Einleitung
Es scheint merkwürdig, dass das Grundwissen über Lawinen
nicht im Schulstoff für 12-Jährige vorhanden ist und dann
bei den 14-Jährigen wiederholt wird. Die Schule vermittelt
bis heute keine Fachkenntnisse über Lawinen, obwohl dies
dringend nötig wäre. Diese Fachkenntnisse sind im Zeitalter
der Computerspiele durchaus zumutbar und könnten dazu
beitragen, dass die Anzahl Lawinentote sinkt. Auch ich war
in der Schweiz bis zum Alter von 16 Jahren in Skilagern, und
wir hatten keinerlei systematische Aufklärung über Lawinen
erhalten. Da fehlt etwas im Schulsystem über das
"Skivergnügen" bzw. "Snowboardvergnügen"...
Die Vorsorge: Berghänge mit
frischem Neuschnee unbedingt meiden - das Spiel mit dem
Leben mit einer "Spur" im Neuschnee [web03]
Ab 30° Neigung ist das Auslösen einer Lawine möglich
[web19]. Die beste Vorsorge ist, gar nicht erst dort
hinzugehen, wo Lawinen entstehen können [web03].
Prinzipien
zu Lawinen
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Lawinenschema
mit Anrissgebiet, Sturzbahn und
Ablagerungsgebiet (Lawinenkegel) [7]
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Neuschnee-Spaziergang
[1], das ist bezüglich Lawinen relativ
ungefährlich, wenn die Distanz zu grossen
Berghängen gross genug ist. Es können aber bei
schwerem Neuschnee Äste abbrechen.
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Neuschnee-Tourenskifahrer
[2],
das ist lebensgefährlich und kann immer
Schneebretter auslösen, oder eine Lawine kommt
von oben...
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Tourenskifahrer
werden verharmlosend auch als "Tourengeher"
bezeichnet [26], oder als "Variantenfahrer"
[web27]. Die spielen immer mit dem Leben, diese
Vollidioten, und sie werden bis heute nicht zur
Kasse gebeten, um den Skisport und den Tourismus
"attraktiv" zu halten... [web03]
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Paarweises
Wedeln im Neuschnee [3], das ist
lebensgefährlich und kann immer Neuschneelawinen
auslösen, die dann meistens schneller sind als
die Skifahrer...
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Wegen solcher
Wellenlinien im Tiefschnee riskieren viele
Vollidioten-Skifahrer ihr Leben [23]
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Snowboarder im
Neuschnee [5], das ist lebensgefährlich und kann
immer Neuschneelawinen auslösen, die dann
meistens schneller sind als der Snowboarder...
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Mann nennt diese
Vollidioten auch "Free-Rider" [30]. Dann waren
sie wirklich "free", wenn sie vorzeitig in den
Himmel kommen... [web03]
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![Der
Tiefschnee "Free-Ride-Kick" wird mit
krimineller Werbung angekurbelt, z.B. mit dieser
Weisse-Piste-Werbung [28] Der Tiefschnee "Free-Ride-Kick"
wird mit krimineller Werbung angekurbelt, z.B.
mit dieser Weisse-Piste-Werbung [28]](Lawine-ueberleben-d/028-kriminelle-weisse-pisten-werbung.jpg)
Der Tiefschnee
"Free-Ride-Kick" wird mit krimineller Werbung
angekurbelt, z.B. mit dieser
Weisse-Piste-Werbung des "Sportgeschäfts"
Waseschasport in Savognin: "Es gibt blaue, rote,
schwarze Pisten. Aber die schönsten sind weiss"
[28]. Wieso ist eine solche kriminelle Idiotie
bis heute (2010) nicht verboten?
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Ja, Tiefschneefahren ist nicht selten tödlich, aber
scheinbar sterben manche Leute lieber früher als später...
Es ist eine Binsenweisheit, aber die Erlebnis-geilen jungen
Spunten (13-25-jährige Schwachköpfe männlichen Geschlechts),
die in den Bergen immer wieder den Neuschnee-Kick suchen,
sind eben schon ein bisschen selber Schuld, wenn sie meinen,
sie müssten in frischen Neuschneehängen Ski fahren oder
snowboarden und dort ihre erste Spur markieren mit dem
Gefühl, sie hätten dadurch etwas in der Welt "verändert",
ein Zeichen gesetzt. Dieses jugendliche Gefühl, im Neuschnee
ein "Zeichen" gesetzt zu haben, ist ein Spiel mit dem Leben.
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![Apres-Ski mit Bier [32]:
Hier fühlt man sich "stark", und
Lawinen werden nicht ernst genommen Apres-Ski mit Bier [32]: Hier fühlt man
sich "stark", und Lawinen werden nicht
ernst genommen](Lawine-ueberleben-d/032-apres-ski-m-bier.jpg)
Apres-Ski mit Bier [32]: Hier fühlt man
sich "stark", und Lawinen werden nicht ernst
genommen
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Da wird gegrölt und proletet, wer schon einmal im Neuschnee
ein "Zeichen" gesetzt habe, oder man will die Spur gleich
"paarweise" im Neuschneehang wedelnd anbringen. Unter
Alkoholeinfluss wird diskutiert, wer es wohl am nächsten Tag
versuchen werde, wo, wann und wie man es wohl anstellen
muss, damit es niemand merkt, wo man von der regulären Piste
abgeht, und wann dort die Sonne am besten scheint etc. Oder
es ist wie ein Wettbewerb, welche neue Tourenfahrt dieses
Jahr "dran" ist, egal, wie das Wetter ist. Das alles ist ein
Spiel mit dem Leben.
Diese Spielertypen, die auf Skis oder Snowboard unterwegs
sind, wundern sich dann, dass sie in eine Lawine geraten.
Die erste präventive Massnahme gegen Lawinenunfälle ist:
Meiden Sie frische Neuschneehänge, denn der Schnee hat feine
Strukturen: Der frische Neuschnee hat sich noch nicht
abgesetzt, hat sich noch nicht mit der Unterlage "verhakt",
und kann leicht in Bewegung geraten bzw. es ist der
Skifahrer oder Snowboarder, der dann die Lawine auslöst.
Bei einem Tag nach viel Neuschnee sind sogar die regulären
Pisten nicht mehr sicher, und wenn dann Pisten gesperrt
sind, so ist das nicht so, weil die Regierung die Skifahrer
und Snowboarder ärgern will, sondern weil das Leben durch
möglich Lawinenabgänge in Gefahr ist. Auch Autofahrer und
Eisenbahnen sind nach dem Fall grosser Neuschneemengen nicht
mehr sicher, und eine grosse Lawine nimmt alles, was sie in
die Finger kriegt.
Die Lawine
reisst alles mit
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Strassenschild
"Lawinengefahr" mit "Allgemeinem Fahrverbot"
[18] ist nach dem Fall grosser Neuschneemengen
angezeigt
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Auto von einer
Lawine mitgerissen, Matrei an der
Felberntauernstrasse (Österreich), 28.2.2009.
Die Insassen hatten Glück und überlebten fast
unverletzt [17].
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1942 wurde ein
Eisenbahnwagen der SBB bei Gurtnellen das
Lawinenopfer einer Lawine vom Geissberg [20]
|
Auch Wanderer, die einen frischen Neuschneehang passieren,
können eine Lawine oder Schneebrett auslösen. Deswegen
sollte man lieber eine Wanderung weniger machen, als die
halbe Familie in einer Lawine verlieren.
