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17.9.2009: <Vornamen und Vorurteile: Diese Namen können Kindern schaden>
aus: 20 minuten online; 17.9.2009;
http://www.20min.ch/life/lifestyle/story/Diese-Namen-koennen-Kindern-schaden-30794235
<Ein Kind braucht nicht mehr als seinen Vornamen zu nennen und schon kann seine schulische Laufbahn besiegelt sein. Denn auch Lehrer [und vor allem dumme Lehrerinnen] lassen sich von Namen beeinflussen. Und Sie?
Eltern sollten den Namen ihres Nachwuchses mit Bedacht wählen.
Die Studie, die eine deutsche Professorin durchführte, belegt, dass auch Lehrer nicht neutral gegenüber Vornamen sind. Sie lassen sich davon positiv - aber leider auch negativ - beeinflussen.
Professor Astrid Kaiser befragte laut der welt.de 500 Lehrer online über ihre Gefühle, die bestimmte Namen bei ihnen auslösen.
Dabei ist herausgekommen, dass Vornamen wie Sophie, Charlotte und Marie mehr Leistungsstärke vermuten lassen. Andererseits werden die Namen Mandy, Kevin oder Justin eher mit Verhaltensauffälligkeit in Verbindung gesetzt.
Freundlich klingen auch Jakob, Simon, Lukas, Maximilian, Alexander und Hannah. Negativ beeinflussen die Vornamen Angelina, Maurice und Chantal.
Mit gewissen Namen verbinden die Lehrer Persönlichkeitsmerkmale, die sich zu wiederholen scheinen und dementsprechend die Studie in ihrer Aussage bekräftigen. Dass es Namen gibt, die eher von Eltern der Oberschicht gewählt werden sowie Namen, die eher öfters in der Unterschicht vorkommen, dürfte die Vorurteile noch bekräftigen.
Wählen Sie den Namen des Grauens
Eine kleine Umfrage auf der Redaktion von 20 Minuten Online brachte an den Tag, welche Vornamen überhaupt nicht gefallen. Einige davon finden Sie im Poll in der Box unter dem Bild rechts. Wählen Sie den Namen, der Ihnen am meisten missfällt.>
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17.9.2009: Vornamen führen zu Vorurteilen - Sensibilisierung der Grundschullehrpersonen nötig
aus: n-tv online: Gesundheit: Nicht nur Schall und Rauch. Vornamen führen zu Vorurteilen; 17.9.2009;
http://www.n-tv.de/wissen/gesundheit/Vornamen-fuehren-zu-Vorurteilen-article509205.html
<Die Namen Charlotte, Sophie oder Marie klingen in den Ohren von Lehrern wesentlich leistungsstärker als Chantal, Mandy oder Angelika. Schon der Name könne somit entscheidend sein für die späteren Bildungschancen, teilte die Universität Oldenburg mit. Denn Grundschullehrer nähmen ihre Schützlinge alleine dadurch positiv oder negativ wahr. Für die Studie hatte die Oldenburger Erziehungswissenschaftlerin Prof. Astrid Kaiser 500 Online-Befragung von Lehrern detailliert ausgewertet.Als eher freundlich und leistungsstark klingen im Bewusstsein von Pädagogen demnach nicht nur die Namen Charlotte, Sophie und Marie sondern auch Hannah, Alexander, Maximilian, Simon, Lukas oder Jakob. Etwas schlechtere Karten hätten neben Chantal, Mandy und Angelina auch Kevin, Justin und Maurice. Besonders Kevin werde als "verhaltensauffällig" wahrgenommen.
