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Paracelsus mit ganzheitlicher Medizin gegen die Viersäftelehre (1494-1541). Chronologie

Paracelsus Portrait jünger Paracelsus Portrait
                              älter

von Michael Palomino (2005 / 2013)
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aus: Pirmin Meier: Paracelsus. Arzt und Prophet. Annäherung an Theophrastus von Hohenheim; Ammann Verlag, Zürich, 3. Auflage 1993

Kommentar
Zur Zeit von Paracelsus war in Europa allgemein noch die "Viersäftelehre" des romanischen Arztes Galenus von Pergamon vorherrschen, mit dem Prinzip Blut - Schleim - gelbe Galle - schwarze Galle (eine "Humoralpathologie" [Krankheitserkennung durch Untersuchung der erkrankten Körperflüssigkeiten]). Paracelsus als Sohn eines deutschen Arztes "von Hohenheim" in der Bergwelt in der Region Einsiedeln geboren und in Villach in Kärnten mit Kontakt zu Bergwerken aufgewachsen, widerlegt dann mit seiner Logik und mit Beobachtungen mit Metallvergiftungen und psychologisch-seelisch-geistigen Erkenntnissen zur Zeit der Reformation und Wiedertäufer diese Viersäftelehre immer wieder. Paracelsus hält dann haufenweise Vorträge und heilt auch vor den Augen der Studenten, z.B. in Basel. So wird Paracelsus zum Medizin-Revolutionär, auch wenn er von konservativen und lügnerischen Kirchenkreisen immer wieder verjagt wird. Erst nach seinem Tod beginnt sein Ruhm, begleitet von Missbrauch ab der Zeit des Nationalismus und Nationalsozialismus, begünstigt durch die Polemik über "Deutschtum" und Hasstiraden gegen Juden, die Paracelsus am Anfang seiner Laufbahn als politische Polemik äussert. Na ja, bei so vielen Heilungen, die Paracelsus vollbracht hat, ist eben auch etwas Schatten da.

Michael Palomino
Februar 2013


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Inhalt

1. Allgemeine Angaben über Paracelsus
2. Die medizinischen Entwicklungen in der Zeit vor Paracelsus
3. Familie, Geburt und Schulung von Paracelsus: Einsiedeln, Egg und Villach
4. Wanderzeit von Paracelsus - Feldchirurg in Kriegen - Provokationen - das Wort "Chemie" - Reformation und Wiedertäuferwahn
5. Paracelsus in Salzburg - Wanderarzt
6. Paracelsus in Strassburg - Chirurgie
7. Paracelsus in Basel - der erste Schülerstamm
8. Paracelsus in Colmar und Süddeutschland
9. Paracelsus in Nürnberg - das Publikationsverbot

10. Paracelsus in St. Gallen - Bücher - Gegenreformation - ein Komet - die Schlachten von Kappel und Tod von Zwingli - ein Regenbogen - die Auslegung von Paracelsus
11. Paracelsus auf der zweiten Wanderschaft
12. Paracelsus in Kärnten - wichtige Publikationen - Portraits - Erkrankung - Tod in Salzburg - Paracelsismus mit Übersetzungen und der ersten Gesamtausgabe
13. Die medizinische Entwicklung nach Paracelsus
14. Der Nationalismus und der Nazismus nutzen Paracelsus - Paracelsus-Gesellschaften - neueste Forschung - Paracelsus in der Literatur



Chronologie


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1. Allgemeine Angaben über Paracelsus

Die Namen von "Paracelsus"

Der Name "Paracelsus"
ist gemäss Karl Bittel wahrscheinlich 1528 ein Jahr nach der Vertreibung aus Basel bei einer Tafelrunde in Colmar entstanden, ein humanistisch inspirierter Saufname: "der Erhabene" (S.200).

Die Namen über Paracelsus
Paracelsus hat sich während seiner jahrzehntelangen Tätigkeit mehrere Übernamen "erworben" und wurde auch als
-- "Luther der Medizin" (S.7)

-- "der "Landfahrer aus Einsiedeln" (S.8), sehr oft jedoch als
-- "Doktor Theophrastus" bezeichnet, auch als "Theophrastus von Hochenheim" (S.19).

Der Beiname "Bombastus"
-- der Name "Bombast von Hohenheim" ist ein ritterliches Erbe, auch ein Mittel gegen Verarmung bis zur Leibeigenschaft
-- seit 1270 ist der Zuname "dictus Bombast" bezeugt (S.200)

-- dann besitzen die Bombaste das Schloss Hohenheim eine Zeit lang als Lehen in Esslingen und Plieningen bei Stuttgart
-- im 15. Jh. existiert dann ein Ableger der Bombaste in Riet im Strudelbachtal, heute ein Teil von Vaihingen an der Enz (S.201) mit einer "Paracelsusstrasse", die mit lokalem Stolz seine Abstammung bezeugt (S.202).

Der Beiname "Aureolus" ("der Goldene")
-- ist wahrscheinlich im Zuge eines Aristotelismus aufgekommen: Paracelsus will dem Aristoteles-Schüler Tyrtamos von Eresus, genannt Tirthemii Theophrasti, sich selbst entgegenstellen als Aureolo Theophrasto
-- eventuell ist die Bezeichnung "Aureolus" auch ein verzweifeltes Selbstlob nach dem Publikationsverbot von Nürnberg
-- in späteren Editionen ist dann der Beiname "Aureolus" fester Bestandteil des Namens (S.199).


Die Persönlichkeit von Paracelsus

Die menschliche Einstellung von Paracelsus
Selbst geht Paracelsus nicht gerade sanft mit seinen deutschen Arztkollegen um und verspottet sie zum Beispiel als
oo  "deutsche Esel"
oo  "deutsche Narren"
oo  "Doktor Fürtzli" (S.7).

Das Wesen des Arztes Paracelsus
Sich selbst sieht Paracelsus sich als "hässlichen, verkrümmten Sohn seiner Mutter" (S.102). Dabei ist Paracelsus alles andere als "hässlich" oder "verkrümmt", sondern er ist ein anerkannter Frühpazifist, wie Erasmus und Sebastian Franck (S.105). Paracelsus ist zuerst ein  Leibeigener, dann ein rastloser Wanderer, ein Kämpfer gegen die herrschenden wissenschaftlichen, religiösen und politischen Autoritäten. Und gleichzeitig ist Paracelsus auch ein Schlemmer (S.121).

Paracelsus wächst in einem rauen Bergtal mit einem rauschendem Wildbach auf (S.121), und dann ist er ein pazifistischer Patriot (S.121-122).

Paracelsus entwickelt aber auch noch andere geistige Tätigkeiten als nur die Medizin, denn er verwirklicht auch eine religiöse Existenz als prophetischer Bibelinterpret und Laientheologe mit Ansätzen in Soziologie, Pädagogik und Ökologie (S.122).

Die angebliche Keuschheit von Paracelsus - die angebliche Verstümmelung von Paracelsus - Gerüchte um die Mutter von Paracelsus
Die Paracelsus-Forschung behauptet, dass Paracelsus sein ganzes Leben lang keusch geblieben sei (S.138). Und es gehen - wie in einer Gesellschaft ohne Kommunikationsmittel üblich, die schlimmsten Gerüchte herum. Thomas Erastus zum Beispiel, ein Paracelsushasser, streut das Gerücht, Paracelsus sei beim Gänsehüten durch einen Soldaten boshaft sexuell verstümmelt worden. Oder es wird behauptet, Enten hätten Paracelsus als Kind die Hoden abgefressen. Oder Theodor Zwinger streut das Gerücht, Paracelsus sei als 5-Jähriger beim Pinkeln von hinten von einem Schwein angefallen worden und das Schwein hätte ihn durch einen Biss "entmannt" (S.139).

Pirmin Meier, der Autor des untersuchten Buches, vermutet auch die Möglichkeit einer angeborenen Impotenz (S.139). Gleichzeitig schildert sich Paracelsus als einer Frau unwürdig: Er werde keine Frau haben, weil er hässlich sei mit Buckel und "krumm geboren [...] wie können die Frauen einem hold sein, dem seine eigene Natur nit hold ist, und hat ihn im Mutterleib verderbt und nichts Gutes aus ihm gemacht!" (S.139)

Dabei ist die Mutter mit Paracelsus scheinbar nicht zimperlich umgegangen. Aber gleichzeitig existiert die Sage, bei der schweren Geburt von Paracelsus habe die Mutter Hohenheim gevierteilt werden müssen (S.139). Andere Verfasser geben der Mutter von Paracelsus den Status einer "Spitalvorsteherin" bzw. "Aufseherin" in einer Herberge für kranke Pilger in Einsiedeln, weil aus "Gotteshausfrau" ein "Gotteshaus" herausgelesen werden kann, das ein Spital darstellt (S.141). Fest steht nur, dass die Mutter eine "Gotteshausfrau" war (S.140)

Und angeblich hatte Paracelsus eine erste Frau im Leben: Else Ochsner (S.140).

Die Alchimie
Über dieses Wort werden seit Goethes "Faust" verschiedene Fantasien verbreitet. Das Wort "Alchimie" heisst

Arbeit mit dem Licht der Natur "arcana"


und heisst nicht Goldmachen oder künstlich Gold produzieren (S.38), sondern mit Arzthonoraren Gold einspielen bzw. Vermögen anhäufen (S.45).

Zigeunergerüchte, die nicht stimmen
-- Chronist Rütiner bezeichnet Paracelsus als "Zigeunerfreund"
-- Chronist Rütiner behauptet, Paracelsus sei mit dem "Zigeunerkönig von Lömmenschwil" bekannt, ein Kesselflicker, Vergolder (S.55)
-- aber 5 Jahre mit Zigeunern gelebt hat Paracelsus sicher nicht (S.53)


Textstellen, wo Paracelsus Zigeuner erwähnt
-- in seinem Buch "Astronomia Magna" (1537) bekräftigt Paracelsus im Vorwort, er sei "kein zauberer, kein heid, kein zigeuner" (S.53)


-- in seinem Buch "Grosse Wundarznei" erwähnt Paracelsus einen Zigeuner, der einen Heilsaft gegen "Leibstich" abgibt, der aber eher zufällig zu wirken scheint

-- in seinem Buch "Liber de imaginibus" ["Buch der Bilder"] erwähnt Paracelsus einmal Zigeuner von Ägypten als Beherrscher des "Buchstabenzauber", zusammen mit den analphabetischen Bauern

-- in seinem Buch "Liber de fundamento" ["Stiftungsbuch"] erwähnt Paracelsus ein Zigeunerzentrum im Entlebuch und im Muotatal mit Weisheiten und Kontakten nach Ägypten, zusammen mit Bauernweisheiten (S.54).

Jüdische Ärzte
sind gemäss einer Textstelle in der Wundarznei "Bertheonea" von Paracelsus oft Betrüger und werden gemäss Paracelsus mit Ruten aus Deutschland ins Welsche [französischsprachiges Gebiet] vertrieben, und umgekehrt ebenso (S.54).


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2. Die medizinischen Entwicklung in der Zeit vor Paracelsus

Die Vorgeschichte mit den medizinischen Theorien der Antike

Medizin der Antike: Das System der Symptome für Hautentzündungen
Die Einteilung in der Antike für Hautentzündungen ist schematisch und gilt den Medizinern wie ein Leitfaden:
-- rubor - Rötung
-- dolor - Schmerz
-- calor - Erwärmung
-- tumor - Schwellung (S.250,251).

Solche Schemata gelten auch für andere Erkrankungen, so dass die Medizin am menschlichen Körper vorbeipraktiziert, weil das Schema geistig derart stark wirkt, dass neue Ärzte nichts an solchen Schemata verändern dürfen (S.250).

Die Einteilung der Medizin zu Beginn der Neuzeit
Die so genannte "Neuzeit" ab dem Jahre 1400 "n.Chr." ca. teilt die Medizin in ihre eigenen Bereiche ein:
Dreckapotheke - Altweibermedizin - Bauernmedizin - Zigeunermedizin (S.51-52).

Die "moderne" Medizin unterscheidet (z.B. Huldrych-Koelbing)
-- mittelalterlich-humanistische Bibliotheksmedizin (Hippokrates, Galen, Celsus, Avicenna)
-- Krankenbettmedizin (Paracelsus, mit dem Kranken und Gesunden im Mittelpunkt)
-- moderne Labormedizin (Nobelpreisträger und ihre namenlosen Helfer) (S.101).

Der Begriff "Substanz" - die "3-Elemente-Theorie" und die "4-Elemente-Theorie"
Um den Begriff "Substanz" herrscht in den Anfängen der Medizin eine philosophische Diskussion "ens in se" ("eins in etwas"), das In-sich-Seiende. Dieses "eins in etwas" besteht aus 3 Wesenselementen: Sal [Salz], Merkur [Quecksilber] und Sulphur [Schwefel] als dynamische Grundstruktur. Es stellt sich in der ganzen griechischen Philosophie wie auch bei Paracelsus dann aber auch die Frage nach dem "woher?": Woher kommt die Grundsubstanz? Woraus besteht alles? Welches ist das herrschende Prinzip? (S.99)

Weitere Behauptungen und Thesen, was denn nun die "Grundsubstanz" aller Materialien sei, sind zum Beispiel die Folgenden:

-- Thales behauptet, die Grundsubstanz sei das Wasser
-- Heraklit behauptet, die Grundsubstanz sei das Feuer
-- Anaximes behauptet, die Grundsubstanz sei die Luft
-- Anaximander behauptet, die Grundsubstanz sei das so genannte Unbegrenzte: das Apeiron (S.99)
-- Empedokles von Akragas begründet sodann die 4-Elemente-Theorie mit Zusammenfassung aller vorhergehenden Theorien (S.99-100).


Vorbilder und Entwicklungen in der Zeit von Paracelsus

Vorbild Roger Bacon, Franziskanermönch (1214-1294) mit grosser Erfahrenheit, Vernunft, aber Erfolglosigkeit zu Lebzeiten

-- Bacon hat gemäss Paracelsus die Basis von Erfahrenheit und Vernunft
-- Bacon führt ein Leben lang einen Kampf mit scheinbarer Erfolglosigkeit
-- Bacon orientiert sich an Albertus Magnus und Arnaldus de Villanova
-- Bacon appelliert an die Ganzheitlichkeit der Lebensbereiche:
"Keine Wissenschaft ist für sich allein genommen nützlich. Jede ist Teil eines organischen Ganzen."
-- Bacon wird dann aber erst im 17. Jh. wirklich überall anerkannt, wie Paracelsus auch (S.229).

Die "Viersäftelehre" mit Blut, Schleim, gelber und schwarzer Galle
Zur Zeit von Paracelsus ist in Europa die "Viersäftelehre" dominierend. Diese "Viersäftelehre" behauptet unter anderem:

-- Gesundheit sei eine Harmonie / Synkrasie der 4 Säfte im Körper des Menschen: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle
-- Krankheit breche aus bei einer Unausgewogenheit und Störung der Harmonie dieser vier "Säfte" (S.104)
-- und aus den Nasenlöchern fliesse das so genannte Phlegma (S.147).

Bei der Viersäftelehre handelt es sich um das Prinzip Eukrasie (Wohlmischung) und um das Prinzip der Dyskrasie (Fehlmischung). Dabei werden die verschiedenen "Säfte" auch verschiedenen Eigenschaften zugeordnet:
oo  Blut - feucht-warm
oo  Schleim - kalt-feucht
oo  gelbe Galle - warm-trocken

oo  schwarze Galle - kalt-trocken (S.229)

Wenn also zum Beispiel eine Hautkrankheit vorliegt, dann sollen gemäss der damals dominierenden "Viersäftelehre" verderbte Säfte daran Schuld sein und "blütenähnliche Hautaffektionen" hervorbringen (S.250).

Das Buch über die "heilige Dreifaltigkeit" des Franziskaners Ulmannus über die drei Daseinszustände "Körper-Seele-Geist" - ein Standardwerk im 15.Jh.
-- 1415-1419 schreibt der Franziskaner Ulmannus das "Buch der heiligen Dreifaltigkeit" über "Körper-Seele-Geist" als Basis der drei Daseinszustände und als Basis der Alchimie, im Gleichnis mit
-- stein (Stein der Weisen, Merkur [Quecksilber])
-- olei (Sulphur [Schwefel])
-- carvunculus (Sal [Salz] (S.108)


-- gemäss Pirmin Meier bewegt sich Ulmannus im Grenzbereich von Esoterik, Mystik, Alchimie und Wahnsinn
-- Ulmannus ist nur schwer verständlich und Grammatik und Orthographie werden kaum befolgt
-- dies kann gemäss Meier eine Tarnung von Geheimwissen sein, oder aufgrund von geistigen Absenzen und Ekstasen passiert sein (S.108).

Das "Buch der heiligen Dreifaltigkeit" verband also medizinisch Materielles mit seelischen und geistigen Zuständen. Es gab also durchaus auch andere medizinische Richtungen als nur die "Viersäftelehre". Ab 1419 ca. wird das Werk "Buch der heiligen Dreifaltigkeit" dann aber ein Prestigewerk für Reiche und Sammler. Gleichzeitig ist nicht gesichert, ob Paracelsus von diesem Buch Kenntnis gehabt hat (S.108).

Parallel dazu arbeiten an Sulphur und Merkur auch Arnaldus de Villanova und Michael Scotus (S.108).


Die Insel "Utopia" von Thomas Morus
Thomas Morus, ein Freund von Erasmus, definiert erstmals eine Insel "Utopie" als "Land der Kunst und Wissenschaft" (S.110).


Buch von Petrus von Numagen über das Fasten von Niklaus von Flüe - Fasten als chemischer Vorgang
Fasten ist ein medizinischer Vorgang. 1483 erscheint in Trier ein Buch von Spätscholastiker Petrus von Numagen über das Fasten von Niklaus von Flüe. Das Buch bleibt aber ungedruckt (S.123). Dabei ist es  die erste medizinisch-alchemisch Theorie zum Fasten überhaupt (S.123-124). Das Buch über das Fasten von Numagen dürfte Paracelsus nicht bekannt gewesen sein (S.124).


Petrus von Numagen ist stark geprägt durch (S.136-137)
oo  eine ängstliche Scholastik
oo  durch die alte "Viersäftelehre"
oo  durch die Lehre vom Pneuma (neuplatonische Ideologie) (S.137)


aber:
-- Numagen hat eine treffliche Intuition
-- und Numagen liegt mit seinen Beschreibungen und Schlussfolgerungen über das Fasten teilweise richtig (S.137).



Forschung von Paracelsus selbst

Regenwürmer bei Paracelsus
In der Volksmedizin gelten Regenwürmer generell als schmerzlindernd, wobei sie je nachdem in verschiedener "Form" eingesetzt werden: lebend, zerhackt, gebraten, zerstossen, pulverisiert oder gedörrt (S.52).

Regenwürmer
-- sind bei Paracelsus in seinem "Kontrakturenbuch" beschrieben
-- sind Bestandteil einer Wundsalbe im Buch "Grosse Wundarznei" (S.51).




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3. Familie, Geburt und Schulung von Paracelsus: Tübingen, Einsiedeln, Egg und Villach - Syphilis

Das Kloster Einsiedeln gilt in der damaligen Zeit der beginnenden "Neuzeit" noch als "Gnadenort", bzw. "Maria Einsiedeln" ist für den ganzen oberdeutschen Raum ein christlicher "Gnadenort". Oft werden die Reisen der deutschen Pilger dann auch mit einem Besuch des Kantons Obwalden verbunden an den Ort, wo Niklaus von Flüe  sein Fasten durchgeführt hat (S.203).

1481 studiert Vater Wilhelm von Hohenheim in Tübingen und wird dort als "pauper" / "arm" eingetragen (S.202). Um das Jahr 1490 herum erfolgt dann der Zuzug der Familie Hohenheim in die Region Einsiedeln. Leiter des Klosters Einsiedeln ist Abt Konrad von Hohenrechberg (S.203).

19.8.1493 stirbt Kaiser Friedrich III, und das Gebiet der Schweiz gehört zum grossen Teil immer noch zum Reich (S.195).

1494
Geburt von Paracelsus in Egg an der Sihl bei Einsiedeln
Paracelsus wird 1494 im Herrschaftsbereich des Klosters Einsiedeln geboren (S.9) in einem der Häuser bei der Teufelsbrücke (S.197-198). Ein genaues Datum gibt es nicht. Es sind also verschiedene Daten für die Geburt von Paracelsus im Umlauf, 10.11., 14.11., 10.12., 17.12. (S.198).

Paracelsus gilt als Sohn "Theophrastus" eines deklassierten, schwäbischen Niederadligen namens Wilhelm von Hohenheim, und einer Schweizerin (S.9). Vater Wilhelm von Hohenheim ist der erste Arzt in Einsiedeln mit Lizenziat-Abschluss (S.196)

Das Kloster Einsiedeln im internationalen Kirchenkontext

Einsiedeln ist eine Station des Pilgerwegs von Deutschland nach Santiago de Compostela in West-Spanien. Nach Einsiedeln strömen in "guten Jahren" bis über 100.000 Pilger (S.198). Im Jahre 1494 findet in Einsiedeln zudem eine Engelweihe statt, ein "Hochfest" (S.198).

1499
Schwabenkrieg: Die Eidgenossenschaft tritt faktisch aus dem Reich aus - Umzug nach Villach in Kärnten
Nach dem Schwabenkrieg treten viele Gebiete aus dem Reich aus und schliessen sich der "Eidgenossenschaft" an. Vater Wilhelm von Hohenheim sieht sich plötzlich als Ausländer und in einem "Feindesland" (S.205). Deswegen zieht die Familie Hohenheim um 1500 ca. nach Villach im heutigen Kärnten (Österreich) um, spätestens 1502 (S.9, 205).
1501 ist die Familie Hohenheim ist nicht mehr in Einsiedeln im Urbar eingetragen (S.205). Generell ist die Schweiz für Paracelsus die erste Heimat, Kärnten die zweite Heimat (S.74).

Kindheit und Jugend in Villach: Bergwerke und Wissen über Metalle und Krankheiten der Minenarbeiter, der Bauern und des Viehs
Eventuell wird Paracelsus in den Bergwerken bei Villach ausgebildet, was der Grundstein ist für die Kenntnisse über Metalle wie Zink, Antimon, Arsen, Kobalt, Quecksilber etc. Paracelsus lernt dort wahrscheinlich auch die Krankheiten der Mineure kennen:
oo  Bergsucht
oo  "Lungenschwienen"
oo  Hüttenkatze
oo  Quecksilberrauch
oo  Bergmannskrankheit (S.208)

Die Stollen und Schmelzwerke werden während einer Art "Goldrausch" vielfach ohne Rücksicht auf die in der Umgebung tätigen Bauern angelegt, und dies hat auch für die Bauern Folgen: Schon im Jahre 1495 machen die Bauern um Salzburg Beschwerde mit der Schrift "Vermerkt die beschwärung und mengel, so die landtschaft, geistlich edl und unedl von dem pergwerk haben" (S.312). Es werden dabei aufgeführt:

-- das  Rösten und das Schmelzen des Roherzes findet auf den Feldern, auf Getreideäckern und auf Wiesen statt, was Getreide und Futter verdirbt (S.312-313)
--  das Vieh stirbt am Hüttenrauch bzw. an arsenhaltigen Emissionen aus den Schmelzhütten, die ins Futter gelangen
-- Grundstücke bei den Bergwerken werden einfach beschlagnahmt, Wasser wird aus Bächen abgeleitet; in der Folge entstehen grössere Landschäden
-- die Bergwerke verbrauchen grosse Holzmengen
-- und die Bauern bekommen kaum Entschädigungen (S.313)

aus: Dopsch, Heinz / Koller, Fritz: Umweltschutz, Energie und Arbeitsmarkt - "Moderne" Wirtschaftsprobleme in früheren Jahrhunderten am Beispiel Salzburgs; In: Bauer, Dolores M. / Virt, Günter: Für ein Lebensrecht der Schöpfung. Analysen, Visionen und Strategien zur Bewältigung der Umweltkrise. Salzburg 1987, S.186

Erst in der Mitte des 16. Jh. (1561) werden Vorschriften für Bergwerke und Schmelzwerke eingeführt (S.313).

ab 1502 ca.
Paracelsus profitiert von dem medizinischen Kenntnissen seines Vaters Wilhelm von Hohenheim
was Paracelsus in seinen Schriften immer wieder erwähnt (S.272). Wahrscheinlich liest der junge Bub Theophrastus (später Paracelsus genannt) auch viele medizinischen Werke, die beim Vater stehen, z.B. von von Heinrich Pfolsprundt "Bündt Ertznei" (1460), der auch Phaltzpingen, Pfolspeint oder Pfolspeundt genannt wird (S.271)

1510-1515 ca.
Studienzeit von Paracelsus - die Universitäten in Italien
Padua und Ferrara sind die hervorragendsten Schulen, Padua aristotelisch-scholastisch, Ferrara platonisch-humanistisch (S.211)
Pirmin Meier meint es so:

"Aus dem Süden kommen die Impulse, aus welchen die ärztliche Kunst ihre Erneuerung erfährt." (S.271)


[Italien steht immer noch in der Blüte mit dem grossen Profit, der während der Kreuzzüge mit dem Transport von Truppen in den Nahen Osten und mit dem Transport von Gewürzen und Luxuswaren aus dem asiatischen und arabischen Raum nach Europa gemacht wurde. Der Zwischenhandel mit den asiatischen Luxuswaren läuft nach der Vernichtung der Kreuzfahrerstaaten weiter und Italien ist damals einer der reichsten Staaten Europas und die Universitäten haben jegliche Geldsummen zur Verfügung, um ihre Institute für die damalige Zeit "modern" auszustatten. Das neu erschlossene, humanistisch-logische Wissen der italienischen Universitäten im 15. Jh. folgt den Handelswaren, die von Italien über die Alpen in den deutschsprachigen Raum gelangen].

