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aus: Ernst Aeppli: Der Traum und seine Bedeutung. Eugen Rentsch-Verlag, Zürich 1943; Taschenbuchausgabe: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1984
Die Reflexion des Lebens durch das Unterbewusstsein
Im persönlich-reflektorischen Traum begegnet das Ich seinem Schatten im Unterbewusstsein und holt unterbelichtete Elemente der Persönlichkeit ans Tageslicht. So wird die Persönlichkeit in einem neuen Licht reflektiert (Aeppli, S.58). Dabei geht es meistens um die Wertung von Beziehungen (Aeppli, S.79).
Bildlich dargestellt kann man sich gemäss Aeppli den Traumvorgang über Lebensperspektiven so vorstellen:
"Die Seele befragt im Traum die Urweisheit des Lebens. Die Urweisheit des Lebens offenbart sich im Traum, und es kommt Antwort herauf, die sagt, wo man steht, die Wege andeutet, welche man jetzt am besten zu gehen hat." (Aeppli, S.82)
Reflektorische Träume erweitern so das Bewusstsein und neue Elemente kommen in den Mittelpunkt (Aeppli, S.58) mit vielen Archetypen im Traum (Aeppli, S.59).
"Solche Träume erscheinen [z.B.] dann, wenn sich eine Wandlung vorbereitet." (Aeppli, S.58-59)
z.B. am Anfang einer Analyse ("Initialträume"), oder Träume, die eine Lebensumstellung verlangen (Aeppli, s.59).
Reflektorische Träume: Situationsträume bezüglich Lebensführung
Reflektorische Träume: Neues Glück
Reflektorischer Traum: Neues Glück
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Eine Person hat eine neue Liebe gefunden.
Frühlingswiese (Aeppli, S.55)
[Die blühenden Blumen und die Bienen symbolisieren Wachstum und Sexualität].
Reflektorische Träume: Die Mutter im Traum der erwachsenen jungen Frau
Mutterträume bei jungen Frauen können zur Bewusstwerdung des echten weiblichen Wesens führen (Aeppli, S.206-207). Die Mutter wird zur älteren, erfahreneren Geschlechtsschwester. Oft kommt es zur Auseinandersetzung bzw. zur Identifizierung mit dem Machtwillen der Mutter (Aeppli, S.207).
Reflektorische Träume: Die Mutter im Traum des erwachsenen Mannes
Die Mutter verkörpert beim Mann das ganze Gegengeschlecht. Die Mutter führt den Mann immer in die Tiefen zurück, aus denen er geboren wurde, und da die Mutter auch die Erde ist, wird die Mutter alle Toten in ihren Schoss aufnehmen (Aeppli, S.207).
Reflektorische Träume, die Änderung in der Lebensführung verlangen
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: Die Frau geht einkaufen, kauft aber nichts ein
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Eine Frau
Die Frau sieht im Traum, wie sie einkaufen geht, sich laufend Sachen vorlegen lässt, das ganze Personal aufbietet, und dann doch nichts kauft (Aeppli, S.72-73).
Die Frau stellt alle Ansprüche an die Welt und gibt selbst nichts (Aeppli, S.73).
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: Der Mann hat Liebeskummer, die Frau will nicht
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Ein Mann lernt eine bedeutende junge Frau kennen und hat Liebeskummer und seelisch unruhige Monate.
Der Mann sieht im Traum, wie er in den Garten der Frau vor ihrem Haus eintritt. Aber die Pflanzen blühen nicht. Nur über dem Weg zum Haus blühen dürftig ein paar blassrote Röschen. Da sagt eine Stimme: "Das ist das einzige, was Fräulein M. Ihnen bieten kann." (Aeppli, S.73)
Die Botschaft ist klar: Die Blumen [Symbol für Vagina und Schamlippen] blühen für den Mann nicht, nur ein paar blassrote Röschen, [die einen matten Gruss symbolisieren].
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: Liebeskummer muss operiert werden
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Ein junger Mann verliebt sich in eine unpassende, aber eindrucksvolle Frau.
Der Mann sieht im Traum, wie ein Arzt zu ihm sagt: "Nicht wahr, mein Lieber, diese Herzoperation nehmen wir am besten gleich vor." (Aeppli, S.73-74)
Der Liebeskummer bzw. die Herzerkrankung soll möglichst schnell behoben werden (Aeppli, S.73-74).
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: Der Offizier wollte von allen gesehen werden
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Ein Offizier meint, jeder müsse ihn beachten.
Der Offizier sieht im Traum, wie ihn nur die Soldaten grüssen.
Der Traum führt die Vorstellungen des Offiziers auf das richtige Mass zurück (Aeppli, S.74).
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: Der Herbst kommt
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Ein Mann ist schon älter, aber noch nicht sehr reif, und er spürt nicht, was noch alles im Leben zu erledigen ist.
Der Mann sieht im Traum, wie er am späten Nachmittag am Bahnhof steht. Die Sonne wirft schon lange Schatten, und die Bahnhofsuhr zeigt 6 Uhr abends an (Aeppli, S.75).
Die untergehende Sonne symbolisiert das Alter des Mannes: In seinem Leben geht ist der Herbst eingetroffen. [Der Bahnhof symbolisiert die Vorbereitung auf die Lebensreise zu einem neuen Lebensabschnitt]. Der Mann bekommt Angst, denn er merkt, sein Lebensabend naht, und es ist noch so viel zu erledigen (Aeppli, S.75).
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: Eine Frau fühlt sich alt, ist aber noch jung
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Eine Frau hatte viele Enttäuschungen und glaubt, alt geworden zu sein.
