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Archetypische Hausträume: Das Haus im Traum

von Michael Palomino (2006)

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aus:
Ernst Aeppli: Der Traum und seine Bedeutung. Eugen Rentsch-Verlag, Zürich 1943; Taschenbuchausgabe: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1984



Das Haus als Gebärmutter bei Freud - das Haus als Person Mann oder Frau

Freud ordnet das Haus ausschliesslich der Frau zu, und dies nur in sexuellem Sinn. Das Haus soll die Gebärmutter symbolisieren, und die Tür den Gebärmuttermund etc. Die Psychologie nach Freud hat klar festgestellt, dass das Hausgleichnis aber generell gilt, dass also auch Männer als "Häuser" im Traum dargestellt werden können. Das Haus im Traum ist generell die träumende Person selbst. Das Haus im Traum gibt Auskunft über den psychischen oder physischen Zustand der träumenden Person (Aeppli, S.247).

Der Charakter des Hauses im Traum symbolisiert Lebensgrösse und Lebenshaltung der träumenden Person (Aeppli, S.253-254).

Die Hausfassade symbolisiert die "Persona" (das Wesen der Person). Eine übertrieben überladene Fassade symbolisiert eine Person, die nur auf Schein aus ist. Eine ungepflegte Fassade symbolisiert eine Person, die nicht viel Wert auf Schnickschnack legt, aber eventuell auch die eigene Existenz gefährdet (Aeppli, S.254).

Ein Haus kann auch eine Ehe oder Institution symbolisieren, im entsprechenden Zustand (Aeppli, S.254).

Ein Stall mit Tieren symbolisiert im Traum generell die Triebwelt (Aeppli, S.283).

Hausträume: Von der Fabrik steht nur eine Fassade

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

ein Mann

Der Mann sieht im Traum, wie er eine grosse Fabrik bauen lässt. Am Ende muss er feststellen, dass nur die Fassaden stehen.

Der Mann hat im Leben nur auf eine Fassade geschaut, auf Schein berechnet gelebt, ohne substanziellen Betrieb im Innern (Aeppli, S.254).

Hausträume: Vom Haus steht nur die Fassade

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

ein verheirateter Mann

Der Mann sieht im Traum, wie die Fassade seines Hauses renoviert wir. Das Hausinnere aber ist von Bomben zerstört.

Das Haus symbolisiert die Ehe. Sie besteht nur noch aus Fassade und ist somit nur noch formell vorhanden. Der Mann wollte es bis dahin nicht wahrhaben (Aeppli, S.254).


In den Hausträumen zieht man oft von Traumhaus zu Traumhaus, z.B. in ein grösseres und schöneres Haus mit weiten Räumen. Der Traum symbolisiert in diesem Fall, dass mehr  Atemraum zur Verfügung steht, falls ein helleres und bewussteres Leben auch im Bewusstsein möglich ist (Aeppli, S.254). Die träumende Person muss dabei das Wissen um die eigene Identität haben (Aeppli, S.255).

Hausträume vom Umzug in ein grösseres Haus

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

Eine Person hat ihre Identität analysiert und ein bewusstes Leben angefangen.

Die Person sieht im Traum, wie sie in ein grösseres Haus umziehen kann.

Die Person hat mehr psychischen Lebensraum zur Verfügung (Aeppli, S.254-255).

Eine Frau hat noch keine Übersicht über ihre Identität.

Die Frau träumt, wie der Umzug in ein grösseres Haus vorbereitet wird. Im letzten Moment scheitert der Umzug jedoch, weil sie Pass und Personalausweis nicht mehr finden kann.

Die Frau war noch nicht reif für den Wechsel in einen grösseren psychischen Lebensraum, denn sie hat ihre Identität noch nicht komplett analysiert (Aeppli, S.255).


Hausbau

Wenn ein Haus im Traum neu gebaut wird, symbolisiert dies eine Erneuerung in uns selbst. Es ist ein günstiger Traum, mit neuer Lebenseinstellung. Das neu gebaute Haus im Traum stellt ein neues seelisches Heim dar. Die träumende Person hat einen seelisch sicheren Ort gefunden (Aeppli, S.255).

[Schlussfolgerung: Hausbau-Trieb
Wer also den Drang verspürt, in Realität ein "Haus" zu bauen, sollte sich fragen, ob dies nicht nur eine Ersatzhandlung dafür ist, seelische Sicherheit zu erlangen. Seelische Sicherheit wird mit einem Haus in Realität sicher nicht erreicht, sondern nur die Probleme vergrössert].

[Hausbau im Traum bei Schwangeren
Frauen während der Schwangerschaft haben auch Träume, wo Häuser gebaut werden. In diesem Fall bedeuten sie den "Bau" eines Kindes im Bauch. Siehe: Patricia Garfield: Frauen träumen anders, orig. Englisch: Women's Bodies, Women's Dreams].