Einige Details über das medizinisch-wissenschaftliche Italien des 15. Jh.:

-- in Ferrara existiert ein "Deutsches Haus", wo auch Christoph Clauser (später Stadtarzt in Zürich) und Wolfgang Thalhauser studieren (S.211,212)


-- Ferrara ist auch Studienort von Nikolaus Kopernikus aus Krakau (S.212-213)

-- in Ferrara lehren zwei Kapazitäten der Medizin: Niccolo Leoniceno (1428-1524) und Giovanni Manardi (1462-1536) (S.212) Pioniere der Syphilisforschung, die auch von Vadian [Stadtarzt von St. Gallen] bewundert werden

-- Ferrara arbeitet gleichzeitig immer noch nach der Galenischen Bibliotheksmedizin (S.212)

-- Manardi fällt auf durch radikale Kritik an Plinius und durch seine Ablehnung der arabischen Kultur mit dem Vorwurf, die Araber hätten die Werke von Galen und Hippokrates verstümmelt (S.212).

1515 ca.
Ferrara: Paracelsus promoviert angeblich zum Dr. der Medizin
Zumindest sprechen starke Indizien für einen Dr.-Titel (S.9):
-- Thalhauser spricht in einem Empfängerbrief Hohenheim als "Doktor" an (S.211)
-- Clauser, Stadtarzt in Zürich, ein Paracelsusgegner, bestreitet den Dr.-Titel von Paracelsus nie (S.212).


Kenntnisse über das Fasten
Wahrscheinlich ist der Abt Trithemius von Sponheim (1460-1516) ein "Lehrer" von Paracelsus (S.123). Dort erwirbt sich Paracelsus Kenntnisse über die Vorgänge beim Fasten (S.124).


Kenntnisse in Philosophie
Paracelsus belässt es nicht bei der Medizin, sondern
-- macht eine Ausbildung in Literatur und verfügt über Kenntnisse von Hippokrates, Macer, Iuvenal, Terenz, Horaz, Vergil, Ovid etc.
-- Paracelsus verwendet dieses Wissen z.T. auch humoristisch immer wieder in seinen Werken (S.210).



Die Syphilis ab 1493 in Europa

Ab 1493 erfolgt in Europa die Ausbreitung der Syphilis nach der Rückkehr des Kolumbus - Theorien zur Syphilis
[-- einige Ureinwohner und Ureinwohnerinnen, die Kolumbus als "Geschenk" für den spanischen König mitgebracht hat, sind Träger der Syphilis. Kolumbus musste Menschen als "Geschenke" überbringen, weil er auf der Dominikanischen Insel kein Gold gefunden hatte].

Die neue Seuche Syphilis, die sich von Spanien aus über die Pyrenäen nach Frankreich und dann über ganz Europa ausbreitet, wird zur Herausforderung des Jahrhunderts. Die Syphilis findet eine rasende Ausbreitung, schneller als die spanische Eroberung "Amerikas". Die lebenslustige und leibfreudig-tolerante Epoche in Europa wird durch die Syphilis beendet (S.252). Ein erster Höhepunkt der Syphilisausbreitung ist das Jahr 1494, als während des Italienfeldzugs von König Karl VIII. auch erste Schweizer angesteckt werden [die wohl als Schläger-Söldner in den Heeren dienen] (S.252).

Bezeichnungen für die Syphilis: immer nach dem Nachbarn
Syphilishistoriker Iwan Bloch findet 525 Bezeichnungen für die Syphilis, wobei die Krankheit immer den Namen des Nachbarn trägt:
-- in Spanien heisst die Syphilis "Neapolitanische Krankheit "(S.252)
-- in Deutschland "Französische Krankheit"
-- in Holland und England "Spanische Pocken"
-- in Polen "Die Deutsche"
-- in der Türkei die "Christliche Krankheit" (S.253)

-- in Frankreich verbreitet sich die medizinische Bezeichnung als die "Venerische Krankheit"
-- und erst um 1520 kommt durch Girolamo Fracastaro die mythologische Bezeichnung "Syphilis" auf (S253).

1515 ca.
Buch von Ulrich von Hutten zur Syphilis: Holzkur mit Guyakholz ("lignum sanctum") - Profite
-- ab diesem Zeitpunkt gilt die Holzkur als "anerkannte" Heiltherapie gegen Syphilis
-- es entwickelt sich bei den Handelshäuser eine Goldgräberstimmung im Pharmahandel mit Guakholz, darunter auch die Handelshäuser der Fugger und Welser (S.235).



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4. Wanderzeit von Paracelsus - Feldchirurg in Kriegen - Provokationen - das Wort "Chemie" - Reformation und Wiedertäuferwahn
 

1515-1524
Paracelsus ist auf Reisen
-- u.a. Litauen, PL, Rhodos, Walachei, Slowenien, F, Sp, Portugal (S.9)
-- Paracelsus wird aus Litauen, Ostpreussen und auch aus Polen vertrieben (S.74).


Paracelsus nimmt auf seinen Reisen auch das Wissen von Handwerkern und von halbgebildeten Handwerkern auf (S.214).

Paracelsus als Kriegschirurg
Paracelsus ist ab 1516 ein Feldchirurg
in Oberitalien, NL und DK(S.9):
--
1516-1517: im Venedischen Krieg, der im Patt zwischen Kaiser Maximilian und Venedig endet
-- 1518 ca.: im Krieg zwischen Holland und Habsburg, wo Paracelsus auf der NL-Seite arztet (S.217)
-- 1520, als Paracelsus für die dänischen Truppen unter König Christian II. arztet (S.218), mit der Belagerung von Stockholm (S.9) und dem Einzug in Stockholm (S.218).


Astrologie wird Paracelsus' Broterwerb, wie es auch bei Dr. Faustus der Fall ist (S.57).

1515-1540
Paracelsus provoziert generell die ganze Welt

Mit seiner Lebensweise und seinen Heilerfolgen provoziert Paracelsus die gesamte Welt:
-- mit Armut
-- mit "Frommheit"
-- mit Vagantentum (S.42)
-- er lässt seine Kleider nicht waschen, sondern kauft immer neue (S.44)
.

Provokation: Polemik
Der polemische Stil in seinen Schriften bringt Paracelsus viele Gegner ein (S.264): Paracelsus übertreibt ins Negative wie ins Positive und nährt damit seinen z.T. zweifelhaften Ruf (S.363)


Provokation: unverständliches Vokabular
-- Paracelsus verwendet auch ein eigenes medizinisches Vokabular, so dass er sich dadurch nicht gerade verständlich macht (S.250)
-- dabei verwendet Paracelsus traditionelle Bezeichnungen mehr oder weniger unkodifiziert (S.250)
-- und Paracelsus verfügt noch nicht über genau messbare Informationen (S.251)
.

Provokation: Betonung von Deutschtum und Ausfälle gegen Juden
-- Paracelsus bekennt sich in provozierender Weise mehrmals zum "Deutschtum" (S.378)


-- Paracelsus passieren auch "hässliche Ausfälle gegen die Juden, in denen sich das polemische Talent Hohenheims überschlägt, analog zu Martin Luthers Antisemitismus" (S.378)

-- dabei können die Betonung des Deutschtums und die Ausfälle gegen Juden als Argument gegen die galenische Viersäftelehre angesehen werden und müssen also auf die medizinischen Methoden gemünzt werden: Pirmin Meier:

"Diese Sätze [mit der Betonung des Deutschtums] sind, wie die Ausfälle gegen die Juden auch, bei Hohenheim ganz und gar im Kontext des Kampfes gegen die galenische, das heisst welsche, arabische und jüdische Medizin zu sehen. Wichtig ist ferner die Diskussion um das Guajakholz, die ihn veranlasst, das Lob einheimischer Drogen anzustimmen." (S.379)


Grundsätze bei Heilungen von Paracelsus

-- Kranke mit Aussatz sollen ausgegrenzt werden (S.256)


-- Hautkrankheiten versteht Paracelsus nicht als äussere Symptome, sondern als Krankheit vom Herzen heraus, und als Gegenmittel lässt er jeweils das Herz stärken (S.256)

-- Pirmin Meier:
"Der Weg zum Grunde [bei Paracelsus] führt über die Augen und Ohren, das Schmecken mit der Zunge, das Riechen mit der Nase, durchwegs aus der Haltung der schweigenden Zuwendung den Dingen gegenüber, wie es der Tradition der Pythagoräer entspricht." (S.296)


-- Pirmin Meier.
"Hohenheim [Paracelsus] hält die Naturwissenschaften durchwegs für ungewiss." (S.296)


-- Paracelsus:
"Wo der philosophus aufhöret, da fahet der arzt an." (S.300)


-- Pirmin Meier: <Magie ist nach dem neunten Kapitel des "Labyrinthus" die Anatomie der Medizin, das heisst das Innerste und Letzte der Arznei. Sie ermöglichst den langen und gewaltlosen Blick auf den Gegenstand, ins Innere der Dinge.> (S.304)

-- Paracelsus bezeichnet Krankheit als eine Prüfung Gottes (S.306) bzw. die Pest eine "Strafe Gottes" bzw. Krankheit ist ein "fegefeuer", durch das der Mensch von Gott geschickt wird, und Gott bestimmt, wann die Heilung eintritt und nicht der Mensch: Zitat:

<Und das merken also, dass all unser krankheiten geheilt sollen werden in der stunt der zeit und nit unseres begerens und willens. das betrift die meinung, dass kein arzt den termin der gesundheit wissen soll, dann got hat in in seiner hant, und ist ein ietliche krankheit ein fegefeuer.> (S.307)

[Neudeutsch: <Es müssen alle Menschen akzeptieren, dass alle Krankheiten geheilt werden, wenn die Stunde der Zeit dafür gekommen ist, und nicht, wenn der Patient es will. Dies muss gesagt werden, denn kein Arzt kann den Zeitpunkt der Gesundung selbst bestimmen, denn Gott hat es selbst in seiner Hand. Und somit ist jede Krankheit ein Fegefeuer.>]

Chirurgie: Paracelsus betreibt eine vorsichtige, im Extremfall gewagte Chirurgie
-- in der Chirurgie vollbringt Paracelsus keine grossen Fortschritte, sondern er ist eher vorsichtig, um Glieder zu erhalten und auf Selbstheilungskräfte zu setzen, statt zu amputieren (S.266)


-- bei extremen Fällen mit unerträglichen Schmerzen schreckt Paracelsus aber auch vor waghalsigen Operationen nicht zurück (S.266)

-- schlimmste Verletzungen sind die Kriegsverletzungen [durch Bajonette und Speere] mit Schnitten im Bauchraum, Darmoperationen mit Silberdraht und Silberröhrchen mit künstlichen Darmausgängen etc.; ein Meister solcher Operationen ist Hans von Hinwil (S.268-269) oder auch Heinrich Pfolspeundt (S.273-275)

Chirurgie: Die mittelalterliche Narkose
Der Arzt Pfolspeundt beschreibt die mittelalterliche Narkose in seinem Buch "Bündt Ertzney" (aus dem Jahre 1460):


-- Opium plus Hexendrogen Bilsen-Samen und Alraun-Blätter (Hyoscyamus niger und Mandragora officinarum) plus Kellerhals-Körner (Seidelbast / Daphne mezereum)
-- alles zusammenstossen
-- alles durch ein Tuch sieben
-- damit zwei bis drei Schwämme tränken

-- die Schwämme in einem geschlossenen Glasgefäss an der Sonne oder in einer warmen Stube trocknen
-- dem Patienten den Schwamm vor die Nase halten, bis er ohnmächtig wird
-- es muss dann immer jemand mit dem "Schlafschwamm" dastehen, wenn der Patient erneut aufwachen sollte (S.273).

Pirmin Meier meint, man habe die Schwammstücke in die Nasenlöcher eingeführt.

Das Aufwachen aus der Narkose geht gemäss Pfolspeundt in seinem Werk "Bündt Ertzney" folgendermassen:
-- man mische Fenchelsamen mit Essig und Baumöl
-- man tränke in dieser Mischung Wolle oder Werg und mache daraus eine Art Zäpfchen, das dem Schlafenden in die Nase gestossen wird
-- so wacht der Betroffene bald auf
-- dabei soll man aber aufpassen, dass der Patient nicht erstickt (S.273).


Narkosemittel zum Tierfang im Köder
Wenn beim Fischen oder beim Einfangen kleinerer Säugetiere die Köder mit Narkosemittel präpariert sind, dann können sich die Fische oder Hühner kaum noch bewegen und man kann sie leicht fangen. Dies ist zum Beispiel im "Vogeljagdbüchlein vom Bodensee" von Gerhard Eis beschrieben (S.277).

Paracelsus fordert Effizienz: gegen die "humanistische Hochschulmedizin", die zu viel redet und zu wenig heilt
-- für Paracelsus diskutiert die "humanistische Hochschulmedizin" zu viel um Details herum und diskutiert zu viel die verschiedenen Lesarten, statt sich mit dem menschlichen Körper direkt auseinanderzusetzen (S.229)


-- z.B. soll gemäss Paracelsus Jacobus de Partibus (Jacques Despars) an der Sorbonne 40 Semester lang denselben Kommentar zu Avicenna vorgebetet haben (S.229-230)

-- Paracelsus will die dogmatische Kommentar- und Philologenmedizin weltweit entfernen, um eine praxisnahe medizinische Ausbildung an Universitäten zu ermöglichen (S.230).

1515-1540
Selbstversuche wahrscheinlich
Wahrscheinlich unternimmt Paracelsus viele medizinische Versuche an sich selbst und schadet damit seinem Körper auch erheblich (S.240).


Das medizinische Vokabular von Paracelsus
gemäss der Dissertation von Karl-Heinz Weimann "Wörterverzeichnis der Fachsprache von Paracelsus. Dissertation", Erlangen, 1951:



Paracelsus-Ausdruck

Erklärung

fell

innere Häute

hirnfell

Hirnhaut

vel [fel] (bei anderen medizinischen Autoren)

Haut

 

(S.147)

Hinterteil

Rücken

gesäss, arsch, arschbacken

Hinterteil

heimlichkeit

Schoss

räuhe

Schamhaare

fud

Vulva

fudlappen

Schamlippen

mutter, bärmutter

Gebärmutter

britsche

Vulva, älterer Ausdruck; bei Paracelsus: die gesamte Beckengegend

schlicht, diech, dicke

Oberschenkel

rosenader

Ader im Schambereich der Frau, im Zusammenhang mit der Menstruation gesehen

 

(S.148)

matrix

die ganze Frau mit Körper, Seele und Geist (S.151)

 

mit der Behauptung, dass Frauen eine andere Luftatmosphäre und ein anderes Empfinden im Raum schaffen (S.160)


 

1520er Jahre
Die Heilprinzipien der Ganzheitlichkeit von Paracelsus - die "Reformmedizin"

Prinzip von Paracelsus: Die Natur kann jede Krankheit durch ein Gegenstück heilen
Paracelsus ist der erste, der das Wort "Chemie" im medizinischen Zusammenhang gebraucht (S.96).
Paracelsus ist gleichzeitig in seiner Logik auch eine Art Homöopath. Gemäss seiner Ansicht hält die Natur mit ihren verschiedenen Elementen, Pflanzen und Metallen immer eine Spiegelung und somit eine Heilung jeder Krankheit bereit.

-- durch "Chemie" wird der Vorgang beschrieben, von Krankheiten den Ursprung zu finden und eine Therapie und Heilung zu vollbringen


-- Beispiel von Paracelsus: "salben, reuchen und holzen": Quecksilberschmieren, Behandlung mit Guyak-Holz ("lignum sanctum") aus Westindien

Das Prinzip der Ganzheitlichkeit von Paracelsus - Gott wirkt durch die Medizin - die "Reformmedizin"
Wir entnehmen aus dem 4. Buch Paramirum "Para-Feminismus" von 1531 aus dem Schlusswort die folgenden Prinzipien von Paracelsus:
-- Gott hat den Arzt geschaffen
-- die Erde hat die Arznei geschaffen.

Diese Ansichten sind gegen die gesamte damals vorherrschende Schulmedizin, inklusive des berühmten Doktor Vadian in St. Gallen (S.162)

Paracelsus vertritt den Grundsatz der Ganzheitlichkeit: Nicht der Arzt heilt, sondern Gott heilt durch die Arznei (S.179). Paracelsus begründet somit die "Reformmedizin" (S.215).

Paracelsus' Medizin ist Erfahrungsmedizin, nicht mikroskopisch, sondern makroskopisch (S.216) aus Wissen, das erfahren werden musste (S.214): aus Holland, Rumänien, Napolitanen, Venetien, Dänemark, Litauen, Holland, Ungarn, Dalmatien, Kroatien, Rhodos, Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, England, Dänemark und alle deutsche Länder (S.216), auch aus Windisch Mark (Krain / Slowenien) (S.216-217).

-- dabei ist die Kriegschirurgie für die Erfahrung als Chirurg die beste "Weiterbildung"; Paracelsus war in drei Kriegen Chirurg (S.217)

-- Paracelsus wendet den Aderlass viel weniger an als die Viersäftelehre (S.215)

-- Paracelsus wird dann auch gegen die Universität Ferrara polemisch, weil auch dort der Systemwechsel nicht stattfindet (S.212).

Frauenbegegnungen von Paracelsus
Paracelsus
-- trifft sich mit Ärztinnen
-- hat Begegnungen mit unauffälligen Gastgeberinnen
-- heilt Patientinnen, v.a. Nonnen (S.145)
-- die Nonnen sind dabei z.T. mühsame Patientinnen: Sie zahlen nicht oder wollen alles besser wissen (S.146).

1520-1524 ?
Paracelsus beginnt mit Niederschrift der Lebenserfahrung von insgesamt fast 20.000 Blatt
(S.218)


Die Reformation und der Wahn der Wiedertäufer - Paracelsus' Psychiatriedeutungen

Reformation und Wiedertäufer
Beim Bildersturm entfernen und vernichten die Extremisten nicht nur Statuen und Bilder, sondern auch ganze Orgeln, auch in St. Gallen (S.165). Es soll nur noch die Offenbarung gelten. Damit denken die Anführer der "Reformation" aber eindeutig mittelalterlicher als der italienische Humanismus (S.166).

Die Wiedertäufer sind volkstümliche Reformatoren ohne soliden humanistischen Hintergrund, mit einer Selbstaufgabe bis hin zum Selbstmord (S.166). Das Täuferwesen verbreitet sich von N-Deutschland bis hin zu den Alpen und bildet Zentren in Münster, in Böhmen und in der Schweiz vom Bernbiet über den Jura über Zürich bis in die Ostschweiz und nach S-Deutschland (S.167). Das Täufertum greift die Reformation an mit Anarchismus, Kommunismus und Mystizismus (S.167).

In St. Gallen wird gegen die Wiedertäufer vorgegangen, mit Disputationen, Geldbussen, Irrenhaus und Wegweisungen (S.166). Die Wiedertäufer werden auch als "Wiedersäufer" verfemt und bestraft mit Erhängen, Köpfen, Verbrennen und Ertränken - als Strafe für den "Unglauben". Die Vertreibung von Führern der Wiedertäufer bremst die Radikalisierung jedoch nicht, sondern es entsteht ein Täufer-Extremismus z.B. mit dem Bibelwort "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder", so dass sich die Täufer dann auch in der Kirche "wie die Kinder" aufführen, in destruktiver Weise (S.167).

-- Täufer behaupten einen neuen Geist und verbrennen das Neue Testament als Buchstabenwerk (S.167)
-- Täufer verweigern Arbeit, denn alles soll Gottes Willen überlassen bleiben
-- Frauen spielen bei den Täufern auch "Hauptrollen" mit Gottesphantasien und Zitaten aus der Bibel, Nacktpredigten im Winter etc.
-- Täuferinnen betreiben in der Kirche von St. Gallen fromme Hurerei
-- Täufer halten Weltuntergangsorgien ab mit totalem Exhibitionismus und Gruppensex (S.168), weil die Jünger Christi ja schlechte Menschen gewesen seien (S.168-169)
-- Kinder werden auch religiös wahnhaft: stellen sich sterbend, betreiben Zungenrederei etc.
-- Extrem: Täufer Thomas Schugger köpft seinen Bruder Leonhard Schugger und behauptet, es sei der Wille Gottes, und dann wird Thomas Schugger wird hingerichtet

-- Täuferfrauen behaupten, ihre Hurerei komme aus dem Geist und Willen Gottes
-- Täuferpraktik: Öffentlich werden Bekenntnisse zu "Sünden" bekanntgegeben wie Ehebruch
-- Täuferpraktik: Grussverweigerung auf der Strasse
-- Täuferpraktik: Tanzwut (S.169) mit Veitstanz (S.170)

Wiedertäufer-Wahn bis zum Selbstmord - Paracelsus empfiehlt Musiktherapie
(S.164)

-- in Deutschland und in der Schweiz steigert sich der Wahn der Wiedertäufer bis zu Selbstmorden
-- aber die Wiedertäufer widersprechen sich, denn nach einem Selbstmord sind keine Werke der Barmherzigkeit mehr möglich
-- die Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Wiedertäufern sind z.T. heftiger als die Auseinandersetzungen mit den Katholiken (S.165).
-- Heinrich Bullinger verfasst über 50 Schriften gegen die Wiedertäufer
-- Leo Jud in Zürich und Dominik Zili in St. Gallen sind halbe Wiedertäuferfreunde (S.165).

Paracelsus behandelt das Thema des religiösen Fanatismus (S.164-165): Der Glaube mache den Körper krank (S.165), v.a. im Hinblick auf die Fanatismen bei den Wiedertäufern, die bis zur euphorischen Selbstverbrennung gehen. Paracelsus schlägt vor, die Wiedertäufer mit Musiktherapie vom religiösen Wahn abzuhalten (S.165).

Frühschrift von Paracelsus: "Das siebente Buch in der Arznei. Von den Krankheiten, die der Vernunft berauben"
Paracelsus erarbeite sich mehrere Prinzipien, wie es zum Religionswahn kommen kann: Es sei eine Verirrung in der Religion. Er entwickelt eine Religionspsychologie oder Religionspathologie:

-- Glaube kann "Berge versetzen"

-- im Glauben kann der Mensch geistig so stark wie die Geister werden

-- Berge aber sollen die Menschen keine versetzen (S.171)

-- "götliche barmherzigkeit" soll von Geisteskrankheiten heilen (S.172)

-- Menschen meinen, durch "Berge versetzen" Macht zu haben und geraten in einen Wahn

-- Menschen meinen, eine Plage oder Strafe käme von Gott und Heiligen und sie wollen in ihrem Wahn keine Ursachenforschung mehr, aber Krankheiten kommen aus der Natur und sind keine Buss-Krankheiten (S.173).


Weitere Heilmethoden aus dem 7. Buch "Das siebente Buch in der Arznei"

Beschreibung der Epilepsie / Fallsucht im 7. Buch
Paracelsus beschreibt verschiedene Arten von Epilepsieanfällen und Stärkegraden. Zitat:

Der Anfall zeige sich "an etlichen mit grossem schaum, an etlichen mit vil wasser, an etlichen offen unwandelbar augen, an etlichen vil renken und krümmen, an etlichen straks und unberürt, etlich mit schreien, etlich mit stille, etlich gar gen hoden wirft mit gewalt, etlich senftiglich lasst nidersitzen." (S.259)

Die Therapie gegen Epilepsie besteht gemäss Paracelsus
-- aus Goldpräparate
-- aus Korallenpräparate als alkoholische Tinktur
-- aus Antimon

-- rein magische Mittel seien
oo  Einhorn
oo  gestossene Hirnschale
oo  das Blut eines Enthaupteten etc. (S.261)

-- starke Drogen seien:
oo  Bilsenkraut
oo  Tollkirsche
oo  Mandragora (Alraunwurzel) (S.261)


7. Buch: Thema: Aberglaube
Therapien können gemäss Paracelsus von Aberglauben heilen, wenn der entsprechende "richtige" Glaube vorhanden ist, zum Beispiel bei einer Quirins-Busse (Ölschenkel) oder bei einem Antoniusfeuer (Unterschenkelgeschwür). Wachsfiguren wirken gemäss Paracelsus nur relativ wenig (S.173)

7. Buch: Thema: Tanzwahn der Wiedertäufer heilen
Im Wiedertäuferwahn wird der Täufer-Tanzwahn in Form des "Veitstanz" dargestellt. Veitstänzer sind Geisteskranke (S.173). Paracelsus unterscheidet dabei in
oo  Chorea imaginativa (Wahntanz)
oo  Chorea lasciva (geiler Tanz)
oo  Chorea coacta / Chorea naturalis (konstitutioneller Tanz (S.174).

