aus:
-- Anke-Usche Clausen und
Martin Riedel: Plastisches Gestalten in Holz. Methodisches
Arbeitsbuch Band III; J. Ch. Mellinger-Verlag GmbH,
Stuttgart 1970 ca.
-- Jean-Denis Godet: Bäume
und Sträucher. Sehen, staunen, bestimmen; Einheimische und
eingeführte Baum- und Straucharten. Arboris-Verlag,
Hinterkappelen-Bern 1986
Gestalt
Der schwarze Holunder ist
sommergrün, kann gleichzeitig aber auch zu einem Baum bis zu 7
m Höhe werden. Die grauen Zweige sind krumm und enthalten ein
weisses Mark.
Verbreitung
Der schwarze Holunder ist
anspruchslos und ist überall in feuchten Wäldern anzutreffen,
an Ufern, Schuttplätzen, vor Häusern. Der Holunder soll der
einzige Strauch sein, der die saure und unfruchtbare Erde
unter den Fichtenwäldern verwerten kann.
In der Küche wird schwarzer Holunder in Kochrezepten zahlreich
verwendet: Holundermilch, Holunderkuchen, Holundersaft,
Holundermarmelade, Holunderkompott, Holunderlikör,
Holunderblütenlimonade, Holunderküchle, Holundersekt,
Holunderglühwein.
Sammelzeiten für die schwarzen Holunderbeeren ist August bis
September.
Boden
.
Rinde
Die Rinde ist rissig, grau und
hat Warzen.
Holz
.
Blatt
Das Blatt ist unpaarig
gefiedert mit 5, seltener mit 7 Fiederblättern, 10 bis 30 cm
lang, die elliptischen Fiederblätter 10 bis 15 cm lang. Die
Blätter sind unregelmässig grob gesägt. Die Blätter sind
am Spross gegenständig angeordnet. Die Herbstverfärbung ist
gelb. .
Blüte
Die weissen Blüten sind
in fünfstrahligen Dolden angeordnet.
Frucht
.
Volksglaube
Germanen: Frau Holle im Holunderstrauch
Dem schwarzen Holunder war die Göttin Frau Holle zugeordnet
mit der Funktion eines beschützenden Hausgeists. Frau Holle
wohnt im Holunderstrauch. Somit wurden viele Holunderbüsche in
Gärten oder vor Scheunen angepflanzt, und damit verbunden
waren auch Opfergaben für Frau Holle am Quellen und unter
Bäumen. Verbreitung fand der Brauch v.a. in Bayern, Schwaben,
im Elsass und in Gebiet der heutigen Schweiz.
In der Folge an den Glauben, dass Göttin Frau Holle im
schwarzen Holunderbusch wohne, war es streng verboten, einen
Holunderbusch zu fällen oder zu beschädigen. Noch im 17. und
18. Jh. scheuten sich die Menschen, einen Holunderbusch zu
fällen. Vor dem Fällen, z.B. zur Herstellung von Heilmitteln,
musste deswegen ein Bittspruch getan werden.
Das Märchen von Frau Holle hat seinen Ursprung in
vorchristlicher Zeit. Die Göttin, Frau Holla oder Holda (davon
abgeleitet auch die Worte "hold" und "Huld") ist eine den
Menschen mild und freundlich gesonnene Person, die auch das
Leben der Pflanzen und Tiere beschützt und Krankheiten bei
Menschen heilt. Frau Holle wird auch Perchtha genannt, die
ursprüngliche Form des Namens Bertha. Perchtha bedeutet die
Leuchtende, die Strahlende. Bertha ist als lichtweisende,
weise Muttergöttin verehrt. Gleichzeitig verehrten die
Germanen die Güte von Mutter Erde und des Himmelslichtes. Der
Göttin geweihte Blumen sind die Schlüsselblume, das Veilchen,
die Anemone.
