aus:
-- Anke-Usche Clausen und Martin Riedel: Plastisches
Gestalten in Holz. Methodisches Arbeitsbuch Band III; J. Ch.
Mellinger-Verlag GmbH, Stuttgart 1970 ca.-- Jean-Denis
Godet: Bäume und Sträucher. Sehen, staunen, bestimmen;
Einheimische und eingeführte Baum- und Straucharten.
Arboris-Verlag, Hinterkappelen-Bern 1986
-- Fritz Friedli-Boss: Schnitzen / La sculpture sur bois;
Verlag des Schweizerischen Vereins für Handarbeit und
Schulreform, 2. Auflage 1981
Namengebung
Verbreitete Bezeichnungen sind Eichel, Ecker, Ache, Achele,
Ach..
Gestalt
Die Stieleiche / Sommereiche wird 30 bis 35 m hoch, in
Ausnahmefällen auch 60 m hoch. Sie hat knorrige,
weitausladende Äste und eine mächtige, unregelmässige,
starkästige Krone. Normalerweise wird sie bis 500 Jahre alt,
möglich sind auch 700 bis 1200 Jahre. Die Äste kommen schon
auf niedriger Höhe aus dem Stamm. Der Stamm gabelt sich erst
später. Deswegen hat die Stieleiche / Sommereiche ein
zweistöckiges Aussehen.
Das erste Wachstum erfolgt sehr rasch. Das Wachstum ist nach
100 bis 200 Jahren abgeschlossen, das Breitenwachstum hält
aber an.
Gestalt der Wurzel
Die Stieleiche / Sommereiche verfügt über eine Pfahlwurzel.
Dadurch ist sie sehr sturmfest. Eichen haben wegen der
Pfahlwurzel wiederum eine spezielle Anfälligkeit für
Blitzschlag.
Verbreitung
Die Stieleiche / Sommereiche wächst in der kollinen Stufe und
auf dem Flachland sowie an Hängen bis 30% Neigung..
In der Küche werden die Eicheln als Kaffeeersatz benutzt. Aus
den Eicheln ist es ausserdem möglich, Branntwein herzustellen.
In Notzeiten gereichen die Eicheln auch zur Brotherstellung.
Die Eicheln dienten bis zur Industrialisierung zur
Schweinemast.
Boden
Die Stieleiche / Sommereiche liebt mineralhaltige,
tiefgründige, lehmige bis tonige Böden und wurzelt auch auf
Braunerde, wenn diese nicht austrocknet.
Überschwemmungsgebiete liebt die Steileiche / Sommereiche
dagegen nicht.
Rinde
Die Rinde der Stieleiche / Sommereiche ist glatt, glänzend,
bräunlich bis weissgrau. Später wird die Rinde zu einer
dunkelbraunen bis schwärzlichen und längsrissigen Borke. Die
Borke ist gerbstoffreich und wird zur Lederherstellung
gebraucht. Für die Lederherstellung wurden früher extra
Eichenmischwälder angepflanzt.
Holz
Der Stamm der Stieleiche / Sommereiche verfügt über einen
schmalen, bräunlich-weissen, wertlosen Splint. Der Kern ist
gelbbraun mit breiten Markstrahlen, ist sehr fest, sehr
dauerhaft, gut spaltbar, willig bearbeitbar, sehr schwer, und
durch die Gerbstoffe sehr wasserbeständig.
Das Holz kann Fehler aufweisen. Am häufigsten sind Frostrisse
und Löcher des Eichenbocks. Nach dem Holzschlag wird die
Lagerung des Holzes in zerschnittenem Zustand organisiert und
braucht mehrere Jahre, dann das Auslaugen, dann das langsame
Trocknen.
Das Holz der Stieleiche / Sommereiche findet Verwendung im
Hochbau, Tiefbau, Schiffsbau, wird zu Fässern, Schwellen,
Parkett, Gesimse, Böden, Wasserrädern und Furnieren
verarbeitet.
Wenn das Holz viele Jahre im Moorboden oder im Wasser liegt,
wird das Holz schwer und wird zur "Mooreiche". Das Holz nimmt
dann gleichzeitig eine schöne dunkelbraune bis schwarze Farbe
an.
Schnitzen: Eiche generell: Eichenholz ist ein hartes, sprödes
Holz, grobporig, aber von schöner Textur (Maserung). Für
Plastiken ist Eiche geeignet, aber nicht für Schalen, denn das
harte, spröde Holz spaltet und reisst leicht, da man es mit
grosser Kraft bearbeiten muss (Friedli, S.10).
Blatt
Eichenblätter sind gebuchtet. Die Herbstverfärbung ist gelb,
dann braun.
Blüte
Im späten Herbst werden Kätzchen vorbereitet, die im Mai den
Blütenstaub abgeben. Die Eichenblüten der Stieleiche /
Sommereiche sind in Gruppen zu zweit bis zu fünft angeordnet,
mit roten Narben.
Frucht
Die Frucht (Eichel) ist eiförmig geformt. Es sind stärke- und
gerbstoffreiche, einsamige Früchte.
Volksglaube
Die Eiche (Stieleiche in Europa) steht bei den Volksbräuchen
an erster Stelle. Die Eiche galt in Griechenland und Italien
als "erste Pflanze", auf die auch der Ursprung der Menschen
zurückgeführt wurde. Die Eiche war jeweils dem Himmelsgott
zugeordnet: Zeus, Jupiter, dem Donner- und Gewittergott Donar
etc.
Eichen waren in den Kulturen Europas richtige Heiligtümer. Die
Eiche dient als Orakelbaum (Eichen des Zeusheiligtums Dodona).
Eichenlaub soll auch Dämonen und Hexen abhalten.
Indogermanische Völker
Die Eiche ist die am höchsten verehrte Baumart. Sie hat seit
Urzeiten die Bedeutung als "nährender Baum". Die Eiche wird
zum Fruchtbarkeitssymbol. Bei Kelten, Germanen und
Osteuropäern finden die Götterverehrungen unter Bäumen, an
Quellen, in heiligen Hainen statt. Am bekanntesten ist die
Donar-Eiche in Geismar bei Fritzlar, das Hauptheiligtum der
germanischen Chatten. Die Gallier kombinieren die Eiche mit
der Mistel. Eine Eiche mit Mistel dran gilt von Gott
auserwählt, als heilig.
Das "Christentum" zerstört die heiligen Eichen
Durch die Diktatur der "Christianisierung" werden viele
heilige Eichen gefällt. Missionar Bonifatius lässt die
Donar-Eiche fällen. Das "christliche" Mittelalter bringt
Eichen an Wallfahrtsorten mit Maria in Verbindung (Ortsname
Maria-Eich).
Die Eiche wird später zu einem bösen, teuflischen Baum
hochstilisiert. Die Sage besagt, der Teufel wolle eine Seele,
bekommt sie nicht, also fährt er mit seinen Krallen durch die
Blätter eines Baums und alle Blätter sind nun gebuchtet, die
Eichenblätter sind entstanden.
Volksmedizin
.