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Strauch: Schwarzer Holunder

von Michael Palomino


Strauch: Schwarzer Holunder, Fiederblatt
vergrössernStrauch: Schwarzer Holunder, Fiederblatt
originales Blatt vom Strauch an der Kreuzung Rütistrasse / Bleulerstrasse in Zollikon

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aus:
-- Anke-Usche Clausen und Martin Riedel: Plastisches Gestalten in Holz. Methodisches Arbeitsbuch Band III; J. Ch. Mellinger-Verlag GmbH, Stuttgart 1970 ca.
-- Jean-Denis Godet: Bäume und Sträucher. Sehen, staunen, bestimmen; Einheimische und eingeführte  Baum- und Straucharten. Arboris-Verlag, Hinterkappelen-Bern 1986


Gestalt

Der schwarze Holunder ist sommergrün, kann gleichzeitig aber auch zu einem Baum bis zu 7 m Höhe werden. Die grauen Zweige sind krumm und enthalten ein weisses Mark.

Verbreitung
Der schwarze Holunder ist anspruchslos und ist überall in feuchten Wäldern anzutreffen, an Ufern, Schuttplätzen, vor Häusern. Der Holunder soll der einzige Strauch sein, der die saure und unfruchtbare Erde unter den Fichtenwäldern verwerten kann.

In der Küche wird schwarzer Holunder in Kochrezepten zahlreich verwendet: Holundermilch, Holunderkuchen, Holundersaft, Holundermarmelade, Holunderkompott, Holunderlikör, Holunderblütenlimonade, Holunderküchle, Holundersekt, Holunderglühwein.

Sammelzeiten für die schwarzen Holunderbeeren ist August bis September.

Boden

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Rinde
Die Rinde ist rissig, grau und hat Warzen.

Holz
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Blatt
Das Blatt ist unpaarig gefiedert mit 5, seltener mit 7 Fiederblättern, 10 bis 30 cm lang, die elliptischen Fiederblätter 10 bis 15 cm lang. Die Blätter sind unregelmässig grob gesägt. Die Blätter sind  am Spross gegenständig angeordnet. Die Herbstverfärbung ist gelb. .

Blüte
Die weissen Blüten sind in fünfstrahligen Dolden angeordnet.

Frucht

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Volksglaube

Germanen: Frau Holle im Holunderstrauch
Dem schwarzen Holunder war die Göttin Frau Holle zugeordnet mit der Funktion eines beschützenden Hausgeists. Frau Holle wohnt im Holunderstrauch. Somit wurden viele Holunderbüsche in Gärten oder vor Scheunen angepflanzt, und damit verbunden waren auch Opfergaben für Frau Holle am Quellen und unter Bäumen. Verbreitung fand der Brauch v.a. in Bayern, Schwaben, im Elsass und in Gebiet der heutigen Schweiz.

In der Folge an den Glauben, dass Göttin Frau Holle im schwarzen Holunderbusch wohne, war es streng verboten, einen Holunderbusch zu fällen oder zu beschädigen. Noch im 17. und 18. Jh. scheuten sich die Menschen, einen Holunderbusch zu fällen. Vor dem Fällen, z.B. zur Herstellung von Heilmitteln, musste deswegen ein Bittspruch getan werden.

Das Märchen von Frau Holle hat seinen Ursprung in vorchristlicher Zeit. Die Göttin, Frau Holla oder Holda (davon abgeleitet auch die Worte "hold" und "Huld") ist eine den Menschen mild und freundlich gesonnene Person, die auch das Leben der Pflanzen und Tiere beschützt und Krankheiten bei Menschen heilt. Frau Holle wird auch Perchtha genannt, die ursprüngliche Form des Namens Bertha. Perchtha bedeutet die Leuchtende, die Strahlende. Bertha ist als lichtweisende, weise Muttergöttin verehrt. Gleichzeitig verehrten die Germanen die Güte von Mutter Erde und des Himmelslichtes. Der Göttin geweihte Blumen sind die Schlüsselblume, das Veilchen, die Anemone.

