aus: Welt online: Nanotechnik: Stromerzeugung durch Reibung
in der Hose; 14.2.2008;
http://www.welt.de/wissenschaft/article1667819/Stromerzeugung_durch_Reibung_in_der_Hose.html
Schon der Herzschlag des Trägers, Schritte oder ein
leichter Wind reichten aus, um winzige, an textilen
Mikrofasern angebrachte Nanodrähtchen zu bewegen und aus
deren Verformung Strom zu gewinnen, schreiben die Forscher
im britischen Fachjournal „Nature“. Von der Anwendung ist
das Material allerdings noch weit entfernt.
Zhong Lin Wang und Kollegen vom Georgia Institute of
Technology in Atlanta (US-Staat Georgia) hatten
Zinkoxid-Nanodrähte sternförmig an Textilfasern wachsen
lassen und verarbeiteten diese Fasern dann laut „Nature“
zu einer Art Garn. „Indem zwei Fasern sich verhaken und
die Nanodrähte bewegen, wird mechanische Energie mittels
eines piezo-elektrischen Halbleiter-Prozesses in
Elektrizität umgewandelt“, erläutern die Forscher.
Der bereits Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte
Piezoeffekt beschreibt die Eigenschaft mancher Kristalle,
bei Verformungen eine elektrische Spannung zu erzeugen.
Das wird heute in zahlreichen Geräten ausgenutzt, darunter
Tintenstrahldrucker, Quarzuhren und elektrische
Feuerzeuge.
Die Forscher kombinierten ihre elektrischen Spezialfasern
paarweise, so dass sie sich wie überlange Bürsten einer
Autowaschanlage gegenüberstehen. Schon bei winzigen
Bewegungen verformen sie sich gegenseitig und erzeugen
Elektrizität. Ein einzelner solcher Generator aus zwei
Elektrofasern lieferte im Labor eine Leistung von etwa 16
Pikowatt (billionstel Watt).
Etwa ein Quadratmeter ihres Stoffs könnte ausreichen, um
bis zu 80 Milliwatt (tausendstel Watt) Elektrizität zu
erzeugen - genügend für elektronische Kleingeräte wie
Handys oder auch kleine militärische Sensoren, berichten
die Wissenschaftler. Dafür müsse das Material aber noch
optimiert werden.
Bislang haben die Forscher erst etwa 200 ihrer
Doppelfaden-Generatoren produziert. Die Technik könne in
Kleidung aber auch bei Zeltleinwänden zum Einsatz kommen.
Ein praktisches Problem gilt es jedoch noch zu überwinden:
Zinkoxid ist wasserempfindlich, die Spezialtextilien
ließen sich in der derzeitigen Version nicht waschen.
dpa/oc>
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24.8.2011: <Schuhsohlen liefern künftig Strom
für Handys>
aus: Welt online; 24.8.2011;
http://www.welt.de/wissenschaft/article13562591/Schuhsohlen-liefern-kuenftig-Strom-fuer-Handys.html
<Ein neues System wandelt
mechanische Energie effektiv in Elektrizität um: Ein
Gang um den Häuserblock reicht aus, um Handys mit
Strom zu versorgen.
US-amerikanische Forscher haben eine neue Technologie
entwickelt, mit der sich die Energie unserer Bewegungen
direkt in Strom umwandeln lässt. Dieses als „reverse
elektrowetting“ bezeichnete Verfahren könne bis zu 1000
Watt Leistung pro Quadratmeter erbringen, berichten die
Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature Communications“. Es
reagiere sowohl auf Vibration als auch auf Druck und sei
daher vielseitig einsetzbar.
Ein solches System ließe sich beispielsweise in die
Sohle von Schuhen einbauen, schreiben Tom Krupenkin und
J. Ashley Taylor von der University of
Wisconsin-Madison.
Ihren Berechnungen zufolge könnte dies einen Ertrag
von bis zu zehn Watt pro Fuß liefern – und damit
ausreichend Energie, um beispielsweise Handy, Radio oder
Laptop zu betreiben.
Übertragen werden könnte der Strom entweder per Kabel
oder aber auch drahtlos per Funkschnittstelle, sagen die
Forscher. Im Gegensatz zu herkömmlichen Batterien und
Akkus müsse dieses System zudem nicht extra aufgeladen
werden. Die Energie werde schon durch normales Gehen
konstant nachgeliefert.
