Die Swiss steht vor einem Arbeitskampf der ungewohnten Sorte. Eine Gruppe von 150 Piloten und Flugbegleiter unter dem Namen „Airliners for Humanity“ will die Firma vor Arbeitsgericht zerren. Dies, falls die letzte Schlichtungsrunde um Ungeimpfe scheitert. „Dann wird es leider zu einem ordentlichen Gerichtsverfahren führen, was wir eigentlich nach wie vor verhindern wollen“, sagt ein Sprecher der Organisation.

Hintergrund ist die vom Swiss-Topmanagement durchgepaukte Impfpflicht für alle Mitarbeiter der Airline, die zum deutschen Lufthansa-Konzern gehört. Diese war letzten August angekündigt worden. Trotz rapide verblassender Corona-Gefahr hält Swiss-CEO Dieter „Franks“ Vrancks eisern am beschlossenen Plan fest. Seit Februar erhalten Renitente die Kündigung.

Die Swiss ist innerhalb der Lufthansa-Gruppe die einzige Airline, die eine Impfpflicht für ihr Personal verfügte. Auch weltweit gibt es nur wenige Fluggesellschaften mit einem solchen Zwang. Die Flughäfen sind zudem fast überall offen für geimpftes wie ungeimpftes Flugpersonal. An einigen Destinationen wird noch unterschieden, beispielsweise in Asien. Doch das sind Ausnahmen. So können ungeimpfte Piloten und Flugbegleiter weiter für den matchentscheidenden US-Markt eingesetzt werden. Auch Europa kennt keinerlei Airline-Impfpflicht.

[CEO Dieter Vrancks behauptet: Ohne tödliche GENimpfung sei kein normaler Flugbetrieb möglich - aber andere schaffen das doch - und die Situation auf den Flughäfen hat sich weitgehend normalisiert!]

Warum also bleibt die Swiss-Spitze unter Hardliner „Franks“ hart? Ein Sprecher der Fluggesellschaft nennt „fürsorgliche“ und „operationelle“ Gründe – betont also, dass man das Gute fürs Personal und für den Betrieb wolle. „Als Airline sind wir besonders betroffen von den weltweiten Einreiserestriktionen, welche sich immer wieder auch kurzfristig verändern“, meinte er gestern per Email-Antwort. „Die unterschiedliche Handhabung geimpfter und ungeimpfter Besatzungsmitglieder und die damit verbundene hohe Komplexität der Einsatzplanung hätten zur Folge, dass auf mittel- und langfristige Sicht kein geordneter Flugbetrieb mehr sichergestellt werden könnte.“ „Einzelne Destinationen und Regionen könnten nicht mehr bedient werden, dies würde das Hubsystem signifikant beeinträchtigen. Zudem führt eine unterschiedliche Handhabung zu Ungleichbehandlungen bei der Einsetzbarkeit der Besatzungsmitglieder.“

Intern gab diese Argumentation unter den „Airliners for Humanity“ wiederholt zu reden. Auf Fragen aus deren Reihen, welche Destinationen konkret von Ungeimpften nicht angeflogen werden könnten, seien stets ausweichende Antworten gekommen, so ein Sprecher der Organisation. Jedenfalls habe es sich die ganze Corona-Zeit um wenige Ausnahmen gehandelt. Diese hätte man mit geringem Aufwand bewältigen können, ohne die Gruppe der Ungeimpften – diese mache rund 10 Prozent des Personals aus – zu diskriminieren. Heute gelte dies noch viel mehr als vor ein paar Wochen. „Es gibt Zeichen für Hoffnung und es besteht eine grundlegend neue Situation“, sagt der Humanity-Sprecher. Damit sei es Zeit, die Lagebeurteilung vom Sommer zu überdenken – „um eine Massenentlassung zu verhindern und somit Arbeitsplätze zu schützen“. Die ungeimpften Piloten hätten sogar ihren Kündigungsschutz hergegeben, um wieder zu fliegen.

Kein Gehör.

Worum also geht es beim sturen Festhalten an einer Impfpflicht, die angesichts der Corona-Gefahr niemandem mehr einleuchtet? Sicher ist: Die Swiss muss teures Personal rekrutieren, um die hochschiessende Nachfrage zu bewältigen, wie deren Sprecher ausführt. „Um dem erwarteten Aufkommen zu begegnen, wird die Swiss im Laufe des Jahres neue Cabin Crew Member im dreistelligen Bereich einstellen. In diesem Kontext werden ab April auch über die Hälfte jener in Zürich und Genf stationierten Cabin Crew Member zur Swiss zurückkehren, die das Unternehmen im Rahmen der Restrukturierung verlassen mussten.“

[Die Gewerkschaften scheinen von Vrancks geschmiert]

Ungeimpfte raus, geimpfte Entlassene und Neue rein – für die Gewerkschaften ist das offenbar tiptop. Diese verhalten sich jedenfalls still. Sowohl die Kapers für die Flugbegleiter als auch die Aeropers für die Piloten stehen wie eine Eins hinter Swiss-CEO Vrancks und dessen Management, was die Impfpflicht angeht. Weil sie damit alle Geimpften – die grosse Mehrheit bei der Swiss, Obligatorium sei Dank – für die nächsten Jahre vor Entlassungen schützen können? Es wäre eine Diskriminierung der Sonderklasse – und dies erst noch bei einer Firma, die vor 2 Jahren vom Steuerzahler 1,5 Milliarden Corona-Hilfe erhalten hat.