Schneebretter
Ähnliche Zusammenhänge gelten auch für Schneebretter: Es
lösen sich an grossen Schneeverwehungen an Bergkanten
Schneeflächen ab, die bis 80 km/h schnell werden, dann
zerbrechen und dann als "Schneebrett-Lawine" in grossen
Brocken unten ankommen. 95% der Schneebretter sind von den
Skifahrern selber ausgelöst [web06].

Schneebrettanrissstelle [21]
Der menschliche Leichtsinn
und seine falsche "Logik" über Lawinen
Es existieren viele irrtümliche Meinungen über Lawinen.
Einige sind hier von der Lawinenkunde Groeden aufgelistet:
<-- In diesem Steilhang habe ich noch nie eine Lawine
abgehen sehen, also lawinensicher.
-- In diesem kleinen kurzen Hang kann nichts passieren
-- Wald schützt vor Lawinen, unterhalb der Waldgrenze ist es
nicht gefährlich
-- bei grosser Kälte gibt es keine Lawinen
-- Ski und Tierspuren garantieren die Lawinensicherheit>
[web34].
Die Vorsorge: Lawinengefahr
auch im Frühjahr und nach Föhneinbrüchen immer beachten
Im Frühjahr treten dann auch noch die grossen, aber
vorhersehbaren Nassschneelawinen auf, deren Verlauf bekannt
ist und wo Schutzeinrichtungen gebaut sind oder Pisten und
Wege gesperrt sind [web07]. Unberechenbare Nassschneelawinen
können aber auch nach Föhneinbrüchen auftreten [web09].
![Das Schild
"Lawinengefahr" [15] ist jeweils zu
beachten, vor allem dann, wenn gleichzeitig im
Radio und im Fernsehen eine Lawinengefahr
angegeben wurde Das Schild
"Lawinengefahr" [15] ist jeweils zu
beachten, vor allem dann, wenn gleichzeitig im
Radio und im Fernsehen eine Lawinengefahr
angegeben wurde](Lawine-ueberleben-d/015-schild-Lawinengefahr.jpg) |
Das Schild "Lawinengefahr" [15] ist
jeweils zu beachten, vor allem dann, wenn
gleichzeitig im Radio und im Fernsehen eine
mittlere bis hohe Lawinengefahr angegeben wurde
[3].

Schild "Piste gesperrt"
ist zu beachten.
|
Und eine Lawine ist manchmal nicht die einzige, sondern dann
kommt noch eine zweite "danach", eine "Nachlawine" [web16,
web22], von der dann manchmal auch die Retter verschüttet
und zu Todesopfern werden [web18].
Die Vorsorge:
Beschilderungen beachten und genau Radio hören und genau
Fernsehen schauen
Die Beschilderung "Wegen Lawinengefahr gesperrt" ist also
ernst zu nehmen. Aber manche finden es spannend, mit dem
Leben zu spielen, und nach Föhneinbrüchen sollte eigentlich
ein grosser Teil der Schnee-Berggebiete gesperrt werden [3].
Und wenn das Radio und das Fernsehen dann auch noch
Lawinenwarnungen mit Lawinenwarnstufe (LWS) 3, 4, oder 5
ausgeben, dann sollte eigentlich alles im Kopf umschalten
und auf jede Neuschneetour oder überflüssige Wanderung im
Risikogebiet verzichtet werden [web15], denn der "Weisse
Tod" ist sonst unerbittlich. Da nützt dann auch kein
Krafttraining mehr... [web3].
Lawinen-Gefahrenstufen
gemäss der Lawinenkunde Groeden - diese Angaben
ernst nehmen! |
Lawinen-Gefahrenstufe
1
(gering, grün) |
Die Schneedecke ist allgemein gut
verfestigt und stabil. |
Auslösung ist allgemein nur bei grosser
Zusatzbelastung an sehr wenigen, extremen
Steilhängen möglich. Spontan sind nur kleine
Lawinen (sogenannte Rutsche) möglich. |
Lawinen-Gefahrenstufe
2 (mässig, gelb) |
Die Schneedecke ist an einigen
Steilhängen nur mässig verfestigt, ansonsten
allgemein gut verfestigt. |
Die Schneedecke ist an einigen
Steilhängen nur mässig verfestigt, ansonsten
allgemein gut verfestigt. |
Lawinen-Gefahrenstufe
3 (erheblich, orange) |
Die Schneedecke ist an vielen
Steilhängen nur mässig bis schwach verfestigt |
Die Schneedecke ist an vielen
Steilhängen nur mässig bis schwach verfestigt |
Lawinen-Gefahrenstufe
4 (gross, rot) |
Die Schneedecke ist an den meisten
Steilhängen schwach verfestigt. |
Auslösung ist bereits bei geringer
Zusatzbelastung an zahlreichen Steilhängen
wahrscheinlich. Fallweise sind spontan viele
mittlere, mehrfach auch grosse Lawinen zu
erwarten. |
Lawinen-Gefahrenstufe
5 (sehr gross, schwarz-rot) |
Die Schneedecke ist allgemein schwach
verfestigt und weitgehend instabil.
|
Spontan sind zahlreiche grosse Lawinen,
auch in mässig steilem Gelände zu erwarten. |
|
|
[34] |
Legende der benutzen Begriffe:
- Zusatzbelastung gross: z.B. Skifahrergruppe,
Pistenfahrzeug, Lawinensprengung.
- Zusatzbelastung gering: z.B. einzelner Skifahrer,
Fussgänger.
- mässig steiles Gelände:Hänge flacher als 30 Grad.
- Steilhänge: Hänge die steiler als rund 30 Grad abfallen.
- extreme Steilhänge: besonders ungünstig bezüglich Neigung,
Geländeform, Kammnähe
- spontan: ohne menschliches Dazutun [web34].
Die Vorsorge: Bewohnen von
Häusern und Hausbauten in den hohen Alpen
Es ist auch ratsam, in Häusern in den hohen Bergen in
Pistengebieten nicht in oberen Stockwerken zu wohnen, denn
Berghütten und Bergrestaurants können leicht Opfer von
Lawinen werden [web16, web20]. Die Vorsorge besteht dann
darin, das Haus halb in den Berghang hineinzubauen, so dass
kein Stockwerk weggerissen werden kann [web21].
Nach tragischen Lawinenereignissen hat die Gemeine St.
Antönien in Sachen Hausbau die Konsequenzen gezogen und
lawinensichere Häuser installiert. Vielleicht ist das ja
auch im Kanton Bern ratsam:
Prinzip Haus am Hang
mit Lawinenkeil bzw. mit Lawinen-Prallwand
|

Haus mit Lawinenkeil in St.Antönien, Graubünden,
Schweiz [11] |
![St. Antönien
(Graubünden, Schweiz), Haus mit
Lawinen-Prallwand [31] St. Antönien
(Graubünden, Schweiz), Haus mit
Lawinen-Prallwand [31]](Lawine-ueberleben-d/031-St-Antoenien-haus-m-Lawinen-prallwand.jpg)
St. Antönien (Graubünden, Schweiz), Haus mit
Lawinen-Prallwand [31] |
Die Vorsorge: Helm,
Lawinen-Airbag, Lawinenball und LVS
Wer dann noch ohne Helm, ohne Lawinen-Airbag und ohne
Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) unterwegs ist, oder wer
das LVS nicht eingeschaltet hat, der spielt noch mehr mit
seinem Leben.