Nach Angaben von Kaiser assoziiert der überwiegende Teil der Lehrer Persönlichkeitsmerkmale zu Namen. Nur ein geringer Teil halte kritische Distanz. "Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, Pädagogen stärker für die Gefahr solcher Vorurteile zu sensibilisieren", sagte Kaiser nach einer Mitteilung der Universität.dpa>
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17.9.2009: Die Namensdiskriminierung der Grundschullehrpersonen hat System
aus: spiegel online: Ungerechte Grundschullehrer. "Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose"; 17.9.2009;
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,649421,00.html
<Von Oliver Trenkamp
Sophie und Alexander haben Glück: Ihre Lehrer halten sie für leistungsstärker als Kinder, die Chantal oder Justin heißen. Eine Studie zeigt, dass Grundschulpädagogen Vorurteile gegen bestimmte Vornamen hegen - und manche Kinder deswegen sogar als besonders verhaltensauffällig einstufen.Sie sieht umwerfend aus, sie setzt sich für die Armen und Schwachen ein, sie ist reich, sie hat eine tolle Karriere gemacht. Über Angelina Jolie lässt sich viel Gutes sagen. Allerdings taugt sie nicht zum Vorbild, wenn man auf Namenssuche fürs eigene Kind ist. Wer seine Tochter Angelina nennt, verbaut ihr unter Umständen eine reibungslose Schulkarriere.
Denn Grundschullehrer trauen kleinen Angelinas einfach weniger zu als kleinen Hannahs, Sophies, Charlottes, wie eine Studie der Universität Oldenburg zeigt. Einen noch schlechteren Ruf haben allerdings Chantals und Mandys.Die Studie ist die Master-Arbeit von Lehramtsabsolventin Julia Kube, 24. Sie hat 2000 Lehrer online zu ihren Namensvorlieben und den zugehörigen Assoziationen befragt. Darunter Fragen wie: Welche Vornamen würden Sie Ihrem Kind auf keinen Fall geben? Nennen Sie Namen, die bei Ihnen Assoziationen zu "Verhaltensauffälligkeit" hervorrufen! In einem zweiten Schritt ließ Kube die Lehrer dann vorgegebene Namen bewerten.
Ausgewertet hat sie schließlich die Antworten von insgesamt 500 Grundschullehrern und kommt zu dem Schluss: Die meisten haben Vorurteile und hinterfragen sie kaum. "94 Prozent der Grundschullehrer gehen unreflektiert mit den eigenen Vorurteilen um", sagt sie. Sie seien der Meinung, aus der Erfahrung heraus bewerten zu können, dass Kinder mit bestimmten Namen eher aus der Unterschicht kommen, weniger leistungsstark und verhaltensauffälliger sind. Nur ein geringer Anteil nehme eine kritische Haltung den eigenen Vorurteilen gegenüber ein und warne vor Pauschalisierung.
Die Gewinner heißen Maximilian und Marie, Lukas und Nele
Als eher freundlich und leistungsstark gelten den Grundschullehrern Jungen mit den Namen Alexander, Maximilian, Simon, Lukas und Jakob. Positiv bewertete Mädchennamen sind Charlotte, Nele, Marie, Emma und Katharina.
Auffällig schlecht bewerten die Lehrer die Namen Chantal, Justin, Dennis, Marvin und Jaquelin. Doch die Höchststrafe für Kinder lautet nach Ansicht der Grundschulpädagogen Kevin. Er führt die Rangliste der unbeliebten Namen an, gilt als verhaltensauffällig und leistungsschwach. Eine befragte Lehrerin kommentierte: "Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose."
Ob Lehrer ihre Schüler aufgrund der Namen auch ungerecht behandeln, lasse sich aus ihrer Untersuchung nicht ableiten, sagt Kube. Die Betreuerin ihrer Arbeit, Astrid Kaiser, hält jedoch auch das für belegbar. Sie war selbst Lehrerin und bildet heute als Pädagogik-Professorin Grundschullehrer aus. "Die Namensfalle schnappt zu, sobald der Lehrer die Klassenliste in der Hand hält", sagt sie. Wer einzelnen Kindern wenig zutraue, bewerte sie auch ungerecht. Andere Untersuchungen hätten gezeigt: Bei Kindern, die Lehrer für leistungsstark halten, übersehen sie viel häufiger Fehler in Diktaten als bei Kindern, die sie eher schwach einschätzen. "Es zeigt sich immer wieder, dass Kevins schlecht bewertet werden."