Der Veitstanz in der "Auslegung der Zehn Gebote"
-- der Veitstanz ist ein Widerstandstanz einer Frau gegen ihren Mann in der Antike: Die Frau bildet sich eine Krankheit ein und tanzt, bis sie einschläft

-- Paracelsus: Die Einbildung einer Krankheit kann krankhaft werden, kann z.B. eine Massenpanik vor Pest auslösen

-- Paracelsus sieht die psychologische Selbsteinschränkung durch die Imagination bzw. Angst  (S.176)

-- Paracelsus: Der Veitstanz beinhaltet auch kriegerische Aggression mit Massenverführung mit der Sprache als "Magnet", analog den Verführungen ganzer Bevölkerung durch ihre Imperatoren (S.175-176)

Paracelsus stellt dabei fest:
-- Frauen haben grössere Wahnvorstellungen als Männer, weil sie "kreftiger imaginiren"
-- Frauen haben eine grössere sexuelle Energie als der Mann
-- Paracelsus betont die Gruppendynamik, die von Einbildungen ausgeht, "unsichtbare Päpste" genannt (S.175)

Die Therapie bei Chorea imaginative und Chorea lasciva besteht aus Enthaltsamkeit, Isolierung und Nahrungsentzug. So wird die Euphorie durch eine Depression abgelöst, und dann kann die "melancholei" mit täglich etwas besserer Speise vertrieben werden (S.174)

Die Chorea coacta / naturalis entsteht durch "lachende Adern" mit "kitzlichen enden" mit alchemischen Prozessen, die zu Anfällen pathologischer Freude führen können: Stimulation durch Schlagen oder Lassen [?] dieser Adern - der "Spiritus in den Adern" lässt den Betroffenen hüpfen und rasen - Zustand, wie wenn man besoffen wäre (S.175)

Die Therapie bei Chorea coacta / naturalis (konstitutioneller Tanz) soll mit massiven Drogen stattfinden, eine Quintessenz von Opium und Mandragora (Alraunwurzel), + Pfefferessenz, Margaritenwasser, Margaritenöl, Taumellolch (Lolium), Trinkgold und Edelsteinstücke (S.175).

7. Buch: Heiligenerscheinungen
Paracelsus meint bezüglich Heiligenerscheinungen, diese Erscheinungen seien nur zu 10 Prozent wahr (S.177).

7. Buch: Die Wirkung von Teufel und Kunst
Paracelsus wendet sich gegen Hokuspokus in der Kirche:
-- Schnitzereien sind legal
-- Paracelsus ruft gegen jede Verzweiflung auf, und gegen alle magischen Zeremonien (S.178)
-- der Teufel ist abzulehnen (S.178-179) und die Kunst solle wirken (S.179)
-- Tricks vom Teufel könne man brauchen, wenn man sich vom Teufel nicht beherrschen lasse

-- zu grosse Teufelsfurcht habe aber keinen Sinn, weil die Angst verheerende Folgen haben könne(S.179)
-- wer der Natur vertraut, habe immer genug Kraft, um jeden Teufel zu besiegen (S.179)

7. Buch: Behinderte Menschen
-- das Kind vor der Geburt ist bereits ein Mensch
-- Missgeburten und Geisteskranke seien auch Menschen (S.180)

Paracelsus-Taktik: Keine religiöse Stellungnahme
-- Paracelsus publiziert keine theologischen Schriften, um sein medizinisches Werk nicht zu gefährden (S.165)
-- selbst verehrt Paracelsus die "Muttergottes" in Einsiedeln, verurteilt gleichzeitig aber das Mönchstum [mit seinen Schlemmereien] scharf (S.203).

1520er Jahre ?
Psychiatrieentwicklung:
Paracelsus' Buch: "Philosophia Magna": mit Vorarbeiten über die unsichtbaren Krankheiten
-- Paracelsus beschreibt in seinem Buch "Philosophia Magna" Besessene, Mondsüchtige, Schlafwandler und die allgemeine Entstehung von Geisteskrankheiten
-- wie es später auch im 7. Buch des "Paramirum" beschrieben ist (S.171).

Im Werk "Philosophia Magna" beschreibt Paracelsus Geister und Wesenheiten. Das Lesepublikum bzw. die gesamte Umwelt steht der "Philosophia Magna" mit grossem Unbehagen gegenüber. Pirmin Meier:

<Sonst aber dominiert gegenüber der paracelsischen "Philosophia Magna" das Unbehagen, schon wegen der Themen: Ausser Elementargeistern Hexenwerke, Besessene, sibyllische Prophetie, das Augurenwesen, blutende Bäume, postmortale Erscheinungen, Homunculi, Wunderzeichen von Heiligen und vielfältige Arten von Magie. Angesichts dieser Fülle von Entlegenem und Obskurem konstatiert der Pharmazie-Historiker Otto Zekert, das sechzehnte Jh. sei 'doch mehr dem Aberglauben verhaftet, als es die Überschätzer dieser Zeit wahrhaben wollen'.> (S.321)


Paracelsus' Buch "Liber de Nymphis" mit der Beschreibung von Wesen in Sagen und Geschichten
Das Buch heisst mit vollem Namen
"Liber de Nymphis, sylphis, pygmaeis et salamandris et de caeteris spiritibus" / "Buch von Wasserfrauen, Luftgeistern, Erdmännchen, Feuerwesen und den übrigen Geistern" und versucht die philosophische Deutung der Hauptpersonen in Sagen und Geschichten wie
Nymphen, Erdmännlein, Riesen, Schrättlein, Melusine (S.324).

-- Beschreibung der Hierarchien unter den Geistern (S.326)

-- Beschreibung der Lebensbereiche von Geistern (S.326)

-- Vergleich mit dem Menschen, der gleichzeitig Natur, Geist und Engel ist (S.327), entsprechend der Theorie vom elementischen Leib, vom feinstofflichen Astralleib und dem Geistleib (S.327)
oo  erstes Traktat: über die Erschaffung und dem Wesen der "geistmenschen": Unterscheidung in Wasserleute, Bergleute, Feuerleute und Windleute (S.327)
oo  zweites Traktat: über die vier Wohnungen der Elementargeister, Sitten, Gebräuche und Hierarchien (S.328)
oo  drittes Traktat: über den Weg, "wie sie zu uns komen, und uns sichtbar werden" (S.329)
oo  viertes Traktat: über Eifersucht zwischen Nymphen und Menschen und ihr Hierarchiestreben (S.330)
oo  fünftes Traktat: über Gestalten der germanischen Sage: Riesen wie Sigenot, Hildebrand, Dietrich von Bern; über den heiligen Nothelfer Christophorus (S.330)
oo  sechstes Traktat: über die "ursachen solcher geschöpfen" wie Riesen, Erdmännchen etc. (S.331)

1520er Jahre?
Buch von Paracelsus über die Syphilis: "Von der frantzösischen kranckheit Drey Bücher. Para"
wobei "para" griechisch "darüber hinaus" bedeutet (S.97).


1520er Jahre
Paracelsus' Erkenntnisse über den Kropf
Paracelsus schlussfolgert:
-- wo Leute Kropf haben, da sind auch Bergwerke; genannt sind bei Paracelsus Pinzgau, Etschland, Graubünden
-- Kropf ist gemäss Paracelsus mineralischen Ursprungs
-- das Wasser im Pinzgau mache kropfanfällig

-- als Heilung von Kropf beschreibt er durch folgende Vorgänge:
oo  am Morgen soll die betroffene Person den eigenen Urin trinken, dies sei ein Spezialfall der Heilung durch Sal [Salz]
oo Einnahme salziger Präparate wie ungarisches Salz, im Etschgebiet "Kropfsalz" genannt
oo  die Bündnerkröpfe seien speziell hartnäckig, kein Salz sei gut genug

-- der Arzt muss beim Kropf gleichzeitig Geograph und Kosmograph sein, so Paracelsus (S.215).

1521 ca. ? / Frühwerk von Paracelsus
Paracelsus' Buch: "Elf Traktat von Ursprung, Ursachen, Zeichen und Kur einzelner Krankheiten"
mit Betonung des Zusammenhangs von Krankheit und historischem Zusammenhang von Planeten und Umständen (S.258).

1522
Basel: Ökolampad hält die ersten theologischen Vorlesungen auf Deutsch
Der Vortrag des Basler Reformators Johannes Ökolampad in deutscher Sprache ist gemäss Pirmin Meier eine absolute Pionierleistung in Europa, [um von der universitären "Hochsprache" Latein loszukommen, das in der Bevölkerung kaum oder überhaupt nicht verstanden wird] (S.231-232).



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5. Paracelsus in Salzburg - und dann ein Wanderarzt

1524
Ankunft von Paracelsus in Salzburg - Plan, dort zu bleiben
(S.10)

1525
-- Salzburg gibt Paracelsus unbeschränktes Gastrecht (S.218)
-- Wohnort: Pfeiffergasse 11 (S.220)
-- Abhandlung über die Gottesgebärerin und "Jungfrau" Maria.

Paracelsus wettert gegen die Kirche und provoziert, als "gefährlich" eingestuft zu werden
Paracelsus mischt sich wieder in religiöse Fragen ein und predigt für eine "Geistkirche" und gegen die "Mauerkirche". Dabei kommt es wieder zu Polemik, die bei den Kirchenoberen von Salzburg sauer aufstösst (S.218). Paracelsus wirft ihnen Tricks und Lügen vor (S.219)
. So entstehen Gerüchte gegen Paracelsus, er sei ein "Teufel" - Paracelsus antwortet, er könne nichts dafür, wenn ihm die Leute nachlaufen und nicht den Kirchenoberen (S.218-219). Der Salzburger Fürstbischof fühlt sich von Paracelsus angegriffen. Ausserdem besteht die Gefahr, dass Paracelsus zu einem weiteren Bauernführer werden könnte (S.219). Paracelsus bezieht auch nie eine klare Position und bleibt für die Oberen unberechenbar [und somit wird der Arzt Paracelsus zu einer politischen "Gefahr"] (S.219-220).

Frühjahr 1526
Paracelsus verlässt Salzburg und Österreich in den Wirren des Bauernkriegs
(S.7,219); Paracelsus organisiert eine schnelle Abreise aus Salzburg, ohne alle Sachen mitzunehmen. Fellkleider, Bücher und Gläser etc. bleiben in Salzburg, gemäss Salzburger Protokoll vom 27.4.1526. Pirmin Meier vermutet, dass Paracelsus plante, nach Salzburg zurückzukehren (S.219)


ab Mai 1526
Paracelsus wird Wanderarzt in Süddeutschland
(S.220)


Paracelsus erreicht Baden-Baden
Behandlung von Markgraf Philipp I. mit Ruhr, ein geiziger Patient, der angeblich ein Honorar nicht bezahlt (S.10,220)
.

Paracelsus in Freiburg i.Br. - wahrscheinliche Behandlung der Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Anna Betz Rottweil
(S.10,146)
-- Heilung einer Gürtelrose / Herpes zoster mit Präparaten aus Mistel und Schöllkraut (S.145)
-- plus: Therapie mit Opodeltoch-Pflaster (S.146)


An der Universität Freiburg im Breisgau kann Paracelsus wieder "streitbare Auftritte im akademischen Umfeld" halten



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6. Paracelsus in Strassburg - Chirurgie

Spätjahr 1526: Strassburg - Bürgerrecht
Im Spätjahr 1526 erreicht Paracelsus die Stadt Strassburg, und in dieser Zeit bei Paracelsus der Entschluss gefallen sein, nicht mehr nach Salzburg zurückzukehren (S.220). Paracelsus erhält auch in Strassburg die Gelegenheit zu "bemerkenswerten, streitbaren Auftritten im akademischen Umfeld" [web01]. Er unterhält engen Kontakt mit reformatorischen Persönlichkeiten. Am 5.12. 1526 erwirbt Paracelsus das Bürgerrecht von Strassburg (S.10).

Mitgliedschaft in der Zunft "Zur Lutzerne" - Chirurgie - Kontakt zu weiteren Reformern - Disputationen
Paracelsus lässt sich nun auf die vorhandenen Strukturen ein: Er kauft sich in die Medizinergilde ein (S.52), die Zünftler "Zur Lutzerne". Mit dieser Mitgliedschaft erhält er das Recht, in Strassburg legal Chirurgie betreiben zu dürfen. Paracelsus hat inzwischen auch einen Gehilfen, Ulrich Gyger aus Pforzheim, und führt auch ein "Krankheitstagebuch". Kranke Leute, die zu Paracelsus kommen sind auch nicht nur Patienten, sondern auch wichtige Gesprächspartner, wie der reiche Patient Gerbelius. Mit seiner neuen Art der effizienten Medizin, die auch die seelischen und geistigen Umstände berücksichtigt, wird Paracelsus bald im ganzen Elsass bekannt (S.221).

Am 20. Dezember 1526 findet in Strassburg zum Beispiel eine Begegnung von Paracelsus mit Caspar Heyd beim Strassburger Domsekretär Nikolaus Gerbelius statt (S.123). In Disputationen unterliegt er dann in den Jahren 1526 und 1527 gegen den Chirurgen Wendelinus (Wendelin Hock) (S.221,234), aber das kratzt Paracelsus nicht gross und er geniesst die Kontakte zu den Reformern Nicolaus Gerbelius, Kaspar Hedio und Wolfgang Capito, sowie zu Oekolampad [web02].

1526 / 1527 ca.
Buch von Paracelsus: "Archidoxen": Die Theorie über die Arcana
über die göttliche Wirkungsweise der Naturheilmittel (S.279).


Der Begriff "Arcanum" ("Wirkstoff"), plural "Arcana"
Generell gilt für Paracelsus, dass ein Wirkstoff mit einer Heilwirkung nur von Gott selbst stammen kann. Die Wirkung kann nur Gott selbst vollbringen (S.277-278). Paracelsus gibt dann in seinem Werk "Archidoxen" eine eigene Theorie über die "Arcana" heraus, das vermutlich 1526/27 oder früher verfasst ist (S.279).

Gemäss Medizinhistoriker Adrien Philippe in "Geschichte der Apotheker bei den wichtigsten Völkern der Erde" von 1858 hat der Begriff "Arcanum" bei Paracelsus eine  Bedeutung der Heilkraft sowie der Substanz:


oo  der Begriff meint zunächst "alles, was den wesentlichen Grund der Krankheit beseitigt, und somit bedeutet "Arcanum" die Heilkraft der Natur selbst"

oo  des weiteren meint Adrien Philippe: "Vorzüglich aber heissen 'Arcana' solche Substanzen, welche durch die geheimen ihnen innewohnenden Heiltugenden, durch magische Kräfte, erschlossen von der Kunst der Alchymisten, hauptsächlich durch die alles Körperliche beseitigende Kraft des Feuers, auf directem Wege die Krankheit beseitigen." (S.278)

In den "Zehn Bücher der Archidoxen" beschreibt Paracelsus auch die Umwandlungsprozesse im Magen sowie das absichtliche und gewollte Fasten.

Paracelsus schreibt in den "Zehn Bücher der Archidoxen"
-- über Scheidung und Verwandlung der 4 Elemente und der Metalle: "alchemia transmutatoria"


-- über die Scheidung der Elemente in Metallen, Gesteinen, Ölen, Harz, Kräutern, im Fleisch etc. (S.129)

-- im Magen wird die Energie umgewandelt, so dass die Beweglichkeit gestärkt wird

-- Paracelsus sieht die Energieaufnahme durch Nahrung innerlich und durch die Haut äusserlich

-- Paracelsus sieht eine Energieübertragung z.B. durch die "Englische Distel", wenn ein Mensch sie berührt und dann ein zweiter

-- Paracelsus sieht winzige Mengen Gold als Nahrungsersatz

-- Paracelsus meint, geistbeherrschtes Fasten töte nicht, leidendes Hungern aber schon (S.130)

-- Fasten ist gemäss Paracelsus aber nicht mit heroischem, heiligmässigem Tun und mit göttlicher Gnade verbunden, sondern Ursache für den Willen zum Fasten können auch Traurigkeit, Melancholie, Schwermut sein etc. (S.131)

-- für Paracelsus ist Fasten somit kein Wunder mehr (S.131).





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7. Paracelsus in Basel - Vorträge, Heilungen, und der erste Schülerstamm

Die Berufung nach Basel
Paracelsus wird ans "Konzil von Basel" berufen und kann so Kontakte zu weiteren Humanisten wie Erasmus von Rotterdam, Wolfgang Lachner und Johannes Oekolampad aufbauen [web01].
Der Reformer Ökolampad trägt massgeblich zur Berufung von Paracelsus nach Basel bei (S.60).

Im Jahre 1527 zieht Paracelsus nach Basel (S.10) und wohnt in der Nähe des Kohlenbergs im heutigen Haus Leonhardstrasse 1 (S.225,226,412). Sein Gehilfe Ulrich Gyger aus Pforzheim bleibt sein Begleiter und kommt nach Basel mit (S.221). Basel ist humanistisch orientiert (S.225,226). Paracelsus gilt als Wunderdoktor. Es ergibt sich ein Briefwechsel mit Erasmus von Rotterdam (S.221).

Paracelsus folgert bei Erasmus von äusseren auf innere Zustände, was Erasmus zwar imponiert, ihm aber gleichzeitig zu weit geht, so dass Erasmus nicht nach Basel kommt (S.224).

Basel wird für Paracelsus zum Grundstein seiner ganzheitlichen Lehre - Heilung von Johann Froben
Paracelsus hat in Basel hochqualifizierte Assistenten und Schreiber wie Ulrich Gyger und Johann Herbster, genannt Oporin (S.232). In Basel findet die ganze Grundlage von Paracelsus' Schaffen nun seinen Niederschlag:
oo  Lehre vom Tartarus (Steinbildung)
oo  Syphilissymptome, so genannte "Franzosen"
oo  gemäss Pirmin Meier veranstaltet Paracelsus in Basel einen regelrechten "Vorlesungsfuror", und sein Selbstwertgefühl steigt (S.232).

-- erfolgreiche Behandlung von Buchhändler und Buchdrucker Johann Froben, dem ein Bein gerettet wird (S.10,221)

-- Paracelsus geniesst einen besten Ruf (S.221) und gleichzeitig ist die Stelle des Stadtarztes vakant (S.225)

-- Ökolampad will Paracelsus als Basler Stadtarzt, die Universität Basel mit einer "stockkatholischen Fakultät" aber will Paracelsus überhaupt nicht (S.225)

-- Paracelsus wird vom Stadtrat angestellt (S.226).

Paracelsus wird Stadtarzt von Basel und "Ordinarius" an der Universität in Basel: Heilungen - Stelle als Stadtarzt für 10 Monate
Paracelsus wird Stadtarzt in Basel (S.49) und behauptet unter Eid, den Dr.-Titel an der Universität Ferrara erworben zu haben, kann aber keine Dokumente vorweisen (S.65). Es wird ihm an der Universität Basel eine Ordinarius-Stelle vergeben, obwohl er es nicht ist. In den Dokumenten ist Paracelsus nur für 10 Monate Stadtarzt, und dies ist gemäss Pirmin Meier die einzige "feste Stelle" seines Lebens (S.10).

Vorträge von Paracelsus: auf Latein, dann auf Deutsch
-- die Vorlesungen über die Pharmakologielehre (Christoph Clauser gewidmet) sind auf Latein
-- in lateinisch-deutscher Mischsprache sind diverse Ausarbeitungen z.B. zur Harn- und Pulslehre
-- andere Vorlesungen sind auf Deutsch: "De modo pharmacandi", der Hippokrateskommentar, die Vorlesung "Antimedicus", und fast alle Vorlesungen zur Chirurgie (S.232).

Paracelsus in Basel: Vorträge über das ganzheitliche Medizinprinzip gegen die Viersäftelehre - und die primitive, konservative Gegenwehr
Paracelsus hält absichtlich während den Sommerferien medizinische Vorlesungen, v.a. auf Deutsch, was grosses Aufsehen erregt (S.10), die so genannten "Hundstagsvorlesungen" (S.227-228). <
Er öffnete seine Vorlesungen auch für die Allgemeinheit, denn „Die Wahrheit müsse nur deutsch gelehrt werden“ und „Nun ist hie mein Fürnemmen zu erkleren, was ein Arzt seyn soll, und das auff Teutsch, damit das in die gemein gebracht werde“.> Die auf Deutsch gehaltenen Medizinvorlesungen provozieren in konservativen Gruppen Widerstand und Rebellion gegen Paracelsus [web01]. Die Vorlesungen auf Deutsch zu halten ist gemäss Pirmin Meier eine Pionierleistung, obwohl er damit nicht der erste in Europa ist (S.232).

Die Vorträge von Paracelsus sind eine revolutionäre Kriegserklärung an die Schulmedizin der damaligen Zeit: Die Viersäftelehre des romanischen Arztes Galenus von Pergamon mit dem Prinzip Blut - Schleim - gelbe Galle - schwarze Galle (Humoralpathologie [Krankheitserkennung durch Untersuchung der erkrankten Körperflüssigkeiten]) wird frontal angegriffen und immer wieder widerlegt (S.10).

-- Paracelsus heilt v.a. mit verschiedenen Wässern, Pulvern, Steinen und Pflastern

-- Paracelsus empfiehlt Buchstabenzauber bei Wundverbänden, Bauchwunden, Geschossentfernungen und bei anhaltenden Blutungen bei Frauen (S.144)

-- Paracelsus glänzt mit seiner ganzheitlichen Medizin und mit seinen Erfahrungswerten
oo  mit zukunftsweisenden Gesichtspunkten
oo  z.T. anknüpfend an uralte, volksmedizinische, magische und alchimistische Traditionen
oo  mit Betonung von Naturheilkräften, Heilkräften in Bildern, seelischen Kräften (Imaginationen) und die Kraft des Glaubens (S.10)
oo und Paracelsus legt neben der Medizin auch Wert auf Philosophie, denn gemäss Paracelsus heilt auch Philosophie (S.21).


Paracelsus' Vorträge in Basel: Schwierigkeiten
-- Paracelsus ist nie als ordentlicher Professor anerkannt
-- Paracelsus hat es scheinbar schwer, Säle zu bekommen
-- Paracelsus ist in einem rechtlichem Dauerstreit mit seiner Fakultät (S.227)
-- Paracelsus' Ruhm steigt aber auf und er kann auf ein Stammpublikum bei der Schülerschaft zählen (S.228).

Vorträge in Basel: Paracelsus über die Arbeit des Arztes, 5.6.1527
-- wesentlich ist "die Summe der Kenntnisse der Naturgeheimnisse"
-- ein Arzt soll "die verschiedenen Formen der krankhaften affekte kennen"
-- Ärzte sollen die "Ursachen und Zeichen der krankhaften Affekte durchschauen"
-- wesentlich ist auch ein "unabhängiger forschungseifer" (S.228)

-- Paracelsus distanziert sich von "Komplexionen und Kardinalsäften im Stil der Alten"
-- Paracelsus beschwört die "Erneuerung der Medizin" (S.229).

Vorträge in Basel: Para-Feminismus
-- Paracelsus erwähnt die zauberkundige Frau "Lena" und setzt sie neben bisherige medizinische Autoritäten (S.143)
-- Lena heilt mit Zauberzettel mit Zahlenhexerei: Ein Zettel mit der Aufschrift "AXFC", den sie über Hoden und Penis legt, ist ein Buchstabenzauber gegen Impotenz (S.143-144)
-- Paracelsus meint, Frauen sollen nicht auf Sex verzichten (S.146)
-- Jungfräulichkeit wird bei Paracelsus kaum erwähnt, aber: Ein Nähfaden muss von einer Jungfrau gesponnen sein. Dies ist ein Überrest kultischer Keuschheit (S.148)

-- Paracelsus beschreibt Menstruationsbeschwerden mit Rückenschmerzen, Drücken im Bauchgrübchen, etliche Sorten von Kopfweh
-- Paracelsus beschreibt prämenstruelle Beschwerden mit Müdigkeit
-- Bisse von menstruierenden Frauen seien giftig; dies ist gemäss Pirmin Meier eine altgnostische Frauenverteufelung, oder Paracelsus meint einfach, dass Frauen während der Menstruation aggressiv sein können (S.161) [weil sie von den Männern damals wegen der Mens damals oft noch ausgelacht wurden].

Vorträge in Basel: Männerheilkunde
-- Paracelsus behauptet die Heilung von Impotenz mit Zaubersprüchen, Gebeten und Satorformeln etc. (S.144)
-- Paracelsus meint, Männer sollten nur als Apostel oder Arzt auf Sex verzichten (S.146).

Paracelsus in Basel: Aufräumen mit Missständen
Paracelsus beseitigt Missstände in Basler Apotheken (S.10) mit der Apothekenverordnung im Rücken (S.234):
-- Einführung von Apothekerprüfungen (S.10)
-- Einführung von Rezeptkontrolle (S.10-11)
-- Einführung von Visitationen
-- Einführung von Regelungen für die Taxe
-- Einführung von Verboten gegenseitiger Gewinnbeteiligungen zwischen Ärzten und Apotheken (S.11)

-- Verbot der beliebigen Ersetzung eines Heilmittels durch ein anderes
-- Verbot, unqualifiziertes Verkaufspersonal zu beschäftigen, z.B. Kinder (S.234).

Paracelsus in Basel: Heilungen
-- erfolgreiche Behandlung von Desiderius Erasmus von Rotterdam
-- erfolgreiche Behandlung von Domherr Cornelius von Lichtenfels (S.11).

Paracelsus kann Anhänger um sich scharen: "Paracelsisten"
(S.13)

Paracelsus kritisiert die bisherige Ärzte- und Apothekerschaft in heftiger Weise [und zwingt sie zu mehr Transparenz]. Mit der Beseitigung der Missstände provoziert Paracelsus Schmähschriften und auch <offen vorgebrachten Bedrohungen gegen Leib und Leben.> Die primitiven Konservativen strengen gegen Paracelsus sogar ein Gerichtsverfahren an [web01].


