzeit eine 20 Kilometer weite Evakuierungszone. Die Regierung legte Bewohnern im Umkreis zwischen 20 und 30 Kilometern Entfernung nahe, freiwillig die Gegend zu verlassen.

Zeitplan für die Krise nicht möglich

Mit der seit vielen Tagen erhofften Wiederherstellung der Stromzufuhr sollen auch die mächtigeren Maschinen des regulären Kühlsystems wieder laufen. Ein Teil der Technik benötige aber Gleichstrom, an dem noch gearbeitet werde. Am Sonntag sollte testweise auch Klimaanlage im Reaktorblock 1 eingeschaltet werden.

Der Betreiber konzentrierte sich am Wochenende darauf, mehr und mehr Süßwasser in die havarierten Reaktoren von Fukushima Eins zu pumpen. Süßwasser hinterlässt beim Verdampfen kein Salz, das den Fluss des Kühlwassers behindern könnte. Unter anderem sei die US-Marine mit einer großen Wasserladung nach Fukushima unterwegs.

Ins Abklingbecken des vierten Reaktors, in dem abgebrannte Brennelemente gekühlt werden müssen, wurde am Sonntag aber weiterhin Salzwasser geleitet, kündigte ein NISA-Sprecher an. Die Kapazitäten seien begrenzt - so stand bisher für Reaktor 1 nur eine Pumpe zur Verfügung. Regierungssprecher Yukio Edano sagte dem Fernsehsender NHK, er "würde gern einen Zeitplan vorlegen", wann die Krise in Fukushima gebannt sein werde. "Aber ich kann nicht optimistischer sein als die Realität."

IAEA-Chef Amano sagte, die Krise sei noch nicht überstanden. Sie könne vielmehr noch Wochen oder gar Monate dauern. Schließlich seien sich die Behörden noch immer nicht sicher, ob die Reaktorkerne und verbrauchten Brennstäbe mit ausreichend Wasser zum Kühlen bedeckt seien. Zumindest ein gutes Zeichen sei, dass die Stromversorgung der Anlage teilweise wiederhergestellt sei. "Aber um die Krise zu überwinden, muss mehr getan werden", sagte der Japaner. Er betonte, dass dies aber nicht als Kritik an der Regierung gemeint sei.

Im Unterschied zum Super-GAU von Tschernobyl belastet die Katastrophe von Fukushima die Bevölkerung derzeit nicht mit einer unkontrollierbar großen Menge Radioaktivität. Die Gefahr eines Super-GAUs ist jedoch weiterhin nicht gebannt. In Deutschland demonstrierten in verschiedenen Millionenstädten Hunderttausende Menschen gegen die Atomkraft.

Anti-Atom-Demos in Japan

In Tokio protestierten Japaner gegen
                      Atomkraft
In Tokio protestierten Japaner gegen Atomkraft [1]

Auch in Japan demonstrierten Hunderte Menschen gegen die Atomkraft. In Tokio und in Nagoya im Zentrum des Landes versammelten sich jeweils rund 300 Demonstranten und forderten ein Ende der Kernkraft. Sie marschierten auch am Sitz von Tepco vorbei. Einige Protestteilnehmer trugen Gasmasken. Viele warnten vor enormen Schäden für die Landwirtschaft. Zahlreiche Länder haben bereits Importstopps für japanische Lebensmittel verhängt.

Seit Beginn der Krise wurden insgesamt 17 Arbeiter verstrahlt. Tepco räumte ein, dass drei verstrahlte Arbeiter nicht vor dem radioaktiven Wasser im Turbinen-Gebäude gewarnt worden waren. Die drei Arbeiter sollen noch in einem Institut für Strahlenforschung untersucht und dann am Montag entlassen werden. Es gebe keine gesundheitlichen Probleme, berichtete die Nachrichtenagentur Jiji unter Berufung auf die Ärzte. Bei den zwei Arbeitern, die Verbrennungen an den Füßen erlitten hatten, sei die Belastung gering.

Immer mehr Auswirkungen auf die Wirtschaft

Unterdessen mehren sich die Auswirkungen auf die Wirtschaft. Wie die "New York Times" berichtet, haben mehrere große Reedereien den Frachtverkehr nach Tokio und Yokohama gestoppt oder eingeschränkt. Dagegen würden die von Fukushima weiter entfernten Häfen wie Osaka und Kobe weiterhin angelaufen. Japanische Autohersteller überlegen, ihre Produktion abwechselnd herunterzufahren, um Strom zu sparen. Damit wollen die Konzerne verhindern, dass ihre Stromversorgung wegen Engpässen rationiert wird.

Das Erdbeben und der Tsunami am 11. März hatten den Nordosten Japans teilweise verwüstet. 10.804 Menschen starben, 16.244 werden noch vermisst. Die Lage der Erdbebenopfer ist noch immer dramatisch. Am Wochenende behinderten auch Schnee und eisige Temperaturen die Bergungsarbeiten. In vielen Unterkünften gibt es kein Heizmaterial.

dpa/rts/AFP>

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Spiegel
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Fukushima 1 am 27.3.2011:
In 4 Reaktoren steht verstrahltes Wasser im Keller - Strahlenuntersuchung - Explosionen und Strahlenschübe - radioaktives Jod zerfällt schnell - Licht in Reaktor 2:
Pannenmeiler Fukushima: In vier Reaktoren steht verstrahltes Wasser
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,753407,00.html

<Von Simone Utler

Wasser mit massiv erhöhter Strahlung, offenbar beschädigte Brennstäbe, unterbrochene Kühlarbeiten: Die Lage im japanischen AKW Fukushima wird immer unübersichtlicher. Was ist der aktuelle Stand in den sechs Reaktoren, und was genau machen die Arbeiter? Ein Überblick.

Fukushima - Die atomare Gefahr des Kraftwerks Fukushima Daiichi ist noch lange nicht gebannt. Inzwischen steht in mehreren Reaktorblöcken verstrahltes Wasser, zum Teil ist die Radioaktivität massiv höher als der Grenzwert. "Das ist ein nach allen Maßstäben sehr schwerer Unfall", sagte der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, der "New York Times".

Die Radioaktivität in Reaktor 2 erreichte am Sonntag einen Wert, der tödlich sein kann. Die von der Betreibergesellschaft Tepco im Reaktor gemessenen mehr als 1000 Millisievert pro Stunde können nach Einschätzung der US-Umweltbehörde schwere Blutungen auslösen. Das Kraftwerk wurde am Sonntag umgehend evakuiert. Die Mitarbeiter, die die Messungen vornahmen, seien aus Reaktorblock zwei geflohen, bevor eine zweite Messung abgeschlossen war, hieß es.

Kabinettssekretär Yukio Edano sagte im japanischen Fernsehen, das extrem radioaktiv verseuchte Wasser stamme "nahezu sicher" aus einem Reaktorkern. Die genaue Ursache sei nicht bekannt. Befürchtet wurde ein Riss oder Bruch in einer der Schutzhüllen um einen Reaktorkern.

[Pflicht-Strahlenuntersuchung vor Flüchtlingszentren - viele Reedereien boykottieren Tokio]

Die Furcht vor radioaktiver Verstrahlung unter den Menschen im Umkreis von Fukushima führt inzwischen zu extremen Vorsichtsmaßnahmen: Notunterkünfte nehmen nur Flüchtlinge aus der evakuierten Zone um das AKW auf, die sich einer Strahlenuntersuchung unterzogen haben. Viele internationale Reedereien meiden mit ihren Frachtern den Hafen von Tokio, weil auch das Meer immer stärker radioaktiv verseucht wird.

[Immer wieder Explosionen und Strahlungsschübe]

Die seit dem Erdbeben und dem Tsunami vor mehr als zwei Wochen laufenden Bemühungen, die Anlage rund 240 Kilometer nördlich von Tokio unter Kontrolle zu bringen, müssen immer wieder wegen Explosionen oder gefährlicher Strahlungswerte unterbrochen werden.

[Radioaktives Jod zerfällt in einem Tag - Licht in Reaktor 2]

Die AKW-Betreiber bemühen sich, stets auch kleine Fortschritte und Erfolge zu vermelden. So betonte Tepco nun, dass das in dem Wasser gemessene radioaktive Jod eine Halbwertszeit von weniger als einer Stunde habe, also innerhalb eines Tages zerfällt. Kurz vor der Hiobsbotschaft von den extremen Strahlenwerten hatte das Unternehmen vermeldet, in Kontrollraum von Reaktor 2 gebe es wieder Licht. Und die Kühlung der Reaktoren könne von Salzwasser auf Süßwasser umgestellt werden.

Mit jeder neuen Meldung wird die Lage unübersichtlicher.>

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Financial Times Deutschland online,
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27.03.2011: Plutonium-Untersuchung - und 100.000-fach erhöhte Strahlung in Reaktor 2:
Japan-Chronologie vom Sonntag: Tepco untersucht Bodenproben auf Plutonium
aus: Financial Times Deutschland online: http://www.ftd.de/politik/international/:japan-chronologie-vom-sonntag-tepco-untersucht-bodenproben-auf-plutonium/60031295.html#gmap-0-Fukushima Daiichi (Reaktor 1)


<Der japanische Atomkonzern Tepco geht auf Nummer sicher: Bodenproben vom Gelände des AKW-Wracks sollen von unabhängigen Spezialisten auf Plutonium untersucht werden. Die Strahlung in Reaktor 2 ist nach neuesten Angaben hunderttausendfach erhöht.

21:07 Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat eine Ausweitung der Evakuierungszone rund um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima gefordert. Nach Angaben von Greenpeace herrscht in dem Ort Iitate 40 Kilometer nordwestlich des Kraftwerks eine Strahlenbelastung von bis zu zehn Microsievert pro Stunde. Ein solcher Wert mache eine Evakuierung notwendig. Vor allem für Kinder und Schwangere sei es nicht sicher, weil sie bereits innerhalb weniger Tage der jährlich erlaubten Strahlenbelastung ausgesetzt seien, teilte Greenpeace-Strahlenexperte Jan van de Putte mit.

Um das Kraftwerk gilt derzeit eine 20 Kilometer weite Evakuierungszone. Die Regierung legte Bewohnern im Umkreis zwischen 20 und 30 Kilometern Entfernung nahe, freiwillig die Gegend zu verlassen.

18:33 Die Strahlung im Wasser aus dem Reaktor 2 des Krisen-Atomkraftwerks Fukushima liegt nach neuen Angaben des Betreibers Tepco 100.000 Mal höher als normal. Damit berichtigte das Unternehmen einem Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo zufolge frühere Angaben. Tepco hatte in ersten Angaben berichtet, dass das Wasser in dem Turbinenhaus zehn Millionen Mal höher als sonst belastet gewesen sein soll. Danach hatte Tepco von Messfehlern gesprochen und die ursprünglichen Angaben zurückgezogen, ohne zunächst mit neuen Zahlen aufzuwarten.

18:06 Der Betreiber des Katastrophen-Kraftwerks Fukushima lässt Bodenproben vom Gelände der havarierten Anlage von unabhängigen Spezialisten auf das hochgiftige Schwermetall Plutonium untersuchen. Mit den Ergebnissen der Untersuchung rechne der Betreiber Tepco innerhalb der kommenden Tage, wie der japanische TV-Sender NHK berichtete. Tepco selbst hatte bei seinen Untersuchungen kein Plutonium nachweisen können. Die Bodenproben vom 21. und 22. März sollen nun von der japanischen Atomenergiebehörde und vom japanischen Zentrum für chemische Analysen untersucht werden.

In Fukushima gilt Block 3 als besonders gefährlich, weil es sich bei dessen Brennelementen um Plutonium-Uran-Mischoxide (MOX) handelt. Das radioaktive und hochgiftige Schwermetall Plutonium hat eine Halbwertzeit von 24.000 Jahren. Nach dieser Zeit ist also erst die Hälfte der Radioaktivität abgeklungen. Gerät der Stoff in den Körper, kann Krebs entstehen.>

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Schweiz 27.3.2011:
Schweizer AKWs haben viele Mängel - und kein Geld für Reparaturen
Schweizer AKWs: Viele Mängel und kein Geld für Reparaturen
http://www.20min.ch/news/schweiz/story/14101335

<225 Mängel weisen die Schweizer AKWs total auf. Allfällige schärfere Sicherheitsvorkehrungen kosten aber viel Geld.

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat Ensi, bescheinigt den fünf Schweizer AKWs noch vor kurzem, dass sie sicher sind. Doch die nun publizierte Mängelliste zeigt ein anderes Bild: 225 Sicherheitsmängel sind darin aufgeführt. 86 bei Leibstadt, 73 bei Beznau 1 und 2, 36 bei Gösgen und 30 bei Mühleberg, wie der «Sonntags Blick» berichtet. Mit dem Paul Scherrer Institut und dem atomaren Zwischenlager Zwilag sind es gar 250 Beanstandungen.

Im Normalfall stellen die meisten Mängel keine akute Gefährdung dar, sagt das Ensi. Kommt es aber bei einem Unfall zu unerwarteten Kettenreaktionen, könnten schon kleine Sicherheitslücken ausser Kontrolle geraten. Darum müssen die Atom-Kontrolleure im Auftrag von Bundesrätin Doris Leuthard alle AKW's neu auf Herz und Nieren prüfen.

Auch das Bundesverwaltungsgericht hat vom Ensi neue Informationen über die Sicherheit des AKW Mühlebergs verlangt: Bis zum 8. April muss eine Zusammenstellung aller aufgrund der Ereignisse in Japan ausgelösten Abklärungen, Massnahmen und Sicherheitsfragen, beim AKW Mühleberg eingereicht werden. Das zeigt eine Verfügung des Gerichtes, die der «Sonntags Zeitung» vorliegt.

Kein Geld für schärfere Sicherheitsvorkehrungen

Allfällige Sanierungen könnten die Werke viel Geld kosten. Gemäss Kapsar Müller, unabhängiger Finanzexperte, fehlt den beiden AKW Leibstadt und Gösgen jegliches Kapital, um die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. «Leibstadt und Gösgen brauchen dringend neues Kapital und zwar in hoher Summe», sagt er.

Müller ist auch Präsident der Stiftung Ethos und Mitglied der Swiss-GAAP-FER-Kommission, die Empfehlungen zur Rechnungslegung herausgibt. Die beiden grössten Aktionäre der beiden AKW, Alpiq und Axpo, sind bereit, Geld einzuschiessen. «Falls notwendig wäre Alpiq selbstverständlich bereit, zusätzliche Mittel bereitzustellen», sagt Sprecher Andreas Werz. Bei Axpo heisst es, man hafte im Rahmen der Verpflichtungen als Aktionär.

(aeg)>

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n-tv
                    online, Logo

28.3.2011: Arbeiter ohne Strahlenwarnung - Demonstration gegen Atom in Japan - Tepco gibt weitere Substanzen im Reaktor 2 zu - 100.000-fach erhöhte Strahlung im Wasser - Greenpeace fordert Ausweitung der Evakuierungszone:
Fukushimaticker
aus: n-tv online: http://www.n-tv.de/Spezial/Liveticker-bis-einschliesslich-27-Maerz-article2968181.html

04.09 Tepco warnte Arbeiter nicht vor Strahlung +++
Die drei zuletzt in Fukushima verstrahlten Arbeiter sind vom Betreiber nicht vor der gefährlichen Radioaktivität am dritten Reaktorblock gewarnt worden. Der Kraftwerksbetreiber Tepco räumt ein, dass ihm die drastisch erhöhten Strahlenwerte an dem Reaktor bekanntgewesen seien. Der "Informationsaustausch" habe nicht "ordentlich funktioniert" sagt Manager des Unternehmens. Zugleich habe ein Teil der Arbeiter beim Verlegen von Stromleitungen Alarmsignale missachtet.

13.51 Japaner demonstrieren gegen Atomkraft +++
Hunderte Japaner demonstrieren in Tokio und Nagoya für ein Ende der Atomkraft. "Wir brauchen keine Kernkraft", skandieren die Protestteilnehmer in der Hauptstadt, während sie am Sitz des Tepco-Konzerns vorbeimarschieren. Einige Demonstranten tragen Gasmasken.

14.30 Tepco: Nicht nur Jod-134 im Wasser +++
Laut Tepco sind womöglich andere radioaktive Substanzen als das bisher gemeldete Jod-134 im Wasser des Turbinenhauses von Reaktor 2 enthalten.

18.30 Tepco: Strahlung in Reaktorwasser 100.000-fach erhöht +++
Die Strahlung im Wasser aus dem Fukushima-Reaktor 2  liegt nach neuen Angaben des Betreibers Tepco 100.000 Mal höher als normal. Damit berichtigt das Unternehmen laut einem Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo frühere Angaben. Tepco hatte in ersten Angaben berichtet, dass das Wasser in dem Turbinenhaus zehn Millionen Mal höher als sonst belastet gewesen sein soll. Tepco macht Messfehler verantwortlich.

21.07 Greenpeace: Evakuierungszone ausweiten +++
Greenpeace fordert eine Ausweitung der Evakuierungszone rund um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation herrscht in dem Ort Iitate 40 Kilometer nordwestlich des Kraftwerks eine Strahlenbelastung von bis zu zehn Microsievert pro Stunde. Ein solcher Wert mache eine Evakuierung notwendig. Vor allem für Kinder und Schwangere sei es nicht sicher, weil sie bereits innerhalb weniger Tage der jährlich erlaubten Strahlenbelastung ausgesetzt seien.

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28.03.2011: <Fukushima: Stark verstrahltes Wasser entweicht aus Reaktor 2> - Kernschmelze in Reaktor 2
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article12986808/Stark-verstrahltes-Wasser-entweicht-aus-Reaktor-2.html

<Die japanische Regierung hat eine Kernschmelze in Reaktor 2 bestätigt. Außerhalb des Gebäudes sammelt sich hoch radioaktives Wasser an.

Im schwer beschädigten japanischen Atomkraftwerk Fukushima 1 ist am Montag erstmals außerhalb des Gebäudes vom Reaktor 2 stark radioaktiv verseuchtes Wasser entdeckt worden. In mehreren Kontrollschächten eines unterirdischen Kanals, der aus dem Turbinengebäude des Reaktors hinausführt, habe sich Wasser angesammelt, dessen Radioaktivität bei 1000 Millisievert pro Stunde liege, teilte ein Sprecher der Betreiberfirma Tepco mit.

In Reaktor 2 des havarierten Kernkraftwerks Fukushima hat es eine Kernschmelze gegeben, das hat die japanische Regierung bestätigt. Außerhalb des Gebäudes sammelt sich stark verstrahltes Wasser an. Die Anlage wurde durch das schwere Erdbeben und den Tsunami stark beschädigt. Der Oharai-Hafen nahe Tokio. Viele befürchten, dass die aus Fukushima entweichende Radioaktivität in die Nahrungskette gelangt.

Die Kontrollschächte des Kanals, in dem Kabel und Abwasserleitungen verlaufen, befinde sich rund 60 Meter vom Meer entfernt, sagte der Sprecher. Möglicherweise sei verseuchtes Wasser in den Ozean gelangt. „Wir sind dabei zu prüfen, ob das Wasser direkt in Kontakt mit dem Meer gekommen ist“, sagte der Sprecher.

Bereits am Sonntag war ähnlich stark radioaktiv verseuchtes Wasser im Untergeschoss des Turbinengebäudes entdeckt worden. Bisher war jedoch außerhalb des Gebäudes kein Wasser entdeckt worden.

Am Montag war auch 30 Meter außerhalb der Reaktoren 5 und 6 stark radioaktiv belastetes Meerwasser entdeckt worden. Nach Angaben der Atomaufsichtsbehörde lagen die Werte radioaktiven Jods 1150 Mal über dem Normalwert.

An den beiden Reaktoren wurden zur Zeit des Erdbebens und des anschließenden Tsunamis, der am 11. März Teile der Anlage beschädigte, Wartungsarbeiten vorgenommen. Zuvor waren die Messungen nur südlich des Kraftwerks, vor den Reaktoren 1 bis 4, vorgenommen worden.

Kernschmelze bestätigt

Die Regierung in Tokio bestätigte zuvor, dass im Reaktor 2 in den vergangenen zwei Wochen vermutlich eine Kernschmelze eingesetzt hatte. Man glaube aber, dass der Prozess gestoppt sei, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Die Regierung rief die Anwohner dringend auf, nicht in ihre Häuser im 20-Kilometer-Evakuierungsradius um das AKW zurückzukehren. Dort bestehe ein „großes Risiko“ für die Gesundheit, sagte Edano nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo.