Der Lawinen-Airbag ist bis heute schwer zu tragen und
schweineteuer. Er kostet rund 1200 Franken [web32]. "Eine
Lawine ist physikalisch gesehen «fliessendes Granulat»,
darin werden grossvolumige Körper nach oben, kleine nach
unten getrieben – wie man beim Schütteln einer
Müesliflockenmischung sieht. Der Airbag (System ABS) hat ein
Volumen von 170 Litern beidseits des Oberkörpers. Er
vergrössert den Körper des Skifahrers, womit dieser eher an
die Oberfläche kommt" [web32]. Der Lawinen-Airbag bewirkt
also, dass man während des Lawinenniedergangs "oben
schwimmt" und die Verschüttung nur teilweise eintritt
[web25].
Das
Lawinen-Airbag-Prinzip
|

Lawinen-Airbag von vorn gesehen [27]
|
![Lawinen-Airbag von
hinten gesehen, Rückenansicht [29] Lawinen-Airbag von hinten gesehen,
Rückenansicht [29]](Lawine-ueberleben-d/029-Lawinen-airbag-v-hinten.jpg)
Lawinen-Airbag von hinten gesehen, Rückenansicht
[29]
|
Gewisse "Sportgeschäfte" machen mit dem Kick mit dem Tod das
"grosse Geld". Krimineller geht es nicht...
Der "Lawinenball" auf dem Rucksack, der bis heute (2010) in
Österreich verkauft wird [web32], ist ein 100%-iger Erfolg,
der mit Federkraft statt Gaspatrone funktioniert und sogar
mehrfach einsatzfähig ist. Der Ball wird von nachfliessenden
Schneemassen nicht überrollt, bleibt also mit einer Leine
über der Lawine liegen, und die Leine führt direkt zum
Verschütteten. Das Auffinden der Position der verschütteten
Person ist problemlos und schnell. Die Überlebensquote ist
bisher 100% [web33]. In der Schweiz wird der Lawinenball
aber bis heute (2010) noch nicht verkauft [web32].
Das
Lawinenball-Prinzip
|
![Lawinenball-Auslöser [24] Lawinenball-Auslöser
[24]](Lawine-ueberleben-d/024-Lawinenball-ausloeser.jpg)
Lawinenball-Auslöser [24]
|
![Lawinenball im Test ausgelöst und auch am
Gürtel verbunden [25] Lawinenball im Test
ausgelöst und auch am Gürtel verbunden [25]](Lawine-ueberleben-d/025-Lawinenball-ausgeloest.jpg)
Lawinenball im Test ausgelöst und auch am Gürtel
verbunden [25]
|

Lawinenball auf einer Lawine [26]
|
Lawinenverschüttetengeräte kosten ca. 600 Franken und sind
leicht zu tragen [web32]. Sie müssen aber von Anfang der
Tour an
eingeschaltet
sein, denn wenn die Lawine kommt, bleibt keine Zeit mehr,
das Gerät einzuschalten, und wenn man unter einer Lawine
liegt, dann kann man das Gerät nicht mehr einschalten, weil
man die Arme nicht mehr bewegen kann. Man sollte also vorher
einschalten und nicht Batterien sparen [web03]. Es gibt
neue, digitale Verschüttetengeräte, die sich nach einer
gewissen Zeit selber einschalten, aber die sind noch nicht
sehr verbreitet [web18].
Nun, der Lawinenball scheint das sicherere Prinzip zu sein,
denn der braucht keine Batterie... [web03]
Die Vorsorge: Kein grosser
Wintersport, sondern nur Langlauf und Schlittschuhlaufen
Wer den Wintersport auf Langlauf, Schlittschuhlaufen und
Spaziergänge beschränkt, der beschränkt die Lawinengefahr in
seinem Leben erheblich und kommt automatisch kaum dorthin,
wo die grossen Lawinengefahren herrschen.
Langlauf [4] ist
dann ungefährlich, wenn sich die Piste weit weg
von grossen Berghängen befindet, und dies ist
meistens der Fall
|
x
|
Schlittschuhlaufen
(hier z.B. die Eisbahn in Oldenburg mit Bäumen
rundherum [30]) ist dann ungefährlich, wenn man
sich dabei nicht überfordert, und von Lawinen
sind Schlittschuhbahnen kaum betroffen
|
Ich persönlich habe zum Skisport schon mit 16 Jahren Nein
gesagt, weil das Geldausgeben für das langweilige
Rauf-und-Runter in Verbindung mit Lawinengefahr und
Unfallgefahr absolut unverantwortlich ist [web03].
Wer einmal den Lärm einer Lawine nur schon gehört hat, wie
der Schnee mit Steinen und Bäumen nach unten donnert, der
kann etwa abschätzen, was da in einer Lawine los sein muss.
"Geile" Filme über Lawinen nützen da eigentlich wenig, denn
die werden von den Jugendlichen nicht sehr ernst genommen.
Die Vorsorge: Sprengung von
Lawinen
Die Winterkurorte geben sich alle Mühe, nach grossen
Neuschneeniedergängen alle möglichen Lawinen künstlich mit
Sprengungen auszulösen, so dass nach einem halben Tag die
Berge wieder lawinensicher sind. Aber es werden nie alle
Lawinenmöglichkeiten ausgelöst, und es gibt auch immer
wieder neue Konstellationen für neue Lawinenniedergänge, die
unvorhersehbar sind [web03].
![Gesprengte Staublawine am
Arlberg (Österreich) [6] Gesprengte Staublawine am Arlberg
(Österreich) [6]](Lawine-ueberleben-d/006-staublawine-gesprengt-Arlberg.jpg)
Gesprengte Staublawine am Arlberg (Österreich) [6]
Das Verhalten in der
rasenden Lawine oder im Schneebrett
-- man sollte sich möglichst von allem befreien, was einengt
oder aneckt: Skis weg, Stöcke weg, wenn der Rucksack ein
einfacher Rucksack ist, den Rucksack abstossen [web25]
-- wenn der Rucksack ein Lawinen-Airbag ist, die Reissleine
für den Lawinen-Airbag ziehen [web30]
-- Schwimmbewegungen in der Lawine, um sich oben zu halten
[web30]
-- wenn die Lawine langsamer wird, sollte eine Kauerposition
mit den Armen vor dem Kopf eingenommen werden, denn so wird
eine Atemhöhle geschaffen für den Fall, dass man komplett
verschüttet wird [web34]
Die Verletzungen durch in
eine rasende Lawine oder im Schneebrett
Eine rasende
Lawine, hier am Berg Creta Besse (Wallis,
Schweiz) 2004 [16]
|
x
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Nach einer
Schneebrettlawine bei Les Diablerets vom
26.11.2008 wurde tagelang ein Snowboarder auf
dem fraglichen 1 km langen und 60 m breiten
Gebiet gesucht... [9]
|
Lawinen sind "schnelle Ungetüme": Der Schnee der Staublawine
rast mit bis zu 300 km/h die Hänge hinunter [web21] und
entwickeln dabei einen Druck von bis zu 1000 Tonnen pro
Quadratmeter [web02], bei Staublawinen sind es bis 350 km/h
[web07]. Staublawinen wirken wie ein Wirbelsturm mit
riesigen Luftdruckunterschieden [web21].
Jede Lawine reisst auch Steine, Geröll und Bäume mit sich,
oder eventuell sogar halbe Häuser, wenn diese aus Holz
gebaut sind und der Lawine im Wege stehen, samt Bewohnern.
Ein solcher "Sturz" einer Lawine kann bis zu mehrere Minuten
dauern, mit 100en von Metern Höhenunterschied [web03].