Johannisnacht 1527 / 21.6.1527
Gerücht, Paracelsus habe Bücher im Johannisfeuer verbrannt - der Vergleich mit Luther
Nach der Johannisnacht, der Sonnenwende im Jahre 1527, kommt das Gerücht auf, Paracelsus habe Bücher ins Johannisfeuer geworfen und verbrannt. Später schreibt Paracelsus selbst, Bücher im Johannisfeuer verbrannt zu haben, jedoch ohne Ortsangaben und Werksangaben zu machen (S.230-231). In der Folgezeit wird Paracelsus mit Luther verglichen, der die Bannbulle des Papstes verbrannt hat (S.231).

Natürlich schafft sich Paracelsus damit wieder neue Gegner. Insgesamt schafft sich Paracelsus mit seinen Heilungen und Vorlesungen de facto jedoch eine Stellung wie ein Extraordinarius, mit demselben Vorgehen wie Ökolampad, der auch ohne Fakultätsprozedere seit 1522 theologische Vorlesungen hält (S.231).

10.11.1527
Paracelsus' Buch: "De gradibus et compositionibus receptorum" ("Über Rezept-Zusammensetzungen") für Zürichs Stadtarzt Clauser
-- die Clauser-Familie, ehemals Scherrer, hat reiche Vertreter in der ganzen Schweiz
-- der Zürcher Stadtarzt Clauser erhält von Paracelsus die pharmakologische Schrift "De gradibus", fördert ihn aber nicht. (S.65)
-- Paracelsus hat mit dieser Übergabe an Clauser einen euphorischen Zenit in seinem Leben erreicht, mit einem überschwänglichen Begleitbrief vom 10.11.1527: Er, Paracelsus, sei "der Arzt Deutschlands", so wie Avicenna für Arabien, Galenus für Kleinasien, oder Marsilio Ficino für Italien (S.232)

Und dieses Selbstlob wirkt nun [in der Schweiz sehr] kontraproduktiv (S.233)

Der Inhalt von Paracelsus' Buch "De gradibus": Heilkräuter wirken je nach Land verschieden
Paracelsus schildert auch in diesem Buch bahnbrechende Erkenntnisse der Medizin:
-- Paracelsus stellt die These auf, jedes Land produziere eigene Heilmittel gegen alle vorkommenden Krankheiten in Form von Heilpflanzen, Mineralien und anderen Naturprodukten, und die Kräuter haben je nach Land verschiedene oder verschieden starke Wirkungen, weil die Bodenbeschaffenheit von Land zu Land verschieden sei
-- die Melisse habe z.B. in der Schweiz nicht dieselbe Bedeutung und Wirkung wie in Griechenland wegen des unterschiedlichen Salzgehalts der Erde bzw. wegen der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit
-- Paracelsus unterscheidet "Sal Arabicum" [arabisches Salz aus arabischem Boden], "Sal Graecum" [griechisches Salz aus griechischem Boden] und "Sal Turgoium" [Salz aus dem Kanton Thurgau], wobei der Thurgau damals die gesamte Ostschweiz umfasst (S.233).



[Diese Unterscheidung von Heilwirkungen kann sogar von Region zu Region innerhalb eines Landes verschieden sein, wenn die Regionen verschiedene Klimaten und Böden aufweisen, zum Beispiel ein Heilkraut aus dem Mittelland in der Schweiz mit ca. 400 m über Meer - und dasselbe Heilkraut aus dem 1400 m höheren Engadin in der Schweiz].

gleicher Tag:
Tod von Johann Froben - der Vorzeigepatient stirbt
Ein grosser Förderer und Beschützer in Basel fällt nun für Paracelsus aus - und die primitiven Paracelsusgegner nutzen nun ihre Chance (S.233).


Die Eskalation in Basel bis zur Vertreibung von Paracelsus

Ein Satiregedicht
Ungefähr am 12. November 1527 wird ein Satiregedicht in Hexametern gegen Paracelsus an verschiedenen Kirchen angeschlagen
-- geschrieben von Paracelsusschülern, angeschlagen an der Martinskirche, an der Peterskirche (S.233), und an der neuen Burse
-- das Gedicht verspottet Begriffe der Heilkunde von Paracelsus, z.B. Yliadus (Urmaterie), Archeus (Meister des Magens)
-- Paracelsus wird der Vorwurf gemacht, Paracelsus betreibe Plagiate bzw. er habe Diebstahl von geistigem Eigentum begangen
-- Paracelsus wird der Vorwurf gemacht, Paracelsus habe eine fanatische Sprache
-- Paracelsus wird vorgehalten, er habe in Strassburg schon eine Disputation gegen Wendelin Hock verloren

-- und Paracelsus wird vorgeworfen, er beherrsche das Latein nicht richtig
-- und das Schlusswort sagt, Paracelsus solle sich einen Strick um den Hals legen (S.234).

Nun, Paracelsus nimmt dieses Gedicht nicht gelassen, sondern erbost auf und macht beim Basler Stadtrat eine Eingabe wegen Ehrverletzung, aber erfolglos. Und nun vergiftet sich die Atmosphäre zwischen Paracelsus und seinen Schülern (S.234) [und Paracelsus hat nicht die psychologische Gabe, sich über die Ehrverletzung zu stellen und die pubertären Schüler mit Humor dorthin zu führen, wo der Lebenssinn besteht: zu den Tatsachen weiterer Heilungen. Statt selber ein Gedicht über die Schüler zu schreiben, erhöhen sich die Spannungen in Basel].

Domherr Cornelius von Lichtenfels will seine Heilung nicht bezahlen
Paracelsus heilt den Domherr Cornelius von Lichtenfels, der aber den Lidlohn, einen hohen Betrag, nicht bezahlen will [wahrscheinlich in Anlehnung an das Schülergedicht mit dem Vorwurf, Paracelsus sei gar kein richtiger Arzt" oder könne gar nicht "richtig Latein"]. Und nun reagiert Paracelsus wieder falsch: Statt flexibel zu sein prozessiert er (S.11, 234). Und Paracelsus geht nun das Temperament durch, er wirft "böse Karten" aus gegen die Basler Behörden (S.234), er teilt auf Zetteln böse Schimpfwörter aus (S.49), und dies ist nun leider nicht das Verhalten eines Professors oder Gelehrten, sonder er provoziert damit seine Vertreibung (S.49).

Nur die Gebrüder Amerbach bleiben noch Paracelsus' Freunde (S.234). Die Gegner von Paracelsus strengen eine Prozess gegen ihn an, den er verlieren wird [web01].

Januar 1528
Flucht aus Basel
-- es kommt zur überstürzten Auflösung des Arbeitsverhältnisses in Basel (S.11)
-- Paracelsus wird zur Flucht gezwungen (S.45), Paracelsus muss Basel verlassen (S.234)
-- Paracelsus geht nach Colmar zu Laurentius Fries, der wie Paracelsus Deutsch als Wissenschaftssprache fordert (S.234)
.

[Die Primitiven in Basels Zünften haben gegen das Genie Paracelsus "gewonnen", aber auch deswegen, weil Paracelsus zum richtigen Zeitpunkt keinen Humor gezeigt hat].



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8. Paracelsus in Colmar und in Süddeutschland

Klagebriefe
Paracelsus beklagt sich bitterlich in zwei Briefen an den Juristen Bonifacius vom 28.2.1528 und 4.3.1528 mit der Erkenntnis: "Wahrheit trägt Hass ein" (S.234).

[Nun, so einfach stimmt das nicht, denn Paracelsus hat doch mit Polemiken und mit Zwangsumstrukturierungen im Medizinalwesen in Basel einigen Widerstand auf sich gezogen, und eigenartigerweise kann er nie ein Dokument über seinen Doktortitel vorweisen. Er konnte doch damit rechnen, dass unter seinen Schülern in Basel die Söhne mancher Ärzte und Apotheker sassen, die von den Umstrukturierungen betroffen waren. Ausserdem steht die Schweiz ein Jahr vor der Reformation und die Stimmung ist allgemein derart aufgeheizt, dass die politischen Verantwortlichen nicht mehr wissen, für welche Seite sie sich denn nun entscheiden sollen. Kurz gesagt, Paracelsus will zu viel in zu kurzer Zeit verändern, und dies provoziert harten Widerstand].

Zerwürfnis in Colmar mit Laurentius Fried - Buch über die Syphilis
Ab ungefähr April 1528 kommt es dann in Colmar selbst zu einem weiteren Zerwürfnis, dieses Mal zwischen Paracelsus und Laurentius Fried wegen immer stärkeren Meinungsverschiedenheiten zur Medizin oder zum Vorgehen in der Medizin (S.234).

Aber die Kraft zu neuen Publikationen ist bei Paracelsus auch in Colmar ungebrochen. Am 11.6.1528 wird ein Buch von Paracelsus über die Syphilis publiziert


"Von chemy und heilung der Franzosen neun Bücher" ["Von Chemie und der Heilung der Syphilis neun Bücher"]

dem Bürgermeister der Stadt Colmar, Hieronymus Boner, gewidmet (S.96)

Im Jahre 1528 ist Paracelsus generell wieder dauernd auf der Suche nach Heilmitteln (S.11).

Ab 1529 beginnt für Paracelsus dann wieder eine regelrechte "Schreibphase" mit Arbeit
-- am Chirurgiebuch "Bertheonea"
-- am "Spitalbuch"
-- am Buch über Geschwüre und offene Schädel
-- an 10 Kapiteln über die Französische Krankheit (Syphilis) (S.234).

1529
Reformation in der Schweiz
Das Jahr 1529 ist auch ein "christliches" Revolutionsjahr mit vielen "Bilderstürmen und Vertreibungen katholischer Angestellter:
-- Gossau: Bildersturm und Vertreibung des katholischen Abt Diethelm Blarer von Wartensee (S.34)
-- St. Gallen: Bildersturm und Vertreibung des katholischen Abt Franz Gaisberg (S.34)
-- Zürich: Reformation: Zwingli und Leo Jud (S.60).

Führender Reformator ist Zwingli, zweiter Mann ist Leo Jud mit gutem Verhältnis zu Paracelsus (S.60). Leo Jud hat nicht nur gute Worte für Paracelsus, sondern hilft ihm auch mit Taten mit der Herausgabe von Paracelsus-Schriften (S.75). Paracelsus selbst ist religiös unentschlossen und besucht kaum religiöse Veranstaltungen (S.68). Dafür publiziert er sein nächstes Buch:

1529
Buch zur Syphilis: "Vom Ursprung und Herkommen der Franzosen sampt der Rezepten Heilung 8 Bücher"
(S.60,250)

Die astrologisch-stilistische Betrachtungsweise von Paracelsus über die Syphilis
-- Paracelsus betrachtet nicht nur die Symptome ganzheitlich, sondern auch den Zustand des einzelnen Patienten in Seele, Körper und Geist

-- Paracelsus betreibt bezüglich Syphilis auch Exosemiotik: Er behauptet astrale Bezüge, historische Bezüge, Sternkonstellationen, Regenbogen als Zeichen etc. (S.252).

-- Paracelsus behauptet fest, die Syphilis sei nicht von den Ureinwohnern aus Süd-"Amerika" importiert sondern stamme aus Europa selbst im Zusammenhang mit Planetenkonstellation und Luxus (S.252) bzw.

oo  es sei ein astraler Faktor, genannt "Venus", dabei zu berücksichtigen (S.253): Der Lauf der Planeten regiert gemäss Paracelsus Krankheitskonstellationen: Venus ist im astrologischen Denken von Paracelsus "eine Mutter der Krankheit für den so genannten unteren Himmel" (S.254), für den Mann (S.161) mit Faktoren Zeit, Triebhaftigkeit und Grenzenlosigkeit, wobei ein weiser Mann diese Faktoren beherrscht (S.254)

oo  ausserdem sei ein Infektionsfaktor, genannt "Luxus", zu berücksichtigen (S.253): Wenn Venus am Himmel ist, dann ist Luxus, eine "Mutter" der Krankheit, nicht mehr weit: Geschwüre stehen bereit, aus den Frauen in die Männer übertragen zu werden (S.254); und ein voller Magen im "Luxus" ist Voraussetzung für die Lust, die die Übertragung im "Spiritus peccans" (im "schädlichen Geist") möglich macht (S.255)

oo  gemäss Paracelsus müssen äussere Konstellation von "Venus" und innere Konstellation von "Luxus" zusammenwirken, um die Syphilis auszulösen (S.255)

oo  der "spiritus" macht den Samen und zeugt die Kinder, so die Vorstellung von Paracelsus (S.255)

oo  ausserdem ist ein medizinisch-therapeutischer Gesichtspunkt zu berücksichtigen in Anlehnung an die allgemeine Lehre zu den Geschwüren, genannt "Crepinus" (S.253-254)

-- Paracelsus stellt befriedigend fest, dass das Auftreten der Syphilis die alte Viersäftelehre absolut in Frage stellt, denn die "Klassiker" der Medizin hätten zu dieser Krankheit noch nie etwas geschrieben (S.254).

[Nun, eigenartigerweise tauchte die Syphilis in Europa aber genau ab der Rückkehr von Kolumbus mit seinen menschlichen "Geschenken" aus Süd-"Amerika" auf. Diese Tatsache wird von Paracelsus verdrängt].

Verlegenheitsrezepte von Paracelsus gegen die Syphilis
Pirmin Meier:
"Entgegen dem allgemeinen Lob der paracelsischen Syphilisideologie scheinen die zahlreichen Kuren, die er in seinen Studien zur grossen Seuche anführt, eher Ausdruck von Verlegenheit zu sein":
-- Schwitztränke
-- Salzpräparate
-- Arsen, äusserlich angewandt
-- gemässigte Quecksilbertherapie
-- allerlei Öle
-- schweflige Lösungen

-- Heilpflanzenpräparate wie
oo  Salomonssiegel
oo  Persicaria (Knöterichgewächs)
oo  Melisse
oo  Baldrian
oo  Aloe etc. (S.257)

Die beste Vorsorge sei Keuschheit (S.258). [Das haben die katholischen Pfarrer sicher auch gesagt...]. Aber da ist noch ein Buch:

1529
Buch von Paracelsus: Volumen Paramirum Buch 1 und 2

Paracelsus behauptet: Der Mensch ist ein Zwischenstadium zwischen Urmaterie und Endmaterie
-- zwischen der Ursprungsmaterie vor der Geburt und vollendeter Materie nach dem Tod
-- der Mensch sei ein "mittel corpus" zwischen "prima materia" und "ultima materia" (S.102)

Paracelsus behauptet: Die fünf Gründe der Krankheiten / die "fünf Fürsten": Die Ganzheitlichkeit der verschiedenen Faktoren für eine Krankheit
(S.307); diese "fünf Fürsten" sind programmatisch für das Verständnis von Paracelsus, sind für ihn erstrangig, haben für ihn erste Priorität (S.308).

-- erste Krankheitsursache ist: das "ens astrale" / das Umgebende
-- zweite Krankheitsursache
ist: das "ens venale" / das Infizierende und Vergiftende
-- dritte Krankheitsursache
ist: das "ens naturale" / das Verderbende und Konstituierende
-- vierte Krankheitsursache
ist: das "ens spirituale" / das Wüten aus dem Bewussten oder Unbewussten
-- fünfte Krankheitsursache
ist: das "ens dei" / das von oben Prüfende und Heimsuchende (S.308).

Diese Fünfteilung des Krankwerdens ist weltweit die erste differenzierte Handhabung des Kausalitätsdenkens in der Medizin überhaupt (S.310).

Paracelsus postuliert
in seinem Buch "Volumen Paramirum": Patienten müssen differenziert betrachtet werden. Bei Krebs z.B. müssen umweltbedingte, ernährungsbedingte, erbbedingte oder auch psychische Faktoren berücksichtigt werden. Das Geschwür bringt gemäss Paracelsus sogar spirituelle "Mitteilungen". Wer nur einen Grund für eine Krankheit annimmt, versteht gemäss Paracelsus die Krankheit nicht (S.311).

Auch eine einzige Heilungsart genügt nicht. Weder Homöopathie (Heilung mit Gleichem), noch Allopathie (Heilung durch Gegenmittel) haben eine Monopolstellung, sondern alle Heilmethoden sollen in Proportion zueinander stehen. Der Arzt soll sich leiten lassen von Erfahrenheit und Vernunft: "experimenta ac ratio" (S.317).

Gemäss Pirmin Meier ergibt sich eine auffällige Parallelität zur alchemistischen Zahl 4 plus die Quintessenz als fünfte Stufe (S.308).

Paracelsus teilt auch die Entien / Daseinszustände in 4 "heidnische" Bücher ein - mit der Beschreibung natürlicher Heilungen - denen ein fünftes "nichtheidnisches" Buch zugefügt ist mit der Beschreibung theologischer Betrachtungsweisen (S.308).

Gemäss Pirmin Meier ergibt sich auch in der chinesischen Philosophie eine auffällige Parallelität zur Zahl 5, die in Europa aber wahrscheinlich nicht bekannt gewesen ist:
-- 5 Eingeweide
-- 5 Elemente bzw. Wandlungsphasen
-- 5 Geschmäcker
-- 5 Glücksfälle
-- 5 Haupttugenden
-- 5 Insignien
-- 5 Lehren
-- 5 Richtungen
-- 5 Tätigkeiten
-- 5 Tugenden
-- 5 Töne
-- 5 wilde Tiere etc. (S.308)

Das "Salz-Merkur-Sulphur"-Prinzip
(S.97,98):
-- Paracelsus glaubt an tote und belebte Materie, dass die Körpermaterie des Menschen nach dem Tod anders ist als vor dem Tod bzw. Paracelsus meint, an Leichen seien wichtige Informationen nicht mehr vorhanden, die am lebenden Mensch noch vorhanden sind (S.100)

-- Paracelsus gibt der Krankenbettmedizin die Basis (S.101)

-- Paracelsus beschreibt das Wesen von Substanz mit "Sal-Merkur-Sulphur", was nicht als die trockenen Elemente Salz-Quecksilber (Hg)-Schwefel zu verstehen ist, sondern als eine Umschreibung von Eigenschaften bei Prozessen (S.100)

-- die 3 Prinzipien stehen für das "Lebendige", den "menschlichen Leib" mit der Seele (S.100)

-- Gleichnis von Paracelsus zu den Elemente-Prozessen am Beispiel Holz (als Leib):
oo  Flamme entspricht Sulphur
oo  Rauch entspricht Mercurius / Quecksilber Hg
oo  Asche entspricht Salz (S.101)

-- Paracelsus behauptet, die 3 Prinzipien "Sal-Merkur-Sulphur" stehen im Zusammenhang mit den 4 Elementen und den 3 männlichen Werken: "Brandstiftung, Auflösung, Verduften" (S.98)

Paracelsus definiert "Krankheit" neu
-- Krankheit ist gemäss Paracelsus immer relativ: "die krankheit stet in dem Gewicht, in der zal und in der mass." (S.100)

-- Paracelsus hat das Prinzip, den gesunden Menschen schon mit zukünftigen Krankheiten oder in Umformungsprozessen einzuschätzen (S.101). Er benutzt dazu ein Gleichnis: Er sieht den Mensch als Baum und stellt sich vor, wie die Flammen lodern würden, wenn der Baum brennen würde. Paracelsus appelliert, alle Mediziner sollten solche "Feueraugen" entwickeln (S.102)

-- Alchimisten mit "arzneiischen Augen" sehen mehr Krankheiten als Menschen, die nur "Bauernaugen" haben (S.101)

-- Paracelsus schlussfolgert auch, dass man die Wahrheit über den menschlichen Körper erst dann erfährt, wenn der Mensch eine Krankheit durchmacht, und ebenso im Tod (S.102); das gesunde Leben ist nie ein Frieden, weil immer eine Krankheit kommen kann (S.102).

Arznei ist für Paracelsus Medizin, Kräfte der Natur und Kräfte des Glaubens (S.103).

Die "männliche" Wirkung der 3 Prozesse der Paracelsus-Medizin: sal, mercurius und sulphur
Die Ursache von Krankheit beruht bei Paracelsus auf Störungen bei den 3 Prinzipien sal, mercurius und sulphur. Paracelsus wird damit zum Medizin-Revolutionär

-- seine Heilkunst ist eine eher chemisch orientierte Heilkunst mit spezifischen Errungenschaften

-- er gibt eine neue Ordnung vor, mit männlichen Wirkungen, die zerstören: brennen / Brandstiftung (sulphur), faulen/auflösen (Salz konserviert, dann faulen die Dinge und geraten in Auflösung) und weglaufen (mercurius: Hg verdampft bereits bei Raumtemperatur) (S.104)

-- der Prozess des Brennens erfolgt bei Krankheiten dabei durch Brennstoffe (genannnt "Sulphur") wie Harz, Gummi, Schmiere, Fett, Butter, Öl, Weingeist, Holz, Fleisch, Metalllösungen, brennbare Flüssigkeiten aus Steinen wie Petrol (S.104)

-- Faulen und Auflösen von Stoffen ergibt sich durch einen "männischen" Einfluss eines Sterns oder Umwelteinfluss auf das Prinzip Sal. Der Stern wird als "Salzmann" dargestellt, der Salzsäure einsetzt. Die Konservierungseigenschaft des Sal geht dann ins Gegenteil über. Auflösende Wirkungen gehen aus von Kalken, Aschen, Kupferwässer, Antimon (Antimontrisulfid, Arsen genannt) (S.105)

-- flüchten: Mercurius ist ein männlicher Meister im Davonlaufen, im sich französisch Verabschieden: Sonne / Wärme lässt Merkur verflüchtigen (S.105).

Definition von Krieg gegen Krankheiten - die positive Dosis
Paracelsus bezeichnet Krieg als das männlichste aller gesundheitsschädlichen Werke. Er vergleicht die Heilkunst auch mit Kriegskunst und bezeichnet Heilmittel auch als "Waffen der Arznei" (S.105).

Die 3 Elemente müssen so "dressiert" / "gezähmt" werden, dass sie heilend wirken:
->> Feuer ("sulphur") wird so Bestandteil der Arznei
->> eine auflösende Wirkung ("sal") ist angebracht z.B. bei Steinkrankheiten (S.105).

Umwandlungen im Magen - Meister "Archeus"
Paracelsus personifiziert den Umwandlungsprozess im Magen durch einen "meister im magen", genannt "Archeus", der Verteiler und Verwandter aller Dinge, "Künstler und Arzt" (S.106)

Meister "Archeus" verwandelt im Magen
oo  Schwefel zu Eisen
oo  Salz zu Diamanten
oo  Quecksilber (Hg) zu Gold (S.106)

Insgesamt wird der Mensch im Magen durch "Archeus" geformt und geschmiedet, so die Vorstellung von Paracelsus (S.106).

Beispiele von Heilmitteln gemäss Paracelsus
-- Hausmittel Kamille und Pfeffer
-- Karfunkel, Tuffstein, Tanne, Zypresse, Gold (v.a. Trinkgold), Silber
-- Rose, Lattich, Hahnenfuss, Rittersporn, Nessel, Coloquint, Scammonea (Purgierwurzel, Wurzel zur Reinigung)
-- Mittel zur Magenreinigung gegen Sodbrennen erscheinen besonders wichtig (S.109).

Volumen Paramirum Buch 3:
Über Steinbildungsprozesse (Tartarus-Prinzipien) - über Magenprozesse / Umwandlungsprozesse - über Ernährung

Das "Tartarus-Buch" ist gemäss Pirmin Meier eine Glanzleistung (S.109).

Steinkrankheiten
-- Paracelsus beschreibt, wie Steinkrankheiten / Tartarus-Krankheiten entstehen (S. 99)
-- der Salzgeist bildet Steine in Nieren und anderen Organen
-- der Salzgeist bildet auch Weinsteine, Donnersteine, Hagelsteine, Meteoren (S.109)

-- Paracelsus beschreibt weiter

oo  Abläufe der Gerinnung
oo  Abläufe der Versteinerung
oo  Abläufe der Ernährung
oo  Abläufe beim Stoffwechsel
oo  Abläufe im Magen (S.98)
oo  Fasten wird als chemischer Vorgang beschrieben, z.B. bei Klaus von Flüe (S.99)

Magenvorgänge und Ernährung
-- Paracelsus beschreibt verschiedener Magenvorgänge / Umwandlungsvorgänge in den Gliedern, auch in der Nase, im Gehirn, in der Nase, im Auge, im Herz, in den Lungen und in den Hauptgliedern, wo "verdaut" / umgewandelt wird: mit Bränden, Gerinnungen, Steinbildungen, Ablagerungen, mit Hauptursache des "feurigen Salzgeistes" (S. 109)

-- Paracelsus hat dabei die Vorstellung, dass im Mund und im Magen die Nahrung zu Blut und Fleisch etc. umgewandelt wird (S.133)

-- ein "Magen" ist für Paracelsus allgemein ein Ort der Stoffumwandlung und existiert für Paracelsus auch in den Lungen, im Hirn, im Mark, in der Milz

-- Archeus ist der "Herr des Magens", der Umwandlungskräfte auf der Erde, z.B. bei "Stein- und Mergelgeburten"

-- Archeus ist auch der Herr der Energieumwandlung zur Bildung von Pflanzen und Tieren, von Paracelsus als Archeus vegetalis und Archeus animalis bezeichnet (S.132)

-- Mundverdauung: Der Mund ist für Paracelsus auch ein "Magen", die Nährstoffe werden im Mund aufgenommen

-- Mundverdauung sei die "edlere Art", die Magenverdauung sei die "bäuerische" Art (S.132)

Mundverdauung beim Fasten
-- Paracelsus unterscheidet auch in diesem Fall die Mundverdauung von der Magenverdauung (S.131)
-- Fastende leben durch die Nährstoffaufnahme im Mund
-- es herrscht dabei die Vorstellung, dass Fastende keinen Stuhlgang haben; Sebastian Franck schildert 1531 eine Nonne, die wegen Stuhlgang "überführt" wird, nicht gefastet zu haben (S.132).