Die Zahl der verstrahlten Arbeiter in Fukushima 1 erhöhte sich um 2 Männer auf 19. Grund für die neue Einschätzung der Regierung zu einer Kernschmelze in Meiler 2 ist die extrem erhöhte Radioaktivität. Sie trat unter anderem im Wasser in dem benachbarten Turbinengebäude auf. Nach Angaben des Stromkonzerns Tepco wurde an dem Reaktor am Sonntagnachmittag eine Strahlendosis von 1000 Millisievert pro Stunde gemessen. Zum Vergleich: Die natürliche Radioaktivität in Deutschland liegt laut Gesellschaft für Reaktorsicherheit bei etwa 2,1 Millisievert – und zwar pro Jahr.

Der Energiekonzern Tepco hatte nach Beginn der Katastrophe festgelegt, dass die Arbeiter am Atom-Wrack höchstens 150 Millisievert Strahlung pro Noteinsatz abbekommen dürfen. Auch jetzt gab es von der Regierung keine genauen Informationen zum Zeitpunkt der vermuteten Kernschmelze. Fachleute vermuteten schon mehrfach seit Beginn des Unglücks vor gut zwei Wochen, dass wegen starker Überhitzung der Reaktorkerne möglicherweise eine Schmelze begonnen habe. Tepco selbst sprach in den ersten Tagen ebenfalls schon einmal von einer möglichen „partiellen Kernschmelze“. Diese Angaben wurden damals aber zurückgenommen.

Scharfe Kritik am AKW-Betreiber Tepco

Edano kritisierte den Umgang des Betreibers Tepco mit den Strahlungs-Messwerten scharf. Das Vorgehen sei „inakzeptabel“. Das Unternehmen hatte am Wochenende widersprüchlich Angaben zur Höhe der Strahlung gemacht. Die japanische Atomaufsichtsbehörde wies den AKW-Betreiber zudem an, Maßnahmen zu treffen, damit es nicht wieder zu solchen Irrtümern komme. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein Umkreis von 20 Kilometern um das Kraftwerk kontaminiert ist, und es gibt derzeit ein großes Risiko (für die Gesundheit)“, sagte Regierungssprecher Edano der Agentur Kyodo zufolge.

Anwohner sollen die Evakuierungszone nicht betreten, bevor die Regierung grünes Licht gebe. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte zuvor eine Ausweitung der Evakuierungszone rund um das Atomwrack gefordert. In dem Ort Iitate, rund 40 Kilometer nordwestlich des Kraftwerks, gebe es eine so hohe Strahlenbelastung, dass eine Evakuierung notwendig sei, erläuterte Greenpeace. Vor allem für Kinder und Schwangere sei es dort nicht sicher.

Unterdessen setzten die Arbeiter und Techniker in der Atomruine ihre Bemühungen fort, das hoch radioaktive Wasser aus den Gebäuden zu pumpen. Das ist nötig, damit nicht noch mehr Arbeiter verstrahlt werden. Und damit die Stromversorgung und die Kühlung in dem Kraftwerk, das beim Erdbeben vom 11. März zerstört wurde, in Gang kommen. Bisher wurden 19 Arbeiter bei der Rettungsaktion stärker verstrahlt – sie waren einer Radioaktivität von mehr als 100 Millisievert ausgesetzt.

Nachbeben der Stärke 6,5

Drei Arbeiter, die einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt waren, wurden nach Angaben von Kyodo aus dem Krankenhaus entlassen. Unterdessen erschütterten weitere Beben die Katastrophenregion. Am Montagmorgen bebte die Erde nach japanischen Angaben mit einer Stärke von 6,5. Die US-Erdbebenwarte stufte die Stärke des Erdstoßes dagegen auf 5,1 zurück.

Das Zentrum des Bebens lag nach Angaben der nationalen Meteorologischen Behörde in Japan vor der Küste der Unglücksprovinz Miyagi in einer Entfernung von 163 Kilometern von Fukushima. Kurz danach gab es ein weiteres Nachbeben. Von dem havarierten Kernkraftwerk wurden jedoch keine weiteren Schäden gemeldet. Eine von den Behörden zunächst ausgegebene Tsunamiwarnung wurde später aufgehoben.

Die Region war vor gut zwei Wochen von einem verheerenden Erdbeben der Stärke 9,0 sowie einem Jahrhundert-Tsunami schwer zerstört worden. Mehr als 10.800 Menschen verloren im Nordosten des Landes ihr Leben, rund 16.000 Menschen gelten als vermisst.

Noch immer sind 190.000 Menschen in Notunterkünften hausen, wie der staatliche Fernsehsender NHK meldete. Die Behörden warnen die Bewohner für die nächste Zeit vor weiteren Nachbeben. Derweil wurden die Aufräumarbeiten fortgesetzt.

AFP/dpa/mk>

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Spiegel
                    online, Logo

Fukushima 28.3.2011: Verstrahltes Trinkwasser - und verstrahltes Regenwasser:
AKW-Katastrophe in Japan: Behörde warnt vor verseuchtem Trinkwasser
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,753516,00.html

<Die Kernschmelze im AKW Fukushima ist teilweise eingetreten. Jetzt warnt das japanische Gesundheitsministerium eindringlich vor dem Gebrauch von Regenwasser zur Herstellung von Trinkwasser. Dabei ist die Versorgung derzeit ohnehin schon problematisch.

Osaka - In Tokio sind Hamsterkäufe von Wasser an der Tagesordnung, in den Tsunami-Gebieten des Landes ist die Trinkwasserversorgung ohnehin schon schwierig. Jetzt kommt ein weiteres Problem auf die Bevölkerung zu: Japans Gesundheitsministerium hat Wasseraufbereitungsanlagen im ganzen Land angewiesen, kein Regenwasser mehr zu verwenden und Becken mit Plastikplanen abzudecken.

Die Sorge vor radioaktiver Strahlung in der Umwelt nimmt kontinuierlich zu - erst recht nach der Bestätigung, dass es im Reaktor 2 des havarierten Atomkraftwerks Fukushima I teilweise zu einer Kernschmelze gekommen sei. Nach Einschätzung der japanischen Regierung kam radioaktives Material mit dem zur Kühlung eingesetzten Wasser in Berührung - vermutlich deshalb sei das Wasser verstrahlt, das in dem Reaktor entdeckt wurde, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Montag. Die erhöhte Strahlung sei offenbar auf den Block begrenzt. Die Regierung gehe davon aus, dass die Kernschmelze lediglich vorübergehend sei, so der Sprecher.

Da radioaktive Partikel aus dem schwer beschädigten AKW nun über das Regenwasser in Flüsse gelangen könnten, sollte aus Flüssen kein Trinkwasser mehr entnommen werden, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur AFP am Montag.

Allerdings sollten diese Maßnahmen nur in dem Maße umgesetzt werden, wie sie nicht die Trinkwasserversorgung gefährden. Und so stehen die Japaner nun vor einer weiteren Unsicherheit: Werden sich die Betreiber der Wasseraufbereitungsanlagen an die Anweisungen des Gesundheitsministeriums halten - oder aus Angst vor einer Wasserunterversorgung radioaktiv kontaminiertes Regenwasser in Kauf nehmen?

Vergangene Woche waren im Trinkwasser der Hauptstadt Tokio und mehreren anderen Städten erhöhte Werte von radioaktivem Jod 131 gemessen worden. Seitdem ist die Belastung aber wieder zurückgegangen.

Noch immer ist unklar, wie viel Radioaktivität bereits in die Umwelt gelangt ist - und wie viel noch seinen Weg aus dem Reaktor hinaus finden wird. Maßgeblich ist dabei die Menge sowie die Art radioaktiver Partikel, die etwa durch das Öffnen von Notventilen oder mit verdampftem Kühlwasser in die Atmosphäre gelangen und sich später dann als radioaktiver Niederschlag in Seen und Flüssen sammeln können. Ein Teil der Partikel kann dabei sogar in das Grundwasser gelangen.

Unterdessen fiel der Börsenwert der Betreibergesellschaft Tepco am Montag um 17,73 Prozent. Das Unternehmen steht wegen des Krisenmanagements in dem Kraftwerk, das bei dem schweren Erdbeben und dem anschließenden Tsunami am 11. März beschädigt worden war, in der Kritik.

Am Sonntag hatte Tepco Angaben zur Höhe der radioaktiven Belastung des aus dem Reaktor 2 ausgetretenen Wassers korrigiert. Regierungssprecher Yukio Edano nannte daraufhin den Fehler des Unternehmens "völlig inakzeptabel".>

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28.3.2011: <Atomkatastrophe in Japan: "Das Trinkwasser wurde zu spät geschützt"> - ein Supergau wie in Tschernobyl ist in Fukushima längst erreicht - Frauen und Kinder sollten längst aus Tokio evakuiert sein
http://www.20min.ch/news/dossier/japanbeben/story/-Das-Trinkwasser-wurde-zu-spaet-geschuetzt--20669212

20 Minuten Online: Herr Smid, die Experten von Greenpeace sind seit Freitag in Fukushima vor Ort, wie ist die Lage?
Karsten Smid*: Die Katastrophe nimmt unaufhörlich ihren Lauf: Es ist eine enorme Menge radioaktives Material freigesetzt worden und ein Ende ist nicht in Sicht. Wir fordern deshalb, das Unglück auf Stufe 7 der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (Ines) hoch zu stufen. Die Katastrophe hat aus unserer Sicht das Ausmass von Tschernobyl erreicht. Die Behörden gehen weiterhin von Stufe 5 aus – das ist eine absolute Verharmlosung der Lage. Fukushima verseucht seit zwei Wochen die Umwelt mit einer riesigen Menge von radioaktiven Partikeln.

Über die Strahlenbelastung gibt es unterschiedliche Angaben. Haben Sie eigene Messungen vor Ort gemacht?

Unser Team muss sich wie alle Behörden zuerst einmal auf die Werte der Betreiberfirma «Tepco» verlassen. Am Freitag haben unsere Experten allerdings am Rand der Sperrzone erste Messungen gemacht. Im Nordwesten herrscht zehn Kilometer ausserhalb der Sperrzone demnach immer noch eine Belastung von 7.6 Microsievert pro Stunde. Dieser Wert ist nicht nur sehr hoch, er ist auch gesundheitlich bedenklich. Die akzeptable Dosis ist an diesen Orten innerhalb von wenigen Tagen bereits erreicht. Die Anfälligkeit für Krebs und Leukämie steigt gerade bei Risikogruppen wie schwangeren Frauen und Kleinkindern. Dieselbe Beobachtung haben wir auch im Abstand von 60 Kilometern von Fukushima gemacht. Wir fordern deshalb eine Ausdehnung der Sperrzone. Wie weit diskutieren wir im Moment noch, die Sperrzone muss aber deutlich ausgeweitet werden. Wir stellen uns eine Zone von 80 bis 100 Kilometern vor. Vor allem deshalb auch, weil die Katastrophe noch nicht vorbei ist. Die Betreiberfirma hat die Lage alles andere als im Griff – es kann also zu noch erheblicheren Freisetzungen kommen.

Der Super-GAU scheint ja bereits erreicht: Nach Medienberichten tritt hochradioaktives Wasser aus Reaktor 2 aus.
Wir gehen auch davon aus, dass Reaktor 2 leckt. Anders wäre die hohe Strahlenbelastung nicht zu erklären. Das Wasser tritt offenbar aus dem Stahlgehäuse aus und sammelt sich unter dem Reaktor. Die Betreiberfirma teilte zunächst auch mit, dass hohe Jod 134-Werte gemessen wurden, was dramatisch wäre. Jod 134 würde bedeuten, dass die Kettenreaktion im Reaktor wieder angefangen hätte. Tepco hat die Informationen aber kurz danach zurückgenommen, es scheint also nicht so. Allerdings wurde die Strahlung von 1000 Millisievert pro Stunde bestätigt, was schlimm genug ist. Wenn Sie sich dieser Belastung mehrere Stunden aussetzen, sterben Sie innert kürzester Zeit an der Strahlenkrankheit.

Die Situation ist also nicht unter Kontrolle, wie Behörden und Tepco dies in den vergangenen Tagen implizieren?
Die Situation ist definitiv nicht unter Kontrolle. Im Gegenteil: Die hohen Strahlenwerte behindern weiterhin die Arbeiten. Die Techniker müssen eine Menge Hürden nehmen, um überhaupt die Reaktoren weiterhin kühlen zu können. Im Moment müssen sie dieses hoch radioaktive Wasser wegpumpen, um überhaupt an Reaktor 2 weiterarbeiten zu können.

Wo pumpen die Arbeiter denn die radioaktive Brühe hin?
Sie pumpen sie einfach aus einem Raum in den nächsten. Daran sehen Sie wie hoffnungslos die Situation dort ist. Hinzu kommt, dass die Internationale Atomaufsichtsbehörde (IAEA) nur positive Dinge darstellt, die wirklich dramatische Situation wird nicht kommuniziert. Die IAEA lässt die Bevölkerung im Unklaren. Das Strahlenmessnetz um Fukushima wurde beispielweise bereits kurz nach der Katastrophe abgeschaltet beziehungsweise vom öffentlichen Netz genommen. Die Messwerte werden nicht weiterverbreitet, sondern bei Tepco unter Verschluss gehalten und das Ausmass der Katastrophe damit einfach verheimlicht. Gerade in der jetzigen Situation wären aber klare Informationen für die Bevölkerung wichtig. Die Leute vor Ort werden von dieser Verschleierungstaktik zusätzlich gefährdet. Wie unser Team berichtet, wünscht sich die Bevölkerung kaum etwas sehnlicher als Informationen – unabhängige und transparente Informationen.

Wie heikel ist die Lage für die Menschen vor Ort denn?
Die Strahlung breitet sich im Moment hauptsächlich über die Luft aus. Die radioaktive Wolke wird im Moment glücklicherweise aufs Meer hinausgetragen. Die Ausbreitungshöhe bleibt zudem in den unteren Schichten, was bedeutet, dass die Partikel wahrscheinlich über dem Meer ausgeregnet werden. Allerdings wurden auch in den Nahrungsmitteln bereits erhebliche Belastungen festgestellt. Das Gemüse ist teilweise kontaminiert und darf nicht mehr gegessen werden. Zudem müssen die Nahrungsmittel überwacht werden, wie vollständig das bisher gemacht wird und wurde, ist unklar. Eines ist sicher: Fukushima ist eine Katastrophe, die uns Monate und Jahre lang begleiten wird. Die Belastung wird den Japanern noch viele Jahre zu schaffen machen – auch ausserhalb der Sperrzone, wo die Dosisleistung längst kritische Werte erreicht hat.

Kontaminiertes Wasser wurde bereits Tage nach der Katastrophe gemessen. Erst jetzt wurde allerdings das Trinken von Regenwasser verboten und die Trinkwasseraufbereitungsanlagen abgedeckt. Wurde zu spät reagiert?
Wir müssen bei den Messwerten im Trinkwasser auf die Angaben der Behörden vertrauen. Der bisherige in Tokio gemessene Wert ist allerdings für Risikogruppen wie Frauen und Kinder bereits bedenklich. Für sie empfiehlt sich konsequent aus Flaschen zu trinken. Die jetzigen Massnahmen sind mehr als notwendig, sie sind längst überfällig: Die Abdeckungen kommen also spät und zu zögerlich. Tokio bezieht sein Wasser aus Speicherseen zwischen Fukushima und der Metropole. Zudem wurden beispielsweise die Speicherseen noch nicht abgedeckt. Diese Abdeckungen sind allerdings Notmassnahmen, die die Belastung minimieren, aber keinen absoluten Schutz vor der Strahlung bieten.

Sollte in Europa angesichts dieser Entwicklungen der Import von Nahrungsmitteln aus Japan gestoppt werden?
Es ist vor allem wichtig, dass wir die Lebensmittel kontrollieren und belastete Nahrung vernichten. Wichtig ist, dass dieses Monitoring durchgezogen wird und nicht plötzlich die Grenzwerte hoch gesetzt werden. Wir müssen aufpassen, dass sich niemand Nahrungsmittel um die Kontrollen und die Limits herum mogelt. Wie lange eine solche Verseuchung in den Nahrungsmitteln bemerkbar ist, zeigen uns die Pilze in Bayern oder auch der Schweiz. An beiden Orten ist auch 25 Jahre nach Tschernobyl die Strahlenbelastung in den Pilzen immer noch bedenklich hoch. In Bayern wird deshalb sehr viel Wild nach dem Abschuss als radioaktiver Sondermüll behandelt.

Teilen Sie die Einschätzung der Betreiberfirma und der japanischen Behörden, dass die Folgen für das Meer gering sind?
Es ist zu billig auf die Verdünnung im Meer zu setzen. Natürlich verdünnt sich die Strahlung im Ozean, dass ist unbestritten. Allerdings ist es absolut notwendig die Belastung zu messen und zu überwachen. Die Belastung an der Küste um Fukushima ist im Moment so hoch, dass es alles andere als harmlos ist. Der Verdünnungseffekt reicht dort längst nicht aus. Die Strahlung könnte also auch über die Fische in den Nahrungskreislauf geraten.

Wird das Gebiet um Fukushima I jemals wieder besiedelt werden können?
Für uns steht im Moment eine Ausweitung der Sperrzone im Vordergrund. Es ist ganz wichtig, dass die Bevölkerung in einem grösseren Radius um Fukushima evakuiert wird. Dass die Leute danach zurück in ihre Häuser können, bleibt eine trügerische Hoffnung. Um Tschernobyl gibt es auch 25 Jahre nach der Atomkatastrophe immer noch eine verstrahlte Zone. Wir müssen deshalb auch in Fukushima davon ausgehen, dass ein weites Gebiet für unbewohnbar erklärt werden muss – egal wie diese Katastrophe ausgeht.>


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Fukushima 1 am 28.3.2011: <Hochgiftiges Plutonium im Boden gefunden>
http://www.20min.ch/news/dossier/japanbeben/story/Hochgiftiges-Plutonium-im-Boden-gefunden-26230698

<Rund um das beschädigte Kernkraftwerk Fukushima sind im Boden Spuren von hochgiftigem Plutonium entdeckt worden. Ausserdem ist ein neues Tsunami-Video aufgetaucht.

Im Boden um Fukushima ist hochgiftiges Plutonium entdeckt worden. Das 1940 entdeckte und nach dem Planeten Pluto benannte silberweisse Plutonium gilt als einer der gefährlichsten Stoffe der Welt. Es ist ein radioaktives Schwermetall, das in Atomkraftwerken beim Abbrennen von uranhaltigen Brennelementen entsteht. Wegen der starken Alpha-Strahlung zählt es zu den giftigsten radioaktiven Stoffen. Schon wenige Mikrogramm Plutonium wirken tödlich. Der Stoff lagert sich in den Knochen ab und ist erbgut- und fruchtschädigend, zerstört Zellen und erzeugt Krebs. Das Einatmen von Plutonium-Staub kann Lungenkrebs hervorrufen. Bei einer biologischen Halbwertszeit von 40 Jahren in der Leber, beziehungsweise 100 Jahren in den Knochen wird es praktisch nicht mehr zu Lebzeiten ausgeschieden.

Plutonium kommt in der Natur nur in Spuren in Uranmineralen vor. Im Periodensystem der Elemente hat es die Nummer 94 und das Zeichen Pu. Es sind verschiedene Plutonium-Isotope (Varianten mit verschiedenen Neutronenzahlen im Atomkern) bekannt. Plutonium und das ebenfalls spaltbare Uran bilden die Grundstoffe zum Bau von Atombomben und sind Spaltstoffe für bestimmte Kernreaktoren. Plutonium-239 wird in größeren Mengen in Brutreaktoren erzeugt. Bei dem wichtigsten Plutonium-Isotop Pu 239 beträgt die Halbwertszeit, der Zeitraum in welchem die radioaktive Strahlung um die Hälfte abnimmt, 24.110 Jahre.>


Basler
                    Zeitung online, Logo

28.3.2011: <Hochgiftiges Plutonium im Boden um Fukushima entdeckt>
http://bazonline.ch/ausland/die-tsunami-katastrophe/Hochgiftiges-Plutonium-im-Boden-um-Fukushima-entdeckt/story/28831946?dossier_id=885

<Heute haben Experten Spuren des gefährlichen Schwermetalls rund um das AKW nachgewiesen. Es hat eine Halbwertszeit von tausenden von Jahren und kann Leukämie auslösen.

Plutonium entdeckt

Im Boden rund um das beschädigte Kernkraftwerk Fukushima sind Spuren von hochgiftigem Plutonium entdeckt worden. Das äusserst gefährliche Schwermetall sei an insgesamt fünf Stellen nachgewiesen worden, meldete die Nachrichtenagentur Kyodo heute.

Dem Kraftwerksbetreiber Tepco zufolge stamme das Plutonium aus Brennstäben der Anlage, die bei dem schweren Erdbeben am 11. März und dem anschliessenden Tsunami schwerbeschädigt wurde. Aus welchem Block das Material stammt, ist noch nicht bekannt.