„Menschen sind sehr starke energieproduzierende
Maschinen“, sagt Krupenkin. Ein sprintender Mensch könne
bis zu ein Kilowatt Energie erzeugen. „Was bisher
fehlte, war eine Technologie, mit der sich diese
mechanische Energie effektiv in elektrische umwandeln
lässt“, sagt der Forscher.
Das neue System schließe nun diese Lücke. Im nächsten
Schritt wollen die Wissenschaftler ihr Verfahren für
konkrete Anwendungen anpassen und so praktisch nutzbar
machen.
Mikrotröpfchen im Dünnfilm-Sandwich
Die Basis der neuen Technologie bilden zahlreiche
Tröpfchen einer leitfähigen Flüssigkeit. Diese liegen
zwischen zwei Schichten eines speziell strukturierten
Dünnfilms. Bestimmte Bereiche dieses Films sind leitend
und dienen als Kontaktfläche.
Bei mechanischem Druck oder Vibration bewegen sich die
Tröpfchen, und ihre Überlappung mit der Kontaktfläche
verändert sich. Wird sie kleiner, fließt ein Teil der
normalerweise zwischen Dünnschicht und Tropfen
gehaltenen elektrischen Spannung über einen elektrischen
Leiter ab. Dieser „überschüssige“ Strom kann nun zum
Betreiben von elektrischen Geräten genutzt werden.
Je höher die Anzahl der aneinandergereihten Tröpfchen,
desto höher sei dabei die Stromausbeute, sagen die
Forscher. Ein in die Schuhsohlen integriertes System
müsste rund 1000 Tröpfchen umfassen, um rund zehn Watt
pro Schuh zu liefern. In der Sohle bewegten sich die
Tröpfchen in einem eng gewundenen Kanal zwischen zwei
Flüssigkeitsreservoirs hin und her und erzeugten so
Strom.
Neues System schließt Lücke zwischen ganz klein und
ganz groß
Technologien, die mechanische Bewegung in elektrische
Energie umwandeln, existierten bisher fast nur im Makro-
oder Mikromaßstab, schreiben die Forscher. Auf der einen
Seite stehen dabei Großgeräte wie Windanlagen, auf der
anderen leistungsschwache Umwandler in Uhren oder
einigen Sensoren.
„Was bisher fehlte, ist die Leistung im Wattbereich“,
sagt Taylor. Diesen für die portable Elektronik
benötigten Energiebereich decke nun das neue System ab.
Nach Ansicht der Forscher werden sich Akkus und
Batterien zwar in naher Zukunft noch nicht komplett
einsparen lassen. Das neue Verfahren könne aber dazu
beitragen, ihre Zahl zu reduzieren. Damit würden dann
auch Kosten und Umweltbelastung durch die
Batterieproduktion und Entsorgung sinken.
dapd/oc>
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30.8.2011: <Technik: Der nächste
Zukunftstrend: Strom in der Jacke>
aus: n-tv online; 30.8.2011;
http://www.n-tv.de/ticker/Technik/Der-naechste-Zukunftstrend-Strom-in-der-Jacke-article4173786.html
<München (dpa)
- Ohne Steckdose ist der moderne Mensch völlig hilflos
- denn ohne Strom funktioniert das schönste Smartphone
nicht. Abhilfe naht: Wissenschaft und Unternehmen
arbeiten an einer Synthese von High-Tech und Textil.
Die mobile Stromversorgung in der Jacke naht.
Jeder mobile Arbeitnehmer in Deutschland kennt das
Problem: Akku leer, nichts geht mehr. Die traurigen
Konsequenzen: Der Kontakt zur Außenwelt bricht ab, der
Chef tobt, die Kunden sind verärgert. Für den modernen
Büromenschen auf Reisen ist eine produktive Tätigkeit
ohne Handy und Laptop ausgeschlossen. Die gute
Nachricht: Derart unerfreuliche Krisen des Arbeitslebens
könnten in einigen Jahren der Vergangenheit angehören.
Allmählich hält die Hochtechnologie auch in der
Bekleidungsbranche Einzug. Wissenschaftler und
Unternehmen experimentieren mit den Einsatzmöglichkeiten
von High-Tech in Textilien. Ein vielversprechender
Trend: Eingebaute Solarzellen in Mänteln, Jacken und
Rucksäcken.