In der Winterszeit galt der Glaube der Germanen, Frau Holle ziehe über die Erde, begleitet von Wind und Schnee, um mit den todbringenden Kräften zu ringen und der Erde die Fruchtbarkeit und das neue Leben zu schenken.

Zuerst galt die Vorstellung, dass die Holda Schneeflocken bringt, später nach der Erfindung der Federbetten, entstand die Vorstellung, dass Frau Holle ihre Federbetten ausschüttet, damit es auf der Erde schneit.

Ausserdem galt die Vorstellung, dass, wer nach den Gesetzen der Göttin lebt, später reichlich belohnt würde, z.B. im Märchen "Die Goldtaler". Und so existieren noch viele andere Geschichten und Sagen über Frau Holle.

"Christentum": Aus Frau Holle wird eine böse Hexe gemacht
Das "Christentum" hat den Brauch von Frau Holle und dem Holunderstrauch bei hoher Strafe ausdrücklich verboten. Aus Frau Holle wird eine böse, hexenartige Frau gemacht. Das "Christentum" macht aus Frau Holle ein grausiges Spukwesen, das unartige Kinder rauben soll, das faulen Spinnerinnen den Flachs verderben soll, das den Menschen den Bauch aufschneidet und Steine hineinlegt und den Bauch wieder zunähnt, das in "Unternächten" jeden erschlägt, der ihr in die Quere kommt etc.

Volksmedizin

Fast alle Teile des Holunders können zu Heilzwecken verwendet werden. Die Anwendung des Holunders als Heilstrauch wurde schon in der Antike betrieben, und die Anwendungen haben sich bis heute kaum verändert.

Sammelzeiten: Rinde im zeitigen Frühjahr, Blätter vor der Blüte vor dem Juni, Blüten im Juni, Beeren im August und September.

Die Blüten haben als Holunderblütentee (auch Fliedertee genannt) eine stark schweisstreibende Wirkung. Anwendung bei Grippe, Schnupfen, Bronchitis, Lungenentzündung, ev. gesüsst mit Honig. Der Holunderblütentee soll am besten im Bett eingenommen werden, dann eine kurze kalte Waschung durchgeführt werden, dann wieder ins Bett gehen. Holunderblütentee soll auch nützen bei Kopfschmerzen, Zahn- und Ohrenschmerzen, wobei bei Ohrenschmerzen eine äussere Anwendung mit Kompresse angezeigt ist. Holunderblütenwasser sollte bei Geschwülsten, Wassersucht, Leber- und Milzleiden gut sein, ist allgemein stoffwechselanregend und leicht abführend.

Die schwarzen Holunderbeeren sind sehr vitaminhaltig, stärken die Abwehrkräfte. Man soll die Beeren aber nicht frisch, sondern nur gekocht essen, denn die frischen Beeren enthalten Glycosid, was Brechreiz bewirkt.

Mit dem Holundersaft kann man ein Heilmittel gegen Rheuma, Neuralgien und Ischias herstellen, indem 20 g Saft und 15 g Portwein gemischt werden und 14 Tage lang zweimal täglich eingenommen werden (Prager Arzt Dr. Epstein).

Die abgeschabte Rinde und die zerkleinerte Wurzel des schwarzen Holunderstrauchs sind wirksame Mittel zum Anregen der Harnausscheidung, zum Entwässern bei Wasseransammlungen im Körper. 1/2 Teelöffel Rinde  / Wurzel plus eine Tasse Wasser aufkochen, ziehen lassen, abseihen, am Tag zwei Tassen trinken.

Die Blätter des schwarzen Holunder haben harntreibende Wirkung, aber nicht so stark wie die Rinde / Wurzel. ein Teelöffel zerkleinerte Blätter (frisch oder getrocknet), mit einer Tasse kochendem Wasser überbrühen, ziehen lassen, abseihen, 1 bis 2 Tassen  täglich einnehmen.




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