Die Vorahnung von Paracelsus einer Vorverdauung im Mund
Mit der Definition einer Mundverdauung wird die Erkenntnis der Vorverdauung durch das Enzym Ptyalin vorweggenommen.

Über Stoffabbau redet Paracelsus nicht, sondern immer von Stoffverwandlung (S.133).

Der Sinn vom Fasten - der Missbrauch vom Fasten aus Sensationssucht
Religiöses Fasten wie die Fastenzeit bei einigen Religionen bringt gemäss Paracelsus
oo  einen "nüchternen leib"
oo  "gute vernunft"
oo  "ein gesund haupt" [gut funktionierendes Gehirn]
oo  "ein rein, leuchtend, gesund geb lüet"
oo  "ein gut gesund memori" [gesundes Gedächtnis]
oo  "ein rein keusch herz gegen got" [Herz, das mit Gott in Einklang steht]
oo  "andacht" und "göttliche liebe"
oo  "treibt den teufel auss, alle sünd und laster"
oo  "gibt zu erkennen das liecht der natur, philosophiam" [bringt mehr geistige Aktivität]
oo  "gibt gute wahre treum im schlaf und erkanntnus göttlicher heimlichkeiten"
oo  "auch bewart es den leib vor vil unglücks und vor vilen krankheiten, die aus fressen, saufen iren ursprung nemben" (S.134)

oo  Leute die fasten sind oft Leute mit "kranckheit, traurigkeit, herzleid, unsinnigkeit, phantasei (Wahnvorstellungen)" (S.134), die "nihts isset und doch keinen hunger klaget [...] dergleichen an gefangenen und besessenen und unsinnigen leuten und in denen, die mit grosser phantasei beladen seint, zu sehen ist." (S.135)

-- Zauberer und "Schwarzkünstler", die nur aus Sensationslust fasten, missbrauchen das Fasten
-- Fasten soll aus religiösen Gründen und im Dienste der Gesundheit geschehen (S.133)
-- Paracelsus meint, "dass etliche krankheiten allein aus essen und trinken entspringen"
-- Paracelsus lehnt Zwangsfasten ab, denn dies sei eine Schikane am Volk, wenn die Regierenden der Bevölkerung Fastentage vorschreiben und selbst in Saus und Braus schlemmen
.

Das Fasten von Klaus von Flüe mit Kräuterauflagen und Wasser

Paracelsus:


-- "wie Bruder Claus und andere waldleut [...] nichts gessen hat, allein dass er zu aufenthaltung seines lebens etlich kreuter und wurzeln uf sein magen auswendig (äusserlich) ufs herzgrüeblein gelegt; und wenn das dürr ward, leget er andere drauf, und also hat er vil jar sein leben erhalten, auch sonst kein speis in seinen munt genomben, noch vil weniger hinab in sei magen verschlückt." (S.135)

-- Niklaus von Flüe machte beim Fasten auch grosse, epilepsieähnliche Kämpfe durch (S.135)

-- Paracelsus warnt vor den Gefahren des Fastens: Gemäss Meier sind mit dem Fasten "mannigfaltige physische, psychische und geistliche Gefahren" verbunden (S.135)

-- Paracelsus erwähnt das Beispiel "Jesus" in der Wüste, denn es gelte "hierbei zu wissen, dass der teufel noch keinen unangefochten lässt, der in ein sollichs ernstlichs fasten sich begibt." (S.135).


ab 1529
"Paracelsus" wird der "Humanistenname" für Theophrastus von Hohenheim - die Herkunft des Namens "Paracelsus"
(S.11)
Ab 1529 wird der Name "Paracelsus" wird in Kalenderschriften geläufig, z.B. in der Nürnberger "Practica, gemacht auf Europen" (S.19). Es sind dafür zwei verschiedene Erklärungen möglich:

oo  Para-Celsus: heisst: "über Celsus hinausgehend": Celsus war ein spätrömischer, gelehrter Kompilator, Aulus Cornelius Celsius im 1.
Jh. n. Chr. (S.199), wird aber von Paracelsus selbst nie erwähnt (S.200)

oo  die Bezeichnung "Paracelsus" wird gemäss Karl Bittel um 1528 vielleicht an einer Tafelrunde in Colmar erfunden, ein humanistisch inspirierter Saufname: "der Erhabene" (S.200)

Basel: An der Universität Basel ändert nun doch der Geist dank der Paracelsus-Schüler
(S.227)

1529-1530
Reisephase von Paracelsus: Strassburg - Esslingen - Augsburg - Berazhausen - Regensburg
(S.234)

Und schon kommt das nächste Paracelsus-Buch: Wundarzneibuch "Bertheonea" - mit "Grobianismus" mit Schimpfworten
-- mit einem Schimpfvokabular gegen Ärzte der Viersäftelehre

-- Paracelsus bezeichnet Chirurgen als "Arschkrater"
-- weitere Schimpfworte (S.49) sind nur eine Auswahl des "Grobianismus" der Zeit (S.50):



Hodenschneider

Hudelarzt

Lumpenarzt

Bubenarzt

 

(S.49)

-

-

-

Wolfarzt

Spekulierarzt

Küharzt

Kälberdoktor

Büffeldoktor

Holzhans

Sirupgeber

Schmierer

Seichseher

Augenreisser

Kopfmesser

Wurmsamer

Apothekeresel

Tyriakskrämer

(S.50)


Der "Grobianismus" wird auch von Luther und seinem katholischen Gegenspieler, Thomas Murner, in Volksreden betrieben (S.50). Paracelsusgegner bezeichnen Paracelsus als "Krähe mit gestohlenen Federn" (S.206-207).


Entschluss von Paracelsus, die Reformation der Medizin mit Publikationen durchzuführen
(S.234).


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9. Paracelsus in Nürnberg - das Publikationsverbot

1530
Buch von Paracelsus über die Syphilis: "Durch den Hochgelerten Herrn Theophrastum von Hochenheim, beyder artzney Doctorem, von der Frantzosischen kranckhait Dry Bücher Para"

Das Buch wird beim Verleger Friedrich Peypus in Nürnberg herausgegeben und ist dem Ratsschreiber der Stadt Nürnberg, Lasaro Spengler, gewidmet (S.235). Paracelsus behauptet in diesem Buch, dass das westindische Guyakholz / "lignum sanctum" nicht das entscheidende Mittel gegen die Syphilis sei.

-- die Holzkur mit dem Abguss von Guyakholz sei nur etwas für die Reichen, sie kein Wundermittel und sei ersetzbar und wirke nicht bei jedem Betroffenen und damit sei es z.T. Betrug
-- der Sommer heilt mehr als die Holzkur
-- das Guyakholz ist ersetzbar durch einheimische Hölzer: Föhre / Pinus, Esche / Fraxinus, Mistel / Viscus
-- Heilpflanzen gegen Syphilis gemäss Paracelsus: Odermennig / Agrimonia, Frauenmantel / Alchemilla, Spitzwegerich / Plantago Serpentina (S.236)

plus: Diät und Schwitzen mit Suppe mit Huflattich / Ungula Caballina, plus bei Männern Ingwer, bei Frauen Muskat und Safran

plus: Gegen offene Schäden sollen Pflaster und andere Massnahmen angewandt werden (S.236)

-- von Petrol und Harz rät Paracelsus ab (S.236)

Schlusssatz:
"... und in summa ist meine meinung, dass die unerfarnen arzet dem pantoffelholz gleich werden." (S.237).

Nun, mit dieser Aussage konfrontiert sich Paracelsus wieder einmal mit der gesamten gängigen Pharmazie, die mit dem Guyakholz beste Profite macht, darunter auch die Handelshäuser der Fugger und Welser. Es ist tatsächlich so: Die Propaganda für das Guyakholz macht den Pharmahandel in Europa erstmals zur Goldgrube, und Paracelsus ist dagegen.

Das heisst, Paracelsus handelt sich mit der Präsentation seiner Version der Heilung von Syphilis wieder neuen Ärger bei akademischen Kollegen ein (S.235). Die Reaktion der Regierung in Nürnberg ist nun drastisch:

Februar 1530
Publikationsverbot für Paracelsus
-- der Rat der Stadt Nürnberg verhängt über Paracelsus ein Publikationsverbot
-- dies hat noch schlimmere Folgen für Paracelsus als der Verlust der Stelle in Basel (S.60)
-- der Handel mit Guyakholz als "Heilmittel" gegen die Syphilis soll nicht als Schwindel enttarnt werden und die Handelshäuser der Fugger und Welser sollen damit weiter hohe Profite einfahren können (S.235)

-- Paracelsus scheitert als medizinischer Schriftsteller (S.11)
-- die Gegenwehr mit Eingaben von Paracelsus ist wirkungslos.

Dieses Publikationsverbot hat auch eine weitere Wirkung: Über 95 Prozent der Werke von Paracelsus können erst posthum erscheinen (S.60). Paracelsus reagiert aber mit weiteren Büchern:

Nürnberg: Buch von Paracelsus: Verteidigungsschrift "Paragranum" für seine Medizin ("Viersäulenbuch")
(S.60,97):
-- mit Darlegung der vier Säulen der Arznei (S.60)
-- mit einem überdimensionierten Selbstlob (S.60), z.T. mit extremen Formulierungen und Polemik (S.103)

-- erstmals mit einem Eigennamen "Aureolus", ein verzweifeltes Selbstlob "der Goldene"
-- in späteren Editionen ist der Beiname "Aureolus" fester Bestandteil seines Namens
-- Paracelsus will sich dem Aristoteles-Schüler Tyrtamos von Eresus, genannt Tirthemii Theophrasti, selbst entgegenstellen als "Aureolo Theophrasto" (S.199).


Gleichzeitig hat Paracelsus ab dem Publikationsverbot erste Todesahnungen (S.240).

Frühjahr 1530
Kalenderschrift von Paracelsus: "Practica D. Theophrasti Paracelsi, gemacht auf Europen"
bei Verleger Friedrich Peypus in Nürnberg (S.234)


Flugschrift von Paracelsus: "Vom Holtz Guiaco gründlicher heylung"
bei Verleger Friedrich Peypus in Nürnberg (S.234)


Ostern 1530
Buch: "Von den hinfallenden Siechtagen, vier Paragraphen"
mit sehr ethischer und astronomisch orientierten Krankheitsbetrachtungen (exosemiotisch) (S.258)
.


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10. Paracelsus in St. Gallen - Bücher - Gegenreformation - ein Komet - die Schlachten von Kappel und Tod von Zwingli - ein Erdbeben - ein Regenbogen - die Auslegung von Paracelsus

1531
St. Gallen: Paracelsus bleibt viel allein - neue Bücher
-- Paracelsus hat in St. Gallen keine Anhänger (S.51), und St. Gallen hat keine Druckerei, für Paracelsus ein grosser Nachteil (S.61)


-- Paracelsus hat anatomische und chirurgische Erfahrung als Chirurg und Militärarzt (S.106)

-- Paracelsus schreibt über Anatomie, ohne die Arbeiten von Vesalius zu berücksichtigen, behält dabei seinen Schwerpunkt der inneren Medizin mit dem "inneren Chemismus" um die Prinzipien "Sal-Merkur-Sulphur" bei (S.107)

-- Paracelsus schreibt nun sein medizinisches Wissen nieder, kombiniert mit Kosmologie, Psychopathologie, und bezieht auch magische Gesichtspunkte und politische Kritik mit ein (S.12)

-- Buch: "Von den unsichtbaren Krankheiten" mit Zweifeln an Gott wegen den Geschwürkrankheiten (S.13,22)

-- Buch: "Paramirum" (S.22).

Paracelsus geht mit den Kleidern und Stiefeln ins Bett, um wenig Zeit zu verlieren, da er so viel schreiben muss (S.22).

Buch von Paracelsus: "Opus Paramirum" Band 5: "Von den unsichtbaren Krankheiten"
-- "De causis morborum invisibilium, das ist von den unsichtbaren krankheiten und iren ursachen" (S.170)
-- Paracelsus ist der erste Arzt, der psychische Krankheiten genau beschreibt, es ist die erste Para-Psychiatrie (S.98)
-- das Buch enthält kaum Rezepturen, vor allem aber Therapievorschläge (S.175)
-- Paracelsus meint, Keuschheit gibt ein reines Herz
-- Paracelsus meint sogar, durch Keuschheit könne man göttliche Geheimnisse erlernen (S.139).


[Nun, eine Beziehung lenkt natürlich von der geistigen Arbeit etwas ab, vor allem, wenn damit ein grosses "Familienleben" verbunden ist. Aber bei einer harmonischen Beziehung, die nicht oder nicht zu sehr belastet, ist die Erkenntniskraft ungebrochen].

Als Geisteskrankheit erwähnt Paracelsus:
-- "glaubengeist im tanzen und springen"
-- das abgöttische Ehebrechen
-- die Beschwörung des Judas
-- Hauptkrankheit ist es, ein Martyrium zu suchen
-- Paracelsus mahnt, in der Kraft auch das Positive zu sehen, wie eine Distel, die sticht, aber auch heilt (S.170)


Paramirum: Wiedertäufer im Veitstanz verlieren im Massenwahn alle Hemmung
Paracelsus beschreibt in diesem 5. Band des Paramirum die Wiedertäufer:
-- die Wiedertäufer legen in ihrem Benehmen und Wahn die natürliche Angst vor dem Tod ab (S.176)
-- Grundvoraussetzung für diesen Massenwahn sind Ressentiments, elementarer Neid und Missgunst. Paracelsus: "Dan die treume der neidischen menschen werden wahr." (S.177)


Paracelsus erkennt damit die Psychologie der Masse, die noch im 19. und 20. Jh. genau gleich abläuft (S.177).

Buch von Paracelsus: Abschluss des "Opus Paramirum"
Insgesamt umfasst das Paramirum 5 Bände, ist "paramirisch" ("überaus wunderbar"), ist ein Meisterwerk der medizinischen Weltliteratur (S.98)
. Paracelsus beklagt im Nachwort, dass die Jurisprudenz unzeitgemäss sei [aber seine eigenen Schimpfworte und Beleidigungen beklagt er nicht, und die fehlende Urkunde über einen Doktortitel von Ferrara beklagt er auch nicht...].

Paracelsus behauptet, die Jurisprudenz urteile nach "Brauch und Ordnung", und er selbst sei "in der Sonne" gewandelt und habe eine neue Medizin für die Welt bereit (S.64), und die Viersäftelehre sei nicht mehr zeitgemäss (S.64-65)


[Es ist schon fragwürdig, wieso Paracelsus nicht nach Ferrara fährt, um sich ein Duplikat seines Dr.-Titels anfertigen zu lassen...]

St. Gallen: Vorerst entsteht kaum eine Bekanntschaft mit Joachim von Watt, genannt "Vadianus"
Vadianus ist der Reichsvogt, der Reformator von St. Gallen, ein hochgelehrter Doktor (S.17), der Stadtarzt von St. Gallen (S.65)
. Vadian lebt insgesamt 30 Jahre in St. Gallen, ist ein sesshafter, fast bürgerlicher Menschentyp (S.68). Er kennt fast die gesamte humanistische Prominenz im oberdeutschen Raum (S.60).

Vadian hat in Wien Medizin studiert (S.68), ist Experte in Balneologie (Heilquellenkunde), Experte in Bergbau, Geographie, 1516/7 Rektor der Universität Wien, ab 1517 promovierter Dr. der Medizin (S.61) [wohl mit einer Urkunde], ist Humanist und Lehrer, ohne spektakuläre Demonstrationen, delegiert viel, z.B. die Behandlung von Pestkranken an Matthias Oswald (S.69)

Vadian ist Experte im Reglemente schreiben, z.B. gibt er fortschrittliche Bestimmungen heraus für das Spital-, Siechen-, Armen- und Hebammenwesen. Er bestimmt unentgeltliche Hilfe für Arme (S.69). Aber ein Treffen zwischen den beiden Ärzten Paracelsus und Vadian ist nicht dokumentiert (S.59-60), schon gar nicht in Villach und Wien (S.61), denn Paracelsus war nie an der Universität Wien eingeschrieben (S.62).

Paracelsus bemüht sich vergebens um eine Beziehung zu Vadian, der ein fast bürgerliches Leben führt (S.62). Gleichzeitig ist Vadian durch die Anwesenheit von Paracelsus massiv irritiert (S.65), denn die Differenzen im intellektuellen und ärztlichen Bereich sind zu gross (S.68).

Vadian kommuniziert über Paracelsus mit dem Zürcher Stadtarzt Dr. Christoph Clauser, der in Ferrara Medizin studiert hat (S.65).

St. Gallen: Paracelsus bemüht sich zum letzten Mal intensiv um Anschluss an die reformatorische Bewegung
(S.75)
-- will die Reformatoren auch für eine Reform in der Medizin gewinnen gegen die galenische Viersäftelehre an den Hochschulen


-- Paracelsus hat auch religiöse Reformziele: Er lehnt das Mönchtum, den Ämterkauf (Simonie) und den Ablasshandel ab

-- Paracelsus bleibt bei einem Teil der Reformatoren aber in zweifelhaftem Ruf, ähnlich wie Schwenckfeldt, Thomas Müntzer und Sebastian Franck (S.76).

St. Gallen: Bekanntschaft mit dem Gossauer Reformator Hieronymus Schowinger bzw. seinem Sohn Bartolome Schowinger
(S.36)
-- Bartolome Schowinger ist gebildeter Grosskaufmann (S.39), Begründer der Schowinger Handelsgesellschaft (S.41): Paracelsus kann die Bibliothek nutzen mit vielen Medizinbüchern und mystischen und astronomischen Werken bis zum kritischen Humanismus von Laurentius Valla und Erasmus (S.36)


-- Schowinger attestiert Paracelsus, ein "gewaltiger meister des irdischen lichts" zu sein (S.38)

-- die Schowinger Handelsgesellschaft betreibt v.a. Handel mit Metallwaren, Textilien und betreibt die Ausbeutung von Silbergruben; die Fugger in Augsburg sind einer der Handelspartner. Die Schowinger Handelsgesellschaft hat Hauptsitze in München und St. Gallen, weitere Sitze auch in Lyon, Wien, Antwerpen und Mailand (S.41).

Insgesamt bekommt Paracelsus für seine Leistungen in St. Gallen kaum etwas vergütet (S.70).

1531
Sebastian Franck: Artikel über Paracelsus in "Chronica - Zeitbuch und Geschichtsbibel"
Gemäss Pirmin Meier stellt der Artikel von Sebastian Frank das "Allgemeinwissen" über Paracelsus in der damaligen Zeit dar, mit Lob und Tadel gleichermassen. Zitat:


<Doctor Theophrastus von Hohenheim, ein Phisikus und Astronomus; anno 1529 ist gemeldeter Doktor gen Nürnberg kummen. Ein seltsam wunderlicher Mann (S.363), der fast alle Doktoren und Scribenten (Autoren) in Medicinis verlacht. Den Avicenna soll er verbrennt haben zu Basel in öffentlicher Universität und allein schier wieder alle Medizin ... mit seinen Rezepten, Judiciis ... und viel Widersinns...> (S.364)

[Neudeutsch: <Doktor Theophrastus von Hohenheim, ein Arzt und Astronom; 1529 ist eben dieser Doktor nach Nürnberg gekommen. Er ist ein seltsamer und wunderlicher Mann (S.363), der fast alle Doktoren und Scribenten der Medizin verlacht. Das Medizinbuch Von Avicenna soll er in Basel an der Universität öffentlich verbrannt haben, und er stellt sich allein gegen alle bisherige Medizin ... mit seinen Rezepten, Beurteilungen ... und da ist auch viel Widersinn...> (S.364)]


Buch von Paracelsus: Volumen Paramirum Buch 4: Para-Feminismus
-- Paracelsus beschreibt Frauenkrankheiten und Werke der Frau (S.98)
-- Paracelsus behauptet, die Frauenmedizin sei angelehnt an Bräuche von Walachen und Zigeunern (S.143)
-- Paracelsus beschreibt einen femininen Kosmos, obwohl er einen "femininen Kosmos" eigentlich gar nicht kennen kann, weil die ganze Welt die Keuschheit von Paracelsus behauptet (S.98).
-- Paracelsus lobt das Wissen in Frauenklöstern und auf Märkten von Frankfurt und Antwerpen; Paracelsus behauptet, Bücher, Juden, Mönche und Lotterbuben würden nicht so viel wissen wie die Frauen
-- Paracelsus übernimmt von Frauen Wundtränke und sympathetische Zaubersprüche (S.142)

-- Paracelsus unterscheidet Frauenhirn - Männerhirn, Frauenherz und Männerherz
-- Paracelsus erkennt: Die Krankheitsverläufe bei Frauen sind anders als bei Männern
-- Paracelsus erkennt: Geistig sind Mann und Frau verschieden, gemäss der Formulierung "Frauengeist" (S.150)
-- Paracelsus kreiert einen "Mikrokosmos" für den Mann und eine "Mikrokosma" für die Frau
-- generell gilt: Ohne Naturkenntnisse kann man Menschen nicht verstehen (S.154-155), und was der Umwelt schadet, schadet auch dem Menschen (S.155)
-- Gifte und giftige Gestirne können das mütterliche "Grosse Mysterium" gefährden
-- von der Frau kommen die Krankheiten, und vom Mann kommen die zerstörerischen Werke

-- leiblich und geistig ist die "Mutter" für das Kind wie "Planet und Stern" (S.155)
-- der Mutterleib "Matrix" entscheidet, ob eine Schwangerschaft ausgetragen wird oder nicht
-- der Mutterleib "Matrix" entscheidet auch über das Geschlecht des Kindes, so Paracelsus (S.156)

-- Frauen sind eine Welt für sich - Männer sind eine Welt für sich
-- Paracelsus fordert eine "fräuische arznei", er ist der erste im deutschen Sprachrau, der eine Frauenmedizin fordert (S.158)

-- für Frauen gibt es eigene Heilmittel
-- Frauen haben auch eine eigene Ernährung und einen eigenen Durst, unterschiedlich zum Mann (S.161)
-- aber manchmal soll die Frau auch "männisch" behandelt werden, z.B. bei einer von Männern übertragenen Krankheit (S.162).

Para-Feminismus: Frauen als Wasserwesen - die Menstruation
-- Paracelsus bezeichnet Wasser als ein spezifisch weibliches Element, bezeichnet die Frau auch mehrfach als "Meer" mit "vielen Fischen"
-- Paracelsus vergleicht die Menstruation mit den Gezeiten (S.160)
-- die Menstruation ist gemäss Paracelsus ein Entschlackungsvorgang und eine Befreiung von schädlichen Substanzen, und somit ist Mensblut nicht als Heilmittel verwendbar (S.161).

Para-Feminismus: Die Geburt der Materie gemäss Paracelsus
-- die Materie wird durch eine "Grossmutter aller Sterne" erschaffen
-- die "Materie" ist gemäss Paracelsus ein weibliches Prinzip
-- Sal, Sulphur und Merkur sind "aller dingen mutter" (S.154)

Para-Feminismus: Paracelsus-Vokabular im Para-Feminismus
-- "mit einer Frau zu Acker fahren" heisst: Sex mit Koitus mit einer Frau haben (S.138) [das Sinnbild ist ein "Pflug" und ein "Acker"].

-- die Bildsprache zur Zeugung von "Jesus":
oo  Maria ist der Acker
oo  Gott ist der Same
oo  Christus ist die Frucht

Paracelsus folgert, Gott müsse ein "Weib" gehabt haben, sonst wäre der "Sohn" nie gekommen (S.160).

[Und damit hat Paracelsus wieder die gesamte Lügen-Kirche gegen sich, die damals noch streng an der Macht ist].

Para-Feminismus: Paracelsus: Prostitution zerstört die Matrix

-- Prostitution zerstört den weiblichen Geist und lässt den männlichen Geist über die Frau herrschen (S.160)

Para-Feminismus: Hysterie durch dumme Männer
-- der Mann ist der "undere himmel" der Frau in schicksalshafter Verbindung, und diese Situation kann bis zur Hysterie führen (S.161)
-- Paracelsus behauptet, "gute Frauen" sollten von ihrem Mann geschützt werden: "Eine Frau einer guten Art der Gesundheit, die ist zu behüten vor dem untern Himmel, das ist vom Mann." (S.161).

Das Thema "Hexen" lässt Paracelsus aus (S.162).

1531
Leo Jud veröffentlicht von Paracelsus drei Prophetie-Schriften mit der Deutung von Naturereignissen
-- eine Schrift über einen Kometen im August 1531
-- eine Schrift über ein Erdbeben vom 10.10.1531 (S.76)
-- eine Schrift über einen grossen Regenbogen vom 28. Oktober 1531 (S.76,22).

1531
Die Kometengeschichte - Konkurrenten der Prophetie
Zürich: Anfang 1531 prophezeit der Zürcher Stadtarzt und Philosoph Christoph Clauser in seinem "Almanach auf das Jahr 1531" einen neuen Kometen am Himmel für den Sommer 1531 (S.71).