Tepco hatte zuvor Bodenproben vom Gelände der havarierten Anlage von unabhängigen Spezialisten auf das hochgiftige Plutonium untersuchen lassen. In Fukushima gilt Block 3 als besonders gefährlich, weil es sich bei dessen Brennelementen um Plutonium-Uran- Mischoxide (MOX) handelt.

Das radioaktive Plutonium verliert auch nach Tausenden von Jahren nichts von seiner Gefährlichkeit. Gerät der Stoff in den Körper, kann Krebs entstehen. Dringt Plutonium in Wunden ein, verbindet es sich mit Eiweissen des Blutplasmas und lagert sich in Leber und Knochenmark ab. Dort kann Plutonium Blutkrebs (Leukämie) auslösen. (sda)>


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28.3.2011: Fukushima mutiert zum Tschernobyl des Westens:
Partielle Kernschmelze: Das Tschernobyl des Westens
http://www.20min.ch/news/dossier/atomenergie/story/Das-Tschernobyl-des-Westens-20783363

<Während die Ingenieure in Japan gegen den Super-GAU im AKW Fukushima I ankämpfen, erinnert sich der Westen an den Atomunfall in Three Mile Island vor genau 32 Jahren.

Kernschmelze, Radioaktivität in der Umwelt, Evakuierungen – was derzeit in Japan vor sich geht, beherrschte vor exakt 32 Jahren schon einmal die Schlagzeilen. Der Störfall im Reaktorblock 2 des Atomkraftwerks Three Mile Island in Harrisburg, Pennsylvania, war der schlimmste Atomunfall des Westens. Und wie jetzt in Japan rückten die Behörden auch in Harrisburg nur scheibchenweise mit der Wahrheit heraus.

Die Kette der unheilvollen Ereignisse begann am frühen Morgen des 28. März 1979. Kurz nach vier Uhr fielen zwei Pumpen im sekundären, nicht-radioaktiven Kühlkreislauf aus, was die Kühlung der beiden Dampferzeuger verhinderte. Dies wiederum führte zur Notabschaltung des Kernreaktors. Obwohl damit die Kettenraktion beendet war, wurde weiterhin Wärme in beträchtlichem Masse freigesetzt — die Nachzerfallswärme. Nun stieg der Druck im radioaktiven Primärkreislauf stark an, worauf sich ein Sicherheitsventil öffnete, das mehr als zwei Stunden offenblieb. Die Belegschaft bemerkte die Fehlfunktion nicht. In der Folge traten grosse Mengen von Kühlmittel — eine Tonne pro Minute — ins Containment, den Sicherheitsbehälter des Reaktors, aus.

Kernschmelze

Da die Füllstandsanzeige des primären Kreislaufs durch eine Fehlkonstruktion bedingt nicht korrekt war und die Belegschaft dadurch fälschlich annahm, es sei zu viel Kühlwasser vorhanden, wurde die Notkühlung heruntergefahren. Immer mehr Wasser im Primärkreislauf verdampfte, so dass der obere Teil des Reaktors 130 Minuten nach dem Beginn des Störfalls nicht mehr von Kühlflüssigkeit umgeben war. In den Brennstäben begann nun die Kernschmelze, die bis zur Entdeckung des Störfalls bereits weit fortgeschritten war. Tonnen von geschmolzenem Material aus den Brennstäben sammelte sich auf dem Boden des Containments — zum grossen Glück hielt er der enormen Hitze und dem Gewicht lange genug stand.

Inzwischen gelangten radioaktive Gase in die Umwelt, weil das stark radioaktive Kühlmittel, das sich im Containment angesammelt hatte, durch einen Schaltfehler in einen externen Sammeltank in einem Nebengebäude gepumpt wurde.

In die Atmosphäre geblasen

Erst nach dem Schichtwechsel um sechs Uhr zog die neue Belegschaft die richtigen Schlüsse aus der hohen Temperatur im Reaktorsystem; das Sicherheitsventil wurde geschlossen und der Kühlmittelverlust gestoppt. Neues Wasser wurde in den Kühlmittelkreislauf gespeist. Es dauerte jedoch mehrere Tage, bis die Situation in der Anlage wieder unter Kontrolle war. Dabei wurde erneut kontaminiertes Material zum Teil durch direkte Entlüftung in die Atmosphäre abgegeben.

Es dauerte bis kurz vor halb acht Uhr, bis der Schichtleiter endlich die höchste Alarmstufe auslöste. Während nun die Behörden — und schliesslich auch Präsident Jimmy Carter — informiert wurden, beruhigte man die Bevölkerung mit falschen Angaben. So behauptete ein Sprecher der Betreiberfirma, Radioaktivität sei nicht entwichen — dies zu einem Zeitpunkt, als bereits radioaktives Gas und Wasser in die Atmosphäre und in den Fluss Susquehanna gelangt waren.

Erhöhte Krebshäufigkeit

Am Freitag liess der Gouverneur von Pennsylvania schwangere Frauen und kleine Kinder in einem Umkreis von acht Kilometern um die Anlage herum evakuieren. Nun kam Panik auf und um die 140 000 Menschen suchten das Weite.

1985, sechs Jahre nach dem Unfall, zeigte eine unabhängige Studie, dass die Krebshäufigkeit auf der Lee-Seite (wo der Wind damals hinwehte) deutlich höher war als auf der windabgewandten Seite. Sie lag um bis zu 150 Prozent höher als der Durchschnitt in der nahegelegenen Stadt Harrisburg.

Weckruf für die Anti-AKW-Bewegung

Heute ist der Unfall von Three Mile Island fast in Vergessenheit geraten. Die Katastrophe von Tschernobyl sieben Jahre später und der aktuelle Super-GAU in Japan haben das schlimmste Atomunglück, das sich bisher im Westen ereignete, zusätzlich in den Hintergrund gedrängt. Dabei war Three Mile Island ein Weckruf für die Atomindustrie und mehr noch für die Anti-AKW-Bewegung, die gewaltigen Auftrieb erhielt. Seit Three Mile Island ging in den USA kein neues AKW mehr ans Netz.

(dhr)>

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Spiegel
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28.3.2011: Der Super-GAU ist längst da - und der Wind dreht wieder gegen Tokio - US-Nukleares-Forschungszentrum fordert 80-km-Sperrzone für 2 Mio. Menschen - 10% der Tschernobyl-Radioaktivität sind in Fukushima bereits freigesetzt:
Atomkraft: GAU auf Raten
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,753586,00.html

<Von Veronika Hackenbroch, Takako Maruga und Cordula Meyer

Die zerstörten Reaktorblöcke in Fukushima setzen seit Wochen Radioaktivität frei. Nach Modellrechnungen könnte bereits ein Zehntel der Strahlenmenge von Tschernobyl ausgetreten sein. Arbeiter sind verstrahlt, die Belastung für Einwohner steigt - wie gefährdet ist deren Gesundheit?

Tagelang hatten die Techniker geschuftet, um wieder Strom in die Kraftwerksruine von Fukushima zu leiten. Und dann steht ein so banales Symbol für ihre Verzweiflung, ihre Hilflosigkeit, ihre Niederlage: Gummistiefel.

Am Donnerstag waren die drei Männer ins Kellergeschoss des Turbinengebäudes von Reaktor 3 vorgestoßen, um die Lage dort unten zu prüfen. Dann kehrten sie, gut gerüstet, zurück: mit Werkzeug und in voller Schutzmontur - Helm, Maske, Gummihandschuhen und über der Schutzkleidung noch einen Regenmantel.

Nur, dass sie plötzlich durch mehr als knöcheltiefes Wasser würden waten müssen, darauf waren sie nicht vorbereitet. Zwei der Arbeiter hatten nur halbhohe Stiefel, in die nun das Wasser lief. Eine dreiviertel Stunde lang werkelten die Männer mit nassen Füßen an den Kabeln herum. Trotz piepender Dosimeter.

Inzwischen sind die Arbeiter im Nationalen Institut für Strahlenforschung. Das Wasser war derart verschmutzt, dass radioaktive Beta-Strahlen ihre Haut verbrannten. In nicht mal einer Stunde bekamen die Arbeiter etwa 180 Millisievert ab - neunmal mehr als ein AKW-Angestellter im ganzen Jahr. "Mit solchen Verbrennungen", meint Peter Jacob, Leiter des Instituts für Strahlenschutz am Helmholtz Zentrum München, "werden die Männer sehr lange Probleme haben." Ein Kollege der drei Männer konstatierte lakonisch: "Wir passen ja schon auf. Aber wir müssen noch vorsichtiger sein bei der Arbeit."

Wieder einmal hatte sich gezeigt, wie wenig selbst die Experten darüber wissen, welche Gefahren auf dem Gelände des Unglücksreaktors noch lauern. Niemand hatte damit gerechnet, dass im Untergeschoss eine so extrem strahlende Brühe schwappen könnte. Offenbar sei der Sicherheitsbehälter des dritten Reaktors beschädigt, schlossen die Vertreter der japanischen Nuklearaufsichtsbehörde - klafft ein Riss in der Barriere zwischen dem stark strahlenden Kern und der Umwelt?

Dabei hatte die Woche verhalten hoffnungsfroh begonnen. Im lädierten Reaktor 1 brannten wieder Glühbirnen; ein deutscher Betonmischer pumpte Wasser in das gefährlich leere Becken für abgebrannte Brennelemente in Block 4; und eine ganze Woche lang hatte es keine Explosion mehr in dem Kernkraftwerk gegeben. Zwei Wochen nach Beginn der Katastrophe in Fukushima geht das bereits als gute Nachricht durch.

Doch inzwischen mussten die Ingenieure einsehen, dass sie kaum Fortschritte bei der Kühlung machen; bis Freitagnacht funktionierte in keinem der havarierten Reaktoren eine Pumpe. Bis zu 45 Tonnen Meersalz haben sich wohl in den Reaktorbehältern abgelagert und erschweren die Kühlung. Salz kristalliert an warmen Stellen und wirkt wie eine ungewünschte Isolierschicht. Am Freitagnachmittag wollten die Ingenieure beginnen, Süßwasser einzuspeisen. Und dann sind da ja noch die 3450 abgebrannten Brennelemente, die glühend heiß und vermutlich großteils beschädigt in halbleeren Becken unter freiem Himmel liegen.

"Er ist längst da, der GAU"

"Wir erleben eine anhaltende massive Freisetzung von Radioaktivität", mahnt der Chef des Bundesamts für Strahlenschutz Wolfram König. "Und allen muss klar sein: Das ist noch lange nicht das Ende." Der Atomexperte Helmut Hirsch wundert sich: "Überall höre ich, dass da gerätselt wird, ob es noch zum GAU kommt. Dabei ist er längst da, der GAU." Nur dass es diesmal ein GAU auf Raten ist.

Und dann drehte am Freitag auch noch der Wind. Radioaktive Partikel trieben nun vom Pazifik wieder westwärts über Japan hin. In Gemüse, im Wasser und im Boden rund um Fukushima wurden vereinzelt sehr hohe Werte gemessen.

Noch immer haben die japanischen Behörden lediglich einen Umkreis von 20 Kilometern rund um Fukushima geräumt. Doch auch für Menschen, die sich außerhalb dieses Gürtels aufhalten, steigen die Strahlungsrisiken. "Die Behörden sollten weiter evakuieren und dann zuerst die schwangeren Frauen und die Kleinkinder raus aus der 30-Kilometer-Zone holen", fordert der Atomkritiker Mycle Schneider, Herausgeber des "Statusreports Atomenergie". Embryonen, Föten und Babys sind besonders gefährdet, weil die Strahlung bevorzugt jene Zellen angreift, die sich schnell teilen.

Bislang kampieren 77.000 Menschen in Notunterkünften wie Turnhallen. In der 30-Kilometer-Zone leben weitere 62.000. Der Chef der US-Nuklearaufsichtsbehörde NRC würde die Sperrzone am liebsten sogar auf 80 Kilometer ausweiten - dann müssten zwei Millionen Menschen zusätzlich zu den Hunderttausenden Erdbeben- und Tsunami-Opfern umquartiert werden. Inzwischen fordert die japanische Behörde die Menschen auf, das Gebiet freiwillig zu verlassen.

Und auch sonst prasseln derzeit aus den USA, aus Russland, Finnland und Deutschland besorgte Ratschläge, Forderungen und Mutmaßungen auf die gebeutelten Japaner ein. Selbst das französische Amt für Nuklearsicherheit IRSN, nicht gerade als Warner in Sachen Atomrisiken bekannt, veröffentlichte vergangene Woche eine verstörende Modellrechnung. Demnach sei in Fukushima bereits bis zum Dienstag vergangener Woche ein Zehntel des Strahlenmaterials in der Umwelt gelandet, das 1986 in Tschernobyl freigesetzt wurde.

Die Internationale Atomenergiebehörde hält das indes für stark übertrieben. Nach ihren Berechnungen, die sich auf die Daten der Messgeräte vor Ort stützen, sei lediglich ein kleiner Bruchteil von dem ausgetreten, was die Franzosen vermuten.>

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29.3.2011: <Katastrophe in Japan: Arbeiter mit radioaktivem Wasser begossen>
http://www.20min.ch/news/dossier/japanbeben/story/Arbeiter-mit-radioaktivem-Wasser-begossen-28870674


<Bei Arbeiten an einer Pumpe ereignete sich in Fukushima wieder ein Zwischenfall: Wasser ergoss sich über zwei Arbeiter und drang durch die Schutzanzüge durch.

Am Dienstag kam es zu einer erneuten Panne, als Arbeiter versuchten eine Pumpe ausserhalb von Reaktor 3 anzuschliessen. Dabei ergoss sich radioaktives Wasser auf mindestens zwei der Arbeiter und durchnässte ihre angeblich wasserdichten Anzüge bis auf die Unterwäsche. Behördenangaben zufolge wuschen sich die Arbeiter schnell ab und blieben unverletzt.>

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n-tv
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29.3.2011: Der Wind dreht in Richtung Tokio:
Fukushima-Brennstäbe beschädigt - Wind dreht auf Tokio
http://www.n-tv.de/Spezial/Wind-dreht-auf-Tokio-article2962261.html

<Der Kampf gegen die Strahlenkatastrophe in Japan kann noch lange dauern. Schon jetzt sind manche Arbeiter an der Grenze ihrer Kräfte. Die Regierung hat dennoch kaum Anlass zum Optimismus. Und der Wind dreht wieder auf Tokio zu.

In der japanischen Hauptstadt Tokio wächst die Sorge vor radioaktiver Verseuchung. Noch trägt der Wind aus Südwesten die radioaktiven Partikel vom havarierten Atomkraftwerk Fukushima auf den Pazifik hinaus. Am Mittwochabend allerdings ändert er seine Richtung und weht dann in Richtung der Millionen-Metropole Tokio. Böen bis Stärke sechs treiben die Radioaktivität dann auf den Großraum mit seinen rund 35 Millionen Menschen zu.

"Dort steigt die Konzentration folglich an, allerdings deutlich verdünnt gegenüber der Ausgangsregion", wie der Deutsche Wetterdienst vorhersagt. Genaue Werte kennen die Wetterfachleute nicht. Dazu kommt noch Regen, der die gefährlichen Partikel zu Boden bringen kann. "In der Nacht zum Donnerstag dreht der Wind dann aber auch schon wieder", sagte DWD-Meteorologin Dorothea Paetzold voraus. Dabei frischt er auch kräftig auf und pustet die Luft wieder auf das Meer hinaus.

Erhöhte Plutonium-Werte weltweit

In den Reaktoren 1 bis 3 sollen die Brennstäbe beschädigt sein. Das könnte zur Freisetzung des Plutoniums geführt haben.

Zuvor hatten Plutonium-Funde in Fukushima neue Sorgen über das wahre Ausmaß der seit 25 Jahren größten Atomkatastrophe ausgelöst. Die Entdeckung des extrem giftigen und krebserregenden Stoffs am Boden des Reaktorkomplexes deutet nach Ansicht der Atomaufsicht auf einen Bruch der Schutzhülle. "Die Brennstäbe in den Reaktoren 1 bis 3 sind beschädigt", teilte die Atomaufsicht mit.

Die Opposition forderte nach den jüngsten Erkenntnissen von Ministerpräsident Naoto Kan, die Evakuierungszone rund um Fukushima auszuweiten. Damit sollen zusätzlich zu den bereits in Sicherheit gebrachten 70.000 Bewohnern weitere 130.000 Menschen ihre Wohnorte verlassen. Als Konsequenz aus dem Umgang mit der Katastrophe könnte der umstrittene Kraftwerksbetreiber Tepco verstaatlicht werden.

Experten äußerten die Vermutung, dass das gefundene Plutonium entweder aus einem Abklingbecken oder aus dem Reaktorblock 3 stammt, in dem das in der Natur nicht vorkommende Element als Brennstoff mit verwendet wird. "Plutonium ist eine Substanz, die bei hohen Temperaturen emittiert wird. Es ist außerdem schwer und entweicht daher nicht so leicht", erläuterte der stellvertretende Chef der Atomaufsicht, Hidehiko Nishiyama. "Wenn also Plutonium aus dem Reaktor entwichen ist, sagt uns das etwas über die Schäden am Brennstoff aus. Und wenn es die ursprüngliche Schutzhülle durchbrochen hat, unterstreicht das die Schwere und das Ausmaß dieses Unfalls."

Plutonium hat eine Halbwertzeit von 24.000 Jahren. Der Stoff wird auch zum Bau von Atomwaffen benötigt. Tepco zeigte sich weiterhin bemüht, die Bedeutung der Plutonium-Funde herunterzuspielen.

Spuren von Jod-131

Weltweit wächst die Sorge vor einer Verbreitung radioaktiver Verseuchung. Wissenschaftler warnen aber zugleich vor Panikmache. Im Nordosten der USA, in Südkorea und auf den Philippinen waren erstmals Spuren von Radioaktivität aufgetaucht. Nachdem radioaktives  Jod-131 aus der japanischen Unglückanlage in den US-Bundesstaaten Massachusetts und Pennsylvania gefunden wurden, hatten die Umweltbehörden auch in Ohio erhöhte Strahlungswerte in Regenwasser nachgewiesen. Forscher der Case Western Reserve University in Cleveland erklärten, sie hätten Jod-131 auf dem Dach eines Campus-Gebäudes gefunden. "Theoretisch kann Jod-131 überall herkommen, wo radioaktiver Abfall produziert wird", sagte Geologie-Professor Gerald Matisoff. "Aber wir wissen, dass es aus Japan stammt", ergänzte er.

Von Wissenschaftlern war erwartet worden, dass Strahlung aus Fukushima bis in die USA gelangen könnten und darüber hinaus zu einen globalen Problem würde. Die in den USA entdeckten Werte lägen aber noch "weit unter" gesundheitsbedenklichen Bereichen, teilte die US-Umweltschutzagentur EPA mit. Die US-Atomregulierungsbehörde (NRC) und das US-Energieministerium haben Dutzende Fachleute nach Japan geschickt, um die Lage einzuschätzen und Experten vor Ort zu beraten.

In der Nacht war auch aus Seoul und an anderen Orten Südkoreas der Fund geringer Spuren radioaktiven Jods in der Atmosphäre gemeldet worden. Jod-131 sei vorher noch nie in Südkorea registriert worden, teilte das Institut für Nuklearsicherheit (KINS) in Taejon mit. Auch auf den Philippinen wurden in der Luft kleine Mengen radioaktiver Isotope aus Fukushima registriert. Hier, wie an den anderen Fundorten, sei die Konzentration jedoch so gering gewesen, dass keine Gefahr für die Umwelt oder Gesundheit der Menschen bestehe, teilten die Behörden mit.

Krise wird noch Monate dauern

Michael Sailer sieht keine Anzeichen für eine Besserung der Lage am Unglücksreaktor.

Nach Einschätzung des Wissenschaftlers Michael Sailer werden die Techniker im AKW Fukushima noch Monate gegen eine Kernschmelze kämpfen müssen. Auch wenn nichts Schlimmeres passiere, werde es noch ein bis zwei Jahre dauern, bevor der Reaktor geöffnet werden könne, sagte Sailer im Deutschlandfunk. Der Chemiker ist Mitglied der Reaktorsicherheitskommission des Bundes, Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts und ein bekannter Kritiker der Kernenergie.

Die Aussage der japanischen Regierung, dass die Kernschmelze gestoppt sei, ist nach Sailers Einschätzung eine Meldung von begrenzter Gültigkeit. Der Fund von Plutonium an fünf Stellen in Fukushima bedeute, dass die Brennstäbe sehr, sehr heiß seien. "Also entweder knapp unter der Kernschmelze oder in der Kernschmelze, weil das Plutonium erst bei sehr hohen Temperaturen rausgeht", sagte der Chemiker.

