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aus: Ernst Aeppli: Der Traum und seine Bedeutung. Eugen Rentsch-Verlag, Zürich 1943; Taschenbuchausgabe: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1984
Essen im Traum ist geistig-seelische Nahrung
Jede Malzeit im Traum ist als eine geistig-seelische Nahrungsaufnahme zu verstehen (Aeppli, S.234-235). Bei der Deutung soll man folgende Reihenfolge einhalten:
-- woran erinnert die Speise?
-- bei wem hat man schon ähnliches unter ähnlichen Bedingungen gegessen?
-- welche Gespräche wurden damals geführt?
Manches Essen im Traum erinnert an Jugendgeschehnisse und Kindheitserinnerungen. In diesem Fall isst man etwas aus der Vergangenheit, was immer noch lebendig ist [ein seelisches Element der Vergangenheit nährt immer noch] (Aeppli, S.236).
Brot im Traum
Die Brotherstellung ist die erste kulturelle Herausforderung der Sesshaftigkeit mit Ackerfurche - säen - mit Geduld das Wachstum der Ähren abwarten - schneiden - dreschen - mahlen - sieben - Teig mischen - backen in der Glut des Ofens bis zur Brotverteilung. Der Übergang von der Nomadenzeit zur Sesshaftigkeit als Voraussetzung für "kulturelle Entwicklungen" ist in Mythologien festgehalten (z.B. Isis und Osiris) (Aeppli, S.237).
Brot ist somit die wesentliche Nahrung, und jeder Schritt der Brotherstellung ist symbolträchtig (Aeppli, S.237). Brotträume sprechen von der Lebensspeise geistiger Art, z.B. das Abendmahl. Das "tägliche Brot" ist der tägliche Geist als Grundlage des Lebens (Aeppli, S.238).
Archetypische Träume vom Essen
Traumbild
Deutung
voller Tisch
neue seelische Kräfte und Lebensenergien (Aeppli, S.234)
leerer Tisch
fehlende seelische Kräfte und Lebensenergien (Aeppli, S.234)
kräftige, natürliche Speise
symbolisiert meist positive Lebenselemente (Aeppli, S.235)
Die träumende Person sieht im Traum, wie sie zu einem rituellen Mal eingeladen wird, eventuell mit Bekannten oder Unbekannten.
Die Malzeit ist eine absolut positive geistige Nahrungsaufnahme. Die weiteren Teilnehmer am rituellen Mal symbolisieren seelische Aspekte der träumenden Person (Aeppli, S.235).
Eine eklige Speise wird vorgesetzt.
Die träumende Person muss bittere Tatsachen verdauen (Aeppli, S.235).
Fleisch- und Wurstwaren werden vorgesetzt.
oder:
Die Frau sieht im Traum, wie sie an die Fleischtheke kommt und von der Fleischtheke flüchtet.Die träumende Person (häufig introvertierte, junge Frauen von sehr behütetem Wesen) muss neue sexuelle Tatsachen verdauen (Aeppli, S.235).
Süssigkeiten essen
ein "süsses" Erlebnis (Aeppli, S.236), also Liebe und schöner Sex (Aeppli, S.398)
Szene mit Einkäufen in der Konditorei
ein "süsses" Erlebnis (Aeppli, S.236), also Liebe und schöner Sex (Aeppli, S.398)
Süssigkeiten stehlen
zu viel "süsse Erlebnisse" haben wollen: Die Seele fühlt sich an ihrer Energie beklaut und die Mitmenschen kommen zu kurz (Aeppli, S.236)
Brot
- kann eine Familie symbolisieren
- kann einen geliebten menschlichen Körper meinen
- kann jeden lebenswichtigen Wert symbolisieren, den man nicht vergeuden soll (Aeppli, S.238).Träume von Saat und Ernte
[Fruchtbarkeit]. Solche Träume sind Basis vieler Legenden, der "Korngeist" (Aeppli, S.237).
Träume von Saatfeldern oder Getreidefluren
Saatfelder und Getreidefluren symbolisieren das seelische Wachstum. Die Träume bringen stets Beglückung durch die Bejahung einer inneren Fruchtbarkeit (Aeppli, S.238).
Archetypische Träume vom Essen: Das Ei
Traumbild
Deutung
Ei
symbolisiert Leben, das Kommende (Aeppli, S.239)
ein Ei finden
etwas Gutes finden (Aeppli, S.239)
ein Nest oder eine Schale voll Eier finden
neue Lebensmöglichkeiten finden, die noch nicht "geschlüpft" sind (Aeppli, S.239-240)
Ein Mann findet auf dem Grab seines Grossvaters eine Schale schneeweisser Eier.
Eine Begabung des Grossvaters steigt im Enkel hoch, ein Erbe wird entdeckt, die Eier symbolisieren das Erbe (Aeppli, S.240)
Leute sehen im Traum, wie sie plötzlich ein Ei in der Hand haben.
Das Ei ist ein spontanes Geschenk des Lebens (Aeppli, S.240).
Leute lesen im Traum Eier von der Strasse auf.
Die Leute sammeln neue Möglichkeiten für ihr Leben auf (Aeppli, S.240).
Ostereier sammeln
neue Möglichkeiten für das Leben einsammeln (Aeppli, S.240)
das grosse "Weltei" in der Mythologie
Etwas Grosses wird geboren werden (Aeppli, S.240).
schwarzes Satansei im Traum (selten)
Es entsteht Schlimmes und Finsteres (Aeppli, S.240).
Archetypische Träume vom Trinken
Weinträume - der Wein symbolisiert den "Geist"
-- können Träume vom Wirtshaus sein
-- können die Begegnung mit einem geistig-seelischen Inhalt symbolisieren (Aeppli, S.238).
Weinherstellung ist gemäss Aeppli eine höchst geistige Leistung: Faktoren für Wein sind Klima - Lage der Reben - Pflege der Reben - die süssen Trauben - das Keltern - das Gären - das Lagern bei bestimmter Temperatur (Aeppli, S.239).
Die Religion behauptet, Wein sei göttliches Blut. Die Kraft des Geistes im Wein überwindet die Erdschwere und beflügelt die Phantasie (Aeppli, S.239).
Alkoholismus durch Missbrauch von Wein wird nie mit einem Weintraum reflektiert, sondern mit anderen Traumbildern der Zerstörung des Körpers (Aeppli, S.238).
Archetypische Träume vom Trinken
Traumbild
Deutung
Wein, Trauben oder Rebhänge im Traum
symbolisieren positives und bedeutendes Leben und die Wandlung vom "erdhaft vegetativen Sein zum beflügelnden Geiste" (Aeppli, S.239).
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