15.8.1531, 21 Uhr bis 25.8.1531
Schweiz: Für mehrere Tage steht ein Komet am Himmel - und es blüht der Aberglaube
(S.66)
Der Komet ist gemäss dem Nürnberger Astronom Johannes Schöner bis zum 25.8.1531 sichtbar (S.79-80). Bis in den Morgen jeweils als feuriger Stern sichtbar. In St. Gallen bildet sich um Vadian eine Exkursionsgruppe, um den Kometen zu sehen. Vadian schwingt seine Reden der Prophetie (S.72) in Hochrütiners "Bürgli" (S.73), aber Paracelsus ist nicht dabei (S.73-74). Vadian sieht den Kometen als Mahnung Gottes (S.73). Rütiner schwärmt vom Kometen als willkommenes Gesprächsthema als Einleitung für weitere Unterhaltung (S.73)

Paracelsus dagegen führt Tagebuch "De secretis secretorum theologiae" (S.74) und verfasst eine Deutung "Usslegung" über die Kometenerscheinung (S.80)

Parallel zu den Himmelsereignissen laufen Tätigkeiten in der Prophetie durch Eingeweideschauern, Wasserschmeckern, Feuerschauern und Sterndeutern, die Paracelsus aber alle nicht genügen (S.82).

Fortan ab der Kometenerscheinung ist bei manchen Humanisten das Fasten wieder Thema
-- auch bei Paracelsus (S.122)
-- Vadian lobt Niklaus von der Flüe als einen frommen Mann in Bewunderung für den Frieden von Stans von 1481, der unter Mitwirkung von Niklaus von Flüe zustande kam (S.123)
-- und das Fasten ist auch Thema bei Caspar Heyd, genannt Hedio (1494-1552), Erasmus-Schüler und Reformator (S.123)
-- ebenso bei Heinrich Bullinger (1504-1575), Zürcher Reformator (S.123)
-- und auch bei Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486-1535) (S.123)

Ausserdem werden Bücher über Niklaus von Flüe und Prophetie publiziert, von Trithemius, Bullinger und Sebastian Franck (S.123)

26.8.1531

Buch: Paracelsus' religiös-politische Deutung "Usslegung" über den Kometen - Publikation von Jud in Zürich

(S.66,79):
-- kaum naturwissenschaftliche Ausführungen, aber der Komet sei ein schreckliches Himmelszeichen (S.81)
-- 14 von 20 Seiten sind über das Sehen generell (im damaligen Fachausdruck: vaticiniren, von lat. vates: Seher) (S.82).

Paracelsus kommt mit einer religiös-prophetischen Deutung (S.66). Er nimmt die Bibel als Basis für die Prophetie, daraus den Johannes den Täufer (S.83); dabei ist Paracelsus überzeugt, dass der Mensch die Geschichte auf der Erde nicht selbst bestimmt, sondern dass Gott sie bestimmt (S.84). Paracelsus weissagt, Gott werde in einem künftigen Krieg die schwächere Partei erhalten, auch wenn sie nicht recht habe, und ein hoher Toter und der Tod der gesamten Anhängerschaft werden zu beklagen sein (S.77). Paracelsus mahnt zur "Umkehr" bzw. zum Frieden mit Bezug auf Johannes den Täufer (S.77-78). Er fordert zur Umkehr vom Krieg auf und appelliert, unbedingt bei der Liebe zu bleiben (S.84).

Ende August 1531
Zürich: Druck der "Usslegung" über den Kometen von Paracelsus
Paracelsus lässt das Prophetie-Büchlein bei Leo Jud in Zürich drucken (S.67), scheinbar mit Zustimmung Zwinglis, ohne die der Druck nicht möglich wäre, aber Zwingli liest die Prophetie gar nicht (S.79). Jud bricht damit den Konsens der Intellektuellen, dass von Paracelsus nichts gedruckt werden darf, und Jud hat nun nicht nur ein medizinisches Buch von Paracelsus gedruckt, sondern sogar eine Prophetie von ihm (S.67).

Ab 2.9.1531 ist die "Usslegung" von Paracelsus im Verkauf. Leo Jud bestätigt Paracelsus den Beginn des Verkaufs schriftlich per Bote (S.80). In der Zürcher hohen Gesellschaft wird Paracelsus' laientheologisch-prophetische Prophetie über den Kometen jedoch nicht sehr beachtet. Jede naturwissenschaftliche Deutung kommt besser an. Und die Lage in der Schweiz zwischen reformierten und katholischen Kantonen spitzt sich zu, so dass keine Zeit für religiöse Diskussionen übrig bleibt (S.78). Somit ist Zwingli mit militärischen Sachen beschäftigt und es gibt auch keinen Kommentar von Zwingli zur Paracelsus-Prophetie (S.79). Auch Vadian liest die Paracelsus-Prophetie nicht und gibt Zeitmangel vor (S.79).

Gleichzeitig existieren weitere Deutungen über den Kometen, z.B. von Johannes Schöner aus Nürnberg mit astronomischen Details (S.80-81).

In der Folge zitiert Johannes Kesser, St. Galler Chronist, nur den Schöner und erwähnt Paracelsus nur am Rande (S.81).

Mitte September 1531 ca.
Zwingli soll seinen Tod vorausgesagt haben - die Unwahrscheinlichkeit
Die Biographen nach dem Tod Zwinglis wollen Zwingli eine Prophezeiung seines Tods andichten, um Zwingli einem "Jesus" gleichzustellen, um Zwingli als Heiligen darzustellen, so wie "Jesus" auch seinen Tod vorausgesagt haben soll (S.79). Zwingli kommuniziert nun mit Vadian über die Prophetie von Paracelsus (S.80). Bei Vadian und Clauser erregt die Paracelsus-Prophetie totales Aufsehen (S.66).

Oktober 1531
Schlachten von Kappel: Reformierte gegen katholische Orte
mit schwerwiegendsten religiösen, wirtschaftlichen und politischen Hintergründen (S.78).

10.10.1531

Kanton Zürich: Erdbeben während der Schlachten von Kappel - Deutungsversuche von Eschatologen
(S.40)
Paracelsus prophezeit, dies sei der Kulminationspunkt des "inwendigen huskrieg" (S.81).

11.10.1531
Kanton Zürich: Tod von Zwingli und Niederlage seinen Truppen bei Kappel am Albis gegen die Truppen der katholischen 5 Orte der Innerschweiz
-- 600 Gefallene auf Zwinglis Seite
-- Zwinglis Leichnam wird gevierteilt und auf einem Scheiterhaufen verbrannt (S.17).

Nachfolger Zwinglis wird nicht Leo Jud, sondern Bullinger, wahrscheinlich wegen der Schwäche von Jud für "Schwärmerei" wie Paracelsus. In der Folge verspottet Bullinger den Paracelsus als Magier, religiös instabil und als Trinker (S.67).

14.10.1531
Schowingers erhalten einen Wappenbrief von König Ferdinand
Und Schowinger deutet somit das Erdbeben positiv (S.40).

24.10.1531
Kanton Zug: Niederlage der Truppen der mit Zürich verbündeten Städte gegen die Truppen der katholischen 5 Orte der Innerschweiz
Auf reformatorischer Seite sind 800 Gefallene zu beklagen (S.17). In den reformierten Gebieten herrscht Weltuntergangsstimmung (S.17). Eine schreckliche Nachricht jagt die andere (S.23).

28.10.1531
Regenbogen über dem Bodensee - Buch von Paracelsus: Regenbogenschrift
(S.109)

Paracelsus reist von St. Gallen in Richtung Bodensee, eventuell in Richtung Konstanz oder Überlingen, eventuell, um seine Kometenschrift zu verbreiten, z.B. taucht sie in Konstanz auf (S.22). Über dem Bodensee entsteht durch ein abziehendes Tief und die durchbrechende Sonne am Morgen ein gewaltiger Regenbogen, der eine gute Stunde lang bei Sonnenaufgang für die ganze Bevölkerung des Ostteil des Bodensees sichtbar ist, in voller Grösse:

Pirmin Meier:
"Dank der aufgehenden Sonne erreicht der Regenbogen seine maximale Scheitelhöhe." (S.23)

[Ein solcher Regenbogen über dem Bodensee kommt des Öfteren vor und ist eigentlich gar nichts Besonderes, aber Paracelsus hat scheinbar was Besonderes daraus gemacht].

Im Bodenseegebiet wird gemäss Stand des Regenbogens sogar Wettervorhersage betrieben:
"Rägeboge überem See - morge rägnet's niene mee. [Regenbogen überm See - dann regnet es morgen nirgendwo mehr]
Rägeboge überem Tal - morge rägnet's überaal." [Regenboben überm Tal, dann regnet es morgen überall] (S.24)

Die Regenbogenphilosphie der damaligen Zeit besagt:

-- ein Regenbogen ziehe Wasser in den Himmel (S.23-24)
-- in Thailand herrscht der Volksglaube, ein Regenbogen pumpe Wasser aus dem Meer in den Himmel (S.24)
-- im Schwabenland wird ein Regenbogen auch als "Himmelsring" bezeichnet (S.23).

Nun, Paracelsus hat seine eigene Philosophie bezüglich Regenögen. Paracelsus gilt als Experte der Phänomenologie und Wetterkunde. Er deutet das Wetter schon seit Jahren z.T. in Kalenderschriften und deutet den Regenbogen nach natürlichen Gegebenheiten oder nach der Bibel (S.24).
-- Paracelsus nennt den Regenbogen "fridbogen" (S.23)
-- Paracelsus behauptet, ein Regenbogen entstehe in 40 Wochen Vorbereitungszeit und komme dann bei passendem Wetter zum Vorschein, wie bei den Geburten der Frauen
-- Doppel- und Dreifachregenbogen nennt er Zwillinge und Drillinge (S.26)
-- er vergleicht Regenbögen mit Blumen wie Rosen, Lilien etc. (S.27)
-- über die Farben äussert Paracelsus einmal die Ursache Sal (Salz), dann nennt er im Buch "Paragranum" (1530) die Ursache Sulphur (S.29).

Und nun kommt Paracelsus auch noch mit einem eigenen Büchlein über den Regenbogen, den er nach dem Kappeler Krieg "Friedensbogen" nennt:

"Usslegung des Fridbogens, so erschinen ist im Winmon, gestanden uff den Bodenseeischen Grenzen, im Jahr 1531, der do abkündt den Unfriden, so der Comet, im Ougstmon erschinen, angezaigt hat" (S.24)

Paracelsus bringt in diesem Büchlein seine politischen und religiösen Fantasien unter. Er deutet mit kühnen Perspektiven:

Paracelsus behauptet, der Regenbogen lösche den Kometen ab, "glicherwis wi ein hufen holz, der da brint, mit waser gelöscht würd" [ebenso wie wenn ein brennender Haufen Holz mit Wasser gelöscht würde], und dann werden die Kohlen von der Erde verschluckt: "Und wi nach dem uslöschen die kolen sich selbs in ein eschen, die schlüft in die erden, die verdekt und verschlukt sie" [Nachdem die Kohlen nach dem Auslöschen zu Asche geworden sind, wird die Asche von der Erde eingesaugt und verschluckt, so dass die Asche verschwindet] (S.25).

Insofern ist die Deutung von Paracelsus ein heilsgeschichtliches Signal des Friedens (S.30). Die Regenbogenschrift wird publiziert, v.a. aber inoffiziell weiterverbreitet (S.25).

November 1531
Zweiter Kappeler Landfrieden - konfessionelle Aufgliederung der Schweiz
Diese Aufgliederung der Schweiz in katholische und protestantische Kantone bleibt un jahrhundertelang gleich und Religionskriege gehören in der Schweiz ab 1531 der Vergangenheit an (S.77). Die "Kohlen" sind "gelöscht". Die Prophetie von Paracelsus scheint eingetroffen zu sein (S.77). Der St. Galler Chronist Johannes Kessler merkt, dass die Prophetie von Paracelsus in Erfüllung geht, meidet aber die Namensnennung (S.81).

November 1531 ca.
Basel: Johann Ökolampad liegt im Sterben
mit der "umbfressend Krankhait, so man den Krebs nennt" [mit der wuchernden Krankheit, die Krebs genannt wird], mit herauswachsenden Metastasen am Kopf und am Rücken (S.17).

St. Gallen: Vadianus ist stark erkrankt
Vadianus (von Watt) hat Angst, dass der vertriebene katholische Abt wieder nach St. Gallen kommt (S.17). Gleichzeitig komt es in einigen Quartieren von St. Gallen zu Pestfällen (S.18).

St. Gallen: Paracelsus behandelt Vadianus
(S.19)
Der kranke Vadianus (von Watt) ist für Paracelsus ein Glücksfall, denn
-- Paracelsus selbst hat keine Niederlassung, wohnt u.a. 27 Wochen bei Familie Studer und wird von Frau Bürgermeisterin Helena Studer bekocht
-- Paracelsus' Karriere als Hochschullehrer ist gescheitert
-- als Fachbuchautor hat Paracelsus Druckverbot
-- Vadianus ist reich aber angeblich unheilbar erkrankt (S.19)
-- und von einem Konkurrenzarzt, Schowinger, wird Paracelsus nur belächelt (S.21).

St. Gallen: Heilung einer gebrochenen Hand - der Regenwurmprozess um Paracelsus wird nicht zugelassen
Paracelsus heilt den Sohn von Caspar Tischmacher (S.49, [web03]), der Sohn des Kochs von Schaffner Hieronymus Schowinger (S.51), eine gebrochene Hand: Paracelsus nimmt einen Knochen heraus, und es wird behauptet, die Hand wachse verkrümmt zusammen (S.49).

Andere Quellen schildern die Angelegenheit mit mehr Details: Der Bub <litt an einem Uebel der Hand, etwa an einem cariösen Process eines Handknochens, bei welchem der erfahrene Wundarzt den kranken Knochen (oder Knochensplitter?) entfernen musste, natürlich durch einen Schnitt.> Ohne zu zögern oder abzuwarten schnitt Paracelsus die Hand auf und entfernte den bösen Knochen. Da es damals noch keine Desinfektion der Operationsinstrumente gab, folgte der Operation eine innere Entzündung und dadurch eine Schwellung der Hand.
Und nun häufen sich die Vorwürfe gegen Paracelsus, er habe doch viel zu früh geschnitten [web03].

Vater Tischmacher bringt die Sache vor den Rat, dann vor den Dreierrat (S.49). Paracelsus soll sich vor der Baderzunft verantworten müssen. Dies lehnt Paracelsus ab, denn vor Halblaien will er keine Erklärungen abgeben [web03]. Ausserdem schwingt bei Paracelsus die Angst mit, dass sich die Ereignisse von Basel mit Hetzereien und Vertreibung gegen ihn wiederholen würden (S.49). Bartolome Schowinger rettet Paracelsus vor der Verurteilung, indem er einen Aufschub erwirkt (S.39) bzw. den Oberen von St. Gallen ist dies recht, denn so kommen die Verbindungen zu Paracelsus nicht ans Licht (S.51). Die St. Galler Behörden geben Paracelsus einen Aufschub von 14 Tagen. Als die Hand immer noch etwas steif ist, protestiert der Vater erneut und hetzt gegen den "nicht eingeborenen Doctor". Da erfindet Paracelsus einfach eine Massnahme, die dem Auge gut tut [web03]:

Paracelsus befielt, der Tischmacher-Bub solle eine Nacht lang lebende Regenwürmer um die Hand binden (S.49) und in den nächsten drei Tagen schwillt die Hand komplett ab, was sicher auch ohne Regenwürmer geschehen wäre... [S.49, web03]. Die Menge klatscht und gratuliert. Dabei hat Paracelsus die Menge mit den Regenwürmern doch nur etwas an der Nase herumgeführt [web03].

ab 1531
Der Name "Paracelsus" ist in schweizer Drucken geläufig
(S.19)


30.12.1531
St. Gallen: Tod des Bürgermeisters Christian Studer
(S.182)


ab 1531
Gerücht der Wanderschaft von Paracelsus 5 Jahre mit Zigeunern
-- das Gerücht wird von Rütiner bestärkt
-- Paracelsus habe die Heilkunst der Zigeuner verstehen lernen wollen
-- gemäss Pirmin Meier wird die Legende über den Aufenthalt mit Zigeunern in die Welt gesetzt, um Paracelsus zu schaden (S.53).


Verleumdungen gegen Paracelsus
-- ab seinem Aufenthalt in Nürnberg bezeichnen Paracelsusgegner Paracelsus als "Waldesel von Einsiedeln"
-- die Vorwürfe betreffen seine "Missgestalt", seine grobe Art, seine unfeine Sprache und seine unfeine Kleidung (S.207)
.

Paracelsus begründet diese Eigenheiten immer mit seinem Geburtsort Einsiedeln (S.207).

Anfang 1532
St. Gallen: Neuer Bürgermeister wird Vadian
(S.182)


1.3.1532
Gossau: Rekatholisierung: Wiedereinzug des Abtes Diethelm Blarer von Wartensee
(S.35)
-- dies ist für Paracelsus kein Problem, denn Paracelsus war nie in einem reformierten Gottesdienst
-- Paracelsus gilt im Prinzip als Katholik, geht aber auch nie in einen katholischen Gottesdienst (S.183).


ab April 1532 ca.
Paracelsus hat überall Publikationsverbote und beginnt mit massloser Polemik
-- gleich gegen alle Glaubensrichtungen gleichzeitig (S.183)
-- Paracelsus bezeichnet alle mitsamt dem Papst als "Teufel", die einander dulden (S.184).


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11. Paracelsus auf der zweiten Wanderschaft

Appenzeller Land
1532-1533 ca. hält sich Paracelsus im Appenzeller Land auf. F
ür Paracelsus ist ab 1532 kein genauer Aufenthaltsort mehr nachweisbar (S.184). Manche behaupten, Paracelsus habe sich unter einfachen Leuten im Appenzell als Laienprediger betätigt, in Gais oder im Weiler Rogghalm (S.186)

Abschliessende Magen-Theorie und Fasten-Theorie
Paracelsus folgert: Der Magen ist das zentrale chemische Organ: "Alle Verwandlung des menschen muss im magen geschehen. ohne ihn wird nichts verwandelt." (S.128)

Paracelsus lobt einmal mehr das Fasten: Die Fastenden stehen im Gegensatz zu den schlemmenden Kirchenleuten. Fasten hat medizinisch, psychisch, intellektuell und geistlich eine hohe Wirkung (S.129).

Paracelsus verfasst nun wahrscheinlich auch Bibelauslegungen und Abendmahlskommentare. Ausserdem leistet er sich wohl auch theologische Auseinandersetzung mit den Wiedertäufern (S.185).

1533
Buch von Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim: "De occulta philosophia" [Von der Geheimphilosophie]
Dieses Buch von Agrippa ist geistig mit Paracelsus sehr verwandt (S.123).

1534
Tod des Vaters Wilhelm von Hohenheim
(S.205)

September 1534
Paracelsus hält sich gemäss Andreas Pinguis auf dem Hohentwiel auf
(S.56)

Paracelsus in Meran (Südtirol): Selbstbeschreibung
-- Paracelsus erzählt in einem Brief von Innsbruck (S.184)
-- Paracelsus ordnet sich drei Eigenschaften zu: Armut, Frömmigkeit, Keuschheit: Er sei "der Venus kein zutitler." (S.138)

??
Einsiedeln: Gerüchte, Paracelsus könne alchimistisches Gold machen
(S.40-41)

??
Die Geheimen Wissenschaften überreichen Paracelsus die Palme
das höchste Lob, weil Paracelsus Quecksilber (Hg) im Feuer sublimieren kann und dann härten kann (S.53).

1536 ca. / späte Kärntner Zeit
Buch von Paracelsus über die Steinbildung: "Tartarus"
Paracelsus postuliert ein Prinzip der Steinbildung / Tartarusbildung:

-- in der Wärme koaguliert die Flüssigkeit, und alle Steine hätten eine Abrittet

-- in Weinfässern bildet sich Weinstein, analog dazu erfolgt auch an Zähnen eine Steinbildung, was im Mund und im Magen ein Sodbrennen zur Folge hat

-- auch in den übrigen Organen sind solche Umwandlungen zu Steinbildung möglich: in Niere, Leber, Blase, Gehirn, Adern

-- aber Paracelsus betreibt keine Formelchemie, und wird mit der Beschreibung solcher chemischer Prozesse noch lange Zeit nicht verstanden (S.97).

Magenprozesse deutet Paracelsus als Stoffumwandlung, so wie Stoffe in der alchemischen Kunst umgewandelt werden (S.97).

Insgesamt ist die Paracelsus-Wissenschaft eine Para-Chemie (eine Chemie, die über das normale mass "hinaus" geht) (S.97).

1536
Buch: Publikation der "Grossen Wundarznei"
Dieses Buch ist eine grosse Ausnahme einer medizinischen Publikation vor seinem Tod (S.60). In diesem Buch gibt Paracelsus an, wo er überall gewesen sei:

<Hab also die hohen schulen erfaren lange jar bei den Teutschen, bei den Italischen, bei den Frankreichischen und den grunt der arznei gesucht. mich nit alein derselbigen leren und gschriften, büchern ergeben wöllen, sonder weiter gewandert gen Granaten (Granada), gen Lizabon, durch Hispanien, durch Engeland, durch den Mark (Brandenburg), durch Prüchsen (Preussen), durch Litau, durch Poland, Ungern, Walachi, Sibenbürgen, Crabaten (Karpaten), Windisch mark, auch sonst andere lender nit not zu erzälen, und in allen (S.141) den enden und orten fleissig und empsig nachgefragt, erforschung gehapt, gewisser und erfarner warhaften künsten der arznei. nicht allein bei den doktoren, sondern auch bei den scherern, badern, gelerten ärzten, weibern, schwarzkünstlern so sich des pflegen, bei den alchimisten, bei den klöstern, bei edlen und unedlen, bei den gescheiden und einfeltigen.> (S.142)

(Neudeutsch: <Ich habe die hohen Schulen besucht, viele Jahre in deutschen Gebieten, auch in italienischen und französischen Gebieten, und habe versucht, das Wesen der Medizin zu ergründen. Diese medizinischen Lehren, Schriften und Bücher waren mir aber nicht genug, sondern ich bin weitergewandert bis Granada, Lissabon, durch Spanien, durch England, durch die Mark (Brandenburg), durch Preussen, Litauen, Polen, Ungarn, Walachei, Siebenbürgen, Karpaten, sowie die Windisch Mark, und noch viele andere Länder habe ich besucht, die man hier nicht alle aufzählen kann, und in allen (S.141) Orten habe ich fleissig und emsig nachgefragt und geforscht und nach fundierter und erfahrenen Praktiken der der medizinischen Kunst gesucht. Dies habe ich nicht nur bei den anwesenden Ärzten getan, sondern auch das medizinische Wissen normaler Leute habe ich miteinbezogen, also von Scherern, Badern, gelehrten Ärzten, Frauen, Schwarzkünstlern usw., wie sie zu heilen pflegen, oder auch Alchimisten wurden befragt, oder Leute bei den Klöstern habe ich befragt, die edlen und unedlen, die gescheiten und die einfältigen Leute.>)

1536
Druck von Büchern: "Pfäferser Baderbüchlein"
Auch dies ist eine grosse Ausnahme, der Druck noch zu Lebzeiten von Paracelsus (S.48). Paracelsus erwähnt darin einmal einen Zigeuner, der einen Heilsaft gegen "Leibstich" abgibt, der aber eher zufällig wirkt (S.54). Die erste Publikation, der "Ulmer Druck" bei Hans Varnier, ist ausserdem fehlerhaft

Paracelsus lässt in Augsburg bei Heinrich Steiner einen zweiten Druck starten, mit einem Begleitbrief des Augsburger Stadtarztes Wolfgang Thalhauser, selbst ein Ferrara-Student (S.238). Thalhauser lobt Paracelsus' "Baderbüchlein" so:

"Zeit bringt rosen. wer vermeint es seint alle frücht mit den erpern (Erdbeeren) zeitig, der weisst nichts vom weinber lesen." (S.238)

(Neudeutsch: "Zeit bringt Rosen. Wer meint, alle Früchte seien gleichzeitig mit den Erdbeeren reif, der weiss nichts von der Weinbeeren-Lese.")

Die Drucke der Paracelsus-Bücher "Grosse Wundarznei" und "Pfäferser Baderbüchlein" sind sofort vergriffen: Offensichtlich hat das Publikationsverbot das Gegenteil von dem bewirkt, was es bezwecken sollte: Paracelsus ist überall bekannt (S.237).

Paracelsus in Schwaben und im Allgäu - Lohnverweigerung des Patienten Kiakon Peter Algeuer
Im Herbst 1536 hält sich Paraclesus in Mönchsrot auf, ebenso in Nördlingen / Efferding bei Pfarrer Hanns von Prandt bzw. Johann von Brandt (S.238). Wahrscheinlich ebenfalls im Herbst 1536 taucht Paracelsus dann auch in Memmingen im Allgäu auf. Nach der Heilung von Kiakon Peter Algeuer verweigert dieser den Lidlohn, was einen Zechprellerprozess zur Folge hat (S.239).

Schloss Neuburg an der Donau: Anlegen einer Sammelstelle der Paracelsus-Manuskripte
Wahrscheinlich in derselben Zeit wird in Bayern in Neuburg an der Donau eine Sammelstelle der Paracelsus-Manuskripte angelegt
-- geleitet von Hans Kilian, "fürstlicher Renntschreiber" und "Chemikus" von Pfalzgraf Ottheinrich (1502-1559)
-- die Neuburger Sammlung ist zu dieser Zeit einmalig (S.366) und ist die Basis des Paracelsismus (S.367).