Anzeichen für eine Besserung der Lage gebe es nach wie vor nicht. "Sie wird irgendwie auf einem gewissen Level gehalten, weil ja die Kühlung öfters klappt", sagte Sailer. "Das Grundproblem ist: Wenn einer der Reaktoren oder eines der Brennelement-Lagerbecken noch mal massiv Radioaktivität freisetzt, so dass die Leute auf dem Gelände nicht weiter arbeiten können, weil die Strahlung tödlich ist, dann geraten auch wieder die anderen Einrichtungen außer Kontrolle." Sailer geht davon aus, dass die Techniker in dem Atomkraftwerk selbst nicht wissen, in welchem Zustand sich der Reaktorkern befindet.

Tepco spielt die Plutonium-Funde nach Ansicht von Wissenschaftlern herunter.

Ein Tepco-Sprecher sagte n-tv, das Unternehmen tue alles Menschenmögliche, damit es nicht zu einem Austritt großer Mengen von Radioaktivität in die Umwelt komme. Bisher sei das Worst-Case-Szenario nicht eingetreten. Weiter wollte Unternehmenssprecher Yoshimi Hitosugi diese "hypothetische Situation" jedoch nicht kommentieren.

Schwere Vorwürfe gegen Kan

Japans Ministerpräsident Naoto Kan muss sich unterdessen Vorwürfen erwehren, wonach sein Besuch des Unglückskraftwerk Fukushima Eins am Tag nach dem Erdbeben die Rettungsarbeiten behindert habe. Die Opposition wirft Kan vor, sein Aufenthalt am 12. März habe den AKW-Betreiber Tepco davon abgehalten, Luft aus Reaktor 1 abzulassen, um darin den Druck zu vermindern. Kan hatte sich mit einem Hubschrauber zu dem Kraftwerk fliegen lassen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Wenig später waren Dach und Wände des Außengebäudes durch eine Wasserstoffexplosion zerstört worden.

Kan verteidigte sich vor dem Oberhaus, es sei für ihn unerlässlich gewesen, den Unglücksort zu besuchen. Gespräche mit den Hilfskräften hätten ihm geholfen, spätere Entscheidungen zu treffen.

Nicht genug Tanks für verstrahltes Wasser

Stark radioaktiv verstrahltes Wasser behindert weiterhin die Arbeiten in der Atom-Ruine. Teile des Wassers werden abgepumpt. Doch die Arbeiter wissen nicht, wohin mit der für Menschen hochgiftigen Flüssigkeit in den Turbinenhäusern. Es fehle an genügend Tanks, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Arbeiter der Betreiberfirma Tepco pumpten weiter verstrahltes Wasser aus dem Reaktorblock 1 in einen Tankbehälter. Beim Wasser in den Turbinenhäusern der Blocks 2 und 3 sei dies aber wegen der Speicherfrage aktuell nicht möglich, schrieb Kyodo.

Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa sagte nach Angaben des staatlichen Nachrichtensenders NHK, es sei zwar Tepcos Aufgabe, das Wasser zu beseitigen. Aber die Armee würde auch helfen, falls es eine entsprechende Anfrage gäbe. Das Wasser stand zeitweise bis zu einen Meter hoch in den Turbinenhäusern der Meiler in Fukushima. Es ist jedoch unterschiedlich stark belastet.

Tausende Leichen

Die Zahl der Toten ist unterdessen weiter gestiegen - sie liegt jetzt bei 11.168. Das meldete der staatliche Nachrichtensender NHK nach Polizeiangaben. Mehr als 16.400 Menschen würden noch vermisst.

In der Präfektur Miyagi wurden bis jetzt 6792 Todesopfer bestätigt, in Iwate 3301. Für die Präfektur Fukushima wurden 1017 Tote gemeldet. Die Aufräumarbeiten dort sind jedoch wegen des beschädigten Atommeilers Fukushima Eins äußerst schwierig. Rettungskräfte können wegen der Strahlengefahr nur schwer in der Zone rund um die Atomruine arbeiten. Die Behörden erwarten noch mehr Opfer.

dpa/AFP/rts>

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n-tv
                    online, Logo

29.3.2011: Minimalistische Arbeitsbedingungen in Fukushima: "Gambaro!" ("Machen wir weiter!"):
"Machen wir weiter". Die "nuklearen Samurai" in Fukushima
http://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/panorama/Die-nuklearen-Samurai-in-Fukushima-article2971936.html

<Manche nennen sie die "Helden von Fukushima" oder die "nuklearen Samurai". Andere sehen in ihnen einfach Todgeweihte: Seit mehr als zwei Wochen versuchen Männer in weissen Schutzanzügen und mit Atemmasken die Atom-Ruine in Fukushima unter Kontrolle zu bekommen. Sie machen einen lebensgefährlichen Job, mehrere wurden verstrahlt - auch weil die Einsatzleitung des Betreibers Tepco geschlampt hatte. Wer die Männer genau sind und wie ihr Alltag aussieht, darüber ist wenig bekannt. Nach Angaben von Kazuma Yokota von der japanischen Reaktorsicherheitsbehörde (NISA) arbeiten derzeit etwa 400 Arbeiter und Techniker in Fukushima 1. Darunter sind auch Vertragsarbeiter anderer Firmen. Ihr Tag beginnt um 6 Uhr morgens. Zum Frühstück bekämen sie jeweils 30 "überlebenscracker" und 180 Milliliter - also etwa ein Glas - Fruchtsaft. Danach gingen sie an die Arbeit, meldet die Nachrichtenagentur Kyodo, um zu retten, was zu retten ist. Mittagessen gebe es keines, heisst es weiter. Bis zum 22. März hätten die Arbeiter täglich zudem nur eine Flasche mit 1,5 Litern Minteralwasser bekommen. Vom 23. März an seien dann mehr Hilfsgüter an der Atomanlage eingetroffen, sagte Yokota. Die Männer könnten seither eine Flasche mehr verlangen.

Gegen 17 Uhr - wenn es dunkel wird - kehrten die erschöpften Arbeiter meist zu ihren Unterkünften auf dem Gelände zurück, berichtet Yokota. Zum Abendessen gebe es dann auch wieder Notrationen: Instant-Reis, der mit heissem Wasser essfertig gemacht wird, und jeweils eine Dose mit Huhn oder mit Fisch. Die Arbeiter würden schweigend essen. Manche klagten auch, sie würden gerne etwas Besseres zu essen bekommen. Um 20 Uhr gebe es immer ein Treffen, auf dem die Männer sich gegenseitig von ihrer Arbeit berichteten. Für das Ende des Treffens habe sich ein Ritual entwickelt: Da klatschen alle in die Hände und stimmen einen Sprechchor an: "Gambaro" ("Machen wir weiter!").

Geschlafen wird in Konferenzräumen und Gängen in einem Gebäude der Atomanlage. Um sich vor radioaktiver Strahlung zu schützen, wickelten sich die Arbeiter in bleihaltige Tücher, bevor sie sich zudeckten. Die meisten Arbeiter würden eine Woche lang Schicht tun, bevor sie abgelöst werden. Handys könnten sie nicht benutzen, um ihre Angehörigen zu informieren. Die Telefone hätten in der Atomruine keinen Empfang. "Die Arbeiter geben ihr Bestes, während sie nicht mal Kontakt zu ihren Familien haben können", sagteBehördenmann Yokota. Und so viel ist jetzt schon klar: Die gesundheitlichen Schäden durch ihren Einsatz werden gravierend sein.>

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29.3.2011: <EU erhöht Grenzwerte für Radioaktivität> - für die Zeit des "atomaren Notfalls"
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/die-tsunami-katastrophe/EU-erhoeht-Grenzwerte-fuer-Strahlung/story/14614790?dossier_id=885


<Seit Samstag gelten in der EU höhere Grenzwerte für radioaktiv belastete Lebensmittel, wie heute bekannt wurde. In normalen Zeiten liegen die Maximalbelastungen der meisten Lebensmittel für Cäsium-134 und Cäsium-137 bei 600 Becquerel, seit Samstag sind es 1250 Becquerel. Für Milcherzeugnisse sind nun statt 370 Becquerel 1000 Becquerel erlaubt.

Diese Maximalbelastungen wurden 1987 als Reaktion auf die Tschernobyl-Katastrophe festgelegt und seitdem nicht mehr verändert. Sie gelten im atomaren Notfall, der am Samstag erstmals seit Tschernobyl ausgerufen wurde. Wird die Krise für beendet erklärt, dann gelten wieder die üblichen und damit schärferen Regeln. (sda)
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Spiegel
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29.3.2011: Aus Fukushima 1 tritt weiter Plutonium aus
Fukushima: Plutonium-Spuren enthüllen Ausmass der Katastrophe
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,753770,00.html

<Von Cinthia Briseño

Plutonium ist hochgiftig - und bereits ins Erdreich rund um das AKW Fukushima gesickert. Die Sorge um den Zustand der Katastrophen-Anlage wächst: Woher stammt das radioaktive Schwermetall?

Es war ein großer Tag für Befürworter der Kernenergie: "Endlich haben wir diesen Punkt erreicht", jubelte Shojiro Matsuura, Präsident der Vereinigung für nukleare Sicherheitsforschung in Japan, an jenem Novembertag im Jahr 2009. Erstmals ging auf der Insel ein Atomkraftwerk in den Testbetrieb, das den Strom mit Hilfe von Plutonium gewinnen sollte.

Den Anfang der Atomstromproduktion mit sogenannten Mischoxid-Brennelementen (Mox) - sie bestehen aus einem Gemisch aus Uran- und Plutoniumoxid - machte das AKW Genkai auf der Hauptinsel Kyushu. Die Kyushu Electric Power Company, Betreiber von Genkai, war optimistisch: Man würde die Testphase erfolgreich abschließen. Dann stünde Japans Nuklearkurs nichts mehr im Wege - mehr als ein Drittel des Stroms stammt in Japan aus Atomkraftanlagen.

Der Test war erfolgreich. Andere Stromkonzerne wollten auf das Mox-Pferd aufsatteln. Darunter auch die Tokio Electric Power Company (Tepco). Am 27. September 2010 erzeugte Block 3 des AKW Fukushima-Daiichi zum ersten Mal Strom mit Hilfe von Plutonium. Bis 2015 sollten Mox-Elemente landesweit in insgesamt 16 bis 18 Blöcken eingesetzt werden.

Verschiedene Szenarien möglich

Jetzt haben Tepco-Mitarbeiter Plutonium-Spuren außerhalb der Fukushima-Reaktoren entdeckt - und die Sorge um den Zustand des Katastrophen-AKW wächst mit jedem Tag.

Experten halten verschiedene Szenarien für möglich, woher das Plutonium stammen könnte: Eine These ist, dass es aus einem der Abklingbecken stammt, jenen mit Wasser gefüllten Bassins, in denen die verbrauchten hochradioaktiven Brennelemente über Jahre einen großen Teil ihrer Strahlungsaktivität verlieren sollen.

Im schlimmeren Szenario stammt das Plutonium aus den Reaktorkernen selbst - was ein weiterer Beleg dafür wäre, dass die Reaktorsicherheitsbehälter beschädigt sind. Theoretisch kann das radioaktive Element aus den Reaktoren 1 bis 4 stammen. Denn Plutonium entsteht auch als Nebenprodukt bei der Kernreaktion von gewöhnlichen Uran-Brennstäben. In den Mox-Brennstäben ist es allerdings in größeren Mengen vorhanden.

"Plutonium ist eine Substanz, die bei hohen Temperaturen freigesetzt wird. Es ist außerdem schwer und entweicht daher nicht so leicht", erklärte der stellvertretende Chef der japanischen Atomaufsichtsbehörde, Hidehiko Nishiyama. "Wenn also Plutonium aus dem Reaktor entwichen ist, sagt uns das etwas über die Schäden am Brennstoff aus. Und wenn es die ursprüngliche Schutzhülle durchbrochen hat, unterstreicht das die Schwere und das Ausmaß dieses Unfalls."

Nur wenn die Schutzhüllen intakt bleiben, kann eine noch größere Katastrophe in Japan verhindert werden. Aber wie ist es wirklich um deren Zustand bestellt? Ist das gefundene Plutonium tatsächlich ein Hinweis darauf, dass einer der Sicherheitsbehälter leckt? Und falls ja, wie viel des hochgefährlichen Gifts entweicht in die Umwelt?

Zwar hält die Atomaufsicht einen Bruch des Schutzhülle für möglich; noch stuft sie die Menge des ausgetretenen Plutoniums aber als nicht gesundheitsschädigend ein. Tepco hingegen ist wie so oft in den vergangenen Tagen bemüht, die Lage herunterzuspielen, und versucht sich an seltsamen Vergleichen: Die Spuren des Stoffs seien nicht größer als jene, die in der Vergangenheit nach Atomwaffentests in der Atmosphäre gemessen worden seien. Bereits am 21. und 22. März hatte der Betreiber nach eigenen Angaben die Plutonium-Proben gefunden. Erst am Montag machte er aber diese Information publik.

Eine Frage des Isotopen-Verhältnisses

Insgesamt befinden sich in Fukushima mehr als 2500 Tonnen Uran und Plutonium. Es wird darauf ankommen, wieviel davon in Form von radioaktiven Elementen letztendlich in die Umwelt gelangt. Erst wenn diese Daten bekannt sind, wird man das gesamte Ausmaß der Katastrophe abschätzen können.

Dabei wäre die Beantwortung einer Frage besonders wichtig: Wie ist das Verhältnis der Plutonium-Isotope in den gefundenen Bodenproben? Je nachdem welche Nuklide in höherem Maße darin gemessen werden (wie etwa Plutonium 239, das in Kernreaktoren aus Uran 238 entsteht) könnte man Rückschlüsse ziehen, woher das Plutonium denn nun stammt - aus den Reaktorkernen oder doch nur aus den Abklingbecken. Darüber hat Tepco aber bisher keine genauen Informationen preisgegeben, lediglich, dass es sich um Plutonium 238, 239 und 240 handle.

Für die Öffentlichkeit ist es fast irrelevant, wo die Quelle für das Plutonium ist. Denn Plutonium ist für die meisten Menschen nur eines: ein tödliches Gift. Tatsächlich reichen schon winzige Mengen im Körper aus, um Krebs zu verursachen, etwa wenn man das Schwermetall einatmet. Denn innerhalb des Körpers bestrahlt das radioaktive Element einen kleinen Bereich sehr intensiv. Dringt es in Wunden ein, verbindet es sich mit Eiweißen des Blutplasmas und lagert sich in Knochen und Leber ab. Leukämie kann die Folge sein.

Als Vorteil erweist sich aber, dass Plutonium ein schweres Element ist. Das heißt, im Normalfall bleibt es in unmittelbarer Umgebung. Vor Plutonium am Boden könnten sich nach Angaben von Wolfgang Renneberg, Ex-Chef der Bundesatomaufsicht, auch Arbeiter in Schutzkleidung noch relativ gut schützen. Denn Plutonium gehört zu den sogenannten Alphastrahlern. Das heißt, die Strahlung reicht nicht weit; schon die Haut verhindert, das sie in den Körper gelangen kann. Die Gefahr, Plutonium aus dem Boden einzuatmen, ist daher gering. Radioaktives Cäsium und Jod in Gaswolken verbreiten sich dagegen mit dem Wind über Tausende Kilometer.

Die Bombe tickt weiterhin: Sollte es in Fukushima doch noch zu einer Explosion in Reaktor 3 kommen, kann das Plutonium darin zu einer besonders tödlichen Gefahr werden. Dann kann es sich Renneberg zufolge auch weiter verbreiten und in der Umgebung eingeatmet werden. Sollte das Plutonium sogar ins Meer gespült werden, dann will Renneberg nicht ausschließen, dass es auch in die Nahrungskette gelangt - und irgendwann in den menschlichen Körper.

Mit Material von Reuters>

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Welt
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Fukushima 1 am 29.3.2011: Kernschmelze in Reaktor 2:
Kernschmelze in Japan: So gefährlich ist das Plutonium in Fukushima
http://www.welt.de/gesundheit/article13002311/So-gefaehrlich-ist-das-Plutonium-in-Fukushima.html

Fototext:

In Reaktor 2 des havarierten Kernkraftwerks Fukushima hat es eine Kernschmelze gegeben, das hat die japanische Regierung bestätigt. Außerhalb des Gebäudes sammelt sich stark verstrahltes Wasser an.

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Welt
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29.3.2011: Was ist Plutonium?
Kernschmelze in Japan: So gefährlich ist das Plutonium in Fukushima
http://www.welt.de/gesundheit/article13002311/So-gefaehrlich-ist-das-Plutonium-in-Fukushima.html


Was ist Plutonium?



Plutonium ist ein Element, das in der Natur nur in äußerst geringen Mengen in Urangesteinen vorkommt. Es ist ein giftiges Schwermetall. Von seiner Radioaktivität geht aber bereits in kleinen Spuren eine tödliche Gefahr aus. Die sogenannte Alpha-Strahlung wird zwar von der Haut abgeschirmt, gelangt aber Plutonium über Nahrung oder Atemwege in den Körper, löst es schnell Krebs aus. Die Halbwertszeit des Isotops Plutonium-239 beispielsweise beträgt rund 24.000 Jahre. Dann ist also die Strahlung zur Hälfte abgeklungen.

Wie wird der Plutonium-Fund in Fukushima bewertet?



Die Betreibergesellschaft Tepco sagt, dass die Strahlung an den Fundorten nicht höher ist als an anderen Stellen in der Natur. Es sei daher nicht gesundheitsgefährlich.

Woher stammt das Plutonium genau?



Das ist noch unbekannt. Im Reaktor 3 sind Brennelemente mit einem Plutonium-Anteil eingesetzt worden. Aber Plutonium kommt auch in den anderen Reaktoren vor.

Wie verbreitet sich Plutonium?



Da Plutonium sehr schwer ist, bleibt es im Normalfall in unmittelbarer Umgebung. Vor Plutonium am Boden könnten sich auch die Arbeiter mit Schutzkleidung nach Angaben des Atom-Experte Wolfgang Renneberg noch relativ gut schützen. Radioaktives Cäsium und Jod in Gaswolken verbreiten sich dagegen mit dem Wind über Tausende Kilometer. Bei Explosion oder großen Feuern kann sich Plutonium Renneberg zufolge aber auch weiter verbreiten und könnte dann in der Umgebung eingeatmet werden.

Was ist, wenn Plutonium ins Meer gelangt?



Die Reaktoren stehen in unmittelbarer Nähe zum Meer. Sollte Plutonium bis dahin gelangen, ist es laut Renneberg nicht ausgeschlossen, dass es auch in die Nahrungskette gelangt. Eine Aufnahme von Plutonium etwa über Fische oder Krebse wäre eine tödliche Gefahr für den Menschen.

(Quelle: Reuters )


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29.3.2011: Plutonium sickert ins Erdreich von Fukushima 1:
Kernschmelze in Japan: So gefährlich ist das Plutonium in Fukushima
http://www.welt.de/gesundheit/article13002311/So-gefaehrlich-ist-das-Plutonium-in-Fukushima.html

<Aus dem Atomkraftwerk Fukushima [1] sickert Plutonium ins Erdreich. Es gilt als eines der giftigsten Substanzen weltweit. Bereits winzige Mengen lösen Krebs aus.

Vergleich der Schutzausrüstung gegen radioaktive Strahlen der Arbeiter in dem Atomkraftwerk Fukushima 1 und der deutschen Feuerwehr. Doch auch diese Kleidung schützt nur wenig vor der Strahlung.

Plutonium ist an fünf verschiedenen Stellen auf dem Gelände der Atomruine von Fukushima gefunden worden. Experten äußerten die Vermutung, dass das Plutonium entweder aus einem Abklingbecken oder aus dem Reaktorblock 3 stammt, in dem das in der Natur nicht vorkommende Element als Brennstoff mit verwendet wird.

Schäden in dem Meiler bedeuten ein verschärftes Risiko, denn im Kern von Reaktor 3 wurde Plutonium neben Uran in sogenannten Mischoxid-Brennstäben (kurz MOX) gleich kiloweise verarbeitet.

Plutonium ist ein hochradioaktives, extrem giftiges Schwermetall, das in der Natur so gut wie gar nicht vorkommt. Es gilt als eine der gefährlichsten Substanzen, die der Mensch hinterlässt.

Plutonium bildet sich bei der Kernspaltung in normalen Uran-Brennstäben und reichert sich in diesen an. Bei der Wiederaufarbeitung der Brennstäbe bleibt es übrig. Der Stoff ist schwer sicher zu lagern und eignet sich schon in Mengen von wenigen Kilogramm zum Bau von Atombomben.

Seit Jahrzehnten ist es daher üblich, das Plutonium aus der Wiederaufarbeitung in neue Akw-Brennstäbe zu mischen und so zu „recyceln“. In Deutschland stand in Hanau eine MOX-Brennelementefabrik, die aber 1994 schloss. Nach Angaben der Bundesregierung vom vergangenen Jahr waren Ende 2008 in sieben deutschen Akw schätzungsweise 170 Tonnen MOX-Brennelemente im Einsatz.