Wer durch eine rasende Lawine in den Schneemassen
mitgerissen wird, der atmet zum Teil Schnee ein und
blockiert dadurch seine Atemwege [web01], oder/und erleidet
zum Teil schwerste Verletzungen, Brüche oder innere
Verletzungen, zumindest Zerrungen, nicht nur durch den
Schnee, sondern durch die Steine und Bäume, die mit der
Lawine mitgerissen werden. Ohne Helm sind schwerste
Kopfverletzungen möglich. Manche Opfer sind schon nicht mehr
am Leben, wenn sie "unten angekommen" sind, oder sind
ohnmächtig. Helmträger haben also etwas bessere
Überlebenschancen [web03].
Mögliche Verletzungen sind:
-- Schädel-Hirn-Trauma [web28] (Schlag gegen den Kopf mit
Beschädigung von Schädelknochen, Hirnhaut oder Blutgefässen
im Gehirn und mögliche Gehirnblutungen oder Hirnödemen als
Folge web[29])
-- Bruch der Halswirbelsäule (tödlich) [web28]
-- Verletzungen an Armen und Beinen [web28]
-- Fussbruch [web27]
-- Verletzungen am Brustkorb [web28]
-- Rippenverletzungen [web27]
-- Bauchtrauma [web28]
Eigenartigerweise wird nur der Bruch der Halswirbelsäule als
tödlich eingestuft. Alle anderen Opfer sterben bei der
Untersuchungsreihe der Medizinischen Universität Innsbruck
an Erstickung, ein Opfer an Unterkühlung [web28].
Die Situation im
steinharten Lawinenkegel
 |
Schon der Lawinenkegel dieser kleinen
Lawine im Münstertal (Val Mustair, Schweiz) vom
26.3.2006 ist mehrere Meter hoch [8]. Die
Vollidioten-Tourenskifahrer und die
Vollidioten-Snowboarder wollen das überleben... |
Wenn man den "Sturz" der Lawine überlebt hat, so ist das
Lawinenopfer oft unter meterhohen Schneemassen begraben,
denn die Schneemassen türmen sich am Ende schichtweise
übereinander, werden zusammengepresst und bilden den oft
meterhohen "Lawinenkegel" [web01]. Der der Schnee eines
Lawinenkegels ist dann effektiv kein Neuschnee mehr, sondern
der Schnee in einem Lawinenkegel ist hart zusammengeballt,
bis zu 3 bis 5 m aufeinander. Man kann es ruhig so sagen:
Der Lawinenkegel-Schnee ist fast so hart wie Stein [web03],
oder so hart wie Beton [web06]. Bei einer Nassschneelawine
kann der Lawinenkegel bis zu 30 m hoch sein [web07].
Wer will denn unter Steinen liegen? Die leichtsinnigen
Neuschnee-Freaks oder Leute, die gesperrte Pisten befahren,
wollen das scheinbar...
Tod und Überleben im
steinharten Lawinenkegel
Die Eisenbahn
zwischen Matt und Elm passiert den Lawinenkegel
der Meissenbodenlawine 1935 [10].
|
x
|
Eine Strasse
führt durch einen etwa dreistöckigen
Lawinenkegel [14].
|
Wie man sieht,
können Lawinenkegel also so hoch sein wie ein
dreistöckiges Haus. Es ist steinharter Schnee.
So etwas wollen die Skitouren- und die
Snowboard-Volltrottel überleben, die keine
Warnhinweise beachten? Scheinbar kennen die
Volltrottel-Tourenskifahrer und
Volltrottel-Free-Style-Snowboarder diese Bilder
nicht...
|
Wer Glück hat und nur wenig begraben liegt und vom
Lawinensturz keine grösseren Verletzungen davongetragen hat,
der kann sich selber befreien [web01].
Wer nun aber in einem steinharten Lawinenkegel "begraben"
liegt, der kann nur noch warten, bis die Retter ihn "holen"
[web01]. Viele Leute haben die Vorstellung, man könne sich
auch noch aus einem Lawinenkegel befreien, wenn man tief
begraben liege, denn man sei ja "stark" genug. Aber diese
Vorstellung ist falsch: Der harte Lawinenkegelschnee hat die
Opfer "eingepackt" [web03], "einzementiert" [web06],
meistens bis zur absoluten Unbeweglichkeit [web04], und die
Körperhaltung ist dabei oft alles andere als "gemütlich"
[web03]. Wer noch die Skier anhat oder noch die Stöcke mit
Schlaufen an den Handgelenken hat, kann schwere Verrenkungen
erleiden [web06].
Todesursachen im
Lawinenkegel
Wenn schwere Verletzungen vorliegen, stirbt das Lawinenopfer
innert kurzer Zeit an den Verletzungen [web01].
Wer Schnee eingeatmet hat, der kann gar nicht mehr richtig
atmen und erstickt bald [web01]. Oft hat Schnee oder
Schneestaub Nase, Ohren und Mund verstopft und ist bis an
die Haut vorgedrungen [web06] oder hat bei einer Staublawine
sogar die Lunge verstopft [web07], und es läuft eigentlich
gar nichts mehr [web03].
Generell verursachen in ca. 25% der Fälle mechanische
Ursachen die tödlichen Verletzungen (Geländestufen, Wald,
Gewicht von Nassschneelawinen) [web25].
Bei Staublawinen wird durch den Luftdruck das
Schnee-Luft-Gemisch in den Körper gepresst und Atmen ist
nicht mehr möglich [web07]. Der Schnee hat dann die ganze
Macht... [web03]
Schneebretter sind langsamer, bringen aber dieselbe
Verletzungsgefahr durch Aufprall an Felsen, Absturz oder
Druck der oft tonnenschweren Schneemassen [web21].
Die Unterkühlung selbst ist nur für 5% der Todesfälle von
Lawinenunglücken verantwortlich [web25].
Eine kanadische Studie von 2009 mit 204 untersuchten
Lawinenopfern des Zeitraums 1984-2005 besagt für
Lawinenopfer:
-- Todesursache Erstickungstod 75% (bei durchschnittlicher
Bergungszeit von 45 Min. in 1,5 m Tiefe)
-- Todesursache durch eine oder mehrfache, schwere
Verletzungen (am häufigsten Verletzungen des Brustkorbs und
des Kopfes): 24% (bei durchschnittlicher Bergungszeit von 25
Min. in 90 cm Tiefe)
-- Todesursache durch starke Unterkühlung: 1% [web32].
Die Vollidioten der verschütteten Todesopfer waren
-- 30% Skitourenfahrer
-- am meisten schwere Verletzungen hatten die
Vollidioten-Eiskletterer, gefolgt von den Skifahrern abseits
der markierten Pisten [web32].
Die Rettung durch die
Lawinenteams: Die Meldung machen
Wer tiefer im steinharten Lawinenkegel liegt, der kann nun
nur noch beten, bis die Retter ihn/sie "holen". Wer meint,
man könne in einer solchen Situation um Hilfe rufen, der
irrt, denn der Mund ist voller Schnee, und durch den
steinharten und meterhohen Lawinenkegelschnee hört niemand
was. Also, mit Hilferufen ist da nichts [3], ausser, wenn
die verschüttete Person selbst Geräusche wahrnehmen kann,
dann lohnt sich der Hilferuf [web34].