Wie sich Geschlecht oder Herkunft auf die Notengebung auswirken, ist häufig untersucht worden, selbst mit dem Einfluss von Schönheit und Attraktivität beschäftigten sich Wissenschaftler. Doch wie prägend Namensdiskriminierung sein könne, darauf würden Lehramtsstudenten noch nicht ausreichend hingewiesen, sagt Kaiser. "Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, Pädagogen stärker für die Gefahr solcher Vorurteile zu sensibilisieren."
Allen Eltern, die wirklich alles tun wollen für den Schulerfolg ihrer Kinder, rät die Pädagogik-Professorin, sich früh Gedanken um den Vornamen zu machen. "Ich würde empfehlen: Schauen Sie bei Lehrer-, Arzt- oder Pastoren-Familien, wie deren Kinder heißen, dann liegen sie ziemlich gut", sagt sie mit einem Lachen. Schauspieler und Prominente würden sich weniger eignen.>
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<Ungerechte Grundschullehrer: "Auch der intelligente Kevin ist dumm dran">
aus: Spiegel online; 18.9.2009;
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,649736,00.html
<Die Wissenschaftlerin Astrid Kaiser hat die Lehrer gegen sich aufgebracht: eine Studie ihres Lehrstuhls zeigt, dass Grundschulpädagogen kleinen Kevins weniger zutrauen als Simons. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE verrät sie, mit welchen Namen Kinder verloren haben - und mit welchen sie gewinnen.
SPIEGEL ONLINE: Frau Kaiser, welchen Namen würden Sie Ihrem eigenen Kind auf keinen Fall geben?
Astrid Kaiser: Adolf.SPIEGEL ONLINE: Die Frage stammt aus einer Studie, die Sie betreut haben und für die rund 1800 Lehrer online befragt wurden, 500 Bögen haben Sie auswerten lassen. Die meisten Grundschullehrer nannten nicht Adolf, sondern Kevin, gefolgt von Jaqueline und Chantal.
Kaiser: Justin, Marvin und Mandy kamen auch nicht besonders gut weg.
SPIEGEL ONLINE: Das Ergebnis der Studie lautet: Grundschullehrer verbinden bestimmte Vornamen mit Vorurteilen, Kevin gilt sogar als Prototyp des verhaltensauffälligen Kindes. Wie verbreitet sind solche Meinungen unter Lehrern?
Kaiser: Sehr weit, das hat die Untersuchung deutlich gezeigt. Ich kenne das auch aus dem Alltag. Ich habe früher als Lehrerin gearbeitet und habe bei mir selbst Vorurteile gegenüber manchen Namen beobachtet. Heute bilde ich Lehrer aus. Was mich bei der Studie allerdings überrascht hat, war die Deutlichkeit und die Schärfe, mit der die befragten Lehrer über bestimmte Namen urteilen - und mit welcher Bestimmtheit sie davon ausgehen: Das ist kein Vorurteil, das ist eigene Erfahrung, das ist die Wahrheit.
SPIEGEL ONLINE: Vielleicht sprechen die Lehrer wirklich aus Erfahrung. Vielleicht kommen tatsächlich viele Kevins aus Familien, in denen die Erziehung überwiegend durch Trickfilmprogramme stattfindet - und seltener aus Familien, die auf musikalische Früherziehung setzen.
Kaiser: Sicher bringen bildungsferne Schichten mehr Kevins und Justins hervor als Alexanders oder Maximilians. Aber bildungsfern heißt nicht unintelligent, sondern ungefördert. Der hochbegabte Kevin bekommt nicht die schulische Förderung, die er bräuchte, weil er aus der falschen Schicht kommt und seine Lehrer ihn schon beim ersten Blick auf die Klassenliste entsprechend sortieren. Der intelligente Kevin ist dumm dran.