Auch MOX-Brennelemente enthalten als Spaltmaterial hauptsächlich Uran. Das Plutonium wird in einer Größenordnung von einigen Prozent in Form von Plutoniumdioxid zugemischt.

Im Fall von Reaktorkatastrophen erhöhen die MOX-Brennelemente die Masse an Plutonium, das freigesetzt werden könnte, deutlich. Nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) enthält der Kern eines Akw mit MOX zwei- bis fünfmal so viel Plutonium wie ein schon längere Zeit laufender reiner Uran-Reaktorkern.

Plutonium ist außerordentlich giftig und löst bereits im Millionstelgramm-Bereich tödlichen Lungenkrebs aus, wenn es eingeatmet wird. Dringt Plutonium in Wunden ein, verbindet es sich mit Eiweißen des Blutplasmas und lagert sich in Leber und Knochenmark ab. Dort kann Plutonium Leukämie auslösen.

Partikel können aber auch mit der Nahrung in den Körper gelangen, wo sie ebenfalls in Knochen und Leber wandern. Die Halbwertszeit liegt bei 24.000 Jahren. Plutonium würde die Umwelt auch noch hunderttausende Jahre nach einem Super-GAU verseuchen.

In Fukushima wurden nach Angaben des Stromkonzerns Tepco in der Umgebung der havarierten Reaktoren Plutonium 238, 239 und 240 gemessen - aber angeblich in so winzigen Mengen, dass keine Gesundheitsgefährdung droht.

Reuters/dpa/AFP/oc>

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Welt
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29.3.2011: <Wind dreht: Strahlung der Atomruine Fukushima bedroht Tokio> - Strahlung wird auch in Südkorea, Hongkong und China gemessen - Tepco verniedlicht das Plutonium - strahlendes Wasser ohne Tanks - eventuelle Verstaatlichung von Tepco und Kosten
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article13007219/Strahlung-der-Atomruine-Fukushima-bedroht-Tokio.html

<Der sich drehende Wind wird radioaktive Partikel von Fukushima nach Tokio tragen. Im havarierten Atomkraftwerk bleibt die Lage unvorhersehbar.

Der Kampf gegen den Super-GAU in der Atomruine von Fukushima bleibt dramatisch. Japans Ministerpräsident Naoto Kan bezeichnete die Entwicklung am Dienstag als „unvorhersehbar“. Die Einsatzkräfte versuchen unter kaum erträglichen Bedingungen, das AKW zu kühlen. Nach Experten-Einschätzung kann es Monate dauern, bis eine Kernschmelze endgültig abgewendet ist. „Ich kann noch nicht abschätzen, wie lange diese Situation dauern wird, aber zuerst müssen wir sicherstellen, dass wir das Kraftwerk unter Kontrolle bekommen“, sagte ein Sprecher des AKW-Betreibers Tepco.

[Japans Regierung fordert Tepco auf, die Arbeitsbedingungen zu verbessern]

Die Regierung in Tokio erhöhte abermals den Druck auf den Energiekonzern Tepco. Denn die Techniker, Soldaten und Feuerwehrmänner an den Unglücksreaktoren arbeiten bereits jetzt an der Grenze ihrer Kräfte. Sie bekommen offenbar nicht genug zu essen und müssen auf dem womöglich verstrahlten Betonboden schlafen. Industrieminister Banri Kaieda forderte von Tepco, die Situation der Einsatzkräfte schnell zu verbessern, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. So soll es auch nicht genügend Bleidecken geben, mit denen sich Arbeiter vor Strahlung schützen können.

[Die Windrichtung geht in Richtung Tokio]

Sorgen bereitet derzeit auch das Wetter. Am Mittwoch werde der aufs Meer wehende Wind seine Richtung ändern. Dann tragen Böen die radioaktive Partikel aus Fukushima in Richtung der Millionen-Metropole Tokio. „Dort steigt die Konzentration folglich an, allerdings deutlich verdünnt gegenüber der Ausgangsregion“, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit. Am Donnerstag werde der Wind seine Richtung aber wieder Richtung Meer ändern.

[Strahlung auch in Südkorea, Hongkong und China gemessen]

Mittlerweile wurden auch westlich und südwestlich von Japan – also entgegen der vorherrschenden Windrichtung – in Südkorea, Hongkong und China geringe Mengen von radioaktivem Jod-131 in der Luft gemessen.

[Tepco behauptet, das ausgetretene Plutonium sei nicht gefährlich]

Kopfzerbrechen bereitet der Regierung nach wie vor das in der Erde rund um das havarierte Kraftwerk gefundene Plutonium. Die gemessene Plutonium-Menge sei gering und für Menschen nicht gefährlich, versicherte Tepco zwar erneut.

Regierungssprecher Yukio Edano sagte allerdings, die Lage sei „sehr ernst“, das Plutonium sei ein Hinweis auf „einen gewissen Anteil schmelzender Brennstäbe“.Woher das Plutonium stammt, ist bisher nicht zweifelsfrei geklärt.

Der deutsche Atomexperte Michael Sailer warnte im Deutschlandfunk, der Fund von Plutonium bedeute, dass die Brennstäbe „entweder knapp unter der Kernschmelze oder in der Kernschmelze“ seien. Der Chemiker ist Mitglied der Reaktorsicherheitskommission des Bundes und Sprecher der Geschäftsführung des Öko-Instituts. Zum aktuellen Kampf gegen eine Kernschmelze sagte Sailer, das werde „viele Wochen, viele Monate dauern“.

[Das strahlende Wasser - es fehlen Tanks]

Ein weiteres ungelöstes Problem ist das strahlende Wasser in der Atom-Ruine. Es stand zeitweise bis zu einen Meter hoch in den Kellern der Turbinenhäuser von vier der sechs Reaktorblöcke in Fukushima Eins. Eine Hauptaufgabe der Einsatzkräfte war am Dienstag das Abpumpen des verseuchten Wassers aus dem Keller des Turbinengebäudes von Block 1. Doch die Arbeiter wissen derzeit nicht, wohin mit der hochgiftigen Flüssigkeit aus Block 2 und 3, wie Kyodo meldete. Es fehlte an Tanks.

[Hochgradig verstrahltes Wasser im Block 2 - der Druckbehälter scheint dort nicht mehr dicht]

Am gefährlichsten ist das verstrahlte Wasser in einem Graben von Block 2. Die japanischen Behörden gehen mittlerweile davon aus, dass das hoch verstrahlte Wasser in diesem Graben in „direktem Kontakt“ mit Brennstäben im Reaktorkern war, wie die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) meldete. Der Hintergrund: Fachleute fragen sich seit längerem, ob der Reaktordruckbehälter dort noch dicht ist. Die Japaner wollen jetzt verstärkt ausländische Fachleute heranziehen, um die havarierten Reaktoren unter Kontrolle zu bringen.

[Japans Regierung will ausländische Hilfe nicht ablehnen - eventuelle Verstaatlichung von Tepco]

Außenminister Takeaki Matsumoto erklärte nach einem Kyodo-Bericht, Tokio sei „sehr bereitwillig“, Technologie und Wissen anderer Nationen bei der Lösung der Krise zu nutzen. Zudem erwägt die japanische Regierung womöglich eine Verstaatlichung von Tepco. So jedenfalls wurde der Minister für die nationale Politik, Koichiro Gemba, von Kyodo zitiert. Regierungssprecher Edano aber dementierte.

[Die Kosten der Fukushima-Katastrophe]

Unklar ist weiter, wie hoch die Kosten für die Katastrophe sein werden.Ministerpräsident Kan will neben dem eigentlichen Staatshaushalt einen Sonderetat von umgerechnet etwa 17 bis 26 Milliarden Euro aufstellen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete.

Japan ist schon jetzt hoch verschuldet. Mit dem neuen Geld sollen die Kosten für die Folgen nach Erdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe bezahlt werden. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy will Japan am Donnerstag einen Solidaritätsbesuch abstatten. Die Zahl der nach dem Erdbeben und dem Tsunami vom 11. März offiziell für tot erklärten Opfer stieg am Dienstag auf 11 168. Weitere 16 407 Menschen werden nach wie vor vermisst. Bei etwa 4000 Leichen, die in den Präfekturen Miyagi, Iwate und Fukushima gefunden wurden, ist noch unklar, um wen es sich handelt.

dpa/jw>

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29.03.2011: <GAU in Japan: Verstrahlte Frachter alarmieren Schifffahrtsbranche> - Schiffe, die 120 km von Fukushima entfernt waren, sind verstrahlt - Geigerzähler "springt an" - keine Grenzwerte vorhanden - Lloyd, Claus-Peter Offen und Hamburg Süd boykottieren den Hafen von Tokio - Container werden eingezogen

aus: Financial Times Deutschland online: http://www.ftd.de/unternehmen/handel-dienstleister/:gau-in-japan-verstrahlte-frachter-alarmieren-schifffahrtsbranche/60032538.html

<Exklusiv

Mitte April werden die ersten radioaktiv kontaminierten Frachter aus Japan europäische Häfen anlaufen. Reedereien und Behörden tüfteln an Notfallplänen. Doch was tun? Die Ratlosigkeit ist groß.
von Kathrin Werner  und Michelle Röttger, Hamburg

Die "MOL Presence" passierte den Katastrophenreaktor Fukushima in rund 120 Kilometern Entfernung. Doch das reichte: Im chinesischen Hafen Xiamen sprangen die Geigerzähler an. Die Grenzkontrolle stellte an dem Frachter der Reederei Mitsui OSK Lines erhöhte Strahlenwerte fest. Mit 4698 Containern an Bord musste das Schiff umdrehen und sich auf den Rückweg nach Japan machen.

Der Fall ist exemplarisch: Verstrahlte Frachter alarmieren derzeit weltweit die Schifffahrtsbranche. "Ich rechne damit, dass europäische Häfen Schiffe aus Japan wegschicken", sagt Erik van der Noordaa, Chef der Schiffsprüfungsgesellschaft Germanischer Lloyd. "In Hamburg wird man sich nicht freuen, wenn ein verstrahltes Schiff einläuft."

Die Zeit drängt: Die ersten möglicherweise kontaminierten Frachtschiffe aus Japan werden Europa Mitte April erreichen. Doch die Ratlosigkeit ist groß, wie man mit ihnen umgehen soll. "Das wird sehr kompliziert, und es gibt noch keine Lösung", sagt van der Noordaa. Auch Prüfunternehmen würden sich mit verstrahlten Schiffen nicht auskennen.

Die Hamburger Hafenbehörde verhandelt derzeit mit Zoll und Innenbehörde über einen Notfallplan. "Wir haben aber den Vorteil, dass die Schiffe in der Regel zuerst einen anderen europäischen Hafen anlaufen", sagt ein Sprecher. Wahrscheinlich werde der Zoll die Frachter prüfen.

Erster Anlaufpunkt ist meist Rotterdam. Die dortige Hafenbehörde verlangt von Reedern nun, dass die Kapitäne aller aus Asien einlaufenden Schiffe ihre letzten zehn Häfen auflisten und schriftlich garantieren, dass ihr Frachter nicht strahlt. Ein Hafenteam überprüft dann die Radioaktivität an Bord. "Es ist Sache der Reeder, die Crews anzuweisen, auf der Überfahrt das Schiff und die Container zu säubern", sagt ein Sprecher. Bei geringer Kontamination reicht es oft, Deck und Containern mit Wasser und Seife abzuschrubben. So machte es die US-Navy mit einem Flugzeugträger, der vor Japans Küste durch eine radioaktive Wolke kontaminiert wurde.

Die Reeder trifft das Problem komplett unvorbereitet. Unklar ist etwa, ab welchem Grenzwert ein Schiff als verstrahlt gilt. "Es gibt bisher keinen Plan", sagt ein Sprecher des Verbands Deutscher Reeder. Als Gesundheitsgefahr gelten die verstrahlten Schiffe derzeit nicht. An Deck der "MOL Presence" wurden 3,5 Mikrosievert pro Stunde gemessen. Zum Vergleich: Bei einem Flug von Frankfurt nach New York werden die Passagiere der doppelten Strahlendosis ausgesetzt. Was die Reedereien nicht davon abhält, Notpläne aufzustellen. So steuern die Reedereien Hapag-Lloyd, Claus-Peter Offen und Hamburg Süd Tokio nicht mehr an.

Und Hapag-Lloyd zieht nun zusätzlich alle Container aus dem Verkehr, die sich im Umkreis von 100 Kilometern von Fukushima befinden.>

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Fukushima 1 am 30.03.2011: Brennstäbe in 3 von 6 Reaktoren ausser Kontrolle:
Atomkatastrophe in Japan: Brennstäbe in drei Fukushima-Reaktoren defekt
http://www.ftd.de/politik/international/:atomkatastrophe-in-japan-brennstaebe-in-drei-fukushima-reaktoren-defekt/60032441.htm

<Japans Atomaufsicht schockiert mit neuen Erkenntnissen zum Zustand des havarierten Kernkraftwerks. Ministerpräsident Naoto Kan spricht von der schwersten Krise seines Landes seit dem Zweiten Weltkrieg. Seine Regierung fasst eine Verstaatlichung des AKW-Betreibers Tepco ins Auge.

Die verzweifelten Bemühungen zur Beherrschung des GAUs im Kernkraftwerk Fukushima haben neue Rückschläge erlitten. Nach Angaben der japanischen Atomaufsicht sind Brennstäbe in drei der sechs Reaktoren beschädigt. Zudem nannten es die Experten sehr wahrscheinlich, dass die Schutzhüllen noch völlig dicht sind und keine Strahlung nach außen zulassen. Betroffen sind den Angaben zufolge die Blöcke 1, 2 und 3 - und mit letzterem also auch jener Reaktor, in dem Plutonium Teil des verwendeten Brennstoffmixes ist.

Zuvor war bekannt geworden, dass sehr wahrscheinlich weiterhin hochgiftiges Plutonium aus dem AKW-Wrack tritt. Das radioaktive Material sickere ins Erdreich ein, verlautete nach Angaben der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press am Dienstag aus Behörden. Laut dem AKW-Betreiber Tepco wurde an mehreren Stellen außerhalb des Meilers krebserregendes Plutonium entdeckt. Die Funde schürten Ängste über das wahre Ausmaß der bereits jetzt schlimmsten Atomkatastrophe seit Tschernobyl vor 25 Jahren.
In Japan wachsen die Zweifel, dass es den Experten gelingt, die Atomkatastrophe unter Kontrolle zu bringen. Ministerpräsident Naoto Kan sprach mit Blick auf das Reaktorunglück sowie die Schäden durch das Erdbeben und den Tsunami im Osten des Landes von der "schwersten Krise Japans" seit dem Zweiten Weltkrieg. Seine Regierung erwägt, Tepco zu verstaatlichen. Grund sind die hohen Entschädigungsforderungen an das Unternehmen.

Experten äußerten die Vermutung, dass das gefundene Plutonium entweder aus einem zur Aufbewahrung verbrauchter Brennstäbe bestimmten Becken oder direkt aus dem Reaktor 3 stammt. "Plutonium ist eine Substanz, die bei hohen Temperaturen emittiert wird. Es ist außerdem schwer und entweicht daher nicht so leicht", erläuterte der stellvertretende Chef der Atomaufsicht, Hidehiko Nishiyama. "Wenn also Plutonium aus dem Reaktor entwichen ist, sagt uns das etwas über die Schäden am Brennstoff aus. Und wenn es die ursprüngliche Schutzhülle durchbrochen hat, unterstreicht das die Schwere und das Ausmaß dieses Unfalls."
Plutonium hat eine Halbwertzeit von 24.000 Jahren. Gerät der Stoff in den Körper, ist das Krebsrisiko sehr hoch. Dringt das Schwermetall in Wunden ein, verbindet es sich mit Eiweißen des Blutplasmas und lagert sich in Leber und Knochenmark ab. Das kann zu Leukämie führen. Der Stoff wird auch zum Bau von Atomwaffen benötigt. In der Natur kommt er nicht vor.>

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30.3.2011: <Katastrophe in Japan: IAEA rät zu grösserer Sperrzone>
http://www.20min.ch/news/dossier/japanbeben/story/IAEA-raet-zu-groesserer-Sperrzone-19624782


<Laut IAEA müsste die Evakuierungszone rund um Fukushima ausgeweitet werden. Derweil spricht die Regierung davon, die Lage in Fukushima sei ausser Kontrolle.

<Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) rät Japan zur weiteren Evakuierung eines Ortes in der Nähe des AKWs Fukushima. In dem 7000-Einwohner-Ort Iitate massen Teams der Atombehörde die höchsten Strahlungswerte. «Eine erste Beurteilung deutet darauf hin, dass eine der IAEA-Kriterien für die Evakuierung überschritten wurde», sagte der IAEA-Experte für nukleare Sicherheit, Denis Flory, am Mittwoch bei einer Medienkonferenz in Wien. Man habe Japan geraten, sich die Situation dort genau anzusehen.

Iitate liegt etwa 40 Kilometer von den Unglücksreaktoren entfernt. Auch die Umweltorganisation Greenpeace hatte bereits nach eigenen Messungen die Evakuierung des Ortes und eine Ausweitung der Evakuierungszone von 20 auf 40 Kilometer gefordert. Die IAEA hat im Bereich der nuklearen Sicherheit kaum Kompetenzen und kann Mitgliedsstaaten nur Ratschläge geben, aber nichts anordnen.>

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30.3.2011: <Tepco: Ein Energieriese geht zu Boden>
http://www.20min.ch/news/dossier/japanbeben/story/12993800

<Einst der Platzhirsch - jetzt ein Prügelknabe: Der japanische Energiekonzern Tepco ist am Boden. Ob er sich je wieder aufrappeln kann, ist fraglich.

Weltweit wachsen die Zweifel, ob es den Experten gelingt, die Atomkatastrophe unter Kontrolle zu bringen. Der Unmut richtet sich vor allem auch gegen den AKW-Betreiber Tepco. Dazu passte ein Bericht der Tageszeitung «Yomiuri» vom Dienstag, in dem es hiess, das japanische Kabinett erwäge eine - zumindest vorübergehende - Verstaatlichung des Energieriesen. Dies wurde aber später von Regierungssprecher Edano und Tepco-Vertretern dementiert.

Neue Hiobsbotschaften

Die Verstaatlichungs-Gerüchte schreckten die Anleger ab. Als wäre ein Eingriff der Regierung nicht genug, muss Tepco am Mittwoch weitere Hiobsbotschaften verkünden. Die mit japanischen Banken ausgehandelten Notkredite im Volumen von umgerechnet gut 22 Milliarden Franken reichten nicht aus, um den Firmenbetrieb und alle sonstigen Kosten finanzieren zu können, räumte Tepco ein. Auf welche Grösse sich das Loch tatsächlich beläuft, ist derzeit völlig unklar.

Für zusätzliche Unruhe sorgte der krankheitsbedingte Ausfall von Tepco-Präsident Masataka Shimizu, der seit dem 13. März nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Nun teilte Tepco mit, Shimizu habe sich wegen Bluthochdruck und Schwindel ins Krankenhaus begeben müssen. Verwaltungsratschef Tsunehisa Katsumata übernehme vorübergehend die Aufgaben des Präsidenten. Er stellte klar, er werde alles tun, um eine Verstaatlichung von Tepco zu verhindern.

Aktie auf Tauchkurs

Anleger reagierten angesichts des drohenden Führungsvakuums mitten in der offenbar nicht mehr zu kontrollierenden Atomkatastrophe deutlich: Die Tepco-Papiere büssten in Tokio erneut fast 18 Prozent ein. Bereits am Dienstag waren sie auf den tiefsten Stand seit fast fünfzig Jahren gesunken.

Mit dem neuerlichen Kursrutsch setzten die Aktien des Betreibers des Unglücks-AKW Fukushima ihre dramatische Talfahrt der letzten Wochen fort. War das Unternehmen vor der Katastrophe rund 42 Milliarden Dollar schwer, ist der Marktwert des AKW-Betreibers jetzt auf etwa 11 Milliarden Dollar geschrumpft. Seit Beginn der Katastrophe am 11. März hat die Firma damit rund 80 Prozent ihres Börsenwerts eingebüsst. Experten sehen kaum eine Chance, dass Tepco in seiner derzeitigen Form die Krise allein stemmen kann.

Staatliche Hilfe oder Verstaatlichung?

«Es wird viel über Verstaatlichung gesprochen, aber ich werde mein Bestes tun, um sicherzustellen, dass Tepco eine private Firma bleiben wird», sagte Verwaltungsratschef Katsumata. Man werde mit der Regierung darüber reden müssen, wie eine angemessene Finanzierung gesichert werden könne. Die zwei Billionen Yen (gut 22 Mrd. Fr.) Kredite von Gläubigern wie der Sumitomo Mitsui Financial Group reichten nicht aus, sagte er. Tepco selbst habe noch keine Zeit gehabt, sich mit den Schätzungen der Kosten zu befassen, sagte Katsumata. Sie würden auf jeden Fall sehr hoch sein.