Nun brauchen die Retter aber schon bis zur Ankunft sicher 10
bis 15 Minuten, eventuell sogar bis 30 Minuten, von der
Meldung, dass eine Lawine abgegangen ist, bis zum Zeitpunkt,
an dem man den Lawinenkegel findet. Es ist also wichtig,
dass Leute in den Bergen, die eine Lawine beobachten, die
Nummer der örtlichen Behörden (Polizei, Lawinenstation)
wissen, am besten im Handy einprogrammiert haben etc. Und
dann müssen die Beobachter noch genau beschreiben können, wo
die Lawine ungefähr ist. Oft ist es so, dass eine Gruppe in
eine Lawine gerät, und dass ein paar der Gruppe sich aus der
Lawine befreien können und Hilfe rufen können [web18,
web24], die so genannte "Kameradenrettung". Das ist aber
erst der erste Teil, denn die Kameraden sollen nach der
Alarmierung selber beginnen, ihre Kameraden zu retten, denn
wenn jemand jetzt schon gefunden wird, so ist wertvolle Zeit
gewonnen [web34]. Wenn aber alle verschüttet wurden, dann
muss jemand von aussen her die Meldung machen [web18,
web24].
Wenn nun Touristen keine Ahnung haben, wo sie sind, dann
nützt es eben nicht viel, dass sie eine Lawine melden. Die
Touristen müssen also aufgeklärt werden, dass es sich lohnt,
eine Karte zu studieren und bei sich zu haben. Und dann
sollte man vielleicht noch eine Sprache sprechen, die im
Touristengebiet gesprochen wird (also in den Alpen nicht
Schwedisch oder Chinesisch). Die Touristen und die Behörden
in den Bergorten sollten also zumindest wissen, was Lawine
auf Englisch heisst: "avalanche" [äwälentsch], auf
Französisch: "avalanche" [avlañsch], auf Italienisch:
"lavina", auf Spanisch: avalancha [avalantscha]... Das
heisst: Die Winter-Touristen sollten alle ein Merkblatt
erhalten wie man sich zu verhalten hat, wenn man eine Lawine
beobachtet, mit Notfallnummer und mit den Wörtern drauf.
Dann verliert man keine überflüssige Zeit bei der Meldung
[web03].
Falls niemand die Lawine gesehen hat und alle verschüttet
wurden, dann wird erst nach der Vermisstenanzeige nach der
Lawine gesucht, wenn Leute nicht mehr zu Hause oder im Hotel
auftauchen [web05].
Die Rettung durch die
Lawinenteams: Lawinenhunde, Lawinenstangen und
Verschüttetengeräte
![Opfersuche mit
Lawinenstangen in einem Lawinenkegel [12] Opfersuche mit Lawinenstangen in einem
Lawinenkegel [12]](Lawine-ueberleben-d/012-opfersuche-m-Lawinenstangen.jpg)
Opfersuche mit Lawinenstangen in einem
Lawinenkegel [12] |
![Opfersuche mit Ortungsgerät und
Schaufel [13] Opfersuche mit Ortungsgerät und Schaufel
[13]](Lawine-ueberleben-d/013-opfersuche-m-ortungsgeraet-u-schaufel.jpg)
Opfersuche mit Ortungsgerät und Schaufel [13] |
Wenn nun eine leichte Verschüttung von bis zu einem halben
Meter vorliegt, dann können Lawinenhunde die Verschütteten
oft noch durch Schneelöcher finden. Bei über 1/2 m
Schneehöhe mit hartem Lawinenkegelschnee riechen die Hunde
aber nichts mehr, und die Retter müssen den gesamten
Lawinenkegel mit langen Stangen ("Lawinenstangen") absuchen
[web03].
Wenn die Verschütteten ein Lawinenverschüttetensuchgerät
(LVS) auf sich tragen, das eingeschaltet ist, dann wird die
Ortung sehr schnell möglich sein. Wenn die Verschütteten das
Suchgerät ausgeschaltet haben oder keines haben,
müssen die Retter mit langen Stangen den ganzen Lawinenkegel
nach Widerständen absuchen, denn die Hunde riechen durch
meterhohen, steinharten Lawinenkegelschnee nichts mehr.
Dabei müssen die Retter ein Gefühl entwickeln, wenn sie auf
einen Stein stossen, auf Holz stossen, oder auf einen
menschlichen Körper stossen [web03].
Wenn jetzt jemand im steinharten Lawinenkegel mit der
Lawinenstange geortet wird, dann müssen die Retter zuerst
einmal ein 2 bis 3 m tiefes Loch durch den harten
Lawinenkegelschnee schaufeln. Und dieses Loch muss auch noch
so gross sein, dass man hinabsteigen und einen Menschen
hochtragen kann, also ein grosses Loch [web01]. Das braucht
wieder vielleicht mindestens 30 Minuten, wenn nicht sogar
eine Stunde. Wenn es sich um mehrere Menschen handelt, die
ohne Lawinenverschüttetensuchgeräte verschüttet sind, dann
wird es immer schwieriger, Leute zu retten, denn mit jedem
Gefundenen müssen wieder ein bis zwei Retter zu schaufeln
beginnen, und es bleiben immer weniger, die mit
Lawinenstangen weitersuchen [web03].
Jedes Verschüttetengerät mehr in einer Gruppe erhöht also
die Chance einer Lebend-Rettung wesentlich. Man sollte diese
Geräte deshalb nicht zu teuer verkaufen [web03].
Auch jeder Lawinen-Airbag erhöht die Chance auf eine
Lebend-Rettung. "Von 120 Skifahrern und Snowboardern, die
zwischen 1996 und 2006 in den Alpen verschüttet wurden und
einen solchen Airbag benutzten, überlebten 114, analysierte
das SLF (Schweizerisches Institut für Schnee- und
Lawinenforschung)" [web30]. Es ist so, dass der
Lawinen-Airbag einen Tod wesentlich verhindern kann, indem
er eine Totalverschüttung verhindert [web32], denn 52% der
Ganzverschütteten sterben, bei den Teilverschütteten sind es
nur 4% [web31].
Lawinenbälle haben eine noch höhere Rettungsquote von 100%
[web32, web33].
Die Rettungsmannschaften können nach folgendem Schema
vorgehen:
- <Schnelle Ortung mit Lawinenverschütteten-Suchgerät
(LVS)
- Lage und Tiefe des Verschütteten mit Lawinensonde
feststellen, die zum Ausgraben stehen gelassen wird
- Ausgraben des Lawinenopfers nicht direkt von oben,
sondern seitlich versetzt, um ihn nicht zu verletzen
oder seine Atemhöhle zu zerstören> [web25]
<Hans-Jürg Etter weist darauf hin, dass man ein modernes
Suchgerät mit Dreiantennentechnik verwenden sollte, da diese
eine eindeutige Peilangabe liefern. Ausserdem seien
Sondierstangen unerlässlich, um die Position des Opfers zu
markieren. Und schliesslich müsse schnell und zielsicher
geschaufelt werden, was gute Schaufeln erfordere und das
Üben der richtigen Grabtaktik, wie sie der Schweizer
Ausbildner Manuel Genswein entwickelt hat.> [web32]
<Erste Hilfe bei Verschüttungsdauer unter 35 Minuten:
- Beim Ausgraben des Verschütteten zuerst seinen Kopf
mit den Händen freilegen
- Überprüfung der Atemwege noch während der Bergung
- Ggf. Atemwege freilegen, Beatmung und Herzdruckmassage
(ABC der Wiederbelebungsmassnahmen, siehe Seite xx)
- Bei grosser Kälte und starkem Wind sollte man die
Kleidung über dem Brustkorb nicht öffnen, sondern die
Herzdruckmassage durch Biwaksack und Kleidung hindurch
ausführen
- Wärmeerhaltung durch Zusatzkleidung, Schlafsack,
Bodenisolation etc.