SPIEGEL ONLINE: Was ist mit den dummen Kevins?
Kaiser: Auch der unintelligente Kevin wird schlechter gefördert und erzielt nicht die Leistungen, die er erbringen könnte. Die Forschung zeigt: Vorurteile führen zu ungerechten Bewertungen.
SPIEGEL ONLINE: Wo zeigt sich das?
Kaiser: Zum Beispiel bei Diktaten: Wenn ein Lehrer einem Kind viel zutraut, übersieht er mehr Fehler. Bei Kindern, die er für leistungsschwach hält, korrigiert er sehr akribisch und findet mehr.
SPIEGEL ONLINE: Viele Grundschullehrer sind empört, sie fühlen sich ungerecht behandelt und sagen: Hier werde die eigene Erfahrung schlechtgeredet.
Kaiser: Erfahrung ist gut, aber Verallgemeinerung ist schlecht. Man kann bei neun Kevins richtig liegen, aber die Lehrer müssen auch beim zehnten Kevin wieder genau hingucken: Was kann der? Was braucht der? Wie kann ich ihn fördern?
SPIEGEL ONLINE: Freunde machen Sie sich mit dem Thema nicht bei den Lehrern.
Kaiser: Ja, man macht sich unbeliebt. Mich beschäftigt das Thema schon lange, aber ich habe nie jemanden gefunden, der das genauer untersuchen wollte. Eine Habilitandin lehnte das Thema ab, weil sie Angst hatte, dass man ihr Lehrerschelte vorwirft. Auch andere sind abgesprungen. Um so glücklicher bin ich, dass die Autorin der Studie, Julia Kube, sich des Themas angenommen hat.
SPIEGEL ONLINE: Warum die Aufregung bei Lehrern?
Kaiser: Unter der Hand und in privaten Gesprächen bestätigen fast alle Lehrer, dass auch bei ihnen die Namensfalle zuschnappt. Nur sobald es öffentlich diskutiert wird, fühlen sich viele ertappt. Das ist das Spannende an Vorurteilen gegenüber Vornamen: Sie sind nicht sichtbar und den meisten deshalb auch nicht bewusst - anders als etwa bei der Hautfarbe. Dafür sind viele Lehrer sensibilisiert.
SPIEGEL ONLINE: Haben nur Lehrer diese Vorurteile oder wir alle?
Kaiser: Vor allem Grundschullehrer schließen vom Vornamen auf die soziale Schicht - eben wegen ihrer Erfahrung. Sie sind die einzigen echten Gesamtschullehrer in diesem Land, sie haben mit allen sozialen Gruppen zu tun. Aber wir alle ziehen bestimme Schlüsse aus dem Vornamen. Wenn jemand Gisela heißt, wissen Sie ziemlich sicher, dass diejenige älter als 15 Jahre ist.
SPIEGEL ONLINE: Kennen Sie solche Vorurteile auch aus anderen Ländern?
Kaiser: In Australien gelten Kinder mit amerikanisch gefärbten Namen als doof, also Namen mit einem Y am Ende, Jimmy oder Joey. Meine Schwiegertochter unterrichtet in London afrikanische Kinder, auch dort gibt es Namen, die mit Bildungshunger oder Unterschicht assoziiert werden. Es ist weit verbreitet, über kulturelle Grenzen hinweg.
SPIEGEL ONLINE: Was lässt sich gegen Namensvorurteile tun?
Kaiser: Wir machen hier an der Uni Oldenburg sogenannte Anti-Bias-Trainings, also Rollenspiele und ähnliches, um Vorannahmen und Vorurteile bewusst zu machen und zu überwinden. Das sollte zu jeder Lehrerausbildung gehören, tut es aber nicht.
SPIEGEL ONLINE: In der Studie bewerten die Lehrer Namen wie Charlotte, Hannah, Sophie, Simon, Maximilian positiv. Welche Namen haben das Zeug zu künftigen Knallernamen?