Die bislang üblichen Silizium-Solarzellen haben
allerdings für Textilien einen entscheidenden Nachteil:
Sie sind nicht faltbar. Abhilfe bringen könnte eine
Neuentwicklung, die maßgeblich vom Freiburger
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE)
vorangetrieben wird: biegsame organische Solarzellen,
die auf dünnen Folien angebracht sind. Interesse daran
hat unter anderem der Münchner Traditionshersteller
Lodenfrey.
«Das ist eine Sache, die finde ich sehr spannend», sagt
Klaus Faust, der Chef von Lodenfrey Menswear. «Sie
spazieren durch die Sonne und anschließend ist ihr Handy
aufgeladen.» Die Solarjacke hat es allerdings noch nicht
zur Marktreife geschafft. Denn Wissenschaftler und
Unternehmen müssen bei Solar-Textilien allerlei
technische Herausforderungen bewältigen - unter anderem
das Problem der Waschmaschine. Bislang sind Solarzellen
nicht für den Vollwaschgang bei 60 Grad ausgelegt.
Eigentlich hatten die Freiburger Wissenschaftler bei
der Entwicklung der organischen Solarzelle einen anderen
Abnehmerkreis im Sinn. «Das ist eine relativ junge
Technologie, die langfristig einen Beitrag zur
Energieversorgung liefern kann», sagt Sprecherin Karin
Schneider. Die Zukunftsvision: Organische Solarfolien
könnten auf Markisen oder Gebäudefassaden geklebt werden
und dort Strom produzieren. Doch Interesse hat
keineswegs nur die Bauindustrie, sondern eben auch die
Bekleidungsbranche. «Von einer Herstellung im großen
Stil sind wir noch ein bisschen weg, aber da ist viel im
Fluss», sagt Schneider.
Jacke oder Pullover mit eingebautem Mini-Solarkraftwerk
könnten noch andere Funktionen haben: «Denkbar sind zum
Beispiel Sicherheitswesten mit eingebauter Beleuchtung»,
sagt Lodenfrey-Manager Faust. «Ein Gag für die Disco
wäre auch möglich, dann leuchtet die Jacke im Rhythmus
der Musik.» Lodenfrey experimentiert auch mit anderen
Neuheiten: In Kooperation mit einem israelischen
Erfinder tüftelt die Firma an einer Motorrad-Jacke mit
eingebauter Klimaanlage. Eine weitere Option: Jacken und
Mäntel mit eingebautem Heizgewebe. «Zum Beispiel eine
leichte Jacke mit Kragenheizung für das Cabrio», sagt
Faust. Auch für frierende S-Bahn-Pendler wäre ein
beheizter Mantel in den kalten Wintermonaten
möglicherweise eine attraktive Option.
Innovation sei auch für die Hersteller von
Traditionsbekleidung wichtig, meint Faust. «Nur von der
Tradition leben ist gut und schön, aber ein bisserl
riskant.» Von zentraler Bedeutung sei die Vernetzung mit
anderen Unternehmen und Wissenschaftlern, meint der
Manager. «In der Bekleidung kann man nur zu tollen neuen
Innovationen kommen, wenn man die Partner findet», sagt
Faust. Denn ein Bekleidungshersteller ist nun mal kein
High-Tech-Unternehmen.
An dieser Stelle kommt die Politik ins Spiel, denn eine
wichtige Rolle spielen sowohl der Bund als auch die
Landesregierungen, und zwar in zweierlei Hinsicht: Auf
der einen Seite gibt es Zuschüsse für
Forschungsprojekte, auf der anderen gibt es Programme,
um Mittelständler und Wissenschaftler zusammenzubringen.
Die organische Solarzelle wird vom Bund gefördert, und
Lodenfrey hat für sein Projekt des heizbaren Gewebes
auch einen «Innovationsgutschein» des bayerischen
Wirtschaftsministeriums in Anspruch genommen - der
Freistaat gibt 7500 Euro Zuschuss, das Unternehmen zahlt
noch einmal die selbe Summe. «Es müssen nicht immer die
großen Dinge sein, auch die kleinen helfen», sagt Faust
dazu.
Das Wirtschaftsministerium ist auch zufrieden. Seit
2009 wurden 716 Innovationsgutscheine bewilligt - oft
für Projekte, die auf den Blick wie ferne Zukunftsmusik
wirken «Aus unserer Sicht ist das ein voller Erfolg»,
sagt ein Sprecher des Ministeriums. Doch bis zur vollen
Marktreife solargetriebener Textilien werden wohl noch
einige Jahre vergehen.
Quelle: n-tv.de / dpa>