Trotz des Dementis bei der Verstaatlichung: Dass Japan einspringen muss, ist sicher. Das Unternehmen muss für Verbindlichkeiten von mindestens 100 Milliarden Dollar geradestehen, inklusive dem Notkredit über 22 Milliarden Dollar. Allein die Arbeiten am Unglücksreaktor verschlingen Unsummen. Wie lange sie noch andauern müssen, weiss niemand. Obendrein muss das Unternehmen den fehlenden Strom aus Fukushima aus anderen Energiequellen kompensieren. Das kostet etwa eine Milliarde Dollar - pro Monat. Und die Schadenersatzforderungen schliesslich werden wohl alles je dagewesene in den Schatten stellen.

(ast/sda)>

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30.3.2011: Dem Tepco-Chef wird schwindlig:
Katastrophe in Japan: Tepco-Chef ins Spital eingeliefert
http://www.20min.ch/news/dossier/japanbeben/story/29188522

<Bluthochdruck und Schwindelgefühl: Der Präsident vom Betreiber des havarierten Atomkraftwerks Fukushima 1 musste ins Spital gebracht werden.

Der 66-jährige Shimizu war zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben vom 11. März aus der Öffentlichkeit verschwunden. Da er krank geschrieben wurde, nahm er nicht teil an den Krisensitzungen von Regierung und Tepco. Seine Abwesenheit wurden scharf kritisiert. Nun musste Masataka Shimizu ins Spital eingeliefert werden. Er habe über Bluthochdruck und Schwindelgefühl geklagt, sagte Tepco-Sprecher Takehiko Yamanaka am Mittwoch.

Auch Tokyo Electric Power (Tepco) ist als Betreiber des Atomkraftwerks Fukushima 1 wegen seines Krisenmanagements immer stärker in die Kritik geraten.

(sda)>
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n-tv
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Fukushima 1 am 30.3.2011: Verschärfung von Sicherheitsstandards - Rauch nun auch aus Fukushima 2 - Experimente mit Kunstharz sollen radioaktive Partikel "festkleben" - Reaktoren weiter ausser Kontrolle - verstrahltes Meer - nervöse Arbeiter - Wind gegen Tokio - Sommerzeit - Angst vor Boykott Japans:
Japan verschärft Vorschriften: Kunstharz soll Strahlung verhindern
http://www.n-tv.de/Spezial/Kunstharz-soll-Strahlung-verhindern-article2974066.html

<Die Notmaßnahmen der japanischen Spezialisten wirken immer mehr wie Verzweiflungstaten. So soll aufgesprühtes Kunstharz verhindern, dass radioaktive Partikel aus der AKW-Ruine Fukushima in die Luft steigen. Die Regierung setzt die Sicherheitsstandards für alle 55 Atomkraftwerke hoch - das erste Eingeständnis, dass die bisherigen Vorschriften nicht ausreichten.

[Verschärfung der Sicherheitsstandards für alle AKWs in Japan: Stromverfügbarkeit, Feuerwehrpräsenz, Instandhaltung, Tsunami-Schutzmauern]

Angesichts der Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima hat die japanische Regierung die Sicherheitsstandards für alle Reaktoren im Land verschärft. Bis Ende April muss in allen 55 Atomkraftwerken auch bei einem Stromausfall weiter Energie verfügbar sein, wie das Handelsministerium mitteilte. Im Kraftwerk Fukushima hatte ein Stromausfall für steigende Temperaturen in den Reaktoren und mehrere Explosionen gesorgt. Noch immer tritt gefährliche Strahlung aus. Die Regierung gestand ein, dass die Lage in dem Komplex außer Kontrolle sei.

Die verschärften Sicherheitsstandards sind das erste Eingeständnis der Regierung, dass die Vorschriften vor dem verheerenden Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami nicht ausreichten. Die neuen Vorkehrungen sehen vor, ständig Feuerwehrfahrzeuge mit Schläuchen vorzuhalten, um Reaktoren notfalls von außen kühlen zu können. Außerdem müssen die Kühlsysteme in Reaktoren und Abklingbecken für verbrauchte Brennstäbe besser instand gehalten werden. Nach einer umfassenden Untersuchung der Katastrophe von Fukushima sollen weitere Schritte wie der Bau von Tsunami-Schutzmauern geprüft werden.

Medienberichten zufolge haben die japanischen Behörden und der Kraftwerksbetreiber Tepco vor der Katastrophe wiederholt Gefahren heruntergespielt und Warnungen ignoriert, etwa in einer hauseigenen Tsunami-Studie von Tepco aus dem Jahr 2007.

Störfall in Fukushima 2

Inzwischen wurde mitgeteilt, dass sich auch am Kernkraftwerk Fukushima 2 ein Störfall ereignet hat. Nach Angaben von Tepco stieg etwa eine Stunde lang Rauch auf, der von einer Stromverteiler-Einheit in einem Turbinenraum im ersten Stock herrühre. Er sei dann wieder verschwunden, so Tepco. Genaue Angaben zur Ursache des Rauchs gab es zunächst nicht.

Fukushima 2 befindet sich etwa zehn Kilometer vom stark beschädigten Krisen-AKW Fukushima 1 entfernt. Die vier Reaktorblöcke in Fukushima 2 seien stabil, hieß es bei Tepco. Sie wurden nach dem Erdbeben vom 11. März vorsorglich heruntergefahren.

Klebeversuche mit Kunstharz

Die Techniker in Fukushima 1 setzen ihre Hoffnungen derzeit auf drei Notmaßnahmen: Ein ferngesteuertes Fahrzeug soll die Trümmer mit Kunstharz besprühen. Das Besprühen der Fukushima-Ruinen mit wasserlöslichem Kunstharz soll Donnerstag beginnen. Die Harzschicht soll radioaktive Partikel an den Trümmern "festkleben" und verhindern, dass sie vom Wind verteilt werden.

Die Regierung überlegt außerdem, die Reaktoren mit Spezialgewebe abzudecken. Um was für ein Gewebe es sich handeln könnte, wurde nicht mitgeteilt. Als dritte Notmaßnahme ist im Gespräch, radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem Kraftwerk in ein Tankschiff auf dem Meer zu pumpen. Wie anschließend mit dem hochgiftigen Wasser verfahren werden soll, wird allerdings nicht berichtet.

Tepco hat kein Konzept

Die japanische Regierung hatte zuvor mitgeteilt, die sechs Reaktoren in Fukushima 1 nie mehr ans Netz gehen zu lassen. "Das ist sehr klar, wenn man an die gesellschaftlichen Umstände denkt", sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Tepco schloss dagegen nicht aus, dass die zwei noch funktionstüchtigen Reaktoren 5 und 6 wieder in Betrieb gehen könnten. Tepco will zunächst nur die irreparabel beschädigten Blöcke 1 bis 4 dauerhaft stilllegen.

Dort drohen bei einem neuerlichen Ausfall der Kühlung nach wie vor Kernschmelzen. Tepco musste am Mittwoch einräumen, dass diese vier Blöcke weiter nicht unter Kontrolle sind, obwohl sich die Lage in allen sechs Reaktoren "verbessert" habe. Vorstandschef Tsunehisa Katsumata sagte, der Konzern habe noch kein genaues Konzept zur Bewältigung des Atomunfalls.

Deutschland will helfen

Japans Regierung prüft nach Angaben der Bundesregierung deutsche Hilfe für Reparaturarbeiten am Katastrophen-AKW Fukushima. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe Japans Ministerpräsidenten Naoto Kan in einem Telefonat angeboten, funkgesteuertes Spezialgerät für Aufräum- und Reparaturarbeiten zur Verfügung zu stellen, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin mit. Japan hat bereits eine Anfrage an die Internationale Atomenergiebehörde IAEA gestellt, dem Land bei der Bewältigung der Atom-Katastrophe zu helfen.

Inzwischen helfen auch die USA und Frankreich beim Kampf gegen die Katastrophe. US-Präsident Barack Obama sicherte Japan Unterstützung zu. Die USA haben bereits einige Messroboter nach Japan geschickt. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy sollte als Chef der G20-Gruppe am Donnerstag Japan besuchen.

Meerwasser extrem belastet

Die Fischerei vor der Nordostküste Japans ist verboten. Das von den Fischen aufgenommene Gift könnte in die Nahrungskette gelangen.

Kabinettssprecher Edano sagte, wann die Regierung die Lage wieder in den Griff bekommen werde, sei unklar. Experten warnten, Japan könnte die Katastrophe und ihre wirtschaftlichen Folgen erst in einigen Jahren überwunden haben. Im Meerwasser rund um das Kraftwerk Fukushima nahm die radioaktive Belastung zu. Nach der Veröffentlichung eigener Strahlenmessungen forderte Greenpeace die Behörden auf, die Bevölkerung besser zu schützen und die Sperrzone auf 40 Kilometer zu verdoppeln.

Karsten Smid, Atomexperte bei der Umweltschutzorganisation sagte bei n-tv: "Wir haben in den letzten Tagen Strahlenmessungen außerhalb der Evakuierungszone von Fukushima gemacht und mussten feststellen, dass in 40 Kilometern Entfernung von Fukushima, also 20 Kilometer außerhalb der Evakuierungszone, noch Werte von 10 Mikrosievert pro Stunde aufgetreten sind. Das ist eine radioaktive Belastung, die wir für kritisch halten und deshalb fordern wir auch eine Ausweitung der Evakuierungszone auf 40 Kilometer, zum Schutz der Bevölkerung." Um Tsushima seien sogar 100 Microsievert pro Stunde gemessen worden.

Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA wurden in dem 40 Kilometer entfernten 7000-Einwohner-Ort Iitate Strahlung über dem Grenzwert gemessen. "Eine erste Beurteilung deutet darauf hin, dass eine der IAEA-Kriterien für die Evakuierung überschritten wurde", sagte der IAEA-Experte für nukleare Sicherheit, Denis Flory. Man habe Japan geraten, sich die Situation dort genau anzusehen, sagte Flory.

Die IAEA hat im Bereich der nuklearen Sicherheit kaum Kompetenzen und kann Mitgliedsstaaten nur Ratschläge geben, aber nichts anordnen. Japan hatte es bislang nicht für notwendig erachtet, den 20-Kilometer-Evakuierungsradius auszuweiten, wohl aber den Bewohner in einem 30 Kilometer großen Radius empfohlen, das Gebiet freiwillig zu verlassen.

Arbeiter werden zunehmend nervös

Die Arbeiter in dem AKW sind zunehmend zermürbt und ihre Angst vor dauerhaften Gesundheitsschäden wächst. Das sagte ein Manager einer Vertragsfirma des Betreibers Tepco. Zwar gingen die Einsatzkräfte immer wieder in die zerstörten Reaktorblöcke, um die Reaktoren zu kühlen und einen Super-GAU zu verhindern, doch seien die Arbeiter angesichts der endlosen Schwierigkeiten zunehmend nervöser. Man achte darauf, dass Tepco die Spezialisten nicht zu hohen Risiken aussetze, sagte der Manager, der namentlich nicht genannt wurde.

Auch Tepco-Chef Masataka Shimizu musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Er litt an Bluthochdruck und Schwindelgefühlen. Der 66-Jährige war bereits am 16. März erkrankt - fünf Tage nach dem verheerenden Erdbeben, das in Fukushima zur Katastrophe führte. Shimizu nahm sich eine Auszeit von einer Woche.

Wind dreht auf Tokio

Sorgen bereitet derzeit auch das Wetter. Am Mittwoch werde der aufs Meer wehende Wind seine Richtung ändern. Dann tragen Böen die radioaktiven Partikel aus Fukushima in Richtung der Millionen-Metropole Tokio. "Dort steigt die Konzentration folglich an, allerdings deutlich verdünnt gegenüber der Ausgangsregion", teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit. Genaue Werte kennen die Wetterfachleute nicht. Dazu kommt noch Regen, der die gefährlichen Partikel zu Boden bringen kann. Erst am Donnerstag werde der Wind seine Richtung aber wieder zum Meer ändern.

Sommerzeit soll Strom sparen helfen

Angesichts der Energieknappheit erwägt die japanische Regierung die Einführung der Sommerzeit, damit große Unternehmen Energie sparen. Bisher hatte das Land die Sommerzeit nicht eingeführt. Nach dem Erdbeben, dem Tsunami und der Reaktorkatastrophe musste Tokio den Strom in einigen Regionen abschalten. Experten befürchten eine anhaltende Energieknappheit.

Unklar ist weiter, wie hoch die Kosten für die Katastrophe sein werden. Ministerpräsident Kan will neben dem eigentlichen Staatshaushalt einen Sonderetat von umgerechnet etwa 17 bis 26 Milliarden Euro aufstellen. Japan ist schon jetzt hoch verschuldet.

Japan befürchtet Handelsblockaden

Unterdessen wächst in anderen Staaten die Angst vor verseuchten Produkten aus Japan. Singapur meldete der IAEA, aus Japan Kohl geliefert bekommen zu haben, in dem die empfohlenen Strahlenwerte um das Neunfache höher seien. Die japanischen Behörden versprachen, die Strahlung zu überprüfen und die Welthandelsorganisation WTO schnell und genau zu informieren. Im Gegenzug appellierte Japan an die Staatengemeinschaft, keine "unvertretbaren" Handelshürden gegen seine Produkte aufzubauen.

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner sieht derzeit keinen Grund für ein Importverbot für Lebens- und Futtermittel aus Japan. In Deutschland sei bei den Kontrollen bisher keine Strahlung gemessen worden, sagte die CSU-Politikerin bei einem Besuch bei Strahlen-Kontrolleuren am Frankfurter Flughafen. Sollte sich das ändern, schloss Aigner ein Importverbot allerdings nicht aus.

dpa/AFP/rts>

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Basler
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30.3.2011: <Atom-Experten messen erhöhte Strahlung ausserhalb Schutzzone>
http://bazonline.ch/ausland/die-tsunami-katastrophe/AtomExperten-messen-erhoehte-Strahlung-ausserhalb-Schutzzone/story/11549146?dossier_id=885

<Die japanische Regierung hat Orte im Umkreis von 20 Kilometern um das AKW Fukushima räumen lassen. Die Atomenergiebehörde IAEA warnt nun: Auch ausserhalb dieser Zone steigen die Werte an.

Atomenergiebehörde rät zu weiterer Evakuierung

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) rät Japan zur weiteren Evakuierung eines Ortes in der Nähe des AKW Fukushima. In dem 7000-Einwohner-Ort Iitate massen Teams der Atombehörde die höchsten Strahlungswerte.

«Eine erste Beurteilung deutet darauf hin, dass eine der IAEA- Kriterien für die Evakuierung überschritten wurde», sagte der IAEA- Experte für nukleare Sicherheit, Denis Flory, am Mittwoch bei einer Medienkonferenz in Wien. Man habe Japan geraten, sich die Situation dort genau anzusehen.

Iitate liegt etwa 40 Kilometer von den Unglücksreaktoren entfernt. Auch die Umweltorganisation Greenpeace hatte bereits nach eigenen Messungen die Evakuierung des Ortes und eine Ausweitung der Evakuierungszone von 20 auf 40 Kilometer gefordert.

Die IAEA hat im Bereich der nuklearen Sicherheit kaum Kompetenzen und kann Mitgliedsstaaten nur Ratschläge geben, aber nichts anordnen. (sda)>

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Financial Times Deutschland, Logo

30.03.2011: Verstrahltes Meer - Kunstharz-Experiment - IAEA rät zu weiteren Evakuierungen, z.B. die Stadt Iitate - verstrahltes Wasser - der Wind dreht wieder auf Tokio zu - Roboterangebot aus Deutschland:
Atomkatastrophe in Japan: Japans Verzweiflungsaktionen gegen den Super-Gau
http://www.ftd.de/politik/international/:atomkatastrophe-in-japan-japans-verzweiflungsaktionen-gegen-den-super-gau/60032763.html

[Verstrahltes Meer und Evakuierung]

<Der verzweifelte Kampf am AKW Fukushima zeigt kaum Wirkung. Im Meer ist die Radioaktivität auf einen Rekordwert gestiegen. Geplante Notlösungen der Regierung wirken wie Verzweiflungstaten. Die IAEA rät zur Evakuierung einer 7000-Einwohner-Stadt nahe des Atomkraftwerks.

[Kunstharz-Experiment mit Roboter]

Die schiere Verzweiflung im Kampf gegen die undichten Stellen im havarierten Atomkraftwerk Fukushima lässt Japans Regierung zu Notmaßnahmen greifen. Sie will die verstrahlten Trümmer ab Donnerstag mit wasserlöslichem Kunstharz besprühen lassen, um die Radioaktivität einzudämmen. Dabei soll nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo ein ferngesteuertes Fahrzeug zum Einsatz kommen.

Die Harzschicht soll verhindern, dass der Küstenwind radioaktiv belasteten Staub fortträgt. Die Regierung überlegt außerdem, die Reaktoren mit Spezialgewebe abzudecken. Als dritte Notmaßnahme ist im Gespräch, radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem Kraftwerk in ein Tankschiff auf dem Meer zu pumpen.

[Verstrahltes Meer - erhöhte Strahlung ausserhalb der 20 km-Zone - die IAEA rät zur Evakuierung von Iitate - eventuell noch mehr Evakuierungen]

Die Messwerte für radioaktives Jod-131 im Meerwasser vor Fukushima kletterten nach Angaben örtlicher Medien auf einen Rekordwert. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA stellte erhöhte Strahlung außerhalb der 20-Kilometer-Evakuierungszone fest.

Gestritten wird nach wie vor über die Ausweitung der 20-Kilometer-Evakuierungszone. Die IAEA rät Japan zur Evakuierung eines weiteren Ortes. In dem Dorf Iitate, das 40 Kilometer von dem AKW entfernt liegt und in dem 7000 Menschen leben, sind den Angaben zufolge sehr hohe Strahlungswerte gemessen worden. Der Experte für nukleare Sicherheit, Denis Flory, sagte in Wien: "Eine erste Beurteilung deutet darauf hin, dass eine der IAEA-Kriterien für die Evakuierung überschritten wurde." Japan solle sich die Situation genau ansehen.

Die IAEA hat in Sicherheitsfragen kaum Kompetenzen und kann Mitgliedsstaaten nur Ratschläge geben, aber nichts anordnen. Japans Regierung lehnt die Ausweitung des Gebiets ab. Sie rät Einwohnern in einem Radius von 30 Kilometern rund um das Kraftwerk, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Tokio steht dafür international in der Kritik. Greenpeace hatte nach eigenen Messungen die Ausweitung der Evakuierungszone von 20 auf 40 Kilometer gefordert.

"Ich kann mir gut vorstellen, dass noch größere Gebiete geräumt werden müssen", sagte der österreichische Physiker Helmut Hirsch. Die freigesetzten Mengen an Radioaktivität seien beträchtlich und könnten zunehmen. Das Institut für Strahlenbiologie am Münchner Helmholtz-Zentrum geht wiederum davon aus, dass 20 Kilometer ausreichen. "Wenn die Werte nicht deutlich weiter steigen, hat man Zeit", sagte Direktor Michael Atkinson. In der aktuellen Zone könne allerdings die nächsten 100 Jahre kein Gemüse angebaut werden. "Da ist es fraglich, ob es überhaupt Sinn macht, zurückzukehren."

[Verstrahltes Wasser in den Kellern des AKWs]

Das verstrahlte Wasser in den Kellern der AKW-Gebäude gefährdet die Gesundheit der Techniker und Arbeiter, die die vier am schwersten beschädigten Reaktoren unter Kontrolle bringen sollen. Dort drohen bei einem neuerlichen Ausfall der Kühlung Kernschmelzen. Der AKW-Betreiber Tepco räumte ein, dass diese vier Blöcke nicht unter Kontrolle seien. Vorstandschef Tsunehisa Katsumata sagte in Tokio, der Konzern habe noch kein genaues Konzept zur Bewältigung des GAUs.

Regierung und Atomexperten in Japan diskutierten weiter "jede Möglichkeit", um das Kraftwerk unter Kontrolle zu bringen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. An der Küste bei Fukushima wurde der gesetzliche Grenzwert an radioaktivem Jod-131 um das 3355-Fache überschritten.

[Der Wind dreht auf Tokio zu - 35 Millionen-Ballungsraum]

Der Wind drehte am Mittwoch in Richtung Tokio. Mit ihm könnten radioaktive Partikel den Ballungsraum mit 35 Millionen Bewohnern für einige Stunden erreichen.

