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Grossträume nur aus dem Unbewussten

von Michael Palomino (2006)

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aus: Ernst Aeppli: Der Traum und seine Bedeutung. Eugen Rentsch-Verlag, Zürich 1943; Taschenbuchausgabe: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1984



Die Grossträume behandeln die Lebensaufgaben der gesamten Menschheit

Grossträume treten vor oder nach grossen Änderungen im Leben auf: "vor oder nach bedeutsamen Änderungen der Lebensführung (Aeppli, S.95), immer, wenn eine "allgemein menschliche Neueinstellung von der Seele gefordert wird." (Aeppli S.95)

Die jahrtausendealten Grossinhalte der Träume drohen dann, die individuelle Seele der träumenden Person zu überschwemmen (Aeppli, S.59). Bei widerstandsfähiger Persönlichkeit, eventuell bei grosser Persönlichkeit, ist ein solcher Traum Anstoss zu einer neuen wissenschaftlichen oder religiösen Richtung (Aeppli, S.60).

Grossträume schildern die wenigen umfassenden Lebensaufgaben innerhalb der Menschheitsgeschiche. Die Symbole schildern, "welche Kräfte uns dafür zur Verfügung stehen, wie weit wir die Aufgaben lösen, worin wir uns verfehlen, und was uns die Gnade des Lebens auf diese Wege mitgibt." (Aeppli, S.89)

Grossträume sind wie Starkstrom-Akkumulatoren (S.97).

Struktur der Grossträume

Grossträume vermitteln Inhalte mit "umfassender Bedeutung" und in "höchst eindrücklicher Gestaltung". Nach der Einleitung werden nur noch archetypische Ereignisse, elementare Natur- und Geisteserfahrungen gezeigt, ohne Bezug zum Leben der träumenden Person. Die urtümlichen Bilder sind mit bewusstseinsähnlichen Elementen verknüpft, die bewusstseinsnähere Elemente der träumenden Person sind (S.92).

Es sind Träume, in denen nur das Unbewusste aktiv ist ohne Bezug zur materiellen Realität, in  grossen Dimensionen, mit grossen Bildern, Symbolen und archetypischen Handlungen, mit Öffnung zu den Grossinhalten und zu den Urkräften der Menschheitsseele (Aeppli, S.59).

Nach einer Einleitung spricht der Traum dann fast ausschliesslich in Symbolen und archetypischen Vorgängen urtümlichster Art (Aeppli, S.60).

Es sind Bilder des Lebens schlechthin. Für das schmale Bewusstsein der träumenden Person kann es dabei gefährlich bis unerträglich werden, mit gewaltigen psychischen Energien aus dem Unterbewusstsein (Aeppli, S.59).

Grossträume
-- "enthalten in ihren Symbolen die Kraft oft zwingender Wandlungen"
-- "enthalten Sterben und Wiedergeburt"
-- "sind Grossurteile über das Vergangene"

 -- sind "Plan und Botschaft eines neuen Lebensauftrags." (Aeppli, S.95)

Grossträume haben eine ungeheure Lebensenergie (S.95).  Insgesamt ist der Grosstraum eine Schau, die an Mythen und Märchen erinnert. Das Ich kann dabei in den Grosstraum hineingezogen werden (S.92-93).

Grossträume brillieren durch erstaunliche Schönheit, auch furchtbare Düsternis bis zum dunkelsten Lebenschaos, bis zum "Urschrecken". Tiere reden, Lebensbäume blühen, Meerfahrten werden unternommen, die Traumfiguren meistern die Gefahren in der Wüste, es kommen Kriege und Verbrechen vor, abwechseln mit lichter, geistiger Atmosphäre etc. (S.93).

Kennzeichen von Grossträumen ist, dass man sie jedem erzählen muss, weil sie so anders sind (S.94) und weil eine Art Bann über der träumenden Person liegt (S.94-95). Traumkundige geben Rat (S.95).

Irdische und mythische Symbole im Traum im Vergleich

Irdisches Symbol

mythisches Symbol

Auto

Drache

unheimlicher Keller

Drachenbauch

Lift

Spiritualisierung

medizinische Spritze

Opfermesser

schwierige Kletterpartie

Tortur

 

(Aeppli, S.88)



Ureinwohner und Grossträume

Bei Ureinwohnern gelten Grossträume als Botschaft der Götter oder Dämonen, und die Weisungen des Traums werden auf den ganzen Stamm interpretiert (S.94).

Märchen und Mythen sind nichts anderes als alte Grossträume

Märchen und Mythen sind nichts anderes als alte "Grossträume", die gestaltet und geformt wurden. Die Märchen und Mythen stellen menschliche Erfahrung dar, über die Jahrhunderte hindurch gesammelt, mit Figuren wie Herkules, Baldur und Loki, Zwerge (Aeppli, S.38), Dornröschen etc. (Aeppli, S.39)

Die Bildkraft und die Bildsprache im Traum wie im Märchen oder Mythos ist dieselbe (Aeppli, S.39). Somit ist es für die Traumdeutung vorteilhaft, die Mythologien, Sagen, Legenden, grossen Dichterwerke und die Märchen der Völker zu kennen und zu verstehen, denn so sind mehr Vergleichsmöglichkeiten mit aktuellen Traumfiguren vorhanden (Aeppli, S.39).


Achtung Absturzgefahr

Bei Veranlagung droht nach dem Auftreten von Grossträumen Schizophrenie (Aeppli, S.60). Wenn Grossträume in jeder Nacht kommen, dann hat sich gemäss Aeppli "ein Schacht zum Unbewussten geöffnet", der gefährlich ist, wenn das Ich sich nur noch mit Grossträumen befasst (S.96-97).

 

Grosstraum: Das Patt zwischen dem Gutsherrn vom Weinberg und dem Löwen

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

Ein Mann träumt.

Ein Gutsherr geht in einem Weinberg umher. Die Trauben hängen prächtig. Da sieht er auf einer Strasse nebendran einen Löwen stehen. Der Gutsherr und der Löwe sehen sich lange an und beschliessen dann gemeinsam, dass dem Gutsherr der Weinberg, dem Löwen aber die Strasse gehören soll (S.93-94).

Der Löwe symbolisiert die mächtigste Triebsintensität (unten auf der Strasse), der Weinberg (oben auf dem Berg) symbolisiert geistige Fruchtbarkeit. Sie behalten das Gleichgewicht (S.94).


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