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Archetypisch-neue Träume: Kino, Film, Theater und Musik im Traum

von Michael Palomino (2006)

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aus:
Ernst Aeppli: Der Traum und seine Bedeutung. Eugen Rentsch-Verlag, Zürich 1943; Taschenbuchausgabe: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1984


Der "Lebensfilm"

Filme sind aneinandergereite Fotos (Aeppli, S.332). Der Film im Kino ist der "Lebensfilm". Eventuell werden Auszüge aus realen Kinofilmen gezeigt, die zur Situation der träumenden Person passen und meist auf den Schatten der Persönlichkeit verweisen, auf unterentwickelten Animus oder Anima (Aeppli, S.333).

Wer selten ins Kino geht und Kinoträume erlebt, sollte besonders aufmerksam auf die Filmtitel achten, oder die Filmtitel stehen im Traum

-- auf Werbeplakaten an Hauswänden
-- an Plakatsäulen
-- oder in der Kinowerbung in Zeitungen (Aeppli, S.333).

Eventuell spielt die träumende Person im Film selber mit (Aeppli, S.333).

Filmtraum: Der Mann findet keinen Platz zum Aufstellen der Filmkamera

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

ein Mann

Der Mann sieht im Film, wie er filmen sollte, aber er findet nie einen Platz, um seine Apparatur aufzustellen.

Dem Mann fehlt der eigene Standpunkt zu einer Lebensangelegenheit (Aeppli, S.333).



Theaterträume

Generell ist der Aufbau von Träumen und Dramen in ihrer dramaturgischen Anordnung gleich. Das Theater ist die Szenerie, die dem Traum am ähnlichsten ist. Die Theaterszenen sind Kopien von Situationen im realen Leben, die im Theatertraum "ans Licht" kommen. Eventuell sieht die träumende Person, wie sie selber eine Rolle übernimmt (Aeppli, S.333).

Wichtig ist festzustellen,
-- welches Stück da im Traumtheater gespielt wird
-- wer die Schauspieler sind
-- welche Szene das reale Leben betrifft (Aeppli, S.334).

Oft wird eine Komödie auf der Bühne für die träumende Person zur Tragödie, um durch Erkenntnis gescheiter zu werden (Aeppli, S.334).

 

Theatertraum: Der Naturwissenschaftler will nicht mitspielen

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

introvertierter Naturwissen- schaftler

Der Mann sieht im Traum, wie er ins Theater geht, wie man ihm den Mantel abnimmt und ihn auf die Bühne schubst. Da legt einer der Mitspieler den Arm um seine Schulter. Da protestiert der Naturwissenschaftler, er spiele doch gar nicht mit (Aeppli, S.334).

Der Naturwissenschaftler spielt auch im realen Leben nicht mit. Er verweigert in wichtigen Lebensdingen den Kontakt zur Welt und vergräbt sich in den Naturwissenschaften (Aeppli, S.334).

 

Theatertraum: Tänzertraum mit schwarz-weissem Kostüm

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

reifer Mensch

Traum mit dem "Tänzer"

Der Traum mit dem "Tänzer" ist ein bedeutender Traum. Tanzfiguren sind der Harlekin, der  Bajazzo oder Gott Shiva (Gott des Lebens). Das schwarz-weiss gemusterte Kleid der beiden ersten Figuren symbolisiert den Wechsel hell-dunkel, Lust und Traurigkeit, lachen und weinen gleichzeitig, Leben und Tod (Aeppli, S.335). [Die träumende Person soll also das seelische Gleichgewicht zwischen den Extremen finden und hat es wohl gefunden].



Musik im Traum: "Traummusik"

Musik ist ein Ausdruck der Gefühlsseite (Aeppli, S.336).

Orchestermusik: Sitzordnung
Manchmal erhält die Person im Traum den Auftrag, im Orchester selbst mitzumachen oder es zu dirigieren. Die Position, wer wo mitspielt, ist genau zu beachten, denn man kann das Schicksal daran herauslesen (Aeppli, S.336).

Instrumente als erotische Symbole

Die Instrumentalträume sind in jeder Art und Weise von fein bis derb sexuell deutbar (Aeppli, S.337).

Instrumente als erotische Symbole

Traumsymbol

Deutung

Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass

weibliche Symbole für die Frau

der Spieler mit dem Bogen

männlich, der Mann spielt auf der Frau [der Bogen symolisiert den Penis] (Aeppli, S.336).

Blasinstrumente, Horn (mit dem klagenden Ruf der Liebe)

männlich [Penis] (Aeppli, S.337)


Instrumententräume: Probleme mit Instrumenten

 

Instrumententraum: Der Mann muss seine Geige holen

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

Ein Mann, 30 Jahre alt, ohne Frau (Aeppli, S.336)

Der Mann sieht im Traum, wie er aus seinem Elternhaus die Geige holen muss (Aeppli, S.336-337).

Die Geige symbolisiert die Frau generell. Der Mann soll eine Frauenbeziehung anfangen. Ein Teil seiner erotischen Energie ist in der Geige hängengeblieben (Aeppli, S.337).

 

Instrumententraum: Klavierträume

Traumbild

Deutung

Klavier

Die Tastatur deutet eine Gefühlsskala an (Aeppli, S.337).

Klavier: Alle tiefen Tasten sind blockiert.

Die seelische Tiefe der linken Gefühlshälfte ist blockiert (Aeppli, S.337).

Eine Frau sieht, wie sie nur auf den schwarzen Tasten traurigen Pentaton spielt (Aeppli, S.337).

[Da ist etwas Trauriges in der Person nicht gelöst].

Eine bestimmte Taste bleibt unten hängen und ist eingeklemmt.

Die Tastenbezeichnung ist oft der erste Buchstabe des Namens einer problematischen Beziehung: Die Beziehung zu dieser Person klemmt (Aeppli, S.337).



Liederträume

Lieder kommen im Traum selten vor. Manchmal klingt im Traum aus der Ferne von einer Frau ein Lied, das die Anima symbolisiert. Es ist dann zu fragen,
-- wo man das Lied zum letzten Mal gehört hat
-- wieso macht das Lied solchen Eindruck? Melodie, oder Text, oder beides? (Aeppli, S.337)

Es ist alles wichtig, was einem dazu einfällt (Aeppli, S.338).

Erwachsene hören im Traum oft Kinderlieder die Lieder der Pubertät (Aeppli, S.338).

Liederträume

Traumbild

Deutung

Lied: Der Mai ist gekommen.

Das Leben hat neue Entfaltungsmöglichkeiten, das Mailied symbolisiert die Frühlingsenergie der neuen Blüte (Aeppli, S.338).

religiöse Lieder

Es herrschen schwere Zeiten des Lebens (Aeppli, S.338).

Ein Franzose sieht im Traum, wie er an der Orgel auswendig einen Choral spielen muss, also "par coeur".

Sein Herz wird bewegt und entdeckt neue Qualitäten im Leben (Aeppli, S.338).


Wenn man im Traum selbst ein Lied singt, dann soll man es sich auch real vorsingen und so eine neue innere Erfahrung erleben (Aeppli, S.338).

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