Hausträume: Faktor Keller

Der Keller ist archetypisch immer dunkel und hat eine spezielle Verbindung zur Erde, da er in die Erde gegraben ist. Wer vor der Elektrizität in den Keller ging, musste ein Licht die Treppe hinuntertragen. Die Kinder fürchten sich bis heute [verständlicherweise] vor dunklen Kellern (Aeppli, S.248).

Im dunklen Keller versteckt sich im Traum der Einbrecher, oder es findet dort Unerlaubtes statt. Eventuell leben dort Kröten, Molche oder Mäuse [die an der Seele nagen] (Aeppli, S.248).

Der Keller symbolisiert im Traum den Raum des persönlichen Unterbewussten, auch den Lagerort von Vergangenem, eventuell auch die Vorratskammer für Wein [und Würste]. Der Keller ist eventuell auch letzte Zuflucht (Aeppli, S.247).

 Der Keller im Traum symbolisiert die seelischen Vorräte, ist ein Ort des Reichtums und gleichzeitig der kindlichen Angst. Viele Menschen verdrängen den Keller in ihrer Seele aber auch dann noch, wenn sie erwachsen sind, wegen der schrecklichen Kindheitserlebnisse [wenn Kinder in den dunklen Keller gesperrt wurden etc.] (Aeppli, S.248).

Der ausgebaute Keller mit elektrischem Licht - [andere dunkle Räume]

Mit elektrischem Licht hat sich die Situation um den Keller im Traum geändert (Aeppli, S.248). [Heute sind die Keller oft ausgebaute Wohnräume. Das Unterbewusste konzentriert sich auf die Räume im Keller, die am meisten dunkel sind, also Gang, Kellerabteile oder Waschküche etc.].


Hausträume: Faktor Küche

Die Küche ist archetypisch der Ort des Feuers, wo "gezaubert" wird:

-- Speisen werden geniessbar gemacht, gleichnishaft wie der Magen, der die Speisen für den Körper aufnahmefähig macht (Aeppli, S.248-249)

-- die Frau in der Küche symbolisiert das ernährende, mütterliche Leben in einem selbst

-- Kochen ist weiblich geisterhaftes Handeln, die Beherrschung der Grundmächte des Lebens, mit zauberhaften Wandlungsprozessen (Aeppli, S.249).

Wenn im Traum gekocht wird, dann ist ein Wandlungsvorgang in der Seele der träumenden Person gefordert (Aeppli, S.249).

Sexuelle Symbolik in der Küche

Symbol

Deutung

Feuerloch

["heisse" Vagina]

Pfanne

[wie jedes Hohlgefäss: Gebärmutter]

schwarzer Kamin

[Vagina]

Mörser

[Penis]

Stössel

[Penis]

 

(Aeppli, S.249)



Hausträume: Faktor Schlafzimmer

Das Schlafzimmer verkörpert viele glückliche Momente, aber auch Leid und intime Probleme (Aeppli, S.249).

Die Position des Bettes ist speziell [linke Seite: Unbewusstsein, Nacht, rechte Seite: Intellekt, Tag], denn so ist auch die unbewusste psychische Lage. Aeppli:

"Das Traumbett steht am besten zur linken Hand, auf der unbewussten Seite." (Aeppli, S.250)

 

Hausträume: Faktor Schlafzimmer

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

Ein Bett steht auf der linken Seite [die Seite des Unbewussten, die Seite der Nacht].

Ein Bett wird im Traum nach rechts verschoben [die intellektuelle Seite, die Seite des Tags].

Eine natürliche Ordnung [Bett für die Nacht] wird zerstört (Aeppli, S.250).

Eine Frau hat in ihrem Leben den Sex sehr überbetont.

Die Frau sieht im Traum, wie ihr Bett im Schlafzimmer immer mehr Raum einnimmt und der Bettüberwurf flammend rot wird (Aeppli, S.250).

Der Sex nimmt bei der Frau zu viel "Raum" ein (Aeppli, S.250).



Hausträume: Faktor WC / Toilette

WC-Träume symbolisieren immer eine "Erleichterung", dass etwas seelisch "erledigt" ist, dass Verbrauchtes ausgeschieden wird. In der Seele wird neue Ordnung geschaffen. Das Ausgeschiedene ist für das Unterbewusstsein dabei kein Schmutz oder Dreck, wie es die "Zivilisation" immer behauptet (Aeppli, S.250).

Freuds Deutungen, dass WC-Träume etwas mit einer infantilen Sexualstufe der "Anal-Erotik" zu tun hätten, sind meistens falsch (Aeppli, S.250-251).

Die Alchimisten glaubten dagegen immer wieder, dass im Kot das Gold zu finden sei, "aus dem Verachtetsten das Edelste" (Aeppli, S.251).


Hausträume: Faktor Estrich / Boden

Der Estrich symbolisiert im Traum das "Oberstübchen". Das Gebälk symbolisiert die Gedankenstruktur. Ordnung im Estrich symbolisiert Ordnung im Kopf, Gerümpel im Estrich symbolisiert Denkfehler (Aeppli, S.251).