[Deutsches Angebot mit Robotern]

Japans Regierung prüft nach Angaben der Bundesregierung, deutsche Hilfe für Reparaturarbeiten am Katastrophen-AKW in Anspruch zu nehmen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe Ministerpräsident Naoto Kan in einem Telefonat angeboten, funkgesteuertes Spezialgerät für Aufräum- und Reparaturarbeiten zur Verfügung zu stellen. Das teilte ihr Sprecher Steffen Seibert in Berlin mit. Japan hat eine Hilfsanfrage an die IAEA gestellt. Kan hatte von der schwersten Krise seines Landes seit dem Zweiten Weltkrieg gesprochen.>

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Financial Times Deutschland online, Logo

Fukushima 1 am 30.3.2011: Der Boden der 20-km-Evakuierungszone ist für 100 Jahre verseucht:
Boden der Evakuierungszone für 100 Jahre verseucht
aus: Financial Times Deutschland online: http://www.ftd.de/politik/international/:chronik-der-katastrophe-in-japan-boden-der-evakuierungszone-fuer-100-jahre-verseucht-die-ereignisse-vom-mittwoch/60032587.html

<Der Chef des Instituts für Strahlenbiologie am Münchner Helmholtz-Zentrum geht davon aus, dass die derzeitig bestehende 20-Kilometer-Evakuierungszone ausreicht. "Wenn die Werte nicht deutlich weiter steigen, hat man Zeit", sagte Direktor Michael Atkinson auf Anfrage. Doch bei den hoch belasteten Gebieten innerhalb der Evakuierungszone geht Atkinson davon aus, dass die nächsten 100 Jahre zumindest kein Gemüse mehr angebaut werden kann. "Da ist es fraglich, ob es überhaupt Sinn macht, zurückzukehren", sagte der Forscher.>

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Basler
                    Zeitung online, Logo

30.3.2011: Die Arbeiter in Fukushima 1 sind nur noch Liquidatoren:
"Mittlerweile darf man ruhig von Liquidatoren reden
http://bazonline.ch/ausland/die-tsunami-katastrophe/Mittlerweile-darf-man-ruhig-von-Liquidatoren-reden/story/24627446?dossier_id=885

<Florian Kasser, Atomexperte von Greenpeace, erklärt, warum die Organisation eigene Spezialisten nach Japan geschickt hat. Und warum er glaubt, dass die japanischen AKW-Arbeiter komplett überfordert sind.

Atomexperte Florian Kasser.

Herr Kasser, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie sehen, wie die Arbeiter im AKW Fukushima mit Sandsäcken gegen radioaktives Wasser kämpfen?
Diese Bilder machen mich traurig, da fühlt man sich hilflos. Das zeigt, wie katastrophal die Situation ist. Und es macht deutlich, dass die japanischen AKW-Betreiber komplett überfordert sind mit dem schweren Zwischenfall. Wir werden uns an solche Bilder gewöhnen müssen. So dürfte es noch ein paar Wochen weitergehen.

Wie schätzen Sie die Belastungen für die Umwelt ein.
Ich bin sprachlos. Ich habe zwar damit gerechnet, dass der Boden beim AKW mit Plutonium verseucht sein wird. Jetzt kann man nur hoffen, dass die schlimmsten Verschmutzungen auf das Gelände von Fukushima I beschränkt bleiben.

Wie steht es um das Meerwasser?
Auch hier ist die Lage kritisch. Ganze Küstengebiete werden auf Jahre hinaus radioaktiv verseucht bleiben. Das Gift tritt in die Nahrungskette ein.

Würden Sie heute noch japanischen Fisch essen?
Nein, davon rate ich ab, bis wir mehr über den Grad der Verschmutzung wissen. Der einzige, kleine Vorteil: Der Pazifik ist sehr gross, das verseuchte Wasser wird sich verdünnen.

AKW-Arbeiter werden offenbar mit ungenügender Ausrüstung in die Reaktoren geschickt.
Mittlerweile darf man bei den Männern ruhig von Liquidatoren reden, wie sie auch in Tschernobyl im Einsatz standen. Ich sehe nicht ein, warum sie nicht besser ausgerüstet sind. Schliesslich leisten sie eine enorme Arbeit und opfern sich für ihr Land.

Experten streiten über die Evakuierungszone rund um Fukushima. Halten Sie die 20 Kilometer für genügend?
Nein, das ist viel zu wenig. Selbst 40 Kilometer vom Reaktor weg ist die Strahlung teilweise massiv über dem Grenzwert. Diese Gebiete müssen sofort evakuiert werden. Vor allem Schwangere und Kleinkinder sollten Orte mit erhöhter Strahlung umgehend verlassen.

Warum beharrt Japan auf den 20 Kilometern Sperrzone?
Das weiss ich nicht. Man darf aber nicht vergessen, dass das Ganze eine enorme logistische Herausforderung ist. Für zwei Millionen Menschen müsste eine Notunterkunft bereitgestellt werden.

Was machen die Greenpeace-Experten, die vor Ort sind?
Wir haben ein halbes Dutzend Atom-Fachleute in Japan. Sie sind bestens ausgebildet und ausgerüstet und nehmen unabhängige Messungen im Umkreis von 40 Kilometern von Fukushima I vor. Sie bewegen sich aber nicht in der Sperrzone. Sie arbeiten ohne Auftrag einer Regierung oder Atombehörde und sind unabhängig. Unmittelbar nach dem Zwischenfall haben wir entschieden, eigene Leute nach Japan zu schicken.

Trauen Sie den offiziellen Messungen nicht?
Es ist ein Witz, wie die Internationale Energiebehörde IAEA informiert. Die wissen mit Sicherheit mehr, als sie sagen. Die Glaubwürdigkeit der Energiebehörde ist zerstört. Da macht es Sinn, wenn Greenpeace mit eigenen Fachleuten vor Ort ist. Wir können uns zudem auf ein Netzwerk von Experten abstützen und tauschen Daten und Einschätzungen aus. Zudem haben wir Informanten, die uns über die Messungen der Regierung informieren.

Zurück zum zerstörten AKW Fukushima I. Wie weiter?
Beim Reaktor 3, da kann man wohl nichts mehr machen. Den sollte man mit Beton und Sand zuschütten. Das scheint mir die beste Lösung in einer schlimmen Situation.

Dann kann nichts mehr passieren?
Man kann so wenigstens den Austritt von Radioaktivität eindämmen. Die Kernschmelze im zugeschütteten Reaktorinnern geht aber dennoch weiter. Und solange sie nicht gestoppt wird, kann es immer wieder zu Explosionen kommen.

Das tönt nicht gerade zuversichtlich.
Nein, man kann nur hoffen, dass sich die Brennstäbe von selbst abkühlen. Ich sehe keinen Weg, die Kernschmelze einzudämmen.

Wie beurteilen Sie die politische Situation in der Schweiz? Plötzlich sind fast alle Politiker gegen die Atomkraft.
Ja, da hat es schon ein paar erstaunliche Wendungen gegeben. Wichtig ist aber, dass die Diskussion in Gang gekommen ist, dass wir in der Schweiz nun ernsthaft auch über die Gefahren der Kernenergie debattieren.

Und in drei Monaten spricht niemand mehr davon?
Das glaube ich nicht. So schnell ist das Thema nicht vom Tisch. Die Atomindustrie wird grösste Mühe haben, das Volk von einem neuen AKW zu überzeugen. (baz.ch/Newsnetz).>

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Basler
                    Zeitung online, Logo

Schweiz 30.3.2011: Das schweizer Parlament wird zum "Parlamentsreaktor" - viele Vorstösse von linker Seite für eine Atomdebatte im Juni 2011:
Der Parlamentsreaktor läuft einseitig
http://bazonline.ch/schweiz/standard/Der-Parlamentsreaktor-laeuft-einseitig/story/25500275

<Von Christian Mensch

Das Parlament wird im Juni eine Atomdebatte führen. Ein Schwall energiepolitischer Vorstösse ist bereits eingegangen. Die Bürgerlichen halten sich jedoch zurück.

Politik macht Dampf: Parlamentarier machen sich Gedanken über die Zukunft der Schweizer AKW.

Das Anliegen ist dringlich. Bereits im April wollte die Ratslinke im Parlament eine ausserordentliche Energiedebatte führen. Doch das Ratsbüro verschob den Termin mit knappem Entscheid in den Juni. Für Aline Trede, Vizepräsidentin der Grünen, ist dies mittlerweile kein Nachteil mehr: Nun hätten auch die bürgerlichen Parteien Zeit, ihre Position zu finden.

Wer die Liste der eingereichten parlamentarischen Vorstösse seit dem Reaktorunfall am 11. März zum Nennwert nimmt, erkennt den linken Überhang und eine rechte Zurückhaltung. Grüne und Sozialdemokraten haben je über 15 Anliegen deponiert, die sich direkt mit der Atomkraft und ihrer Entsorgung oder indirekt der Förderung alternativer Energieformen beschäftigen. Die Forderung, das Kraftwerk Mühleberg sei sofort und Beznau in drei Jahren zu schliessen, wird dabei auch von EVP-Parlamentariern geteilt, die innerhalb der CVP-Fraktion politisieren.

Obwohl auch die CVP zur ausserordentlichen Session gerufen hatte, bleibt die Partei der Energieministerin Doris Leuthard auffallend handzahm. In einer Interpellation fragt sie den Bundesrat ganz allgemein nach den Sicherheitsvorkehrungen bei Erdbeben. In einem ebenfalls unverbindlichen Postulat sorgt sie sich nicht minder allgemein um die Sicherheit schweizerischer Kernkraftwerke.

Planmässiger Ausstieg

Die Freisinnigen sind in ihren Vorstössen entschiedener. Die gleichlautenden Postulate von Filippo Leutenegger für den National- und Felix Gutzwiller für den Ständerat umgehen zwar das Wort «Atomausstieg», doch fordern sie den Bundesrat faktisch auf, den Weg dazu aufzuzeigen. «Mittelfristig» müsse die Kernkraft durch andere Energien und Effizienzmassnahmen kompensiert werden, eine «planmässige Ausserbetriebnahme der bestehenden Kernkraftwerke» sei zu berücksichtigen.

Ausserhalb dieser FDP-Haltung drängt Peter Malama (BS) auf eine Abschaltung des französischen Kraftwerks Fessenheim. Er liegt damit auf einer Linie mit Susanne Leutenegger Oberholzer (SP, BL) und Maya Graf (Grüne, BL). Immerhin: Bundesrätin Doris Leuthard hat angekündigt, dieses Thema am Freitag bei ihrem Arbeitsbesuch in Paris aufzugreifen.

Auf parlamentarischer Ebene inexistent ist in der Energiedebatte die BDP. Dies, obwohl sich auch deren Fraktion für die Sonderschicht ausgesprochen hatte. Die SVP-Parlamentarier halten sich weitgehend an die von Parteipräsident Toni Brunner verordnete Schweigepflicht zur Atomfrage. Stellvertretend für die Partei-Granden deponierte Hans Rutschmann eine Interpellation, in der er nach den «Auswirkungen einer Stromversorgung ohne KKW» fragt. Als Prämissen liegen der Interpellation zugrunde, dass dafür umweltbelastende, zusätzliche Gas- und andere thermische Kraftwerke gebaut werden müssten und hohe volkswirtschaftliche Kosten zu erwarten seien.

Kopf an Kopf

Grüne und Sozialdemokraten zeigen mit ihren Vorstössen ihren festen Glauben an machbare Aus- und Umstiegsszenarien. Inhaltlich sind kaum Unterschiede festzumachen. Doch anders als die SP, die auf ein «Atomausstiegsgesetz» abzielt, halten sich die Grünen den Weg über eine Volksinitiative offen. Oder wie Aline Trede sagt: In der Frage des Atomausstiegs könne sie dem Parlament nicht trauen. (Basler Zeitung)>

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Verunreinigte Staaten 30.3.2011: Der Obama-Trottel hält an Atomkraft fest:
Energiestrategie: Obama setzt trotz Fukushima auf Atomkraft
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Obama-setzt-trotz-Fukushima-auf-Atomkraft-30563554

Kommentar
Irgendwie hatte man doch von Obama etwas "Besseres" erwartet. Nun, er präsentiert nur die Idee, Ölimporte zu reduzieren und die AKWs zu fördern.

Der Artikel:

<US-Präsident Barack Obama will auch nach Fukushima neue Atomkraftwerke bauen lassen. Mit seiner Energiestrategie will Obama die Abhängigkeit der USA von Ölimporten reduzieren.

Ungeachtet des Reaktorunglücks in Japan hält US-Präsident Barack Obama weiter an der Atomkraft fest. In einer Grundsatzrede an der Georgetown University in Washington bekannte sich Obama am Mittwoch zum Bau neuer Atomkraftwerke.

Der Präsident gab ausserdem das Ziel aus, die Ölimporte der USA innerhalb von zehn Jahren um ein Drittel zu reduzieren. Obama sagte laut Redetext, die Atomkraft verfüge über «grosses Potenzial», um die klimafreundliche Energieproduktion der USA zu steigern. Er zeigte sich «entschlossen», die Sicherheit der Technologie zu gewährleisten.

Darum habe er nach dem Unglück in Japan auch eine «umfassende Sicherheitsüberprüfung» der Atommeiler angeordnet. Die Ergebnisse dieser Überprüfung würden «in die Planung und den Bau der nächsten Generation der Kraftwerke» einfliessen, sagte der Präsident. Aktuell sind in den USA 65 Kernkraftwerke am Netz, sie produzieren etwa 20 Prozent des Stroms.

Ölimporte um einen Drittel reduzieren

Kernpunkt von Obamas Energiestrategie ist die deutliche Reduzierung der Abhängigkeit von Ölimporten. «Als ich mein Amt angetreten habe, hat Amerika jeden Tag elf Millionen Barrel Öl importiert», sagte der Präsident. «In etwas mehr als einem Jahrzehnt werden wir dies um einen Drittel verringert haben.»

«Ich setze ein neues Ziel: eines, das vernünftig, erreichbar und notwendig ist», sagte Obama. Die Menge des importierten Öls solle von 11 Millionen Barrel (je 159 Liter) auf rund 7,3 Millionen schrumpfen, sagte Obama.

Um dieses Ziel zu erreichen, will Obama die heimische Förderung von Öl und Gas ausbauen sowie die Entwicklung von Biokraftstoffen vorantreiben. Ausserdem sollten Fahrzeuge effizienter gemacht werden, forderte der Präsident.

Der Präsident begründete seine Initiative damit, dass die Ölpreise langfristig steigen werden, «weil Länder wie China und Indien in einem rasanten Tempo wachsen». Wenn zwei Milliarden mehr Menschen Auto fahren und Güter konsumieren, werde die Nachfrage nach Öl schneller steigen als das Angebot. Zudem zeigten die Unruhen im Mittleren Osten und in Nordafrika, wie unberechenbar die Preise für Öl seien.

(sda)>


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Basler
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Fukushima 1 am 31.3.2011: Verseuchtes Strahlenmeer mit radioaktivem Jod 131:
Swiss-Container in Zürich leicht verstrahlt
http://bazonline.ch/ausland/die-tsunami-katastrophe/SwissContainer-in-Zuerich-leicht-verstrahlt/story/22289141?dossier_id=885

Nun, radioaktives Jod 131 zerfällt ja in einem Tag. Aber vielleicht sind da noch andere "Sachen".

Der Atikel:

<Die Strahlenwerte im Meer vor dem beschädigten Atomkraftwerk Fukushima 1 in Japan steigen weiter an. Rund 330 Meter vor der Küste wurden nach Angaben des Kraftwerkbetreibers Tepco stark erhöhte Mengen des radioaktiven Jods 131 gemessen.

Die Messwerte seien 4385 mal höher als die gesetzlichen Maximalwerte. Gestern hatten die Proben den Höchstwert um das 3355-fache überstiegen.

Wie die Radioaktivität ins Meer gelangte, ist noch immer unklar. Der AKW-Betreiber Tepco vermutet, dass das Jod entweder von den Reaktoren selbst oder von beschädigten Brennstäben in den Abklingbecken stammt.

Ein Austritt aus den Abwasserrohren sei jedoch noch nicht bestätigt worden, meldete die Nachrichtenagentur Jiji Press. Die Atomaufsichtsbehörde wolle jetzt die Zahl der Messstellen im Meer erhöhen und zugleich das Grundwasser auf dem AKW-Gelände analysieren.

Eine Gefahr für die Gesundheit bestehe durch die hohen Werte nicht, teilte der Sprecher der Atomsicherheitsbehörde, Hidehiko Nishiyama, mit. Radioaktives Jod hat eine Halbwertszeit von acht Tagen und löst sich in Wasser schnell auf.>

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Basler Zeitung
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"USA" 31.3.2011: Radioaktiv belastete Milch - aber noch 5000 Mal unter dem Grenzwert:
Swiss-Container in Zürich leicht verstrahlt
http://bazonline.ch/ausland/die-tsunami-katastrophe/SwissContainer-in-Zuerich-leicht-verstrahlt/story/22289141?dossier_id=885

<Eine erhöhte Belastung mit radioaktivem Jod wurde inzwischen auch im Westen der USA in Milch gemessen. Nach Angaben der Umweltschutzbehörde und der Behörde für Lebensmittelsicherheit war die Belastung mit radioaktivem Jod 131 jedoch immer noch 5000 Mal niedriger als der Grenzwert.

Die Proben wurden am Freitag vergangener Woche in der Stadt Spokane im US-Staat Washington genommen. Die Behörde für Lebensmittelsicherheit erklärte, angesichts der Atomkrise in Japan habe man mit einem Anstieg der Strahlenwerte gerechnet. Die Kontrollen von Milch und Trinkwasser würden landesweit verstärkt. (dapd)>

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Basler
                    Zeitung online, Logo

31.3.2011: Warencontainer der schweizer Fluggesellschaft "Swiss" weisen eine leichte atomare Strahlung auf:
Swiss-Container in Zürich leicht verstrahlt
http://bazonline.ch/ausland/die-tsunami-katastrophe/SwissContainer-in-Zuerich-leicht-verstrahlt/story/22289141?dossier_id=885

<Ein von der Schweizer Fluggesellschaft aus Tokio eingeflogener Container enthielt heute leicht erhöhte Strahlungswerte. Die Swiss setzt am Sonntag für zwei Tage Flüge nach Japan aus.

Swiss-Container leicht verstrahlt

An einem Transportcontainer, der heute mit einer Swiss-Maschine aus Tokio nach Zürich transportiert worden ist, sind leicht überhöhte Strahlenwerte festgestellt worden. Die Fluggesellschaft klärt mit Experten des Paul Scherrer Instituts (PSI) die Ursache ab. (Bild: Ein Anwohner von Fukushima wird am 30. April auf Strahlung überprüft)

Der betreffende Container sei bereits in Tokio untersucht worden. Dort habe die Messung keine zu hohen Werte angezeigt, sagte Swiss- Mediensprecher Jean-Claude Donzel auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.

Als der Container in Zürich erneut unter die Lupe genommen wurde, zeigte das Messgerät nur bei einem kleinen Plastiktäschlein, das die Transportunterlagen enthält und aussen am Contaier befestigt ist, zu hohe Werte an. Die Swiss habe den Vorfall den Behörden gemeldet und eruiere mit den PSI-Experten die weiteren Schritte, sagte Donzel.

Andere Fracht nicht betroffen

An allen anderen Transportcontainern sowie am Flugzeug selbst seien keine erhöhten Werte festgestellt worden, sagte der Sprecher weiter. «Wir haben die gesamte Fracht ausgeladen». Die Waren seien vom Vorfall nicht betroffen gewesen.

Die Swiss überprüft die Fracht seit einigen Tagen vor Abflug in Tokio und nach der Landung in Zürich. Bisher wurden an zwei Transportcontainern in Tokio leicht erhöhte Werte festgestellt. Diese seien im meldepflichtigen Bereich gewesen, aber nicht gesundheitsschädigend, hiess es bei der Swiss.

Flüge annulliert

Die Swiss fliegt jeweils einmal täglich von Zürich über Hongkong nach Tokio und die selbe Strecke zurück. Am Samstag finden diese Flüge noch statt. Für Sonntag und Montag hat die Swiss die Verbindungen von Zürich nach Tokio und umgekehrt annulliert.

«Ab dem 5. April wird es einen neuen Flugplan geben», sagte Donzel. Wie dieser im Detail aussehe, sei noch unklar. Die Flüge seien annulliert worden, damit die neue Operation vorbereitet werden könne. Die Swiss-Passagiere, die am 3. oder 4. April einen Flug nach oder aus Japan gebucht haben, werden umgebucht. (sda)>

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Fukushima 1 am 31.3.2011: <Atom-Experten messen erhöhte Strahlung ausserhalb Schutzzone>
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/die-tsunami-katastrophe/AtomExperten-messen-erhoehte-Strahlung-ausserhalb-Schutzzone/story/11549146?dossier_id=885

<Die japanische Regierung hat Orte im Umkreis von 20 Kilometern um das AKW Fukushima räumen lassen. Die Atomenergiebehörde IAEA warnt nun: Auch ausserhalb dieser Zone steigen die Werte an.