- Heisse, süsse Getränke nur bei Bewusstsein (aber kein
Alkohol!)
- Schock- und Unterkühlungsbekämpfung> [web25]
<Erste Hilfe bei Verschüttungsdauer über 35
Minuten:
- Beim Ausgraben genau untersuchen, ob eine Atemhöhle
vorhanden ist, d.h. ein kleiner Hohlraum vor Mund und
Nase, der vereist sein kann. Dies ist der Beweis, dass
der Verschüttete noch geatmet hat und rechtfertigt
Wiederbelebungsmassnahmen
- Bei Verlegung von Mund und Atemwegen durch
Lawinenschnee ist das Lawinenopfer erstickt und es
bleibt keine Hoffnung mehr auf eine Wiederbelebung!
- Evtl. bewegungsarmes Entfernen nasser Kleidung mittels
Aufschneiden durch Rettungspersonal mit anschliessendem
Wärmeschutz> [web25]
Die Abkühlung des
"eingepackten" Verschütteten - die Abkühlung des
Geretteten
Wer Glück hat und nicht an den Verletzungen oder am
eingeatmeten Schnee stirbt, dem bleibt eine kleine
Überlebenschance. Im harten Lawinenkegelschnee sind immer
noch 50 bis 70 Prozent Luft. Wichtig ist nun ein kleines
Atemloch und eine schnelle Rettung [1]. Nun haben viele
Leute die Vorstellung, man könnte sich mit den eigenen
Händen eine Atemhöhle "graben". Aber auch diese Vorstellung
ist falsch, denn die Arme sind vom harten Lawinenkegelschnee
"eingepackt", unbeweglich, und man kann rein gar nichts
machen. Der Schnee hat die Macht... [web03].
Wenn der verschütteten Person eine Atemhöhle geblieben ist,
dann vereisen diese Atemhöhlen langsam und die
Frischluftzufuhr sinkt [web01]. Wenn man also das Glück
hatte, keine grossen Verletzungen zu erleiden und keinen
Schnee einzuatmen, dann kann ein Überleben am fehlenden
Verschüttetengerät doch noch scheitern [web03].
Pro Stunde nimmt die Körpertemperatur um durchschnittlich 3
Grad Celsius ab, bei leichter Kleidung schneller. Die
Kälteschäden sind schlimmer als die Unterkühlung selbst
[web25]. Kritisch wird es ab einer Körpertemperatur unter 32
Grad. Dann sind Herzrhythmusstörungen und schliesslich ein
Herzstillstand möglich [web01].
Wenn ein Verletzter ausgegraben wurde, kann die Unterkühlung
in der kalten Luft oder bei Wind oder bei Bewusstlosigkeit
fortschreiten (nun 6 Grad Celsius pro Stunde), wenn keine
wärmenden Massnahmen getroffen werden. Stark unterkühlte
Menschen nach langer Verschüttungsdauer können derart
geschwächt sein, dass ohne Hilfsmittel kein Herzschlag oder
Atmung mehr festgestellt werden kann (Scheintod). Es sollte
also niemand behaupten, jemand, bei dem keine Atmung mehr zu
sehen ist, sei schon tot, auch wenn schon ein Tod durch
Ersticken eingetreten ist. Herzmassage an einem unterkühlten
Herzen kann Kammerflimmern hervorrufen und sollte nur 30 mal
pro Minute angewandt werden, und nur, wenn bis zum Spital
die Herzmassage weitergeführt werden kann, bis zur
Intensivstation mit Herz-Lungen-Maschine [25].
Beispiel: Nach 2 1/2 Stunden unter dem Schnee betrug die
Körpertemperatur eines österreichischen
Vollitioten-Skifahrers noch 24,5 Grad. Er verstarb im
Wiederaufwärmungsprozess im Spital [web24].
Helikoptertransport /
Hubschraubertransport: noch einmal Zeitverlust
Der Rettungshelikopter (Rettungshubschrauber) braucht dann
noch einmal ca. 30 Minuten bis zum nächsten Spital, und oft
sterben die schwerverletzten Lawinenopfer dann im Spital.
Also war wieder alles umsonst für die Vollidioten, die bei
hoher Lawinengefahr in die Neuschneehänge steigen... [web03]
![Rettungshelikopter
(Rettungshubschrauber) am Wallberg, 15.2.2009
[19]. Der Schwerverletze
Vollitioten-Tourenfahrer verstarb dann im
Spital Rettungshelikopter
(Rettungshubschrauber) am Wallberg, 15.2.2009
[19]. Der Schwerverletze
Vollitioten-Tourenfahrer verstarb dann im
Spital](Lawine-ueberleben-d/019-rettungshelikopter-am-Wallberg-15-2-2009.jpg) |
Rettungshelikopter
(Rettungshubschrauber) nach einem
selbstverschuldeten Lawinenabgang am Wallberg
(Bayern, Deutschland), 15.2.2009 [19]. Der
schwerverletze Vollidioten-Tourenfahrer verstarb
dann im Spital... |
Die Aufwärmphase nach der
starken Unterkühlung
Die Aufwärmphase eines unterkühlten Körpers ist noch einmal
eine Herausforderung für sich: Wenn der Körper der
unterkühlten Person sich zu stark bewegt, so gelangt das
kühle Blut der Arme und Beine ins Körperzentrum mit dem
Herzen, was einen Herzstillstand provozieren kann. Man darf
also unterkühlte Personen nicht zu sehr bewegen, sondern es
ist eine schonende, bewegungsarme Bergung notwendig [web01].
Längerfristige seelische
Schäden
Es können posttraumatische Folgeschäden auftreten: Bei 40%
der Lawinenopfer, die eine Lawinenunglück überleben, kommen
Angststörungen und Schlafstörungen vor [web01].
Schlussfolgerungen
Man sieht, dass es viel Glück braucht, um eine Lawine zu
überleben. Beim Schneebrett ist die Geschwindigkeit weniger
hoch, aber die Gewalt kann dieselbe sein. Am besten ist es,
man geht der Lawinengefahr ganz aus dem Weg und betreibt vor
allem Langlauf und Schlittschuhlauf. So bleibt auch viel
Geld für andere Sachen auf der Seite [web03].
Schlussfolgerung:
Statistiken und Informationsdefizite
Die Statistiken sagen Folgendes:
-- eine Totalverschüttung überleben 50% [web08]
-- bei einer Totalverschüttung sterben 52% [web31]
-- eine Teilverschüttung sterben 4% [web31]
-- in den ersten 15 Minuten überleben ca. 80% [8]
-- in den ersten 18 Minuten überleben 91% [web1, web31] [?]
-- nach 30 Minuten überleben noch 40% [web8]
-- nach 35 Minuten überleben noch 33% [web1] bzw. 34%
[web31]
-- nach 45 Minuten überleben noch 30% [web8]
-- nach 60 Minuten überleben noch 25% [web8]
-- nach 90 Minuten überleben noch 25% [web1] oder 20%
[web8].
95% der Schneebretter werden von SkifahrerInnen selber
ausgelöst [6].
Bei der Analyse von Lawinenunfällen ist festzustellen, dass
Ortsansässige die Lawinenwarnungen oft nicht ernst nehmen
und sich trotz grosser Lawinengefahr von Lawinenwarnstufe 3,
4 oder 5 in Risikogebiete bzw. zu ihrem "Hausberg" wagen
oder ungewöhnliche "Touren" machen, und dann in Lawinen
geraten [web15].
