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Kinderträume - Jugendträume

von Michael Palomino (2006)

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aus: Ernst Aeppli: Der Traum und seine Bedeutung. Eugen Rentsch-Verlag, Zürich 1943; Taschenbuchausgabe: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1984


Kinderträume

Die Kinder streben danach, aus dem Unterbewussten sich ins Bewusstsein einzuarbeiten. Traumanalyse bei Kindern ist deswegen [ab einem gewissen Grad] gefährlich, weil die Kinder sonst im Unterbewusstsein steckenbleiben oder wieder ins Unterbewusstsein zurückgezogen werden, bevor sie in der materiellen Welt fest Fuss gefasst haben. Man soll also Kinder ihre Träume erzählen lassen, gleichzeitig die Kinder aber ins bewusste Leben führen (Aeppli, S.157).

Die Eltern im kindlichen Bewusstsein

Bei den Kindern erscheinen die Eltern gross und allmächtig. Ab 10 bis 12 Jahren merken die Kinder dann, dass diese Allmacht nur auf einen kleinen Kreis beschränkt ist. Die Eltern werden - relativ zum heranwachsenden Kind - auch immer kleiner (Aeppli, S.204).

Der Vater erscheint im Traumbild der Tochter als Geliebter, als Animus des jungen Mädchens, der Vorläufer des späteren Mannes. Aeppli:

"Der Vater wechselt im Traume häufig in den Vatergeliebten, einen Animus des jungen Mädchens, hinüber, um normalerweise dann in das Bild und in die Wirklichkeit des Geliebten, des eignen jungen Gatten zu münden." (Aeppli, S.209)

Die Mutter in der Kindheit

Die Figur der Mutter erfüllt die Kindheit und begleitet die Menschen das ganze Leben mehr als jede andere Figur. Die Mutter ist Vorbild für den Vorstand der Wohnstube. Sie ist damit auch "eine der bedeutendsten Erscheinungen des Traumes." (S.203).

Insgesamt hat die Mutter eine überragende Gestalt im Kind: Die Mutter muss wissen, dass sie bei den Kindern über ihren Tod hinauswirkt:

"Die persönliche Mutter ist über ihren Tod hinaus von grosser Bedeutung für das Leben des Einzelnen." (Aeppli, S.206)

Gedanken und Aktionen der Eltern beeinflussen die Träume der Kinder

Das Unbewusste der Eltern kann zu den Kindern hinüberfluten, z.B. Einbrecherträume. Es liegt an den Eltern, ihr Leben zu korrigieren, so dass keine negativen Energien auf die Kinder übertragen werden (S.102).

Aeppli:

"Denn das Kind ist wirklich mit dem Unterbewusstsein der Eltern verbunden, nimmt, ohne es zu wissen, an deren Erlebnissen als ein Ort des Widerhalls teil." (Aeppli, S.102)

 Träume der Kinder spiegeln das Leben der Eltern, positiv oder negativ (Aeppli, S.102).

Die Kinder sollen bedeutende Träume aufschreiben und dann als Erwachsene nochmals ansehen. Sie werden herausfinden, was für grundlegende Träume in der Kindheit bereits geträumt wurden (Aeppli, S.103).

Aeppli:

"Man wird erstaunt erkennen, wie viele Motive und Probleme des bisherigen Weges sich schon zu Anbeginn unseres Lebens im Frühtraum der Kindheit ankündeten und stets dieselben geblieben sind." (Aeppli, S.103)

Dabei ist klar, dass sich einige Konflikte bereits in der Jugend auflösen können (Aeppli, S.103).


Jugendliche in der Pubertät und ihre Träume

Die Ablösung oder Nicht-Ablösung beeinflusst den Trauminhalt

In der Pubertät muss die emotionale Ablösung von Vater und Mutter vollzogen werden, obwohl die Familie noch den Umkreis des / der Jugendlichen darstellt (Aeppli, S.104).

Jugendliche, die eine normale Ablösung von der Mutter ab 13 Jahren erleben (ohne gegenseitig zu hohe Ansprüche zu stellen), träumen nicht viel von der Mutter. Wenn die Mutter das Kind aber nicht ins Leben entlässt und wenn die Ablösung noch fehlt, dann erscheint die Mutter entsprechend in negativer Deutung im Traum (Aeppli, S.203). Die Ablösung führt dann eventuell zum Kampf gegen die Autorität, eventuell auch zu einer neuen Einstellung (Aeppli, S.208).

Wenn der Sohn / die Tochter die Eltern nicht an ihrem Platz anerkennen, erscheinen sie kompensatorisch im Traum (Aeppli, S.203).

[Kriminelle Eltern kann man nicht anerkennen. Man kann höchstens daraus lernen, selbst die Kriminalität der Eltern nicht zu wiederholen].

Jugendträume: Die Sexualität unter Kontrolle bekommen

Die Pubertät muss die Geschlechtsnatur und Triebgewalten unter Kontrolle bekommen. Die Träume zeigen die Pubertät schon früh an, so wie immer Träume etwas ankündigen (Aeppli, S.104).

Die Pubertät beinhaltet ausserdem oft die erste Konfrontation mit der irdischen Arbeitswirklichkeit (Aeppli, S.104-105).

Schwierigkeiten zwischen 13 und 16 Jahren werden im Traum klar dargestellt (S.204). Die Pubertätsträume sind mit allem voll: Eltern, symbolische Eltern, Trieb, schöpferisches Gestalten. Häufig empfinden die Jugendlichen einen dunklen Druck, wenn das Geschlechtsleben emporkommt.

