aus: Ernst
Aeppli: Der Traum und seine Bedeutung. Eigen
Rentsch-Verlag, Zürich 1943; Taschenbuchausgabe:
Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München
1984
Die Todesträume vor dem
körperlichen Tod
Todesträume sind Träume von schwerkranken Personen, die
die Nähe des Sterbens erfahren haben. In solchen
Momenten hat das Unbewusste in den Traum einen grossen
Zugang. Dazu strömen Jugenderinnerungen, längst
Vergessenes, längst Begrabenes (Aeppli, S.111).
Todesträume sind schrecklich und herrlich zugleich
(Aeppli, S.112). Leute, die einen Unfall knapp
überleben, erleben in den Träumen auch oft herrliche
Musik. Oder es ist ein seltsames, übermässiges Licht um
den Daliegenden (Aeppli, S.111).
Die Symbole sind charakteristisch
-- es sind z.B. Symbole, wo sich sehr dunkle menschliche
Erfahrung verdichtet hat
-- die Symbole können das gute Neue, das kräftige
Beharrende, einen glücklichen Tag und Lebensweg in ihrem
Gleichnis andeuten (Aeppli, S.117).
Oft stehen auch grosse Gestalten an einer Tür, oder es
sind Stimmen hörbar (S.111).
Gegenwart und Vergangenheit mischen sich zu einer
unbeschreiblichen neuen Welt. Manches ist ähnlich wie in
den Phantasieerlebnissen in Fieberträumen, aber es ist
grösser, entschiedener, eben von letzter Bedeutung
(Aeppli, S.111).
Typisch sind stille Szenen, wo die träumende Person im
Traum sieht, wie sie von allen Seiten angeschaut wird,
z.B. Ritterfiguren, die sie anstarren (Aeppli, S.111),
oder "ein Mongole", oder "ein Tibetaner", oder ein
Schwarzer, oder ein Mann mit priesterlichem Kopfschmuck.
Sie stehen wie Wachen am Todeslager (Aeppli, S.112).
Mythen: Archetypisch ist im Traum die bevorstehende
Fahrt über ein Meer, in Mythen in der Figur des Charon
dargestellt (Aeppli, S.112).
Beispiel eines Todestraums: Es kommt zu einer
Bilderflut, z.B. mit vielen Klippen, die es zu
überspringen gilt, und mit Wanderungen (Aeppli, S.113),
bis zu einem Strassenpflaster, wo jeder Stein ein Auge
trägt, das einen anschaut, ein "Augenspuk". Der
Augenspuk endet dann in einem Haus, wo ein grosses Auge
von der Decke herabschaut (Aeppli, S.114).