Überlebensraten und Rettungszeiten:
-- die generelle Überlebensrate bei Kameradenrettung 1977:
66% - 2006: 80%
-- die erfolgreiche organisierte Rettung: 1977: 12% - 2006:
30%
-- Durchschnittszeit von der Verschüttung bis zur Bergung:
1977: 120 Minuten - 2006: 20-30 Minuten [web32].
Schlussfolgerung:
Informationsdefizite bei Statistiken
Bei der Statistik des Instituts für Schweizerische
Lawinenforschung (SLF) (
hier)
sind nur die tödlichen Lawinenunfälle aufgeführt, und die
Verletzungen sind gar nicht aufgeführt [web11]. Leider kann
man sich so kein Bild von den Verletzungen machen, und auch
von den bleiben Schäden bei Überlebenden kann man sich kein
Bild machen. Die Jugendlichen und die Ewig-Leichtsinnigen
wissen also gar nicht, was da auf sie zukommt, wenn sie im
Neuschnee oder nach Föhneinbruch oder im Frühling in den
Schneegebirgen mit dem Leben spielen. Vielleicht kann man
diese Statistik in Zukunft präzisieren [web03].
Die Statistik des Lawinenwarndienstes in Bayern (
hier)
ist erheblich präziser, weil zumindest die Meldung zum
tödlichen Lawinenunglück in pdf-Format mit abgespeichert ist
[web17]. Aber auch dort fehlen die Verletzungen, an denen
die Lawinentoten sterben. Vielleicht kann man auch diese
Statistik in Zukunft präzisieren, als Warnung an die
Volltrottel, die sich bis heute nicht um die Lawinengefahr
kümmern, wenn sie Neuschnee sehen oder ein Föhneinbruch war
oder im Frühling auf gesperrten Pisten fahren [web03].
Schlussfolgerung:
Informationsdefizite bei Lawinen-Fachbegriffen
Es ist auch eigenartig, dass alle Fachbegriffe zu Lawinen
wie "Lawinenstange" oder "Lawinenwarnstufe" oder Abkürzungen
wie LVS (Lawinenverschüttetensuchgerät) oder SLF
(Schweizerische Lawinenforschung) bis heute (2010) im
Internet kaum Fachbeiträge zu sehen sind. Bei Wikipedia z.B.
besteht nur ein Eintrag zu LVS, mehr nicht. Wenn man bei
google nach Bildern von LVS sucht, dann kommen da aber vor
allem Militärfahrzeuge. Dabei ist es nicht leicht, sich bei
diesen komplizierten Geräten zu orientieren. Auch die Länge
einer Lawinenstange ist nirgendwo ersichtlich...
Irgendwie scheint niemand die Leute informieren zu wollen,
welche Gefahr eine Lawine oder ein Schneebrett eigentlich
bedeutet, und was genau zu beachten ist. Bis heute herrscht
in Sachen Schulung vor dem "Weissen Tod" eine kollektive
Verdrängung, die bis heute noch nicht überwunden zu sein
scheint [web03].
Schlussfolgerung: Fehlende
Lawinenkurse, die das Gefühl als Lawinenopfer klarmachen
Eigentlich müssten alle Skifahrer und Snowboarder einmal an
einem Lawinenkegel ein 3 m tiefes Loch graben. Dann wüssten
diese Leute, wie hart der Lawinenkegelschnee ist, wie schwer
eine Rettung ist, auch wenn sie unter dem Schnee noch leben,
und sie würden weniger Tourenfahrten oder
Neuschnee-Spielereien machen oder im Frühjahr gesperrte
Pisten befahren. Das gilt auch für Wanderer, die gesperrte
Wanderwege belaufen, wenn die Gefahr von Nassschneelawinen
herrscht.
Ein paar Fälle von
Lawinenniedergängen und Schneebrettern durch
Free-Style-Vollidioten
-- 3.3.1965: Nach einem Föhneinbruch bei Salzburg kam eine
unberechenbare Lawine (wahrscheinlich eine Nassschneelawine)
und riss einen Autobus mit Ski-Touristen in den Abgrund mit
14 Toten, erstickt oder an den inneren Verletzungen
gestorben [web09]
-- 8.2.1999: In Wengen im Berner Oberland wird durch eine
nächtliche Lawine das obere Stockwerk des "Café Oberland"
mitgerissen. Das Wirte-Ehepaar, das im oberen Stockwerk
schlief kommt dabei ums Leben [web20].
-- 10.2.2003: Am 10.2.2003 wollten zwei
Vollidioten-Skifahrer ohne Verschüttetensuchgerät am
Pleschnitzzinken in Österreich zwei "schöne Spuren" in den
Neuschnee markieren [24]. Andere Skifahrer hatten dies
nebendran ja auch schon geschafft, so "schöne Wellenlinien"
zu "zeichnen" [web03]. Als der erste Vollidioten-Skifahrer
halb im Hang war, löste dies ein grosses Schneebrett aus,
das den oben stehengebliebenen Vollidioten mitriss und den
bereits im Hang befindlichen Skifahrer einholte und unter
sich begrub. Nach 2 1/2 Stunden 1,2 m unter dem Schnee hatte
der begrabene Vollidioten-Skifahrer noch eine
Körpertemperatur von 24,5 Grad, wurde ins Spital geflogen
und verstarb dort noch am selben Tag im Zuge der
Aufwärmphase [web24].
 |
Schneebrettabgang
am Pleschnetzzinken (Österreich), 10.2.2003 mit
einem Todesopfer
Thomas S.
(gelber grosser Pfeil) fuhr als erster in den
Hang, Manfred B wartete zu und fuhr erst später
los (gelber kleiner Pfeil). Dann löste sich das
grosse Schneebrett in einer Breite von 100 m und
einer Dicke von 1 bis 2,5 m. Die Lawinenbahn
beträgt 300 m, und der Lawinenkegel war ca. 3 m
hoch [web24]. Für ein paar "Wellenlinien" im
Pulverschnee gab der Vollidiot Thomas S. sein
Leben her... [web03]
|
-- 16.4.2008: In Poschiavo wurde ein Touren-Skifahrer durch
eine Lawine schwer verletzt und bewusstlos und erlag Tage
später im Spital seinen schweren Verletzungen [web10]
-- 6.2.2009: Vier Snowboard-Volltrottel zwischen 20 und 25
Jahre alt lösen im Skigebiet San Bernardino ein Schneebrett
aus - abseits der gesicherten und kontrollierten Pisten, und
trotz Lawinenwarnung und trotz viel Neuschnee.
Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) haben sie auch keins
dabei. Sie lösen ein Schneebrett aus, aber nur einer wird
erfasst, und kann dann unverletzt befreit werden [web14].
Man sieht, diese jungen Herren waren sind noch nicht mündig,
aber haben vom Grossen Geist noch eine zweite Chance
erhalten... [web03]
-- 15.2.2009: Eine Lawine am Laitergraben (Wallberg) in
Bayern fordert ein Todesopfer. Die Gruppe von
Tourenskifahrern war trotz Lawinenwarnstufe 4 in den 45 Grad
steilen Hang hineingefahren. Das Todesopfer war ein
"sympathischer Sportler" aus Hausham [web23].