Den Winter 1536 verbringt Paracelsus in München (S.238).

1537
Mährisch-Kromau: Paracelsus und der schwerkranke Johann von der Leipnick

Paracelsus ist auf Wanderschaft in Mähren. In Mährisch-Kromau (bei Brünn, heute Moravský Krumlov bei Brno) ist der Schlossherr Johannes von der Leipnick erkrankt. Paracelsus wird viel zu spät gerufen (S.238). Leipnik leidet unter Wassersucht, Koliken, Lähmungen an Händen und Füssen, erkrankte Geschlechtsorgane, ausserdem sind Milz, Magen, Galle, Leber und Herz schwer angegriffen. Der Harn ist verfärbt, und Leipnik leidet ausserdem auch noch ain einer Fussgicht / Podagra. Paracelsus hat in der Folgezeit kaum Möglichkeiten, noch heilend einzugreifen (S.239).

22.6.1537
Paracelsus vollendet das Buch "Astronomia Magna": "Astronomia Magna und Philosophie Sagax der Grossen und der Kleinen Welt"
-- Paracelsus dementiert in der Vorrede die Zigeunergerüchte: Er sei "kein zauberer, kein heid, kein zigeuner" (S.53)
-- und Paracelsus wird nun auch in Böhmen, Mähren, Slowakei, Ungarn, Slowenien und in Alt-Österreich gefeiert (S.239).


Paracelsus in Pressburg
Im September 1537 wird Pracelsus in Pressburg (heute Bratislava) im Hause von Ritter Beham empfangen (S.239). Im Winter 1537/1538 begegnet Paracelsus auch König Ferdinand (S.239).



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12. Paracelsus in Kärnten - wichtige Publikationen - Portraits - Erkrankung - Tod in Salzburg - Paracelsismus mit Übersetzungen und der ersten Gesamtausgabe

1538 ca.
Kärnten: Letzte Versuche von Paracelsus, Werke zu publizieren, scheitern
(S.12)
Paracelsus hat bei den frommen Protestanten keinen guten Ruf
-- wegen völliger Ungläubigkeit
-- Conrad Gesner bezichtigt Paracelsus der Ketzerei des Arianismus (S.38).

Paracelsus resigniert nun auch (S.12).

1538
Kärnten: "Kärntner Schriften" - Publikation 418 Jahre später
-- Buch: Sieben Defensionen
-- Buch: "Labyrinthus medicorum errantium" / "Labyrinth der irrenden Ärzte"

Darin definiert Paracelsus, dass man am lebendigen Menschen die Krankheit erkennen soll: "Aus dem Lebendigen gehet der Grund", bzw.: Krankheiten solle man am lebenden Menschen erkennen und nicht an der Leiche (S.100).

-- Buch: "Buch von den tartarischen Krankheiten"

-- Buch: "Chronik des Landes Kärnten (S.240)

Der Landtag von Kärnten sagt die Publikation zu, lässt sich damit aber 418 Jahre Zeit bis 1955... (S.240).

1538
Paracelsus lässt ein Portrait stechen
-- wahrscheinlich von Augustin Hirschvogel
-- mit dem Paracelsus-Motto:

"Alterius non sit qui suus esse potest" / "Wer in sich selber kann bestahn / Gehöre keinem andern an."

Dies ist gemäss Roberg-Henri Blaser ein Zitat aus einem mittelalterlichen Fabelbuch von Anonymus Neveleti (S.239).

1540
Paracelsus lässt ein zweites Portrait stechen
wahrscheinlich auch von Augustin Hirschvogel wie schon 1538 (S.239)

1540 ca.
Positive Flugschrift über Paracelsus von Valentius de Retiis - hat noch keinen Erfolg
-- die Flugschrift soll noch zu Lebzeiten von Paracelsus zirkuliert haben
-- die Flugschrift preist die gewaltige Lebensleistung von Paracelsus, des vielseitigen Arztes
-- Paracelsus habe 230 Bücher über Philosophie geschrieben, 40 über Arznei, 12 über Politik, 7 über Mathematik oder Astronomie, sowie 66 über verborgene und heimliche Künste (S.364)
-- Paracelsus kombiniere in einmaliger Weise Philosophie, Arznei und Astronomie
-- und einen zweiten Mann wie Paracelsus gibt es nicht (S.364).

März 1540
Paracelsus erkrankt, sucht einen Arzt, und kann nicht mehr reisen
Paracelsus kann von Klagenfurt aus Hauptmann Hans Ungnad Freiherr von Sonnegg in der Steiermark nicht mehr erreichen (S.240).

September 1540
Paracelsus reist in Richtung Salzburg
(S.240)

21.9.1541
Salzburg: Paracelsus verfasst sein Testament
(S.8) dem Notar Hans Kalbsohr in der Herberge zum Weissen Ross (S.240), und Paracelsus lässt alle Werke bestens ordnen und die Todesfeier bestens planen (S.240-241).

Bis zu seinem Tod betreffen 2/3 der publizierten Werke von Paracelsus die konventionelle Astrologie und nicht die Medizin. Astrologie war Paracelsus' Broterwerb (S.57).


Der Tod von Paracelsus - Legenden - Paracelsismus mit Übersetzungen und der ersten Gesamtausgabe

24.9.1541
Salzburg: Tod von Paracelsus (S.7) mit Legenden um seinen Tod (S.8)
Es wird bei der Beerdigung von Paracelsus ein genaues Prozedere eingehalten. Das Begräbnis findet auf dem Armenfriedhof St. Sebastian statt (S.241). Das Erbe an die nächsten Anverwandten beträgt 10 Gulden in Münz, mehr nicht (S.42). In der Folgezeit werden die Gebeine von Paracelsus vier bis fünfmal umgebettet. 1945 landen die Gebeine vorübergehend in einem Kehrichtbehälter, verschuldet durch einen dummen "amerikanischen" Soldaten (S.241).

Die negative Bilanz für Paracelsus gemäss Pirmin Meier
-- Paracelsus war "nicht eben erfolgreich"
-- Paracelsus' Leben ist mit Gerüchten und Legenden und Verfemungen angereichert
-- seine Unterschrift wurde zigfach gefälscht, seine eigene ist nicht mehr eruierbar
-- es kann keine Biographie erscheinen, weil wegen der vielen Gerüchte, legenden und Verfemungen nur wenige Daten über Paracelsus gesichert sind
-- und viele seiner Schriften sind kaum verständlich (S.8).
-- Paracelsus war ein leidenschaftlicher Empiriker
-- und Paracelsus hat [in seinem Kampf für eine neue, ganzheitliche Medizin] nie eine Ruhe gefunden (S.12).

Beeindruckende Behandlungen
Paracelsus hat während seines Lebens bahnbrechende Heilungsverfahren und neue Ansichten über Krankhetien entwickelt, zum Beispiel
-- die Quecksilberbehandlung gegen Wassersucht
-- saure Brunnen (St. Moritz, Eger) gegen Verdauungshemmung
-- die Lehre der Gerinnung und der Steinbildung (Tartarus)
-- die Lehre der Epilepsie
-- die Lehre der Syphilis [auch wenn er die Ursache der Kolumbus-Ureinwohner ablehnte] (S.12).

Beeindruckend ist gemäss Pirmin Meier auch die Einstellung von Paracelsus zur Chirurgie (S.13).

Salzburg: Die Testamentsvollstreckung
Es stellt sich heraus, dass die Mutter von Paracelsus in Villach nicht aufzufinden ist (S.140).


Paracelsismus

ab 1541
Paracelsus ist ab seinem Tod bekannt und wird immer bekannter

weil sein Name auch mit einem gewissen Verruf verbunden ist (S.363)

Erst jetzt werden die medizinischen Schriften von Paracelsus allgemein bekannt
-- "Volumen Paramirum"
-- "Archidoxen"
-- "Paragranum" (S.57).


Entwicklung des "Paracelsismus"
Nach dem Tod von Paracelsus machen sich gleich mehrere bekannte Personen daran, das Erbe von Paracelsus zu unersuchen und zu sammeln. Forscher und Sammler sind zum Beispiel
-- Alexander von Suchten (Alchimist, Arzt und Dicher, geb. in Polen, gestorben in Linz 1575 [web04])
-- Johann Scultetus vom Berg, genannt Montanus (aus Strigau in Schlesien [web05], evagelischer Geistlicher 1612-1640 [web06])
-- Adam von Bodenstein (deutscher Arzt und Alchimist, geboren 1525 in Karlstadt, gestorben 1577 in Basel an der Pest [web07])
-- Michael Schütz (alias Michael Toxites, deutscher Dichter, Gymnasiallehrer und Arzt u.a. in Tübingen, Basel, Brugg und Strassburg, geboren 1514 in Sterzingin Südtirol, gestorben 1581 in Hagenau im Unterelsass [web08])
-- Johann Günther von Andernach (promovierter Mediziner, Professor, Humanist und Übersetzer, geboren 1505 in Andernach bei Koblenz, gestorben 1574 in Strassburg [web09])

Sie beschwören alle Paracelsus als der "Hermes Trismegistos" (führender griechischer Gott, der angeblich viele Bücher geschrieben habe [web10]) des neuen Zeitalters (S.367) [das heisst, da die "Götter" Ausserirdische waren, wird Paracelsus nun ebenfalls mit dem Wissen eines Ausserirdischen ein bisschen auf dieselbe Stufe gestellt]. Die Paracelsisten sie vollbringen Übersetzungen von Paracelsusschriften ins Lateinische als Voraussetzung für die Verbreitung in England und Frankreich (S.369), und auch im islamischen Raum entwickelt sich ein islamischer Paracelsismus (S.110).


Übersetzungen von Paracelsus-Werken: Adam von Bodenstein
Es sind Übersetzer am Werk. Die damalige "wissenschaftliche" Sprache ist im 16. Jahrhundert immer noch Latein, und somit müssen alle Werke von Paracelsus ins Lateinische übersetzt werden. Solche Übersetzer sind zum Beispiel

Adam von Bodenstein (1525-1577), Gerhard Dorn (1530-1584), Johannes Oporinus, und Michael Toxites (Michael Schütz) sowie Johann Huser.

Übersetzungen von Paracelsus-Werken: Adam von Bodenstein
Bodenstein übersetzt folgende Paracelsus-Werke vom Deutschen ins Lateinische:
  • Giambattista della Porta Magia naturalis
  • Opus Chyrurgicum
  • Onomasticon Paracelsicum [web07].
Weil Bodenstein die Übersetzungen ohne Wissen der Basler Medizinischen Fakultät editiert, wird er von der Fakultät und aus Beratungsgremien ausgeschlossen... [web07]. [Nun, Basel zeigt sich auch im Fall Bodenstein einmal mehr nicht so humanistisch, wie es sich gerne darstellt, sondern eher stalinistisch...]

Übersetzungen von Paracelsus-Werken: Gerhard Dorn
Gerhard Dorn (geboren 1530 in Mechelen, gestorben um 1584 in Frankfurt am Main) war ein Mediziner, Alchemist, Übersetzer und Herausgeber. Er erwarb  in Tübingen den Doktorgrad der Medizin, wirkte dann in Besançon und bekam sodann - wahrscheinlich während eines Aufenthalts in Lyon - Kontakt zu Adam von Bodenstein, der Dorns Werk "Clavis totius Philosophiae Chymisticae" ["Der Schlüssel zu der gesamten chemisch-mystischen Philosophie"] drucken liess und ihn mit den Werken von Paracelsus bekanntmachte. <Von 1568 bis 1578 hielt sich Dorn in Basel auf und editierte die „Philosophia magna“ des Paracelsus, die er dem Markgrafen Karl von Baden widmete. Darüber hinaus arbeitete er als Übersetzer für den Basler Verleger Peter Perna. 1581 zog er nach Frankfurt am Main. In den Jahren bis zu seinem Tod um 1584 veröffentlichte er weitere Schriften Paracelsus', die er häufig seinem Freund Samuel Eisenmenger widmete.> [web12]

Übersetzungen von Paracelsus-Werken: Johannes Oporinus (Johannes Herbst)
Johannes Oporinus (Sohn des Malers Hans herbst, geboren 1507 in Basel, gestorben 1568 ebenfalls in Basel), heisst eigentlich Johannes Herbst, ist Lehrer, Korrektor beim Basler Drucker Johann Froben und selbst Buchdrucker, vorübergehend auch Dozent für Griechisch an der Universität Basel und ein Paracelsus-Schüler. Seine Drucke in alten Sprachen waren durch die guten Kenntnisse der alten Sprachen einwandfrei und fehlerlos [web13]. Oporinus tat sich jedoch auch als Kritiker von Paracelsus hervor und bezeichnete ihn in einem Brief rückhaltlos als "gottlosen Rauf- und Trunkenbold", als "medizinischen Scharlatan ohnegleichen, der oft genug stark alkoholisiert zu mitternächtlicher Stunde seinem Gehilfen etwas aus seiner 'Philosophia' zu diktieren pflegte" [web14]. Oporinus starb hochverschuldet [web13].

Übersetzungen von Paracelsus-Werken: Michael Schütz (Michael Toxites)
<Bis 1578 war Toxites der Herausgeber zahlreicher medizinischer und alchemistischer Werke, darunter 23 Schriften des Paracelsus.> [web08]

Gesamtausgabe der Paracelsus-Werke: Johann Huser
1589-91 erscheint die erste Gesamtausgabe der Paracelsus-Werke in 10 Bänden, herausgegeben von dem Arzt Johann Huser [web11].



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13. Die medizinische Entwicklung nach Paracelsus

Paracelsus hat die Krankheit "Hysterie" erkannt
Die Welt erkennt, Paracelsus ist eine Kapazität bezüglich der Krankheit "Hysterie". Und die Mutter von Paracelsus gilt fortan als Hysterikerin (S.140).


Die Frauenheilkunde von Paracelsus wird aber immer mehr eingeengt
(S.158)


1542
Buch von Andreas Vesalius / Andreas Vesal: "Humani corporis Fabrica" über moderne Sektionsanatomie
-- die Anatomie von Vesalius ist gemäss Pirmin Maier "bahnbrechend" (S.149)
-- wird vom Paracelsus-Schüler Oporin in Basel gedruckt
-- das Werk enthält aber nicht die Anatomie von Paracelsus selbst
-- sondern es enthält die Anatomie der Arcanen: der "wunderbaren Heilmittel aus der Natur" (S.106).

1545
Conrad Gesner kritisiert Paracelsus in seinem Lexikon "Bibliotheca Universalis"
als einen Menschen mit "dunkler, barbarischer, gekünstelter und unsachgemässer Sprache" (S.39)

ab 1545 / ab wenige Jahre nach dem Tod von Paracelsus
Paracelsus wird auch in den Niederlanden (NL) durch Übersetzungen bekannt
(S.363)

ab 1550 ca.
Schowinger kauft ein paar kleine Schlösser für seine Söhne
(S.42)

Der "Paracelsismus" verkommt zur Dogmatik
(S.85). Es handelt sich vor allem um Leute, die die Chemie schrittweise weiterentwickeln und mit Quecksilberchlorid / Calomel hantieren oder die chemische Untersuchung von Mineralwasser einführen. Allgemein wird eine Experimentierfreude und eine traditionskritische Reformmedizin etabliert. Darunter sind zum Beispiel
-- Oswald Croll (1580-1609)
-- Turquet de Mayerne (1573-1635)
-- Leonhardt Thurneisser (1530-1595) (S.286)

Der Ruf von Paracelsus dreht sich nun meist ins Positive, ohne darüber zu sprechen - Entstehen von Paracelsus-Sagen
(S.363)

?
Ibn Sallum, muslimischer Paracelsist: Buch: "Die Begründung der chemischen Medizin durch Barakalsus" [Paracelsus]
(S.287)

1553
Genf: Calvin lässt Miguel de Serveto auf dem Scheiterhaufen verbrennen
Serveto, Arzt, Astrologe und Theologe, habe Ketzerei begangen (S.38-39).

->> alle kritischen Ärzte kommen in Verruf
->> es wird "Mode", von der Kirche abweichende Ärzte zu verleumden
->> Bartlome Schowinger muss Paracelsus auch kritisieren, um zu überleben (S.39).

1561
Pinzgau: Vorschriften für Bergwerke und Schmelzhütten
-- die Schwefelrösthütte und Vitriolsiederei darf nur im Winter betrieben werden
-- ebenso: die Arsenkiesrösterei im Lungauer Muhrwinkel (S.313)

1562

Pinzgau: Klageschrift von Bauern gegen Bergwerke und Schmelzhütten, die Metallkrankheiten verursachen
-- gegen die Verschmutzung von Gewässern, Felder und Weiden durch Abwässer und Abfälle der Kupfer- und Schwefelröstanlagen
-- gegen die Verschmutzungen durch die Kupfervitriolsiederei in Mühlbach (S.313).

1564
Strassburg: Michael Schütz, genannt Toxites, eröffnet eine Paracelsus-Praxis - Paracelsus-Ausgaben
unter Mitwirkung von Günther von Andernach, Ulrich Gyger von Pforzheim und Didymus Obrechtus

Insgesamt gibt Toxites von 1564 bis 1578 23 Paracelsus-Werke heraus, u.a. die "Astronomia Magna", und auch die Schrift Suchtens "De secretis antimonii". Toxites gibt auch zwei Paracelsus-Wörterbücher heraus, die wichtig sind, um die Terminologie von Paracelsus zu verstehen und um die Verbreitung der Paracelsus-Werke voranzubringen (S.368).

1567
Dillingen: Jesuiten drucken Paracelsus' Buch über die Metallkrankheiten "Von der Bergsucht und anderen Bergkrankheiten"
(S.208)
-- über die Krankheiten durch Emissionen von Bergwerken und Schmelzhütten, das eventuell kurz nach dem Paramirum in den 1520er Jahren entstanden ist (S.313)

-- mit der Beschreibung von "lungsucht" [wohl Lungenentzündung], "schweinung des leibs" (Schwinden des Leibs), "magen geschwer" [Magengeschwür] (S.313)

-- "bei den alten scribenten" wird von diesen "bergsüchtigen" Menschen nichts gefunden [Neudeutsch: In den älteren Büchern werden die Metallkrankheiten, die durch Minen verursacht sind, nirgendwo beschrieben] (S.313).

Das Buch über die Metallkrankheiten ist - wie viele andere Paracelsus-Bücher - so schwer verständlich, dass eine nennenswerte Wirkung ausbleibt (S.284).

1570er und 1580er Jahre
Bartlome Schowinger vermutet den Missbrauch des Namens Paracelsus bzw. Theophrastus
Schowinger meint, viele Bücher kommen unter dem Namen Paracelsus bzw. Theophrastus heraus, sind aber nicht von ihm, was am Stil erkennbar sei, den er genau kenne (S.38).

1572
Pamphlet von Thomas Lieb (Humanistenname: "Erastus") gegen Paracelsus
Paracelsus sei ein ganz schlimmer Mensch wie ein "grunzendes Schwein" (S.38).

1579-1644
Feminismuszerstörung in Holland: Raptist van Helmont interpretiert die Frauenheilkunde von Paracelsus im verengten Sinn
Der Arzt Johann Raptist van Helmont unterscheidet nur noch Geschlechtsorgane, und der Rest sei dem Manne gleich (S.158).

1580 ca. / im letzten Drittel des 16. Jh.
Die Positive Flugschrift über Paracelsus von Valentius de Retiis um 1530 ca. erlangt den Durchbruch
(S.364)

1584
Gerhard Dorn gibt ein Lexikon paracelsischer Fachausdrücke heraus
(S.106)

1588
Wittenberg: Philosoph Giordano Bruno nennt Paracelsus als einen seiner geistigen Väter
neben Albertus Magnus, Nikolaus von Cues, Nikolaus Kopernicus (S.291).

1589

Hans Huser publiziert eine komplette Paracelsus-Ausgabe
mit dem "Volumen Paramirum" mit der Beschreibung der allgemeinen fünf Krankheitsgründe / "fünf Fürsten" an erster Stelle (S.307-308).

1590
England: Die Paracelsusschule gewinnt eine feste Position neben den Galenisten
v.a. nach dem Erscheinen englischer Übersetzungen der Paracelsus-Werke. Englisch-Übersetzer ist u.a. Giordano Bruno, der im englischen Exil lebt (S.369).

ab 1597
Schloss Neuburg an der Donau: Konservative Kräfte wollen die Paracelsus-Sammlung verkleinern - alle Manuskripte verschwinden spurlos
-- z.B. Kurfürst Ernst von Bayern am 11.9.1597, der meint, man solle aus den Paracelsus-Schriften einen geeigneten "Extrakt" machen, Zitat:

"was guett oder nicht .. die buecher so nichts richtigs (enthalten) soll ma nuhr verbrennen." [Neudeutsch: Egal, ob es gut sei oder nicht ... diejenigen Bücher, die nichts Richtiges enthalten, solle man ohne Bedenken verbrennen] (S.366)

-- im 17. Jh. verschwinden dann alle Manuskripte von Paracelsus spurlos
-- erhalten bleibt ein Aktenband mit dem Titelverzeichnis, ausserdem Quittungen über die Ausleihe der Werke, die die Verbreitung der Kenntnisse belegen (S.367)
-- und die Ausgabe von Hans Huser wird damit die wichtigste Gesamtausgabe der Werke von Paracelsus (S.186).

17.2.1600
Rom: Verbrennung von Philosoph Giordano Bruno
(S.291); Giordano Bruno wird von der stalinistisch-nazistischen Inquisition der Terror-Kirche wegen Ketzerei und Magie zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt und in Rom bei lebendigem Leibe verbrannt. Erst im Jahre 2000 erklärt der Papst, dies sei als Unrecht zu betrachten [web15].

17. Jh.
Erfindung von Thermometer und Mikroskop - erste genaue Messungen in der Medizin
(S.251)

1618
London: Die Londoner Pharmakopöe nimmt chemisch-metallische Arzneimittel von Paracelsus in ihr Register auf
Dies ist ein später Triumph der "Paracelsisten" (S.13).

1646-1716
Gottfried Wilhelm Leibniz entwickelt Paracelsus' Medizin z.T. weiter
(S.373)

1658
Die Mutter von Paracelsus: Die Umdeutung von "Gotteshausfrau" in "Spitalvorsteherin"
Pirmin Meier:
<Wie wird die unbekannte Gotteshausfrau Spitalvorsteherin? Ganz einfach. Man übersetze, wie 1658 geschehen, Gotteshaus in Anlehnung an das Französische "Hôtel-Dieu" mit "xenodochium" ins Lateinische. Durch Rückübersetzung "entsteht" dann, wie Netzhammer gezeigt hat, eine Spitalvorsteherin.> (S.141)

In: Netzhammer: Theophrastus Paracelsus, S.12

18. Jh.
Goethe und Shakespeare schätzen Paracelsus als einen der grössten Ärzte aller Zeiten
(S.64)

18. Jh. ?
Comenius interpretiert Paracelsus so, dass Paracelsus eigentlich eine Mütterschule anregen will
Comenius, Ian Amos, böhmischer Pädagoge (S.157)

1734-1815
Psychiatrie-Entwicklung: Franz Anton Mesmer ist der "Mozart unter den Psychiatern"
-- Paracelsist
-- sanfter Therapeut, Magnetopath und Glasharmonikavirtuose
-- Mozart widmet ihm das Singspiel "Bastien und Bastienne" (S.164).

1790 ca.
Worterklärung des medizinischen Wortschatzes von Paracelsus durch J. J. Plenck: Beispiel Hautkrankheiten
J. J. Plenck (1745-1821) gibt in seiner Effloreszenzlehre seine Worterklärungen auf eine einigermassen allgemeingültige Weise, und zwar nach dem Vorbild von Linnés Nomenklatursystem für den Pflanzen: Die Begriffe von Paracelsus werden in Primäreffloreszenzen und Sekundäreffloreszenzen geordnet.

Als Primäreffloreszenzen gelten: Makula (Fleck), Bläschen, Blase, Pustel, Papel, Knötchen, Knoten, Tumor, Quaddel, Zyste.

Als Sekundäreffloreszenzen gelten: Schuppe (Abschilferung der Oberhaut), Kruste (getrocknetes Blut oder Serum), Schorf (Nekrose), Ulcus (Substanzverlust), Narben (S.250)

wobei sich diese Einteilung der Paracelsus-Begriffe immer noch an die Viersäftelehre anlehnte (S.250).

ab 1770 ca.
Behauptung des schweizer Arztes Albrecht von Haller u.a.: Paracelsus sei ein Appenzeller gewesen
-- Paracelsus hätte Höhener und nicht Hohenheim geheissen
-- Haller (1708-1777) behauptet dies in seinem Lexikon "Bibliotheca medicinae practicae"
-- die Heimat von Paracelsus soll Gais im Appenzellerland gewesen sein, und der wahre Name sei Hochener, der Vater sei Arzt gewesen, und beim Wanderleben sei Paracelsus den Metallgruben nachgewandert (S.185).

1787
Paracelsus wird vom Haller-Schüler Johann Georg Zimmermann verleumdet
-- im Buch von Zimmermann: "Von der Erfahrung der Arzneykunst"
-- Zitat: "Übrigens lebte er wie ein Schwein, sah aus wie ein Fuhrmann und fand sein grösstes Vergnügen im Umgang des niedrigsten und liederlichsten Pöbel." (S.186)
-- und Paracelsus sei alkoholsüchtig gewesen (S.186) [was ja auch von anderer Seite wie z.B. von Oporinus bezeugt wird].