Aeppli:

 "Vorwiegend aber enthält der Traum die Bedrängnis eines Druckes; als das wird der Einbruch aus der Naturtiefe empfunden." (Aeppli, S.105)

Symbolisch wird der Druck von unten dargestellt
-- durch einen Zug auf halbdunklen Geleisen, der auf die träumende Person zurollt
-- durch Untiere, die die träumende Person verschlingen wollen (Aeppli, S.105).

Experimentierphasen

Die Jugend mit ihrer ersten ausgereiften Sexualität sieht zudem alle Möglichkeiten der Erwachsenenwelt, so dass sexuelle Gleichnisse in Träumen alltäglich werden (Aeppli, S.105). Die pubertären Mädchen können sich dabei vor Sexualität kaum mehr retten (Aeppli, S.106).

All die pubertären Beziehungen mit Freud und Leid werden in Träumen ausgedrückt (Aeppli, S.107).

Man soll die Träume der Jugendlichen nicht zu sehr analysieren, sondern die Tagesprobleme lösen, bis die feste Verwurzelung in der reale Welt stattgefunden hat (Aeppli, S.158).

Verwöhnte Jugendliche bekommen die dunkle Seite der Welt aufgezeigt

Verwöhnte Jugendliche haben z.T. schwerste Träume, die auf die dunklen Seiten des Lebens hinweisen, damit die Jugendlichen auch auf schwerste Zeiten vorbereitet sind (Aeppli, S.101).

Vaterträume wegen der Ausbildung

Die Ausbildung in der Jugendzeit wirkt kompensatorisch für all das erlittene Leid, das man in der Pubertät durchmacht (Aeppli, S.107).

Die Jugendlichen träumen wegen der eigenen Berufswahl oft vom Vater, mit dem tiefen inneren Gefühl, dem Vater untreu zu werden, wenn man seinen eigenen Berufswunsch verwirklicht (Aeppli, S.208).

Mädchen und junge Frauen ersetzen in ihren Träumen dann die Gestalt des "Väterlichen" durch das Bild des Lehrers oder Pfarrers (Aeppli, S.208-209).

Beispiele von Jugendträumen

Traumsymbole der Jugendträume

Traumbild

Deutung

einzelner Stier, Stierherde, Büffelherde, die über die Prärie galoppiert

männliche Zeugungskraft und dumpfes Triebgeschehen (S.106)
[Die Prärie symbolisiert den weiblichen Venushügel mit Schamhaaren, die männlichen Tiere die Penisse].

Früchte und Gemüse in Penisform

Penis

Brötchen

Schamlippen und Vagina, oder Penis (S.106)

Feuertraum

Feuer symbolisiert das Angreifende, Verzehrende, Wärmende, die Glut, allgemein das neue, nach Liebe suchende Lebensgefühl ab 12/13 Jahren (S.106)

Pferde müssen gebändigt werden

Die Sexualität muss ihre Schranken bekommen (S.106)


Jugendtraum

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

pubertärer Bub

Schlangenträume

Penis (S.106)

pubertäre Mädchen

Schlangenträume

Penis (S.106)


Jugendtraum: Das Mädchen wird vor den Stofftieren gewarnt

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

pubertäres Mädchen ca. 13-14 Jahre alt

Das Mädchen sieht im Traum, wie es auf einer schönen ergrünenden Wiese spielt. Da erhebt sich ein Turm, auf dessen Plattform Knaben spielen. Da kommt ein schönes braunes Schiff. Ein älterer Bekannter des Mädchens weist auf die vielen Stofftierchen hin, die auf der Wiese liegen. Die Stofftiere sind noch aus der Kindheit. Sie solle einen Kriegsruf erfinden, sagt der Mann (S.106).

[Die Wiese symbolisiert den Venushügel mit den wachsenden Schamhaaren]. Der Turm symbolisiert den Penis, das Schiff die Schamlippen, die Vagina und die Gebärmutter. Die Triebwelt des Mädchens ist noch spielerisch und unbelebt, ausgedrückt durch die Stofftierchen. Der erfahrene Bekannte warnt vor der beginnenden Triebwelt. Der Kampf mit den Triebgewalten steht bevor, und das Mädchen soll dafür den richtigen Ruf finden, um die Triebgewalten wenn nötig in Schach zu halten: Konkret soll das Mädchen die Stofftiere, wenn sie lebendig werden, mit dem Kriegsruf beherrschen lernen (S.106).


Jugendtraum: Der Hilferuf an die Eltern bleibt ohne Antwort

Vorkommnis

Traumbild

Deutung

Jugendliche/r 14-16 Jahre

Der/die Jugendliche sieht im Traum, wie es die Eltern um Hilfe ruft, aber die Eltern kommen nicht mehr zu Hilfe (S.204).

Der/die Jugendliche ist alt genug, um ein Problem allein zu lösen (S.204).

Jugendliche/r 14-16 Jahre

Der/die Jugendliche sieht im Traum, wie die Eltern immer kleiner werden, so dass sie wie von der Erde aufgenommen verschwinden.

Der/die Jugendliche erreicht mental die völlige Unabhängigkeit von den Eltern (S.204).


Ratschläge der Eltern gibt es also nur noch in Notsituationen (S.204).

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