Kaiser: Emma könnte bald ein Edelname für Mädchen werden, bei Jungs hat Walter gute Chancen; Paul ist es schon geworden. Aus den altmodischen Namen spricht auch eine gewisse Nostalgie, die Sehnsucht nach konservativen Werten.
SPIEGEL ONLINE: Welche Namen empfanden Sie als Höchststrafe, als Sie noch Lehrerin waren?
Kaiser: Oliver war das damals in den siebziger Jahren. Olivers kamen aus Problemfamilien.
SPIEGEL ONLINE: Ich danke Ihnen trotzdem für das Gespräch.
Das Interview führte Oliver Trenkamp>
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24.8.2010: Wieder dasselbe Bild: Justins, Cedrics, Marvins und Kevins kommen schlechter weg als andere
aus: Spiegel online: Grundschullehrer-Vorurteile: Kevins bekommen schlechtere Noten; 24.8.2010;
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,712948,00.html
Der Vorteil von Rechtschreibfehlern ist: Man kann sie zählen. Sieben Rechtschreibfehler sind sieben Rechtschreibfehler, daran ist nicht zu rütteln. Allerdings bewerten Grundschullehrer sieben Rechtschreibfehler mitunter sehr unterschiedlich. Mal halten sie sieben Fehler für eine Tragödie, mal finden sie sieben Fehler nicht so dramatisch.
Ob Drama oder nicht - das hängt auch davon ab, ob das Kind, das die Fehler macht, Maximilian heißt oder Kevin. Das legt eine neue Studie der Uni Oldenburg nahe, die SPIEGEL ONLINE vorliegt. Offenbar haben Grundschullehrer nicht nur Vorurteile gegen bestimmte Vornamen, was eine vorangegangene Studie schon im vergangenen Sommer zeigte. Offenbar haben diese Vorurteile auch Einfluss auf die Notengebung, zumindest bei Jungen.Die Vorgängerstudie aus Oldenburg, eine Master-Arbeit, kam im Sommer 2009 zu dem Ergebnis, dass viele Grundschullehrer einen Jungen mit dem Namen Kevin als verhaltensauffällig abstempeln. Als eher freundlich und leistungsstark sahen die Lehrer hingegen Jungen mit den Namen Alexander, Maximilian, Simon, Lukas und Jakob. Positiv bewertete Mädchennamen waren Charlotte, Nele, Marie, Emma und Katharina. Auf der Negativliste standen Mandy, Chantal und Jaqueline. "Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose", kommentierte ein teilnehmender Lehrer damals.
Die Studie sorgte für viel Aufsehen und Aufregung, Lehrer fühlten sich angegriffen. Offen blieb aber die Frage: Führen solche Vorurteile tatsächlich zu ungerechter Bewertung? Hängen die Noten auch von den Vornamen ab, wie die betreuende Professorin Astrid Kaiser damals warnte?
Die Nachfolgestudie legt das jetzt zumindest nahe. Allerdings sei der Zusammenhang weniger deutlich als befürchtet, sagt Kaiser. So zeige die neue Untersuchung vor allem, wie subjektiv es bei der Bewertung von Schülerleistungen generell zugehe, unabhängig vom Vornamen. Doch durch den Namen würden die Ergebnisse "noch zusätzlich modifiziert", so Kaiser.
Lehrer sind alles andere als objektiv
Die neue Untersuchung ähnelt in einigen Punkten der Kevin-Studie des letzten Jahres: Wieder ist es eine Master-Arbeit, die sich mit den Vorurteilen auseinandersetzt, wieder wurde sie von Kaiser betreut, und wieder wurden die beteiligten Lehrer online befragt.