1797
Chemiebuch von Johann Friedrich Gmelin: Paracelsus wird negativ beschrieben, was "Chemie" betrifft
-- die neue "naturwissenschaftliche Aufklärung" kann mit der Dogmatik von Paracelsus nichts mehr anfangen und verflucht die Dogmatik (S.85)
-- Gmelin spricht aber immerhin von einem "Zeitalter des Paracelsus"
-- Paracelsus sei "ein Mann von ausserordentlichen Naturgaben" gewesen
-- Paracelsus sei aber gleichzeitig "fremd in allen Grundwissenschaften" gewesen (S.95)
-- Paracelsus' Doktrin sei "vernunftwidrig"
-- ein Teil der "Ärzte und Scheidekünstler" praktiziere aber noch so wie Paracelsus (S.96).

19. Jh.
Entwicklung der Labormedizin - neue Diagnosemöglichkeiten
(S.251)

Grosse Anerkennung von Paracelsus durch Philosoph Schopenhauer
In der Schrift "über den Willen der Natur" wird Paracelsus bei den Themen "Animalischer Magnetismus" und "Magie" gerühmt als jener, der

"über das innere Wesen der Magie mehr Aufschlüsse gibt als wohl irgendein anderer und sogar sich nicht scheut, die Prozeduren dabei genau zu beschreiben"

Paracelsus kommt für Schopenhauer vor Roger Bacon, Agrippa von Nettesheim, Johann Baptist van Helmont und Franz Anton Mesmer (S.374).

Sommer 1831
Indische Cholera-Epidemie in Europa - Pilgerzug ans Paracelsusgrab im Land Salzburg
Die Leute pilgern nicht zum "heiligen" Landespatron Rupert, sondern zum Paracelsusgrab, und auf wundersame Weise werden Salzburg, Steiermark, Kärnten und Tirol von der Cholera verschont (S.241).


1843
Chemiebuch von Hermann Kopp: Paracelsus wird negativ beschrieben, was "Chemie" betrifft
-- die neue "naturwissenschaftliche Aufklärung" kann mit der Dogmatik von Paracelsus nichts mehr anfangen und verflucht die Dogmatik (S.85)
-- Kopp behauptet bei Paracelsus "Widersprüche in jeder Beziehung"
-- Kopp gesteht Paracelsus aber auch "Scharfsinn" und "Beobachtungsgabe" zu (S.96)
-- Kopp stellt die 3 Prinzipien von Paracelsus als "Elemente" dar
-- Kopp ist auch Opfer von Legenden und schildert Paracelsus auch als Trunkenbold etc. (S.96)
-- Kopp gesteht gleichzeitig ein, dass der von Paracelsus beschriebene Steinbildungsprozess lange Zeit nicht verstanden wurde (S.97).


1848
Feminismuszerstörung in Deutschland: Virchow reduziert die Weiblichkeit auf die Drüsen in Eierstöcken
Arzt Rudolf Virchow (1821-1902), Begründer der Zellularpathologie und fortschrittlich-liberaler Abgeordneter in Bismarcks Reichstag kommt mit dem Buch heraus "Der puerperale Zustand. Das Weib und die Zelle" (S.159). Darin definiert Virchow den Unterschied zwischen Mann und Frau nur auf die Drüsen und alles andere sei gleich wie beim Mann, als eine Nachfolgetheorie zur 4-Säfte-Lehre... (S.159)


1851
Zürich: Biographie über Paracelsus von Arzt Dr. Hans Locher - Umschwung gegenüber Paracelsus
-- mit einem zusammengebastelten, langen Namen für Paracelsus: "Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus Paracelsus von Hohenheim, der Luther der Medizin und unser grösster Schweizerarzt" (S.19)


-- der lange Name ist gemäss Pirmin Meier als Referenz an die Gründung des "Bundesstaates" von 1848 gedacht

-- der lange Name ist auch gedacht als Referenz an den 500. Jahrestag des Zürcher Beitritts zur Eidgenossenschaft

-- die Biographie hat historisch ein relativ hohes Niveau

-- Locher überwindet die seit der Aufklärung meist negative Bewertung von Paracelsus bei schweizer Ärzten (S.417).



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14. Der Nationalismus und der Nazismus nutzen Paracelsus - Paracelsus-Gesellschaften - neueste Forschung - Paracelsus in der Literatur

1883
Syphilis: Entdeckung des Erregers - Definition als Spirochätose (Bakterienkrankheit)
(S.253)

1886
Verdacht, Paracelsus sei ein Zwitter gewesen
Gerichtsmedizinische Untersuchungen von Georg Bauer vom Gerichtsmedizinischen Institut der Universität Wien kommen zur Vermutung, dass Paracelsus ein Zwitter gewesen sei. Indizien:

-- Schädel und Kreuzbein haben eindeutig männliche Merkmale
-- das Becken hat aber weibliche Eigenschaften
-- Bauer will aber in Paracelsus keinen Zwitter oder eine Frau sehen.

Für das Gerücht, Paracelsus sei ermordet worden, fehlt jegliches Indiz.  Die Untersuchungsresultate werden bis 1993 geheimgehalten (S.241).

ab 1890 ca. / vor dem ersten Weltkrieg
Paracelsus wird von "Nationalisten" als Deutscher und als Antisemit gefeiert
Die Textstellen, wo sich Paracelsus zum "Deutschtum" bekennt, sind für die Ideologen des deutschen Imperialismus ein "gefundenes Fressen", um den Imperialismus zu rechtfertigen (S.378). Die hässlichen Ausfälle von Paracelsus gegen die Juden tragen dazu bei, "auf das Schicksal des deutschen Geistes eine negative Ausstrahlung" zu bewirken, so Pirmin Meier. Aber Juden studieren trotzdem die Werke von Paracelsus (S.378).

1898
Gurlt über Paracelsus: "Die Geschichte der Chirurgie und ihrer Ausübung"
Ernst Julius Gurlt kommt, was das Verhalten von Paracelsus anbetrifft, zu einem negativem [aber realistischem] Urteil:

"Mit derselben Überhebung, die nicht frei von Prahlsucht ist, beurtheilt er seine Zeitgenossen, unter denen sich doch ganz ansehnliche Chirurgen befanden." (S.264)

19.-20. Jh.
Psychiatrieentwicklung: Sigmund Freud knobelt das verklemmte Bürgertum auf
(S.164)

20. Jh.
Erst jetzt entflechtet die Forschung bei Paracelsus wie bei Niklaus von Flüe Legende und Wirklichkeit
und die Wirklichkeit ist leuchtend im Gegensatz zu Tell [der erfunden ist] und Winkelried [den es auch kaum jemals gegeben haben dürfte] (S.122).

Diskussion um den Aufenthalt von Paracelsus ab 1532: Bircher behauptet Roggenhausen bei Aarau
Oberstdivisionär und Chefarzt Eugen Bircher (1882-1956) behauptet, Paracelsus habe sich 1532-1533 in Roggenhausen bei Aarau aufgehalten (S.186).

1916
Lorch: Erscheinen der okkult-esoterisch-nationalen Kriegs-Kampfschrift über Paracelsus' Prophezeiungen über Deutschland: Frankreich solle am "deutschen Felsen" zerschellen
Lorch formuliert dabei den Titel:
"Des Theophrastus Paracelsus Prophezeiungen vom deutschen Felsen, an welchem die Franzosen zerschellen. Des Paracelsus Weissagungen über Frankreichs Schicksal, Revolution, Königssturz, den zwei französischen Kaisern, dem Auftreten des deutschen Felsens ... dem endlichen Untergang Frankreichs durch den deutschen Felsen, nebst Charakteristik des französischen Volkes. Ausgewählt aus den Werken des Paracelsus von C. J. Glückselig" (S.378)

1933
Deutsches Ärzteblatt: Ludwig Englert belegt bei Paracelsus mehrfach das "Bekenntnis zu deutscher Art und deutschem Denken"
mit zahlreichen Zitaten aus den Paracelsus-Schriften (S.378).

1936
Karl Sudhoff: "Paracelsus - Ein deutsches Lebensbild aus den Tagen der Renaissance"
ist gemäss Pirmin Meier eine eher neutrale und unpolitische Darstellung des Lebens von Paracelsus (S.379).

24.9.1941
400. Todestag von Paracelsus
Der 24.9.1941 wird im Dritten Reich in Anlehnung an Paracelsus zum "Schweizertag" erklärt (S.380).

1941
Georg Sticker: "Paracelsus - ein Lebensbild"
ist gemäss Pirmin Meier eine eher neutrale und unpolitische Darstellung des Lebens von Paracelsus (S.379)

1941
Populistische, verfälschende Gedenkschriften ("Vulgärparacelsismus")

Paracelsus wird als "Schweizer" gefeiert
-- Josef Strebel, Luzerner Augenarzt: Buch: "Paracelsus - Der Stein der Weisen", behauptet:
oo  "Begründer der eigentlichen Chirurgie ist also Paracelsus, der sie in Basel erstmalig in kernigem Deutsch dozierte"
oo  Paracelsus soll der Gründervater der modernen Medizin sein
oo  Paracelsus soll der Gründervater von der Lehre der Stoffwechselkrankheiten sein
oo  Paracelsus soll der Gründervater der Syphilislehre sein
oo  Paracelsus soll der Gründervater der Lehre über Berufskrankheiten und Gewerbehygiene sein
oo  Paracelsus soll der Gründervater der Balneotherapie / Bäderkunde sein (S.283)
oo  Strebel vergleicht Paracelsus für die Schweiz wie Leonardo da Vinci für Italien (S.376)

-- Linus Birchler: vergleicht Paracelsus für die Schweiz ebenfalls mit Leonardo da Vinci (S.376)

Paracelsus wird als "Deutscher" gefeiert
-- Hans Hartmann: "Paracelsus - eine deutsche Vision" (S.379)
ist eine Rezeption für das Dritte Reich mit der Behauptung der "Überfremdung" Deutschlands (S.379). Haupterrungenschaften von Paracelsus seien folgende Punkte:

oo  Begründer der Iatrochemie (chemische Heilkunst): Anwendung der Mineralchemie auf das biologische Geschehen
oo  Begründer der Lehre der Berufskrankheiten
oo  Begründer der Bäderkunde
oo  Begründer der Geomedizin mit der Anwendung klimatischer und jahreszeitlicher Einflüsse auf Gesundheit und Krankheitsverläufe
oo  Begründer der Einheit von innerer Medizin und Chirurgie
oo  Begründer der Auffassung vom positiven Sinn der Krankheit
oo  Paracelsus sei der erste Militärarzt von umfassender menschlicher und medizinischer Bedeutung gewesen
oo  Paracelsus sei ein deutschbewusster Mann und Arzt gewesen, der erste, den die Geschichte kenne (S.283).

Der "Vulgärparacelsismus" dichtet Paracelsus auch pauschal neue Errungenschaften an (S.284).

Die Fehler des populistischen "Vulgärparacelsismus"
-- von Paracelsus führt kein direkter Weg zur modernen Chemie

-- die Entwicklung der modernen Chemie setzt die Überwindung des Paracelsismus voraus
-- Berufskrankheiten und Bäderkunde waren zu Paracelsus' Zeit allgemein bekannt
-- die Geomedizin ist hippokratisch, sogar vorhippokratisch schon vor der griechischen Epoche bekannt
-- die Einheit von innerer Medizin und Chirurgie wird im Prinzip schon von Galen angestrebt
-- und das Erkennen eines positiven Sinns einer Krankheit und die Militärmedizin gehören zu den ältesten, wertvollen Traditionen (S.284).

24.9.1941
Einsiedeln: Gründung der Paracelsus-Gesellschaft durch Eugen Bircher gegen den Populismus
Oberstidivisionär und Chefarzt Eugen Bircher (1882-1956) (S.186-187) gründet in Einsiedeln eine "Paracelsus-Gesellschaft", um den sinnlosen und lügnerischen Populismus um Paracelsus einzudämmen. Bei der Gründung der Gesellschaft halten bekannte Schweizer ihre Reden, u.a. Carl Gustav Jung, Philosoph Hans Barth (S.376) und Bundesrat Philipp Etter, der Paracelsus als "Revolutionär mit positivem Vorzeichen" würdigt (S.377).

In Einsiedeln wird ein Umzug veranstaltet, der "Paracelsus-Umzug", bei dem hohe schweizer Vertreter anwesend sind, auch Militärs, auch Oberstkorpskommandant Wille, Eugen Bircher, Oberfeldarzt Vollenweider u.a. Gemäss Pirmin Meier ist dieser Umzug und die Gründung der Paracelsus-Gesellschaft in Einsiedeln auch als Akt der geistigen Landesverteidigung zu verstehen, obwohl Paracelsus ein halber Deutscher war (S.377).

Die Paracelsus-Gesellschaft soll den Aufenthalt von Paracelsus von 1532 bis 1533 klären, ob sich Paracelsus in dieser kurzen Zeit in Rogghalm im Appenzellerland oder in Roggenhausen bei Aarau aufgehalten hat. Oberstdivisionär und Chefarzt Eugen Bircher behauptet, Paracelsus sei 1532-1533 in Roggenhausen bei Aarau gewesen (S.186)

Völkischer Beobachter: Artikel: "Was uns Paracelsus sagt"
Verfasser des Artikels ist Reichsgesundheitsführer Dr. Leonardo Conti aus Lugano, ein Schweizer, 41 Jahre alt, seit 1918 Mitglied des antisemitischen Kampfbundes, Völkischer Studentenführer, Gründer und Führer des Nationalsozialistischen Ärztebundes im Gau Berlin, seit dem 20. April 1939 Reichsgesundheitsführer (50. Geburtstags von Hitler). Conti ist somit der höchste Schweizer im Dritten Reich. Conti ist auch an Aktionen zur "Ausmerzung lebensunwerten Lebens" und an Menschenversuchen in KZs wie Buchenwald und Natzwiller-Struthof im Elsass direkt beteiligt (S.380).

Der Artikel im Völkischen Beobachter gibt an:
-- Paracelsus sei ein toller Deuscher: "dieser grosse deutsche Arzt und Mensch" (S.380), dem "wir Nationalsozialisten ... uns besonders nahe verwandt fühlen" (S.381)

-- Conti behauptet, Paracelsus habe die Heilkunde auf die zwei Prinzipien "Erfahrung und Experiment" gestellt, und Conti leitet daraus ein "deutsches Arzttum" ab (S.381)

-- Pirmin Meier meint, in Wahrheit handle es sich um die Maximen "Erfahrenheit und Vernunft" (S.381)

-- Conti behauptet, Hippokrates sei rassisch mit Deutschland verbunden gewesen und so als Vorläufer zu Paracelsus zu betrachten, und Paracelsus habe sodann die "arteigene" deutsche Medizin entwickelt:

"Echtes Arzttum wird immer die Lehren und das Andenken des Hippokrates in Ehren halten, ist uns Hippokrates als Grieche der Antike ja auch rassisch verbunden. Aber deutsches Arzttum knüpft heute bei Paracelsus an; denn ihm gelang der Durchstoss ... zu dem wirklich Arteigenen. Wir wissen, dass Paracelsus von Hohenheim bewusst Deutscher war." (S.381)

Eine neutrale und unpolitische Kommentierung über Paracelsus kommt zur Feststellung:

Paracelsus war Pionier und altmodisch zugleich
-- Paracelsus ist auf einigen Gebieten fortschrittlich
oo  auf dem Gebiet der Psychiatrie
oo  und er lehnt die Dogmatik der Viersäftelehre radikal ab u.a. (S.284)

-- Paracelsus ist aber auch altmodisch und befürwortet sogar noch die Dorfmedizin von Hexen und Hebammen, Zaubersprüche und Gesundbeterei mit drei Avemarias, z.B. in Basel etc. (S.284)

Die medizinischen Fortschritte durch Paracelsus sind zum Beispiel von Walter Pagel aufgelistet:

-- Definition der Bergsucht als eine Berufskrankheit und die Deutung der Ursachen [Metallkrankheiten von Minenarbeitern]
-- fortschrittliche Beschreibung der Syphilis [auch wenn Paracelsus die Ursache der Kolumbus-"Geschenke" nicht anerkennen will sondern die Syphilis aus Planetenkonstellationen herleitet]
-- Abweisung der Guajakholz-Therapie und der Quecksilbertherapie gegen Syphilis aus Vernunft
-- Kenntnis der hartntreibenden / diuretischen Wirkung von Quecksilber
-- Kenntnis des Nutzens von Quecksilber bei Wassersucht
-- Verbindung des Kropf mit Mineralien und Trinkwasser
-- Wundbehandlung mit antiseptischen und konservativen Prinzipien mit Berücksichtigung der Heilkraft der Natur
-- Erkennen chemischer Heilungsprozesse / Iatrochemie
-- Versuch, anorganische Präparate ungiftig zu präparieren
-- Erkenntnis der sedativen bzw. beruhigenden und einschläfernden Wirkung ätherähnlicher Produkte
-- Zurückweisung und Ersatz der antiken Viersäftelehre durch eine neue Krankheitslehre mit Berücksichtigung externer Faktoren bei der Krankheitsbildung, z.B. bei der Steinbildung
-- Erkenntnisse bei der Magenverdauung: Erkennen von Faktoren wie gewisse Säuren, Schädigung durch andere Säuren, Beobachtung von Eiweissgerinnung durch Säure etc. (S.285)

Ergänzung der Fortschritte durch Paracelsus durch die Analyse von Hemleben:
-- Erkennen des Lungenstoffwechsels
-- Erkennen einer ersten Mundverdauung (S.285)
-- wichtige Erkenntnisse in der Psychiatrie (S.286)
-- gründliche Ausarbeitung der Religionspathologie (S.286) mit Erkennen massenpsychologischer Phänomene (S.286) [durch die Terror-Kirche und ihre "heiligen" Kriegsbücher].

1945
Die Gebeine von Paracelsus landen vorübergehend in einem Kehrichtbehälter
verschuldet durch einen dummen "amerikanischen" Soldaten (S.241).

1945-1989
DDR: Die sozialen Ideen von Paracelsus werden am Rande der Gesellschaft positiv umgesetzt
(S.378)

1951
Karl-Heinz Weimann: Wörterverzeichnis der Fachsprache von Paracelsus; Dissertation, Erlangen
Die Dissertation mit dem Wörterverzeichnis bleibt aber gemäss Pirmin Meier unveröffentlicht (S.146).

1955
Kärnten: Publikation der "Kärntner Schriften" von Paracelsus von 1538
Nach über 400 Jahren kann sich die Regierung von Kärnten dazu durchringen, Paracelsus-Bücher herauszugeben:
-- Buch: Sieben Defensionen (S.240)
-- Buch: "Labyrinthus medicorum errantium" / "Labyrinth der irrenden Ärzte" mit der Definition: "Aus dem Lebendigen gehet der Grund", bzw.: Krankheiten soll man am lebenden Menschen erkennen und nicht an der Leiche (S.100,240).
-- Buch: "Buch von den tartarischen Krankheiten" über die Steinbildungen
-- Buch: "Chronik des Landes Kärnten (S.240)

Die Bücher werden in einer Prachtsausgabe von Kurt Goldamer, Gisbert Moro und Karl-Heinz Weimann herausgegeben (S.240).

1979
Blaser rühmt Paracelsus als den Doktor, der perfekt sein wollte
<Seine ärztliche Ethik ... gipfelt in der Forderung des vollkommenen Arztes. Der vollkommene Arzt ist für Paracelsus derjenige, der die reichste Erfahrung besitzt. Je mehr er aus echtem Wissensdrang erfährt, desto reifer wird seine Meisterschaft, desto grösser wird sein Besitz an selbsterworbenen Kenntnissen, die er dem Kranken nutzbar machen kann.> (S.294)

In: Blaser, Robert-Henri: Paracelsus in Basel. Muttenz-Basel 1979, S.142

[Leider war Paracelsus mit Alkoholsucht, Raufboldtum und Schmähungen nicht sehr "perfekt"].

1991

Am Leichnam von Paracelsus wird immer noch eine Autopsie gemacht
weil man immer noch nicht weiss, an was er gestorben ist (S.8).

1993
Paracelsusjahr: Vermutung, dass Paracelsus ein Zwitter gewesen sei
wegen Zwittermerkmalen, publiziert vom Gerichtsmedizinischen Institut der Universität Wien (S.241)

heute / 1993
Neue Paracelsusreihen heute
Die Paracelsus-Gesamtausgaben werden heute herausgegeben
-- von der Universität Marburg
-- von der Schweizerischen Paracelsus-Gesellschaft: "Nova Acta Paracelsica", seit 1944
-- von der Internationalen Paracelsus-Gesellschaft Salzburg: "Salzburger Beiträge zur Paracelsus-Forschung", seit 1951
-- von Kurt Goldammer: Reihe: "Kosmosophie" mit Neuerscheinung "De invocatione Beatae Mariae Virginis - Paracelsus und die Marienverehrung" von Katharina Biegger, zur Kirchengeschichte, Mariologie und Frauenforschung (S.382)

Paracelsus in der Weltliteratur
-- eine Zusammenfassung, wo Paracelsus überall erwähnt wrid, stammt von Karl-Heinz Weimann: "Hohenheim in der Weltliteratur"; In: Germanisch-Romanische Monatsschrift 1961 (S.394)
-- Paracelsus wird z.T. zu einem zweiten "Faust" hochstilisiert, z.B. in Brownings "Paracelsus" 1835, deutsch 1904 (S.400)
-- Arthur Schnitzler schrieb ein "Paracelsus-Versspiel in einem Akt" (S.401)
-- Max Mells schrieb ein Traumspiel: "Der Garten des Paracelsus. Dramatische Phantasie" (1964) (S.402)

-- es existiert auch eine Trilogie über Paracelsus von Erwin Guido Kolbenheyer (1878-1962) (S.403): Erster Teil: "Die Kindheit des Paracelsus" (1917); zweiter Teil: "Das Gestirn des Paracelsus" (1922); dritter Teil: "Das dritte Reich des Paracelsus" (1925). Die Trilogie wird ein Langzeiterfolg und wird von der UFA auch verfilmt mit Werner Krauss in der Titelrolle (S.404).

Elemente:
oo  das biographische Material ist gut recherchiert, viele kulturgeschichtliche Details und "packend" dargestellt
oo  der Zusammenhang mit einem "Dritten Reich" ist aber fatal, wobei dabei das gnostische Zeitalter des Heiligen Geistes gemäss Joachim von Fiore gemeint ist und nicht das Nazi-Reich Hitlers gegen den Gulag-Kommunismus (S.405)

-- und es existiert eine weitere Trilogie über Paracelsus von Rosemarie Schuder (1972 in der DDR) mit einer versteckten Regimekritik
oo  es sind drei gut geschriebene historische Romane
oo  mit ausgedehnten Recherchen
oo  der Hexen- und Teufelsglauben wird unterschlagen zugunsten eines frührationalistischen Arztes und Bauernbefreiers
oo  Paracelsus wird bei Rosemarie Schuder zu einem Klassenkämpfer, wie er von den kommunistischen Regimen gefragt ist (S.405)

Ende

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Quellen
[web01] http://de.wikipedia.org/wiki/Paracelsus
[web02] http://books.google.co.th/books?id=8FTnLv8s8NEC&pg=PA16&lpg=PA16&dq=Wendelin++paracelsus&source=bl&ots=iefNIOVHmL&sig=8cQJGrLGqcuOHmQCDlONtH5OMzM&hl=de&sa=X&ei=eoIbUcXKKIrmrAejz4CADg&redir_esc=y#v=onepage&q=Wendelin%20%20paracelsus&f=false
[web03] http://www.archive.org/stream/paracelsusforsc01sudhgoog/paracelsusforsc01sudhgoog_djvu.txt
[web04] http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_von_Suchten
[web05] http://books.google.co.th/books?id=EiQ-AAAAcAAJ&pg=PA3&lpg=PA3&dq=%22Johann+Scultetus%22+montanus&source=bl&ots=jJC58uydaS&sig=5RnMOzCbNh08-KUU1pyga_gQpac&hl=de&sa=X&ei=MGUcUcn7BOOtiAfXpICQDg&redir_esc=y#v=onepage&q=%22Johann%20Scultetus%22%20montanus&f=false
[web06] http://list.genealogy.net/mm/archiv/schlesien-l/2001-06/2001-06f.html
[web07] http://de.wikipedia.org/wiki/Adam_von_Bodenstein
[web08] http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Toxites
[web09] http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Winter
[web10] http://de.wikipedia.org/wiki/Hermes_Trismegistos
[web11] http://www.hs.uni-hamburg.de/DE/GNT/seminar/pdf/paracelsus.pdf
[web12] http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Dorn
[web13] http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Oporinus
[web14] http://www.jstor.org/discover/10.2307/20777212?uid=3739136&uid=2129&uid=2&uid=70&uid=4&sid=21101648741253
[web15] http://de.wikipedia.org/wiki/Giordano_Bruno



Bildernachweis

Titelbilder
-- Paracelsus in jungen Jahren: http://www.thoemmes.com/sci_gal/image86.htm
-- Paracelsus in älteren Jahren: http://natura-naturans.de/tam/


-- Briefmarke 1991 aus Österreich: http://www.aeiou.at/aeiou.stamp.1991.910927b


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