Die Frau sieht im Traum, wie sie aus einem dunklen Haus in eine Landschaft mit Mittagssonne geht.
Die Frau soll in die Sonne und neue Leute kennenlernen. Die Mittagssonne symbolisiert den Höhepunkt des Lebens. Sie soll ihn nicht verpassen ( Aeppli, S.75).
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: Gegensätze können die Ehe nicht binden
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Ein Mann meint jahrelang, er könne durch den Wunsch seines Bewusstseins in seiner Ehe grosse charakterliche Gegensätze vereinen.
Der Mann sieht im Traum, wie er den Auftrag erhält, aus einem Gemisch von Schnee und Asphalt eine Strasse zu bauen. Der Mann überlegt im Traum, dass der Schnee am heissen Asphalt schmelzen wird.
Schnee und Asphalt symbolisieren Gegensätze wie Weiss und Schwarz, Oben [Bewusstsein] und Unten [Unterbewusstsein] etc. Der Mann merkt erst mit diesem Bild, dass er in der Beziehung etwas Unmögliches verwirklichen will (Aeppli, S.75).
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: In den falschen Mann verliebt
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Eine verliebte Frau hängt Fotos von ihrem Schwarm in den Zimmern ihrer Wohnung auf, aber der Mann interessiert sich nicht für sie.
Die Frau sieht im Traum, wie ihr Schwarm im Garten spaziert, aber mit einer anderen Frau.
Die Frau sucht einen Mann, der so ist wie der Mann im Traum (Aeppli, S.77).
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: Die Fabrik war nur sehr klein
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Ein Mann hat als junger Kaufmann eine Glückssträhne mit einer kleinen Fabrik. Sein Stolz wird aber wirklichkeitsfremd und endet in Schlaflosigkeit und ungewohntem Misstrauen (Aeppli, S.77).
Der Mann sieht im Traum, wie er über seine kleine Fabrik einen Film drehen muss. Bei der Vorführung vor unbekannten Herren steht die Fabrik neben einer gewaltigen Stadt voller Hochkamine. Der Fabrikant selbst tritt in Arbeitskleidung der Lehrjahre auf (Aeppli, S.77-78).
Der junge Kaufmann steht noch in den Lehrjahren und sollte sich mit den "Grossen" messen (Aeppli, S.78).
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: Der Mann vernachlässigt den Beruf
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Ein junger Mann ist verliebt und lässt für die Frau Berufsverpflichtungen und ethische Auffassungen sausen.
Der Mann sieht im Traum, wie die Frau ihm eine grosse Summe Geld stiehlt (S.79).
Geld symbolisiert psychische Möglichkeiten und Energien. Die schrankenlose Beziehung hat den Mann viel "Geld" gekostet, d.h. die Beziehung schränkt berufliche Möglichkeiten und Energien ein (S.79).
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: Die Karriere über den San Bernardino
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Ein Mann scheint erfolgreich und bewirbt sich für eine wissenschaftliche Stelle an der Universität. Der Mann hat vor 8 Jahren den San-Bernardino-Pass zu Fuss gemacht. Er war überrascht, dass man auf der Passhöhe Italienisch sprach.
Der Mann sieht im Traum, wie er auf einer langen Gebirgsstrasse wandert. Dann erreicht er die Passhöhe und muss sich vor Grenzoffizieren ausweisen. Jetzt kommt ihm in den Sinn, dass er im letzten Nachtquartier einen Teil des Gepäcks hat liegenlassen. Er muss warten, bis das Gepäck nachkommt (Aeppli, S.172).
Der angehende Professor wird bald "oben" sein. Er muss sich aber ausweisen, um dort "oben" stehen zu können (S.172), heisst: Er muss sich vor der Wahlbehörde ausweisen (S.173). Und er muss noch gewisse Dinge nachholen, die er vernachlässigt hat (S.172). Es ist eine Sprachgrenze vorhanden, heisst: Der Mann muss mit dem Antritt der neuen Stelle eine etwas anderes Sprache sprechen lernen (S.173). Er bekommt dann auch die Stelle, bei Korrektur seines Verhaltens zu mehr Sorgfalt (S.172).
Reflektorischer Traum, der Änderung verlangt: Der Animus ist am Hang in Gefahr
Vorkommnis
Traumbild
Deutung
Frau mittleren Alters
Die Frau sieht im Traum, wie sie in den Bergen den Hang entlanggeht (Aeppli, S.177). Oben am Hang sieht sie einen Offizier in gefährlicher Lage. Dann hat sie eine Zeitung in der Hand, die von einer Frau namens Edith stammt. Am Himmel sind Sonne und Mond gleichzeitig zu sehen, und es ist 14:45. Man befürchtet eine Überschwemmung (Aeppli, S.178).
Die Zeitung symbolisiert eine Neuigkeit. Die Überschwemmung symbolisiert Gefahr. Der Mond symbolisiert die Weiblichkeit (Aeppli, S.178), [Sonne und Mond zusammen symbolisieren eine Ausgeglichenheit zwischen männlichem und weiblichem Element]. Der Mann ist zu hoch oben und ist in Gefahr, heisst: Das männliche Element (Animus) der Frau ist in Gefahr. Die Zeitung der Edith, eine kleine Tochter einer Freundin der träumenden Frau, meldet es mit einer Zeitung. Der Mond ist zunehmend, heisst: Die Weiblichkeit nimmt zu (Aeppli, S.178). 14:45 ist eine Übergangszeit vom Tag zum Abend und wird bei wichtigen Wechseln im Leben oft geträumt. Eventuell droht der Frau eine Überschwemmung durch das betonte weibliche Element (Aeppli, S.179).
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