Atomenergiebehörde rät zu weiterer Evakuierung

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) rät Japan zur weiteren Evakuierung eines Ortes in der Nähe des AKW Fukushima. In dem 7000-Einwohner-Ort Iitate massen Teams der Atombehörde die höchsten Strahlungswerte. (Bild: Messung heute in Ititate)

«Eine erste Beurteilung deutet darauf hin, dass eine der IAEA- Kriterien für die Evakuierung überschritten wurde», sagte der IAEA- Experte für nukleare Sicherheit, Denis Flory, am Mittwoch bei einer Medienkonferenz in Wien. Man habe Japan geraten, sich die Situation dort genau anzusehen.

Iitate liegt etwa 40 Kilometer von den Unglücksreaktoren entfernt. Auch die Umweltorganisation Greenpeace hatte bereits nach eigenen Messungen die Evakuierung des Ortes und eine Ausweitung der Evakuierungszone von 20 auf 40 Kilometer gefordert.

Die IAEA hat im Bereich der nuklearen Sicherheit kaum Kompetenzen und kann Mitgliedsstaaten nur Ratschläge geben, aber nichts anordnen. (sda)>

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Japan 31.3.2011: Politik und Medien lassen japanische Atomkraftgegner im Stich:
Anti-AKW-Protest in Japan; Als Einzelkämpfer gegen die Kernkraft
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,754135,00.html

Japanische Atomkraftwerkgegner im Jahre 2011
Japanische Atomkraftwerkgegner im Jahre 2011. Foto AFP

<Von Simone Utler

Wie kann das sein? Trotz Fukushima-Katastrophe demonstrieren in Japan nur einige hundert Menschen gegen Atomkraft. Ihr Protest ist der erbitterte Kampf einzelner Überzeugungstäter. Die Aktivisten setzen vor allem auf Lobby-Arbeit, doch Politik und Medien lassen sie im Stich.

Hamburg - Rund 250.000 Demonstranten gingen am Wochenende in Deutschland auf die Straßen, um gegen Atomkraft zu protestieren. In Tokio waren es am Sonntag gerade einmal rund 1200 Aktivisten vor der Zentrale des Fukushima-Betreibers Tepco - und noch einmal 100 am Mittwoch. Greenpeace hat in Deutschland rund 560.000 Förderer, in Japan sind es 4000 Mitglieder.

In dem einzigen Land der Welt, das schon von Atombomben getroffen wurde, das die Folgen von Radioaktivität unmittelbar erlebte, gibt es keine gesellschaftlich verankerte Anti-Nuklear-Bewegung. Einzelne Aktivisten führen einen erbitterten Kampf.

Der Horror von Hiroshima und Nagasaki hat die Japaner in ihrer Haltung zur Kernenergie einseitig geprägt. "Die Menschen sind gegen Atomwaffen. Aber sie sind nicht gegen Atomenergie", sagt Philip White vom Citizens' Nuclear Information Center (CNIC) in Tokio. Ein Grund sei eine von der Regierung konsequent verfolgte Kampagne. "Es gibt im Sprachgebrauch eine deutliche Unterscheidung", so White. Die Regierung spricht von "kaku heki" - sie nutzt das im Japanischen negativ belegte Wort nuklear immer im Zusammenhang mit Waffen. In Abgrenzung dazu gibt es "genshi ryoku" - die Atomenergie. "Damit vermittelt die Regierung den Eindruck, beides habe nichts miteinander zu tun."

Nachdem Hiroshima und Nagasaki am Ende des Zweiten Weltkriegs von zwei Atombomben zerstört wurden, sprach sich die japanische Regierung strikt gegen die Produktion, den Besitz oder die Stationierung von Atomwaffen in ihrem Land aus. Selbst ein Zwischenstopp nukleargetriebener U-Boote in Japan war für Atomgegner jahrzehntelang ein Grund für Proteste. Die Atomenergie hingegen wurde seit dem Bau des ersten Meilers in Tokaimura 1957 stetig ausgebaut. Derzeit stehen 18 AKW mit 55 Reaktoren im Land, sie liefern rund 30 Prozent des Stromes.

Der Glaube an die friedliche Nutzung der Kernenergie sitzt bei den Japanern tief. Bis heute ist der Roboter "Astro Boy" - der im Original "Eisenarm Atom" heißt - eine berühmte und geliebte Comicfigur, die sich als Weltretter, Freund und Helfer geriert. Der Roboter kann seinen Bauch, in dem ein kleiner Nuklearreaktor brennt, wie einen Stromkasten öffnen, hat laut seiner eigenen Internetseite "100.000 PS dank Kernschmelzsystem" und eine Schwester mit dem Namen Uran.

Erst mit der Katastrophe von Tschernobyl 1986 wuchs unter Japans Bevölkerung die Angst vor den Risiken. Atomkraftgegner sammelten 3,5 Millionen Unterschriften für eine Petition, die den Ausstieg aus der Kernkraft forderte, Probleme wie die Endlagerung der Brennstäbe wurden angesprochen. Doch die Aufregung ebbte ab. In einer vom Regierungskabinett im Oktober 2009 in Auftrag gegebenen Umfrage votierten lediglich 16,2 Prozent für den Ausstieg. 59,6 Prozent der 1850 Teilnehmer sprachen sich für einen Ausbau der Atomenergie aus. Laut der als regierungstreu geltenden Zeitung "Sankei Shimbun" hatte die Zahl der Befürworter zugenommen, weil sich die Kernenergie als "CO2-freie, saubere Energieform" durchgesetzt habe.

"Wir setzen auf Lobby-Arbeit"

Obwohl kaum öffentlicher Protest zu erkennen ist, möchte Aktivist Philip White, der bei CNIC für internationale Anfragen zuständig ist, nicht von einer schwachen Anti-Atom-Bewegung in Japan sprechen. "Sie hat einfach einen anderen Stil als in Deutschland." Während hierzulande Massen mobilisiert werden, setzt man in Japan auf Lobby-Arbeit. "Wir haben extrem motivierte Mitarbeiter mit sehr viel Expertise, die vor Ort Einfluss auf die Lokalregierungen nehmen. Also an den Stellen, an denen über Bau und Inbetriebnahme von Atomkraftwerken entschieden wird", erklärt White. Dabei setzen die Atom-Gegner auf den Fakt, dass die Präfektur-Gouverneure bei der Errichtung von Kraftwerken ein Veto-Recht haben.

Die Strategie, in den Gemeinderäten Mehrheiten gegen Atomenergie zu finden, führte in den vergangenen Jahren mehrfach zum Erfolg: So wurde im Mai 2001 mit einem Referendum in der Stadt Kariwa verhindert, dass Tepco in das AKW Kashiwazaki-Kariwa Mischoxid-Brennelemente (Mox) aus Uran- und Plutoniumoxid einbauen konnte. Im Dezember 2004 sei der Bau von neuen Kraftwerken in Maki und Suza gestoppt worden, betont White. "Es wird zunehmend schwieriger für die Atomindustrie, neue AKW zu errichten."

Als erster Bürgermeister setzte Takaaki Sasaguchi im Sommer 1996 in Maki einen Bürgerentscheid gegen einen geplanten Meiler durch. Damit die Regierung das öffentliche, aber nicht bindende Votum nicht unterlief, verkaufte Sasaguchi Teile des vorgesehenen Baugrundstücks an Atomkraftgegner. Maki wurde zu einem Zentrum der wachsenden Anti-AKW-Bewegung. Seit Japans bislang schwerstem Atomunfall in der Uranverarbeitungsanlage von Tokaimura, bei dem Ende September 1999 mehr als 90 Menschen verstrahlt wurden, erhielt der Rebell aus ganz Japan zustimmende Post.

"Hauptsächlich führe ich Verhandlungen und Prozesse"

Ähnlich wie in Maki engagieren sich in vielen anderen Orten und Städten kleine Organisationen. Sie entstehen meist dort, wo AKW oder Endlager geplant sind beziehungsweise bereits stehen. Hideyuki Koyama ist Leiter des "Mihama Vereins", der sich gegen die Kraftwerke Mihama, Ohi und Takahama wehrt. Der ehemalige Dozent der Universität Osaka kämpft seit rund 20 Jahren gegen Atomkraft, ein Störfall im AKW Mihama im Februar 1991 veranlasste ihn, den Verein in Osaka zu gründen.

Doch auch Koyama setzt nur zum Teil auf Demonstrationen. "Hauptsächlich führe ich Verhandlungen mit der Regierung und Prozesse gegen Kansai Electric Power." Inzwischen habe er schon mehrere Prozesse gewonnen, so der 71-Jährige, der im vergangenen Jahr in Nagasaki im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zum Atombombenabwurf über den hochgefährlichen Einsatz von Mox-Brennelementen referierte.

Landesweite Bewegungen wie das CNIC, das 1975 gegründet wurde und inzwischen rund 2000 Mitglieder hat, gibt es wenige. Zu nennen sind vor allem der 1965 gegründete Japan Congress Against A-and H-Bombs, der in 47 Präfekturen aktiv ist, sowie Greenpeace. 1989 nahm die Umweltschutzorganisation die Arbeit in Japan auf, wo sie sich hauptsächlich gegen Atomkraft engagiert. "Wir verteilen Newsletter und organisieren Demonstration, beispielsweise gegen den Import von Mox-Brennelementen aus Frankreich", sagt Greenpeace-Generalsekretär Junichi Sato.

"Nationale Medien berichten kaum über uns"

Die größte Schwäche der japanischen Anti-Atom-Bewegung ist laut White die mangelnde politische Unterstützung. "Die Bindung zwischen Regierung und Atomindustrie ist sehr stark", so der Aktivist. Das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie, das die Atomindustrie reguliert, fördert sie auch zugleich: Es bemüht sich in jüngster Zeit verstärkt um ausländische Aufträge zum Bau von Reaktoren. Außerdem fehlt Japans Atomgegnern die Unterstützung einer mächtigen politischen Partei, die die Ausstiegsvisionen unterstützt.

Erschwerend kommt hinzu, dass die überregionalen japanischen Medien die Anti-Atom-Bewegung nahezu totschweigen. "Es gibt seit rund 20 Jahren immer mal wieder Demonstrationen gegen Atom vor den Ministerien, aber nationale Medien berichten kaum über uns", sagt White. Der Hauptgrund sei, dass Journalisten in Japan von den Ministerien in sogenannte Presse-Clubs eingebunden würden, exklusive Zirkel, in denen die Regierung ihre Informationen verbreite. "Die Journalisten sind ebenso 'embedded' wie im Irak-Krieg", sagt White. Wer kritisch über Atomenergie berichte, riskiere seinen Ausschluss.

Über die Demonstration der rund 1200 Menschen vor der Tepco-Zentrale war in japanischen Zeitungen und TV-Sendern nichts zu finden. Lediglich Blogs verbreiteten Texte und ein Video.

"Bisher uninteressierte Menschen wollen Informationen haben"

Die Anti-Atom-Aktivisten sind sicher: Fukushima läutet eine neue Ära ein. "Die Japaner sind nun skeptisch gegenüber der Atomenergie", sagt Koyuma. Bisher sei bei AKW-Unfällen immer dasselbe Schema zu erkennen gewesen: "Bei den Störfällen und Unfällen wird laut protestiert, danach legt sich der Widerstand aber wieder. Diesmal ist es anders." Er bekomme extrem viele Anrufe - vor allem von Schülern und jungen Menschen.

Auch White kann schon einen Wandel feststellen. "Menschen, die sich bisher nicht interessiert haben, wollen plötzlich Informationen haben." Hunderttausende hätten die Videos angesehen, die das CNIC seit dem Fukushima-Desaster im Internet veröffentlicht hat. In den Filmen erklären Techniker und Ingenieure, die früher im AKW Fukushima oder einem anderen Kraftwerk gearbeitet haben und nun unabhängig sind, die aktuelle Lage.

Greenpeace-Generalsekretär Sato träumt schon von zahlreichen neuen Mitgliedern: 10.000 sollen es nach seinen Wünschen insgesamt werden.

Umfragen nähren die Hoffnung. Der Zeitung "Tokyo Shimbun" zufolge sprachen sich vor dem Unglück von Fukushima noch 70 bis 80 Prozent der Japaner für Atomenergie aus - jetzt sind es nur noch 44 Prozent. Einer Befragung der regionalen Tageszeitung "Hokkaido Shimbun" vom 19. und 20. März zufolge empfinden 93 Prozent der Befragten Sorge oder Angst im Hinblick auf die Sicherheitsmaßnahmen an den japanischen AKW. Bei der Umfrage der Regierung von 2009 hatten lediglich 53,9 Prozent angegeben, sich unsicher zu fühlen oder Sorgen zu machen.

Baku Nishio, einer der drei Geschäftsführer von CNIC, sieht nun durchaus Möglichkeiten, Druck auf die Politik auszuüben. Nach dem GAU von Fukushima wolle die Regierung die Atompolitik überprüfen. "Das CNIC ist Mitglied der Atomkommission, die die Prüfung durchführt und Verbesserungsideen unterbreitet. Dadurch sind wir in der Lage, entsprechende Vorschläge zu machen", erklärt Nishio.

Aktivist Koyama hält den Atom-Ausstieg für möglich: "Wenn die Regierung das immense Geld, das sie zurzeit in Atomkraftwerke pumpt, in erneuerbare Energie umlenken würde."

Mitarbeit Yasuko Mimuro und Rosa Vollmer>

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Tagesanzeiger online, Logo

Fukushima 1 am 31.3.2011: 10.000-fach erhöhte Radioaktivität im Grundwasser - eventuell ist eine Kernschmelze im Gang und die Brennstäbe fressen sich durch den Reaktorboden:
Grundwasser um Fukushima ist verstrahlt
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/die-tsunami-katastrophe/Grundwasser-um-Fukushima-ist-verstrahlt/story/22289141?dossier_id=885

<Die Strahlung aus dem beschädigten AKW ist offenbar in das Grundwasser gesickert. Nach ersten Berichten soll die Radioaktivität 10.000-fach erhöht sein.  

  • 18 Uhr  

    Laut der Betreiberfirma Tepco sine im Grundwasser nahe des Turbinengebäudes von Reaktor 1 erhöhte Werte gemessen worden. Auch in einem Tunnel ausserhalb des Turbinengebäudes von Reaktor Zwei sei radioaktiv belastetes Wasser gefunden worden.

    Strahlenexperten befürchten seit längerem, dass in den Reaktoren der havarierten Atomanlage eine Kernschmelze im Gang ist. Dabei wird nicht ausgeschlossen, dass sich die überhitzten Brennstäbe durch den Boden des Reaktorsicherheitsbehälters fressen. In diesem Fall würde im grossen Masse Radioaktivität in die Umwelt gelangen. (sda)

  • 17:55 Uhr   

    Verstrahltes Grundwasser um Fukushima

    Im Grundwasser aus der Nähe des Reaktors 1 im Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi sind 10.000-fach erhöhte Strahlenwerte festgestellt worden. Das berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Betreibergesellschaft Tepco. Ein Tepco-Mitarbeiter sagte, die Radioaktivität sei «extrem hoch». (dapd)>

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Financial Times Deutschland online, Logo

31.3.2011: <Betreiber von Fukushima: Tepco gerät ausser Kontrolle>
aus: Financial Times Deutschland online: http://www.ftd.de/politik/international/:betreiber-von-fukushima-tepco-geraet-ausser-kontrolle/60033031.html

<Die Betreiberfirma bekommt die technischen Probleme der Schrottreaktoren nicht in den Griff. Zudem ist die Finanzkraft vollkommen überstrapaziert. Auch der kranke Präsident muss ersetzt werden. Es rächt sich das jahrelange Missmanagement.

Dem Betreiber des außer Kontrolle geratenen Atomkraftwerks in Japan droht das außerordentlich schwierige Krisenmanagement vollends zu entgleiten. Tokyo Electric Power (Tepco) bekommt die technischen Probleme der verheerenden Katastrophe nicht in den Griff. Management und Finanzkraft des Konzerns sind bereits jetzt vollkommen überstrapaziert: Die vor wenigen Tagen gewährten Notkredite in Milliardenhöhe reichen nicht aus, teilte Tepco am Mittwoch mit. Zudem musste die Konzernführung umorganisiert werden, da Präsident Masataka Shimizu krankheitsbedingt ausfällt.
Die Lage spitzt sich dramatisch zu. Tepco steht vor dem Kollaps. Hilfe von außen wurde lange verwehrt und kann auch jetzt nur langsam und mit ungewissem Ausgang greifen. Ausgerechnet in der für das Land bedrohlichen Situation rächt sich nun das jahrelange Missmanagement des Konzerns: Über Jahrzehnte wurden Zwischenfälle systematisch verschwiegen, Sicherheitsberichte und Statistiken gefälscht, Probleme übergangen.

Das Management ist zunehmend handlungsunfähig. Die umgerechnet gut 17 Mrd. Euro Notkredit, die japanischen Banken gerade gewährt haben, reichten nicht aus, um den Firmenbetrieb und alle sonstigen Kosten finanzieren zu können, räumte Tepco am Mittwoch ein. Wie groß der weitere Finanzbedarf sein wird, bleibt unklar. Der mit einem Umsatz von 38,3 Mrd. Euro sechstgrößte Energieversorger der Welt war bereits vor dem Atom-GAU hoch verschuldet.

Selbstständig dürfte der Konzern nach Ansicht von Experten kaum überlebensfähig sein. Die Regierung diskutiert bereits über eine Verstaatlichung. In Krisenszenarien wird die Situation von Tepco schon jetzt nicht mehr nur mit der des Energiekonzerns BP nach der Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexico verglichen, sondern eher mit dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers.

Für Unruhe sorgte schon seit Tagen auch der krankheitsbedingte Ausfall von Tepco-Präsident Shimizu , der seit dem 13. März nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Es gab bereits Gerüchte, der 66-Jährige habe sich nach der Katastrophe das Leben genommen oder sei ins Ausland geflohen. Ministerpräsident Naoto Kan hatte bereits gerügt, der Konzern sei auf die Ereignisse nicht vorbereitet gewesen, dass Verschwinden Shimizus sei zudem "unverständlich und unentschuldbar". Am Mittwoch teilte Tepco mit, Shimizu habe sich wegen Bluthochdrucks und Schwindel ins Krankenhaus begeben. Seine Aufgaben übernimmt vorübergehend Verwaltungsratschef Tsunehisa Katsumata.
Der 71-Jährige ist jedoch selbst nicht unbelastet: Er musste den Präsidentenposten vor drei Jahren räumen, nachdem es in Kashiwazaki-Kariwa, dem größten Kraftwerkskomplex der Welt nach einem Erdbeben zu einem Atomunfall gekommen war. Katsumata kündigte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz an, er werde alles tun, um eine Verstaatlichung des Konzerns zu verhindern. Man werde mit der Regierung darüber reden müssen, wie eine angemessene Finanzierung gesichert werden könne. Tepco selbst habe noch keine Zeit gehabt, sich mit den Schätzungen der Kosten zu befassen, sagte Katsumata. Sie würden auf jeden Fall sehr hoch sein. Analysten zufolge dürften sie mehrere Tausend Milliarden Yen betragen. Inwieweit Japans Banken weiter aushelfen können, ist offen. Der Marktwert des Konzerns ist seit dem 11. März um fast 80 Prozent auf 6,4 Mrd. Euro zusammengeschnurrt.

Das Ausmaß der Schäden ist immens: Vier der sechs Reaktoren in Fukushima werden endgültig stillgelegt und verschrottet. Um die ausgefallene Energiekapazität künftig wettzumachen muss Tepco nach Analystenschätzung monatlich mehr als 1 Mio. Dollar aufwenden. Über die verbleibenden Reaktoren soll nach Gesprächen mit Regierung und Anwohnern entschieden werden. Zudem drohen hohe Kosten für Reparaturen, Entschädigungen, Kraftwerksneubauten und mögliche Klagen. Im Umkreis des Atomkraftwerks Fukushima mussten bislang 70.000 Menschen evakuiert werden. Neben finanzieller Hilfe bekommt Tepco auch fachliche Unterstützung: Aus Frankreich reiste am Mittwoch Anne Lauvergeon, Chefin des Kraftwerksbauers Areva , samt Delegation nach Tokio.
Mit Reuters und DPA>
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Quellen


Fotoquellen

[1] Demo gegen Atomkraft in Tokio, 27.3.2011: http://www.n-tv.de/Spezial/Messfehler-schuert-Angst-vor-Super-GAU-article2951536.html
[2] Atomexperte Karsten Smid von Greenpeace: http://www.20min.ch/news/dossier/japanbeben/story/-Das-Trinkwasser-wurde-zu-spaet-geschuetzt--20669212
[3] http://www.20min.ch/news/dossier/japanbeben/story/29188522


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