In drei Kategorien sollten Lehrer die Leistungen von Schülern bewerten. Zum einen achteten sie auf die Rechtschreibung und den Inhalt von Texten, zum anderen auf die Sauberkeit von Zeichnungen. Die befragten Lehrer bekamen echte Schülerantworten aus dem Sachunterricht zu sehen, so zum Beispiel einen Text mit sieben Rechtschreibfehlern, verfasst in krakeliger Kinderschrift. Mal stand Kevin darunter, mal Maximilian - oder eben Mandy oder Katharina. Alle Kindernamen stammten aus der Vorgängerstudie, konnten also eindeutig als Gewinner- oder Verlierernamen definiert werden. Die Lehrer sollten dann Punkte vergeben, wobei ein Punkt für eine sehr schlechte Leistung stand und zehn Punkte für eine sehr gute.
Mehr als 900-mal klickten Lehrer aus dem ganzen Bundesgebiet den Fragebogen an, 228 haben ihn vollständig ausgefüllt. Tatsächlich verwertbar für die Auswertung waren allerdings nur 168 Fragebögen. Als wie belastbar sich die Ergebnisse erweisen, wenn sie in Folgestudien überprüft werden, wird sich also erst noch zeigen.
Starke Vorurteile, schwache Bewertungsunterschiede
Auffällig sind die Ergebnisse aber auch bei dieser kleinen Stichprobe: Kleine Justins, Cedrics, Marvins und Kevins bekommen im Schnitt weniger Punkte als Kinder, die Jakob, Lukas oder Alexander heißen. "Die negativ etikettierten Jungennamen wurden durchweg schlechter bewertet", heißt es in der Studie. "Aber dieser Zusammenhang ist nur schwach", so Astrid Kaiser. Während sich bei der letzten Kevin-Studie noch zeigte, wie stark die Vorurteile gegen bestimmte Vornamen sind, fiel der Einfluss auf die Bewertung in der neuen Studie eher gering aus.
Deutlicher zeigte sich, was fast jeder aus seiner eigenen Schulzeit kennt: Lehrer sind alles andere als objektiv. Mal vergaben sie für eine Antwort nur einen Punkt, mal für dieselbe Antwort neun Punkte, ganz unabhängig vom Vornamen. Das bestätige bisherige Untersuchungen zur Notengebung, sagt Kaiser.
Bei den Mädchennamen ließ sich die These der Forscher überhaupt nicht belegen. Hier hatten Namen aus dem Negativ-Pool (Mandy, Chantal, Celina) sogar einen kleinen Vorteil: Bei der Rechtschreibung wurden sie etwas besser bewertet als Mädchen, die Katharina oder Charlotte heißen.
Warum aber sollten die Vorurteile von Lehrern bei der Bewertung von Jungen eine Rolle spielen, bei Mädchen aber nicht?
Kaiser erklärt das unter anderem damit, dass auch die Vorurteile gegen weibliche Vornamen weniger deutlich ausgeprägt seien. In der Studie selbst heißt es etwas umständlich: "Für den tatsächlichen Nachweis der differenten Bewertung einer Textgrundlage in Abhängigkeit des Schülergeschlechts wäre eine Replikationsstudie unter cross-gendered Kriterien zwingend erforderlich." Kurz: Wir wissen es nicht, wir müssen weiter forschen.Kaiser, die früher selbst als Grundschullehrerin arbeitete, kündigt genau das an. Ihr Lehrstuhl werde sich weiter mit dem Thema befassen. Obwohl sie selbst warnt: "Man macht sich unbeliebt." Sie beschäftige das Thema schon lange, habe aber über Jahre niemanden gefunden, der das genauer untersuchen wollte. "Eine Habilitandin lehnte das Thema ab, weil sie Angst hatte, dass man ihr Lehrerschelte vorwirft."
Auch die Autorin der aktuellen Kevin-Studie will anonym bleiben. Sie habe weder Lust auf Journalistenanrufe noch auf Anfeindungen von Lehrern. Ihre Arbeit soll deshalb unter einem Decknamen erscheinen.>
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