Träume über den Estrich erinnern an Entdeckungen und Neugier der Jugendzeit, eventuell über frühe versteckte, erotische Erlebnisse. Für manche Kinder ist der Estrich aber auch ein dunkler Ort wie der Keller (Aeppli, S.251).


Brennende Häuser

Ein Mensch hat fixe Ideen
+ / oder komplexhafte Gedanken
+ / oder unkontrollierte Ideen
+ / oder "minderwertige Gedankengänge".

Dadurch ist der Mensch geistig nicht mehr ausgeglichen und massiv gefährdet (Aeppli, S.311).

"Feuer im Dach" symbolisiert einen Brand im Kopf (Bewusstsein), der meist zu spät bemerkt wird. Der Traum kündigt möglicherweise eine beginnende geistige Störung an (Aeppli, S.251).

 

Hausträume: "Feuer im Dach" gefährdet das Gebälk (die Denkstrukturen)

Traumbild

Deutung

Die Person sieht im Traum ein Haus, wo der Estrich brennt, wo "Feuer im Dach" herrscht, eventuell durch Bomben von oben.
oder:
Vögel flattern auf engstem Raum verwirrt umher und setzen sich der träumenden Person auf den Kopf (Aeppli, S.311).

Das Bewusstsein (Aeppli, S.311), v.a. aber das Gebälk, die Struktur des Bewusstseins (Aeppli, S.251), ist gefährdet. Die Vögel symbolisieren "Nachtvögel" (Aeppli, S.311).

"Feuer im Dach": Der Estrich brennt.

Die träumende Person ist in schwerster seelisch-geistiger Gefahr, denn der Brand zerstört die Klarheit des Bewusstseins [das Dachgebälk, die Denkstrukturen] und somit die Souveränität des Geistes (Aeppli, S.282).

Hausträume: Der brennende Stall

Traumbild

Deutung

Ein Stall brennt und Haustiere verbrennen.

Der Stall symbolisiert die Triebwelt. Bei der träumenden Person ist ein brennendes Problem, das die Sexualität betrifft (Aeppli, S.283).



Hausträume: Nicht benutzte Räume im Haus

Die Räume im Haus symbolisieren die vier Funktionen der Wahrnehmung der inneren und äusseren Umwelt: Wahrnehmung, Denken, Fühlen und ahnende Intuition (Aeppli, S.252).

Nicht benutzte Räume im Traum kommen auffällig oft vor und symbolisieren einen Teil des Wesens, der nicht entdeckt ist, mit der Aufforderung an die träumenden Person, die Zimmer einzurichten (Aeppli, S.251).

Jeder Mensch hat seinen Schwerpunkt, so dass jeweils eine Funktion führend ist, im Traum hierarchisch dargestellt in der Reihenfolge:
-- Hauptraum
-- viel benutzten Raum
-- kaum benutztes Zimmer, von dem man im Traum nicht weiss, wie es aussieht
-- vierter, dunkler Raum, wo nicht einmal die Besitzverhältnisse klar sind (Aeppli, S.252).

Der vierte und eventuell auch der dritte Raum gehen im Traum oft auf die dunkle Hofseite (Aeppli, S.252).

Wenn ein Haustraum auftaucht, dann ist eine Skizze mit der Lage der Zimmer immer sehr aufschlussreich (Aeppli, S.253).

 

Die Räume im "Haus"

Raum

Deutung

Hauptraum

Hauptfunktion der Wahrnehmung (Aeppli, S.252)

viel genutzter Raum

Nebenfunktion der Wahrnehmung (Aeppli, S.252)

dritter Raum, kaum benutzt

Der dritte Raum symbolisiert eine kaum noch wahrgenommene Funktion. Im dritten Raum halten sich eventuell angstverbreitende Schattenpersonen des Gegengeschlechts auf. Eventuell ist der Raum auch an einen Menschen des Gegengeschlechts vermietet (Aeppli, S.252). Eventuell lebt dort sogar ein Dauergast, der mit der träumenden Person eine Nebenbeziehung hat (Aeppli, S.253).

vierter Raum, nicht genutzt

Der vierte Raum ist leer, wird gar nicht beachtet und wird nicht als zugehörig empfunden, oder es stehen unbekannte Dinge drin, oder es halten sich ebenfalls angstverbreitende Schattenpersonen des Gegengeschlechts auf (Aeppli, S.252).


Hausträume: Faktor Treppen

Treppen verbinden verschiedene "Stockwerke der Persönlichkeit". Oft sind dabei Kellertreppen oder Estrichtreppen nicht in Ordnung. Bei fehlenden Stufen oder morschen Geländern droht "Haltlosigkeit" (Aeppli, S.253).

Träume mit Wendeltreppen treten ab der Lebensmitte auf und bedeuten die eigene Entwicklung nach oben, ganz konkret über einem selbst: Die eigene Persönlichkeit entwickelt sich (Aeppli, S.253).

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