-- 16.2.2009: In Saas im Prättigau im Graubünden (Schweiz)
können zwei Touren-Skifahrer aus einer nur 200 m langen
Lawine aus nur 50 cm Tiefe nur noch tot geborgen werden
[web12]
-- 16.2.2009: Im Südtirol (Österreich) löst ein Stück Eis
aus einer Eiswand eine Lawine aus und erfasst zwei
Eiskletterer, wovon einer nach 2 Stunden Suche nur noch tot
geborgen werden kann [web13]
-- 25.2.2009: Die Almhütte von Geigelstein in den Bayrischen
Alpen wird von einer Lawine komplett überdeckt. Die Retter
müssen einen Zugang zur Hütte schaufeln und eine 84-jährige
Sennerin mit der Seilwinde retten, weil der Helikopter auf
der Lawine nicht landen kann. Die Frau wird in die Priener
Hütte gebracht, die weiter unten liegt [web16]
-- 3.1.2010: Im Diemtigtal im Kanton Bern (Schweiz) fordert
ein Lawinenniedergang zuerst einen verschütteten
Touren-Skifahrer, und nach dessen Bergung ging eine
Nachlawine nieder und verschüttete die gesamte
Skitouren-Gruppe und die Retter, mit 7 Todesopfern [web18].
Ab Lawinengefahrstufe 3
Touren-Skifahren und Free-Riding verbieten - die
Vollidioten endlich bestrafen
Gibt es noch einen Grund, das Touren-Skifahren
("Tourengeher") bzw. das Tiefschneefahren ("Free-Riding") ab
Lawinenstufe 3 nicht zu verbieten? NEIN. Erst mit einem
Verbot werden die fehlbaren Skifahrer gerichtlich haftbar
und müssen die Verantwortung für ihren Leichtsinn selber
übernehmen. Die Justiz ist gefragt.
-----
Frankreich 22.2.2010: Auf gesperrter Strasse einen
Tunnel durch Lawine gegraben
aus: n-tv online: Panorama:"Ein kleines Wunder": Frau gräbt
sich aus Lawine;22.2.2010;
http://www.n-tv.de/panorama/Frau-graebt-sich-aus-Lawine-article741339.html
<Drei Wintersportler verdanken ihrer Freundin
vermutlich ihr Leben: Die junge Frau buddelte sich zwei
Stunden lang durch den Schnee, nachdem eine Lawine über
ihrem Auto niedergangen war und die Gruppe auf einer
gesperrten Straße eingesperrt hatte.
Der Wagen sei in der Nähe von Barcelonnette in den
südostfranzösischen Alpen unter vier Meter hohen
Schneemassen begraben gewesen, teilten die örtlichen
Behörden mit. Während die drei übrigen Insassen - zwei
Franzosen und ein Brite - zwischen dem Blech, ihren Ski und
dem Gepäck eingeklemmt gewesen seien, habe die Frau sich
befreien können und einen Tunnel durch den Schnee gegraben.
In einem nahegelegenen Weiler habe sie dann Hilfe geholt.
"Das ist ein kleines Wunder", sagte Unterpräfekt Jean-Marc
Bassaget.
Hätte die Frau sich nicht befreien können, wäre so schnell
keine Hilfe zu erwarten gewesen, betonte er - schließlich
hatte die Präfektur die Bergstraße in der Nähe von Gap wegen
Lawinengefahr zuvor gesperrt.
AFP >
========
Österreich 15.11.2012: <Unterkühlung: Ohne
bleibende Schäden überleben> - Spezialkliniken wollen
Lawinenopfer retten
aus: Der Standard online; 15.11.2012;
http://derstandard.at/1350261418957/Unterkuehlung-Lawinenopfer-Schwerpunktkrankenhaus-Extrakorporale-Membranoxygenierung
<Die Unterkühlung kann bei Lawinenopfern die
Lebenschancen erhöhen. Behandlung in
Spezialkliniken steigert Überlebenschancen von
Unterkühlungsopfern - Längere Transportwege sollen dafür
in Kauf genommen werden.
Innsbruck/Bozen/Ottawa - Eine Behandlung in
Spezialkliniken erhöht die Überlebenschance von
Unterkühlungsopfern. Zu diesem Schluss kommt ein
kanadisch-tirolerisches Forscherteam rund um den
Innsbrucker Intensivmediziner Peter Paal und dem Leiter
des Instituts für Alpine Notfallmedizin an der EURAC in
Bozen, Hermann Brugger. Dafür soll auch ein längerer
Transportweg von mehreren Stunden in Kauf genommen
werden.
Die Gruppe hat Richtlinien zur Behandlung von
Unterkühlungsopfern ausgearbeitet, die eine signifikante
Verbesserung der Überlebensrate versprechen würden. Die
Erkenntnisse werden am 15. November im New England
Journal of Medicine veröffentlicht und seien aus den
weltweit verfügbaren Studienergebnissen abgeleitet.
Insbesondere stützten sich die Wissenschaftler auf die
in den vergangenen drei Jahrzehnten an der Innsbrucker
Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin
durchgeführten Studien und gesammelten Erfahrungen. In
Innsbruck würden immerhin pro Jahr zehn bis 20 Prozent
aller Lawinenopfer in Europa behandelt.
Bislang keine Richtlinien
Obwohl in den Alpen im Jahr durchschnittlich 100 junge
und gesunde Sportler durch Lawinenabgänge sterben und in
den USA jährlich 1.500 Menschen an den Folgen einer
Unterkühlung zu Tode kommen, habe es bisher keine
umfassenden und gesicherten Richtlinien für die Bergung,
den Transport und die Behandlung gegeben, so die
Experten.
Die wichtigste Erkenntnis: Unterkühlungsopfer
(Körpertemperatur unter 28 Grad Celsius) haben "sehr
gute Chancen", einen Herzstillstand ohne bleibende
Schäden zu überleben, wenn sie in ein spezialisiertes,
mit modernen Wiederbelebungsmaschinen ausgestattetes
Schwerpunktkrankenhaus gebracht werden. Dort könne die
erforderliche Körperwärmung und Herzaktivität durch eine
Herz-Lungenmaschine oder ein kleines System wie die
Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) erfolgen. Bei
diesen intensivmedizinischen Methoden übernimmt eine
Maschine die Herz- und Atemfunktion der Patienten.
Die aktuelle Analyse zeige, dass dadurch die
Überlebenschance auf bis zu 50 Prozent erhöht werden
könne. Im Gegensatz zur traditionellen, invasiven
Methode, bei der Brustkorb oder Bauchdecke geöffnet
werden, um die Patienten von innen mit
Flüssigkeitsspülungen wiederzuerwärmen. Hier würden die
Überlebenschancen lediglich bei zehn Prozent liegen.
Mehrstündige Herz-Lungen-Wiederbelebung
"Wir wissen, dass die Lebensfunktionen bei stark
Unterkühlten unter guter kontinuierlicher
Herz-Lungen-Wiederbelebung auch nach Stunden vollständig
zurückkehren können", betonten die Autoren Brugger und
Paal. Der derzeitige "Weltrekord" liege bei einem
Unterkühlungsopfer im Herzstillstand bei sechseinhalb
Stunden Herz-Lungen-Wiederbelebung. Dieser habe
unbeschadet überlebt. Bei "tief" Unterkühlten könne
deshalb auch eine mehrstündige
Herz-Lungen-Wiederbelebung sinnvoll sein.
Wichtig sei, dass der Körper zuerst abkühlt, damit in
einen Konservierungszustand übergeht und dann erst der
Herzstillstand eintritt. Damit könne ein Herzstillstand
für länger als 30 Minuten statt der erfahrungsgemäßen
fünf Minuten überlebt werden. Die Hoffnung sollte daher
keinesfalls zu früh aufgegeben und ein längerer
Transportweg vorbei am ersten kleinen Krankenhaus direkt
hin zu einem Zentralkrankenhaus mit Herz- Lungenmaschine
oder ECMO in Betracht gezogen werden. (APA,
15.11.2012)>