In der Winterszeit galt der Glaube der Germanen, Frau Holle
ziehe über die Erde, begleitet von Wind und Schnee, um mit den
todbringenden Kräften zu ringen und der Erde die Fruchtbarkeit
und das neue Leben zu schenken.
Zuerst galt die Vorstellung, dass die Holda Schneeflocken
bringt, später nach der Erfindung der Federbetten, entstand
die Vorstellung, dass Frau Holle ihre Federbetten ausschüttet,
damit es auf der Erde schneit.
Ausserdem galt die Vorstellung, dass, wer nach den Gesetzen
der Göttin lebt, später reichlich belohnt würde, z.B. im
Märchen "Die Goldtaler". Und so existieren noch viele andere
Geschichten und Sagen über Frau Holle.
"Christentum": Aus Frau Holle wird eine böse Hexe gemacht
Das "Christentum" hat den Brauch von Frau Holle und dem
Holunderstrauch bei hoher Strafe ausdrücklich verboten. Aus
Frau Holle wird eine böse, hexenartige Frau gemacht. Das
"Christentum" macht aus Frau Holle ein grausiges Spukwesen,
das unartige Kinder rauben soll, das faulen Spinnerinnen den
Flachs verderben soll, das den Menschen den Bauch aufschneidet
und Steine hineinlegt und den Bauch wieder zunähnt, das in
"Unternächten" jeden erschlägt, der ihr in die Quere kommt
etc.
Volksmedizin
Fast alle Teile des Holunders können zu Heilzwecken verwendet
werden. Die Anwendung des Holunders als Heilstrauch wurde
schon in der Antike betrieben, und die Anwendungen haben sich
bis heute kaum verändert.
Sammelzeiten: Rinde im zeitigen Frühjahr, Blätter vor der
Blüte vor dem Juni, Blüten im Juni, Beeren im August und
September.
Die Blüten haben als Holunderblütentee (auch Fliedertee
genannt) eine stark schweisstreibende Wirkung. Anwendung bei
Grippe, Schnupfen, Bronchitis, Lungenentzündung, ev. gesüsst
mit Honig. Der Holunderblütentee soll am besten im Bett
eingenommen werden, dann eine kurze kalte Waschung
durchgeführt werden, dann wieder ins Bett gehen.
Holunderblütentee soll auch nützen bei Kopfschmerzen, Zahn-
und Ohrenschmerzen, wobei bei Ohrenschmerzen eine äussere
Anwendung mit Kompresse angezeigt ist. Holunderblütenwasser
sollte bei Geschwülsten, Wassersucht, Leber- und Milzleiden
gut sein, ist allgemein stoffwechselanregend und leicht
abführend.
Die schwarzen Holunderbeeren sind sehr vitaminhaltig, stärken
die Abwehrkräfte. Man soll die Beeren aber nicht frisch,
sondern nur gekocht essen, denn die frischen Beeren enthalten
Glycosid, was Brechreiz bewirkt.
Mit dem Holundersaft kann man ein Heilmittel gegen Rheuma,
Neuralgien und Ischias herstellen, indem 20 g Saft und 15 g
Portwein gemischt werden und 14 Tage lang zweimal täglich
eingenommen werden (Prager Arzt Dr. Epstein).
Die abgeschabte Rinde und die zerkleinerte Wurzel des
schwarzen Holunderstrauchs sind wirksame Mittel zum Anregen
der Harnausscheidung, zum Entwässern bei Wasseransammlungen im
Körper. 1/2 Teelöffel Rinde / Wurzel plus eine Tasse
Wasser aufkochen, ziehen lassen, abseihen, am Tag zwei Tassen
trinken.
Die Blätter des schwarzen Holunder haben harntreibende
Wirkung, aber nicht so stark wie die Rinde / Wurzel. ein
Teelöffel zerkleinerte Blätter (frisch oder getrocknet), mit
einer Tasse kochendem Wasser überbrühen, ziehen lassen,
abseihen, 1 bis 2 Tassen täglich einnehmen.